DVS-Berichte_326_Leseprobe
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2016<br />
<strong>DVS</strong>-BERICHTE<br />
Widerstandsschweißen
Widerstandsschweißen<br />
Vorträge der gleichnamigen 23. Sondertagung<br />
in Duisburg am 29. und 30. Juni 2016<br />
Gemeinschaftsveranstaltung von<br />
<strong>DVS</strong> – Deutscher Verband für Schweißen und verwandte<br />
Verfahren e. V., Düsseldorf<br />
und<br />
GSI – Gesellschaft für Schweißtechnik International<br />
mbH, Niederlassung SLV Duisburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de<br />
abrufbar.<br />
<strong>DVS</strong>-<strong>Berichte</strong> Band <strong>326</strong><br />
ISBN 978-3-945023-75-4<br />
Die Vorträge wurden als Manuskript gedruckt.<br />
Alle Rechte, einschließlich Übersetzungsrecht, vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung dieses<br />
Bandes oder von Teilen desselben nur mit Genehmigung der <strong>DVS</strong> Media GmbH, Düsseldorf.<br />
<strong>DVS</strong> Media GmbH, Düsseldorf 2016<br />
Herstellung: Griebsch & Rochol Druck GmbH & Co. KG, Hamm
Vorwort<br />
Wenn es das Widerstandsschweißen nicht gäbe, müsste man es erfinden!<br />
Treffender kann die Bedeutung der Widerstandsschweißtechnik nicht beschrieben werden.<br />
Aber auch bewährte Technik kann und muss verbessert werden. Um die Anwender jeweils über<br />
den aktuellen Stand der Technik zu informieren, wurden bereits viele erfolgreiche Fachtagungen<br />
durchgeführt.<br />
So treffen sich die Widerstandsschweißer bereits zum 23. Mal zu ihrer Tagung „Widerstandsschweißen“,<br />
die auch in diesem Jahr wieder von der GSI – Gesellschaft für Schweißtechnik International<br />
mbH, Niederlassung SLV Duisburg, in Zusammenarbeit mit dem <strong>DVS</strong> – Deutscher Verband<br />
für Schweißen und verwandte Verfahren e. V. und dessen Arbeitsgruppe AG V3, veranstaltet<br />
wird.<br />
Die AG V3 „Widerstandsschweißen“ zählt mit zu den stärksten Arbeitsgruppen im Ausschuss für<br />
Technik des <strong>DVS</strong>.<br />
Viele <strong>DVS</strong>-Merkblätter und -Richtlinien sowie zahlreiche nationale und internationale Normen, die<br />
in Zusammenarbeit mit dem DIN-Normenausschuss Schweißtechnik erarbeitet wurden, zeugen<br />
von den vielfältigen Aktivitäten der AG V3.<br />
Ferner zeichnet die AG V3 verantwortlich für diese Fachtagung, mit der sie ihren Mitgliedern und<br />
allen Interessierten neben vielen interessanten Vorträgen auch ausreichend Raum für Informationen,<br />
Erfahrungsaustausch und persönliche Kontakte bietet.<br />
Mit einem breiten Themenangebot aus den Bereichen:<br />
─ Schweißverfahren<br />
─ Verfahrensvarianten<br />
─ Werkstoffe<br />
─ Fertigungsmittel<br />
─ Elektromagnetische Felder<br />
─ Prüfen, Qualitätssicherung<br />
─ Anwendungen aus der Praxis<br />
─ Regelwerke<br />
möchten wir alle ansprechen, die sich in Forschung, Entwicklung, Planung, Produktion oder Qualitätssicherung<br />
mit dem Themengebiet Widerstandsschweißen beschäftigen. Dabei wurde besonders<br />
dem Wunsch nach möglichst vielen Beiträgen aus der Praxis Rechnung getragen.<br />
Ziel dieser Tagung ist es aber auch, neueste Forschungsergebnisse auf dem Gebiet des Widerstandsschweißens,<br />
die mit Unterstützung durch den <strong>DVS</strong> und mit finanziellen Zuwendungen der<br />
Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen e.V. (AIF) sowie anderer Fördergesellschaften<br />
erarbeitet wurden, einem breiten Fachpublikum vorzustellen und zu diskutieren.<br />
Darüber hinaus gibt es wieder eine begleitende Fachausstellung „Widerstandsschweißen“, in der<br />
Hersteller von Geräten und Produkten den Tagungsteilnehmern ihre neuesten Entwicklungen und<br />
Anwendungen vorstellen.<br />
Wir laden alle Fachleute und Interessierte sehr herzlich zum „Treffpunkt Widerstandsschweißen“<br />
nach Duisburg ein und wünschen den Tagungsteilnehmern eine erfolgreiche Veranstaltung verbunden<br />
mit einem regen Informations- und Gedankenaustausch.<br />
Duisburg/Düsseldorf/Hamburg, 2016<br />
