Neue Szene Augsburg 2016-07
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info und Veranstaltungskalender unter www.neue-szene.de
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50 Gerilltes<br />
BEAR’S DEN<br />
RED EARTH & POURING<br />
RAIN<br />
(Communion/Caroline)<br />
Bei den ersten Klängen denkt man sich<br />
schon: Wo haben die denn die letzten<br />
40 Jahre verbracht? Bei der Lektüre<br />
des Waschzettels wird’s dann etwas<br />
klarer: Die eigentlich noch relativ junge<br />
britische Combo hat sich an amerikanischen<br />
70er-Helden wie The Eagles und<br />
Fleetwood Mac orientiert und macht<br />
gar keinen Hehl aus ihrem Mainstream-<br />
Ansatz. Und: “We wanted to make a<br />
great album for driving at night.” Das<br />
ist ihnen ganz gut gelungen, andererseits<br />
ist das natürlich so dermaßen<br />
altbacken, dass nicht mal Don Henleys<br />
Nostalgiesonnenbrille den Grauschleier<br />
ausblenden könnte. Falls es so etwas<br />
gibt: Rockantenne-Fans mit Hang zur<br />
Melancholie sind vermutlich gut aufgehoben<br />
in der Bärenhölle, äh, Höhle<br />
natürlich. (flo)<br />
<br />
PROTESTANT WORK<br />
ETHIC<br />
ARE WADING IN THE<br />
SHALLOWS<br />
(Konkord)<br />
Lieber zu spät gemerkt als zu früh<br />
verpasst! Die Scheibe der Wiener<br />
Band ist bereits im Februar erschienen<br />
(Danke ans Trust), aber<br />
einen Sommer ohne möchte ich<br />
mir eigentlich nicht mehr vorstellen.<br />
Ganz unösterreichisch geht’s<br />
hier im astreinsten Americana-Folk<br />
durch die Blumenwiesenprärien, als<br />
ob Conor Oberst in Favoriten geboren<br />
worden wäre und es vor lauter<br />
Achtelseligkeit nie über Simmering<br />
hinaus geschafft hätte. Unheimlich<br />
warme Platte (auf einem nicht minder<br />
sympathischen Label), die zwischen<br />
stürmischer Zurückhaltung<br />
und höflicher Dringlichkeit einige<br />
Hymnen in die ewige Musiktruhe<br />
legt. Habe die Ähre! (flo)<br />
<br />
BASTIAN WADENPOHL<br />
GRIESGRAMGRÜSSE AUS<br />
DEM GARTENCAFÉ<br />
(Retap Verlag/Supermusic/Alive)<br />
Ich wusste gar nicht, dass es so etwas<br />
noch gibt. Liedermacher, die mit<br />
Klampfe in der Hand ihre Geschichten<br />
erzählen. Hip ist das ganz bestimmt<br />
nicht. Doch der gute Mann aus Wuppertal<br />
schert sich einen Dreck drum.<br />
Bastian erzählt was er so mitkriegt<br />
und was ihn so bewegt. Er erzählt von<br />
den Pennern in den Straßebahn, für<br />
die sich keiner mehr interessiert oder<br />
vom glücklichen Faulenzen, das er dem<br />
üblichen Tatendrang entgegensetzt.<br />
Musikalisch klingt das Ganze ziemlich<br />
anachronistisch, wie von anno dazumal.<br />
Doch wer aufmerksam zuhört, erfährt<br />
witzige und auch böse Geschichten<br />
aus dem Kosmos von Bastian. Und<br />
so griesgrämig wie es anfangs scheint,<br />
ist Bastan dann doch nicht. Muss man<br />
mögen oder auch nicht. (cs)<br />
<br />
ASTAIRRE<br />
SO LANGE WIR NOCH FUNK-<br />
TIONIEREN (EP)<br />
(Unter Schafen Records)<br />
Man will sowas ja gar nicht sagen,<br />
aber die ein oder andere solche<br />
Band hätte, mal abgesehen von<br />
Die Nerven, dem Line-up des diesjährigen<br />
Modulars ganz gut getan.<br />
Die Kölner Indiepunkband gibt’s<br />
auch schon gute zehn Jahre und<br />
so vermischt sich ihr Sturm und<br />
Drang wunderbar mit altersweiser<br />
Leck-mich-am-Arsch-Attitüde, die<br />
nichtsdestoweniger auch gern mal<br />
am Zaun rüttelt, sei’s am Kanzleramt<br />
oder vor dem doofen Türsteher,<br />
der jetzt da reüssiert, wo<br />
früher die Lieblingsdisko war. Wie<br />
nennt man das, adult oriented indie?<br />
Sei’s drum, für einen Song wie<br />
„1984“ hätten schon ganz andere<br />
ein komplettes Altersheim vors<br />
Auto gestoßen. (flo)<br />
<br />
ALBUM DES MONATS<br />
Der Mann ist ein gottverdammtes Phänomen. Als exzellenter Klangbastler<br />
bei Aloa Input sowie bei seinen Soloprojekten (siehe Soundcloud:<br />
Heiner Hendrix) bekannt, setzt Florian Kreier bei seinem<br />
neuen Album auf überraschend traditionelle Elemente. „Wrap your<br />
troubles in dreams“ geht schon fast als Singer-Songwriter-Platte<br />
durch, nur spärlich dringen Samples und seine Mitmusiker Nico Sierig<br />
und Cico Beck durch, wie Straßengeräusche im Dachboden eines<br />
alten Mietshauses. Was auf den ersten Hörversuch etwas knistersperrig<br />
klingt, erweist sich spätestens beim Blick ins Textbuch als<br />
vertrackt-poetischer Kurzausflug, der in seiner spröden Art viel<br />
tiefer geht als er es in einer aufgemotzteren Instrumentierung<br />
tun würde. Angela Aux ist der Bartleby unter den<br />
deutschen Klangfängern. (flo)<br />
<br />
LIEBLINGS-CDS<br />
TIPP<br />
DER<br />
REDAKTION<br />
ANGELA AUX<br />
WRAP YOUR TROUBLES IN DREAMS<br />
(Millaphon Records/Broken Silence)<br />
ANGELA AUX – Wrap Your Troubles In Dreams (flo)<br />
STILL PARADE – Concrete Visions (cs)