Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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244 Die Méridionale und die Australe Zone<br />
I î r<br />
ersten Frühjahr nach dem Brand erscheint oft<br />
ein beeindrucken<strong>der</strong> Blütenaspekt durch die<br />
zahlreichen schönblühenden Geophyten (meist<br />
Monokotylen); nicht wenige von ihnen kommen<br />
nur nach einem Feuer zur Blüte.<br />
Insgesamt ähneln die Verhältnisse also denen<br />
im kalifornischen Chaparralgebiet. Der große<br />
Unterschied liegt aber darin, daß auch auf<br />
Wuchsorten, die vom Feuer verschont bleiben,<br />
kein richtiger Wald aufkommt. Ausnahmen sind<br />
nur einige aus orographischen Gründen euhumide<br />
Son<strong>der</strong>standorte (SO-Hänge, so <strong>der</strong> des<br />
Tafelberges bei Kapstadt), an denen inselhafte,<br />
verarmte Vorposten des Lorbeerwaldes auftreten.<br />
Im Gebiet des Hartlaubwaldklimas (auch<br />
bei H2 und H l) fehlen jedoch höherwüchsige<br />
Bäume. Als einzige kommt an wenigen, vor allem<br />
felsigen Stellen im Gebirge die zuweilen<br />
20 m erreichende Cupressacee Widdringtonia<br />
vor. Der einzige Laubbaum, <strong>der</strong> 10-15 m erreichen<br />
kann, ist die Proteacee Leucadendron argenteum,<br />
<strong>der</strong> Silberbaum, dessen Berühmtheit als<br />
Symbol <strong>der</strong> kapländischen Hartlaubflora in keinem<br />
Verhältnis zu seiner äußerst sporadischen<br />
Verbreitung steht. Das Fehlen größerer einheimischer<br />
Bäume ist umso unverständlicher, als<br />
exotische Zier- und Forstbäume wie die europäische<br />
Quercus robur, die kalifornische Pinus<br />
radiata und australische Eucalyptus-Axitn ohne<br />
weiteres 25 m und mehr erreichen. Trotz ihrer<br />
Reichhaltigkeit ist die kapländische Flora also,<br />
was die Bäume betrifft, in gewisser Weise ungesättigt.<br />
Die Ungesättigtheit zeigt sich im übrigen<br />
noch viel stärker darin, daß eingeführte australische<br />
Acacia- und H akea-A iten sich mancherorts<br />
in größtem Ausmaße eingebürgert haben<br />
und manche <strong>der</strong> vielen kleinflächig verbreiteten<br />
Endemiten in Gefahr bringen (vgl. S. 81).<br />
Der menschliche Einfluß dürfte in Form <strong>der</strong><br />
Weidenutzung schon lange eine Rolle spielen;<br />
es wird angenommen, daß schon das nomadische<br />
Hirtenvolk <strong>der</strong> Hottentotten durch Anlegung<br />
zusätzlicher Brände im Fynbos die Weidefläche<br />
zu vergrößern suchte. Mit <strong>der</strong> holländisch-nie<strong>der</strong>deutschen<br />
Besiedlung (Jan van Rie-<br />
BEEK 1653) begann <strong>der</strong> Ackerbau; heute sind die<br />
meisten ackerfähigen Flächen in Kultur. Doch<br />
ist die Fynbos-Vegetation im gebirgigen Gelände<br />
noch auf relativ großer Fläche vorhanden.<br />
Gefahr droht ihr einerseits durch Aufforstung<br />
(Pinus radiata, Eucalyptus), an<strong>der</strong>erseits durch die<br />
Ausbreitung <strong>der</strong> eben genannten Exoten.<br />
7.5 Australische Region<br />
Nach dem Mittelmeergebiet ist Australien <strong>der</strong><br />
Erdteil mit <strong>der</strong> größten Ausdehnung von Hartlaubwäl<strong>der</strong>n.<br />
Sie sind auf zwei, durch die großen<br />
Trockengebiete des mittleren Südens getrennte<br />
Areale verteilt. Die Südwestaustralische<br />
Unterregion (7.5.a) umfaßt die SW-Ecke des<br />
Kontinents. Die Südostaustralische U nterregion<br />
(7.5.b) setzt etwa in <strong>der</strong> Umgebung von<br />
Adelaide an <strong>der</strong> Südküste ein und zieht sich<br />
dann an <strong>der</strong> inländischen (nördlichen bzw. westlichen)<br />
Seite <strong>der</strong> Gebirgskette nach O und N,<br />
hier den Übergang (Ökoton) zwischen dem östlichen<br />
Lorbeerwald und <strong>der</strong> Trockenvegetation<br />
des Inneren bildend. In ihrer Vegetation sind<br />
sich beide Gebiete sehr ähnlich; die floristischen<br />
Unterschiede liegen meist nur auf dem Niveau<br />
<strong>der</strong> Arten. Das Klima ist im Bereich <strong>der</strong> Südküste<br />
überall T2, geht aber nach N bzw. dem Inneren<br />
zu bald in TI über. Die Nie<strong>der</strong>schlagsmenge<br />
ist in 7.5.a an <strong>der</strong> SW-Küste sehr hoch;<br />
in dieser Unterregion, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrast zwischen<br />
Regen- und Trockenzeit gut ausgeprägt<br />
ist, läßt sich von SW nach N O ein Klimagradient<br />
<strong>der</strong> Form T2.H1 - T2.H 2 - T1.H3 beobachten.<br />
Im SO liegen die Nie<strong>der</strong>schläge auch<br />
an <strong>der</strong> Küste nirgends höher als H2.<br />
Auch die australische Hartlaubregion gehört<br />
einem eigenen Florenreich an, <strong>der</strong> Australis, das<br />
aber, obwohl durch viele Hartlaubsippen charakterisiert,<br />
weit über die Region hinausreichend<br />
den ganzen Kontinent umfaßt. Mit <strong>der</strong> Kapensis<br />
bestehen manche Ähnlichkeiten, so die hohe<br />
Sippenzahl <strong>der</strong> Proteaceen und Restionaceen;<br />
die Gesamtzahl ist aber bei weitem nicht so<br />
hoch. So enthält das mit <strong>der</strong> Kapensis gut vergleichbare,<br />
wenn auch 3mal so große SW-Australien<br />
nur etwa 280 Gattungen mit 3600 Arten,<br />
gegenüber 990 und 8500 im Kapland; <strong>der</strong><br />
prozentuale Anteil an Endemiten ist mit 6 8 %<br />
<strong>der</strong> Arten in beiden Gebieten gleich. Von einer<br />
„Ungesättigtheit“ <strong>der</strong> Flora, beson<strong>der</strong>s an Gehölzen,<br />
ist in Australien nichts zu merken.<br />
Die australische Hartlaubvegetation wird in<br />
<strong>der</strong> Baumschicht von einer einzigen Gattung beherrscht:<br />
Yon Eucalyptus. Welche <strong>der</strong> zahlreichen<br />
Arten jeweils dominieren, hängt von den Standortsbedingungen<br />
im einzelnen ab. Da Eucalypten<br />
auch in allen übrigen gehölzfähigen Vegetationstypen<br />
auftreten und von diesen her an<br />
Son<strong>der</strong>standorten ins Hartlaubgebiet übergreifen<br />
können, ist die Zahl <strong>der</strong> für dieses typischen