Dr.-Ing. Klaus Middeldorf<br />
Geschäftsführer der GSI - Gesellschaft<br />
für Schweißtechnik International mbH<br />
Dr.-Ing. Roland Boecking<br />
Hauptgeschäftsführer des <strong>DVS</strong> – Deutscher<br />
Verband für Schweißen und<br />
verwandte Verfahren e.V., Düsseldorf<br />
Ralf Bothfeld<br />
Obmann der <strong>DVS</strong> AG V3
23. <strong>DVS</strong>-Sondertagung<br />
WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
Unsere Welt ohne Widerstandsschweißen –<br />
da würde uns was fehlen!<br />
Stefan Schreiber, Peter Zak, Thomas Wilhelm<br />
GSI mbH, NL SLV Duisburg<br />
1 Historie<br />
Der 1818 als Sohn eines Brauereibesitzers geborene James Prescott Joule [dʒuːl] bemerkte bei Experimenten<br />
die Erwärmung eines stromdurchflossenen Drahtes und formulierte um 1841 das erste<br />
Joulesche Gesetz = ∙∙, auch Stromwärmegesetz genannt. Auf Basis dieser Entdeckung<br />
folgten zahlreiche Entwicklungen, die sich die Stromwärme zu Nutze machten. Jedem (noch) bekannt<br />
ist die Glühbirne, gebrauchsfähig gemacht durch Thomas Alva Edison um das Jahr 1880.<br />
Unter anderem in [5] wird die Entwicklung des Widerstandsschweißens beschrieben. Erste Widerstandsschweißungen<br />
datieren auf etwa 1877, als Elihu Thomson in einem elektrischen Experiment<br />
versehentlich Drähte miteinander verschweißte. Basierend auf dieser Erfahrung entwickelte er Anlagen<br />
zum Pressstumpfschweißen, auf die er 1891 ein Patent erlangte. Aus dem Pressstumpfschweißen<br />
wurde in den Folgejahren das Abbrennstumpfschweißen entwickelt, unter anderem für die<br />
Kettenschweißung.<br />
Das Punktschweißen geht in seinen Ursprüngen wohl auf Nikolai Bernados zurück, der 1888 eine<br />
einfache Schweißzange mit Kohleelektroden patentieren ließ. Etwa 10 Jahre später konnte Kleinschmidt<br />
durch Wechsel auf Kupferelektroden eine deutliche Verbesserung erreichen und legte damit<br />
den Grundstein für den industriellen Einsatz. Auch das Rollennahtschweißen wurde hieraus entwickelt.<br />
Patente zum Buckelschweißen wurden um 1909 erteilt, einer der Patentinhaber war ein Mitarbeiter<br />
der Fa. Thomson. Neben Buckelanordnungen in unterschiedlichsten Variationen waren unter den<br />
Entwicklungen auch diverse Formen von Einlegebuckeln.<br />
Die Folgejahre beschäftigten sich mit der Weiterentwicklung der Verfahren im Detail. Ergänzend zur<br />
Wechselstromschweißung wurden Gleichstrom- und Frequenzwandlermaschinen entwickelt, auch<br />
Speichermaschinen wie z.B. solche mit Kondensatorentladung wurden bereits vor 1950 eingesetzt.<br />
Durch die rasche Weiterentwicklung der Elektronikkomponenten wurden entscheidende Verbesserungen<br />
in der Steuerungstechnik erzielt, wobei zunächst Ignitrons und später Thyristoren die bislang<br />
meist mechanischen Schalter ersetzten. Die u.A. dadurch erst mögliche Phasenanschnittsteuerung ist<br />
seit ca. 1950 bekannt, Konstantstromregelungen seit ca. 1970. Seit ca. 1950 existieren auch Patente<br />
für erste einfache adaptive Regelungen, einsatzfähige Geräte sind ab ca. 1980 verfügbar, allerdings<br />
zunächst nur für AC.<br />
Inverter-Gleichstromanlagen folgten um 1990, und machten relativ leichte Schweißzangen und eine<br />
deutlich schnellere und exaktere adaptive Regelung möglich.<br />
Diese kurze Auflistung macht deutlich, welch stürmische Entwicklung die Widerstandsschweißtechnik<br />
seit der grundlegenden Formulierung des Stromwärmegesetzes durch J.P. Joule genommen hat.<br />
Zahllose Patente rund um das Widerstandsschweißen zeigen bis in die heutige Zeit, dass das Widerstandsschweißen<br />
mit allen seinen Varianten noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen<br />
ist. Neue und vor allem mit den heutigen Möglichkeiten weiter entwickelte alte Ideen geben<br />
immer wieder einen Innovationsschub.<br />
Dies ist auch der Grund dafür, dass das Widerstandsschweißen aus der heutigen Industrie nicht mehr<br />
wegzudenken ist und durchaus immer noch neue Anwendungen möglich macht.<br />
