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SPEZIAL<br />
UNIversalis-Zeitung<br />
Für Universität und Hochschulen in Freiburg<br />
ArtMedia Verlag Freiburg Sommer 2016 22. Ausgabe / 12. Jahrgang<br />
Der Künstler – ein Held?<br />
Historisch interessant und dabei hochaktuell: Die Neuerscheinung „Künstlerhelden?“<br />
sommer im stahl<br />
restaurant und biergarten<br />
täglich 12 – 24 uhr geöffnet<br />
nachmittags salate, kuchen<br />
und eis<br />
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durchgehend geöffnet<br />
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Können Künstler Helden sein?<br />
Diese Frage drängt sich auf, wenn<br />
man das Buch „Künstlerhelden?<br />
Heroisierung und mediale Inszenierung<br />
von Malern, Bildhauern<br />
und Architekten“ (kürzlich erschienen<br />
bei ›ad picturam‹, Merzhauen)<br />
in den Händen hält – nicht zuletzt<br />
wegen des mit einem Fragezeichen<br />
garnierten Buchtitels.<br />
Genau das soll sie auch. Diese<br />
Frage ist Programm, versteht man<br />
doch gemeinhin unter Helden tapfere<br />
Krieger, die in Liedern und Sagen<br />
Anerkennung fanden. Oder zumindest<br />
uneigennützige Menschen,<br />
die ein vorbildhaftes Verhalten an<br />
den Tag legen und in schwierigen<br />
Situationen stets kühlen Kopf und<br />
andere vor Unglück bewahren.<br />
Aber der Künstler – ein Held? Wie<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Lernradio PH 88,4 - erfolgreiches<br />
Konzept der PH 4<br />
Aus alter Märchenzeit - ein<br />
Poet als Ameisensammler 5<br />
Die verborgene Universität 7<br />
Freiburger Musikhochschule<br />
feiert 70jähriges Jubiläum 8<br />
Erinnerungen an Ernst Bloch<br />
Bloch 10<br />
Spieglein, Spieglein in der<br />
Stadt 11<br />
Absurditäten des Alltags -<br />
Emotionales Grundnahrungsmittel<br />
12<br />
Frauen in der Kunst des 20.<br />
20. Jahrhunderts 13<br />
Paul Valéry und seine Cahiers<br />
Cahiers 14<br />
will er mit seiner Kunst<br />
andere oder gar die Welt<br />
retten?<br />
Hier kommt neben<br />
dem Topos des Helden<br />
auch der Kunstbegriff ins<br />
Spiel. Dass sich die Auffassung<br />
beider Kategorien<br />
mit dem Wandel der<br />
Zeiten stets veränderte,<br />
macht die Sache nicht<br />
leichter. Nun nahmen<br />
sich in einem Überblick<br />
und in methodisch reflektierter<br />
Weise erstmalig<br />
die Experten Sabine Feser,<br />
Anja Grebe, Ulrich<br />
Heinen, Andreas Henning,<br />
Hans W. Hubert,<br />
Angeli Janhsen, Henry<br />
Keazor, Barbara Lange,<br />
Doris H. Lehmann, Laura<br />
Rodrigues Nöhles und<br />
Andreas Thielemann dieser<br />
Frage an.<br />
Zur Sprache kommen<br />
herausragende Künstlerinnen<br />
und Künstler,<br />
die bereits Gegenstand<br />
einer Vortragsreihe waren,<br />
die 2013/14 an der<br />
Universität Freiburg in<br />
Zusammenhang mit dem<br />
Sonderforschungsbereich<br />
SFB 948 „Helden – Heroisierungen<br />
– Heroismen.<br />
Transformationen<br />
und Konjunkturen von<br />
der Antike bis zur Moderne“<br />
veranstaltet wurde,<br />
ergänzt durch weitere<br />
neue Beiträge.<br />
Dabei werden die<br />
verschiedenen Medien,<br />
Ausdrucksformen und<br />
Topoi, die bei der Künstlerverehrung<br />
verwendet<br />
wurden, in den Fokus<br />
genommen. Zudem wird<br />
aufgezeigt, zu welchem<br />
Zweck die Künstler in den Olymp<br />
gehoben wurden; beziehungsweise<br />
welche kulturellen, gesellschaftlichen,<br />
politischen oder nationalen<br />
Interessen dahinterstanden. Und<br />
dies macht das Buch gerade auch<br />
für heute so spannend, da sich die<br />
Mechanismen gar nicht so sehr von<br />
denen noch vor Jahrhunderten unterscheiden.<br />
Dustin Weaver und Gerald Parel, Titelblatt der ersten Ausgabe des Marvel-<br />
Comics »S. H. I. E. L. D.«, Variant Edition, 2010<br />
© MARVEL (Aufsatz Feser)<br />
Sind wir nicht alle<br />
Künstlerhelden?<br />
Wie aktuell dieses Buch ist, zeigt<br />
sich schon darin, dass uns Heutigen<br />
der Begriff „Künstlerhelden“<br />
zunächst gar nicht so fragwürdig<br />
erscheint; – zumal in den „Social<br />
Media“ der Eigenpräsentation und<br />
Selbstinszenierung inflationär gefrönt<br />
wird, um möglichst viele Bewunderer<br />
(genannt Follower) hinter<br />
sich zu scharen. Denn: Sind wir<br />
nicht alle Künstler (gleichbedeutend<br />
mit Individuen)? Und sind wir<br />
nicht alle auch (durch Therapien<br />
bestärkte) Helden?<br />
Ob verehrt oder versehrt – die<br />
Palette der hier nachgezeichneten<br />
Künstlerhelden-Biografien ist<br />
groß, die Wege des Ruhms sind ja<br />
auch vielfältig. „Genau genommen<br />
gibt es die Kunst gar nicht. Es gibt<br />
nur Künstler“, begann schon Ernst<br />
Gombrich seine berühmte ›Geschichte<br />
der Kunst‹. So wird also<br />
auch Kunstgeschichte geschrieben:<br />
Nicht zuletzt aufgrund ihrer jahrhunderte-<br />
und jahrzehntelangen Heroisierung<br />
oder Selbstinszenierung<br />
dürften sämtliche Protagonisten<br />
der heutigen Allgemeinheit wohlbekannt<br />
sein – Andrea Mantegna,<br />
Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo,<br />
Peter Paul Rubens, Albrecht<br />
Dürer, Nicolas Poussin, Hans<br />
Makart, Frida Kahlo, Joseph Beuys<br />
und Marina Abramovi.<br />
Es gibt nicht nur Künstler, es gibt<br />
auch Sponsoren. Diese verstehen es<br />
nicht erst seit heute, die Evolution<br />
der Kunst in ihrem Sinne zu beeinflussen.<br />
Ein erstes markantes Beispiel<br />
stammt mit Andrea Mantegna<br />
(von Andreas Thielemann) aus<br />
der frühen Neuzeit, am Ende des<br />
Quattrocento im Stadtstaat Mantua.<br />
Dieser erhielt von Ludovico<br />
Gonzaga, Sohn des Markgrafen<br />
Luigi III. Gonzaga und seit 1483<br />
