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SPEZIAL<br />

UNIversalis-Zeitung<br />

Für Universität und Hochschulen in Freiburg<br />

ArtMedia Verlag Freiburg Sommer 2016 22. Ausgabe / 12. Jahrgang<br />

Der Künstler – ein Held?<br />

Historisch interessant und dabei hochaktuell: Die Neuerscheinung „Künstlerhelden?“<br />

sommer im stahl<br />

restaurant und biergarten<br />

täglich 12 – 24 uhr geöffnet<br />

nachmittags salate, kuchen<br />

und eis<br />

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juni – august täglich<br />

durchgehend geöffnet<br />

79104 FREIBURG · KARTÄUSERSTR. 99<br />

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Können Künstler Helden sein?<br />

Diese Frage drängt sich auf, wenn<br />

man das Buch „Künstlerhelden?<br />

Heroisierung und mediale Inszenierung<br />

von Malern, Bildhauern<br />

und Architekten“ (kürzlich erschienen<br />

bei ›ad picturam‹, Merzhauen)<br />

in den Händen hält – nicht zuletzt<br />

wegen des mit einem Fragezeichen<br />

garnierten Buchtitels.<br />

Genau das soll sie auch. Diese<br />

Frage ist Programm, versteht man<br />

doch gemeinhin unter Helden tapfere<br />

Krieger, die in Liedern und Sagen<br />

Anerkennung fanden. Oder zumindest<br />

uneigennützige Menschen,<br />

die ein vorbildhaftes Verhalten an<br />

den Tag legen und in schwierigen<br />

Situationen stets kühlen Kopf und<br />

andere vor Unglück bewahren.<br />

Aber der Künstler – ein Held? Wie<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Lernradio PH 88,4 - erfolgreiches<br />

Konzept der PH 4<br />

Aus alter Märchenzeit - ein<br />

Poet als Ameisensammler 5<br />

Die verborgene Universität 7<br />

Freiburger Musikhochschule<br />

feiert 70jähriges Jubiläum 8<br />

Erinnerungen an Ernst Bloch<br />

Bloch 10<br />

Spieglein, Spieglein in der<br />

Stadt 11<br />

Absurditäten des Alltags -<br />

Emotionales Grundnahrungsmittel<br />

12<br />

Frauen in der Kunst des 20.<br />

20. Jahrhunderts 13<br />

Paul Valéry und seine Cahiers<br />

Cahiers 14<br />

will er mit seiner Kunst<br />

andere oder gar die Welt<br />

retten?<br />

Hier kommt neben<br />

dem Topos des Helden<br />

auch der Kunstbegriff ins<br />

Spiel. Dass sich die Auffassung<br />

beider Kategorien<br />

mit dem Wandel der<br />

Zeiten stets veränderte,<br />

macht die Sache nicht<br />

leichter. Nun nahmen<br />

sich in einem Überblick<br />

und in methodisch reflektierter<br />

Weise erstmalig<br />

die Experten Sabine Feser,<br />

Anja Grebe, Ulrich<br />

Heinen, Andreas Henning,<br />

Hans W. Hubert,<br />

Angeli Janhsen, Henry<br />

Keazor, Barbara Lange,<br />

Doris H. Lehmann, Laura<br />

Rodrigues Nöhles und<br />

Andreas Thielemann dieser<br />

Frage an.<br />

Zur Sprache kommen<br />

herausragende Künstlerinnen<br />

und Künstler,<br />

die bereits Gegenstand<br />

einer Vortragsreihe waren,<br />

die 2013/14 an der<br />

Universität Freiburg in<br />

Zusammenhang mit dem<br />

Sonderforschungsbereich<br />

SFB 948 „Helden – Heroisierungen<br />

– Heroismen.<br />

Transformationen<br />

und Konjunkturen von<br />

der Antike bis zur Moderne“<br />

veranstaltet wurde,<br />

ergänzt durch weitere<br />

neue Beiträge.<br />

Dabei werden die<br />

verschiedenen Medien,<br />

Ausdrucksformen und<br />

Topoi, die bei der Künstlerverehrung<br />

verwendet<br />

wurden, in den Fokus<br />

genommen. Zudem wird<br />

aufgezeigt, zu welchem<br />

Zweck die Künstler in den Olymp<br />

gehoben wurden; beziehungsweise<br />

welche kulturellen, gesellschaftlichen,<br />

politischen oder nationalen<br />

Interessen dahinterstanden. Und<br />

dies macht das Buch gerade auch<br />

für heute so spannend, da sich die<br />

Mechanismen gar nicht so sehr von<br />

denen noch vor Jahrhunderten unterscheiden.<br />

Dustin Weaver und Gerald Parel, Titelblatt der ersten Ausgabe des Marvel-<br />

Comics »S. H. I. E. L. D.«, Variant Edition, 2010<br />

© MARVEL (Aufsatz Feser)<br />

Sind wir nicht alle<br />

Künstlerhelden?<br />

Wie aktuell dieses Buch ist, zeigt<br />

sich schon darin, dass uns Heutigen<br />

der Begriff „Künstlerhelden“<br />

zunächst gar nicht so fragwürdig<br />

erscheint; – zumal in den „Social<br />

Media“ der Eigenpräsentation und<br />

Selbstinszenierung inflationär gefrönt<br />

wird, um möglichst viele Bewunderer<br />

(genannt Follower) hinter<br />

sich zu scharen. Denn: Sind wir<br />

nicht alle Künstler (gleichbedeutend<br />

mit Individuen)? Und sind wir<br />

nicht alle auch (durch Therapien<br />

bestärkte) Helden?<br />

Ob verehrt oder versehrt – die<br />

Palette der hier nachgezeichneten<br />

Künstlerhelden-Biografien ist<br />

groß, die Wege des Ruhms sind ja<br />

auch vielfältig. „Genau genommen<br />

gibt es die Kunst gar nicht. Es gibt<br />

nur Künstler“, begann schon Ernst<br />

Gombrich seine berühmte ›Geschichte<br />

der Kunst‹. So wird also<br />

auch Kunstgeschichte geschrieben:<br />

Nicht zuletzt aufgrund ihrer jahrhunderte-<br />

und jahrzehntelangen Heroisierung<br />

oder Selbstinszenierung<br />

dürften sämtliche Protagonisten<br />

der heutigen Allgemeinheit wohlbekannt<br />

sein – Andrea Mantegna,<br />

Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo,<br />

Peter Paul Rubens, Albrecht<br />

Dürer, Nicolas Poussin, Hans<br />

Makart, Frida Kahlo, Joseph Beuys<br />

und Marina Abramovi.<br />

Es gibt nicht nur Künstler, es gibt<br />

auch Sponsoren. Diese verstehen es<br />

nicht erst seit heute, die Evolution<br />

der Kunst in ihrem Sinne zu beeinflussen.<br />

Ein erstes markantes Beispiel<br />

stammt mit Andrea Mantegna<br />

(von Andreas Thielemann) aus<br />

der frühen Neuzeit, am Ende des<br />

Quattrocento im Stadtstaat Mantua.<br />

Dieser erhielt von Ludovico<br />

Gonzaga, Sohn des Markgrafen<br />

Luigi III. Gonzaga und seit 1483<br />

Bischof von Mantua, ein Grundstück.<br />

Das darauf erbaute Haus<br />

sollte die angemessene Repräsentation<br />

des Künstlers ermöglichen,<br />

in dessen Glanz stets der edle<br />

Spender mitaufschien. Zunächst<br />

nutzte Mantegna, auch genannt der<br />

„zweite Apelles“, das Gebäude als<br />

Bühne für seine Antikensammlung.<br />

Hohe Kunst aus alten Zeiten, deren<br />

Exponate bildeten raffiniert und<br />

wohlkalkuliert den Rahmen für das<br />

eigene Schaffen und legten so die<br />

Tradition nahe, an die der Künstler<br />

anknüpfte.<br />

Auch wenn Mantegnas Kunstleistungen<br />

für die Nachwelt unstrittig<br />

sind, lebt eine solche Blase nur<br />

durch diejenigen, die den Ruhm<br />

und Glanz des Verehrten auch zurückspiegeln.<br />

„Die Aufdeckung von<br />

Inszenierungen, Manipulationen<br />

und Herrschaftstechniken aller Art<br />

ist in Zeiten, die sich als progressiv<br />

und aufklärerisch verstehen, gleichsam<br />

ein forschungs-politischer<br />

Dauerauftrag“, begründet Thielemann<br />

sein Vorgehen, das durchaus<br />

zum Verständnis auch des heutigen<br />

Starkults beizutragen vermag.<br />

Auch Peter Paul Rubens (von Ulrich<br />

Heinen) hatte selbst Anteil an<br />

der Inszenierung seines Künstlerdaseins,<br />

indem er die mit ihm verbundenen<br />

Topoi durch die Darstellung<br />

antiker Bildthemen regelrecht<br />

nährte. Doch nutzte Rubens seinen<br />

Ruhm im Sinne einer politischen<br />

Einflussnahme als Kriegs- und<br />

Friedensdiplomat, weshalb er nicht<br />

nur im Sinne seiner künstlerischen<br />

Fähigkeiten, sondern als politischer<br />

Maler auch inhaltlich motiviert –<br />

und somit tatsächlich heldenhaft –<br />

agierte.<br />

Selbst- und Fremd<br />

heroisierung<br />

Schon immer spielte<br />

für den künstlerischen<br />

Erfolg eine große Rolle,<br />

wie gut sich jemand vermarkten<br />

konnte. Allein<br />

die Fotografie des Titelbilds,<br />

darauf der Wiener<br />

Maler-Star Hans Makart<br />

(von Doris H. Lehmann)<br />

im Festzugskostüm zu<br />

Pferde (1879), vermittelt<br />

anschaulich einige<br />

grundlegende Strategien,<br />

wie man sich werbewirksam<br />

in Szene setzt. Seine<br />

Selbstinszenierungen<br />

brachten ihm gleichermaßen<br />

Bewunderer wie<br />

Hasser ein. Immerhin<br />

wurde der „Malerfürst“<br />

auf diese Weise zur Identifikationsfigur<br />

Wiens,<br />

deren Ruhm als „größter<br />

Colorist der Neuzeit“<br />

posthum immer<br />

weiter anwuchs. Seine<br />

Totenmaske und der in<br />

Marmor nachgefertigte<br />

Gipsabdruck seiner Hand<br />

sollten später gar reliquienhafte<br />

Züge annehmen.<br />

Zentrales Medium für<br />

die Selbstheroisierung<br />

waren seit jeher das<br />

Selbstporträt sowie die<br />

Selbstdarstellung in historischen<br />

Kontexten. So<br />

durfte in diesem Reigen<br />

der Selbstinszenierung<br />

natürlich Albrecht Dürer<br />

nicht fehlen (von Anja<br />

Grebe), der bereits überaus<br />

zielgerichtete Imagebildung<br />

betrieb.<br />

Die Fremdheroisierung<br />

hingegen setzte<br />

häufig erst nach dem<br />

contomaxx.de<br />

Ableben des Künstlers ein. „Das<br />

Schwein und der Künstler werden<br />

erst nach ihrem Tode geschätzt“, lakonisierte<br />

einst der Komponist Max<br />

Reger. Dass manche Künstler oder<br />

Werke in den Fokus der kollektiven<br />

Betrachtung gerückt sind und andere<br />

nicht, verdankten sie häufig ihren<br />

Biographen, die deren Heroisierung<br />

initiierten. Ausgehend von Giorgio<br />

Vasari („Vite“, 1550/68) entwickelte<br />

sich seit der Renaissance die<br />

Künstlerbiographie zum Medium<br />

schlechthin, verblichene Künstlerseelen<br />

in den Götterhimmel zu befördern.<br />

Einige, etwa Leonardo da Vinci,<br />

wären natürlich ohnehin da oben<br />

angekommen. Seine Verehrung als<br />

heroische Figur ist überaus vielseitig,<br />

wie Sabine Feser darlegt, und<br />

als „uomo universale“ seinen vielen<br />

Schaffensbereichen als Maler,<br />

Zeichner, Forscher und Erfinder<br />

geschuldet. Vasaris Lebensbeschreibung<br />

glorifizierte ihn schon<br />

zu Lebzeiten. Fortan wurde er in jeder<br />

darauffolgenden Epoche anders<br />

interpretiert, Leonardo wurde zur<br />

Marke. Zuletzt als Action-Hero im<br />

gleichnamigen Hollywood-Streifen,<br />

in der Comic-Serie „S.H.I.E.L.D“<br />

(2010) oder in Computerspielen,<br />

weiter auf Seite 3<br />

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2 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 3<br />

Nicolas Chaperon, Raffaels Ruhm, Sacrae Historiae Acta a Raphaele Urbin, Rom 1649, Staatliche Kunstsammlungen Dresden,<br />

Kupferstich-Kabinett (Aufsatz Henning)<br />

RATHAUSHOFSPIELE41<br />

FRIEDRICH DÜRRENMATT<br />

ROMULUS DER GROßE<br />

22. JULI BIS 03. SEPTEMBER 2016<br />

Rathausgasse 5a • 79098 Freiburg • Telefon 07 61 2 56 56<br />

wallgraben-theater.com<br />

wo er als genialer Erfinder von Waffen-<br />

und Fluggeräten die Welt vor<br />

ihrem Rückfall ins finstere Mittelalter<br />

bewahrt.<br />

Auch Raffael (von Andreas<br />

Henning), dessen Rezeption stark<br />

werkbasiert ist, gehört unstrittig in<br />

den Olymp. Die hohe innovative<br />

und zugleich immer auch sinnfällige<br />

Qualität seiner Werke war die<br />

wichtigste Ursache dafür, dass er<br />

von Beginn an von elitären Gesellschaftskreisen<br />

beauftragt wurde und<br />

sich posthum zum Star der Kunstsammlungen<br />

entwickelte.<br />

Nicolas Poussin (von Henry<br />

Keazor) wurde regelrecht in den<br />

Götterhimmel hochgejubelt. Zum<br />

einen griffen spätere Künstler wiederholt<br />

seine Sterbeszene auf, was<br />

schließlich 1822 zur entrückten<br />

Darstellung des „Triumph der Malerei.<br />

Die Apotheose von Poussin“<br />

von Charles Meynier führte. Zum<br />

anderen wurde der Maler über die<br />

verschiedenen Stationen mehrerer<br />

Biografen regelrecht zur Heroenfigur<br />

hochstilisiert. Dies wiederum<br />

beeindruckte Richard Strauss derart,<br />

dass er 1898 nach deren Vorbild<br />

eine Tondichtung „Ein Heldenleben“<br />

(op. 40) komponierte.<br />

Ein interessantes, weil entgegengesetztes<br />

Beispiel ist Michelangelo<br />

(von H. W. Hubert), der als Erster<br />

im Wortsinne die inhaltliche Grenze<br />

zwischen „Künstler“ und „Held“<br />

aufzuheben vermochte. Befördert<br />

durch seine dramatischen Lebensumstände<br />

brach sich mit ihm ein<br />

rebellisch subjektives Kunstschaffen<br />

Bahn, was ihn schließlich zur<br />

Heldenfigur formte.<br />

Das Leiden war der ständige Begleiter<br />

der mexikanischen Malerin<br />

Frida Kahlo (von Laura Rodrigues<br />

Nöhles). Als Frau, zudem körperlich<br />

versehrt, fiel damit auch ihr<br />

ein Opferstatus zu, der ihr schließlich<br />

die Anwartschaft am Reigen<br />

der bisher durchweg männlichen<br />

Künstlerhelden zutrug. Ihr exotisch-erotisches<br />

Äußeres und ihr<br />

linkspolitisches Engagement taten<br />

das Übrige dazu.<br />

Der moderne Künstlerheld<br />

muss ein Kämpfer sein<br />

Zur Ausnahmeerscheinung avancierte<br />

auch Joseph Beuys (von<br />

Barbara Lange), der als Kriegsversehrter<br />

die Bühne der Kunst betrat.<br />

Geheimnisumwittert und charismatisch<br />

war sein Habitus. Indem<br />

er den eigenen Körper als Projektionsfläche<br />

nutzte, stilisierte sich<br />

der Künstler selbst zur Kunstfigur.<br />

Lob und Verehrung erhielt er also<br />

nicht nur für sein Schaffen, Beuys<br />

war ein wandelndes Gesamtkunstwerk.<br />

Je mehr er sich als Antibürger-,<br />

als Bürgerschreck inszenierte,<br />

desto mehr Beifall bekam er vom<br />

Publikum.<br />

Der moderne Künstlerheld muss<br />

ein Kämpfer sein, um die Legitimation<br />

zum Heroen zu erlangen.<br />

Diesen Umstand verstand auch<br />

Marina Abramovi (von Angeli<br />

Janhsen) seit jeher publikumswirksam<br />

einzusetzen. Deren inszeniertes<br />

Video „The Hero“ über<br />

oder für ihren Vater zeigt anstelle<br />

des Helden sie selbst auf einem<br />

Schimmel, mit weißer Fahne posierend.<br />

Ihre Performance ist an<br />

sich zwar Inszenierung, die aber<br />

gar nicht der eigenen Heroisierung<br />

gilt – was sie natürlich wiederum<br />

(publikumswirksam) adelt. „Sie<br />

handelt als Künstlerin wie ein<br />

Held: setzt Regeln außer Kraft,<br />

übertritt Gesetze, wenn nötig für<br />

höhere Ziele, ist rücksichtslos,<br />

Schmerzen und Strafen interessieren<br />

sie nicht. Ihre Ziele und Werke<br />

stehen ihr über allem“. Somit zeigt<br />

Abramovis Beispiel, dass künstlerische<br />

Selbstinszenierung durchaus<br />

Mittel zum ›heiligen‹ Zweck sein<br />

kann, indem sie die Aufmerksamkeit<br />

über den Umweg der eigenen<br />

Person als Projektionsfläche auf<br />

„höhere Ziele“ richtet.<br />

Gute Lesbarkeit bei hohem<br />

wissenschaftlichem Anspruch<br />

Dieses Buch ist trotz seines hohen<br />

wissenschaftlichen Anspruchs<br />

selbst für Laien verständlich geschrieben.<br />

Hinzu kommt seine<br />

schöne Aufmachung, die – anschaulich<br />

bebildert in hervorragender<br />

Qualität – diese Ausgabe auch in<br />

sinnlich-haptischer Hinsicht zu<br />

einem Genuss macht. Es ist nach<br />

der Veröffentlichung ihrer Dissertation<br />

(„Armeleutemalerei“ 2013)<br />

im neu gegründeten Eigenverlag<br />

›ad picturam‹ sozusagen das „Meisterstück“<br />

der jungen Freiburger<br />

Verlegerin Carmen Flum, die – so<br />

ist auf ihrer Homepage zu lesen –<br />

gemäß dem Motto „klein, aber fein“<br />

vergleichsweise wenige Buchprojekte<br />

im Jahr, diese jedoch, sei es<br />

als Printausgabe oder als Onlinepublikation,<br />

in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Autoren und mit viel Liebe<br />

zum Detail realisiert.<br />

Entsprechend ist hier das Verhältnis<br />

von Form und Inhalt einfach<br />

stimmig. Und ein Buch, das<br />

Intellekt und Sinne gleichermaßen<br />

anspricht, trägt nun mal ungemein<br />

zum Vergnügen der Lektüre bei.<br />

„Künstlerhelden? Heroisierung<br />

und mediale Inszenierung von Malern,<br />

Bildhauern und Architekten“,<br />

Katharina Helm, Hans W. Hubert,<br />

Christina Posselt-Kuhli und Anna<br />

Schreurs-Morét (Hg.), Freiburg-<br />

Merzhausen 2015, ad picturam<br />

Fachverlag für kunstwissenschaftliche<br />

Literatur e. K., ISBN 978-3-<br />

942919-02-9, Hardcover, Fadenheftung,<br />

26,5 x 20 cm, 329 Seiten,<br />

112 Abbildungen, 38,00 €. www.<br />

ad-picturam.de.<br />

Friederike Zimmermann


4 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />

Lernradio PH 88,4<br />

Ein erfolgreiches Konzept an der Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />

