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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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164 Die Tropische Zone<br />

mergrün, und die Blüten <strong>der</strong> einzelnen Arten<br />

erscheinen zu unterschiedlichen Zeiten, auch<br />

in dieser Hinsicht gibt es also keine jahreszeitlichen<br />

Aspekte.<br />

Da dem Klima <strong>der</strong> Rhythmus fehlt, liegt die<br />

Annahme nahe, daß auch das Wuchsverhalten<br />

<strong>der</strong> Bäume aperiodisch sei. Das stimmt aber so<br />

nicht, vielmehr gibt es beide Verhaltensweisen:<br />

sowohl kontinuierliches Wachstum als auch<br />

rhythmisches Wachstum mit einer autonomen<br />

Periodizität.<br />

Kontinuierliches Wachstum ist beson<strong>der</strong>s für viele<br />

tropische Palmen charakteristisch (ebenso für an<strong>der</strong>e<br />

Vertreter des Palmenmodus, z. B. Baumfarne). Nach<br />

Erreichen des endgültigen Stammdurchmessers und<br />

Beginn des Höhenwachstums enthält ihre Blattrosette<br />

im Idealfall dauernd die gleiche Anzahl ausgewachsener<br />

und heranwachsen<strong>der</strong> Blätter: mit dem Absterben<br />

eines alten Blattes tritt zugleich ein neues in den Blattschopf<br />

ein (Abb. 74). Es werden also am Vegetationskegel<br />

in immer gleichem Zeitabstand neue,<br />

völlig gleichartige Blattanlagen erzeugt, die - zumindest<br />

solange die Pflanze nur vegetativ wächst - nur<br />

Laubblätter ergeben. Bei Cocoi nucifera sind z. B. gewöhnlich<br />

30 fertige und 30 unentfaltete Blätter vorhanden;<br />

da sich etwa jeden Monat ein neues Blatt<br />

entfaltet, beträgt die Gesamtlebensdauer eines Blattes<br />

von <strong>der</strong> Anlegung bis zum Abwurf etwa 5 Jahre, wovon<br />

die Zeit <strong>der</strong> photosynthetischen Aktivität etwa<br />

die Hälfte ausmacht. Bei Elaeis guinecnsis enthält die<br />

Rosette etwa 40 Blätter, <strong>der</strong> Abstand zwischen <strong>der</strong><br />

Entfaltung (bzw. <strong>der</strong> Anlegung) zweier Blätter beträgt<br />

16 Tage. Ist das Klima nicht ganz gleichmäßig, son<strong>der</strong>n<br />

leicht periodisch (hygrisch-saisoniert o<strong>der</strong> randtropisch),<br />

so wird die zeitliche Periode während <strong>der</strong><br />

ungünstigeren Jahreszeit verlängert, jedoch ohne daß<br />

morphologische Unterschiede auffreten.<br />

Ein solches ununterbrochenes Wachstum ist jedoch<br />

auch bei dikotylen Normalbäumen nicht selten,<br />

nur ist <strong>der</strong> Ablauf hier infolge <strong>der</strong> Verzweigung<br />

komplizierter. Bei Rhizophora mangle befinden sich in<br />

<strong>der</strong> von den Stipeln des jüngsten entfalteten Blattes<br />

umhüllten Knospe stets 3 noch unfertige Blattpaare;<br />

<strong>der</strong> Zeitabstand zwischen <strong>der</strong> Entfaltung zweier aufeinan<strong>der</strong>folgen<strong>der</strong><br />

Paare ist aber je nach dem Verzweigungsgrad<br />

unterschiedlich. Im übrigen entspricht dem<br />

kontinuierlichen Blattwachstum auch ein gleichmäßiges<br />

sekundäres Dickenwachstum; das Holz solcher<br />

Dikotylen enthält folglich keine Wachstumsringe.<br />

Ebenso häufig ist bei Dikotylen aber auch ein<br />

rhythmisches Wachstum. Es beruht letztlich darauf,<br />

daß die beiden Vorgänge <strong>der</strong> Meristemaktivität und<br />

<strong>der</strong> Blattentfaltung, die beim aperiodischen Wachstum<br />

parallel laufen, zeitlich getrennt sind. Perioden<br />

scheinbarer Ruhe, während <strong>der</strong>er sich das oft von speziellen<br />

Rnospenschuppen geschützte Apikalmeristen^<br />

in Wirklichkeit in intensiver Teilung und Differenzierung<br />

befindet, wechseln mit solchen plötzlicher<br />

Internodienstreckung und Blattentfaltung (Abb. 75).<br />

Die Dauer eines solchen Wuchszyklus ist verschieden:<br />

meist sind es mehrere Zyklen im Jahr (bei Hevea<br />

brasiliensis z. B. etwa 6-9); es gibt aber auch einzelne<br />

Fälle mit Zyklen von über 2 Jahren. Die Entfaltung<br />

erfolgt oft außerordentlich rasch: die präformierten<br />

beblätterten Zweige brechen in kürzester Zeit aus <strong>der</strong><br />

Knospe hervor, sie sind dabei noch weich und unverholzt,<br />

so daß sie herabhängen, und von weißer, gelblicher<br />

o<strong>der</strong> rötlicher Farbe. Diese „Laubausschüttung“<br />

(Abb. 69.3), die von weitem den Eindmck des Blühens<br />

machen kann, gilt als typisches Phänomen des<br />

Regenwaldes. Am ausgewachsenen Zweig ist die Periodizität<br />

anhand <strong>der</strong> unterschiedlichen Blattformen<br />

(o<strong>der</strong> zumindest -großen, sofern keine Knospenschuppen<br />

gebildet werden) zu erkennen; sie manifestiert<br />

sich außerdem in einer rhythmischen Anlegung<br />

von Seitenzweigen. Im Holz führt sie zur Ausbildung<br />

von Wachstumsringen.<br />

Der periodischen Blattentfaltung entspricht meist<br />

ein+ periodischer Laubfall. Die Lebensdauer <strong>der</strong> Blätter<br />

liegt zwischen einigen Monaten und wenigen Jahren;<br />

bei Hevea brasiliensis beträgt sie z. B. etwa 1 Jahr.<br />

In seltenen Ausnahmefällen kann sie kürzer sein als<br />

<strong>der</strong> Wuchszyklus, dann steht die Pflanze kurze Zeit<br />

kahl.

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