<strong>DVS</strong> <strong>326</strong> 1
23. <strong>DVS</strong>-Sondertagung<br />
WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
2 Verfahrensvarianten<br />
Einige Normen [1][2][3][4] beinhalten Auflistungen der verschiedenen Fügeprozesse, unter Ihnen<br />
selbstverständlich auch zahlreiche Prozesse die sich die Stromwärme zunutze machen (Widerstandsprozesse).<br />
Die folgende Liste zeigt einen Überblick über diese Prozesse, der aus verschiedenen Normen<br />
und Merkblättern zusammengetragen wurde:<br />
Prozessbezeichnung Kurz ISO 4063<br />
Widerstandspunktschweißen RP 21<br />
o direkt (zweiseitig) RPZ 212<br />
o indirekt (einseitig) RPE 211<br />
Widerstandsrollennahtschweißen RR 22<br />
o Überlappnaht 221<br />
o Quetschnaht 222<br />
o mit Kantenvorbereitung 223<br />
o mit Drahtelektrode 224<br />
o Foliennaht<br />
RF<br />
• Stumpfnaht RFS 225<br />
• Überlappnaht RFL 226<br />
o wide wheel / narrow wheel<br />
Rohrschweißen<br />
o Rolltransformatorschweißen<br />
RT<br />
o Schleifkontaktschweißen<br />
RS<br />
Buckelschweißen<br />
o einseitig RBE 231<br />
o zweiseitig RBZ 232<br />
Widerstandsbolzenschweißen RBO 26 782<br />
Pressstumpfschweißen RPS 25<br />
Abbrennstumpfschweißen RA 24<br />
o mit Vorwärmung 241<br />
o ohne Vorwärmung 242<br />
Kammerschweißen RK<br />
Widerstandspressschweißen mit Hochfrequenz 27 291<br />
andere 29<br />
Induktionsschweißen RI/RIU/RIS 74<br />
o Stumpf 741<br />
o Rohr 742<br />
Elektroschlackeschweißen RES -72 RES 72<br />
o mit Bandelektrode 721<br />
o mit Drahtelektrode 722<br />
Widerstandshartlöten 918<br />
Widerstandsweichlöten 948<br />
Perkussionsschweißen 77<br />
Hybridprozesse (z.B. RP-Kleben)<br />
Spaltschweißen<br />
Hot Staking (Warmverpressen)<br />
Widerstands-Nieten<br />
Deformations-Widerstandsschweißen<br />
Widerstands-Umformen<br />
Widerstands-Trennen<br />
Wie die Auflistung zeigt, gibt es eine Vielzahl an Widerstands(schweiß)prozessen, was natürlich seinen<br />
Grund in den Anforderungen der Industrie hat, bestimmte Schweißaufgaben möglichst ökonomisch<br />
zu erledigen. Und da sind die Widerstandsschweißprozesse in zahlreichen Anwendungen gegenüber<br />
der übrigen Schweißtechnik, insbesondere dem Schmelzschweißen, klar im Vorteil.<br />
Vergleicht man die Auflistungen –auch unterschiedlich alte Fassungen der gleichen Norm - miteinander<br />
so stellt man fest, dass im Laufe der Jahre einige Verfahrensvarianten hinzu gekommen, anders<br />
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23. <strong>DVS</strong>-Sondertagung<br />
WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
einsortiert oder schlichtweg ersatzlos gestrichen worden sind. So sucht man heute beispielsweise die<br />
Variante Kammerschweißen, die in [2] noch als Widerstandsschmelzschweißverfahren gelistet war,<br />
dem Charakter nach aber eher eine Variante des Pressstumpfschweißens darstellt, in der aktuellsten<br />
Auflistung von [1] vergebens. Obwohl dieses Verfahren heute nach wie vor eingesetzt wird.<br />
Im Folgenden Kapitel werden Industriesparten und Bauteile genannt, die die starke Durchdringung<br />
unserer Umwelt mit widerstandsgeschweißten Produkten klar aufzeigen.<br />
3 Industriesparten<br />
Eigentlich gibt es kaum einen Bereich des täglichen Lebens, in dem keine widerstandsgeschweißten<br />
Produkte anzutreffen wären. Die Meisten achten allerdings kaum darauf, wie irgendein Produkt gefertigt<br />
wurde und stellen somit auch nicht fest, dass ein Widerstandsschweißverfahren genutzt wurde.<br />
Beispiele:<br />
wieviele Widerstandsschweißungen finden Sie an einem Einkaufswagen?<br />
Wo ist die Schweißung an einem Edelstahlspülbecken? Und welches Verfahren wurde genutzt?<br />
wie sind die Griffe an Ihrem Edelstahltopf angeschweißt worden?<br />
wie wird eine Konservendose geschweißt?<br />
Vermutlich haben die meisten Leser jetzt zum ersten Mal darüber nachgedacht.<br />
Hauptgebiete in denen Widerstandsschweißverfahren sinnvoll einsetzbar sind werden im Folgenden,<br />