Bischof von Mantua, ein Grundstück.<br />
Das darauf erbaute Haus<br />
sollte die angemessene Repräsentation<br />
des Künstlers ermöglichen,<br />
in dessen Glanz stets der edle<br />
Spender mitaufschien. Zunächst<br />
nutzte Mantegna, auch genannt der<br />
„zweite Apelles“, das Gebäude als<br />
Bühne für seine Antikensammlung.<br />
Hohe Kunst aus alten Zeiten, deren<br />
Exponate bildeten raffiniert und<br />
wohlkalkuliert den Rahmen für das<br />
eigene Schaffen und legten so die<br />
Tradition nahe, an die der Künstler<br />
anknüpfte.<br />
Auch wenn Mantegnas Kunstleistungen<br />
für die Nachwelt unstrittig<br />
sind, lebt eine solche Blase nur<br />
durch diejenigen, die den Ruhm<br />
und Glanz des Verehrten auch zurückspiegeln.<br />
„Die Aufdeckung von<br />
Inszenierungen, Manipulationen<br />
und Herrschaftstechniken aller Art<br />
ist in Zeiten, die sich als progressiv<br />
und aufklärerisch verstehen, gleichsam<br />
ein forschungs-politischer<br />
Dauerauftrag“, begründet Thielemann<br />
sein Vorgehen, das durchaus<br />
zum Verständnis auch des heutigen<br />
Starkults beizutragen vermag.<br />
Auch Peter Paul Rubens (von Ulrich<br />
Heinen) hatte selbst Anteil an<br />
der Inszenierung seines Künstlerdaseins,<br />
indem er die mit ihm verbundenen<br />
Topoi durch die Darstellung<br />
antiker Bildthemen regelrecht<br />
nährte. Doch nutzte Rubens seinen<br />
Ruhm im Sinne einer politischen<br />
Einflussnahme als Kriegs- und<br />
Friedensdiplomat, weshalb er nicht<br />
nur im Sinne seiner künstlerischen<br />
Fähigkeiten, sondern als politischer<br />
Maler auch inhaltlich motiviert –<br />
und somit tatsächlich heldenhaft –<br />
agierte.<br />
Selbst- und Fremd<br />
heroisierung<br />
Schon immer spielte<br />
für den künstlerischen<br />
Erfolg eine große Rolle,<br />
wie gut sich jemand vermarkten<br />
konnte. Allein<br />
die Fotografie des Titelbilds,<br />
darauf der Wiener<br />
Maler-Star Hans Makart<br />
(von Doris H. Lehmann)<br />
im Festzugskostüm zu<br />
Pferde (1879), vermittelt<br />
anschaulich einige<br />
grundlegende Strategien,<br />
wie man sich werbewirksam<br />
in Szene setzt. Seine<br />
Selbstinszenierungen<br />
brachten ihm gleichermaßen<br />
Bewunderer wie<br />
Hasser ein. Immerhin<br />
wurde der „Malerfürst“<br />
auf diese Weise zur Identifikationsfigur<br />
Wiens,<br />
deren Ruhm als „größter<br />
Colorist der Neuzeit“<br />
posthum immer<br />
weiter anwuchs. Seine<br />
Totenmaske und der in<br />
Marmor nachgefertigte<br />
Gipsabdruck seiner Hand<br />
sollten später gar reliquienhafte<br />
Züge annehmen.<br />
Zentrales Medium für<br />
die Selbstheroisierung<br />
waren seit jeher das<br />
Selbstporträt sowie die<br />
Selbstdarstellung in historischen<br />
Kontexten. So<br />
durfte in diesem Reigen<br />
der Selbstinszenierung<br />
natürlich Albrecht Dürer<br />
nicht fehlen (von Anja<br />
Grebe), der bereits überaus<br />
zielgerichtete Imagebildung<br />
betrieb.<br />
Die Fremdheroisierung<br />
hingegen setzte<br />
häufig erst nach dem<br />
contomaxx.de<br />
Ableben des Künstlers ein. „Das<br />
Schwein und der Künstler werden<br />
erst nach ihrem Tode geschätzt“, lakonisierte<br />
einst der Komponist Max<br />
Reger. Dass manche Künstler oder<br />
Werke in den Fokus der kollektiven<br />
Betrachtung gerückt sind und andere<br />
nicht, verdankten sie häufig ihren<br />
Biographen, die deren Heroisierung<br />
initiierten. Ausgehend von Giorgio<br />
Vasari („Vite“, 1550/68) entwickelte<br />
sich seit der Renaissance die<br />
Künstlerbiographie zum Medium<br />
schlechthin, verblichene Künstlerseelen<br />
in den Götterhimmel zu befördern.<br />
Einige, etwa Leonardo da Vinci,<br />
wären natürlich ohnehin da oben<br />
angekommen. Seine Verehrung als<br />
heroische Figur ist überaus vielseitig,<br />
wie Sabine Feser darlegt, und<br />
als „uomo universale“ seinen vielen<br />
Schaffensbereichen als Maler,<br />
Zeichner, Forscher und Erfinder<br />
geschuldet. Vasaris Lebensbeschreibung<br />
glorifizierte ihn schon<br />
zu Lebzeiten. Fortan wurde er in jeder<br />
darauffolgenden Epoche anders<br />
interpretiert, Leonardo wurde zur<br />
Marke. Zuletzt als Action-Hero im<br />
gleichnamigen Hollywood-Streifen,<br />
in der Comic-Serie „S.H.I.E.L.D“<br />
(2010) oder in Computerspielen,<br />
weiter auf Seite 3<br />
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2 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 3<br />
Nicolas Chaperon, Raffaels Ruhm, Sacrae Historiae Acta a Raphaele Urbin, Rom 1649, Staatliche Kunstsammlungen Dresden,<br />
Kupferstich-Kabinett (Aufsatz Henning)<br />
RATHAUSHOFSPIELE41<br />
FRIEDRICH DÜRRENMATT<br />
ROMULUS DER GROßE<br />
22. JULI BIS 03. SEPTEMBER 2016<br />
Rathausgasse 5a • 79098 Freiburg • Telefon 07 61 2 56 56<br />
wallgraben-theater.com<br />
wo er als genialer Erfinder von Waffen-<br />
und Fluggeräten die Welt vor<br />
ihrem Rückfall ins finstere Mittelalter<br />
bewahrt.<br />
Auch Raffael (von Andreas<br />
Henning), dessen Rezeption stark<br />
werkbasiert ist, gehört unstrittig in<br />
den Olymp. Die hohe innovative<br />
und zugleich immer auch sinnfällige<br />
Qualität seiner Werke war die<br />
wichtigste Ursache dafür, dass er<br />
von Beginn an von elitären Gesellschaftskreisen<br />
beauftragt wurde und<br />
sich posthum zum Star der Kunstsammlungen<br />
entwickelte.<br />
Nicolas Poussin (von Henry<br />
Keazor) wurde regelrecht in den<br />
Götterhimmel hochgejubelt. Zum<br />
einen griffen spätere Künstler wiederholt<br />
seine Sterbeszene auf, was<br />
schließlich 1822 zur entrückten<br />
Darstellung des „Triumph der Malerei.<br />
Die Apotheose von Poussin“<br />
