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48 AUS DEN BESTÄNDEN archiv<strong>nachrichten</strong> 16/1· 2016<br />

■ Schätze einer europäischen Familie<br />

Archiv der Freiherren v. Gemmingen-Hornberg zu Fränkisch-Crumbach<br />

erschlossen<br />

Eine wahre Schatzkiste hat sich anlässlich der Erschließung von gut 50 lfm. Akten<br />

und Amtsbüchern des Archivs der Freiherren v. Gemmingen-Hornberg <strong>aus</strong> Fränkisch-Crumbach<br />

für die Öffentlichkeit aufgetan: Verwaltungsakten, Kuriosa und<br />

sehr Persönliches findet sich darin – <strong>aus</strong> dem Odenwald, <strong>aus</strong> Südosteuropa und von<br />

der Riviera. Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt hat die Unterlagen aufgearbeitet<br />

und in Arcinsys recherchierbar gemacht.<br />

Vielfältiger kann ein Archiv kaum sein: ein Zentweistum<br />

von Ober-Ramstadt von 1496, ein Heiratsvertrag<br />

ungarischer Vorfahren von 1721, Schatzgräberei mit<br />

Erdspiegeln in der Ruine Rodenstein 1754, Lebenserinnerungen<br />

des Dienstmädchens Lieschen Grimm<br />

von 1929, deren Kochkünste dem Freiherrn besser<br />

schmeckten als die Gerichte im besten Restaurant der<br />

Elisabeth Grimm (HStAD F 29 Nr. 1664, R 4 Nr. 39030)<br />

Gegend … Das alles ist in seinem Facettenreichtum<br />

äußerst ungewöhnlich! Eher zu erwarten waren da die<br />

umfangreichen Akten zur Verwaltung der Herrschaft<br />

Fränkisch-Crumbach, die mit Kellereirechnungen der<br />

Herren von Rodenstein bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts<br />

zurückreichen und den „Alltag“ der Verwaltung<br />

einer kleinen Herrschaft im Odenwald gut dokumentieren.<br />

Dazu gehörten auch Kirchen- und Schulangelegenheiten<br />

sowie die Gerichtsbarkeit.<br />

Die zahlreichen Verbindungen des H<strong>aus</strong>es Gemmingen<br />

in den südosteuropäischen Raum dokumentiert<br />

der Heiratsvertrag zwischen dem kaiserlichen Geheimen<br />

Rat Michael Ernst Anton von Althann (1696–1765)<br />

und Johanna Maria Francisca Esterhazy de Galantha<br />

(1699–1772) vom 19. Oktober 1721. Ihre Tochter Franziska<br />

Xaviera von Althann (1733–1811) heiratete 1763<br />

in Wien Sigmund von Gemmingen (1724–1806). Dieser<br />

hatte sich zahlreiche militärische Ehren erworben, er-<br />

Die von Gemmingen besaßen<br />

zahlreiche Verbindungen in den<br />

südosteuropäischen Raum.<br />

hielt 1790 das Indigenat durch den ungarischen Reichstag<br />

und lebte in Raab (heute: Györ). Franziska Xaviera<br />

von Althann brachte ein beträchtliches Vermögen mit<br />

in die Ehe, <strong>aus</strong> der neun Kinder hervorgingen.<br />

Auch die Ungarin Sarolta von Gemmingen, geborene<br />

Batthyány von Németh-Ujvár (1823–1892), die Ehefrau<br />

des großherzoglich-hessischen Kämmerers Adolph<br />

von Gemmingen, stammte <strong>aus</strong> diesem geographischen<br />

Raum. Da sie die mitteleuropäischen Winter gesundheitlich<br />

nicht gut vertrug, verbrachte sie regelmäßig die<br />

kalten Monate in der eigenen Villa in San Remo. Später<br />

ließen sich ihre beiden Töchter Ernestine und Franziska<br />

dort dauerhaft nieder, bis die Villa 1922 verkauft wurde.

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