Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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Eurytropische Wüste 199<br />
zieren sich floristisch entsprechend wie in <strong>der</strong><br />
vorigen Domäne. Im Klimatyp T6 können, im<br />
Bereich <strong>der</strong> polwärtigen Grenzen, vereinzelt<br />
sogar Fröste unter -1 0 °C auftreten; <strong>der</strong> vollständige<br />
Übergang zur temperierten (nemoralen)<br />
Wüstenflora erfolgt erst hei Minima von -1 5<br />
bis -2 0 °C.<br />
Die regionale Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> eurytropischen<br />
Wüsten ähnelt im Prinzip <strong>der</strong> <strong>der</strong> Trockengehölze,<br />
doch sind die einzelnen Teile stärker voneinan<strong>der</strong><br />
isoliert. So können insgesamt 5 Regionen<br />
unterschieden werden (Abb. 98): die<br />
Sonora-Region (4.1), die Peruanisch-Patagonische<br />
Region (4.2), die Saharo-Sindische Region<br />
(4.3), die Namib-Karru-Region (4.4) und<br />
die Australische Region (4.5).<br />
Menschlicher Einfluß<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> Halbwüsten besteht in einer<br />
extensiven Beweidung. Wegen <strong>der</strong> geringen Produktion<br />
ist zur Ernährung eines Stückes Vieh<br />
eine große Fläche nötig, was zur Folge hatte,<br />
daß die traditionelle Viehhaltung von nomadischen<br />
Völkern betrieben wird. Diese nutzen zugleich<br />
die holzigen Wüstenpflanzen als Brennmaterial.<br />
Zunehmende Bevölkerungszahl und<br />
die daraus resultierende stärkere Nutzung haben<br />
vielerorts die Degradation <strong>der</strong> Halbwüste<br />
zur Vollwüste zur Folge. Intensivere Wirtschaft<br />
war traditionell nur in Fluß- und Quell-Oasen<br />
möglich und wird heute vielfach durch künstliche<br />
Bewässerung aus neu erbohrten Brunnen<br />
betrieben. Dabei ist jedoch große Vorsicht bei<br />
<strong>der</strong> Dosierung <strong>der</strong> Wassermenge geboten, da<br />
überschüssiges Wasser unter Zurücklassung seines<br />
Mineraliengehaltes schnell verdunsten und<br />
so zur Bodenversalzung führen kann.<br />
4.1 Sonora-Region<br />
Die warme Wüstenregion im SW Nordamerikas<br />
erstreckt sich auf beiden Seiten <strong>der</strong> mexikanischen<br />
Hauptgebirgskette, durch die sie in zwei<br />
Teile getrennt wird, die Chihuahua-Wüste im<br />
O und die Sonora-Wüste im W (von dieser wird<br />
oft noch <strong>der</strong> nördlichste Abschnitt an <strong>der</strong> Grenze<br />
gegen die Nemorale Zone als Mojave-Wüste<br />
abgeglie<strong>der</strong>t). Sie entspricht großenteils <strong>der</strong> Variante<br />
T6.H 1. Dabei sind die Nie<strong>der</strong>schläge<br />
ziemlich hoch, peraride Bedingungen treten<br />
nirgends au f Vielmehr sind große Teile des<br />
Gebietes eher Grenzbereich zwischen Halbwüste<br />
und Trockengehölzen, was noch durch das gebirgige<br />
Gelände mit orographisch bedingtem<br />
Nebeneinan<strong>der</strong> feuchterer und trocknerer Lokalitäten<br />
geför<strong>der</strong>t wird. Die floristische Charakteristik<br />
entspricht daher <strong>der</strong> <strong>der</strong> Region 3.1<br />
bzw. 3.1.a mit großer Bedeutung <strong>der</strong> Kakteen,<br />
<strong>der</strong> Agavaceen sowie <strong>der</strong> in 3 .La und 4.1 endemischen<br />
Fouquieriaceen; die Vertreter aller drei<br />
Familien können sowohl als Komponenten<br />
höherwüchsiger Trockengehölze als auch nie<strong>der</strong>wüchsiger<br />
Halbwüsten auftreten. Neben diesen<br />
Sukkulenten bzw. Halb-Sukkulenten för<strong>der</strong>n<br />
die steinigen Gebirgsböden auch das Vorkommen<br />
von Kleinsträuchern; einer <strong>der</strong> auffälligsten<br />
und weitest verbreiteten hiervon ist die<br />
Zygophyllacee Larrea divaricata (Kreosotbusch).<br />
Versalzte Bereiche sind infolge des gebirgigen<br />
Terrains wenig verbreitet.<br />
4.2 Peruanisch-Patagonische Region<br />
Ähnlich wie die vorige wird auch die südamerikanische<br />
Wüstenregion von <strong>der</strong> Andenkette<br />
durchzogen; die Abschnitte auf beiden Seiten<br />
des Gebirges sind aber sehr unterschiedlich und<br />
daher als zwei Unterregionen anzusehen, die<br />
allerdings durch Wüstenbereiche im Gebirge<br />
selbst verbunden werden.<br />
Der Westteil bildet die Atacama-Unterregion<br />
(4.2.a), auch als Peruanisch-Chilenische Küstenwüste<br />
bezeichnet, die sich auf <strong>der</strong> schmalen<br />
Küstenebene und den Westhängen des Gebirges<br />
vom nördlichsten Zipfel Perus bis in die eigentliche<br />
Atacama in N-Chile erstreckt. Ihr Klima<br />
wird vom Einfluß <strong>der</strong> kalten Meeresströmung<br />
(Humboldt-Strom) bestimmt: die Temperaturen<br />
sind dadurch niedrig, aber zugleich<br />
frostfrei (T2), und die Nie<strong>der</strong>schläge sind äußerst<br />
gering (H3; Arica in <strong>der</strong> Atacama 1 mm<br />
Jahresnie<strong>der</strong>schlag). Große Bereiche, vor allem<br />
in N-Chile, sind daher fast pflanzenleere Vollwüste,<br />
in <strong>der</strong> nur die aus dem Gebirge kommenden<br />
Trockenflußbetten (Arroyos) etwas Vegetation<br />
tragen. In den etwas nie<strong>der</strong>schlagsreicheren<br />
höheren Gebirgslagen (meist T 2/6.H 1) wird<br />
die Vegetation vielfach von mittelgroßen Säulenkakteen<br />
beherrscht; charakteristisch sind<br />
auch xerophytische terrestrische Bromeliaceen,<br />
darunter sogar Kleinschopfbäume wie die bekannte,<br />
auf die Oreotropische Stufe beschränkte<br />
Puya raimondii, die die hier wenig bedeuten-