von Charles Meynier führte. Zum<br />
anderen wurde der Maler über die<br />
verschiedenen Stationen mehrerer<br />
Biografen regelrecht zur Heroenfigur<br />
hochstilisiert. Dies wiederum<br />
beeindruckte Richard Strauss derart,<br />
dass er 1898 nach deren Vorbild<br />
eine Tondichtung „Ein Heldenleben“<br />
(op. 40) komponierte.<br />
Ein interessantes, weil entgegengesetztes<br />
Beispiel ist Michelangelo<br />
(von H. W. Hubert), der als Erster<br />
im Wortsinne die inhaltliche Grenze<br />
zwischen „Künstler“ und „Held“<br />
aufzuheben vermochte. Befördert<br />
durch seine dramatischen Lebensumstände<br />
brach sich mit ihm ein<br />
rebellisch subjektives Kunstschaffen<br />
Bahn, was ihn schließlich zur<br />
Heldenfigur formte.<br />
Das Leiden war der ständige Begleiter<br />
der mexikanischen Malerin<br />
Frida Kahlo (von Laura Rodrigues<br />
Nöhles). Als Frau, zudem körperlich<br />
versehrt, fiel damit auch ihr<br />
ein Opferstatus zu, der ihr schließlich<br />
die Anwartschaft am Reigen<br />
der bisher durchweg männlichen<br />
Künstlerhelden zutrug. Ihr exotisch-erotisches<br />
Äußeres und ihr<br />
linkspolitisches Engagement taten<br />
das Übrige dazu.<br />
Der moderne Künstlerheld<br />
muss ein Kämpfer sein<br />
Zur Ausnahmeerscheinung avancierte<br />
auch Joseph Beuys (von<br />
Barbara Lange), der als Kriegsversehrter<br />
die Bühne der Kunst betrat.<br />
Geheimnisumwittert und charismatisch<br />
war sein Habitus. Indem<br />
er den eigenen Körper als Projektionsfläche<br />
nutzte, stilisierte sich<br />
der Künstler selbst zur Kunstfigur.<br />
Lob und Verehrung erhielt er also<br />
nicht nur für sein Schaffen, Beuys<br />
war ein wandelndes Gesamtkunstwerk.<br />
Je mehr er sich als Antibürger-,<br />
als Bürgerschreck inszenierte,<br />
desto mehr Beifall bekam er vom<br />
Publikum.<br />
Der moderne Künstlerheld muss<br />
ein Kämpfer sein, um die Legitimation<br />
zum Heroen zu erlangen.<br />
Diesen Umstand verstand auch<br />
Marina Abramovi (von Angeli<br />
Janhsen) seit jeher publikumswirksam<br />
einzusetzen. Deren inszeniertes<br />
Video „The Hero“ über<br />
oder für ihren Vater zeigt anstelle<br />
des Helden sie selbst auf einem<br />
Schimmel, mit weißer Fahne posierend.<br />
Ihre Performance ist an<br />
sich zwar Inszenierung, die aber<br />
gar nicht der eigenen Heroisierung<br />
gilt – was sie natürlich wiederum<br />
(publikumswirksam) adelt. „Sie<br />
handelt als Künstlerin wie ein<br />
Held: setzt Regeln außer Kraft,<br />
übertritt Gesetze, wenn nötig für<br />
höhere Ziele, ist rücksichtslos,<br />
Schmerzen und Strafen interessieren<br />
sie nicht. Ihre Ziele und Werke<br />
stehen ihr über allem“. Somit zeigt<br />
Abramovis Beispiel, dass künstlerische<br />
Selbstinszenierung durchaus<br />
Mittel zum ›heiligen‹ Zweck sein<br />
kann, indem sie die Aufmerksamkeit<br />
über den Umweg der eigenen<br />
Person als Projektionsfläche auf<br />
„höhere Ziele“ richtet.<br />
Gute Lesbarkeit bei hohem<br />
wissenschaftlichem Anspruch<br />
Dieses Buch ist trotz seines hohen<br />
wissenschaftlichen Anspruchs<br />
selbst für Laien verständlich geschrieben.<br />
Hinzu kommt seine<br />
schöne Aufmachung, die – anschaulich<br />
bebildert in hervorragender<br />
Qualität – diese Ausgabe auch in<br />
sinnlich-haptischer Hinsicht zu<br />
einem Genuss macht. Es ist nach<br />
der Veröffentlichung ihrer Dissertation<br />
(„Armeleutemalerei“ 2013)<br />
im neu gegründeten Eigenverlag<br />
›ad picturam‹ sozusagen das „Meisterstück“<br />
der jungen Freiburger<br />
Verlegerin Carmen Flum, die – so<br />
ist auf ihrer Homepage zu lesen –<br />
gemäß dem Motto „klein, aber fein“<br />
vergleichsweise wenige Buchprojekte<br />
im Jahr, diese jedoch, sei es<br />
als Printausgabe oder als Onlinepublikation,<br />
in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Autoren und mit viel Liebe<br />
zum Detail realisiert.<br />
Entsprechend ist hier das Verhältnis<br />
von Form und Inhalt einfach<br />
stimmig. Und ein Buch, das<br />
Intellekt und Sinne gleichermaßen<br />
anspricht, trägt nun mal ungemein<br />
zum Vergnügen der Lektüre bei.<br />
„Künstlerhelden? Heroisierung<br />
und mediale Inszenierung von Malern,<br />
Bildhauern und Architekten“,<br />
Katharina Helm, Hans W. Hubert,<br />
Christina Posselt-Kuhli und Anna<br />
Schreurs-Morét (Hg.), Freiburg-<br />
Merzhausen 2015, ad picturam<br />
Fachverlag für kunstwissenschaftliche<br />
Literatur e. K., ISBN 978-3-<br />
942919-02-9, Hardcover, Fadenheftung,<br />
26,5 x 20 cm, 329 Seiten,<br />
112 Abbildungen, 38,00 €. www.<br />
ad-picturam.de.<br />
Friederike Zimmermann
4 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />
Lernradio PH 88,4<br />
Ein erfolgreiches Konzept an der Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />
Medienbildung an der Hochschule<br />
zu etablieren und mit praktischer<br />
Medienarbeit an Schulen und in<br />
außerschulischen Bildungseinrichtungen<br />
zu verknüpfen, ist Ziel<br />
des Lernradios der Pädagogischen<br />
Hochschule Freiburg. Studierende<br />
erwerben medienpädagogische<br />
Qualifikationen und leiten Schulradioredaktionen;<br />
Medienkompetenz<br />
wird nachhaltig gefördert. Für<br />
Konzept und Umsetzung wurde das<br />
Lernradio im Jahr 2015 mit dem<br />
Landeslehrpreis ausgezeichnet.<br />
Vor zehn Jahren, am 04. Mai<br />
2006 ging PH 88,4 zum ersten Mal<br />
On Air. Studierende, Senior/-innen,<br />
Kinder und Jugendliche produzieren<br />
seit dieser Zeit in Redaktionen,<br />
Workshops, im Klassenzimmer,<br />
in Seminaren und in Radio-AGs<br />
gemeinsam das 14-stündige Programm<br />
auf PH 88,4, das auf uniFM<br />
ausgestrahlt wird.<br />
