Neue Szene Augsburg 2016-07

38 Zoom
Augsburg ist schön.
Augsburg ist hässlich.
Sucht es euch aus.
Ein kleines Stadtteilporträt
Haunstetten
Man soll ja immer mit dem Schwierigsten anfangen, deswegen starten
wir mit Haunstetten. Ja, was soll man über Haunstetten sagen? Es soll
ja auch was Liebenswertes rein. Gut. Wer vom Univiertel aus in den
Siebentischwald will, muss durch Haunstetten, so beschwerlich die Reise
also auch sein mag, sie endet im Grünen. Vielleicht ist Haunstetten
ja ein bisschen so etwas wie das hässliche Mädchen, das man küssen
muss, bevor man in den Club darf. Na ja, hässlich ist vielleicht ein
etwas starkes Wort, umschreiben wir es anders: Das Markanteste an
Haunstetten ist die Haunstetterstraße. Sie ist gefühlt 700 km lang und
durchweg kerzengerade. Keine Kurve, keine Abweichung nichts. Das
ist aus der Vogelperspektive vielleicht hübsch anzusehen, ein Strich
in der Landschaft, für alle am Boden ist es aber öde und fatal. Fatal
deswegen, weil die Strecke so bar jeder Ablenkung ist, dass es immer
wieder passiert, dass Radler während ihrer Fahrt auf der Straße einfach
einschlafen. Aber es gibt auch einen Lichtblick. Die Haunstetter SPD-
Stadträtin, Maggie Heinrich, postet auf Facebook immer die allerbesten
Kuchenrezepte der Stadt.
Oberhausen
Bismarckviertel
Wenn wir in Augsburg von Berlin-Feeling und
In-Viertel reden, müssen wir automatisch zum
Bismarckviertel überleiten, was hiermit geschehen
ist. Die Bismarckstraße ist im Grunde das,
was man meint, wenn man Bismarckviertel sagt.
Sicher es gibt linkt uns rechts der Straße auch
noch Häuser und Straßen, aber das Zentrum,
die Lebensader ist nun mal die Straße. Sobald
die Sonne scheint, stürmen Öko-Hipster aus den
Häusern und setzen sich an die Tische der Cafés
und trinken Cappuccino, Öko-Brause, und Öko-
Wasser und sie sehen dabei unheimlich gut aus.
Im Grunde muss man gar nicht nach Berlin in
(oder auf?) den Prenzlauerberg ziehen, lässige
Schwaben, die grün wählen und bewusst konsumieren
gibt es hier genug und Autos brennen
auch nie.
Wenn Haunstetten der lange Lulatsch der Stadt ist, kann
man Oberhausen ein bisschen als Multikulti-Aschenputtel
mit guter Zukunftsprognose beschreiben. Seit Jahrzehnten
wird Oberhausen als Geheimtipp gehandelt, als kommendes
Augsburger Kreuzberg, momentan ist es eher
ein bisschen Neukölln. Was ist so vielversprechend an
Oberhausen? Der Stadtteil ist in seiner Gesamtheit nicht
schön, aber es gibt entlang der Wertach schöne Ecken.
In Oberhausen gibt es überdurchschnittlich
viele Rotlichtaktivitäten, aber das
hat auch was Verruchtes. Kein Stadtteil
hat einen so hohen Ausländeranteil,
aber das macht keinem was aus und
wer günstige Brautkleider sucht oder
einen preiswerten Handyvertrag – ab
in die Ulmer Straße. Wer auch immer
behaupten mag, Augsburg sei bieder
oder verschlafen, der sollte nach Oberhausen,
dort ist Augsburg am urbansten
und rausten, und das mögen wir ja alle,
dieses Berling-Feeling. Angeblich kaufen
reiche Augsburger seit Jahren Immobilien
in Oberhausen und warten ab bis es
ein richtig chices In-Viertel wird.