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Starnberger Bote 3 Editorial<br />
Sehr geehrte Starnberger Bürger und<br />
Bürgerinnen,<br />
in diesem Jahr sind wir wieder aufgefordert,<br />
unsere demokratischen Rechte auszuüben<br />
und als Souverän an den Wahlurnen die<br />
Weichen für unsere gemeinsame Zukunft<br />
zu stellen. Zu diesem Zweck schmücken wir<br />
wieder einmal unsere Stadt mit vielen mehr<br />
oder weniger ansehnlichen Gesichtern auf<br />
unzähligen Plakaten mit mehr oder weniger<br />
sinnvollen Slogans. Lauter freundliche<br />
Mienen lächeln uns beim Vorbeigehen an,<br />
so als seinen wir seit mehreren Jahrzehnten<br />
miteinander bekannt. Lediglich eine Partei<br />
bildet lieber nackte Hinterteile ab, als die<br />
Gesichter der eigenen Parteigrößen. Sie werden<br />
wissen, warum!<br />
Liebe Mitbürger, die vielen Bilder von freundlichen<br />
Personen sollen uns die Orientierung<br />
geben, sich in der Sache richtig zu entscheiden,<br />
damit wir unser Kreuz an der richtigen<br />
Stelle platzieren werden. Und es funktioniert,<br />
oder? Man biegt zum Beispiel mit seinem<br />
Auto um eine Ecke und erstarrt unmittelbar in<br />
treuer Ehrfurcht, nur weil unser Landesvater<br />
einem in der Größe eines Einfamilienhauses<br />
ohne Vorwarnung gütig und irgendwie verständnisvoll<br />
ins Auto lächelt. Man fährt um<br />
eine weitere Ecke und blickt auf den „Wort“-<br />
Halter Christian Ude, was unweigerlich ein<br />
starkes Gefühl des Mitleids auslöst.<br />
Wenn man den ironischen Blick auf das,<br />
was alles im Wahlkampf passiert, beiseite<br />
legt, dann wird man sich doch mit dem, was<br />
die einzelnen Parteien inhaltlich anbieten, zu<br />
beschäftigen haben.<br />
Aus Sicht des BDS – Starnberg, nicht zuletzt<br />
aber auch für eine Vielzahl von Starnberger<br />
Bürger ist insoweit von Interesse, welche<br />
regionalen für uns wichtige Fragen durch<br />
die jeweiligen Wahlentscheidungen beeinflusst<br />
werden. Natürlich haben die Orts- und<br />
Kreisverbände der einzelnen Parteien im<br />
Wesentlichen die Aufgabe, die grundsätzlichen<br />
Thesen und Positionen ihrer Partei den<br />
Bürgern vor Ort zu verkaufen. Dies kann aber<br />
doch nur dann gut funktionieren, wenn diese<br />
Themen die eigenen Fragen vor der Haustüre<br />
mit beantworten. Eine Beschäftigung mit<br />
den leicht zugänglichen Informationsquellen<br />
wie z. B. den Internetauftritten der einzelnen<br />
Orts- und Kreisverbänden führt hier großteils<br />
zu enttäuschenden Ergebnissen.<br />
Zum Beispiel das Thema der zukünftigen<br />
Energieversorgung. Quer durch alle politischen<br />
Lager soll diese in Zukunft ökologisch<br />
und überwiegend dezentral sein. Die Energie<br />
wird dort, wo sie gebraucht wird, hergestellt.<br />
Was heißt das konkret für Starnberg?<br />
Das wissen sicher die Grünen; ist doch<br />
schließlich deren Kernkompetenz, oder?<br />
Also ab auf die regionalen Seiten: Auch hier<br />
sind lächelnde Gesichter zu finden, die man<br />
wählen kann. Man findet auch viele „grüne<br />
Inhalte“ die man downloaden kann. Aber:<br />
Kein Wort zur Starnberger Energiewende<br />
und der energetischen Zukunft in der Region.<br />
Lediglich allgemeine Wahlpräsentationen<br />
lassen vermuten, dass man auch in<br />
Starnberg auf Windenergie, Solar und<br />
Kleinblockheizkraftwerke in den einzelnen<br />
Haushalten setzen möchte.<br />
Schaut man bei der CSU – Kreisver-bandsseite<br />
vorbei, so fällt im ersten Moment positiv auf,<br />
dass hier keine Personen sondern ein Bild<br />
von unserem See die erste Seite verschönern.<br />
Will man aber der Frage nachgehen,<br />
wie die Region Starnberg die Energiewende<br />
nun umsetzen will, so findet man auch hier<br />
nicht wirklich etwas Erhellendes. Statements<br />
und Meldungen beziehen sich fast alle auf<br />
die große Bayern Politik, so als wäre unser<br />
CSU - Kreisverband hierfür verantwortlich.<br />
Dabei hatte doch unser Landesvater erst<br />
auf dem Sommerempfang der Starnberger<br />
CSU am 12.8.20<strong>13</strong> deutlich klargestellt, es<br />