Das Konzept des Lernradios ist<br />
in vier Arbeitsbereiche unterteilt,<br />
die den Studierenden verschiedene<br />
Ausbildungsangebote und<br />
Beteiligungsmöglichkeiten bieten:<br />
medienpädagogische Seminare,<br />
Kooperationen mit Fachwissenschaften,<br />
Redaktionsarbeit sowie<br />
das Hochschulzertifikat „Radio<br />
und Medienbildung“. Die Kooperationsangebote<br />
mit Fächern und<br />
Studiengängen werden sehr gut<br />
angenommen. Es zeigt sich, dass<br />
die Produktion von Beiträgen oder<br />
Radiosendungen mit Seminaren gut<br />
zu bewältigen ist und Lehrende sich<br />
dauerhaft Kooperationen mit dem<br />
Lernradio wünschen. Sie bekräftigen,<br />
dass Studierende medienpädagogisches<br />
Handeln für die Praxis<br />
im Schulalltag erlernen: „Durch das<br />
Lernradio ist aktive Medienarbeit<br />
möglich. Medienkompetenz kann<br />
in Theorie und Praxis erworben<br />
werden“ so ein Kooperationspartner<br />
aus den Fachwissenschaften.<br />
PH 88,4 hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
systematisch eine nachhaltige<br />
Entwicklung von Medienkompetenz<br />
und medienpädagogischer<br />
Seit Herbst 2014 beschäftigen<br />
sich im Rahmen des EU-Förderprogramms<br />
„Erasmus+“ zwölf Partner<br />
aus vier Ländern (Frankreich,<br />
Tschechien, Ungarn, Deutschland)<br />
unter dem Titel „musik kreativ+“<br />
mit der Förderung von Kreativität<br />
und Entrepreneurship durch Musik,<br />
Performance und kulturelle Zusammenarbeit.<br />
Die Koordination des<br />
Projekts hat das Institut für Musik<br />
der Pädagogischen Hochschule<br />
Freiburg. Unter pädagogischen<br />
sowie künstlerischen Perspektiven<br />
und Voraussetzungen wird gemeinsam<br />
mit Studierenden, Musiker/-innen<br />
sowie Schüler/-innen ein Konzept<br />
erarbeitet, erprobt und in einem<br />
gemeinsamen Abschlusskonzert am<br />
Ende des zweiten Projektjahres realisiert<br />
und somit der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Darüber<br />
hinaus werden die erprobten Konzepte<br />
in einem Lehrerfortbildungscurriculum<br />
veröffentlicht, das Lehrkräfte<br />
verschiedener Schularten zur<br />
Anwendung der länderspezifischen<br />
kreativen Ansätze im Unterricht befähigen<br />
und informieren soll. Die<br />
enge Vernetzung der vier Partnerländer<br />
bildet dabei die Basis für die<br />
Förderung kultureller Zusammenarbeit<br />
auf schulischer, künstlerischer<br />
und universitärer Ebene.<br />
Lernradio: Klasse 3 d der Rheinschule Neuenburg im Radiostudio der PH Freiburg. Projektleitung: Chris Britz, Referendar und PH-Radio-Alumni<br />
Kompetenz angehender Lehrer/-innen<br />
zu fördern, bietet Studierenden<br />
die Möglichkeit sich zu engagieren,<br />
sich medienpädagogisch fort- und<br />
weiterzubilden. Radiomachen ist<br />
vergleichsweise einfach zu erlernen<br />
und benötigt insbesondere im<br />
Schulkontext wenig Infrastruktur.<br />
Die Produktion von Radiosendungen<br />
fördert die Konzentration<br />
auf das Akustische und sensibilisiert<br />
für die Kulturtechnik „(Zu-)Hören“<br />
(Stiftung Zuhören 2009). Zudem<br />
werden sprachlicher und akustischer<br />
Ausdruck, die Kreativität und<br />
die Fertigkeit, digitale Medien zu<br />
nutzen und zu gestalten gefördert.<br />
Ein Student äußert: „Ich bin selbstbewusster,<br />
mutiger und organisatorisch<br />
versierter geworden. Durch<br />
den Mut zum Ausprobieren und<br />
dem Vertrauen, das unterdessen immer<br />
in mich gesetzt wurde, habe ich<br />
meine Kreativität steigern können.“<br />
Das Konsortium der vier Partnerländer<br />
besteht jeweils aus einer Universität,<br />
einer Schule und einem Musikensemble.<br />
Während Frankreich<br />
(Universität Strasbourg, Ensemble<br />
Hanatsu mirroir, Grundschule Sélestat)<br />
und Deutschland (Pädagogische<br />
Hochschule Freiburg, ensemble recherche,<br />
Friedrich Gymnasium) ihr<br />
Konzept aus Verfahren zeitgenössischer<br />
Musik sowie in Verbindung<br />
mit der am Institut für Musik der<br />
Pädagogischen Hochschule Freiburg<br />
angesiedelten Abteilung für Musikkulturen<br />
im Dialog aus afrikanischen<br />
Musiktraditionen speist, basieren das<br />
Konzept Tschechiens (Masaryk Universität<br />
Brno, Horňácká cimbálová<br />
muzika Petra Galečky und Grundschule<br />
Lipov) auf der Verbindung<br />
mit tschechischer Folklore sowie das<br />
Ungarns (Universität Szeged, Pulzus<br />
Quartett Budapest, Grundschule Budapest)<br />
auf dem kreativen Umgang<br />
mit Interpretation von klassischer<br />
Musik.<br />
Interessanterweise werden im<br />
wissenschaftlichen Diskurs Kreativität<br />
und Entrepreneurship mit<br />
denselben Begriffen wie etwa Identifikation<br />
von Problemen, Entwicklung<br />
von Ideen, Ausdauer, Arbeit in<br />
Teams, Überführung in eine Produktion<br />
etc. beschrieben. Tatsächlich<br />
Wie aktive Medienarbeit in das<br />
künftige Arbeitsfeld integriert werden<br />
kann, erlernen Studierende in<br />
Seminaren und durch die Teilnahme<br />
am Hochschulzertifikat „Radio<br />
und Medienbildung“. Dazu kooperiert<br />
das Lernradio der Hochschule<br />
mit Schulen, außerschulischen<br />
Bildungseinrichtungen sowie mit<br />
den Fachbereichen innerhalb der<br />
Hochschule. Selbst aktiv zu sein,<br />
eigene Ideen einzubringen, mitzubestimmen<br />
und verantwortlich für<br />
Sendeplanung und Ausstrahlung zu<br />
sein, stärkt soziale wie sprachliche<br />
und medienpädagogische Kompetenzen<br />
aller Beteiligten. In Kooperationsseminaren<br />
mit den Fachwissenschaften<br />
werden Inhalte auditiv<br />
aufbereitet, die neben der Ausstrahlung<br />
im Radio auch im Unterricht<br />
eingesetzt werden können.<br />
