Schroeder - 1998 - Lehrbuch der Pflanzengeographie
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Pampa 249<br />
pulus, Quercus, Rohinia, Cupressus, Melia) haben schon<br />
früh die Frage aufgeworfen, ob die Pampa, namentlich<br />
die feuchte, überhaupt natürliches Grasland und<br />
nicht eher potentielles, ehemals vom Menschen entwaldetes<br />
Waldland sei. Auch die Klimadiagramme<br />
(Abb. 123) erwecken auf den ersten Blick den Eindruck,<br />
es müsse sich um ein Lorbeerwaldgebiet handeln.<br />
An<strong>der</strong>erseits gibt es aber keinerlei konkrete Indizien,<br />
die dafür sprechen, daß die Pampa einmal Wald gewesen<br />
sei. Alle historischen Nachrichten belegen, daß<br />
das baumlose Grasland bereits zur Zeit des ersten<br />
Eintreffens <strong>der</strong> Europäer vorhanden war. Zwar hat man<br />
die Vermutung geäußert, die schon seit über 5000Jahren<br />
in <strong>der</strong> Region lebenden Indianerstämme hätten<br />
den Wald durch Feuer beseitigt, indem sie Brände zum<br />
Zwecke <strong>der</strong> Jagd anlegten. Selbst wenn man das annimmt,<br />
hat man jedoch Schwierigkeiten, sich vorzustellen,<br />
aus welchen Arten ein geschlossener Wald<br />
bestanden haben könnte. Die genannten niedrigen<br />
Tala-Bestände sind ziemlich licht und locker, mit<br />
Grasunterwuchs, sie machen also durchaus den Eindruck<br />
von marginalen Trockengehölzen im Bereich<br />
<strong>der</strong> hygrischen Waldgrenze.<br />
Wie sind diese Diskrepanzen zu deuten? Noch<br />
1962 schreibt E llenberg resignierend: „Wir finden keine<br />
Erklärungsmöglichkeit“. Aber die durch die Bemühungen<br />
mehrerer namhafter Vegetationskundler (Ca-<br />
BRERA, Parodi, E llenberg, W alter) zusammengetragenen<br />
Argumente haben inzwischen doch dazu geführt,<br />
daß das „Pampaproblem“ heute nicht mehr als<br />
solches gesehen werden muß. Auch die feuchte Pampa<br />
darf als natürliches Grasland angesehen werden,<br />
wenn man folgende Gesichtpunkte berücksichtigt:<br />
(1) Da <strong>der</strong> größte Teil des Nie<strong>der</strong>schlages im warmen<br />
Sommerhalbjahr fällt, ist das Klima nicht so humid,<br />
wie es nach dem Klimadiagramm aussieht<br />
(vgl. S. 247).<br />
(2) Hinzu kommt, daß Dürrezeiten häufig sind, obwohl<br />
sie im Klimadiagramm nicht aufscheinen.<br />
Zwar liegt das Nie<strong>der</strong>schlagsminimum im Winter;<br />
mehrmonatige Dürren, mit Regenmengen unter<br />
20 mm pro Monat, können aber zu je<strong>der</strong> Jahreszeit<br />
auffreten (so in Dolores Juli 1917 3 mm,<br />
August 1924 10 mm, Oktober 1917 4 mm, November<br />
1923 10 mm, Dezember 1908 20 mm,<br />
Januar 1929 15 mm, März 1929 3 mm, Mai 1929<br />
18 mm; W alter 1968: 693). Dieses unregelmäßige<br />
Nie<strong>der</strong>schlagsregime kann von den fakultativ<br />
tropophytischen Gräsern gut ertragen werden; für<br />
Bäume ist es hingegen viel ungünstiger.<br />
(3) In allen semiariden Gebieten ist zu beobachten,<br />
daß durch steinige, skelettreiche und grobsandige<br />
Böden <strong>der</strong> Gehölzwuchs, durch feinkörnig-dichte,<br />
wie sie in <strong>der</strong> Pampa vorliegen, <strong>der</strong> Graswuchs<br />
begünstigt wird. Die Ursache hierfür dürfte in <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Ausbildung des Wurzelsystems<br />
<strong>der</strong> beiden Lebensformen liegen. Wo an <strong>der</strong> Westgrenze<br />
<strong>der</strong> Provinz Buenos Aires <strong>der</strong> Lößlehm<br />
durch Sandböden abgelöst wird, treten sofort<br />
Trockengehölze aus Prosopis-Axttn auf<br />
(4) Das gute Wachstum gepflanzter Einzelbäume ist<br />
noch kein Beweis für die Möglichkeit <strong>der</strong> Existenz<br />
entsprechen<strong>der</strong> geschlossener Wäl<strong>der</strong> (während<br />
größere künstliche Waldbestände bei zu geringem<br />
Nie<strong>der</strong>schlag den Gmndwasserspiegel senken und<br />
sich dadurch schließlich selbst das Wasser abgraben,<br />
kann die durch gepflanzte Einzelbäume bewirkte<br />
punktuelle Absenkung ständig von den<br />
Seiten her ausgeglichen werden).<br />
(5) Ein objektives Kriterium für die effektive Semiaridität<br />
des Klimas sind die erwähnten Verbrackungserscheinungen.<br />
Die in <strong>der</strong> argentinischen Pamparegion herrschenden<br />
Klimabedingungen sind also durchaus semiarid. Sie<br />
ermöglichen je nach <strong>der</strong> Bodenart das Auftreten von<br />
Trockengehölzen o<strong>der</strong> von Grasland; beide Formationen<br />
sind als Klimax anzusehen. Das Konkurrenzgleichgewicht<br />
zwischen ihnen ist sehr labil und kann<br />
daher durch äußere Einflüsse, wie die Tätigkeit des<br />
Menschen, leicht verschoben werden.<br />
Neben dem großflächigen Auftreten in <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Pampa kommt Grasland noch jenseits<br />
des patagonischen Wüstengürtels kleinflächig<br />
am Ostrande <strong>der</strong> Andenkette sowie etwas<br />
umfangreicher im südlichsten Patagonien<br />
vor. Diese Bestände werden fast ausschließlich<br />
von extratropischen Sippen gebildet; die südlichsten<br />
haben dabei schon starke Beziehungen<br />
zum antarktischen (polaren) Grasland.<br />
8.2 Südafrikanische Region<br />
Die zweite Region mit pampaartigem Grasland<br />
ist das südafrikanische Hogeveld, das Hochplateau<br />
von Transvaal und N-Oranje in etwa 1000-<br />
1500 (-2000) m Höhe. Die Klimaverhältnisse<br />
sind hier eindeutiger: fast überall T2.H 2 mit<br />
ausgeprägter Winterdürre. Die Vegetation ist<br />
daher meist Kurzgras-Pampa („Grasveld“) mit<br />
vollständiger Winterruhe. Wie in den an<strong>der</strong>en<br />
australen Vegetationstypen Südafrikas, sind auch<br />
hier die extratropischen Florenelemente ziemlich<br />
schwach vertreten. Unter den Gräsern treten<br />
zwar auch Gattungen wie Festuca, Poa, Koeleria<br />
und Bromus auf; weithin dominierend ist<br />
aber die paläotropische Themeda triandra, begleitet<br />
von zahlreichen weiteren tropischen Sippen<br />
{Setaria, Elionurus, Heteropogon, Eragrostis, Digitaria<br />
u. v. a.). In <strong>der</strong> Begleitflora gibt es eine Anzahl<br />
geophytischer Pyrophyten; natürliche Brände<br />
müssen demnach zum Ökosystem gehören.