FinanzBusinessMagazin Ausgabe 2-2016
Schnell, leistungsfähig und innovativ -die digitale Zukunft von Versicherungen Professionelle Anleger:Immobilien und Erneuerbare Energien vorn Fördermittelberatung:Optimierung für den Versicherungsvertrieb?
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<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I VERSICHERUNGEN<br />
Verschläft die Versicherungsbranche die<br />
Produktentwicklung?<br />
Deutsche Assekuranzunternehmen<br />
wollen in den nächsten zwei Jahren<br />
einen erheblichen Anteil ihres<br />
Budgets in Digitalisierungsprojekte investieren.<br />
In die Produktentwicklung aber<br />
fließen im gleichen Zeitraum nur rund<br />
zehn Prozent der verfügbaren Investitionsmittel.<br />
Dieses Ergebnis aus dem<br />
Branchenkompass 2015 von Sopra Steria<br />
Consulting überrascht umso mehr, als<br />
der Versicherungsmarkt derzeit von einer<br />
Vielzahl innovativer Produktideen aus der<br />
Fin-Tech-Szene geradezu überschwemmt<br />
wird. Verschlafen etablierte Gesellschaften<br />
also ihre Chance, mit eigenen kreativen<br />
Produktinnovationen rechtzeitig gegenzusteuern?<br />
Gut ein Drittel des Investitionsetats<br />
wollen deutsche Assekuranzunternehmen<br />
bis 2018 für unterschiedliche<br />
Digitalisierungsvorhaben<br />
ausgeben. In<br />
scharfem Kontrast dazu<br />
planen Versicherer laut<br />
einer Umfrage für den<br />
Branchenkompass Insurance<br />
2015 von Sopra<br />
Steria Consulting<br />
lediglich elf Prozent<br />
ihres Budgets für die<br />
Produktentwicklung ein. Bei Maklern sind<br />
es sogar nur acht Prozent. Eher gering<br />
ausgeprägt scheint auch das Interesse an<br />
neuen Produktideen zu sein: Gerade einmal<br />
ein Fünftel der befragten Unternehmen<br />
will kurzfristig beispielsweise in Telematik-Angebote<br />
investieren.<br />
Für diese Zurückhaltung sieht Janina Röttger,<br />
Senior Manager und Leiterin Automotive<br />
Service Insurance bei Sopra Steria<br />
Consulting, eine Reihe von Gründen:<br />
„Telematische Informationserhebungen<br />
werfen stets auch die Frage nach der Datenauswertung<br />
auf. Transparenz heißt hier<br />
das oberste Gebot. Für Telematik-Services<br />
gilt im Prinzip dasselbe wie zum Beispiel<br />
für Vitaldaten aus Wearables. Kunden sind<br />
umso bereitwilliger mit der Informationsverwendung<br />
einverstanden, je unmittelbarer<br />
der Mehrwert innovativer Dienstleistungen<br />
für sie erlebbar ist.“ Zudem<br />
scheint vielen Kfz-Versicherern das immense<br />
Potenzial additiver Telematik-Dienste<br />
zu langfristiger Kundenbindung noch<br />
nicht hinreichend bewusst zu sein. Noch<br />
zögerlicher verhält sich die Branche bei<br />
Pay-as-you-live-Konzepten. Auf diesem<br />
Produktfeld wollen lediglich elf Prozent<br />
kurzfristig investieren. Gleichwohl sollten<br />
Versicherungsgesellschaften lieber heute<br />
als morgen erste Erfahrungen im Umgang<br />
mit massenhaft erhobenen Kundendaten<br />
sammeln: „Unternehmen müssen rechtzeitig<br />
lernen, welchen Mehrwert Massendaten<br />
in Zukunft generieren können. Die<br />
reine Datenerhebung stellt hierbei das<br />
geringere Problem dar – die<br />
eigentliche Herausforderung<br />
liegt vielmehr im sinnvollen<br />
und effizienten Umgang mit<br />
dem gewonnenen Informationsschatz.<br />
Darauf aufbauende<br />
additive Zusatzdienste,<br />
auch neben dem klassischen<br />
Versicherungsgeschäft, werden<br />
im Wettbewerb schon<br />
bald eine entscheidende Bedeutung haben“,<br />
so Janina Röttger.<br />
Quelle: © davis - Fotolia.com<br />
Technische und methodische Voraussetzung<br />
dafür ist die Fähigkeit eines Versicherers,<br />
massenhaft erhobene Kundendaten<br />
in Echtzeit auszuwerten und die für<br />
das jeweilige Geschäftsmodell relevanten<br />
Informationen ebenso schnell zu aggregieren.<br />
Noch sind Big-Data- und Business-<br />
Intelligence-Technologien in der Assekuranzwirtschaft<br />
eher die Ausnahme als die<br />
Regel. Immerhin aber wollen 23 Prozent<br />
der befragten Versicherer und 26 Prozent<br />
der Makler bereits kurzfristig in Big Data<br />
beziehungsweise Business Intelligence investieren.<br />
Autor: www.soprasteria.de<br />
74 <strong>Ausgabe</strong> 2/<strong>2016</strong>