Dass durch aktive Radioarbeit<br />
die Medienkompetenz von angehenden<br />
Pädagog/-innen gefördert<br />
und gestärkt wird, hat die Evaluation<br />
2015 bestätigt. Befragt wurden<br />
Alumni, Studierende, interne<br />
Kooperationspartner/-innen sowie<br />
externe Bildungseinrichtungen, die<br />
mit dem Lernradio Projekte durchführen.<br />
Eine ehemalige Studentin<br />
äußert: „Ich konsumiere Medien<br />
nicht, ich nutze sie aktiv; insgesamt<br />
höre ich mehr Radio, ich höre Radioberichte<br />
kritischer, ich achte mehr<br />
auf ihre Machart, auf Inhalte und wie<br />
diese präsentiert werden. Ich achte<br />
darauf, ob Inhalte gut recherchiert<br />
sind, Inhalte durch Quellen belegt<br />
werden und durch welche. Dies gilt<br />
nicht nur für Radioberichte, sondern<br />
auch für andere Medienberichte<br />
(Fernsehberichte, Zeitungsberichte,<br />
Internetinhalte, etc.)“.<br />
Studierende, die das medienpädagogische<br />
Angebot des Lernradios<br />
durchlaufen, leiten im Rahmen ihrer<br />
musik kreativ+<br />
Musik, Performance und kulturelle Zusammenarbeit<br />
sind die Konzepte des EU-Projektes<br />
so angelegt, dass für die beteiligten<br />
Schülerinnen und Schüler stets<br />
Lehr-Lern-Arrangements inszeniert<br />
werden, in denen die beschriebenen<br />
Fähigkeiten gefordert und gefördert<br />
werden. Kleine Impulse geben immer<br />
wieder Anreize für produktive<br />
Überlegungen der künstlerisch kreativen<br />
Umsetzung, die ausprobiert –<br />
und damit bereits im Kleinen „performt“<br />
– reflektiert, weiterentwickelt<br />
oder verworfen werden. Hinzukommt,<br />
dass die musikalischen<br />
„Produkte“ von den Schülerinnen<br />
und Schülern selbst „vermarktet“<br />
werden. Gemeinsam werden Strategien<br />
diskutiert und entworfen, wie<br />
etwa eine Performance ablaufen<br />
soll und wie diese annonciert wird.<br />
Ausbildung oder für ihre wissenschaftlichen<br />
Arbeiten Radioprojekte<br />
in Schulen und außerschulischen<br />
Einrichtungen. Schüler/-innen, die<br />
an diesen Projekten teilnehmen,<br />
profitieren im Gegenzug von diesem<br />
Angebot. Eine Lehrerin äußert „Sie<br />
[die Schüler/-innen] sind stolz auf<br />
sich, weil sie sich selbst im Radio<br />
hören können. Einige haben auch<br />
ganz neue Stärken an sich entdeckt.<br />
Außerdem sind sie auch für das<br />
Thema sensibler geworden und stehen<br />
manchen Fragen nun kritischer<br />
gegenüber.“ Die Projekte erstrecken<br />
sich über die gesamte Bildungslandschaft:<br />
PH 88,4 bietet Projekte für<br />
Kinder aller Altersklassen, ist aktiv<br />
in der frühen Bildung, in allen Schulformen,<br />
in der beruflichen Bildung<br />
sowie in Inklusions- und Integrationsprojekten.<br />
Viele Kinder und Jugendliche<br />
trauen sich zunächst nicht<br />
zu eine Sendung zu produzieren.<br />
Lehr-Lern-Arrangement während der gemeinsamen Arbeitsphase in Brünn (Tschechien)<br />
Hierzu erarbeiten Schülergruppen<br />
Plakate, Zeitungsartikel, Radio Features<br />
(in Zusammenarbeit mit dem<br />
Lernradio der Pädagogischen Hochschule<br />
Freiburg), Moderationstexte,<br />
Ablaufpläne etc.<br />
Um dies vorzubereiten, trafen<br />
sich erstmals nach den nationalen<br />
Vorbereitungen in den Heimatländern<br />
alle Projektpartner/-innen (ca.<br />
Durch schrittweise Heranführung an<br />
die Arbeit mit Audio lernen sie neue<br />
Stärken an sich kennen. Dies bekräftigt<br />
die Aussage einer befragten Lehrerin:<br />
„Das Selbstbewusstsein wurde<br />
gestärkt, weil in der Wahrnehmung<br />
der Werkrealschüler/-innen selten<br />
wirklich jemand mit ‚nur‘ ihrem<br />
Bildungsniveau sich vollkommen<br />
öffentlich äußert und weil sie eine<br />
wunderbare Radiosendung erstellen<br />
konnten. Zudem konnten in der Vorbereitung<br />
Diskussionen in der Klasse<br />
geführt werden, um das Thema zu<br />
erarbeiten; für die Abschlussprüfung<br />
wurde das Thema ‚Interview und<br />
offene/geschlossene Fragen‘ besser<br />
und dauerhafter erarbeitet als es<br />
nur im Unterricht der Fall gewesen<br />
wäre.“<br />
Die Nachhaltigkeit der Ausbildung<br />
im Lernradio der Pädagogischen<br />
Hochschule Freiburg zeigt sich u.a.<br />
an den Baumaßnahmen, die an Schulen<br />
in Konstanz und Breisach anstehen:<br />
Angeregt von ehemaligen Studierenden<br />
werden dort Radiostudios<br />
in den Schulen gebaut.<br />
Aber auch für Studierende, die<br />
sich nach dem Studium an der Pädagogischen<br />
Hochschule gegen das<br />
pädagogische Arbeitsfeld entscheiden,<br />
ist die Ausbildung im Lernradio<br />
eine Möglichkeit, sich fort- und<br />
weiterzubilden wie der folgende<br />
ehemalige Student bekräftigt: „Ich<br />
habe mich nach meinem Studium<br />
gegen das Lehramt entschieden<br />
und bin heute Redakteur, Journalist<br />
und Moderator im Hörfunk. In<br />
meinem Fall hat das Lernradio PH<br />
88,4 also meinen beruflichen Werdegang<br />
maßgeblich beeinflusst.<br />
Alle Grundfertigkeiten (…) habe<br />
ich hier erlernt. Die medienpädagogische<br />
Komponente kommt mir<br />
noch heute zugute, wenn ich etwa<br />
in Schulen bei Projekttagen zu Gast<br />
bin und das Berufsbild des Radioredakteurs<br />
vorstelle.“<br />
Dipl.-Päd. Monika Löffler, Pädagogische<br />
Hochschule Freiburg, Projektleitung<br />
PH 88,4 – Das Radio der<br />
PH Freiburg<br />
70 Personen, inkl. Musikensembles)<br />
vom 8. bis 12. Februar 2016<br />
in Brünn (Tschechien). Hier stellte<br />
man zunächst an der Pädagogischen<br />
Fakultät der Universität die nationalen<br />
Ergebnisse vor, bevor man<br />
dann an den einzelnen Konzepten<br />
gemeinsam weiterarbeitete und<br />
weitere Ideen bis hin zu einem gemeinsamen<br />
Stück entwickelte. Eine<br />
