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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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226 Die Méridionale und die Australe Zone<br />

I r<br />

auf, die aber so kleinflächig sind, daß sie im globalen<br />

Maßstab nicht kartierbar sind; sie enthalten<br />

eine Art Büschelgrasflur, die man als ökologisch<br />

extreme Variante <strong>der</strong> Pampa (S. 246) betrachten<br />

könnte. Im Gegensatz zu Australien erheben<br />

sich die Gebirge weit über die Waldgrenze,<br />

die auf <strong>der</strong> Nordinsel meist bei 1200-<br />

1400 m liegt, ähnlich auch auf <strong>der</strong> Südinsel auf<br />

<strong>der</strong> O-Seite des Gebirges. Im perhumiden SW<br />

ist sie dagegen vielerorts auf 900-700 m herabgedrückt;<br />

hier reichen die Gletscher durch die<br />

Waldstufe hindurch fast bis auf Meereshöhe<br />

hinunter.<br />

Charakteristisch für den neuseeländischen<br />

Lorbeerwald ist die starke Beteiligung von Koniferen;<br />

<strong>der</strong> normale, im Tiefland im größten<br />

Teile des Landes herrschende Waldtyp wird daher<br />

auch Lorbeer-Koniferen-Wald genannt.<br />

Wichtigste Dominanten dieses Waldes sind<br />

Podocarpus (mehrere Arten), Dacrydium cupressinum,<br />

Beüschmiedia, Metrosi<strong>der</strong>os, Knightia excelsa,<br />

Elaeocarpus hookerianus, Dysoxylum spectabik (Meliaceae,<br />

einzige Art aus einer sonst rein tropischen<br />

Gattung), mancherorts auch Nothofagus (4 Arten).<br />

Dabei sind Koniferen und Blütenpflanzen<br />

± gleichmäßig gemischt; allerdings kann Podocarpus<br />

dacrydioides, <strong>der</strong> bis über 50 m hoch<br />

wird, Entmischungsbestände in Auen- und<br />

Sumpfwäl<strong>der</strong>n bilden. Unter <strong>der</strong> aus einigen <strong>der</strong><br />

genannten Sippen bestehenden oberen Baumschicht<br />

finden sich meist noch zahlreiche kleinere<br />

Bäume, darunter auch eine wenig auffallende<br />

Palme {Rhopalostylis sapida). Baumfarne<br />

(Dicksonia squarrosa, Cyathed) sind verbreitet. Die<br />

Krautschicht besteht meist aus Farnen; auch<br />

Moose können reichlich vorhanden sein. Während<br />

Epiphyten allgemein keine große Rolle<br />

spielen, sind sie in den perhumiden Wäl<strong>der</strong>n<br />

des SW, die in <strong>der</strong> Baumgarnitur wenig abweichen,<br />

in großen Massen vorhanden: die Bäume<br />

sind von dicken Polstern aus Moosen und<br />

Hymenophyllaceen bedeckt, in denen neben<br />

größeren Farnen auch einige Orchideen , und<br />

an<strong>der</strong>e Monokotylen (z. B. Astelia) wurzeln.<br />

Als eigener Waldtyp („Kauri-Wald“) wird oft<br />

die Variante <strong>der</strong> Aucldand-Halbinsel nördlich<br />

von 38°S abgetrennt. Hier tritt als Beson<strong>der</strong>heit<br />

die Kauritanne Agathis australis auf, die oft als<br />

bis zu 60 m hoher Überbaum das eigentliche<br />

Kronendach überragt. Da diese Art <strong>der</strong> in den<br />

malesischen Warmtropen verbreiteten Koniferengattung<br />

Agathis angehört, und da zugleich<br />

an den Küsten dieser Gegend die südlichsten<br />

Mangrovebestände auftreten, wurde dieser<br />

Waldtyp zuweilen an den Tropischen Regenwald<br />

angeschlossen; doch stimmt die Artengarnitur<br />

weitgehend mit dem südlicheren Lorbeerwald<br />

überein, es treten kaum neue (tropische)<br />

Sippen hinzu.<br />

Im übrigen zeigt <strong>der</strong> allgemein verbreitete<br />

Waldtyp von N nach S eine allmähliche Verarmung,<br />

beson<strong>der</strong>s bezüglich <strong>der</strong> Artenzahl <strong>der</strong><br />

Angiospermen-Bäume. Im südlichen Viertel <strong>der</strong><br />

Südinsel sind von ihnen als Dominanten nur<br />

noch Weinmannia, Metrosi<strong>der</strong>os und die Nothofagu<br />

s-A rten übrig, wobei letztere vielerorts<br />

aspektbestimmend werden. Entsprechendes gilt<br />

für die höheren Lagen des Gebirges (vgl. auch<br />

Abb. 178.19, 20): hier tritt (im S ab etwa 300-<br />

500 m, im N ab 600-800 m) ein „Bergwald“ ähnlicher<br />

Zusammensetzung auf, in dem an Koniferen<br />

neben den genannten Gattungen noch<br />

Libocedrus und Phyllocladus stärker beteiligt sein<br />

können. Eine Beson<strong>der</strong>heit innerhalb dieser<br />

Bergwaldstufe ist die trocknete Ostabdachung<br />

<strong>der</strong> „Alpen“ auf <strong>der</strong> Südinsel: hier fallen vielerorts<br />

alle Baumarten bis auf Nothofagus aus, die<br />

monotone Reinbestände bildet. Als Spezialstandorte<br />

beson<strong>der</strong>s auffällig sind im Hochgebirge<br />

Lawinenbahnen und Schuttfächer, auf<br />

denen niedrige Buschwäl<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> sommergrünen<br />

(!) Malvacee Hoheria glabrata wachsen,<br />

die an die Grünerlenbestände nemoraler Hochgebirge<br />

erinnern. Neben Hoheria gibt es übrigens<br />

noch eine zweite laubwerfende Kleinbaumart,<br />

nämlich die weitverbreitete Fuchsia excorticata.<br />

Von allen Lorbeerwaldgebieten hat Neuseeland<br />

die schlimmste Waldzerstömng erlitten. In<br />

diesem dünn besiedelten Land, das in Gestalt<br />

und Größe <strong>der</strong> italienischen Halbinsel gleicht,<br />

aber nur etwa 3 Millionen Menschen beherbergt,<br />

sind heute fast nur noch die unzugänglichen<br />

Gebirgslagen bewaldet. Von den riesigen entwaldeten<br />

Flächen werden nur kleine Teile, namentlich<br />

auf <strong>der</strong> Nordinsel sowie in einigen<br />

ebenen Bereichen im O <strong>der</strong> Südinsel, für den<br />

Acker- und Gartenbau genutzt. Alles übrige<br />

dient <strong>der</strong> Schafweide. Schon seit ihrem Beginn<br />

um 1850 hatte die europäische Besiedlung <strong>der</strong><br />

Inselgruppe in erster Linie kommerzielle Zwekke,<br />

nämlich die Schaffung von Schafzuchtgebieten<br />

zur Versorgung <strong>der</strong> britischen Wollindustrie.<br />

Hierfür wurde das natürliche Waldkleid<br />

rücksichtslos und systematisch vernichtet. Auch<br />

heute ist die Waldvernichtung noch nicht abge­

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