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Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie

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Tropischer Regenwald 173<br />

NO-Mexiko und S-Florida bis nach NW-Argentinien<br />

und SO-Brasilien. Dieses große Areal läßt<br />

sich in drei Unterregionen glie<strong>der</strong>n.<br />

Kernbereich ist die Am azonische U nterregion<br />

(1.1,a), seit Humboldt & B onpland auch<br />

als Hyläa bekannt. Vom Atlantik bis zum Westrand<br />

<strong>der</strong> Anden reichend, ist sie mit einer Fläche<br />

von über 3 Milk km^ das größte zusammenhängende,<br />

einheitliche Regenwaldgebiet <strong>der</strong><br />

Erde. Sie besteht zum größten Teil aus dem tiefgelegenen<br />

Amazonasbecken (noch bei Iquitos,<br />

ca. 2500 km W <strong>der</strong> Atlantiklcüste, beträgt die<br />

Meereshöhe kaum über 100 m), das randlich in<br />

niedrige Hügellän<strong>der</strong> übergeht. Klimatisch entspricht<br />

<strong>der</strong> amazonische Regenwald großenteils<br />

<strong>der</strong> Normalvariante TI.H 2, wobei allerdings die<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmenge doch eine deutliche Periodizität<br />

aufweist. Im Bereich von Obidos und<br />

Santarem, wo die Nie<strong>der</strong>schläge insgesamt niedriger<br />

sind, führt das zur Ausbildung einer leichten<br />

Trockenzeit (Variante T 1.H 3; Abb. 63.5), so<br />

daß <strong>der</strong> Regenwald hier einen saisonierten Charakter<br />

annimmt. An edaphischen Abwandlungen<br />

ist im Tiefland die Värzea wichtig, die entlang<br />

<strong>der</strong> großen Ströme oft viele km breite Streifen<br />

bildet. Im mittleren N des Amazonasbeckens<br />

finden sich großflächig sehr arme, fast reine<br />

Q uarzsande, die aus <strong>der</strong> A btragung des<br />

guajanischen Sandsteinplateaus herrühren; hier<br />

ist die Vegetation ein niedriger, als Caatinga<br />

bezeichneter Buschwald (Abb. 77, S. 166), <strong>der</strong><br />

an den extremsten Stellen in Offenwald übergeht.<br />

Größere Meereshöhen, in denen montane<br />

Regenwäl<strong>der</strong> <strong>der</strong> Typen T2.H 2 und T2.H1<br />

(perhumid) auftreten, gibt es an den Osthängen<br />

<strong>der</strong> Anden, wo sie nach N und S weit über<br />

das Hyläa-Gebiet hinausreichen. An diesen und<br />

im angrenzenden westlichen Viertel <strong>der</strong> Tieflands-Hyläa<br />

finden sich die floristisch reichhaltigsten<br />

Teile, in denen nach glaubwürdigen<br />

Schätzungen mindestens 10-20 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzenarten<br />

noch nicht beschrieben sein dürften.<br />

Diese artenreichsten Gebiete zeigen allerdings<br />

eine recht ungleichmäßige Verteilung, die<br />

man neuerdings durch die Hypothese zu erklären<br />

versucht, das Areal des Regenwaldes sei während<br />

<strong>der</strong> Glazialphasen wegen trockneren Klimas<br />

in mehrere disjunkte, von Regengrünem<br />

Wald umgebene Teilareale aufgespalten gewesen<br />

(vgl. Prange 1987).<br />

In N W -V enezuela und W -K olu m b ien<br />

schließt sich an Amazonien die Karibisch-Mexikanische<br />

Unterregion (l.l.b ) an. In diesem<br />

topographisch sehr vielgestaltigen, durch Meer<br />

und Gebirge geglie<strong>der</strong>ten Raum zeigt <strong>der</strong> Regenwald<br />

eine sehr disjunkte Verbreitung und zugleich<br />

eine große klimatische Vielseitigkeit. Die<br />

meisten hier vorhandenen Regenwaldvorkommen<br />

befinden sich an den Luvseiten höherer<br />

Gebirge in einer Umgebung, die von Formationen<br />

trockneren Klimas beherrscht wird;<br />

daher treten die hygrischen Varianten H3, H2<br />

und H l oft dicht nebeneinan<strong>der</strong> auf Beson<strong>der</strong>s<br />

große perhumide (H l) Gebiete mit z. T. über<br />

10000 mm Nie<strong>der</strong>schlag (Abb. 63.4) finden sich<br />

an den Anden-Westhängen in Kolumbien; aber<br />

auch an den niedrigen Gebirgen mancher Inseln<br />

können ähnliche Werte erreicht werden<br />

(z. B. 9000 mm auf Guadeloupe). Auf den kleineren<br />

Inseln sind die Wäl<strong>der</strong> oft niedrig infolge<br />

<strong>der</strong> häufigen Schädigungen durch tropische<br />

Stürme. Beson<strong>der</strong>s auffällig ist das in den nördlichsten<br />

Vorkommen im ebenen S-Florida, wo<br />

die inselartig auf erhöhten „Hammocks“ in die<br />

Grassümpfe <strong>der</strong> Everglades eingesprengten<br />

Wäl<strong>der</strong> kaum 10 m hoch werden. Hier wie auch<br />

in den Regenwaldresten Mexikos zeigt die Temperatur<br />

schon erhebliche jahreszeitliche Unterschiede<br />

(T5). Die kleineren, isolierten Vorkommen<br />

sind meist relativ artenarm.<br />

Die dritte, die O stbrasilianische U n terregion<br />

(1.1.c), ist von Amazonien durch einen<br />

breiten Streifen trockenen Klimas getrennt. Sie<br />

bildet ein schmales Band, das sich zwischen etwa<br />

10 und 30°S an <strong>der</strong> Atlantikküste entlangzieht,<br />

mit einer Unterbrechung im Raum N von Rio<br />

de Janeiro. Der Regenwald besiedelt hier die<br />

Küstenebene und die luvseitigen Hänge des<br />

Küstengebirges; das Klima variiert dementsprechend<br />

zwischen H 3, H2 und H l (vgl. Abb. 80);<br />

thermisch ist <strong>der</strong> S-Teil deutlich T5. Im Tiefland<br />

erreichen die Bestände Höhen von 30-<br />

35 m, an den Berghängen gewöhnlich weniger.<br />

Die floristische Vielfalt ist recht groß, wenn auch<br />

geringer als in Amazonien.<br />

1.2 Afrikanische Region<br />

Ähnlich wie die neotropischen zeichnen sich die<br />

afrikanischen Regenwäl<strong>der</strong> durch die häufige<br />

Dominanz <strong>der</strong> Leguminosen aus; in <strong>der</strong> Unterregion<br />

des Kontinents stellen diese mit etwa<br />

450 Baumarten in 95 Gattungen den weitaus<br />

größten Anteil an allen Familien. Im übrigen<br />

ist die Afrikanische Region gegenüber den bei-

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