zweite Arbeitsphase mit ca. 100<br />
Teilnehmenden ist vom 29. Mai bis<br />
3. Juni an der Pädagogischen Hochschule<br />
Freiburg geplant, an deren<br />
Ende am 3. Juni um 18 Uhr eine<br />
große Abschlusspräsentation stehen<br />
wird. Vorausgeschaltet ist eine kostenlose<br />
Fortbildungsveranstaltung<br />
für Lehrkräfte (3. Juni, 15.30-17<br />
Uhr, KG 6, Raum 109 an der Pädagogischen<br />
Hochschule Freiburg),<br />
bei der konzeptionelle Ansätze des<br />
Projektes vorgestellt und diskutiert<br />
werden.<br />
Prof. Dr. Georg Brunner, Pädagogische<br />
Hochschule Freiburg<br />
Institut für Musik und Prorektor<br />
für Lehre und Studium, Projektleiter<br />
„musik kreativ+“<br />
Weitere Informationen (inkl.<br />
Anmeldung zur Fortbildung am<br />
03.06.2016) finden sich unter www.<br />
musik-kreativ-plus.eu
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 5<br />
Aus alter Märchenzeit<br />
Der Poet als Ameisensammler<br />
Friedrich Kittler beim Lesen, Notieren, Denken am Niederrimsinger Baggersee<br />
© Erika Kittler<br />
Niemals in der Geistesgeschichte<br />
hat ein Literaturwissenschaftler<br />
eine radikalere Lehre der materiellen<br />
(medialen) Voraussetzungen<br />
der Literatur und von<br />
uns selbst vertreten als Friedrich<br />
Kittler. Niemand vor Kittler<br />
hat die Vertreter seines eigenen<br />
Faches durch eine „Austreibung<br />
des Geistes aus den Geisteswissenschaften“<br />
so unterminiert und<br />
auch gekränkt. Und niemand vor<br />
ihm hat mit Heideggers „Mut, die<br />
Wahrheit der eigenen Voraussetzungen<br />
und den Raum der eigenen<br />
Ziele zum Fragwürdigsten zu<br />
machen“ ernster gemacht.<br />
Niemals nämlich hat seit Platons<br />
Zerrissenheit, an der Schwelle<br />
eines Medienbruchs zwischen<br />
Mündlichkeit und Schriftlichkeit<br />
zu stehen, jemand eine radikalere<br />
Lehre von Medienbrüchen vollzogen<br />
als Kittler, indem er sie in eigener<br />
Person durchexerziert: Noch in<br />
der Gutenberg-Galaxis des Buches<br />
sozialisiert, lötet er bereits in den<br />
70er Jahren die ersten Computer in<br />
seinem Wohnzimmer in Freiburg.<br />
Und schreibt – neben den ersten<br />
Software-Programmen – auf losen<br />
Blättern, die er in einer Schublade<br />
sammelt, erst vier Jahre nach seinem<br />
Tod 2011 veröffentlichte Texte.<br />
Kittler war zeit seines Lebens ein<br />
gespaltener Geist: Ein Computerfreak<br />
und ein Poet, ein Ingenieur<br />
und ein Schöngeist, ein sensibler<br />
Denker und einer der austeilen<br />
konnte...<br />
Was Friedrich Kittler, der späterhin<br />
so berühmt gewordene, aber auch<br />
ungeliebte Sohn der Freiburger<br />
Universität, Begründer der „Berliner<br />
Schule der Medientheorie“,<br />
schon in jungen Jahren auszeichnete,<br />
war sein ganz persönlicher<br />
Stil. Er erfand eine neue Gattung,<br />
es ist die Gattung der Wissenschaftspoesie.<br />
Es ist deshalb eine<br />
neue Gattung, weil er diese Art von<br />
wissenschaftlicher Prosa bis ins<br />
hohe Alter pflegte und auch viele<br />
Nachahmer fand. Nun legen Tania<br />
Hron und Sandrina Khaled, zwei<br />
Schülerinnen Kittlers, als Herausgeberinnen<br />
mit „Baggersee – Frühe<br />
Schriften aus dem Nachlass“ vor.<br />
Die Geburt des Programmierens<br />
aus dem Geist der Poesie<br />
Schon zu Zeiten seiner Habilitation,<br />
die erst nach dem zehnten<br />
Gutachten (Abschlussgutachten)<br />
durchgewunken wurde, hatte er die<br />
rauschverdächtige und zuweilen<br />
selbstzerstörerische Chuzpe, keine<br />
Rücksicht zu nehmen auf seine eigene<br />
Karriere – von seiner Gesundheit<br />
ganz zu schweigen – sondern<br />
allem akademischen Stil und Gebaren<br />
mit herausgestreckter Zunge zu<br />
begegnen und nach seiner eigenen<br />
Überzeugung zu schreiben, zu argumentieren<br />
und die gesamten Geisteswissenschaften<br />
gegen den Strich<br />
zu bürsten. Der harte Kern dieser<br />
Art von wissenschaftlicher Prosa<br />
– oder bleiben wir bei Wissenspoesie<br />
– hatte jedoch Hand und Fuß<br />
und setzte sich durch, was anfangs<br />
keineswegs selbstverständlich war.<br />
Inhaltlich war eine methodische<br />
Seinsgeschichte der Medien entsprungen,<br />
die ihn in fortgeschrittenem<br />
Alter über die Untersuchung<br />
des griechischen Vokalalphabets als<br />
eine der folgenreichsten Errungenschaften<br />
für das Abendland von der<br />
harten Medienwissenschaft vordergründig<br />
wegführte und durch das<br />
Studium und die Neuübersetzungen<br />
klassischer Texte Homers, Sapphos<br />
usw. zwangsläufig zu einer Seinsgeschichte<br />
der Liebe führte. Soweit so<br />
verständlich.<br />
Was sich in seinen bislang unveröffentlichten<br />
Essays aus dem<br />
Nachlass, die dank der Recherche<br />
im Deutschen Literaturarchiv Marbach<br />
durch ihre Herausgeberinnen<br />
Tania Hron und Sandrina Khaled<br />
aus den 60er und 70er Jahren, die<br />
im Oktober 2015 erschienen sind,<br />
jedoch zeigt, stellt vieles in den<br />
Schatten, was das 20. Jahrhundert<br />
an großen Essayisten hervorgebracht<br />
hat. In dem Band verbinden<br />
sich eine kindliche Beobachtungsgabe<br />
von Alltagsphänomenen wie<br />
dem Rauchen, Atmen, kleine Tiere<br />
wie Ameisen und Spinnen, Automobile,<br />
Nacktheit, Vampire, Wasser<br />
und Milch oder auch das Auge<br />
und ganz großartig: Alkohol... (…<br />
der des Menschen spottet, „weil er<br />
ihn an die Pforte des Geheimnisses<br />
geleitet, nur um ihn vor ihr ermattet<br />
niedersinken zu lassen. Wie aus<br />
Fernen naht die Verheißung, der<br />
Wahrheit ansichtig werden zu können:<br />
aber der Geist ist zu schwach,<br />
ihr zu folgen“ (S.15)), u.v.a. mehr in<br />