Medienbildung an der Hochschule<br />

zu etablieren und mit praktischer<br />

Medienarbeit an Schulen und in<br />

außerschulischen Bildungseinrichtungen<br />

zu verknüpfen, ist Ziel<br />

des Lernradios der Pädagogischen<br />

Hochschule Freiburg. Studierende<br />

erwerben medienpädagogische<br />

Qualifikationen und leiten Schulradioredaktionen;<br />

Medienkompetenz<br />

wird nachhaltig gefördert. Für<br />

Konzept und Umsetzung wurde das<br />

Lernradio im Jahr 2015 mit dem<br />

Landeslehrpreis ausgezeichnet.<br />

Vor zehn Jahren, am 04. Mai<br />

2006 ging PH 88,4 zum ersten Mal<br />

On Air. Studierende, Senior/-innen,<br />

Kinder und Jugendliche produzieren<br />

seit dieser Zeit in Redaktionen,<br />

Workshops, im Klassenzimmer,<br />

in Seminaren und in Radio-AGs<br />

gemeinsam das 14-stündige Programm<br />

auf PH 88,4, das auf uniFM<br />

ausgestrahlt wird.<br />

Das Konzept des Lernradios ist<br />

in vier Arbeitsbereiche unterteilt,<br />

die den Studierenden verschiedene<br />

Ausbildungsangebote und<br />

Beteiligungsmöglichkeiten bieten:<br />

medienpädagogische Seminare,<br />

Kooperationen mit Fachwissenschaften,<br />

Redaktionsarbeit sowie<br />

das Hochschulzertifikat „Radio<br />

und Medienbildung“. Die Kooperationsangebote<br />

mit Fächern und<br />

Studiengängen werden sehr gut<br />

angenommen. Es zeigt sich, dass<br />

die Produktion von Beiträgen oder<br />

Radiosendungen mit Seminaren gut<br />

zu bewältigen ist und Lehrende sich<br />

dauerhaft Kooperationen mit dem<br />

Lernradio wünschen. Sie bekräftigen,<br />

dass Studierende medienpädagogisches<br />

Handeln für die Praxis<br />

im Schulalltag erlernen: „Durch das<br />

Lernradio ist aktive Medienarbeit<br />

möglich. Medienkompetenz kann<br />

in Theorie und Praxis erworben<br />

werden“ so ein Kooperationspartner<br />

aus den Fachwissenschaften.<br />

PH 88,4 hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />

systematisch eine nachhaltige<br />

Entwicklung von Medienkompetenz<br />

und medienpädagogischer<br />

Seit Herbst 2014 beschäftigen<br />

sich im Rahmen des EU-Förderprogramms<br />

„Erasmus+“ zwölf Partner<br />

aus vier Ländern (Frankreich,<br />

Tschechien, Ungarn, Deutschland)<br />

unter dem Titel „musik kreativ+“<br />

mit der Förderung von Kreativität<br />

und Entrepreneurship durch Musik,<br />

Performance und kulturelle Zusammenarbeit.<br />

Die Koordination des<br />

Projekts hat das Institut für Musik<br />

der Pädagogischen Hochschule<br />

Freiburg. Unter pädagogischen<br />

sowie künstlerischen Perspektiven<br />

und Voraussetzungen wird gemeinsam<br />

mit Studierenden, Musiker/-innen<br />

sowie Schüler/-innen ein Konzept<br />

erarbeitet, erprobt und in einem<br />

gemeinsamen Abschlusskonzert am<br />

Ende des zweiten Projektjahres realisiert<br />

und somit der Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht. Darüber<br />

hinaus werden die erprobten Konzepte<br />

in einem Lehrerfortbildungscurriculum<br />

veröffentlicht, das Lehrkräfte<br />

verschiedener Schularten zur<br />

Anwendung der länderspezifischen<br />

kreativen Ansätze im Unterricht befähigen<br />

und informieren soll. Die<br />

enge Vernetzung der vier Partnerländer<br />

bildet dabei die Basis für die<br />

Förderung kultureller Zusammenarbeit<br />

auf schulischer, künstlerischer<br />

und universitärer Ebene.<br />

Lernradio: Klasse 3 d der Rheinschule Neuenburg im Radiostudio der PH Freiburg. Projektleitung: Chris Britz, Referendar und PH-Radio-Alumni<br />

Kompetenz angehender Lehrer/-innen<br />

zu fördern, bietet Studierenden<br />

die Möglichkeit sich zu engagieren,<br />

sich medienpädagogisch fort- und<br />

weiterzubilden. Radiomachen ist<br />

vergleichsweise einfach zu erlernen<br />

und benötigt insbesondere im<br />

Schulkontext wenig Infrastruktur.<br />

Die Produktion von Radiosendungen<br />

fördert die Konzentration<br />

auf das Akustische und sensibilisiert<br />

für die Kulturtechnik „(Zu-)Hören“<br />

(Stiftung Zuhören 2009). Zudem<br />

werden sprachlicher und akustischer<br />

Ausdruck, die Kreativität und<br />

die Fertigkeit, digitale Medien zu<br />

nutzen und zu gestalten gefördert.<br />

Ein Student äußert: „Ich bin selbstbewusster,<br />

mutiger und organisatorisch<br />

versierter geworden. Durch<br />

den Mut zum Ausprobieren und<br />

dem Vertrauen, das unterdessen immer<br />

in mich gesetzt wurde, habe ich<br />

meine Kreativität steigern können.“<br />

Das Konsortium der vier Partnerländer<br />

besteht jeweils aus einer Universität,<br />

einer Schule und einem Musikensemble.<br />

Während Frankreich<br />

(Universität Strasbourg, Ensemble<br />

Hanatsu mirroir, Grundschule Sélestat)<br />

und Deutschland (Pädagogische<br />

Hochschule Freiburg, ensemble recherche,<br />

Friedrich Gymnasium) ihr<br />

Konzept aus Verfahren zeitgenössischer<br />

Musik sowie in Verbindung<br />

mit der am Institut für Musik der<br />

Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />

angesiedelten Abteilung für Musikkulturen<br />

im Dialog aus afrikanischen<br />

Musiktraditionen speist, basieren das<br />

Konzept Tschechiens (Masaryk Universität<br />

Brno, Horňácká cimbálová<br />

muzika Petra Galečky und Grundschule<br />

Lipov) auf der Verbindung<br />

mit tschechischer Folklore sowie das<br />

Ungarns (Universität Szeged, Pulzus<br />

Quartett Budapest, Grundschule Budapest)<br />

auf dem kreativen Umgang<br />

mit Interpretation von klassischer<br />

Musik.<br />

Interessanterweise werden im<br />

wissenschaftlichen Diskurs Kreativität<br />

und Entrepreneurship mit<br />

denselben Begriffen wie etwa Identifikation<br />

von Problemen, Entwicklung<br />

von Ideen, Ausdauer, Arbeit in<br />

Teams, Überführung in eine Produktion<br />

etc. beschrieben. Tatsächlich<br />

Wie aktive Medienarbeit in das<br />

künftige Arbeitsfeld integriert werden<br />

kann, erlernen Studierende in<br />

Seminaren und durch die Teilnahme<br />

am Hochschulzertifikat „Radio<br />

und Medienbildung“. Dazu kooperiert<br />

das Lernradio der Hochschule<br />

mit Schulen, außerschulischen<br />

Bildungseinrichtungen sowie mit<br />

den Fachbereichen innerhalb der<br />

Hochschule. Selbst aktiv zu sein,<br />

eigene Ideen einzubringen, mitzubestimmen<br />

und verantwortlich für<br />

Sendeplanung und Ausstrahlung zu<br />

sein, stärkt soziale wie sprachliche<br />

und medienpädagogische Kompetenzen<br />

aller Beteiligten. In Kooperationsseminaren<br />

mit den Fachwissenschaften<br />

werden Inhalte auditiv<br />

aufbereitet, die neben der Ausstrahlung<br />

im Radio auch im Unterricht<br />

eingesetzt werden können.<br />

Dass durch aktive Radioarbeit<br />

die Medienkompetenz von angehenden<br />

Pädagog/-innen gefördert<br />

und gestärkt wird, hat die Evaluation<br />

2015 bestätigt. Befragt wurden<br />

Alumni, Studierende, interne<br />

Kooperationspartner/-innen sowie<br />

externe Bildungseinrichtungen, die<br />

mit dem Lernradio Projekte durchführen.<br />

Eine ehemalige Studentin<br />

äußert: „Ich konsumiere Medien<br />

nicht, ich nutze sie aktiv; insgesamt<br />

höre ich mehr Radio, ich höre Radioberichte<br />

kritischer, ich achte mehr<br />

auf ihre Machart, auf Inhalte und wie<br />

diese präsentiert werden. Ich achte<br />

darauf, ob Inhalte gut recherchiert<br />

sind, Inhalte durch Quellen belegt<br />

werden und durch welche. Dies gilt<br />

nicht nur für Radioberichte, sondern<br />

auch für andere Medienberichte<br />

(Fernsehberichte, Zeitungsberichte,<br />

Internetinhalte, etc.)“.<br />

Studierende, die das medienpädagogische<br />

Angebot des Lernradios<br />

durchlaufen, leiten im Rahmen ihrer<br />

musik kreativ+<br />

Musik, Performance und kulturelle Zusammenarbeit<br />

sind die Konzepte des EU-Projektes<br />

so angelegt, dass für die beteiligten<br />

Schülerinnen und Schüler stets<br />

Lehr-Lern-Arrangements inszeniert<br />

werden, in denen die beschriebenen<br />

Fähigkeiten gefordert und gefördert<br />

werden. Kleine Impulse geben immer<br />

wieder Anreize für produktive<br />

Überlegungen der künstlerisch kreativen<br />

Umsetzung, die ausprobiert –<br />

und damit bereits im Kleinen „performt“<br />

– reflektiert, weiterentwickelt<br />

oder verworfen werden. Hinzukommt,<br />

dass die musikalischen<br />

„Produkte“ von den Schülerinnen<br />

und Schülern selbst „vermarktet“<br />

werden. Gemeinsam werden Strategien<br />

diskutiert und entworfen, wie<br />

etwa eine Performance ablaufen<br />

soll und wie diese annonciert wird.<br />

Ausbildung oder für ihre wissenschaftlichen<br />

Arbeiten Radioprojekte<br />

in Schulen und außerschulischen<br />

Einrichtungen. Schüler/-innen, die<br />

an diesen Projekten teilnehmen,<br />

profitieren im Gegenzug von diesem<br />

Angebot. Eine Lehrerin äußert „Sie<br />

[die Schüler/-innen] sind stolz auf<br />

sich, weil sie sich selbst im Radio<br />

hören können. Einige haben auch<br />

ganz neue Stärken an sich entdeckt.<br />

Außerdem sind sie auch für das<br />

Thema sensibler geworden und stehen<br />

manchen Fragen nun kritischer<br />

gegenüber.“ Die Projekte erstrecken<br />

sich über die gesamte Bildungslandschaft:<br />

PH 88,4 bietet Projekte für<br />

Kinder aller Altersklassen, ist aktiv<br />

in der frühen Bildung, in allen Schulformen,<br />

in der beruflichen Bildung<br />

sowie in Inklusions- und Integrationsprojekten.<br />

Viele Kinder und Jugendliche<br />

trauen sich zunächst nicht<br />

zu eine Sendung zu produzieren.<br />

Lehr-Lern-Arrangement während der gemeinsamen Arbeitsphase in Brünn (Tschechien)<br />

Hierzu erarbeiten Schülergruppen<br />

Plakate, Zeitungsartikel, Radio Features<br />

(in Zusammenarbeit mit dem<br />

Lernradio der Pädagogischen Hochschule<br />

Freiburg), Moderationstexte,<br />

Ablaufpläne etc.<br />

Um dies vorzubereiten, trafen<br />

sich erstmals nach den nationalen<br />

Vorbereitungen in den Heimatländern<br />

alle Projektpartner/-innen (ca.<br />

Durch schrittweise Heranführung an<br />

die Arbeit mit Audio lernen sie neue<br />

Stärken an sich kennen. Dies bekräftigt<br />

die Aussage einer befragten Lehrerin:<br />

„Das Selbstbewusstsein wurde<br />

gestärkt, weil in der Wahrnehmung<br />

der Werkrealschüler/-innen selten<br />

wirklich jemand mit ‚nur‘ ihrem<br />

Bildungsniveau sich vollkommen<br />

öffentlich äußert und weil sie eine<br />

wunderbare Radiosendung erstellen<br />

konnten. Zudem konnten in der Vorbereitung<br />

Diskussionen in der Klasse<br />

geführt werden, um das Thema zu<br />

erarbeiten; für die Abschlussprüfung<br />

wurde das Thema ‚Interview und<br />

offene/geschlossene Fragen‘ besser<br />

und dauerhafter erarbeitet als es<br />

nur im Unterricht der Fall gewesen<br />

wäre.“<br />

Die Nachhaltigkeit der Ausbildung<br />

im Lernradio der Pädagogischen<br />

Hochschule Freiburg zeigt sich u.a.<br />

an den Baumaßnahmen, die an Schulen<br />

in Konstanz und Breisach anstehen:<br />

Angeregt von ehemaligen Studierenden<br />

werden dort Radiostudios<br />

in den Schulen gebaut.<br />

Aber auch für Studierende, die<br />

sich nach dem Studium an der Pädagogischen<br />

Hochschule gegen das<br />

pädagogische Arbeitsfeld entscheiden,<br />

ist die Ausbildung im Lernradio<br />

eine Möglichkeit, sich fort- und<br />

weiterzubilden wie der folgende<br />

ehemalige Student bekräftigt: „Ich<br />

habe mich nach meinem Studium<br />

gegen das Lehramt entschieden<br />

und bin heute Redakteur, Journalist<br />

und Moderator im Hörfunk. In<br />

meinem Fall hat das Lernradio PH<br />

88,4 also meinen beruflichen Werdegang<br />

maßgeblich beeinflusst.<br />

Alle Grundfertigkeiten (…) habe<br />

ich hier erlernt. Die medienpädagogische<br />

Komponente kommt mir<br />

noch heute zugute, wenn ich etwa<br />

in Schulen bei Projekttagen zu Gast<br />

bin und das Berufsbild des Radioredakteurs<br />

vorstelle.“<br />

Dipl.-Päd. Monika Löffler, Pädagogische<br />

Hochschule Freiburg, Projektleitung<br />

PH 88,4 – Das Radio der<br />

PH Freiburg<br />

70 Personen, inkl. Musikensembles)<br />

vom 8. bis 12. Februar 2016<br />

in Brünn (Tschechien). Hier stellte<br />

man zunächst an der Pädagogischen<br />

Fakultät der Universität die nationalen<br />

Ergebnisse vor, bevor man<br />

dann an den einzelnen Konzepten<br />

gemeinsam weiterarbeitete und<br />

weitere Ideen bis hin zu einem gemeinsamen<br />

Stück entwickelte. Eine<br />

zweite Arbeitsphase mit ca. 100<br />

Teilnehmenden ist vom 29. Mai bis<br />

3. Juni an der Pädagogischen Hochschule<br />

Freiburg geplant, an deren<br />

Ende am 3. Juni um 18 Uhr eine<br />

große Abschlusspräsentation stehen<br />

wird. Vorausgeschaltet ist eine kostenlose<br />

Fortbildungsveranstaltung<br />

für Lehrkräfte (3. Juni, 15.30-17<br />

Uhr, KG 6, Raum 109 an der Pädagogischen<br />

Hochschule Freiburg),<br />

bei der konzeptionelle Ansätze des<br />

Projektes vorgestellt und diskutiert<br />

werden.<br />

Prof. Dr. Georg Brunner, Pädagogische<br />

Hochschule Freiburg<br />

Institut für Musik und Prorektor<br />

für Lehre und Studium, Projektleiter<br />

„musik kreativ+“<br />

Weitere Informationen (inkl.<br />

Anmeldung zur Fortbildung am<br />

03.06.2016) finden sich unter www.<br />

musik-kreativ-plus.eu


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 5<br />

Aus alter Märchenzeit<br />

Der Poet als Ameisensammler<br />

Friedrich Kittler beim Lesen, Notieren, Denken am Niederrimsinger Baggersee<br />

© Erika Kittler<br />

Niemals in der Geistesgeschichte<br />

hat ein Literaturwissenschaftler<br />

eine radikalere Lehre der materiellen<br />

(medialen) Voraussetzungen<br />

der Literatur und von<br />

uns selbst vertreten als Friedrich<br />

Kittler. Niemand vor Kittler<br />

hat die Vertreter seines eigenen<br />

Faches durch eine „Austreibung<br />

des Geistes aus den Geisteswissenschaften“<br />

so unterminiert und<br />

auch gekränkt. Und niemand vor<br />

ihm hat mit Heideggers „Mut, die<br />

Wahrheit der eigenen Voraussetzungen<br />

und den Raum der eigenen<br />

Ziele zum Fragwürdigsten zu<br />

machen“ ernster gemacht.<br />

Niemals nämlich hat seit Platons<br />

Zerrissenheit, an der Schwelle<br />

eines Medienbruchs zwischen<br />

Mündlichkeit und Schriftlichkeit<br />

zu stehen, jemand eine radikalere<br />

Lehre von Medienbrüchen vollzogen<br />

als Kittler, indem er sie in eigener<br />

Person durchexerziert: Noch in<br />

der Gutenberg-Galaxis des Buches<br />

sozialisiert, lötet er bereits in den<br />

70er Jahren die ersten Computer in<br />

seinem Wohnzimmer in Freiburg.<br />

Und schreibt – neben den ersten<br />

Software-Programmen – auf losen<br />

Blättern, die er in einer Schublade<br />

sammelt, erst vier Jahre nach seinem<br />

Tod 2011 veröffentlichte Texte.<br />

Kittler war zeit seines Lebens ein<br />

gespaltener Geist: Ein Computerfreak<br />

und ein Poet, ein Ingenieur<br />

und ein Schöngeist, ein sensibler<br />

Denker und einer der austeilen<br />

konnte...<br />

Was Friedrich Kittler, der späterhin<br />

so berühmt gewordene, aber auch<br />

ungeliebte Sohn der Freiburger<br />

Universität, Begründer der „Berliner<br />

Schule der Medientheorie“,<br />

schon in jungen Jahren auszeichnete,<br />

war sein ganz persönlicher<br />

Stil. Er erfand eine neue Gattung,<br />

es ist die Gattung der Wissenschaftspoesie.<br />

Es ist deshalb eine<br />

neue Gattung, weil er diese Art von<br />

wissenschaftlicher Prosa bis ins<br />

hohe Alter pflegte und auch viele<br />

Nachahmer fand. Nun legen Tania<br />

Hron und Sandrina Khaled, zwei<br />

Schülerinnen Kittlers, als Herausgeberinnen<br />

mit „Baggersee – Frühe<br />

Schriften aus dem Nachlass“ vor.<br />

Die Geburt des Programmierens<br />

aus dem Geist der Poesie<br />

Schon zu Zeiten seiner Habilitation,<br />

die erst nach dem zehnten<br />

Gutachten (Abschlussgutachten)<br />

durchgewunken wurde, hatte er die<br />

rauschverdächtige und zuweilen<br />

selbstzerstörerische Chuzpe, keine<br />

Rücksicht zu nehmen auf seine eigene<br />

Karriere – von seiner Gesundheit<br />

ganz zu schweigen – sondern<br />

allem akademischen Stil und Gebaren<br />

mit herausgestreckter Zunge zu<br />

begegnen und nach seiner eigenen<br />

Überzeugung zu schreiben, zu argumentieren<br />

und die gesamten Geisteswissenschaften<br />

gegen den Strich<br />

zu bürsten. Der harte Kern dieser<br />

Art von wissenschaftlicher Prosa<br />

– oder bleiben wir bei Wissenspoesie<br />

– hatte jedoch Hand und Fuß<br />

und setzte sich durch, was anfangs<br />

keineswegs selbstverständlich war.<br />

Inhaltlich war eine methodische<br />

Seinsgeschichte der Medien entsprungen,<br />

die ihn in fortgeschrittenem<br />

Alter über die Untersuchung<br />

des griechischen Vokalalphabets als<br />

eine der folgenreichsten Errungenschaften<br />

für das Abendland von der<br />

harten Medienwissenschaft vordergründig<br />

wegführte und durch das<br />

Studium und die Neuübersetzungen<br />

klassischer Texte Homers, Sapphos<br />

usw. zwangsläufig zu einer Seinsgeschichte<br />

der Liebe führte. Soweit so<br />

verständlich.<br />

Was sich in seinen bislang unveröffentlichten<br />

Essays aus dem<br />

Nachlass, die dank der Recherche<br />

im Deutschen Literaturarchiv Marbach<br />

durch ihre Herausgeberinnen<br />

Tania Hron und Sandrina Khaled<br />

aus den 60er und 70er Jahren, die<br />

im Oktober 2015 erschienen sind,<br />

jedoch zeigt, stellt vieles in den<br />

Schatten, was das 20. Jahrhundert<br />

an großen Essayisten hervorgebracht<br />

hat. In dem Band verbinden<br />

sich eine kindliche Beobachtungsgabe<br />

von Alltagsphänomenen wie<br />

dem Rauchen, Atmen, kleine Tiere<br />

wie Ameisen und Spinnen, Automobile,<br />

Nacktheit, Vampire, Wasser<br />

und Milch oder auch das Auge<br />

und ganz großartig: Alkohol... (…<br />

der des Menschen spottet, „weil er<br />

ihn an die Pforte des Geheimnisses<br />

geleitet, nur um ihn vor ihr ermattet<br />

niedersinken zu lassen. Wie aus<br />

Fernen naht die Verheißung, der<br />

Wahrheit ansichtig werden zu können:<br />

aber der Geist ist zu schwach,<br />

ihr zu folgen“ (S.15)), u.v.a. mehr in<br />

einer zuweilen tastenden Dialektik<br />

mit höchst philosophischen Gedanken.<br />

Sie haben mit der Formulierungsgabe<br />

etwa der „Denkbilder“<br />

Walter Benjamins mindestens so<br />

viel gemein wie mit Ernst Jüngers<br />

„Subtile(n) Jagden“ oder dessen<br />

stereoskopischen Blickwinkeln in<br />

„An der Zeitmauer“. So etwa, wenn<br />

Before I sink<br />

into the big sleep,<br />

I want to hear<br />

the scream of the butterfly...<br />

Jim Morrison, The Doors<br />

er in dem Text „Kleine Tiere“ die<br />

eigene Haut im Sinne dieser Tierchen<br />

als „Oberfläche einer ganzen<br />

Welt“ reflektiert: „Ich von mir aus<br />

sehe die Härchen auf meiner Haut<br />

nur als ihre Menge; für die Ameise<br />

erweist sich jedes Haar, ein einzelnes<br />

zu sein“ (S.79). Es lässt sich<br />

eine phänomenologische Dialektik<br />

erkennen, die mit einem stereoskopischen<br />

Verfahren verknüpft zu<br />

sein scheint. Wie überhaupt der Einfluss<br />

Hegels auf den jungen Kittler<br />

nicht hoch genug einzuschätzen<br />

ist. Kittler war sich 1991 über den<br />

Stil eines „Hegel-Pastiches“ „bis<br />

in den Satzbau hinein“ sehr klar,<br />

revolutioniert nicht etwa durch die<br />

an Karl Marx geschulten revoltierenden<br />

Studenten, sondern „durch<br />

die Stile von Pink Floyd und Michel<br />

Foucault“, so Kittler selbst<br />

über diese „Brilliant Pebbles“. Man<br />

findet aber mindestens auch den<br />

Stil des Dialektikers im Stillstand,<br />

der auch ein Allegoriker war und<br />

sich „zum Seismographen dessen<br />

macht, was an der Zeit ist“ - Walter<br />

Benjamin. Dieser zwar von dessen<br />

Messianismus und Marxismus purgierte<br />

Stil gilt indes nur für diese<br />

frühen Schriften. Insofern lesen sie<br />

sich wie Fragmente aus einer alten<br />

Märchenzeit, tragen aber zum<br />

Verständnis von Kittlers Herkunft<br />

nicht unerheblich bei, und Zukunft<br />

braucht ja bekanntlich auch Herkunft.<br />

Wie sich diese Herkunft in<br />

der Zukunft manifestiert, zeigt sich<br />

zwar nicht auf den ersten Blick, jedoch<br />

werden die Spuren, die Friedrich<br />

Kittler durch seine Interessen<br />

schon in der Studienzeit legte, an<br />

einigen Beispielen seiner Aphorismen<br />

prägnant. Hier nur zwei: So<br />

scheint seine spätere Faszination<br />

für Bram Stokers Dracula einen<br />

ihrer Ausgangspunkte in Murnaus<br />

Film von 1922 zu finden. Sie mündet<br />

in seinen „Technische(n) Schriften“,<br />

die zusammengefasst unter<br />

dem Titel „Draculas Vermächtnis“<br />

1993 bei Reclam erschienen sind,<br />

benannt nach dem gleichnamigen<br />

Aufsatz von 1982. Erst durch die<br />

Darstellung im Medium Film erlangt<br />

die im Medium der Literatur<br />

schwer darzustellende Geschwindigkeit<br />

(durch Zeitraffer) und<br />

Langsamkeit (durch Zeitlupe) ihr<br />

Wesen für den Fortgang der Handlung<br />

von Opfer und Jäger, der mit


G<br />

6 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />

Die Geschichte „K.s“ ließe sich aus seinen verschiedenen Schreibgeräten „deduzieren“, meinte<br />

