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„Im Zentrum steht für mich immer das Generative“,<br />
erklärt Fischer. „Ich möchte mit der Programmierung<br />
von Kunst nicht nur irgendeine Arbeit erschaffen,<br />
sondern ein autonomes System.“ Was nach<br />
Science Fiction klingt, basiert auf einer einfachen Idee:<br />
„Bei einem Gemälde setzt der Künstler einen Strich neben<br />
den anderen. Erschaffe ich eine Software, kann ich<br />
dieser befehlen, sehr viele Striche auf einmal zu setzen.“<br />
Das Programm arbeitet also von alleine. Seine<br />
Software Schwarm zeigt ein feingliedriges, abstraktes<br />
Farbspiel, das durch fließende Bewegung und sekündliche<br />
Weiterentwicklung fasziniert.<br />
Software-Installationen gibt es auch in der DAM<br />
Galerie von Wolf Lieser – ein Loft mit strahlend weißen<br />
Wänden in einem Industriehof in Berlin-Mitte. Ergänzt<br />
wird die Galerie durch das virtuelle DAM Museum, das<br />
als Onlineportal parallel zur Webseite existiert. Dort<br />
präsentiert Wolf Lieser Infos zu seinen Künstlern und<br />
zur Entstehung der Kunstströmung. Denn damit Computerkunst<br />
in Zukunft eine Chance hat, muss auch die<br />
Geschichte dahinter verstanden werden. Erst vor Kurzem<br />
veranschaulichte die Whitechapel Gallery in London<br />
in der Ausstellung Electronic Superhighway die<br />
Entwicklung von digitaler Kunst seit den 60er-Jahren.<br />
„Vier Künstler präsentierten 1965 erstmals Computerkunst“,<br />
erzählt der 58-jährige Galerist. „Sie alle<br />
kamen ursprünglich aus der Wissenschaft.“ Im Februar<br />
1965 zeigte der Nürnberger Informatiker Georg Nees<br />
digitale Kunst an der Technischen Hochschule in Stuttgart.<br />
Eine weitere Ausstellung folgte im November,<br />
gemeinsam mit dem deutschen Mathematiker Frieder<br />
Nake. In New York stellte die Howard Wise Gallery fast<br />
FOTO: WWW.DANIELHOFER.COM (1)<br />
Links:<br />
Ausschnitt aus der Arbeit<br />
„Consume Consume“, zu finden<br />
auf Fischers VIMEO-Kanal<br />
Unten links:<br />
Bild aus der Serie „Brute Force<br />
Approach“ von 2013<br />
Unten rechts:<br />
„Second Nature“ – eine Serie,<br />
bestehend aus Video-Loops<br />
„ALLES, WAS ICH<br />
MACHE, HAT ETWAS<br />
MIT DER FORTLAUF-<br />
ENDEN VERÄNDERUNG<br />
DER GESELLSCHAFT<br />
ZU TUN“<br />
ANDREAS NICOLAS FISCHER<br />
/ DIGITALKÜNSTLER<br />
EINEN PROGRAMMCODE ASSOZIIERT MAN<br />
NICHT UNBEDINGT MIT ÄSTHETIK.<br />
WAS MACHT ALSO DEN REIZ VON DIGITALER<br />
KUNST AUS?<br />
Andreas Nicolas Fischer: Genau das, nämlich die Programmierung.<br />
Ein Code ist so ziemlich das neutralste<br />
Material überhaupt, denn es ist ein rein funktionaler<br />
Text aus Zahlen, Wörtern und Zeichen. Dieser ist<br />
im Gegensatz zu Farbe vorab nicht mit bestimmten<br />
Gefühlen oder Assoziationen aufgeladen.<br />
Erst der fertige Programmiercode, der<br />
das Bild ergibt, erschafft eine einzigartige<br />
und spannende Ästhetik.<br />
WAS BRAUCHT EIN DIGITAL-ART-<br />
KÜNSTLER ZUM ARBEITEN?<br />
Grundvoraussetzung ist natürlich ein großer<br />
Computer mit hoher Leistungsfähigkeit, vielen Grafikkarten<br />
und einem schnellen Prozessor. Ein Grafiktablett<br />
ist zudem von Vorteil. Darauf kann man mithilfe<br />
eines Stiftes malen – wie beim realen Zeichnen,<br />
nur eben digital. Ansonsten brauche ich für meine<br />
Arbeit eine Digitalkamera und einen Scanner.<br />
WAS SIND DIE THEMEN DEINER WERKE?<br />
Alles, was ich mache, hat etwas mit der fortlaufenden<br />
Veränderung der Gesellschaft zu tun. Durch die Industrialisierung<br />
und Digitalisierung wird dem Menschen<br />
die Arbeit immer leichter gemacht. Die zentrale<br />
Frage, die sich daraus ergibt, ist, was das für die Gesellschaft<br />
bedeutet. Das beobachte ich und setze es in<br />
meiner Kunst subversiv um, da ich das Mittel nutze,<br />
das ich gleichzeitig in Frage stelle: die Technik. Dadurch<br />
wird jedes Bild am Ende für mich zu einer Art<br />
Forschungsarbeit.<br />
GEHÖRT DIESE KUNST ZU EINER DIGITALEN<br />
GESELLSCHAFT?<br />
Natürlich. Dadurch, dass Technik in unserem Leben<br />
eine immer größere Rolle spielt, wird es auch in der<br />
Kunst ein immer größeres Thema. Die heutige Gesellschaft<br />
ist stark digitalisiert durch Entwicklungen wie<br />
Smartphones, die schnell zum Mainstream werden.<br />
Und es weiß so gut wie jeder, wie diese Technik funktioniert.<br />
Das führt wiederum parallel zu einem größeren<br />
Verständnis für digitale Kunst.<br />
IST ALSO UNSERE GENERATION DIEJENIGE,<br />
DIE DIGITALE KUNST ETABLIEREN WIRD?<br />
Ja, denn die Leute, die mit Super Nintendo und Co.<br />
aufgewachsen sind, haben ein viel natürlicheres Verhältnis<br />
zur digitalen Welt. Diese wird immer kommerzieller,<br />
sodass Sammler und Kuratoren denken, digitale<br />
Kunst ist der neueste Trend auf dem Kunstmarkt.<br />
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