ohne Anspruch auf Vollständigkeit, genannt:<br />
Verkehrsmittel (Karosserie etc.)<br />
o PKW<br />
o LKW / Omnibusse<br />
o Züge / Strassenbahnen<br />
o Landmaschinen / Traktoren<br />
o Flugzeuge / Raketen<br />
o Motorräder<br />
o Fahrräder<br />
Fahrzeugkomponenten<br />
o Tanks<br />
o Auspuffanlagen<br />
o Befestigungspunkte (Muttern und Bolzen sowie Buchsen und Verstärkungsbleche)<br />
o Achsen<br />
o Antriebswellen<br />
o Bremsbacken<br />
o Scheibenbremsbelagträger<br />
Motoren<br />
o Kurbelwellen<br />
o Nockenwellen<br />
o Deckel, z.B. Ölwanne<br />
o Ölfilter<br />
o Getriebeteile<br />
Elektrotechnik<br />
o Batterien<br />
o Lampen und Leuchten<br />
o Schalter<br />
o Sicherungen<br />
o Spulen<br />
o Kondensatoren<br />
o Elektromotoren<br />
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
o Sensoren<br />
o Elektroleitungen<br />
o Elektroanschlüsse<br />
o Gehäuse<br />
o Elektromaschinen<br />
Mess- und Prozeßtechnik<br />
o mech./hydraulische Druckmessgeräte<br />
o Druckmembranen<br />
o Thermoelemente<br />
o Ventile (Gehäuse und Dichtflächen)<br />
Maschinenbau und Chemie<br />
o Schaltschränke<br />
o Rohrherstellung<br />
o Rohrverbindungen<br />
o Muffen an Rohrleitungen<br />
o Treppenkonstruktionen<br />
o Ketten<br />
o Fässer<br />
o Eimer und Dosen für Lacke etc.<br />
o Bohrer<br />
o Fräser<br />
o Drehstähle<br />
o Kreissägeblätter<br />
o Bandsägeblätter<br />
o Elektrowerkzeuge<br />
o Bohrschrauben<br />
o Schraubendreher<br />
o Schraubbits<br />
Bauindustrie<br />
o Betonstahl (Stäbe und Matten)<br />
o Armierungsstrukturen/-körbe<br />
o Blechverkleidungen (Trapezblech)<br />
o Heizkörper<br />
o Laufgitter (Lichtroste)<br />
o Absperrgitter<br />
o Abfallkörbe<br />
o Decken- und Wandverkleidungen<br />
o Nagelcoils<br />
Hausgeräte- und Nahrungsmittelindustrie<br />
o Waschmaschinen (Trommel und Gehäuse)<br />
o Spülmaschinen (Behälter und Drahtteile)<br />
o Herd (Muffel und Auszüge)<br />
o Besteck<br />
o Scheren<br />
o Töpfe / Pfannen<br />
o Küchenutensilien / Menagen<br />
o Besteckkästen / Halter<br />
o Einbauspülen<br />
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
o Konservendosen<br />
o Einkaufswagen<br />
o Supermarktregale<br />
Medizintechnik<br />
o OP-Werkzeuge<br />
o Haltevorrichtungen, z.B. für Infusionstropf<br />
o Zahnarztbohrer<br />
o Herzschrittmacher<br />
Sonstiges<br />
o Stahlmöbel<br />
o Drahtbauteile (stumpf und kreuzförmig)<br />
o Rollauszüge für Schubladen<br />
o Metallbänke (Draht) im öffentlichen Bereich sowie Abfalleimer<br />
…<br />
Wie oben bereits gesagt, die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und geht auch<br />
nicht zu sehr ins Detail. Sicher finden Sie überall auf Anhieb noch viele Sparten und Produkte die Sie<br />
ergänzen könnten!<br />
So ist beispielsweise hier nur der Punkt Verkehrsmittel Karosserie/PKW genannt. Gerade hier gibt es<br />
eine Vielzahl an Verbindungsaufgaben, die hauptsächlich durch das Widerstandspunkt- und Buckelschweißen<br />
gelöst werden. Dabei stellen nicht nur die Vielzahl an Blechdickenkombinationen, Zweiund<br />
Mehrblechverbindungen, sondern auch die Blechwerkstoff- und Beschichtungskombinationen<br />
eine große Herausforderung dar. Und in anderen Sparten gibt es durchaus vergleichbar anspruchsvolle<br />
Verbindungsaufgaben – zum Teil sogar deutlich kompliziertere.<br />
4 Fazit<br />
Die Widerstandsschweißprozesse bieten eine Fülle an Verfahrensvarianten, die die Schweißung unterschiedlichster<br />
Verbindungsgeometrien und Bauteile ermöglichen. Dank der relativ einfachen Automatisierbarkeit<br />
der meisten Varianten lässt sich eine hohe Produktivität erreichen, was die Produktkosten<br />
wiederum im Rahmen hält.<br />
Ein weiterer Punkt ist, dass die Durchführung des Widerstandsschweißens keine hohen Ansprüche an<br />
die Fähigkeiten des Bedieners stellt. So findet man in der Praxis meist nur angelernte Kräfte an den<br />