Kittler einmal in schöner Anlehnung an Nietzsche<br />

© Erika Kittler<br />

seiner „gehemmten Begierde“ sein<br />

Opfer geradezu lähmt, da dieses um<br />

den nahenden Tod weiß und keine<br />

Flucht mehr erwägt (vgl. S. 104 ff.).<br />

Die dazugehörige Gestik lässt sich<br />

nur im Film darstellen.<br />

Das zweite: In „Kabbala: Buchstabe<br />

= Zahl“ macht man eine erstaunliche<br />

Entdeckung: Dass er nämlich<br />

dort bereits andeutet, was ihn später<br />

bis zu seinem Lebensende antreibt:<br />

Die Verbindung von Schrift, Zahl<br />

und Ton im Medienverbund wird<br />

von Kittler zunächst im Hebräischen<br />

untersucht, das ja wie das<br />

Griechische noch keine Zahlwörter<br />

kennt bzw. sie noch an die Alphabetschrift<br />

koppelt: „Es ist eine entscheidende<br />

Möglichkeit kabbalistischer<br />

Tora-Deutung, zwei Worte<br />

miteinander vermittelst ihres gleichen<br />

Zahlenwertes zu identifizieren.<br />

Solche Hermeneutik hat eine<br />

historische Basis, die sie ermöglicht:<br />

die Doppelfunktion hebräischer<br />

Buchstaben, die sekundär auch für<br />

Zahlen einstehen“ (S. 77).<br />

In der Konjunktion von Buchstaben<br />

und Zahlen in dem frühen Text<br />

circa 40 Jahre vor „Musik und Mathematik“<br />

sind die Spuren seines<br />

Spätwerks und die Weichenstellung<br />

für seine Ideen bereits aufgehoben.<br />

Gerade dieser Essay macht deutlich<br />

– wie auch einige andere sehr verdichtete<br />

Essays es tun – wie eingehend<br />

sich Kittler bereits als junger<br />

Mensch neben den einfachen Alltagsphänomenen<br />

auch mit solchen<br />

komplizierten Themen so grundlegend<br />

wie scharfsinnig befasst hat.<br />

Deshalb waren Kittlers frühe<br />

Schreibversuche bereits mehr als<br />

die phänomenologisch dialektischen<br />

Beobachtungs- und Beschreibungsversuche<br />

im Umfeld<br />

der Baggerseekultur. Sie müssen als<br />

Schreibübungen gewertet werden,<br />

den Gedanken eines jungen Genies<br />

eine Form zu verleihen. Seine Form<br />

der Essayistik war schon damals<br />

eine ihm eigene Form der Poesie,<br />

die auch später in seinen wissenschaftlichen<br />

Schriften und Monografien<br />

bei anderen Autoren ihresgleichen<br />

sucht und trotz der vielen<br />

Nachahmer gerade deshalb an Originalität<br />

lange auf sich warten lassen<br />

wird. Ganz im Sinne Montaignes,<br />

jenes Ur-Essayisten, wendet<br />

er sich in dieser Zeit noch – und in<br />

einigen seiner Werke auch später oft<br />

genug – sowohl in Themenfindung<br />

als auch stilistisch gegen die Vorgaben<br />

wissenschaftlicher Diktion.<br />

Heidegger, Freiburg, Baggersee<br />

statt Adorno und weite Welt<br />

In einem Interview bekannte er einmal,<br />

dass er Heidegger gegenüber<br />

Adorno den Vorzug gab: „Weil ich<br />

in Freiburg groß geworden bin und<br />

Heidegger liebte, nicht in Frankfurt<br />

studierte und auch nicht besonders<br />

Adorno liebte und alle meine Generationsgenossen<br />

sich adornisieren<br />

ließen in ihrem Stil, habe ich<br />

mir einfach eines schönen Tages<br />

verboten, das Wort „sich“ zu benutzen.“<br />

Da, wo „sich“ und „mich“<br />

und „uns“ keine Rolle mehr spielen,<br />

wird ein analytischer und eiskalter<br />

Blick frei auf die Phänomene selbst.<br />

Und es war ja gerade Martin Heidegger,<br />

der in seiner Bestimmung der<br />

Aufgabe phänomenologischer Forschung<br />

immer wieder die Grundbestimmung<br />

des griechischen Wortes<br />

phainomenon (φαινόμενον) herausgearbeitet<br />

hat: das, was sich selbst<br />

zeigt. Also ohne Verweisungs- und<br />

Bezugscharakter. Es gibt nichts hinter<br />

den Phänomenen.<br />

Die alphabetische Ordnung der<br />

Texte ist eine arbiträre und der oft<br />

nicht mehr auffindbaren Entstehungsdatierungen<br />

der Kittlerschen<br />

Betrachtungen geschuldet. Diese<br />

Weinfeste & Hocks<br />

unter<br />

www.weinland-baden.eu<br />

Katalogisierung legitimiert sich<br />

vor diesem Hintergrund, auch wenn<br />

sich dadurch die zahlreichen und<br />

durchaus vorhandenen Querbezüge<br />

zwischen den Texten erst auf den<br />

zweiten Blick erschließen.<br />

Den Bezug zum titelgebenden<br />

Baggersee indes sucht der Leser<br />

vergeblich. Gemeint ist übrigens<br />

die konkrete und noch heute vorhandene<br />

Kiesgrube vor den Toren<br />

Niederrimsingens mit dem bis heute<br />

klarsten Wasser der Region, wo<br />

die „versammelten Texte vielleicht<br />

nicht geschrieben, jedoch teilweise<br />

ersonnen und diskutiert“ wurden.<br />

Der Baggersee passt wohl eher in<br />

die Stimmung, in der diese Texte<br />

entstanden sind. Inspiriert von<br />

den Themen, „über die im Kreis<br />

der sonnen- und theoriehungrigen<br />

Freunde gesprochen wurde“, liest<br />

man im Vorwort der Herausgeberinnen<br />

Tania Hron und Sandrina<br />

Khaled. „Geistesblitze schlugen<br />

ein zwischen Denken, Schwimmen,<br />

Reden, Lesen, Exzerpieren, Lieben<br />

und alternativen Lebensentwürfen.“<br />

Der Band ist ein Dokument derselben.<br />

Vielleicht war ja für Kittler der<br />

Baggersee sogar ein wenig das, was<br />

für Heidegger die Hütte in Todtnauberg<br />

war, wo beide die Kontemplation<br />

für ihre genuinen Gedanken<br />

fanden.<br />

Wenn es Aufzeichnungen aus seiner<br />

Studienzeit waren, wäre vielleicht<br />

noch spannend gewesen, in<br />

welchem Zusammenhang seine<br />

Betrachtungen und Reminiszensen<br />

zu besuchten Seminaren stehen<br />

könnten – etwa seinem damaligen<br />

Lehrer, dem Indogermanisten Johannes<br />

Lohmann oder auch den immer<br />

wieder mit gebrochener Stimme<br />

als einen seiner liebsten Lehrer<br />

erwähnten Romanisten Horst Ochse,<br />

der 1973 auf einen Lehrstuhl an<br />

die FU Berlin abwanderte. Solche<br />

Bezüge zur Entstehungsgeschichte<br />

hätten interessiert. Nun weiß man<br />

nicht, ob es hierüber überhaupt Anhaltspunkte<br />

gibt. Der Umgang mit<br />

der Themenvielfalt ist daher sicherlich<br />

auch als Protokoll der damaligen<br />

Lektüreeinflüsse zu deuten.<br />

Die Anmerkungen der Herausgeberinnen,<br />

die von akribischer Kleinarbeit<br />

mit Kittlers Aufzeichnungen<br />

zeugen, sowie die ausführliche Bibliographie<br />

legen darüber Zeugnis<br />

ab.<br />

Der Sinus wird weiterschwingen<br />

Seine spätere Spekulations- und<br />

Kombinationsgabe wird in diesen<br />

frühen Schriften erprobt und entdeckt.<br />

Und der Bogen zum Spätwerk<br />

„Musik und Mathematik“<br />

ward aufgespannt. Den markerschütternden<br />

Schrei des Schmetterlings,<br />

jenes wunderbare Poem, das<br />

uns Jim Morrison singt (vgl. Eingangszitat)<br />

und das Kittler im Essay<br />

„Schlaflosigkeit (S. 155) anführt,<br />

vernahm er im Verlauf seines spannenden,<br />

wenn auch viel zu kurzen<br />

Gelehrtenlebens ganz gewiss. Nicht<br />

allein deshalb wird der in Musik<br />

(„das Schönste nach der Liebe“)<br />

und Mathematik („das Schwerste<br />

nach der Treue“) so vortrefflich<br />

beschriebene Sinus dieses Bogens<br />

einer Gitarrensaite (κιθάρα / kithara)<br />

im Anschlag weiterschwingen...<br />

Jens Bodemer<br />

Friedrich Kittler, Baggersee - Frühe<br />

Schriften aus dem Nachlass,<br />

hrsg. von Tania Hron und Sandrina<br />

Khaled, Wilhelm Fink 2015, Euro<br />

24,90


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 7<br />

Die zentralen Gebäude der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg prägen<br />

weithin sichtbar das Stadtbild:<br />

die futuristische UB gegenüber des<br />

altehrwürdigen KG IV in der Freiburger<br />

Innenstadt, das riesige Areal<br />

der Uniklinik oder die modernen<br />

Neubauten der technischen Fakultät<br />

im Freiburger Norden. Weitaus<br />

weniger bekannt ist hingegen die im<br />

Untergrund verborgene Infrastruktur<br />

der Universität.<br />

Hier werden giftige und explosive<br />

Stoffe gelagert, Laborwasser aufbereitet<br />

und gemeinhin dafür gesorgt,<br />

dass in den überirdischen Einrichtungen<br />

effizient, sicher und umweltfreundlich<br />

gearbeitet und geforscht<br />

werden kann.<br />

Der Zugang zu diesen Einrichtungen<br />

bleibt der Öffentlichkeit gemeinhin<br />

verwehrt, doch in diesem<br />

Frühjahr ermöglichte die Universität<br />

erstmals eine Besichtigung der<br />

unterirdischen Keller und Gänge im<br />

Rahmen einer Presseführung.<br />

Das Zentrale Entsorgungslager<br />

Gleich der erste Keller hat es in sich:<br />

Unter dem Gebäude der Mineralogen<br />

und Geologen im Institutsviertel<br />

geht es, vorbei an rohem Beton,<br />

hinab in das Zentrale Sammellager<br />

(ZSL) – die gefährlichste Einrichtung<br />

der Universität. Daran erinnern<br />

Warnhinweise, Signalleuchten<br />

und Gefahrensymbole wie Totenköpfe,<br />

die hier unten fast an jedem<br />

Gegenstand prangen. Hier werden<br />

feste und flüssige Gefahrstoffe aller<br />

Temperaturklassen angeliefert,<br />

umgefüllt und zwischengelagert,<br />

bis Fachfirmen die Stoffe entsorgen.<br />

Der Keller ist einer der vielen Arbeitsplätze<br />

von Dr. Jürgen Steck,<br />

dem Leiter der unterirdischen Führung.<br />

Da er viel Zeit unter der Erde<br />

verbringt, ist er bei Freunden und<br />

Kollegen auch als „der U-Boot-<br />

Kapitän“ bekannt, eigentlich ist<br />

Steck aber Chemiker und als Leiter<br />

der Stabsstelle Umweltschutz auch<br />

für das Entsorgungslager zuständig.<br />

Bevor die zentrale Entsorgungsstelle<br />

2001 in Betrieb genommen<br />

wurde, verfügte jedes Universitätsgebäude,<br />

das mit Gefahrstoffen<br />

arbeitete, über ein eigenes Lager.<br />

Dies war im Vergleich zur heutigen<br />

Die verborgene Universität<br />

Gefährliche Chemikalien, Hightech und lange Gänge: Unter dem Institusviertel geht es fast so geschäftig zu<br />

