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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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382 Die Pflanzenwelt <strong>der</strong> Gewässer<br />

in vieler Hinsicht vom Luftraum abweicht. Vorteilhaft<br />

ist das Fehlen von Wasserstreß und von<br />

Frosteinwirkung (<strong>der</strong> Eisbildung an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

können sich submerse Pflanzen leicht<br />

entziehen). Der C 0 2 -Haushalt ist dadurch gekennzeichnet,<br />

daß im Wasser zwar genügend<br />

C O 2 gelöst ist, daß dieses aber nur sehr langsam<br />

diffundiert; die Versorgung kann aber durch<br />

das Vorhandensein von Bikarbonat verbessert<br />

werden, das viele Submerse nutzen können.<br />

Auch <strong>der</strong> Sauerstoffhaushalt ist etwas problematisch,<br />

da O 2 sich im Wasser nur in ziemlich geringer<br />

Menge löst und im Bereich <strong>der</strong> Bodenoberfläche<br />

infolge <strong>der</strong> Zersetzung organischer<br />

Substanzen oft ganz fehlt. Daher ist bei Helophyten<br />

und Hemihydrophyten meist ein Luftgewebe<br />

(Aerenchym) entwickelt, das in seinen<br />

großen Interzellularen den Sauerstoff aus <strong>der</strong><br />

Luft direkt den submersen Teilen zuführt. Bei<br />

Euhydrophyten kann <strong>der</strong> tagsüber bei <strong>der</strong> Photosynthese<br />

anfallende Sauerstoff für die Atmung<br />

während <strong>der</strong> Nacht gespeichert werden.<br />

Von den aquatischen Lebensräumen <strong>der</strong> Erde<br />

ist das Meer <strong>der</strong> eigenständigste und von den<br />

terrestrischen am meisten abweichende; so bildet<br />

es auch ein eigenes Florenreich. Die Binnengewässer<br />

sind demgegenüber viel mehr von<br />

den Einflüssen des umgebenden Landes geprägt,<br />

sowohl in klimatischer als auch in floristischer<br />

Hinsicht. Beide Lebensräume zeigen also große<br />

Unterschiede und sind deshalb getrennt zu behandeln.<br />

1 Die Binnengewässer<br />

Bei den Binnengewässern sind zwei Typen zu<br />

unterscheiden: stehende und fließende. In Flüssen<br />

sind die Ansiedlungsmöglichkeiten für<br />

Makrophyten wegen <strong>der</strong> häufigen Substratumlagerungen<br />

eingeschränkt. Seen sind daher die<br />

günstigeren Standorte und stehen deshalb bei<br />

<strong>der</strong> Besprechung im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Sippen und Lebensformen<br />

Die Makrophyten <strong>der</strong> Binnengewässer sind ganz<br />

überwiegend Kormophyten. Nur selten und<br />

meist unter beson<strong>der</strong>en Bedingungen kommen<br />

auch einige Moose und Makroalgen (vorwiegend<br />

zu den Grünalgen gehörenden Charophyceen)<br />

vor. An Lebensformen finden sich<br />

Helophyten sowie benthische und pelagische<br />

Hydrophyten; unter den beiden letzten sind<br />

sowohl hemihydrophytische (bei den pelagischen<br />

überwiegend) als auch voll submerse. Fast<br />

nur aus Hydro- und Helophyten bestehen die<br />

vielen Familien <strong>der</strong> monokotylen (Uber-) Ordnung<br />

H elobiae, ferner die Nymphaeaceen,<br />

Ceratophyllaceen, Podostemaceen, Lemnaceen,<br />

Sparganiaceen, Typhaceen und Salviniaceen.<br />

Häufig sind auch Vertreter <strong>der</strong> Cyperaceen,<br />

Juncaceen und Araceen; hinzu kommen einzelne<br />

Gattungen bzw. Arten aus vielen an<strong>der</strong>en Familien.<br />

Bezüglich ihrer Verbreitung schließen sich<br />

die Helophyten oft noch den Arealtypen <strong>der</strong><br />

terrestrischen Vegetation an, doch gibt es unter<br />

ihnen auch eine Reihe von Kosmopoliten. Bei<br />

den Hydrophyten, namentlich den submersen,<br />

steigt <strong>der</strong>en Anteil stark an. Selbstverständlich<br />

existiert auch eine klimatische Differenzierang,<br />

doch besteht diese hauptsächlich in einer Verarmung<br />

von den Tropen in polwärtiger Richtung.<br />

Während viele Gattungen und Arten von<br />

Süßwasserpflanzen auf die Tropen beschränkt<br />

sind, gibt es kaum solche, die nur in extratropischen<br />

Gegenden Vorkommen; vielmehr finden<br />

sich die extratropischen Gattungen fast alle<br />

in den Tropen wie<strong>der</strong>, meist mit höherer Artenzahl<br />

(vgl. C ook etc. 1975).<br />

Struktur und Differenzierung <strong>der</strong> Bestände<br />

Betrachten wir zunächst die Seen. Die Limnologie<br />

unterscheidet mehrere Seetypen, nämlich:<br />

(1) Eutrophe Seen: Wasser nährstoffreich, mit<br />

hohem Stickstoff- und Phosphorgehalt; pH-<br />

Wert meist 7 o<strong>der</strong> höher.<br />

(2) Oligotrophe Seen: Wasser nährstoffarm, N<br />

und P nur in Spuren vorhanden. Je nach<br />

<strong>der</strong> Herkunft <strong>der</strong> Zuflüsse kann das Wasser<br />

kalkreich (pH etwa 7,5) o<strong>der</strong> kalkarm (pH<br />

bis unter 5) sein.<br />

(3) Dystrophe Seen: Spezialtyp im Einflußbereich<br />

von Hochmooren (d. h. vorwiegend<br />

in <strong>der</strong> Borealen Zone), Wasser sehr nährstoffarm,<br />

mit Huminsäuren angereichert<br />

(pH weit unter 5).<br />

(4) Halotrophe Seen (Salzseen): Spezialtyp in<br />

ariden und semiariden Gegenden. Die Salze<br />

können überwiegend Karbonate (Soda),<br />

Chloride o<strong>der</strong> Sulfate sein.<br />

Dystrophe Seen sind meist vegetationslos o<strong>der</strong><br />

nur mit wenigen Hochmoorpflanzen {Sphag-

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