FinanzBusinessMagazin Ausgabe 2-2016

INTERVIEW I FinanzBusinessMagazin
FBM: Sie haben vor wenigen Tagen als Schwerpunktthema mehrere Beiträge zum aktuellen
Containermarktgeschehen auf investmentcheck.de veröffentlicht, die auch von anderen
Publikationen wie Manager Magazin oder Handelsblatt aufgenommen wurden. Wie beurteilen
Sie den aktuellen Containermarkt?
Stefan Loipfinger: Der Markt ist momentan in einer massiven Krise, die schlimmer als im
Jahr 2008/2009 ist. Das heißt, die Preise für Neucontainer und damit auch für Gebrauchtcontainer,
haben ein 13-Jahrestief erreicht. Zum Jahresanfang kostete ein CEU noch
1.300 US-Dollar. Das ist die Kostengröße für einen 20-Fuß-Standardcontainer, über die
auch andere Containergrößen mit Umrechnungsfaktoren bewertet werden. Gebrauchtcontainer
sind rund die Hälfte davon wert. Und im Zuge des Preisverfalls sind auch die
Mieten auf teilweise unter 0,30 US-Dollar pro Tag und CEU gefallen.
FBM: Mit welchen Schwierigkeiten haben Produktanbieter derzeit zu kämpfen?
Stefan Loipfinger: Da den Investoren üblicherweise feste Mieten für drei bis sechs
Jahre versprochen wurden, kostet der Preiseinbruch die Garanten viel Geld. Wenn diese
dann noch überhöhte Rückkaufpreise garantiert haben, dann wird es in Verbindung mit
dem zweiten Problemfeld eng: Durch gesetzliche Änderungen stockt der Neuabsatz von
Containerinvestments, weshalb die häufig erzielten Gewinne durch überhöhte Verkaufspreise
nicht mehr so sprudeln. Vorne versiegen die Geldquellen und hinten werden die
Löcher größer. Das ist der Stoff, aus dem Pleiten entstehen.
FBM: Wie sehen Sie die derzeitige Lage für Alt- und Neu- Anleger in Container(fonds)?
Stefan Loipfinger: Für Altanleger wird es schwer, denn sie haben bereits investiert und
müssen nun mit den Marktproblemen leben. Investoren bei Magellan, Buss oder ConRendit
können ein Lied davon singen. Aber andere Namen werden noch hinzukommen. Davon bin
ich fest überzeugt. Für Neuanleger bietet der Einbruch eines Marktes eigentlich Chancen.
Sobald also endlich ein Anbieter ein Produkt auflegt, bei dem echte Marktpreise zuzüglich
einer geringen Marge aufgerufen werden, wird es interessant. Bei den mir bekannten
Angeboten ist das allerdings nicht der Fall, da hier die Anleger durch völlig überzogene
Kaufpreise die Garantiezahlungen quersubventionieren.
FBM: Wann wird sich der Containermarkt wieder erholen?
Stefan Loipfinger: Konkrete Prognosen sind immer schwierig. Aber viele Marktteilnehmer
gehen davon aus, dass sich die Erholung nur sehr langsam vollziehen wird. Denn die Stahlpreise
als eine wesentliche Größe für die Containerpreise werden stark von der Weltwirtschaft
und von China beeinflusst. Da sehe ich aber wenig Hoffnung auf überraschend
positive Entwicklungen. Damit schließe ich mich der sehr verhalten optimistischen
Markteinschätzung an, die auf absehbare Zeit die höheren Preise der Vergangenheit
sehr unwahrscheinlich macht. Da Containeranleger meist weit über diesem Marktniveau
gekauft haben, ist noch mit vielen Hiobsbotschaften zu rechnen.
Das Interview wurde geführt von Friedrich Andreas Wanschka,
Chefredaktion FinanzBusinessMagazin
Ausgabe 2/2016
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