wie an der Oberfläche<br />

Lösung mit einem erheblichen logistischen<br />

und finanziellen Mehraufwand<br />

verbunden.<br />

Zu den gefährlichsten Stoffen zählt<br />

etwa der hoch entzündliche und<br />

leicht flüchtige Diethyläther, der<br />

in den Laboren als Lösungsmittel<br />

eingesetzt wird. Entsprechend<br />

hoch sind die Arbeitsschutz- und<br />

Sicherheitsbestimmungen. Zum<br />

Dr. Jürgen Steck, Leiter der Stabstelle Umweltschutz, im Zentralen<br />

Entsorgungslager<br />

Infrastruktur- und Versorgungskanal unter dem Institutsviertel<br />

Schutz vor Explosionen dürfen im<br />

laufenden Betrieb keine Schuhe mit<br />

leitenden Sohlen getragen werden.<br />

Elektrische Geräte wie Handys und<br />

Herzschrittmacher sind ebenfalls<br />

Tabu, denn elektrische Signale können<br />

wie Funken, zur Entzündung<br />

von Gasen führen.<br />

Der Keller wurde aus hocharmiertem<br />

Beton erbaut, die Wände<br />

sind mit Stahl und Kunstfasern<br />

verstärkt. Jeder Raum des Entsorgungslagers<br />

hält dadurch einem<br />

Feuer in seinem Inneren mindestens<br />

anderthalb Stunden stand –<br />

genug Zeit für die Feuerwehr, die<br />

im Entsorgungslager regelmäßig<br />

den Ernstfall probt. Bisher habe es<br />

noch nie gebrannt, merkt Dr. Steck<br />

nicht ohne Stolz an. Im absoluten<br />

Notfall würde die mechanische<br />

Löschanlage den Raum nach einem<br />

mehrstufigen, lauten Warnsignal<br />

mit CO² fluten. Jedem Feuer, aber<br />

auch jedem Lebewesen, würde das<br />

unter einem Druck von 200 Bar in<br />

die Räume gepresste Gas den Sauerstoff<br />

entziehen.<br />

Das Zentrale Sammellager wird<br />

indessen nicht allein von der Universität<br />

genutzt. Aufgrund seiner<br />

vorbildhaften Ausstattung und Kapazitäten<br />

liefern auch andere chemische,<br />

biologische oder medizinische<br />

Einrichtungen aus Freiburg<br />

und dem Umland ihre Sonderabfälle<br />

hier an.<br />

Doch nicht nur reine Chemikalien<br />

werden im zentralen Entsorgungslager<br />

angeliefert, auch verunreinigte<br />

Feststoffe wie Glasabfälle oder<br />

Pinzettenspritzen werden hier zur<br />

Verbrennung gesammelt. „Nach einer<br />

Firma, die uns garantiert, dass<br />

die Stoffströme in Europa bleiben<br />

und nicht etwa in Asien oder Afrika<br />

landen, mussten wir lange suchen“,<br />

erklärt Dr. Steck, der auch den Arbeitskreis<br />

„Nachhaltige Universität“<br />

leitet, „aber das war uns und<br />

dem Rektorat ein wichtiges Anliegen.“<br />

Die „Neutra“<br />

Der nächste Stopp führt unter das<br />

Chemiehochhaus in der Albertstraße.<br />

Im Keller befindet sich die<br />

zentrale Abwasseraufbereitungsanlage,<br />

auch Neutra genannt, an die<br />

alle Labore des Institutsviertels<br />

angeschlossen sind. Während Gifte<br />

oder hormonell verunreinigtes Wasser<br />

im Zentralen Entsorgungslager<br />

landen, werden hier saure oder basische<br />

Lösungen neutralisiert.<br />

Bevor das Wasser die vier riesigen,<br />

jeweils 25.000 Liter fassenden<br />

Tanks erreicht, wird es auf Gifte<br />

untersucht und sein pH-Wert ermittelt.<br />

Anhand des Wertes wird die<br />

Menge der Säure oder Lauge bestimmt,<br />

die vonnöten ist, um einen<br />

pH-Wert zwischen sechs und zehn<br />

herzustellen. Das so neutralisierte<br />

Wasser genügt den Ansprüchen der<br />

Kläranlagen und kann somit, nach<br />

erneuter Messung der Werte, in das<br />

allgemeine Abwassersystem abgeleitet<br />

werden.<br />

Während die Reaktoren aus den 70er<br />

Jahren stammen, ist die Prozesssteuerung<br />

auf dem aktuellen Stand der<br />

Technik. Die Anlage läuft vollautomatisch,<br />

für den Fall dass Störungen<br />

auftreten, gibt es einen Bereitschaftsdienst.<br />

„Wir kennen die Arbeitszeiten<br />

der Chemiker nicht, daher wissen wir<br />

auch nicht, wann wir mit welchem<br />

Aufkommen zu rechnen haben“, erklärt<br />

Dr. Steck. „Dafür arbeiten wir<br />

hier mit zwei redundanten Straßen,<br />

die 200.000 Liter pro Stunde neutralisieren<br />

können. Die Uni legt großen<br />

Wert darauf, dass das Abwasser allen<br />

Verordnungen genügt.“<br />

Der Atombunker<br />

Neutralisationsanlage im Keller des Chemiehochhauses<br />

Vom Zentrum für Neurowissenschaften<br />

aus gelangen wir hinab in<br />

den ehemaligen Atomschutzbunker<br />

der Universität. Die massive Bunkertür<br />

erinnert noch an den Zweck<br />

des Kellers, im Inneren ist er jedoch<br />

seit 15 Jahren weitestgehend<br />

demontiert. Vier Funktionsträger<br />

der Universität – wer zu den Privilegierten<br />

zählte, ist nicht mehr bekannt<br />

– hätten hier theoretisch einen<br />

Atomschlag überleben können.<br />

Mittels einer Kurbel konnte gefilterte<br />

Frischluft in den ca. 20 Quadratmeter<br />

kleinen Raum gepumpt werden,<br />

davon abgesehen beschränkten sich<br />

Ausstattung und Komfort auf ein<br />

Plumpsklo und einen Tisch sowie<br />

jeweils vier Stühle und Feldbetten.<br />

Bis zu vier Wochen hätten die Auserkorenen<br />

im Ernstfall auf engstem<br />

Raum verbringen können. Was sie<br />

danach in einer atomar verstrahlten<br />

Stadt hätten ausrichten sollen, ist<br />

ebenfalls nicht überliefert.<br />

Heute befindet sich im ehemaligen<br />

Bunkerraum eine Brandmeldezentrale<br />

und ein Switch des Rechenzentrums.<br />

Der Infrastukturkanal<br />

Die unterirdische Tour mit Dr. Steck<br />

führt uns weiter in die ehemalige<br />

Pathologie. „Auch wenn es nicht<br />

SPEZIAL<br />

so aussieht, dieser Eingang ist eigentlich<br />

internationalen Topwissenschaftlern<br />

vorbehalten“ scherzt Dr.<br />

Steck am Eingang in das FRIAS,<br />

dem Freiburg Institut for Advanced<br />

Studies. Von hier aus gelangen wir<br />

in den Infrastruktur- und Versorgungskanal,<br />

dem längsten Keller der<br />

Universität. Unter dem Institutsviertel<br />

bildet er fast einen geschlossenen<br />

Ring, nur ein Teilstück wartet noch<br />

auf seine Fertigstellung. An den<br />

Wänden und im Boden des Kanals<br />

verlaufen Rohre und Leitungen, sie<br />

sind Teil des hier installierten Kühlkreislaufs.<br />

Von der Klimatisierung der Räume,<br />

über die Kühlung der Server des<br />

Rechenzentrums bis hin zur Anwendung<br />

im Rahmen von Experimenten,<br />

sind diverse universitäre Einrichtungen<br />

auf Kühlung angewiesen.<br />

Früher wurde die Kälte direkt im<br />

jeweiligen Gebäude und meist elektrisch<br />

erzeugt. Mit dem Kanal verfolgt<br />

die Universität das Ziel, alle<br />

Gebäude im Institutsviertel mit diesem<br />

einen Kühlkreislauf zu versorgen<br />

– und damit sowohl Energie zu<br />

sparen als auch allen Forschenden<br />

ideale Bedingungen zu bieten.<br />

In einer Abzweigung des Kanals<br />

macht sich ein Doppelturboverdichter<br />

seit 2012 die Kälte des<br />

Grundwassers zu nutzen. Über einen<br />

Wärmeübertrager gelangt die<br />

Kälte in der Kreislauf. Die hocheffiziente<br />

Kühlmaschine verbraucht<br />

dabei kein Grundwasser, sie „leiht“<br />

es sich nur und gibt es, etwas aufgewärmt,<br />

zurück.<br />

Bevor die Maschine 2012 in Betrieb<br />

ging, wurde in Laboren noch mit<br />

fließendem Leitungswasser gekühlt<br />

– was einerseits eine enorme Wasserverschwendung<br />

bedeutete, sich<br />

gleichzeitig aber nicht annähernd<br />

so gut steuern ließ, wie der heutige<br />

Kühlkreislauf. Heute ist das Verwenden<br />

von Trinkwasser zur Kühlung<br />

an der Universität verboten.<br />

Für die Zukunft plant die Universität,<br />

ein Blockheizkraftwerk im<br />

Versorgungskanal unterzubringen.<br />

Die Vorteile von solcherlei Infrastruktur<br />

in einem begehbaren Kanal:<br />

„Für Wartungen, Reparaturen<br />

und Erweiterungen müssen nicht<br />

erst Bagger anrücken und die Straße<br />

aufreißen. Außerdem hoffen wir auf<br />

Synergieeffekte, wenn alle Gebäude<br />

miteinander verbunden sind“.<br />

Über der Erde lässt sich nicht ansatzweise<br />

erahnen, was im Institutsviertel<br />

unter der Erde vor sich<br />

geht. Die von Dr. Steck, dem U-<br />

Boot-Kapitän der Uni Freiburg, gewährten<br />

Einblicke sind spektakulär<br />

und zeigen vor allem folgendes: mit<br />

welchem Hochdruck und Innovationen<br />

die Universität auch unter der<br />

Erde daran arbeitet, Forschung und<br />

Lehre nachhaltig zu gestalten.<br />

Valentin Heneka<br />

UNIversalis-Zeitung<br />

Für Universität und Hochschulen in Freiburg<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Helmut Schlieper<br />

Christel Jockers<br />

Verlag:<br />

Art Media Verlagsgesellschaft mbH<br />

Auerstr. 2 • 79108 Freiburg<br />

Telefon: 07 61 / 72 072<br />

Fax: 07 61 / 74 972<br />

e-mail: redaktion@kulturjoker.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Christel Jockers<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Jens Bodemer<br />

Dr. Cornelia Frenkel<br />

Valentin Heneka<br />

Marion Klötzer<br />

Georg Rüdiger<br />

Dr. Friederike Zimmermann<br />

u.a.<br />

Grafik:<br />

Christian Oehms<br />

Günther Hieber<br />

Satz:<br />

Barbara Becker<br />

Druck:<br />

Rheinpfalz Verlag und Druckerei<br />

GmbH & Co. KG, Ludwigshafen<br />

Der Nachdruck von Texten und den vom<br />

Verlag gestalteten Anzeigen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung des Verlages.


8 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016Sommer<br />

Der Blick geht nach vorne<br />

Die Freiburger Musikhochschule feiert 70-jähriges Jubiläum mit einem Festakt und einer Gala – enge<br />

Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität im neu gegründeten<br />

„Freiburger Lehr-und Forschungszentrum Musik“<br />

Die Bühne im Konzertsaal der<br />

Freiburger Musikhochschule ist<br />

bis auf den letzten Quadratmeter<br />

ausgefüllt. Neben Chor und Symphonieorchester<br />

umrahmen auch<br />

die Big Band, ein Blockflötenensemble<br />

und mehrere Solisten den<br />

Festakt zum 70-jährigen Jubiläum.<br />

Konzertfach- und Schulmusikstudierende<br />

sind dabei vereint. Die<br />

gesamte Breite der renommierten<br />

Ausbildungsstätte soll an diesem<br />

Morgen musikalisch zu erleben<br />

sein. Der Festakt beginnt mit einer<br />

transparenten Interpretation<br />

des Eröffnungschors von Johann<br />

Sebastian Bachs Kantate „Wachet<br />

auf, ruft uns die Stimme“ unter der<br />

Leitung von Frank Markowitsch.<br />

Auch beim allerersten Konzert in<br />

der neu gegründeten Freiburger<br />

Musikhochschule im Juni 1946<br />

wurde das Werk aufgeführt. Zu<br />

den Interpreten gehörten damals<br />

Fritz Neumeyer am Cembalo und<br />

Margarete von Winterfeld (Sopran),<br />

die spätere Gesangslehrerin<br />

von Fritz Wunderlich.<br />

Den Titel der Kantate versteht<br />

Rektor Rüdiger Nolte dabei durchaus<br />

als Leitmotiv für die Feierlichkeiten:<br />

„Zunächst wollten wir<br />

vermeiden, bei einem Jubiläum nur<br />

zurückzuschauen. Zum anderen<br />

müssen sich meiner Meinung nach<br />

alle deutschen Musikhochschulen<br />

neu orientieren. In Freiburg speziell<br />

möchten wir einen Studiengang<br />

entwickeln, der die musikalische<br />

Ausbildung auf hohem Niveau<br />

belässt, aber breiter ausgerichtet<br />

ist. Vor allem die Musikpädagogik<br />

wird wichtiger. Den Jazz- und<br />

Popbereich haben wir gezielt mit<br />

einer zweiten Professur gestärkt.“<br />

Auch im Festakt ist das zu hören,<br />

wenn die Big Band bei „Wake<br />

up!“ des jungen Freiburger Schulmusikerstudenten<br />

Adrian Goldner<br />

das Festivalmotto in ein grooviges<br />

Gewand kleidet oder am Ende zu<br />

den Fotos aus siebzig Jahren Musikhochschulgeschichte<br />

Kompositionen<br />

der Filmmusikklasse von<br />

Cornelius Schwehr ebenfalls im<br />

Big Band-Sound (Leitung: Axel<br />

Beim Festakt der Freiburger Musikhochschule zum 70jährigen Jubiläum war die gesamte musikalische Breite<br />