einer zuweilen tastenden Dialektik<br />
mit höchst philosophischen Gedanken.<br />
Sie haben mit der Formulierungsgabe<br />
etwa der „Denkbilder“<br />
Walter Benjamins mindestens so<br />
viel gemein wie mit Ernst Jüngers<br />
„Subtile(n) Jagden“ oder dessen<br />
stereoskopischen Blickwinkeln in<br />
„An der Zeitmauer“. So etwa, wenn<br />
Before I sink<br />
into the big sleep,<br />
I want to hear<br />
the scream of the butterfly...<br />
Jim Morrison, The Doors<br />
er in dem Text „Kleine Tiere“ die<br />
eigene Haut im Sinne dieser Tierchen<br />
als „Oberfläche einer ganzen<br />
Welt“ reflektiert: „Ich von mir aus<br />
sehe die Härchen auf meiner Haut<br />
nur als ihre Menge; für die Ameise<br />
erweist sich jedes Haar, ein einzelnes<br />
zu sein“ (S.79). Es lässt sich<br />
eine phänomenologische Dialektik<br />
erkennen, die mit einem stereoskopischen<br />
Verfahren verknüpft zu<br />
sein scheint. Wie überhaupt der Einfluss<br />
Hegels auf den jungen Kittler<br />
nicht hoch genug einzuschätzen<br />
ist. Kittler war sich 1991 über den<br />
Stil eines „Hegel-Pastiches“ „bis<br />
in den Satzbau hinein“ sehr klar,<br />
revolutioniert nicht etwa durch die<br />
an Karl Marx geschulten revoltierenden<br />
Studenten, sondern „durch<br />
die Stile von Pink Floyd und Michel<br />
Foucault“, so Kittler selbst<br />
über diese „Brilliant Pebbles“. Man<br />
findet aber mindestens auch den<br />
Stil des Dialektikers im Stillstand,<br />
der auch ein Allegoriker war und<br />
sich „zum Seismographen dessen<br />
macht, was an der Zeit ist“ - Walter<br />
Benjamin. Dieser zwar von dessen<br />
Messianismus und Marxismus purgierte<br />
Stil gilt indes nur für diese<br />
frühen Schriften. Insofern lesen sie<br />
sich wie Fragmente aus einer alten<br />
Märchenzeit, tragen aber zum<br />
Verständnis von Kittlers Herkunft<br />
nicht unerheblich bei, und Zukunft<br />
braucht ja bekanntlich auch Herkunft.<br />
Wie sich diese Herkunft in<br />
der Zukunft manifestiert, zeigt sich<br />
zwar nicht auf den ersten Blick, jedoch<br />
werden die Spuren, die Friedrich<br />
Kittler durch seine Interessen<br />
schon in der Studienzeit legte, an<br />
einigen Beispielen seiner Aphorismen<br />
prägnant. Hier nur zwei: So<br />
scheint seine spätere Faszination<br />
für Bram Stokers Dracula einen<br />
ihrer Ausgangspunkte in Murnaus<br />
Film von 1922 zu finden. Sie mündet<br />
in seinen „Technische(n) Schriften“,<br />
die zusammengefasst unter<br />
dem Titel „Draculas Vermächtnis“<br />
1993 bei Reclam erschienen sind,<br />
benannt nach dem gleichnamigen<br />
Aufsatz von 1982. Erst durch die<br />
Darstellung im Medium Film erlangt<br />
die im Medium der Literatur<br />
schwer darzustellende Geschwindigkeit<br />
(durch Zeitraffer) und<br />
Langsamkeit (durch Zeitlupe) ihr<br />
Wesen für den Fortgang der Handlung<br />
von Opfer und Jäger, der mit
G<br />
6 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />
Die Geschichte „K.s“ ließe sich aus seinen verschiedenen Schreibgeräten „deduzieren“, meinte<br />
Kittler einmal in schöner Anlehnung an Nietzsche<br />
© Erika Kittler<br />
seiner „gehemmten Begierde“ sein<br />
Opfer geradezu lähmt, da dieses um<br />
den nahenden Tod weiß und keine<br />
Flucht mehr erwägt (vgl. S. 104 ff.).<br />
Die dazugehörige Gestik lässt sich<br />
nur im Film darstellen.<br />
Das zweite: In „Kabbala: Buchstabe<br />
= Zahl“ macht man eine erstaunliche<br />
Entdeckung: Dass er nämlich<br />
dort bereits andeutet, was ihn später<br />
bis zu seinem Lebensende antreibt:<br />
Die Verbindung von Schrift, Zahl<br />
und Ton im Medienverbund wird<br />
von Kittler zunächst im Hebräischen<br />
untersucht, das ja wie das<br />
Griechische noch keine Zahlwörter<br />
kennt bzw. sie noch an die Alphabetschrift<br />
koppelt: „Es ist eine entscheidende<br />
Möglichkeit kabbalistischer<br />
Tora-Deutung, zwei Worte<br />
miteinander vermittelst ihres gleichen<br />
Zahlenwertes zu identifizieren.<br />
Solche Hermeneutik hat eine<br />
historische Basis, die sie ermöglicht:<br />
die Doppelfunktion hebräischer<br />
Buchstaben, die sekundär auch für<br />
Zahlen einstehen“ (S. 77).<br />
In der Konjunktion von Buchstaben<br />
und Zahlen in dem frühen Text<br />
circa 40 Jahre vor „Musik und Mathematik“<br />
sind die Spuren seines<br />
Spätwerks und die Weichenstellung<br />
für seine Ideen bereits aufgehoben.<br />
Gerade dieser Essay macht deutlich<br />
– wie auch einige andere sehr verdichtete<br />
Essays es tun – wie eingehend<br />
sich Kittler bereits als junger<br />
Mensch neben den einfachen Alltagsphänomenen<br />
auch mit solchen<br />
komplizierten Themen so grundlegend<br />
wie scharfsinnig befasst hat.<br />
Deshalb waren Kittlers frühe<br />
Schreibversuche bereits mehr als<br />
die phänomenologisch dialektischen<br />
Beobachtungs- und Beschreibungsversuche<br />
im Umfeld<br />
der Baggerseekultur. Sie müssen als<br />
Schreibübungen gewertet werden,<br />
den Gedanken eines jungen Genies<br />
eine Form zu verleihen. Seine Form<br />
der Essayistik war schon damals<br />
eine ihm eigene Form der Poesie,<br />
die auch später in seinen wissenschaftlichen<br />
Schriften und Monografien<br />
bei anderen Autoren ihresgleichen<br />
sucht und trotz der vielen<br />
Nachahmer gerade deshalb an Originalität<br />
lange auf sich warten lassen<br />
wird. Ganz im Sinne Montaignes,<br />
jenes Ur-Essayisten, wendet<br />
er sich in dieser Zeit noch – und in<br />
einigen seiner Werke auch später oft<br />
genug – sowohl in Themenfindung<br />
als auch stilistisch gegen die Vorgaben<br />
wissenschaftlicher Diktion.<br />
Heidegger, Freiburg, Baggersee<br />
statt Adorno und weite Welt<br />