Maschinen. Die „Einfachheit“ des eigentlichen Schweißens sollte aber nicht darüber hinweg täuschen,<br />
dass für die Einrichtung der Schweißmaschine, die Wartungsvorgaben und –arbeiten sowie letztendlich<br />
auch die Problemursachenforschung und deren Beseitigung bestens ausgebildetes Personal erforderlich<br />
ist, das über ein ausreichend breites Wissen über alle wichtigen Themen verfügen muss.<br />
Einen gesetzlichen Zwang für die zu empfehlende Ausbildung für Einrichter oder Fachleute nach [6]<br />
bzw. [7] gibt es allerdings nicht.<br />
Dank der stetigen Weiterentwicklung der Verfahrens- und Anlagentechnik, insbesondere auch im Bereich<br />
der Stromquellen sowie Steuerung/Regelung/Überwachung lassen sich heute viele Schweißaufgaben,<br />
die früher als unlösbar oder zumindest unsicher galten, zuverlässig mit Widerstandsschweißprozessen<br />
beherrschen.<br />
Betrachtet man die oben gezeigte Auflistung von Sparten und Produkten in denen man das Widerstandsschweißen<br />
findet so ist das Fazit eigentlich klar: ohne das Widerstandsschweißen wären viele<br />
Massenprodukte überhaupt nicht kostengünstig herstellbar, so dass der Endverbraucher sich z.B.<br />
einen PKW oder Küchengeräte kaum leisten könnte. Auch das Eigenheim wäre deutlich teurer, genau<br />
wie alle Elektrogeräte.<br />
Es würde uns also wirklich Einiges fehlen!<br />
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
5 Literatur<br />
[1] DIN EN ISO 4063 :2011-03<br />
Schweißen und verwandte Prozesse – Liste der Prozesse und Ordnungsnummern<br />
[2] DIN 1910 Teil 5 :1986-12<br />
Schweißen- Schweißen von Metallen – Widerstandsschweißen – Verfahren<br />
[3] DIN ISO 857-1 :2002-11<br />
Schweißen und verwandte Prozesse – Begriffe – Teil 1: Metallschweißprozesse<br />
[4] DIN EN 14610 :2004-02<br />
[5] A.J. Neumann<br />
Elektrische Widerstand-Schweißung und -Erwärmung<br />
Verlag von Julius Springer, Berlin 1927<br />
[6] <strong>DVS</strong>-EWF 2940 :2014<br />
Europäischer Einrichter für das Widerstandsschweißen EWP-RW<br />
[7] <strong>DVS</strong>-EWF 2941 :2014<br />
Europäischer Fachmann für das Widerstandsschweißen EWS-RW<br />
Ausbildung, Prüfung, Zertifizierung<br />
6 <strong>DVS</strong> <strong>326</strong>
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
Einseitiges Widerstandsfügeverfahren für metallische Mischverbindungen<br />
sowie Hybridverbindungen aus thermoplastischen Kunststoffen<br />
und Metallen<br />
M. Eng. Martin Bielenin, M. Sc. Konstantin Szallies,<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Jean Pierre Bergmann – Technische Universität Ilmenau<br />
Dr.-Ing. Christian Neudel – AUDI AG, Ingolstadt<br />
1 Motivation<br />
Die Verringerung des CO2-Ausstoßes von Kraftfahrzeugen soll einen Beitrag zur Reduzierung der<br />
CO2-Emissionen leisten, was sich in aktuellen Verordnungserlassungen (z.B. EU-Verordnung Nr.<br />
443/2009) und Auflagen wiederspiegelt. Neben der Steigerung des Wirkungsgrades der Antriebskomponenten<br />
bietet die Reduzierung des Fahrzeuggewichtes ein wesentliches Potenzial zur Emissionsverringerung.<br />
Zur Gewichtsreduktion der Karosserie als massereichste Komponente wurde u.a. das<br />
Multi-Material-Design entwickelt. Zu den dabei eingesetzten Werkstoffen zählen hoch- und höchstfeste<br />
Stähle sowie Leichtmetalle, wie Aluminium oder Magnesium und faserverstärkte Kunststoffe (vgl.<br />
Abbildung 1).<br />
Abbildung 1: Werkstoffübersicht beim Audi R8 (Audi AG)<br />
Der effektive Einsatz beanspruchungsgerechter Werkstoffkombinationen setzt die Verwendung einer<br />
geeigneten Fügetechnik voraus. Diese muss sowohl die metallurgische als auch die thermische Inkompatibilität<br />
artfremder Werkstoffkombinationen wie bspw. Stahl/Aluminium oder Metall/Kunststoff<br />
unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen überwinden. Bezugnehmend zu den am häufigsten vorkommenden<br />
Stahl-Aluminium-Verbindungen stellen die unterschiedlichen chemischen und physikalischen<br />
Eigenschaften der Werkstoffe eine Herausforderung dar [3]. Aufgrund der häufig angesprochenen<br />