der renommierten Ausbildungsstätte zu erleben<br />

Alle Fotos: SWR Sinfonieorchester<br />

Kühn) erklingen. Das Gründungsjahr<br />

1946 ist für Rüdiger Nolte<br />

bemerkenswert: „Ein Jahr nach<br />

dem Kriegsende, das den totalen<br />

materiellen, moralischen und<br />

auch kulturellen Zusammenbruch<br />

für Deutschland bedeutete, hat<br />

der damalige Oberbürgermeister<br />

Wolfgang Hoffmann die Idee, eine<br />

Musikhochschule unter der Leitung<br />

von Gustav Scheck zu gründen.<br />

Diese Prioritätensetzung ist,<br />

wenn man das mit heute vergleicht,<br />

mehr als ungewöhnlich. Immerhin<br />

mussten im zerstörten Freiburg<br />

11.000 Wohnungen gebaut werden.<br />

Dass man in einer solchen Situation<br />

sagt: ‚Wir brauchen Kultur, wir<br />

brauchen Musik, um zu überleben‘<br />

– das spricht mich sehr an. Deshalb<br />

haben wir auch entschieden,<br />

unseren Konzertsaal in Wolfgang-<br />

Hoffmann-Saal umzubenennen“.<br />

Für den Festakt konnte Nolte mit<br />

Hans-Martin Linde sogar einen Studenten<br />

der ersten Jahre als Redner<br />

gewinnen. Im September 1947 hatte<br />

Linde in Freiburg ein Flötenstudium<br />

bei Gustav Scheck begonnen<br />

und Koryphäen wie den Musikwissenschaftler<br />

Reinhold Hammerstein<br />

oder Paul Hindemith als Gastdozent<br />

erlebt. Anschaulich berichtet er von<br />

Hamsterfahrten ins ländliche Umland,<br />

um Kartoffeln für eine warme<br />

Mahlzeit im Gasthaus zu besorgen.<br />

Die Freiburger Musikhochschule<br />

wurde ursprünglich als rein städtische<br />

Einrichtung gegründet. Erst<br />

1948 kam das Land Baden als Mitverwalter<br />

hinzu, ehe dann 1963 die<br />

vollständige Übergabe an das Land<br />

Baden-Württemberg vollzogen<br />

wurde. Wichtige Professorinnen<br />

und Professoren der ersten Jahre<br />

waren Edith Picht-Axenfeld und<br />

Carl Seemann (Klavier), Harald<br />

Genzmer (Komposition) und Konrad<br />

Lechner (Musiktheorie, Chorleitung,<br />

Viola da Gamba). Später<br />

sorgten Persönlichkeiten wie Rainer<br />

Kussmaul (Violine), Aurèle Nicolet<br />

(Flöte), Heinz Holliger (Oboe) oder<br />

Bryan Ferneyhough (Komposition)<br />

für den erstklassigen Ruf der Freiburger<br />

Musikhochschule.<br />

Mit der Gründung des Instituts<br />

für Neue Musik unter Wolfgang<br />

Fortner im Jahr 1965 sorgte man<br />

für ein offenes, experimentelles<br />

Klima, aus dem in den 1980er<br />

Jahren mit dem Ensemble Recherche,<br />

dem Ensemble Aventure<br />

und dem Ensemble SurPlus gleich<br />

drei wichtige Formationen der<br />

Neuen-Musik-Szene hervorgingen.<br />

Aber auch das Freiburger<br />

Barockorchester wurde 1987 von<br />

Petra Müllejans, Gottfried von<br />

der Goltz und Thomas Hengelbrock,<br />

alles Studenten von Rainer<br />

Kussmaul, im Umfeld der Freiburger<br />

Musikhochschule gegründet.<br />

Wichtige Wegmarken waren<br />

der Neubau der Musikhochschule<br />

1984 und die Gründungen der<br />

Institute für historische Aufführungspraxis,<br />

Musiktheater und des<br />

„Freiburger Instituts für Musikermedizin“<br />

(alle 2004), das gemeinsam<br />

mit der Medizinischen Fakultät<br />

und dem Universitätsklinikum<br />

der Albert-Ludwigs-Universität<br />

betrieben wird. Heute bietet die<br />

Freiburger Musikhochschule für<br />

506 Studentinnen und Studenten<br />

aus 47 Ländern eine breite Palette<br />

an künstlerischen, pädagogischen<br />

und wissenschaftlichen Ausbildungen.<br />

Nach den harten Auseinandersetzungen<br />

in Baden-Württemberg zwischen<br />

den fünf Musikhochschulen<br />

in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe,<br />

Trossingen und Freiburg haben sich<br />

die Gemüter wieder beruhigt. „Die<br />

Wogen haben sich geglättet und die<br />

Ergebnisse sind zufriedenstellend“,


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 9<br />

sagt Rüdiger Nolte (65), der im<br />

nächsten Jahr in den Ruhestand<br />

geht. „ Auch die Atmosphäre zwischen<br />

den Musikhochschulen hat<br />

sich entspannt – das konnte ich<br />

gerade auf der jüngsten Rektorenkonferenz<br />

erleben.“ Den Dialog in<br />

Gang gesetzt hat Wissenschaftsministerin<br />

Theresia Bauer, die in ihrer<br />

Rede von den Musikhochschulen<br />

neben der Bewahrung des kulturellen<br />

Erbes auch eine Schwerpunktsetzung<br />

auf Vermittlungsarbeit und<br />

kultureller Bildung erwartet.<br />

Für eine stärkere Profilierung<br />

der Musikhochschulen wurden<br />

fünf neue Landeszentren konzipiert,<br />

von denen die hiesige Hochschule<br />

das „Freiburger Lehr- und<br />

Forschungszentrum Musik“ erhält,<br />

das gemeinsam mit der Albert-<br />

Ludwigs-Universität betrieben<br />

wird und Ende des Jahres seine<br />

Arbeit aufnimmt. Für den Zeitraum<br />

von fünf Jahren finanziert das Land<br />

Baden-Württemberg zwei zusätzliche<br />

Stellen – in Freiburg eine für<br />

Musikermedizin (Mittelbaustelle)<br />

und eine für praxisorientierte Musikvermittlung<br />

(Professur). Insgesamt<br />

fünfzehn Professoren aus<br />

den Bereichen Musikpädagogik,<br />

Musiktheorie, Musikwissenschaft<br />

und Musikermedizin werden das<br />

Landeszentrum betreuen. Man erhofft<br />

sich dadurch eine noch engere<br />

Verbindung von Theorie und<br />

Praxis und längerfristig auch neue<br />

Kombinationen mit Fächern wie<br />

Soziologie oder Informatik. Unabhängig<br />

davon soll auch die künstlerische<br />

Ausbildung reformiert<br />

werden. Im Fach Gitarre wird nun<br />

der genreübergreifende Unterricht<br />

betont. Innerhalb der Klavierausbildung<br />

soll künftig mehr Raum<br />

sein für Improvisation und den<br />

Jazz/Popbereich.<br />

Für Konstantin Dupelius, einer<br />

der beiden politischen Sprecher des<br />

Asta, ist die Musikhochschule Freiburg<br />

damit auf dem richtigen Weg.<br />

„Das Berufsbild des Pianisten hat<br />

sich einfach in den letzten Jahren<br />

sehr verändert. Neben den instrumentalen<br />

Fähigkeiten sind auch<br />

pädagogische gefragt. Wir müssen<br />

uns im Berufsleben breit aufstellen“.<br />

Gerade im Jazz-und Popbereich<br />

sieht er noch Luft nach oben.<br />

„Entsprechende Kurse werden stark<br />

belegt. Hier müsste die Hochschule<br />

noch mehr machen.“<br />

Dass für Schulmusiker bislang<br />

noch keine Angebote bezüglich<br />

einer Jazzchor-Ausbildung bestehen,<br />

verwundert etwas, zumal mit<br />

dem Freiburger Jazzchor unter der<br />

Leitung von Bertrand Gröger ein<br />

Spitzenensemble vor Ort ist. Zumindest<br />

hat man mit Fola Dada<br />

eine Dozentin für Jazzgesang engagiert.<br />

Auch in der Jubiläumsgala<br />

am Abend ist der Pop/Jazz-Bereich<br />

mit der Formation „Snarky Puppy“<br />

um die Sängerin und Keyboarderin<br />

Laura Bollack, der Electronic<br />

Urban Music um Thomas Wiebe<br />

und dem Männerquartett „Herrengedeck“<br />

vertreten, das mit einer<br />

anspruchsvollen A-Cappella-Version<br />

von Stings „Fields Of Gold“<br />

überzeugt.<br />

Den stärksten Eindruck hinterlässt<br />

das Schlagzeugensemble von<br />

Professor Bernhard Wulff mit einer<br />

faszinierend-groovenden Version<br />

von Iannis Xenakis‘ „Rebonds B“.<br />

Aber auch Oper und Operette wird<br />

gegeben. Der Kopfsatz von Mendelssohns<br />

Oktett in Es-Dur erklingt<br />

in einer Fassung für Streichorchester.<br />

Ein Brass-Ensemble trifft auf<br />

Mitglieder des SWR-Sinfonieorchesters,<br />

die der Musikhochschule<br />

mit Wagners „Siegfried-Idyll“ ein<br />

Geburtstagsständchen darbringen.<br />

Am Ende der gelungenen Gala führt<br />

eine Marching Band das Publikum<br />

ins Foyer, wo die Geburtstagsparty<br />

erst richtig losgeht.<br />

Georg Rudiger


10 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />

„Er insistierte auf (…) der lebendigen<br />

Rede gegen die Funktionärsfloskeln,<br />

gegen das Reden in Schlagzeilen.<br />

Auf die in Widersprüchen<br />

sich bewegende Dynamik des Meinens<br />

komme es an.“<br />

„[Er] war das Gesicht des Widerstands<br />

gegen die reißende Zeit einer unmenschlichen<br />

Epoche.“<br />

Gert Ueding zu Ernst Bloch<br />

Die „utopischen Stoffe, aus denen<br />

die Erde besteht“, sind noch nicht<br />

aufgezehrt, dass wir sie aber nicht<br />

finden, das gehe auf unsere möglicherweise<br />

verkümmerte Wahrnehmungsweise<br />

zurück, die zu sehr der<br />

Gegenwart verhaftet sei. Das ist ein<br />

bekannter Gedanke aus dem „Geist<br />

der Utopie“ des Philosophen Ernst<br />

Bloch (1885-1977), über den soeben<br />

das eindringliche Porträt „Wo noch<br />

niemand war“. Erinnerungen an<br />

Ernst Bloch erschienen ist, verfasst<br />

von seinem ehemaligen Assistenten<br />

und Schüler Gert Ueding. Das Buch<br />

ist ein Stück Wissenschafts- und<br />

Zeitgeschichte sowie eine Hommage<br />

an den legendären Erzähler, Redner,<br />

Vordenker und leidenschaftlichen<br />

Pfeifenraucher Ernst Bloch.<br />

Gert Ueding (*1942), der bis 2009<br />

Hoffnung, Utopie, aufrechter Gang<br />

Ordinarius für Allgemeine Rhetorik<br />

an der Universität Tübingen war, hat<br />

ein gutes Gedächtnis und eine feine<br />

Beobachtungsgabe. Es gelingt ihm,<br />

Bloch als Menschen zu schildern,<br />

der mit Haut und Haar seinem Denken<br />

verbunden war; dieses verstand<br />

sich wesentlich als prozesshaft und<br />

war nicht primär an Resultaten orientiert.<br />

Gerade dieser Stil, zu dem das<br />

Erzählen gehörte, bescherte Bloch<br />

volle Vorlesungen. Es muss einmalig<br />

gewesen sein, ihm beim Denken zuzuhören,<br />

wenn er „Zeitungsdeutsch<br />

und Bibelton, Märchenwendung und<br />

Lapidar-Floskel zusammenspannte,<br />

(…) Redewendungen gegen den<br />

Strich bürstete, Sprichwörter verballhornte,<br />

klassische Zitate parodierte“.<br />

Er war kein Professor, der im monotonen<br />

Tonfall, mit gesenktem Kopf,<br />

routinemäßig seinen Stoff vom Papier<br />

las, sondern der geborene Redner.<br />

Das bestätigen alle Berichte über<br />

sein Auftreten, seine Wirkung und<br />

seinen buchstäblich pädagogischen<br />

Eros. Ging es um philosophische<br />

Dinge im engeren Sinne, dann war<br />

er bestimmt und nachdenklich; rekurrierte<br />

er in seinen Ausführungen<br />

auf Kunst und Literatur, dann wurde<br />

er mäandernd und oft enthusiastisch.<br />

Was ihn so anziehend und gleichzeitig<br />

respekteinflößend machte,<br />

fragt sich Gert Ueding und schreibt:<br />

„Wo noch niemand war“. Erinnerungen an Ernst Bloch<br />

„Es war das Gesicht des Widerstands<br />

gegen die reißende Zeit einer<br />

unmenschlichen Epoche.“ Dem kulturellen<br />

Leben der jungen Bundesrepublik<br />

verschaffte Bloch Weltruf; er<br />

war ein Zeuge des 20. Jahrhunderts<br />

und bedeutende Personen kreuzen<br />

seinen Weg, darunter Brecht, Weill,<br />

Eisler, Klemperer, Kracauer und<br />

Lukács – zudem Margarete Susmann,<br />

Hugo Ball, Hans Meyer und<br />

Walter Jens.<br />

Ernst Bloch erreichte das Alter<br />

von 92 Jahren, obwohl ihm das Leben<br />

viel zugemutet hatte. Nach dem<br />

Studium in München und Würzburg<br />

lebte er in Berlin. 1932 erschien sein<br />

Werk „Erbschaft dieser Zeit“. 1933<br />

begab er sich ins Exil: nach Zürich,<br />

Wien, Paris, Prag und 1938 in die<br />

USA, er kann 1949 nach Deutschland<br />

zurückkehren und nimmt eine<br />

Professur in Leipzig an. Seine Kritik<br />

am SED-Regime führt jedoch rasch<br />

zu Lehr- und Publikationsverbot und<br />

zu giftigen Auseinandersetzungen<br />

mit der Kultusbürokratie. Während<br />

des Mauerbaus 1961 hält er sich in<br />

Westdeutschland zu einer Vortragsreise<br />

auf und beschließt zu bleiben.<br />

Dank einiger Fürsprecher, vor<br />

allem der Buchhändlerin Julie Gastl<br />

und dem Rektor der Universität (Theodor<br />

Eschenburg) erhält er schließlich<br />

eine Gastprofessur in Tübingen.<br />

Ernst und Karola Bloch<br />

© Ernst-Bloch-Zentrum / Ernst-Bloch-Archiv, Ludwigshafen<br />

Studenten laufen ihm in Scharen zu.<br />

Seine Philosophie setzte auf die Fähigkeiten<br />

des Denkens und des Widerspruchs<br />

gegen alles, was herrschen<br />

und niederzwingen will. Individuelles<br />

Rückgrat sah Bloch als Voraussetzung<br />

für demokratische Entwicklungen.<br />

Das stand in scharfem Kontrast zum<br />

Klima der Nachkriegszeit, in dem<br />

man dem Ende der Nazidiktatur mit<br />

Verdrängung und denkfeindlichem<br />

Arbeitspathos begegnete.<br />

1966 hielt er in der Frankfurter<br />

Paulskirche eine Rede gegen die<br />

Notstandsgesetze. Nach den Anfeindungen<br />

in der DDR schlug<br />

ihm auch in der BRD damals viel<br />

Borniertheit entgegen, an die sich<br />

Viele heute nicht mehr erinnern<br />

wollen: Zahlreiche NS-Täter saßen<br />

in der Regierungsverantwortung,<br />

häufig wurde die Pressefreiheit<br />

angegriffen (der „Spiegel“<br />

etwa wegen angeblichem „Landesverrat“).<br />

Emigranten, etwa<br />

Willy Brandt, Marlene Dietrich<br />

und Heinrich Mann, konnten als<br />

unerwünschte Vaterlandsverräter<br />

diffamiert werden. Theateraufführungen<br />

von Brecht und<br />

Hochhuth („Der Stellvertreter“)<br />

wurden schikaniert; Arno Schmidt<br />

und Günter Grass galten als<br />

Pornographen. In Schulen und<br />

Familien herrschte Dumpfheit<br />

und Unterdrückung des Denkens,<br />

die Justiz war korrupt und verlogen.<br />

Und wer sich für revolutionärdemokratische<br />

Autoren interessierte,<br />

erhielt den Rat „nach drüben zu gehen“.<br />

Liberalere Tendenzen kamen<br />

erst nach und nach zum Zuge. Ernst<br />

Bloch hatte Verständnis für die Studentenbewegung,<br />

widersprach aber<br />

den kunstfeindlichen Plattitüden des<br />

Vulgärmarxismus ebenso wie einer<br />

weit verbreiteten kleinbürgerlichen<br />

Verachtung der Intellektuellen. Sein<br />

Ideal war die undogmatische, nichtautoritäre<br />

Persönlichkeit, die über<br />

den Tellerrand hinausblickt.<br />

Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen<br />

In seiner Geburtsstadt Ludwigshafen<br />

am Rhein besteht seit über zehn<br />

Jahren das Ernst-Bloch-Zentrum,<br />

das mit einer ständigen Ausstellung<br />

über sein Leben und Werk informiert.<br />

Im Untergeschoss ist Blochs<br />

Arbeitszimmer aus der Tübinger Zeit<br />

(1961-1977) mit dem originalen Inventar<br />

rekonstruiert; durch eine begehbare<br />

Glasdecke ist es von oben<br />

einsehbar. Drei Bereiche definieren<br />

die Einrichtung: Archiv, Ausstellung<br />

und Zukunftsforum. Sie dient der<br />

wissenschaftlichen Forschung und<br />

widmet sich als Veranstaltungsort<br />

aktuellen Fragen.<br />

Die Ausstellung bietet über sogenannte<br />

Satelliten einen Zugang<br />

zu Ernst Blochs Themen: Hoffnung<br />

(Utopie und Zukunft), Aufrechter<br />

Gang (Zivilcourage, Bürgergesellschaft),<br />

Künste (Musik, Literatur,<br />

Kunst, Architektur, Design), Naturallianz<br />

(Ökologie, technische Utopien,<br />

Weltraumforschung), Heimat<br />

(kulturelle Identität, Migrationsfragen,<br />

Exil), Arbeitskultur (Zukunft der<br />

Arbeit, Bildung, Informationsgesellschaft),<br />

Religion (Interreligiöse Fragen,<br />

Glauben, Atheismus). Die Themen<br />

werden als veränderbar verstanden,<br />

offen für das „Noch-Nicht“,<br />

weshalb die Satelliten auf Rädern<br />

stehen, bestückt mit transparenten<br />

Modulen und multimedialen<br />

Techniken, die auf das Bloch-<br />

Informations-und Such-System<br />

(BISS) mit PC-Arbeitsplätzen<br />

hinleiten. Blochs Denken dreht<br />

sich um „alle Menschenträume<br />

von einem besseren Leben“ und<br />

die Trotzmacht des Geistes, d.h.<br />

dessen Fähigkeit eine bewusste<br />

Anstrengung zu unternehmen,<br />

auch „das Hoffen zu lernen“, da<br />

sich sonst Ratlosigkeit ausbreite.<br />

Er setzte zudem, gerade in schwierigen<br />

gesellschaftlichen Lagen,<br />

auf die persönliche Freundschaft<br />

und erachtete Utopien als notwendig,<br />

um politisch-sozialen Aufgaben<br />

ihre Richtung zu geben. „Das<br />

Prinzip Hoffnung“, „Spuren“ und<br />

„Experimentum Mundi“ gehören<br />

zu seinen Hauptwerken. Seit<br />

1985 wird im dreijährigen Turnus der<br />

Ernst-Bloch-Preis vergeben; ein jährlicher<br />

Höhepunkt ist die „Zukunftsrede“.<br />

Cornelia Frenkel<br />

● Gert Ueding. Wo noch niemand<br />

war. Erinnerungen an Ernst Bloch.<br />

Klöpfer & Meyer. 2016<br />

● Ernst-Bloch-Zentrum. Walzmühlstr.<br />

63 D–67061 Ludwigshafen.<br />

0621/504 2202. www.bloch.de


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 11<br />

Spieglein, Spieglein in der Stadt<br />

Freiburg im Glück: Die neue UB erweist sich als echtes Juwel<br />

Freiburg hat nun eine aus 500 Spiegelelementen verglaste Unibliothek<br />

Foto: Sandra Meyndt<br />

„Lernt ihr noch oder chillt ihr<br />

schon?“, möchte die Autorin im<br />

bekannten Ikea-Werbe-Slogan den<br />

in der neuen Unibibliothek Studierenden<br />

zurufen. Diese haben ihren<br />

neuen Lerntempel im ersten Jahr<br />

seiner Inbetriebnahme mehr als bestätigt<br />

und in Beschlag genommen.<br />

Vielmehr gelangte dieser Ort zu<br />

solcher Beliebtheit und Attraktivität,<br />

dass er, was seine Arbeitsplätze<br />

anbelangt, von Anfang an aus allen<br />

Nähten platzte.<br />

Wen wundert’s? Schon beim Betreten<br />

des Foyers findet man sich in<br />

einem weitläufigen lichten Raum<br />

wieder, der sowohl nach außen<br />

als auch innen in alle Richtungen<br />

freie Sicht bietet. Eine anmutig<br />

geschwungene Info- und Ausleihtheke<br />

aus hellem Holz nimmt das<br />

raffinierte Spiel mit der Perspektive<br />

auf. Elegantes Mobiliar sorgt in den<br />

oberen Bereichen für klare Raumstrukturen,<br />

lädt im Parlatorium zum<br />

Verweilen ein oder verführt in den<br />

geschmackvoll eingerichteten Lesesälen<br />

zum Arbeiten.<br />

Lesewellness, Wohlfühlfaktor…<br />

Befinde ich mich wirklich in einer<br />

öffentlichen Bibliothek? Ungläubig<br />

sieht sich die Autorin um. Und fragt<br />

sich: Ist eine derart ausgestattete Bibliothek<br />

vielleicht das Zugeständnis<br />

an die zahlenmäßig schwache Generation,<br />

an den demografischen<br />

Wandel? Auf der anderen Seite<br />

scheinen die jungen Leute, wenn<br />

sie das neue Terrain mit ihren<br />

Notebooks eher pragmatisch in<br />

Beschlag nehmen, dieses hochwertige<br />

Ambiente gar nicht besonders<br />

wahrzunehmen. Da wird nicht etwa<br />

begeistert durchs neue Gebäude flaniert.<br />

Gleichwohl ist mit Sicherheit<br />

davon auszugehen, dass sich diese<br />

wunderbar ausgestattete UB regelrecht<br />

inspirierend auf deren Lernerfolge<br />

auswirken wird.<br />

Und damit entspricht sie voll und<br />

ganz den Anforderungen, die man<br />

heute an eine (Universitäts-)Bibliothek<br />

stellt. Wie auch Wohnhäuser<br />

oder Kultstätten lassen sich Bibliotheken<br />

durch die gesamte Menschheitsgeschichte<br />

nachweisen. Seit jeher<br />

kommt diesen also eine immense<br />

gesellschaftliche Bedeutung zu.<br />

Keine andere Bildungs- oder Kultureinrichtung<br />

erreicht einen so hohen<br />

Anteil der Bevölkerung aller Alters-,<br />

Sozial- und Bildungsschichten. Sie<br />

sind Archiv und Sammelbecken für<br />

Wissen, Kompetenz und Lehre, bieten<br />

freien Zugang zu Informationen<br />

und dienen der Kommunikation.<br />

Dennoch sind Überlegungen<br />

und Strategien zur Erbauung einer<br />

zukunftsfähigen Bibliothek stets<br />

ein abenteuerliches Unterfangen.<br />

Und so war auch die Planung dieser<br />

Bibliothek ein sehr komplexes<br />

Vorhaben – zumal es sich hierbei<br />

um eine Universitätsbibliothek mit<br />

(naturgemäß) großem Zulauf handelt<br />

– und stellte an die Leitende<br />

Direktorin Antje Kellersohn und<br />

Karl-Heinz Bühler, den Leiter des<br />

Universitätsbauamts Freiburg, hohe<br />

Anforderungen, denn sie mussten in<br />

Vor der Unibliothek<br />

enger Verzahnung mit dem zuständigen<br />

Architekten Heinrich Degelo<br />

