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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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114 V egetationsglie<strong>der</strong>ung<br />

gerufen werden können, ist es eine <strong>der</strong> umstrittensten<br />

vegetationskundlichen Fragen, wo dieser<br />

Vegetationstyp natürlich ist (als Feuer- bzw.<br />

biotische Klimax) und wo nicht (als anthropogene<br />

Klimax). Ist <strong>der</strong> Gegensatz Regenzeit/Trokkenzeit<br />

stärker verwischt (z. B. durch Ausbildung<br />

mehrerer kürzerer Regenzeiten), so kann <strong>der</strong><br />

Wald auch im semihumiden Bereich einen größeren<br />

Anteil an Immergrünen enthalten und ähnelt<br />

dann mehr dem extratropischen Hartlaubwald<br />

(s. unten). Sonst gibt es Vorkommen immergrünen<br />

Waldes im Grundwasserbereich dauernd<br />

fließen<strong>der</strong> Flüsse; sie bleiben als „Galeriewäl<strong>der</strong>“<br />

auch in Savannengebieten erhalten,<br />

soweit sie wegen des Fehlens vertrockneten<br />

Unterwuchses von Bränden verschont werden.<br />

Jenseits <strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze, in den<br />

semiariden Gebieten, setzt sich die Vegetation<br />

aus einer Fülle verschiedenartiger Lebensformen<br />

zusammen. Physiognomisch dominieren Holzgewächse,<br />

so Kleinbäume o<strong>der</strong> Sträucher mit<br />

immergrüner o<strong>der</strong> regengrüner Belaubung, auch<br />

solche von extrem xeromorphem (oft dornigem)<br />

o<strong>der</strong> sukkulentem Bau sowie xeromorphe Klein-<br />

Schopfbäume; hinzu kommen Klein- und Zwergsträucher<br />

ähnlicher Bautypen, xeromorphe Gräser<br />

und Stauden, Geophyten und Therophyten.<br />

Welche <strong>der</strong> Gehölz-Lebensformen die Vegetation<br />

beherrschen, hängt sowohl vom speziellen<br />

Klimacharakter ab (Menge, Verteilung und Ausmaß<br />

<strong>der</strong> jährlichen Schwankungen des Nie<strong>der</strong>schlages)<br />

als auch von den Bodenverhältnissen,<br />

die unter so extremem Klima für die Physiognomie<br />

genau so bestimmend sein können wie das<br />

Klima selbst. So zeigt die klimatische Klimaxvegetation<br />

viele Abwandlungen, die aber im globalen<br />

Rahmen nicht kartierbar sind; sie werden<br />

daher als Formation <strong>der</strong> Trockengehölze zusammengefaßt.<br />

Die Brandgefährdung ist auch<br />

hier erheblich, aber nicht so stark wie im Regengrünen<br />

Wald.<br />

In den ariden Gebieten bleiben von den Lebensformen<br />

<strong>der</strong> semiariden nur die niedrigwüchsigen<br />

übrig. Sie bilden eine offene Halbwüsten-Vegetation,<br />

die unter extremsten (perariden)<br />

Bedingungen, in den Vollw üsten,<br />

schließlich nur noch auf den edaphisch günstigsten<br />

Lagen auftritt.<br />

b<br />

Méridionale und Australe Zone<br />

Diese beiden Zonen werden zusammen behandelt,<br />

denn sie haben nicht nur dieselbe thermische<br />

Klimax (den Lorbeerwald), son<strong>der</strong>n auch<br />

eine ± identische Vegetationsabfolge entlang<br />

dem Feuchtegradienten. Sie werden oft als „subtropische“<br />

Zonen zusammengefaßt. Dieser Terminus<br />

hat jedoch so viele unterschiedliche Bedeutungen,<br />

daß er - zumindest in vegetationskundlicher<br />

Hinsicht - kaum einen definierten<br />

Aussagewert besitzt; wir ersetzen ihn deshalb<br />

durch „peritropisch“, wenn eine gemeinsame<br />

Benennung benötigt wird. Wie in allen extratropischen<br />

Zonen, müssen die semihumiden<br />

Gebiete hier differenziert werden in solche mit<br />

Sommerregen und solche mit Winterregen. In<br />

Sommerregengebieten fällt die hygrisch günstige<br />

mit <strong>der</strong> thermisch günstigen Jahreszeit zusammen,<br />

wodurch <strong>der</strong> Unterschied Sommer/<br />

Winter verstärkt wird; das begünstigt das Auftreten<br />

tropophytischer Lebensformen. Für Winterregengebiete<br />

gilt das Umgekehrte.<br />

Die meisten semihumiden Teile bei<strong>der</strong> Zonen<br />

haben W interregen. Sie tragen einen modifizierten<br />

Lorbeerwald, <strong>der</strong> wegen seines anscheinend<br />

erhöhten Anteils an Sippen mit harten,<br />

skleromorphen Blättern traditionell als<br />

Hartlaubwald bezeichnet wird. In den beiden<br />

m eridionalen W interregengebieten ist <strong>der</strong><br />

Sippenbestand dieser klimatischen Klimax ±<br />

eine trockenresistente Auslese aus <strong>der</strong> nordhemisphärischen<br />

Lorbeerwaldflora; die Flora <strong>der</strong><br />

australen Hartlaubwaldgebiete ist dagegen viel<br />

eigenständiger. Auf edaphischen Extremstandorten<br />

können Koniferen eine große Rolle spielen.<br />

Bereiche mit Sommerregen sind demgegenüber<br />

unbedeutend. Ihre Vegetation zeigt meist<br />

eine Mischung aus Gehölzen des Lorbeerwaldes<br />

mit nemoralen Sommergrünen und/o<strong>der</strong> tropischen<br />

Regengrünen, läßt sich also als Ökoton<br />

zwischen den betreffenden Klimaxgebieten auffassen.<br />

In semiariden Gebieten mit Sommerregen<br />

können auf beson<strong>der</strong>s hierzu geeigneten Böden<br />

Formationen aus hochwüchsigen Gräsern auftreten,<br />

die den nemoralen Steppen (S. 115) ähneln;<br />

nach dem Gebiet ihrer Hauptverbreitung<br />

kann man sie als Pampa bezeichnen. Sonst, vor<br />

allem wo W interregen vorherrscht, ähnelt das<br />

Vegetationsmosaik sehr dem <strong>der</strong> Trockengehölze<br />

in den semiariden Tropen. Es treten

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