Neigung zur Bildung intermetallischer Phasen werden für Aluminium-Stahl-Verbindungen vermehrt<br />
thermische Fügeverfahren durch „kalte“ Fügetechnologien“ ersetzt. Zum Verbinden von Stahl-<br />
Aluminium-Blechverbindungen werden daher Verfahren wie Clinchen und Nieten in Kombination mit<br />
Klebstoff verwendet [1], [2]. Für Verbindungstellen zwischen Metallen und Kunststoffen muss ebenfalls<br />
auf Verfahren zurückgegriffen werden, die ein zusätzliches Fügehilfselemte bedingen.<br />
Eine Alternative zu bisherigen Fügeverfahren bietet das vergleichsweise noch junge einseitige Widerstandspunktschweißen.<br />
Bei dieser Verfahrensvariante kontaktieren beide Elektroden den metallischen<br />
Fügepartner einseitig und die zu verbindenden Teile werden infolge der Wärmeentwicklung an der<br />
Grenzfläche miteinander verbunden. Im Gegensatz zu mechanischen Fügeverfahren eignet sich das<br />
einseitige Widerstandspunktschweißen für das thermische Fügen von Aluminium-Stahl und Metall-<br />
Kunststoff, da keine zusätzlichen Fügehilfselemente (Niet, Schraube, etc.) benötigt werden, die Fügepartner<br />
nicht durchdrungen und beschädigt werden und die resultierende Verbindung hohe Festigkeiten<br />
aufweist. Ein weiterer Vorteil liegt in der hohen Flexibilität. So können auf einer Fertigungslinie und<br />
mit bereits vorhandenen Fügeeinrichtungen (WPS-Anlagen) flexibel sowohl schweißgeeignete<br />
Stahl/Stahl-Varianten (konventionelles WPS) als auch nicht schweißgeeignete Stahl/Aluminium- oder<br />
Metall/Kunststoff-Verbindungen gefertigt werden. Die Anlagentechnik kann eine höhere Auslastung<br />
erfahren, wodurch die Wirtschaftlichkeit gesteigert wird.<br />
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
2 Verfahrensbeschreibung einseitiges Widerstandspunktschweißen<br />
von Kunststoff mit Metall<br />
Bei diesem Verfahrensansatz erfolgt die Stromeinleitung einseitig in nur einem Verbindungspartner.<br />
Hierfür werden beide Elektroden auf dem metallischen Fügepartner aufgesetzt. Infolge der Joul’schen<br />
Widerstandserwärmung und der Wärmeleitung im Metall wird der thermoplastische Kunststoff an der<br />
Grenzfläche lokal plastifiziert. Im plastifizierten Zustand kann der Kunststoff die Metalloberfläche benetzen<br />
und aufgrund eines definierten Fügedrucks in die zuvor erzeugte Oberflächenstrukturen eindringen.<br />
Mit der Abkühlung und Erstarrung bildet sich somit ein fester Verbund aus Kunststoff und<br />
Metall aus (vgl. Abbildung 2).<br />
F F Elektroden<br />
Metall<br />
I<br />
Q<br />
Kunststoff<br />
Abbildung 2: Modellhafte Darstellung des einseitigen Widerstandspunktschweißens von thermoplastischen<br />
Kunststoffen mit Metallen<br />
Im Vergleich zu Metall-Kunststoff-Verbindungen erfolgt die Verbindungsausbildung bei Aluminium-<br />
Stahl erfolgt stoffschlüssig durch Diffusionsvorgänge an der Grenzfläche. Durch die einseitige Stromeinleitung<br />
wird die Widerstandserwärmung bevorzugt in nur einen Verbindungspartner induziert,<br />
wodurch der Gesamtwärmeeintrag herabgesetzt und die bereits angesprochene Sprödphasenbildung<br />
begrenzt wird.<br />
3 Experimentelle Randbedingungen<br />
Für eine bauraumoptimierte Zugänglichkeit wurden beide Elektroden koaxial zueinander angeordnet.<br />
Der Stromfluss über das Metall erfolgt zwischen der innenliegenden Elektrode und einer koaxial angeordneten,<br />
rohrförmigen Elektrode, wodurch nur eine Punktverbindung erzeugt wird (vgl. Abbildung<br />
3). Um einen Nebenschluss zu verhindern, sind beide Elektroden gegeneinander isoliert. Die Untersuchungen<br />
wurden mit einer angepassten A10 Kappe (ø=3,5 mm) durchgeführt. Die dazu rohrförmige,<br />
koaxial angeordnete Elektrode weist einen Außendurchmesser von 20 mm bei einer Wandstärke von<br />
2 mm auf. Alle Schweißungen wurden mit einer Vorhaltezeit von 600 ms, Nachhaltezeit von 1000 ms<br />
und einer Elektrodenkraft von 465 N durchgeführt.<br />
F<br />
F<br />
F<br />
Innere<br />
Elektrode<br />