stets das Ganze im Blick behalten.<br />

Hierzu zählte als erste Priorität<br />

die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität<br />

des Bibliotheksgebäudes.<br />

Das bedeutet, die Anordnung der<br />

Arbeits- und Dienstleistungsbereiche<br />

sollte in der Gestaltung<br />

möglichst offen bleiben. Möglichst<br />

große freie Flächen sollten geschaffen<br />

werden, damit die verschiedenen<br />

Abteilungen, Ausgabetheken,<br />

Bücherregale, Leseplätze oder andere<br />

Funktionen der Bibliothek je<br />

nach Zukunftsbedarf und ohne kostspielige<br />

bauliche Änderungen auch<br />

in einen beliebigen anderen Gebäudeteil<br />

versetzt werden können. Auf<br />

diese Weise bleibt die ganze Fläche<br />

multifunktional bespielbar.<br />

Dabei folgten sie der Grundidee,<br />

die Arbeitsplätze aus dem Innenbereich<br />

nach den Außenseiten hin und<br />

umgekehrt die jeweiligen Buchbestände<br />

ins Zentrum der Etage zu<br />

verlagern. Frappierend ist, dass der<br />

Neubau trotz seines um 20 Prozent<br />

verringerten Volumens weitläufiger<br />

und luftiger wirkt als der bisherige<br />

Bau. Das liegt daran, dass sich<br />

mit seinen 30.600 Quadratmetern<br />

zugleich die Nutzfläche mit heute<br />

insgesamt 1.800 Arbeitsplätzen<br />

vergrößert hat. Zu den zentralen<br />

Problemen in stark besuchten Bibliotheken<br />

mit weitgehend offener<br />

Bauweise zählt immer auch der Geräuschpegel,<br />

der durch akustische<br />

Maßnahmen an Einrichtungsgegenständen,<br />

Fußböden oder Decken<br />

eingedämmt werden kann.<br />

Ein Café im Erdgeschoss trägt<br />

den kommunikativen wie leiblichen<br />

Foto: Sandra Meyndt<br />

Bedürfnissen der Nutzer Rechnung.<br />

Ab dem ersten Obergeschoss sind<br />

die Etagen dann zweigeteilt: Im südlichen<br />

Teil befinden sich die Lesesäle,<br />

an denen es sich ruhig arbeiten<br />

lässt. Im nördlichen Teil erstreckt<br />

sich vom ersten bis zum fünften<br />

Obergeschoss das sogenannte Parlatorium<br />

mit den Gruppenarbeitsplätzen,<br />

die mit gemütlichen Sofaecken<br />

oder Sesseln und z.T. sogar<br />

mit Bildschirmen ausgestattet sind.<br />

Wie der Name schon sagt, darf dort<br />

geredet werden. Durch diese kompakte<br />

Anordnung ergeben sich nicht<br />

zuletzt auch kürzere Wege.<br />

Die Verwaltung mit der Direktion<br />

sind im fünften Obergeschoss<br />

angesiedelt, das sechste Stockwerk<br />

beherbergt die Haustechnik. Im ersten<br />

Untergeschoss befindet sich<br />

der Ausleihbereich (früher Freihandmagazin)<br />

mit 700.000 Bänden<br />

und Selbstverbucher-Terminals sowie<br />

eine Fahrradgarage. Die beiden<br />

anderen Untergeschosse fungieren<br />

weiterhin als Magazin, aus denen<br />

Bücher nur bestellt werden können.<br />

Zwingend zählte natürlich auch<br />

der demographische Wandel, der<br />

unsere Bildungs- und Kulturlandschaft<br />

der nächsten Jahrzehnte sehr<br />

stark prägen wird, zu den notwendigen<br />

Überlegungen der Verantwortlichen.<br />

Unsere immer älter<br />

werdende und zugleich zahlenmäßig<br />

schrumpfende Gesellschaft<br />

wird auch für die Bibliotheken der<br />

Zukunft zu einer echten Herausforderung.<br />

Glaubte man hingegen noch vor<br />

wenigen Jahren, Bibliotheken gälten<br />

im digitalen Zeitalter als veraltet<br />

oder gar überflüssig, so erleben<br />

wir heute im Gegenteil einen regelrechten<br />

Boom im Bibliotheksbau.<br />

Zugleich verlagern sich mehr und<br />

mehr die Aufgaben einer öffentlichen<br />

Bibliothek als reinem Bildungsort<br />

und Wissenschaftsstätte<br />

hin zu Räumen für Austausch und<br />

Kommunikation – und damit richtet<br />

sich auch der Fokus zunehmend<br />

auf deren Aufenthaltsqualität. So<br />

gilt es beim Erbauen öffentlicher<br />

Bibliotheken eine Art Gratwanderung<br />

zwischen einem allgemein<br />

zugänglichen Wohnzimmer und<br />

einem öffentlichen Arbeitszimmer<br />

zu meistern. Speziell dem Austausch<br />

unter den Studierenden wird<br />

zunehmend Bedeutung beigemessen,<br />

viel mehr als etwa noch vor<br />

zwanzig Jahren.<br />

Ja, sie hat sich schon sehr verändert,<br />

die altehrwürdige Bibliothek<br />

– und bestimmt nicht zuletzt<br />

aufgrund der allgemeinen Internet-<br />

Vereinsamung, die auf der ganzen<br />

Welt um sich greift. Nun hat Freiburg<br />

also eine aus 500 Spiegelelementen<br />

verglaste Universitätsbibliothek<br />

– mit einem Bestand von<br />

über drei Millionen gedruckter<br />

Medien die größte Bibliothek Südbadens<br />

und eine der vier größten<br />

Bibliotheken innerhalb Baden-<br />

Württembergs –, die zudem optische<br />

wie auch gesellschaftliche<br />

Transparenz bietet und dadurch<br />

nicht mehr nur zwischen den verschiedenen<br />

Fakultäten, den verschiedenen<br />

Altersstufen, sondern<br />

vielleicht künftig auch zwischen<br />

den verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />

zu vermitteln vermag.<br />

Friederike Zimmermann<br />

Stress mit dem Vermieter ?<br />

Kommen Sie zu uns !<br />

Wir können weiterhelfen.<br />

Mieterverein Regio Freiburg e.V<br />

Marchstr. 1<br />

79106 Freiburg<br />

Telefon: 0761 - 20270-0<br />

Fax: 0761 - 20270-70<br />

www.mieterverein-regio-freiburg.de


12 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />

Es gibt Momente im Leben, die<br />

mit ihrem Glanz alles überstrahlen,<br />

was schlecht oder einfach nur belanglos<br />

ist. Und es gibt Momente,<br />

die ein ganzes Leben zu überschatten<br />

vermögen. Beides – das besonders<br />

Schöne oder das besonders<br />

Schlimme – findet in der Regel seinen<br />

Niederschlag in Geschichten<br />

oder Gedichten. Jene Szenen aber,<br />

die aus der Banalität des Alltags<br />

gegriffen sind, erscheinen es häufig<br />

nicht wert erzählt zu werden. Dabei<br />

sind sie es, die die wahren Bilder<br />

des Lebens zeichnen, mit all seinen<br />

Höhen und Tiefen.<br />

Solche Momente sind es, die<br />

im Erzählband „Einladung nach<br />

Rumänien“ (Hg. Elsa Lüder) ihre<br />

Schlaglichter auf die Realität eines<br />

Landes werfen, das der „Kenntnis<br />

des Lesers“ trotz der Öffnung nach<br />

1989 noch weithin verschlossen<br />

ist, wie es in der Einleitung heißt.<br />

Darum ist die im Titel formulierte<br />

„Einladung nach Rumänien“ durchaus<br />

mehrdeutig aufzufassen:<br />

Zum einen ist sie das Angebot<br />

an die deutschen Leserinnen und<br />

Leser, aus der Perspektive vorwiegend<br />

jüngerer Erzähler am<br />

rumänischen Leben teilzuhaben<br />

und dadurch die Menschen ein<br />

wenig kennenzulernen. Zum anderen<br />

ist sie aber auch eine Aufforderung,<br />

mit all den guten wie schlechten<br />

Klischees über Land und Leute<br />

endlich aufzuräumen und sich dem<br />

melancholischen Witz in den Erzählungen<br />

zu stellen.<br />

Dann nämlich wird man mit einer<br />

unsäglichen Lust am Lesen belohnt,<br />

die diese vielfältigen Bilder aus unterschiedlichen<br />

Zeiten unweigerlich<br />

auslösen. Ist doch der Perspektivwechsel<br />

zwischen den zeitgenössischen<br />

Autoren und den wenigen<br />

Texten „älterer“ Meister besonders<br />

Absurditäten des Alltags<br />

Überaus großes Lesevergnügen: Der Erzählband „Einladung nach Rumänien“<br />

aufschlussreich, da letztere<br />

den Bodensatz abbilden, aus<br />

dem die Jungen hervorgegangen<br />

sind.<br />

Die Wende von 1990<br />

brachte in Rumänien „nicht<br />

nur die seit langem ersehnte<br />

Freiheit“ mit sich, sondern<br />

auch „die Bürde, damit umzugehen“.<br />

Häufig ist vom<br />

„Unglück, das die Revolution<br />

mit sich brachte“ die<br />

Rede, denn wie immer bei<br />

einer Revolution wurden<br />

auch hier nicht nur ungeliebte<br />

überkommene Werte zerschlagen,<br />

sondern mit ihnen<br />

auch geliebte alte Bräuche<br />

über Bord geworfen. Dieses<br />

Thema, jener Wandel von alt<br />

nach neu, die Zerrissenheit<br />

zwischen Melancholie und<br />

Zuversicht, dieser Schwebezustand<br />

zwischen einem<br />

Nicht-Mehr und dem Noch-<br />

Nicht ist in nahezu allen Geschichten<br />

dieser Sammlung<br />

deutlich spürbar.<br />

Ausgewählt wurden neben<br />

den „Klassikern“ Ion Luca<br />

Caragiale, Alexandru Macedonski<br />

oder Calistrat Hogaş<br />

vorwiegend unbekannte junge<br />

Autorinnen und Autoren<br />

Rumäniens, deren Texte von<br />

Studierenden der Literaturund<br />

Sprachwissenschaft der<br />

Freiburger Universität, deren<br />

Fakultät auch die Herausgeberin<br />

Elsa Lüder angehört,<br />

mit (man darf es so ausdrücken)<br />

großer Feinheit und<br />

einer offenkundigen Liebe<br />

zur rumänischen Sprache<br />

übersetzt wurden. Auch ein Text<br />

des aus Rumänien stammenden<br />

und in Freiburg wohlbekannten Lyrikers<br />

und Universitätsprofessors<br />

Paul Miron ist darunter; eine zärtliche<br />

Liebeserklärung an das eigene<br />

Volk, die zugleich einen Hauch von<br />

Schwermut verströmt.<br />

Es sind Momente, die vorbeihuschen<br />

wie zufällig aus einem Leben<br />

gegriffen, irgendwo in diesem<br />

Land, das so viele Ethnien und<br />

noch mehr Gesichter hat. Es<br />

ist, als zoomte jemand einen<br />

beliebigen kleinen Flecken<br />

dieses Landes heran, um<br />

diesen dann für den Leser<br />

auszuleuchten. Zum Beispiel<br />

in der Geschichte über<br />

den kleinen Tănase, der Gedenktafelschriftsteller<br />

wurde<br />

(Daniela Gherghina) und somit<br />

mit Inbrunst sein ganzes<br />

Leben dem Verfassen von<br />

blumig-illustren Trauertexten<br />

verschrieb, die (kenntlich<br />

durch Schrägstellung der<br />

Buchstaben) die Erzählung<br />

immer wieder durchkreuzen<br />

– ein wunderbar komisches<br />

kleines Universum inmitten<br />

von Bukarest.<br />

Andere Erzählungen haben<br />

fast dokumentarischen<br />

Charakter, schildern die<br />

Vergeblichkeit des mühseligen<br />

Alltags. Daneben gibt<br />

es auch beispielhafte schöne<br />

Ereignisse, etwa als eine Sozialarbeiterin<br />

ein behindertes<br />

Kind adoptiert und ihm so zu<br />

einem menschenwürdigen<br />

Dasein verhilft (Dan Lungu,<br />

„Der Bub“).<br />

Auffällig ist ein gewisses<br />

Selbstverständnis, das den<br />

älteren Erzählungen noch<br />

anhaftet. Eine Art rumänischer<br />

Identität, die wie<br />

ein intaktes Mosaik anmutet.<br />

Hier ist noch Raum für<br />

Idylle. Diese scheint sich in<br />

den späteren Geschichten<br />

verloren zu haben, da die<br />

verschiedenen Löcher im<br />

Mosaik schmerzhaft zutage<br />

treten. Beschrieben wird ein „Land,<br />

in dem wir nicht mehr wussten, wer<br />

wir sind, das wir so oft mit Verdruss<br />

betrachteten, das wir empfanden,<br />

wie ein notwendiges Übel, wie Fusel<br />

oder eine Zigarette ohne Filter<br />

– ein Land, in dem Gut und Böse<br />

so ineinander übergehen, dass man<br />

nie weiß, woran man ist.“ (Călin<br />

Torsan, „Die Leierkastenmänner“)<br />

Sinnbildlich zeigt die junge Adina<br />

Popesca in ihrer Geschichte („Barbu<br />

Marilena“) anhand der Klassenhierarchie<br />

in einer Grundschule die<br />

Gebräuche von Bevorzugung und<br />

Bestechung auf. Es menschelt eben<br />

überall. Auch in Sorin Ion Stoicas<br />

augenzwinkernder Beschreibung<br />

einer „Dörfliche(n) Berichterstattung<br />

eines Fußballspiels“, die diese<br />

Situation so köstlich lebensnah<br />

einzufangen vermochte. Oder in<br />

der selbstironischen Schilderung<br />

eines Besuchs von Bandmusikern<br />

in Deutschland (Călin Torsans), wobei<br />

der Blick des Rumänen auf die<br />

deutschen Gastgeber mehr über sein<br />

Volk verrät als es die umgekehrte<br />

Sichtweise je vermocht hätte.<br />

Die Absurditäten des Alltags ans<br />

Licht zu holen – dafür erweisen sich<br />

die Rumänen wahrlich als Spezialisten.<br />

Immer wieder fühlt man sich<br />

an den Satiriker Ephraim Kishon<br />

oder die grotesken Geschichten Daniil<br />

Charms erinnert. Ihr Humor war<br />

seit jeher die bewährte Wunderwaffe<br />

der Rumänen gegen all die Zwänge<br />

und Einschränkungen, die das<br />

Volk Jahrhunderte lang aushalten<br />

musste und zum großen Teil noch<br />

heute aushalten muss. Wie stellte<br />

schon Michelangelo lakonisch fest:<br />

„Aus dem Leide schöpft die Kunst<br />

die erhabensten Eingebungen.“<br />

Elsa Lüder (Hg.): „Einladung<br />

nach Rumänien. Klassische und<br />

moderne Erzählungen“, 33 Texte<br />

und AutorInnen, 356 Seiten, Edition<br />

Noack & Block, ISBN: 978-3-<br />

86813-032-4, 19,80 Euro.<br />

Friederike Zimmermann<br />

Emotionales Grundnahrungsmittel<br />

„Musik mit Leib und Seele“: Ein Plädoyer von Claudia Spahn und Bernhard Richter<br />

Es gibt nur wenige Dinge in<br />

unserem Leben, die uns derart beglücken<br />

oder beeinflussen wie die<br />

Musik. Sie begleitet uns überall, sei<br />

es im Supermarkt oder im Restaurant,<br />

zu Hause beim Kochen oder<br />

im Wald beim Joggen, im Aufzug<br />

oder in der Warteschleife beim Telefonieren.<br />

Dennoch sind sich die<br />

Wenigsten ihrer wahren Bedeutung<br />

für unser Leben überhaupt bewusst.<br />

Durch die Bilderflut in den Medien<br />

verkümmert die Fähigkeit des Hörens<br />

immer mehr. So ist eine Verlagerung<br />

von der sprachlich-auditiven<br />

hin zur visuellen Information<br />

zu beobachten, eine Verschiebung<br />

vom Wort zum Bild – vom Ohr zum<br />

Auge.<br />

Aus diesem Grund verfassten<br />

Claudia Spahn und Bernhard Richter,<br />

seit zehn Jahren Leiter des Freiburger<br />

Instituts für Musikermedizin<br />

(FIM), ihr neuestes Buch „Musik<br />

mit Leib und Seele. Was wir mit<br />

Musik machen und sie mit uns“.<br />

Musikalisches Empfinden sei eine<br />

Art „emotionales Grundnahrungsmittel“,<br />

lautet ihr leidenschaftliches<br />

Credo, das Hören, respektive die<br />

Musik elementar für viele Prozesse<br />

im Körper. Man denke nur an deren<br />

stimmungsaufhellende Wirkung.<br />

Das Ohr als direkter Zugang zur<br />

Seele fungiere wie eine Art emotionales<br />

Tor.<br />

Daher sei es ihnen ein „Herzensanliegen“,<br />

das Thema Musik<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven<br />

zu beleuchten: „Musik schafft<br />

Raum für Muße und Kreativität,<br />

Musizieren fördert Gemeinschaft<br />

und Gesundheit, Musik vermittelt<br />

die kulturelle Identität der Gesellschaft<br />

– und mit Musik ist das Leben<br />

einfach schöner“, schwärmt<br />

Claudia Spahn im Vorwort und<br />

stellt dem Leser in zehn Essays in<br />

Aussicht, „welche wichtigen Funktionen<br />

Musik gerade heute in unserem<br />

kulturellen Leben einnimmt,<br />

weshalb die Stimme der Spiegel der<br />

Seele ist und warum Rituale auf der<br />

Bühne wichtig sind“. Und Bernhard<br />

Richter zeigt sich überzeugt: „Egal<br />

ob Berufsmusiker, begeisterter<br />

Musikliebhaber oder passionierter<br />

Badewannensänger – dieses Buch<br />

richtet sich an alle, die neugierig<br />

darauf sind, was Musik uns alles<br />

zu bieten hat, und die sich einen<br />

Alltag ohne Musik nicht vorstellen<br />

können.“<br />

Nun wurde über das Phänomen<br />

Musik schon viel geforscht und geschrieben,<br />

doch wirklich beschreiben<br />

lässt es sich nicht. Allein deren<br />

parallele Entwicklung zur Sprache<br />

ist ein weites Feld, kurzum, an<br />

diesem Thema haben sich schon<br />

viele kompetente Wissenschaftler<br />

die Zähne ausgebissen. Warum es<br />

also nicht einmal von einer anderen<br />

Seite aus beleuchten, sagten sich<br />

die beiden Autoren, und zwar von<br />

„Leib und Seele“ aus. Zweifellos<br />

ein interessanter Ansatz, den die<br />

beiden Autoren kraft ihrer Mehrfachkompetenzen<br />

– beide studierten<br />

Musik und Medizin – verfolgen.<br />

Schließlich waren Musik und Gesundheit<br />

schon für<br />

die deutsche Mystikerin,<br />

Äbtissin und<br />

Heilkundlerin Hildegard<br />

von Biengen<br />

aus dem 11. Jahrhundert<br />

untrennbar<br />

verbunden.<br />

Freudig erwartet<br />

der Leser nun einen<br />

so leidenschaftlichen<br />

wie erhellenden Diskurs.<br />

Ersteren bekommt<br />

er auch, doch<br />

fällt dieser leider etwas<br />

unsortiert aus.<br />

So lautet etwa das<br />

Kapitel 5: „Mozarts<br />

›Zauberflöte‹ - die<br />

Kraft der Musik“.<br />

Es folgen im Kapitel<br />

6 „Das Ohr – Tor<br />

zur Seele“, sowie<br />

in Kapitel 7 „›Hoppe,<br />

hoppe Reiter‹<br />

- Musik und Spracherwerb“–<br />

und so<br />

weiter. Flammende<br />

Plädoyers wechseln<br />

sich ab mit pseudowissenschaftlichen<br />

Exkursen. Berühmte Sänger<br />

aller musikalischen Genres (Elvis<br />

Presley, Maria Callas…), allseits<br />

bekannte Soundtracks („Dschungelbuch“),<br />

Arien und Komponisten<br />

(Mozarts „Zauberflöte“…)<br />

kommen aufs Tapet, gespickt mit<br />

biologischen und evolutionstheoretischen<br />

Theorien. All diese Ausführungen<br />

weisen jedoch keine einzige<br />

Fußnote auf, die das Ganze etwa<br />

nachvollziehbar machten.<br />

Hie und da flackert beim Lesen<br />

Interesse auf, als es zum Beispiel<br />

um die Stimme Christina Aguileras<br />

und die musikalischen Elemente der<br />

Sprache – genannt Prosodie – geht:<br />

„Zum Teil singt sie die<br />

Töne sehr behaucht, zum<br />

Teil sehr rau, eine kräftige<br />

Beltingstimme wechselt<br />

mit einer ›schwachen‹,<br />

kindlich anmutenden Kopfstimme<br />

ab; […] Emotional<br />

entsteht so ein Gefühls-chaos<br />

– man weiß nicht mehr,<br />

ob der Beschützer- oder der<br />

Don Juan-Instinkt angesprochen<br />

wird.“ Gespannt<br />

möchte man nun wissen,<br />

was diese stimmliche Mode<br />

unter den heutigen Pop-<br />

Sängerinnen zu bedeuten<br />

hat, was sie aussagt über<br />

die Verfassung unserer Jugend,<br />

über die heutige Zeit<br />

– schließlich lässt sich eine<br />

Zeit durch nichts besser<br />

rekapitulieren als durch<br />

die sie prägende Musik…<br />

Aber nein, nichts, der Inhalt<br />

biegt ab und verliert sich<br />

wieder in Allgemeinplätzen<br />

wie: „Die Stimme ist<br />

als Ausdrucksorgan neben<br />

der sehr variablen Prosodie<br />

gleichzeitig auch Träger unserer<br />

Persönlichkeit.“<br />

Das Buch vermag also nicht, was<br />

die Musik vermag: Es versetzt uns<br />

in keinen Rausch, die ekstatischen<br />

Momente beglückender Erkenntnis<br />

bleiben aus. Immer wieder wird<br />

zwar ein Thema philosophisch angerissen.<br />

Sobald es aber spannend<br />

wird, verweisen die Autoren auf<br />

eine weiterführende Lektüre, deren<br />

Quelle dann im Anhang aufgeführt<br />

ist. Mehr und mehr beschleicht einen<br />

das Gefühl, als verweigerten<br />

sich die Texte regelrecht in eine<br />

Materie einzutauchen.<br />

Diese Essays sind Spaziergänge<br />

ohne klaren Hinweis, wohin die Gedanken<br />

tragen werden. Stattdessen<br />

wechseln die Autoren hin und her<br />

zwischen subjektiver Anschauung<br />

und vermeintlich objektiver Fakten<br />

und genügen sich in ihren gedanklichen<br />

Ausschweifungen selbst. Einen<br />

wissenschaftlichen Anspruch<br />

stellten sie an sich auch gar nicht,<br />

„unterhaltsam und kurzweilig“<br />

sollte die Lektüre sein, die Auswahl<br />

der Themen zwanglos. Das Ganze<br />

wurde denn auch in durchaus vergnüglichem<br />

Stil verfasst, dessen<br />

schwärmerischer Grundton sicherlich<br />

den ein oder anderen zu fesseln<br />

vermag.<br />

„Musik mit Leib und Seele – Was<br />

wir mit Musik machen und sie mit<br />

uns“ von Claudia Spahn und Bernhard<br />

Richter, Schattauer Verlag,<br />

ISBN: 978-3794531295, 232 Seiten,<br />

10 Abb. 19,99 Euro.<br />

Friederike Zimmermann


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 13<br />

Frauen in der Kunst des 20. Jahrhunderts<br />

Neue Ausstellungen, Kataloge, Bücher<br />

Hannah Höch: „Entartet“ - Eine Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim zeigt noch bis 14. August 2016 die Retrospektive „Hannah Höch.<br />

