nachrichten aus hessen

42 AUS DEN BESTÄNDEN archivnachrichten 16/1· 2016
Die Spessartkarte vor und nach der Restaurierung
Feller Grund, Lohrhaupten und einem Teil der Pflege
Joß (Blatt 1), das Amt Partenstein (Blatt 2), das Gericht
Altenhaßlau und den Biebergrund (Blatt 6) sowie den
Anfang der Obergrafschaft (südlicher Teil des Amtes
Steinau, Blatt 7) ab. Die Übergänge zwischen den
Kartenblättern sind nahtlos – ob Hoffmann so genau
gearbeitet hat, dass die einzelnen Blätter passgenau
aneinandergefügt werden konnten, oder ob er die
Konzepte der einzelnen Blätter in einem Arbeitsschritt
auf einen großen Bogen gemalt hat, kann nicht abschließend
entschieden werden. Die Blätter 3, 4 und
5, alle nach Südsüdwesten ausgerichtet, zeigen das
Freigericht Wilmundsheim vor dem Berge (Alzenau),
die Dörfer Nied und Griesheim und das Gericht Bornheimer
Berg.
So wie die Entstehung der Karte ohne die zugehörigen
Aktenvorgänge nicht verständlich ist, sind die
Blätter 1–7 ebenso für das Verständnis der Schriftwechsel
und Berichte zum Gebietstausch unerlässlich:
Die verschiedenen Flächenfärbungen geben, ergänzt
durch eingestreute kleine Wappenschilde, Aufschluss
über die Besitzverhältnisse; Grenzsteine und Lochbäume
sind rot markiert. In Textfeldern werden etwa
Waldnutzungsrechte erläutert; die Bodennutzung mit
Forsten, Ackerflächen usw. ist zuverlässig erkennbar.
Bemerkenswert ist auch die künstlerische Ausgestaltung:
Statt plumper „Maulwurfshügel“ verwendet
Hoffmann zur Markierung der Höhenunterschiede zarte
Schraffuren, um das Relief sichtbar zu machen. Die
Karte ist reich ausgestattet mit sorgfältig gearbeiteten
Wappenkartuschen, figürlichen Darstellungen oder
Schriftbändern. Dieser Detailreichtum und die künstlerische
Ausgestaltung lassen darauf schließen, dass die
Karte auch repräsentativen Zwecken dienen sollte.
Das Engagement für die Restaurierung der Karte
erklärt sich durch die große Bedeutung, die ihr für die
kulturelle Identität im Spessart und für die historische
Forschung zukommt. Sie bildet die territorialen und po-
Das Engagement für die
Restaurierung der Karte erklärt sich
durch die große Bedeutung,
die ihr für die kulturelle Identität
im Spessart und für die historische
Forschung zukommt.
litischen Verhältnisse, das Siedlungs- und Landschaftsbild
Ende des 16. Jahrhunderts im Spessartgebiet ab.
Am Archäologischen Spessartprojekt e.V. / Institut an
der Universität Würzburg (ASP), das seit 1998 die Kulturlandschaft
Spessart erforscht, entsteht derzeit eine
Dissertation über die Karten Hoffmanns. Ebenso dient
sie als Quelle für wissenschaftliche Forschungen zu
Handelswegen oder Grenzverläufen und historischen
Grenzsteinen. Alte bedeutende Wege wie die Birkenhainer
Straße machte der Spessartbund in geführten
Wanderungen für die breite Öffentlichkeit erlebbar:
ein „bewegendes“ Angebot zur Vermittlung historischer
Aspekte der Kulturlandschaft Spessart. Und wer
wäre dazu mehr berufen als diese Organisation zur Erhaltung
von Kulturwerten und der Förderung von Naturschutz
und des Wanderns für jedermann.
■ Die Rettungsaktion
Die Spendenaktion brachte beachtliche 9000 € zusammen.
Dieses Engagement wurde mit dem Hessischen
Archivpreis 2014 ausgezeichnet. Die entscheidenden
zusätzlichen 10.000 €, die für eine Restaurierung der