Äußere<br />
Elektroden<br />
I<br />
Metall<br />
Q<br />
Kunststoff<br />
Abbildung 3: Schematische Darstellung der koaxialen Elektrodenanordnung<br />
Als metallische Werkstoffe wurden EN AW-6016-T4 (t=1,15 mm) und DX56D+Z100MB (t=1,0 mm)<br />
gewählt und mit dem glasfaserverstärkten Kunststoff PA6 GF 47 (t=2,0 mm) gefügt. Die Schweißversuche<br />
wurden an Überlappverbindungen in Anlehnung an <strong>DVS</strong>/EFB 3480-1 mit einer Überlappfläche<br />
von 20 mm * 45 mm² durchgeführt. Die Werkstoffkombination Aluminium/Stahl wurde im Rahmen der<br />
Untersuchungen stets stahlseitig geschweißt. Bei Metall/Kunststoff-Verbindungen wurde die Metall-<br />
8 <strong>DVS</strong> <strong>326</strong>
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WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
oberfläche im Überlappbereich vor dem Schweißen durch Korundstrahlen oder Laserstrukturieren<br />
vorkonditioniert.<br />
4 Ergebnisse Metall-Kunststoff-Verbindungen<br />
4.1 Ermittlung des Schweißstrom-Zeit-Bereiches<br />
Das Erreichen eines möglichst großen Schweißbereiches ist gleichbedeutend mit einer hohen Prozesssicherheit,<br />
die notwendig werden, um eine reproduzierbare Anbindungsfläche im Herstellungsprozess<br />
zu gewährleisten. Für die Bestimmung des Schweißbereiches konnte nicht auf konventionelle<br />
Prüf- und Dokumentationsrichtlinien zurückgegriffen werden. Aus diesem Grund wurden eigene Bereichsgrenzen<br />
definiert. Die untere Grenze des Schweißbereiches beschreibt die Grenze, bei der die<br />
erzeugten Verbindungen im quasistatischen Scherzugverzug weniger als 500 N halten. Die obere<br />
Grenze des Schweißbereiches ist erreicht, wenn die aufgeschmolzene Matrix von PA6 GF47 aus dem<br />
Überlappbereich herausgedrängt wird. Während die Elektrodenkraft durch Voruntersuchungen auf<br />
435 N festgelegt wurde, erfolgte eine Variation von Schweißstrom und Schweißzeit. Dabei zeigte sich,<br />
dass sowohl die Verbindungen mit Stahl als auch mit Aluminium einen ausgeprägten Schweißbereich<br />
von mindestens 2 kA aufweisen (vgl. Abbildung 4).<br />
Abbildung 4: Schweißstrom-Zeit-Bereichsdiagramme. VHZ: 200 ms, NHZ: 600 ms - Links: DX56D+Z100MB<br />
Rechts: EN AW 6016-T4<br />
4.2 Festigkeitseigenschaften und Oberflächenkonditionierung<br />
Die Beurteilung der Tragfähigkeit der einseitig widerstandspunktgeschweißten Metall-Kunststoff-<br />
Verbindungen erfolgte durch quasistatische Scherzugversuche. Da bereits eine Vielzahl von Untersuchungen<br />
zum thermischen Direktfügen von Metallen mit faserverstärkten Kunststoffen belegt haben,<br />
dass eine Strukturierung des Metalls an der Grenzfläche zur Erreichung hoher Verbundfestigkeiten<br />
notwendig ist, erfolgte im Vorfeld die Strukturierung mittels Korundstrahlen (F 60, Arbeitsdruck 6 Bar)<br />
und Laserstrahlstrukturierung. Ein Querschliff einer korundgestrahlten Aluminiumprobe ist in Abbildung<br />
5 dargestellt und zeigt Vertiefungen mit unregelmäßiger Skalierung und stochastischer Verteilung.<br />
Weiterhin sind Hinterschneidungen ersichtlich, in die der Kunststoff im Fügeprozess einfließen<br />
kann und durch die es bei Erstarren des Polymers zur Ausbildung einer mechanischen Verankerung<br />
der Fügepartner kommt. Im Gegensatz dazu erlaubt die Oberflächenkonditionierung mit einem gepulsten<br />
ns-Laser das Einbringen von Strukturen in den metallischen Partner mit definierten Aspektverhältnis,<br />
Strukturtiefen und Hinterschneidungen (vgl. Abbildung 5).<br />
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23. <strong>DVS</strong>-Sondertagung<br />
WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
Abbildung 5: Oberflächenkonditionierung von EN AW-6016-T4, Links: korundgestrahlt, Rechts: laserstrukturiert<br />
Die Parameter Schweißzeit (600 ms) und Elektrodenkraft (435 N) wurden konstant gehalten. Der<br />
Schweißstrom wurde an die jeweiligen thermophysikalischen Eigenschaften des metallischen Fügepartners<br />