Revolutionärin der Kunst“<br />

Frauen in der Kunst? Man gehe<br />

durch ein beliebiges Museum und<br />

stelle fest: Fast alle ausgestellten<br />

Bilder stammen von Männern und<br />

Frauen müssen nackt sein, um in<br />

die heiligen Hallen zu gelangen.<br />

Mit solchen Feststellungen haben<br />

die sogenannten „Guerilla Girls“<br />

in den 1980er Jahren die Kunstszene<br />

provoziert. Bereits im Jahrzehnt<br />

vorher gab es Versuche,<br />

die Dominanz der Männer in der<br />

Kunst aufzubrechen: Sie erhalten<br />

die meisten Ausstellungen, so erzielen<br />

ihre Werke Höchstpreise<br />

und sie besetzen die Mehrzahl der<br />

Professuren an den Akademien.<br />

Und all dies spielt sich auf einem<br />

gesellschaftlichen Sektor ab, der<br />

sich als unkonventionell versteht?<br />

Erst seit dem 20. Jahrhundert<br />

werden Künstlerinnen zunehmend<br />

wahrgenommen und Vorurteile allmählich<br />

abgebaut; da sie lange unterschätzt<br />

wurden, sind aber viele<br />

ihrer Werke verloren gegangen<br />

oder nie gezeigt worden. In den<br />

letzten zwei Jahren hat man verschiedene<br />

neue Anläufe gemacht,<br />

um diesbezügliche Ausstellungen<br />

zu organisieren. Diese sind mit viel<br />

Recherche-Aufwand verbunden,<br />

weshalb die gleichzeitig entstehenden<br />

Publikationen, die Unbekanntes<br />

oft erstmals dokumentieren, sehr<br />

wichtig sind. Unter dem Titel „Die<br />

Malweiber von Paris. Deutsche<br />

Künstlerinnen im Aufbruch“ hat die<br />

Kunsthistorikerin Kathrin Umbach<br />

kürzlich für das Edwin Scharff Museum<br />

in Neu-Ulm eine Ausstellung<br />

erarbeitet, die danach in Aschaffenburg<br />

gezeigt wurde - ein ausgezeichneter<br />

Katalog ist geblieben.<br />

Die „Malweiber“<br />

Noch um 1900 war verpönt, dass<br />

eine Frau Malerin oder Bildhauerin<br />

werden wollte. Nur in Paris<br />

belächelte man die sogenannten<br />

„Malweiber“- so der Titel einer Karikatur<br />

von Bruno Paul im „Simplicissimus“<br />

- damals nicht. Deshalb<br />

wurde die Stadt zum Sehnsuchtsziel<br />

für Künstlerinnen aus aller Welt, die<br />

u.a. zu den Akademien Colarossi,<br />

Grande-Chaumière und Julian pilgerten.<br />

Hier durften sie gemeinsam<br />

mit Männern in „classes mixtes“<br />

malen, der Anatomie- und Aktunterricht<br />

stand allen offen; das war<br />

in Deutschland zu dieser Zeit noch<br />

undenkbar, hier hatten Frauen erst<br />

ab 1919 Zugang zu den Akademien.<br />

Wer sich vorher der Konvention<br />

widersetzte, brach nach Paris auf,<br />

etwa Paula Modersohn-Becker.<br />

Dort hatte, neben den genannten<br />

Akademien, Henri Matisse (1869-<br />

1954) 1908 eine private „Académie“<br />

gegründet, die etwa von den<br />

Malerinnen Annemarie Kruse,<br />

Marg Moll und Martha Bernstein<br />

besucht wurde. Zudem gab Auguste<br />

Rodin in seinem Atelier Unterricht,<br />

Käthe Kollwitz besuchte ihn oft;<br />

Rodin hat auch das Werk der Bildhauerin<br />

Clara Westhoff geprägt.<br />

Letztere besuchte – ebenso wie<br />

Ida Gerhardi und Maria Slavona -<br />

einen Anatomiekurs in der École<br />

des Beaux-Arts. Die Pionierinnen<br />

des Aktzeichnens trugen jedoch<br />

selbst noch lange, hochgeschlossene<br />

Kleider – und mitunter einen<br />

modernen Hut. Für Künstlerinnen,<br />

die an der Wende zum 20. Jahrhundert<br />

dem erzkonservativen deutschen<br />

Kaiserreich zu entkommen<br />

suchten, war Paris ein Leuchtturm<br />

für die unterschiedlichsten Zielsetzungen,<br />

die etwa im Café du Dôme<br />

am Boulevard Montparnasse debattiert<br />

wurden. Zwar existierten in<br />

München und Stuttgart kleine Privatschulen<br />

und Damenakademien,<br />

die Aufnahme von Frauen hing<br />

jedoch von der Zahlungsfähigkeit<br />

und Erlaubnis eines männlichen<br />

Vormunds ab. Oder war es ausreichend,<br />

jung und hübsch zu sein?<br />

So sah noch 1930 der Kunstkritiker<br />

Julius Meier-Graefe die Bedeutung<br />

von Frauen in der Kunst.<br />

1971 beantwortete die Kunsthistorikerin<br />

Linda Nochlin die Frage,<br />

warum es so wenig große Künstlerinnen<br />

gegeben hat, mit der einfachen<br />

Antwort: Es fehlten einfach<br />

die Voraussetzungen, da Frauen<br />

lange zu keiner künstlerischen<br />

Ausbildung zugelassen waren. Ausnahmen,<br />

die sich meist besonderen<br />

Vätern verdanken, hat es gegeben,<br />

etwa Elisabeth Vigée-Le Brun, Angelika<br />

Kauffmann (1741-1895),<br />

Rosa Bonheur (1822-1899), Mary<br />

Cassat (1844-1926) und Berthe<br />

Morisot (1841-1895); letztere war<br />

an allen Ausstellungen der Impressionisten<br />

beteiligt.<br />

Künstlerinnen auf dem Weg in<br />

die Moderne<br />

Allen Hindernissen zum Trotz<br />

wächst um die Wende zum 20.<br />

Jahrhundert eine Generation von<br />

Künstlerinnen, die sich parallel zum<br />

etablierten Betrieb eine fundierte<br />

Bildung verschaffte und gleichzeitig<br />

am Weg der deutschen Kunst<br />

in die Moderne mitwirkte; die bekanntesten<br />

sind Paula Modersohn-<br />

Becker, Marianne von Werefkin,<br />

Gabriele Münter, Käthe Kollwitz,<br />

Sabine Lepsius, Hannah Höch,<br />

Jeanne Mammen. Sehr lang ist aber<br />

die Liste der hervorragenden Malerinnen,<br />

die relativ unbekannt blieben,<br />

darunter etwa Maria Slavona,<br />

Ida Gerhardi, Anita Rée, Helene<br />

Funke, Maria Caspar-Filser, Julie<br />

Wolfthorn, Ida Kerkovius. Eine<br />

kürzlich in der Kunsthalle Bielefeld<br />

gezeigte Ausstellung „Einfühlung<br />

und Abstraktion. Die Moderne der<br />

Frauen in Deutschland“ hat eben<br />

dieses Kunstschaffen von Frauen,<br />

vom späten 19. Jahrhundert bis zu<br />

den 1930er Jahren, aufgezeigt und<br />

einen Bogen zu späteren Positionen<br />

gespannt, etwa zu Meret Oppenheim,<br />

Maria Lassnig und Christa<br />

Näher. Ein Katalog mit Abbildungen,<br />

Biographien und Essays ist<br />

als wichtiges Dokument geblieben.<br />

Sturm-Frauen<br />

Für Künstlerinnen gab es nicht<br />

zuletzt im Ausstellungsbereich viele<br />

Hindernisse. Der Kunstkenner und<br />

Musiker Herwarth Walden, der 1910<br />

die Zeitschrift „Der Sturm“ sowie<br />

eine gleichnamige Galerie in Berlin<br />

gegründet hat, bildete in der damals<br />

männlich geprägten Kunstszene die<br />

Ausnahme. Er versammelte nicht<br />

nur Kandinsky, Marc, Chagall, Klee<br />

sowie etwa die späteren Dadaisten<br />

Hausmann und Schwitters um sich;<br />

Walden hat auch wesentlich dazu<br />

beigetragen, dass Künstlerinnen<br />

gemeinsam mit männlichen Kollegen<br />

ausstellen konnten, darunter<br />

Natalija Gontscharowa, Sonia Delaunay,<br />

Gabriele Münter, Marianne<br />

von Werefkin und die wegweisende<br />

Alexandra Exter. Diesen weiblichen<br />

Beitrag zur Kunst vor und nach dem<br />

Ersten Weltkrieg hat kürzlich die<br />

Frankfurter Kunsthalle Schirn mit<br />

der Ausstellung „Sturm-Frauen.<br />

Künstlerinnen der Avantgarde<br />

in Berlin 1910 – 1932“ erstmals<br />

konzentriert aufgearbeitet. Zudem<br />

wurde ein gewichtiger Katalog zu<br />

diesen Vertreterinnen des frühen<br />

20. Jahrhunderts ediert; deren Spektrum<br />

reicht von Expressionismus<br />

über Kubismus, Konstruktivismus<br />

bis zur Neuen Sachlichkeit. Die<br />

Dichterin Else Lasker-Schüler hat<br />

Herwarth Walden als „den größten<br />

Künstler und tiefsten Idealisten“ bezeichnet,<br />

den sie je getroffen habe.<br />

Die schwedische Künstlerin Nelly<br />

Roslund hatte übrigens zentralen<br />

Einfluss auf Waldens Ausstellungspraxis.<br />

Agieren im Künstlerpaar<br />

Viele Künstlerinnen zu Beginn<br />

des Jahrhunderts agierten im Künstlerpaar,<br />

etwa Gabriele Münter, Lebensgefährtin<br />

von Kandinsky, oder<br />

Marianne von Werefkin (1860-<br />

1938), Gefährtin von Alexej Jawlensky,<br />

wobei ihr innovatives Potential<br />

oft von Männern absorbiert<br />

wurde. Teil eines Künstlerpaares<br />

war auch Sonia Delaunay, die Textilien<br />

als Farbträger für ihre Arbeiten<br />

entdeckte. Die Französin Marcelle<br />

Cahn verschrieb sich dagegen der<br />

konstruktiven Abstraktion, ebenso<br />

die belgische Künstlerin Marthe<br />

Donas; letztere legte sich das Pseudonym<br />

„Tour Donas“ zu, um ihren<br />

weiblichen Namen zu verdecken.<br />

Auch Else Lasker-Schüler legte sich<br />

mit „Prinz Yussuf“ ein männliches<br />

Alter Ego zu, indessen Marianne<br />

von Werefkin zum Neutrum werden<br />

wollte. Das klassische Zurückstecken<br />

zugunsten von Ehemann oder<br />

Familie findet sich bei Magda Langenstrass-Uhlig,<br />

Mathilde Vollmoeller-Purrmann<br />

sowie Maria Marc.<br />

Weitere wichtige Künstlerinnen des<br />

beginnenden 20. Jahrhunderts sind:<br />

Jacoba van Heemskerck, Hilla von<br />

Rebay, Emmy Klinker und Maria<br />

Uhden; letztere verstarb sehr jung<br />

im Kindbett, wie es damals häufig<br />

vorkam.<br />

Mehrere dieser Künstlerinnen<br />

greifen mit ihren Arbeiten übrigens<br />

auf die Bühnenkunst aus, haben Marionetten<br />

geschaffen und verbinden<br />

Bewegungskonzepte mit Verwandlungslust.<br />

Insgesamt scheint der<br />

Übergang zu den angewandten und<br />

performativen Künsten bei Künstlerinnen<br />

fließender gewesen zu sein<br />

als bei ihren männlichen Kollegen,<br />

was auch damit zusammen hängt,<br />

dass ihnen Kunstgewerbeschulen<br />

und Theater eher offen standen als<br />

Akademien.<br />

Dada-Frauen<br />

2016 wird hundert Jahre Dada<br />

gefeiert, und bei dieser Gelegenheit<br />

werden auch die beteiligten<br />

Frauen besonders hervorgehoben,<br />

etwa mit der Ausstellung „Die<br />

Dada. Wie Frauen Dada prägten“.<br />

Ein gründlich recherchierter<br />

Begleitkatalog befasst sich mit<br />

Sophie Taeuber (1889-1943),<br />

Hannah Höch (1889-1978), Elsa<br />

von Freytag-Loringhoven (1874-<br />

1927), Angelika Hoerle, Céline<br />

Arnauld, Luise Straus-Ernst und<br />

anderen markanten Figuren, die als<br />

Bildende Künstlerinnen, Schriftstellerinnen,<br />

Musikerinnen, Tänzerinnen,<br />

Verlegerinnen und Musen<br />

an der Dada-Bewegung entscheidend<br />

mitwirkten. Oft standen<br />

sie im Schatten ihrer männlichen<br />

Mitstreiter, nämlich Hans Arp,


14 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />

Raoul Hausmann, Marcel Duchamp,<br />

Man Ray und Tristan Tzara<br />

– doch das Milieu bot ihnen auch<br />

eine Chance. Während die Arbeiten<br />

von Sophie Taeuber und Hannah<br />

Höch mittlerweile weltweit<br />

in Ausstellungen gezeigt werden,<br />

ist Elsa von Freytag-Loringhoven<br />

weitgehend unbekannt geblieben.<br />

Ebenso geht es der jung verstorbenen<br />

Angelika Hoerle, die sich<br />

im Kreis von Dada-Köln bewegte<br />

und nur 35 Werke hinterlassen hat.<br />

Zu ihr ist dieses Jahr eine fiktive<br />

Biographie erschienen „Die Welt<br />

zerschlagen. Die Geschichte der<br />

Dada-Künstlerin Angelika Hoerle“<br />

(Autorin Uta Bales), die das<br />

schmerzliche Schicksal dieser<br />

Künstlerin verarbeitet.<br />

Hannah Höch gehört zu den bekanntesten<br />

Dadaistinnen und wird<br />

zum 100jährigen Jubiläum mit einer<br />

Einzelausstellung bedacht, die<br />

zunächst im Kunsthaus Stade zu<br />

sehen war und aktuell in der Kunsthalle<br />

Mannheim läuft: „Vorhang auf<br />

für Hannah Höch“. Ausstellung und<br />

Katalog werfen einen neuen Blick<br />

auf Höchs Werk, indem sie Collagen<br />

von ihr zeigen, die Themen wie<br />

auf einer Theaterbühne inszenieren<br />

und sich in Form von Masken<br />

und maskenartigen Gesichtern mit<br />

männlichen und weiblichen Rollen<br />

auseinandersetzen.<br />

Eine bedeutende Dada-Protagonistin<br />

ist auch Emmy Hennings,<br />

die 1916 zusammen mit Hugo Ball<br />

das legendäre Cabaret Voltaire in<br />

Zürich gegründet hat und nach dessen<br />

frühem Tod (1927) seine Nachlassverwalterin<br />

und Biografin war.<br />

Ihre eigenen Texte, die verstreut<br />

in Zeitungen oder kleinen, längst<br />

vergriffenen Ausgaben erschienen,<br />

werden nun erstmals in einer kommentierten<br />

Studienausgabe herausgegeben<br />

und können so überhaupt<br />

entdeckt werden. Es sind spannende<br />

Texte, die nicht nur Einblick<br />

in Hennings‘ Seelenleben geben,<br />

sondern auch die Kunstszene zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts erhellen.<br />

Mit den Dada-Pionierinnen<br />

stehen übrigens viele zeitgenössische<br />

Künstlerinnen im Dialog.<br />

Germaine Richier, Ré Soupault …<br />

Frausein allein ist kein Programm,<br />

das haben sie sich alle hinter die<br />

Ohren geschrieben.<br />

Neueste Veröffentlichungen:<br />

● Katrin Umbach. Die Malweiber<br />

von Paris. Deutsche Künstlerinnen<br />

im Aufbruch. H. Gutbrod (Hg.).<br />

Gebr. Mann Verlag. Berlin 2015<br />

● Die Moderne der Frauen.<br />

Einfühlung und Abstraktion. Jutta<br />

Hülsewig-Johnen, Henrike Mund<br />

(Hg.). Kunsthalle Bielefeld. Katalog:<br />

Wienand Verlag 2015<br />

● Sturm-Frauen. Künstlerinnen<br />

der Avantgarde in Berlin 1910-<br />

1932. Ingrid Pfeiffer und Max<br />

Hollein (Hg.). Kunsthalle Schirn<br />

Frankfurt. Katalog: Wienand Verlag<br />

2015<br />

●Vorhang auf für Hannah Höch.<br />

S. Möllers, A. Schäfer u.a. (Hg.).<br />

Michael Imhof Verlag 2016<br />

● Hannah Höch. Revolutionärin<br />

der Kunst. Das Werk nach 1945.<br />

Inge Herold / Karoline Hille (Hg.).<br />

Edition Braus. Berlin 2016<br />

● Ina Boesch (Hg.). Die Dada.<br />

Wie Frauen Dada prägten. Verlag<br />

Scheidegger & Spiess. Zürich 2015<br />

● Uta Bales. Die Welt zerschlagen!<br />

Die Geschichte der Dada-<br />

Künstlerin Angelika Hoerle. Roman.<br />

Rhein-Mosel-Verlag. Zell<br />

2016<br />

● Emmy Hennings. Gefängnis<br />

- Das graue Haus - Das Haus im<br />

Schatten. Schweizerisches Literaturarchiv<br />

(Hg.). 576 S., zahlr. Abb..<br />

Wallstein Verlag. 2016<br />

● Christa Baumberger, Nicola<br />

Behrmann. Emmy Hennings Dada.<br />

Scheidegger & Spiess. Zürich 2015<br />

● Bärbel Reetz. Das Paradies<br />

war für uns. Emmy Hennings und<br />

Hugo Ball. Suhrkamp 2016<br />

● Maria Marc. „Das Herz droht<br />

mir manchmal zu zerspringen“.<br />

Mein Leben mit Franz Marc. Brigitte<br />

Roßbeck (Hg.). Siedler Verlag<br />

2016<br />

Standardwerke:<br />

● Renate Berger. Malerinnen auf<br />

dem Weg ins 20. Jahrhundert. Du-<br />

Mont Verlag 1982<br />

● Isabel Schulz. Künstlerinnen.<br />

Leben – Werk – Rezeption. Zweitausendeins.<br />

1991<br />

Cornelia Frenkel


Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 15<br />

„Meine Philosophie zielt einzig<br />

darauf ab, mich mit mir selbst<br />

vertraut zu machen (…), mein<br />

Unbestimmtes zu vermindern (…).“<br />

Paul Valéry<br />

Es gibt einen Anlass, den großen<br />

Europäer Paul Valéry (1871 – 1945)<br />

in Erinnerung zu rufen, nämlich<br />

eine endlich erfolgte Taschenbuchausgabe<br />

einer Auswahl seiner<br />

„Denkhefte“. Für viele Autoren ist<br />

und war er eine Referenz, so haben<br />

sich etwa André Gide, Jules Renard,<br />

Harry Graf Kessler, Thomas Mann,<br />

Elias Canetti und Hannah Arendt<br />

auf diesen Autor bezogen, für den<br />

geistige Arbeit auf Übung, Widerspruch<br />

und Selbstreflexion beruht.<br />

Aber Valérys Interesse galt auch<br />

der Krise der europäischen Kultur<br />

und den deutsch-französischen Beziehungen<br />

während und zwischen<br />

den beiden Weltkriegen. In Berlin<br />

sprach er 1926 vor prominentem<br />

Publikum über die Freiheit des<br />

Denkens und Europas Verantwortung<br />

für den Frieden. Er war Mitglied<br />

der Academie Française, viele<br />

Jahre Präsident des P.E.N.-Clubs<br />

und wirkte im Völkerbund mit.<br />

Auf der Suche nach Eigenständigkeit<br />

hat er sein Gehirn wie eine<br />

Wiese abgegrast, um es mit seinem<br />

eigenen Bild zu sagen. Damit steht<br />

er in der französischen Tradition<br />

einer Form des Schreibens, deren<br />

Möglichkeiten erstmals Michel de<br />

Montaigne erkundet hat: ein skeptisches<br />

Reflektieren, das nicht unbedingt<br />

zu allgemeinverbindlicher<br />

„Ich grase meine Gehirnwiese ab“<br />

Erkenntnis führt, aber doch zu Aufschlüssen<br />

darüber, wie das Denken<br />

funktioniert. Um seinen Innenraum<br />

in ruhiger Aufrichtigkeit zu inspizieren,<br />

hat Paul Valéry über ein<br />

halbes Jahrhundert lang seine sogenannten<br />

„Cahiers“ geführt. Vor<br />

fünf Jahren ist daraus eine Auswahl<br />

– unter dem Titel „Ich grase meine<br />

Gehirnwiese ab“ – in der Anderen<br />

Bibliothek ediert worden. Der Band<br />

liegt nun als Taschenbuch vor.<br />

„Die meisten tummeln sich an<br />

der Oberfläche ihrer Natur.<br />

Manche tauchen nackt ein. Andere<br />

mit Tauchgerät.“<br />

Paul Valéry<br />

„Cahiers - Denkhefte“<br />

In 263 einfachen Schulheften, die<br />

er über fünfzig Jahre hinweg führte<br />

(1894-1945), entwickelte Valéry<br />

eine kritische Aufmerksamkeit für<br />

sein Denken und die eigene Person.<br />

Fast täglich, beginnend zwischen<br />

fünf und sechs Uhr morgens, notierte<br />

er Gedanken, Widerreden,<br />

Wahrnehmungen und fragte sich,<br />

wie er sein Leben bewusst zu führen<br />

vermöchte. Viele Themen ergänzte<br />

er durch Zeichnungen und<br />

Aquarelle, mittels Studien von Personen,<br />

Landschaften, Portraits und<br />

Gegenständen.<br />

Er suchte in der Formel „CEM“<br />

(Corps-Esprit-Monde) zu erfassen,<br />

in welchem Spannungsfeld er sich<br />

im Dialog mit der Welt bewegte. Ein<br />

philosophisches System, „in dem<br />

Der Schriftsteller Paul Valéry und seine „Cahiers“<br />

der Körper des Menschen<br />

nicht eine grundlegende<br />

Rolle spielt“, hielt er für<br />

misslungen; der Geist sei<br />

„ein Moment der Antwort<br />

des Körpers auf die Welt“.<br />

Valéry wollte Spezialist<br />

für sich selbst werden<br />

und vertraute dabei auf<br />

keine Autorität. Indem er<br />

sich rückhaltlos des eigenen<br />

Verstandes bediente,<br />

zeigt er sich als Vertreter<br />

des antiken Skeptizismus,<br />

der französischen Moralisten<br />

und der europäischen<br />

Aufklärung. Sogar<br />

„Dummheiten“ wollte er<br />

nicht achtlos vorübergehen<br />

lassen, diese sagten<br />

oft mehr über uns als „unsere<br />

besten Werke“.<br />

Postum (1957 – 1961)<br />

wurden die „Cahiers“ zunächst<br />

in 29 faksimilierten<br />

Bänden ediert. Die auf<br />

Deutsch vorliegende Auswahl<br />

geht auf eine sechsbändige<br />

Edition zurück,<br />

die von den Romanisten<br />

- und wichtigsten deutschen<br />

Valéry-Forschern – Hartmut<br />

Köhler und Jürgen Schmidt-Radefeldt<br />

übersetzt und herausgegeben<br />

wurde. Textgrundlage dieser ersten<br />

deutschen Edition sind die in<br />

der „Bibliothèque de la Pléiade“<br />

erschienenen „Cahiers“, die circa<br />

ein Zehntel des Ausgangsmaterials<br />

umfassen.<br />

Valérys „Denkhefte“ gelten als<br />

wesentliches intellektuelles Experiment<br />

der Moderne. Es sind keine<br />

Tagebücher, die aktuell autobiographisches<br />

Geschehen notieren, sondern<br />

Protokolle einer beharrlichen<br />

geistigen Suchbewegung. Zunächst<br />

vermischen sich in den fortlaufend<br />

geschriebenen Heften alle Themen,<br />

später wurden diese in dreißig<br />

Rubriken geordnet und etwa<br />

betitelt: Ego, Sprache,<br />

Philosophie, System,<br />

Psychologie, Sensibilität,<br />

Gedächtnis, Zeit,<br />

Traum, Bewusstsein,<br />

Aufmerksamkeit, Das<br />

Ich und die Person,<br />

Eros, Gladiator, Mathematik,<br />

Wissenschaft,<br />

Geschichte<br />

und Politik, Kunst und<br />

Ästhetik, Poesie, Literatur.<br />

Thomas Stölzel,<br />

der die vorliegende<br />

Auswahl besorgt hat<br />

und im einleitenden<br />

Essay die geistigen<br />

Konturen Valérys skizziert,<br />

schreibt: „Die<br />

Rubriken sind so arrangiert,<br />

dass jede einzelne<br />

jeweils die volle<br />

Zeitspanne der „Cahiers“<br />

durchläuft und<br />

also neben der thematischen<br />

Ordnung auch<br />

noch die Chronologie<br />

der Denk-, Probier-,<br />

Such- und Erkenntniswege“<br />

nachvollziehbar<br />

macht.<br />

Kindheit und Jugend hatte Paul<br />

Valéry (1871 – 1945) in Sète verbracht,<br />

bereits in jungen Jahren<br />

zeichnete er und verfasste Lyrik;<br />

dann studierte er Jura in Montpellier.<br />

1892 zieht er nach Paris und<br />

heiratet. Zuvor war er infolge einer<br />

alptraumartigen Liebeskrise in<br />

Genua von der Lyrik abgekommen<br />

und wandte sich der Architektur zu.<br />

In dem Essay „Einführung in die<br />

Methode des Leonardo da Vinci“<br />

(1885) legt Valéry sein Ideal geistiger<br />

Arbeit dar, das im systematischen<br />

Forschen besteht. Diesem<br />

Anliegen geht er in verschiedenen<br />

Formen nach, etwa mit dem Prosazyklus<br />

„Monsieur Teste“ oder<br />

mit dem Poem „Die junge Parze“<br />

(1917), das an Stéphane Mallarmés<br />

„Poésie pure“ anknüpft.<br />

Ästhetische Idee und leibliches<br />

Dasein sind für Valéry untrennbar,<br />

dieses Grundpostulat behandelt er<br />

1921 in dem Dialog „Eupalinos oder<br />

der Architekt“ (Rainer Maria Rilke<br />

hat den Text damals sofort ins Deutsche<br />

übersetzt); 1922 verabschiedet<br />

er sich mit dem Gedicht-band<br />

„Charmes“ von der Lyrik und verfasst<br />

zunehmend Essays zu Ästhetik,<br />

Kultur, Politik und ist häufig auf Vortragsreisen.<br />

Bis zu seinem Lebensende<br />

beschäftigte ihn die dramatische<br />

Szenenfolge „Mon Faust“, die von<br />

einem neuen „Mephistopheles“ handelt,<br />

der beobachtet, was sich der<br />

Mensch an abstoßenden Extremen<br />

zumuten lässt; nicht von ungefähr<br />

verfasst während der deutschen<br />

Besatzung Frankreichs im Zweiten<br />

Weltkrieg. Kurz danach schloss dieser<br />

wichtige Europäer die Augen, die<br />

er vorher – mit Gewinn für die Nachwelt<br />

– weit geöffnet hatte.<br />

Paul Valéry: Ich grase meine<br />

Gehirnwiese ab. S. Fischer Verlag,<br />

Frankfurt am Main 2016; 365 S.,<br />

12,99 €<br />

Cornelia Frenkel<br />

Angesteckt vom Theatervirus<br />

Im Gespräch: Lena Schuler und Sebastian Heinricht vom neu gegründeten Theater POWse<br />