werde eine „Verspargelung der bayerischen<br />
Heimat“ mit ihm nicht geben. Er sprach<br />
damit eine deutliche Absage an die Anhänger<br />
von Windparks u.ä. aus. Er stellte zudem<br />
fest, dass die Energiewende um jeden Preis<br />
auch ohne Windkraft in jeder Gemeinde zu<br />
leisten sei. Wie das speziell in der Stadt<br />
Starnberg aussehen könnte, erklärte er<br />
den Starnbergern nicht. Aber genau das<br />
wäre eine geeignete Information, die dem<br />
interessierten Wähler auf den regionalen CSU<br />
Seiten erklärt werden könnte. Wie schließt<br />
die CSU die Versorgungslücke? Plant die<br />
CSU in Starnberg gar den großflächigen<br />
Anbau von Mais und eine Vielzahl von<br />
Biogaskraftwerken, wie in anderen Regionen?<br />
Man weiß es nicht und man erfährt<br />
es auch nicht auf den regionalen Seiten<br />
der Partei.<br />
Steckenpferd der FDP ist es, die Innovationskraft<br />
Bayerns weiter zu stärken.<br />
Deshalb setze man „mit wachstumsstärkenden<br />
Investitionen in den Bereichen<br />
Bildung, Infrastruktur und Innovation neue<br />
Schwerpunkte bei den technologischen<br />
Megatrends des 21. Jahrhunderts wie<br />
z.B. Energie-, Umwelt-, Bio-, Nano- und<br />
Informationstechnologien sowie neue<br />
Werkstoffe und Digitalisierung“. Was für ein<br />
grandioser und virtuos ausformulierter Satz,<br />
aber was heißt er für uns konkret? Die<br />
Starnberger könnte hier z. B. interessieren,<br />
welchen Infrastrukturausbau die FDP<br />
in Starnberg voranbringen will und welche<br />
Anstrengungen hier unternommen werden<br />
sollen, die benannten Technologien teilweise<br />
in Starnberg anzusiedeln und auszubauen.<br />
Auch hier ist der interessierte Wähler auf den<br />
Seiten der regionalen FDP völlig hilflos auf der<br />
Suche nach tieferen Informationen.<br />
Bei der Starnberger SPD erfährt man zwar,<br />
dass diese dort sei, wo die Menschen<br />
sind, was uns alle sicher ein Gefühl der<br />
Geborgenheit gibt. Welche regionalen<br />
Probleme man für diese Menschen dann<br />
konkret löst, bleibt aber ein wohl gehütetes<br />
Geheimnis. Aber immerhin: Über eine doch<br />
sehr einfach zu bedienende Stichwortsuche<br />
können regionale Themen und überwiegend<br />
nicht wahlkampfbedingte Stellungnahmen<br />
und Tätigkeiten verschiedener regionaler<br />
SPD Größen nachgelesen werden. Mit etwas<br />
Fleiß kann man sich mit diesem Instrument<br />
tatsächlich die eine oder andere Frage beantworten.<br />
Insgesamt ist das Ergebnis aber ernüchternd.<br />
Das Informationsangebot der regionalen<br />
Parteiverbände kommt über das<br />
Informationsniveau eines Wahlomaten nicht<br />
hinaus. Wer seine Wahlentscheidung nicht nur<br />
an überregionalen Themen orientieren möchte,<br />
sondern durch seine Stimme ggf. einem<br />
ganz bestimmten regionalen Lösungsansatz<br />
Nachdruck verleihen möchte, ist auch in<br />
der heutigen Informationslandschaft ohne<br />
richtige Information. Wir als Wähler müssen<br />
immer noch die Wahlstände besuchen und<br />
unsere individuellen Antworten erfragen. So<br />
kommt man als Partei zwar in den persönlichen<br />
Dialog mit einigen wenigen Bürgern,<br />
die breite Masse der Wähler wird aber nicht<br />
erreicht.<br />
Liebe Kreis- und Ortsverbände aller ideologischen<br />
Ausrichtungen, natürlich führt man<br />
Wahlkampf mit dem Parteiprogramm, das<br />
überregional und allgemeingültig aufgestellt<br />
wurde. Es wäre aber eine gleichermaßen<br />
sinnvolle wie erfolgversprechende Aufgabe<br />
der regional verantwortlichen Verbände in<br />
Starnberg und Umgebung, den jeweiligen<br />
Bürgern zu erklären, welche einzelnen<br />
Maßnahmen und Ziele man unter den verschiedenen<br />
Parteiprogrammpunkten konkret<br />
für die Stadt/den Kreis anstrebt. Habt doch<br />
bitte den Mut, uns Wähler zu erklären, was<br />
vor unserer Haustüre geschehen soll, wenn<br />
wir Euch wählen. Vielleicht tun wir es dann<br />
auch!<br />
Ihr<br />
Michael Forster<br />
1. Vorsitzender Bund der Selbstständigen /<br />
Gewerbeverband Starnberg<br />
Ortsgruppe des BDS Bayern e.V.