angepasst. So wurde für DX56D+Z100MB ein Strom von 5,8 kA und für EN AW-6016-T4<br />
11,5 kA verwendet.<br />
5000<br />
EN AW 6016-T4 / PA6 GF 47<br />
5000<br />
DX56D+Z100MB / PA6 GF 47<br />
4000<br />
Laserstrukturiert<br />
Korundgestrahlt<br />
4000<br />
Laserstrukturiert<br />
Korundgestrahlt<br />
3000<br />
3000<br />
Scherzugkraft [N]<br />
2000<br />
Scherzugkraft [N]<br />
2000<br />
1000<br />
1000<br />
F = 1500<br />
Korund 213 N<br />
F = 2021<br />
Kor und 42 N<br />
0<br />
F<br />
Laser<br />
= 3742<br />
189 N 0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25<br />
0<br />
F = <strong>326</strong>1<br />
Laser 79 N<br />
0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25<br />
Längenänderung [mm]<br />
Längenänderung [mm]<br />
Abbildung 6: Scherzugkraft-Weg-Verläufe korundgestrahlter und laserstrukturierter Metalloberflächen.<br />
Links: EN AW-6016-T4 mit PA6 GF47 (11,5 kA), Rechts: DX56D+Z100MB mit PA6 GF47 (5,8 kA)<br />
Im Kraft-Längenänderungsdiagramm wurde bei allen Proben eine hohe Deckungsgleichheit festgestellt,<br />
was eine entsprechende Prozessreproduzierbarkeit beweist (vgl. Abbildung 6). Verbindungen<br />
die zuvor laserstrukturiert wurden, weisen im Gegensatz zu korundgestrahlten Proben höhere Tragfähigkeiten<br />
auf. Grund hierfür ist einerseits die durch die Laserablation vergrößerte Oberfläche. Anderseits<br />
wird durch die geometrischen Strukturen mit implizierten Hinterschnitten der thermoplastischen<br />
Matrix eine gleichmäßige Verklammerungsmöglichkeit gegeben.<br />
10 <strong>DVS</strong> <strong>326</strong>
23. <strong>DVS</strong>-Sondertagung<br />
WIDERSTANDSSCHWEISSEN 2016<br />
4.3 Klebstoffapplikation<br />
In der modernen Karosseriefertigung werden punktförmige Fügeverfahren zwecks Steifigkeitserhöhung,<br />
Verbesserung der Crash- und Schwingfestigkeit sowie der Geräusch- und Vibrationsreduktion<br />
häufig mit dem Klebstoff kombiniert. Weiterhin wird zum einen der Eintritt von Elektrolyten in den<br />
Flansch verhindert und zum anderen erfolgt die elektrochemische Trennung der beiden Werkstoffe.<br />
Die Trennung ist vor allem bei der Verwendung von kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen zu gewähren.<br />
Ein Nachteil sind die relativ langen Aushärtezeiten der Klebstoffe bis zur Erzielung einer ausreichenden<br />
Handlingsfestigkeit. Die Kombination des Klebens mit punktförmigen Fügeverfahren führt<br />
auf der einen Seite zur Steigerung der Schäl- und Scherzugfestigkeit, indem die erzeugte Verbindung<br />
als „Peel Stopper“ fungiert und auf der anderen Seite zur Fixierung der Bauteile während des Fertigungsprozesses<br />
bis zur Klebstoffaushärtung im KTL-Prozess. Zur Bestimmung der Eigenschaften<br />
hybridgefügter Verbindungen kam Strukturklebstoff zum Einsatz. Die Werkstoffoberflächen wurden<br />
mittels Aceton und Isopropanol gereinigt. Die Klebstoffraupe wurde jeweils in der Probenmitte aufgetragen.<br />
Die Schweißprozessparameter mussten beim Klebstoffeinsatz nicht angepasst werden.<br />
Abbildung 7: Einfluss von Klebstoff auf die Scherzugkraft widerstandspunktgefügter Verbindungen aus PA6<br />
GF47 mit DX56D+Z100MB (6 kA) und EN AW-6016-T4 (12 kA)<br />
Der Klebstoff beeinflusst den Schweißprozess entscheidend, was die Reduktion des Tragverhaltens<br />
im quasistatischen Scherzugversuch zeigt. So fällt sowohl bei Aluminium als auch bei Stahl die maximale<br />
Scherzugkraft, der mit Klebstoff geschweißten Proben, auf ein Niveau von ca. 50 % im Vergleich<br />
zu gefügten Proben ohne Klebstoff (vgl. Abbildung 7). Die Ergebnisse zeigen, dass das einseitige<br />
Widerstandspunktschweißen von Metall-Kunststoff-Verbindungen in Kombination mit Klebstoff prinzipiell<br />
geeignet ist und strukturelle Scherzugfestigkeiten erreicht werden. Um höhere Tragfähigkeiten zu<br />
erzielen, kann eine Anpassung des Schweißprogramms (Strom, Vorimpuls) als auch der Elektrodenkraft<br />
(verbesserte Klebstoffverdrängung) vorgenommen werden.<br />
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