Theater POWse<br />

„Kreative Prozesse im Team“, so<br />

das Ziel der neugegründeten Theatergruppe<br />

POWse vom Start-<br />

Up-Zentrum Grünhof e.V. in der<br />

Belfortstraße. Mit Arthur Millers<br />

Flüchtlingsdrama „Ein Blick von<br />

der Brücke“ feierten sie im April<br />

mit fünf ausverkauften Vorstellungen<br />

rauschende Premiere, ihre<br />

zweite Produktion ist für November<br />

geplant. Die beiden Organisatoren<br />

Lena Schuler und Sebastian<br />

Heinricht sprachen mit Marion<br />

Klötzer über ihre Visionen, Pläne<br />

und Erfahrungen.<br />

UNIversalis: Freie Theatergruppen<br />

gibt es in Freiburg jede Menge,<br />

viele davon sind studentische Ensembles.<br />

Was reizte euch daran, das<br />

Theater POWse zu gründen?<br />

Lena: Der Theatervirus hat mich<br />

schon ewig gepackt, ich bin da seit<br />

vielen Jahren aktiv: Während der<br />

Schulzeit leitete ich selbst eine Theatergruppe,<br />

habe Regie bei einem<br />

Kindermusical geführt und immer<br />

wieder geschauspielert. Aktuell<br />

studiere ich im zehnten Semester<br />

Deutsch und Geschichte auf Lehramt.<br />

Die bestehenden Gruppen interessierten<br />

mich nicht so: Ich hatte<br />

viel mehr Lust wieder was Eigenes<br />

zu machen, ohne Casting, ohne Vorgaben.<br />

Und ich wollte nicht nur mit<br />

Studenten spielen, sondern in einer<br />

möglichst gemischten Gruppe.<br />

Sebastian: Bei mir war das ähnlich:<br />

In Heilbronn habe ich selbst<br />

ein Stück geschrieben, nun bin ich<br />

frischgebackener Grundschullehrer<br />

und wollte sehr gern wieder Theater<br />

machen. Als Lena und ich im Mai<br />

die Idee hatten, eine eigene Gruppe<br />

zu gründen, war ich sofort Feuer<br />

und Flamme. Zumal ich schon länger<br />

im Grünhof engagiert bin und<br />

sich dort für uns optimale Bedingungen<br />

boten: Ein Probe- und Aufführungsort,<br />

dem ein interessiertes<br />

Netzwerk angeschlossen ist, das<br />

uns Tipps und Unterstützung bei<br />

Pressekontakten und Marketing anbietet.<br />

Lena: Unser Plan war es, ein Stück<br />

über das Flüchtlingsthema zu machen.<br />

Erst hatten wir sogar angedacht,<br />

selbst eines zu schreiben.<br />

Jedenfalls war die Resonanz riesig:<br />

Auf unsere Zettel in Cafés, Uni und<br />

Bibliothek kamen dann vierzig ganz<br />

unterschiedliche Leute zum ersten<br />

Treffen in den Grünhof, darunter<br />

auch zwei Flüchtlinge. Letztendlich<br />

blieben fünfzehn im Alter zwischen<br />

19 und 32 Jahren fest in der Gruppe,<br />

manche mit und manche ohne Theatererfahrung.<br />

Die meisten davon<br />

sind auch bei der zweiten Inszenierung<br />

mit dabei.<br />

UNIversalis: Eine bunt gemischte<br />

Truppe mit ganz unterschiedlichen<br />

Vorstellungen und Vorerfahrungen<br />

Theater POWse<br />

Ansprechpartner: Lena Schuler,<br />

Sebastian Heinricht<br />

Email: schuler-lena@web.de,<br />

sebastian-heinricht@web.de<br />

Treffen: immer Dienstags um<br />

20.30 Uhr im offenen<br />

Theaterraum, Grünhof<br />

– wie klappt das?<br />

Sebastian: Wir haben von Anfang<br />

an demokratisch gearbeitet, auf Augenhöhe.<br />

Wir diskutierten viel über<br />

das Stück, teilten uns in verschiedene<br />

Arbeitsgruppen auf: Dramaturgie,<br />

Technik, Licht, Bühnenbild,<br />

Requisite, Kostüme, Schauspiel,<br />

Marketing. Lena und ich als Orgateam<br />

koordinierten und versuchten<br />

den Überblick zu bewahren.<br />

Lena: Der Projektcharakter steht<br />

bei uns im Mittelpunkt – und natürlich<br />

die Menschen: Alle, die mitmachen,<br />

sollen Spaß haben. Trotzdem<br />

wurde uns ziemlich schnell<br />

klar, dass wir eine Regie brauchen:<br />

Einen Profi, der sich nur darauf<br />

konzentriert, das große Ganze im<br />

Blick zu behalten. Mit der Schauspielerin<br />

Anke Stocker fanden wir<br />

dann genau die Richtige: Es war ihr<br />

erstes Regieprojekt und ihr erstes<br />

Projekt nach der Babypause. Dank<br />

der vom Grünhof akquirierten Fördergelder<br />

war dann Ankes Mitarbeit<br />

möglich.<br />

Sebastian: Wir machten eine Art<br />

Dreierleitung, arbeiteten ihr zu,<br />

hielten ihr den Rücken frei. Aber<br />

nun brauchten wir einen klar strukturierten<br />

Zeitrahmen. Die ganze<br />

Projektphase hat dann nur zehn<br />

Wochen gedauert, der Knackpunkt<br />

waren unsere zwei Intensivwochen:<br />

Die haben mega viel Spaß gemacht,<br />

da waren wir wirklich auf einem<br />

gemeinsamen Weg. Gerade unter<br />

Druck wurde der kreative Prozess<br />

sehr intensiv.<br />

Lena: So war dann auch die Rollenverteilung<br />

ein gemeinsamer<br />

Entscheidungsprozess, der zu ungewöhnlichen<br />

Besetzungen führte:<br />

Frauen spielten Männer, unser<br />

Hauptdarsteller hatte vorher noch<br />

nie Theater gespielt. Jeder brachte<br />

sein eigenes Talent und seine Connections<br />

ein, plötzlich bekamen wir<br />

von allen Seiten Unterstützung: Der<br />

eine machte Licht, der andere Musik.<br />

Das Theater im Marienbad lieh<br />

uns umsonst seine Anlage. Wir fuhren<br />

nach Staufen und verbrachten<br />

einen ganzen Mittag im Kostümverleih<br />

Funduz, wir tüftelten am<br />

Vorhang herum, bestellten Podeste.<br />

Das war alles sehr aufregend.<br />

UNIversalis: Gibt es im Grünhof<br />

denn überhaupt einen Bühnenraum?<br />

Lena: Nein, das Drumherum ist<br />

etwas anstrengend: Wir müssen<br />

bei jedem Treffen den kompletten<br />

Raum leerräumen, um überhaupt<br />

eine Art Bühne einzurichten. Umso<br />

verblüffender ist es jedes Mal aufs<br />

Neue, wie sich das Großraumbüro<br />

dann in ein Theater verwandelt…<br />

UNIversalis: Und was plant ihr als<br />

Nächstes?<br />

Sebastian: Unser nächstes Stück<br />

soll im November Premiere haben,<br />

das ist schon klar. Also ist auch dieses<br />

Mal ein Zeitrahmen einzuhalten.<br />

Anke Stocker ist als Regisseurin<br />

wieder mit im Boot. Wir möchten<br />

passend zum Winter gerne was<br />

Böses, Gruseliges machen, eine Art<br />

modernes Psychostück, skurril und<br />

komisch. Der Entscheidungsprozess<br />

läuft gerade auf Hochtouren.<br />

Lena: Dafür brauchen wir unbedingt<br />

noch Männer. Wer Lust hat,<br />

kann sich gerne bei uns melden<br />

oder einfach zum nächsten Treffen<br />

in den Grünhof kommen.<br />

Grünhof<br />

Jahrzehntelang war der Grünhof an der Ecke Belfort-/Schnewlinstraße<br />

nahe dem Freiburger Hauptbahnhof eine Traditions- Gaststätte<br />

mit großen Portionen und kleinen Preisen. Ab 2008 gab es mehrere<br />

Pächterwechsel, ab 2011 schlossen die Pforten des denkmalgeschützten<br />

Hauses. Im November 2013 gründeten die Soziologin Martina<br />

Knittel und der Geo- Ökologe Hagen Krohn die Grünhof GmbH und<br />

eröffneten mit dieser Idee Freiburgs erste Denk- Fabrik: Vermietet<br />

werden etwa 40 Arbeitsplätze auf rund 210 Quadratmetern Co- Workspace<br />

tageweise oder länger an kreative Selbstständige und Jungunternehmer.<br />

Ziel: Eine Keimzelle für Ideen zu schaffen, eine gut vernetzte<br />

Plattform für Gründungskultur, Unternehmertum, Gemeinwohlökonomie<br />

und Kultur. Mit Hilfe von Förderprogrammen, verschiedenen<br />

Workshop-Formaten, Beratungen und Veranstaltungen unterstützt der<br />

Grünhof e.V. – Verein für gesellschaftliche Innovation Menschen und<br />

Initiativen dabei, innovative Ideen und Konzepte in folgenden Bereichen<br />

zu entwickeln und umzusetzen: Bildung, Wissenschaft und<br />

Forschung, Kunst und Kultur, Integration & Inklusion sowie bürgerschaftliches<br />

Engagement und politische Teilhabe.<br />

Angeschlossen ist das öffentliche Cafe POW mit täglichem Mittagstisch<br />

und großem Biergarten im Innenhof.<br />

Infos unter www.gruenhof.org


B3<br />

Rhein<br />

Das Outdoorcenter für die ganze Familie auf 720m 2 – Einkaufen zum Outletpreis!<br />

FREIZEIT<br />

Sportliche Mode oder modisch-sportlich<br />

– man weiß es nicht. Noch nie waren<br />

Outdoordesign und Mode so nahe<br />

zusammen. Endlich hat Mode auch<br />

Funktion. Tolle Herbst-/Winterbekleidung<br />

ohne Kompromisse. Große Auswahl<br />

an Daunen, Strick und Winterparkas. Alles<br />

funktionell und doch stadttauglich.<br />

Super Mode – super Preise!<br />

SKI & SKISERVICE<br />

Sie suchen einen Alpin- oder Langlauf-Ski<br />

der zu Ihnen passt?<br />

Werfen Sie einen Blick auf unser Sortiment<br />

– wir beraten Sie hierzu gerne.<br />

Haben Sie bereits Ski, die aber dringend<br />

einen Service benötigen?<br />

Unser Skiservice: Belag ausbessern, Bandvorschliff,<br />

Stein-Strukturschliff, Seiten- und<br />

Unterkantenschliff, Belag heiß wachsen und<br />

polieren. In eigener Skiservice-Werkstatt.<br />

WINTERSPORT-<br />

BEKLEIDUNG<br />

Hochfunktionelle Winterbekleidung für<br />

sportlich Aktive, die eine besonderen<br />

Anspruch an ihre Bekleidung haben. Wir<br />

bieten nicht nur Wetterschutz, sondern<br />

auch topmodische Kombinationen, aus<br />

zueinander passenden Bekleidungsschichten.<br />

Wintersport zum kleinen Preis.<br />

WINTERSTIEFEL<br />

Mit unserem riesigem Winterstiefelangebot<br />

sind sie bei jeder Witterung und Temperatur<br />

trocken und warm ausgestattet.<br />

Isolationswerte bis minus 50 Grad sind<br />

bei den original Kanadischen Winterstiefel<br />

kein Problem. Spezielle Sohlenprofile<br />

für Eis, Schnee und Matsch bieten den<br />

nötigen Halt. Für heimische Wälder und<br />

Wiesen, aber auch für Skigebiete bestens<br />

geeignet. Für besonders warme Füße!!<br />

Über 20 verschiedene Modelle.<br />

RUCKSÄCKE<br />

Wir bieten Ihnen eine breite Auswahl an<br />

über 30 verschiedenen Rucksack-Modellen<br />

der Top-Marke Tatonka. Tages-, Trekking-,<br />

Reise- und Touren-Rucksäcke, speziell als<br />

Damen- oder Herrenvariante, sowie<br />

Rucksäcke für Kinder. Das Besondere: Sie<br />

können gleich fertig bepackte Testrucksäcke<br />

mit realem Gewicht ausprobieren<br />

und auf unserem Parcours Probetragen.<br />

Mit unserem kompetenten Fachpersonal<br />

finden Sie schnell den optimalen Rucksack.<br />

Natürlich führen wir auch das passende<br />

Zubehör, wie Moskitoschutz-Netze, Waschbeutel,<br />

Stausäcke uvm.<br />

SCHLAFSÄCKE und ISOMATTEN<br />

Für den erholsamen Schlaf im Freien! Den richtigen Schlafsack und<br />

Matte für Ihr Outdoor-Abendteuer finden Sie in unserem großen<br />

Schlafsacktestcenter mit extra Liegebereich. Ein breites Spektrum der<br />

Top Marke Lestra steht zur Auswahl.<br />

Wählen Sie aus über 20 verschiedenen<br />

Modellen, passend für Ihre Körpergröße und<br />

den Einsatzbereich. Das Sortiment umfasst<br />

Schlafsäcke für Kinder bis zum Expeditionsschlafsack<br />

sowie Inletts und Hüttenschlafsäcke.<br />

Egal ob Daune oder Kunstfaser.<br />

Vielfach ausgezeichnete Modelle.<br />

TESTBETT IM LADEN<br />

SOFTSHELL<br />

Wer bei seinen Ausflügen weder Wind<br />

noch Wetter scheut, sollte auf die richtige<br />

atmungsaktive Jacke achten. Die Softshelljacke<br />

ist ein wahres Multitalent: ihr<br />

meist weiches Material ist elastisch und<br />

AKTION<br />

daher sehr angenehm zu tragen. Eine<br />

Softshell Jacke ist wasserabweisend und<br />

je nach Konstruktion windabweisend oder<br />

winddicht. Somit ist sie ein unverzichtbares<br />

Bekleidungsstück für Arbeit, Sport<br />

BIS 30.07.2016<br />

und Freizeit.<br />

GROSSER MUSTER- UND<br />

EINZELTEILEVERKAUF<br />

Hier finden Menschen, die gerne<br />

draußen sind nicht nur eine große<br />

Auswahl an Wander- und Trekkingschuhen<br />

sondern auch Ruck- und<br />

Schlafsäcke, Lauf-, Rad- und allgemeine<br />

Funktionskleidung (bis 8 XL).<br />

Obwohl das Geschäft mit seinen 700<br />

Quadratmetern auf Selbstbedienung<br />

ausgerichtet ist, berät auch gerne<br />

kompetentes Fachpersonal.<br />

KOMPASS SPORT versteht sich als<br />

„Haus, das die ganze Familie anspricht<br />

und alle Menschen, die gerne<br />

in der freien Natur sind“.<br />

UND VIELE WEITERE ANGEBOTE IM LADEN<br />

Hier finden Menschen, die gerne<br />

draußen sind nicht nur eine große<br />

Auswahl an Wander- und Trekkingschuhen<br />

sondern auch Ruck- und<br />

Schlafsäcke, Lauf-, Rad- und allgemeine<br />

Funktionskleidung (bis 8 XL).<br />

Kompetentes Fachpersonal berät<br />

Sie gerne in unserem Geschäft in<br />

Eimeldingen auf 700 Quadratmetern.<br />

KOMPASS SPORT versteht sich als<br />

„Haus, das die ganze Familie anspricht<br />

und alle Menschen, die gerne<br />

in der freien Natur sind“.<br />

ISOMATTEN<br />

BIS ZU 50% REDUZIERT<br />

Verschiedene Isomattenmodelle bieten die optimale Grundlage für<br />

Ihre Nacht unter freiem Himmel. Je nach Anforderungen gibt es<br />

leichte Matten, die durch Ihr kleines Packmaß punkten, oder<br />

komfortable Varianten mit erhöhtem Kopfteil oder bis zu 10 cm<br />

hohe Matten auf denen es sich königlich schlafen lässt.<br />

Auch für zwei findet sich die passende<br />

Doppelbettvariante. Auf dem Testbett können<br />

Sie Ihre Auswahl auch probeliegen.<br />

ab € 39,95<br />

AKTIONSPREIS<br />

MIT GROSSER ZELTAUSSTELLUNG<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Fr von 10 bis 19 Uhr<br />

Sa von 09 bis 16 Uhr<br />

FOLGE DEINEM WEG<br />

Das Outdoorcenter für die ganze Familie auf 720m 2<br />

Einkaufen zum Outletpreis!<br />

Efringen-Kirchen<br />

Efringen-Kirchen<br />

nach<br />

Freiburg<br />

nach<br />

Freiburg<br />

A5<br />

A5<br />

B3<br />

nach Basel<br />

9 km von Lörrach<br />

12 km von Basel<br />

19 km von Schopfheim<br />

65 km von Freiburg<br />

A98<br />

nach Lörrach<br />

Binzen<br />

FOLGE DEINEM WEG<br />

FUNKTIONSBEKLEIDUNG<br />

In unserem Outdoor-Center in Eimeldingen<br />

finden Sie ein großes Sortiment an Wander-<br />

und Outdoorbekleidung namhafter<br />

Hersteller für jede Witterung. Es erwartet<br />

Sie Qualität, Funktionalität und Strapazierfähigkeit<br />

kombiniert mit modernem Design<br />

zu Outlet-Preisen. Unser vielseitiges Sortiment<br />

umfasst funktionelle Bekleidung für<br />

die ganze Familie auch in besonderen<br />

Größen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

XS – 8XL und 34 – 56, auch Sonderlängen<br />

MIT FACHBERATUNG ZUM<br />

PERFEKTEN SCHUH!<br />

Unser Schuhsortiment fängt da an, wo die<br />

Natur den Kurs bestimmt.<br />

Weg von der Straße und Spaß am Laufen<br />

abseits von Asphalt. Bei uns finden Sie<br />

über 100 verschiedene Schuhmodelle.<br />

Unser Angebot umfasst viele Bereiche:<br />

Laufen, Trailrunning, Nordic-Walking, Berg,<br />

Wandern, Trekking, Klettersteig, Hochtouren,<br />

Klettern sowie Freizeit.<br />

nach Basel<br />

A18<br />

Herren Wanderschuh<br />

ATAKAMA<br />

Der Klassiker unter den Lafuma Trekking Schuhen,<br />

geeignet für ein- bis mehrtägige Wanderung.<br />

Wasserdicht und atmungsaktiv dank Einsatz der<br />

Lafuma CLIMACTIVE®Membrane. Trittschutz im<br />

Zehenbereich aus Gummi und EVA-Fersenstütze.<br />

Die original Vibram® Sohle ist trittsicher und<br />

rutschfest auf jedem Untergrund.<br />

€ 59,95<br />

statt € 129,95<br />

SCHLAFSÄCKE<br />

BIS ZU 50% REDUZIERT<br />

Wählen Sie aus über 20 verschiedenen Modellen, passend für Ihre<br />

Körpergröße und den Einsatzbereich. Das Sortiment umfasst Schlafsäcke<br />

für Kinder bis zum Expeditions-Schlafsack<br />

sowie Inletts und Hüttenschlafsäcke.<br />

Egal ob Daune oder Kunstfaser. Vielfach<br />

ausgezeichnete Modelle. Ab 500g erhalten Sie<br />

einen ultraleichten Sommerschafsack aber auch<br />

Modelle bis –20 Grad halten Sie im Winter warm.<br />

SO FINDEN SIE UNS<br />

35 kostenlose in Parkplätze Eimeldingen direkt an am der Haus B3<br />

35 kostenlose Parkplätze direkt am Haus<br />

A98<br />

A2<br />

ab € 29,95<br />

AKTIONSPREIS<br />

ÜBERNACHTEN UNTER FREIEM HIMMEL<br />

Für die Nacht in der freien Natur oder auf dem Zeltplatz finden Sie hier<br />

die passende Ausstattung. Ob mit der Familie, allein oder zu zweit – mit<br />

einem guten Zelt macht Campen Spaß. Die Nacht unter den Sternen<br />

bietet den passenden Abschluss für alle möglichen Outdoor-Aktivitäten<br />

wie zum Beispiel beim Paddeltrip mit Freunden. Mit den preisgekrönten<br />

Artikeln von LESTRA, TATONKA und FERRINO wird das Erlebnis Natur<br />

zum Genuss.<br />

nach Lörrach<br />

Kleinbasel 9km<br />

Binzen<br />

Münchenstein 16km<br />

Möhlin 27km<br />

FUSSSCAN-ANALYSE<br />

Sie erhalten eine computergestützte<br />

Fußscan-Analyse mit modernster orthopädischer<br />

Auswertung. Die individuellen<br />

Fußwerte (Länge, Ballenbreite, Fersenbreite,<br />

Ganglinie) werden ermittelt. Mittels<br />

Druckpunktanalyse wird für beide Füße<br />

die Gewichtsverteilung bestimmt und<br />

festgestellt ob evtl. eine Fußfehlstellung<br />

wie z.B. Senkfuß, Knickfuß, Spreizfuß,<br />

Hallux Valgus oder Halux Ridigus vorliegt.<br />

Diese verursachen häufig Schmerzen,<br />

Druckstellen, Verhornungen und können<br />

die Ursache für Fehlstellungen und Schmerzen<br />

z.B. im Knie- und Hüftgelenk sowie<br />

der Wirbelsäule sein.<br />

REISEBEKLEIDUNG<br />

Ob in der Hitze der Wüste (UV-Schutz,<br />

Belüftung) oder in der Nässe Schottlands<br />

(wind-/wasserdicht), in der Kälte des<br />

Nordens (Isolation, Wärme) oder im feuchtwarmen<br />

Amazonasgebiet (Moskitoschutz)<br />

– wir bieten für jedes Reiseziel die<br />

passende Auswahl. Craghoppers Nosilife<br />

bietet nicht nur gegen Mücken und Insekten<br />

wirksamen Schutz sondern auch gegen<br />

Zecken. Bei Nosilife ist der Wirkstoff nicht<br />

wie bei anderen Herstellern von Moskitoschutzbekleidung<br />

in den Stoff eingetränkt,<br />

sondern das Mittel wird direkt in die<br />

Faser eingearbeitet und schadet damit<br />

nur den Insekten und nicht der Haut.<br />

Ideal für Reisen in Malaria-Gebiete, da es<br />

einen sicheren Schutz vor Tropenkrankheiten<br />

bietet.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag – Freitag 10 bis 19 Uhr<br />

Samstag 09 bis 16 Uhr<br />

Kompass Sport GmbH · Hauptstr. 7 · 79591 Eimeldingen<br />

Sie möchten früher über unsere Aktionswochen informiert werden? Dann erstellen Sie sich Ihre persönliche Kundenkarte und erhalten<br />

Tel. +49 7621 - 57 68 60 · info@kompass-sport.de · www.kompass-sport.de<br />

Sie alle Aktionen per E-Mail. Dieser Service ist kostenlos – nutzen Sie alle Vorteile! Mehr auf: www.kompass-sport.de<br />

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Kompass Sport GmbH · Hauptstr. 7 · 79591 Eimeldingen · Tel. +49 7621 - 57 68 60<br />

info@kompass-sport.de · www.kompass-sport.de

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