In einem Interview bekannte er einmal,<br />
dass er Heidegger gegenüber<br />
Adorno den Vorzug gab: „Weil ich<br />
in Freiburg groß geworden bin und<br />
Heidegger liebte, nicht in Frankfurt<br />
studierte und auch nicht besonders<br />
Adorno liebte und alle meine Generationsgenossen<br />
sich adornisieren<br />
ließen in ihrem Stil, habe ich<br />
mir einfach eines schönen Tages<br />
verboten, das Wort „sich“ zu benutzen.“<br />
Da, wo „sich“ und „mich“<br />
und „uns“ keine Rolle mehr spielen,<br />
wird ein analytischer und eiskalter<br />
Blick frei auf die Phänomene selbst.<br />
Und es war ja gerade Martin Heidegger,<br />
der in seiner Bestimmung der<br />
Aufgabe phänomenologischer Forschung<br />
immer wieder die Grundbestimmung<br />
des griechischen Wortes<br />
phainomenon (φαινόμενον) herausgearbeitet<br />
hat: das, was sich selbst<br />
zeigt. Also ohne Verweisungs- und<br />
Bezugscharakter. Es gibt nichts hinter<br />
den Phänomenen.<br />
Die alphabetische Ordnung der<br />
Texte ist eine arbiträre und der oft<br />
nicht mehr auffindbaren Entstehungsdatierungen<br />
der Kittlerschen<br />
Betrachtungen geschuldet. Diese<br />
Weinfeste & Hocks<br />
unter<br />
www.weinland-baden.eu<br />
Katalogisierung legitimiert sich<br />
vor diesem Hintergrund, auch wenn<br />
sich dadurch die zahlreichen und<br />
durchaus vorhandenen Querbezüge<br />
zwischen den Texten erst auf den<br />
zweiten Blick erschließen.<br />
Den Bezug zum titelgebenden<br />
Baggersee indes sucht der Leser<br />
vergeblich. Gemeint ist übrigens<br />
die konkrete und noch heute vorhandene<br />
Kiesgrube vor den Toren<br />
Niederrimsingens mit dem bis heute<br />
klarsten Wasser der Region, wo<br />
die „versammelten Texte vielleicht<br />
nicht geschrieben, jedoch teilweise<br />
ersonnen und diskutiert“ wurden.<br />
Der Baggersee passt wohl eher in<br />
die Stimmung, in der diese Texte<br />
entstanden sind. Inspiriert von<br />
den Themen, „über die im Kreis<br />
der sonnen- und theoriehungrigen<br />
Freunde gesprochen wurde“, liest<br />
man im Vorwort der Herausgeberinnen<br />
Tania Hron und Sandrina<br />
Khaled. „Geistesblitze schlugen<br />
ein zwischen Denken, Schwimmen,<br />
Reden, Lesen, Exzerpieren, Lieben<br />
und alternativen Lebensentwürfen.“<br />
Der Band ist ein Dokument derselben.<br />
Vielleicht war ja für Kittler der<br />
Baggersee sogar ein wenig das, was<br />
für Heidegger die Hütte in Todtnauberg<br />
war, wo beide die Kontemplation<br />
für ihre genuinen Gedanken<br />
fanden.<br />
Wenn es Aufzeichnungen aus seiner<br />
Studienzeit waren, wäre vielleicht<br />
noch spannend gewesen, in<br />
welchem Zusammenhang seine<br />
Betrachtungen und Reminiszensen<br />
zu besuchten Seminaren stehen<br />
könnten – etwa seinem damaligen<br />
Lehrer, dem Indogermanisten Johannes<br />
Lohmann oder auch den immer<br />
wieder mit gebrochener Stimme<br />
als einen seiner liebsten Lehrer<br />
erwähnten Romanisten Horst Ochse,<br />
der 1973 auf einen Lehrstuhl an<br />
die FU Berlin abwanderte. Solche<br />
Bezüge zur Entstehungsgeschichte<br />
hätten interessiert. Nun weiß man<br />
nicht, ob es hierüber überhaupt Anhaltspunkte<br />
gibt. Der Umgang mit<br />
der Themenvielfalt ist daher sicherlich<br />
auch als Protokoll der damaligen<br />
Lektüreeinflüsse zu deuten.<br />
Die Anmerkungen der Herausgeberinnen,<br />
die von akribischer Kleinarbeit<br />
mit Kittlers Aufzeichnungen<br />
zeugen, sowie die ausführliche Bibliographie<br />
legen darüber Zeugnis<br />
ab.<br />
Der Sinus wird weiterschwingen<br />
Seine spätere Spekulations- und<br />
Kombinationsgabe wird in diesen<br />
frühen Schriften erprobt und entdeckt.<br />
Und der Bogen zum Spätwerk<br />
„Musik und Mathematik“<br />
ward aufgespannt. Den markerschütternden<br />
Schrei des Schmetterlings,<br />
jenes wunderbare Poem, das<br />
uns Jim Morrison singt (vgl. Eingangszitat)<br />
und das Kittler im Essay<br />
„Schlaflosigkeit (S. 155) anführt,<br />
vernahm er im Verlauf seines spannenden,<br />
wenn auch viel zu kurzen<br />
Gelehrtenlebens ganz gewiss. Nicht<br />
allein deshalb wird der in Musik<br />
(„das Schönste nach der Liebe“)<br />
und Mathematik („das Schwerste<br />
nach der Treue“) so vortrefflich<br />
beschriebene Sinus dieses Bogens<br />
einer Gitarrensaite (κιθάρα / kithara)<br />
im Anschlag weiterschwingen...<br />
Jens Bodemer<br />
Friedrich Kittler, Baggersee - Frühe<br />
Schriften aus dem Nachlass,<br />
hrsg. von Tania Hron und Sandrina<br />
Khaled, Wilhelm Fink 2015, Euro<br />
24,90
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 7<br />
Die zentralen Gebäude der Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg prägen<br />
weithin sichtbar das Stadtbild:<br />
die futuristische UB gegenüber des<br />
altehrwürdigen KG IV in der Freiburger<br />
Innenstadt, das riesige Areal<br />
der Uniklinik oder die modernen<br />
Neubauten der technischen Fakultät<br />
im Freiburger Norden. Weitaus<br />
weniger bekannt ist hingegen die im<br />
Untergrund verborgene Infrastruktur<br />
der Universität.<br />
Hier werden giftige und explosive<br />
Stoffe gelagert, Laborwasser aufbereitet<br />
und gemeinhin dafür gesorgt,<br />
dass in den überirdischen Einrichtungen<br />
effizient, sicher und umweltfreundlich<br />
gearbeitet und geforscht<br />
werden kann.<br />
Der Zugang zu diesen Einrichtungen<br />
bleibt der Öffentlichkeit gemeinhin<br />
verwehrt, doch in diesem<br />
Frühjahr ermöglichte die Universität<br />
erstmals eine Besichtigung der<br />
unterirdischen Keller und Gänge im<br />
Rahmen einer Presseführung.<br />
Das Zentrale Entsorgungslager<br />
Gleich der erste Keller hat es in sich:<br />
Unter dem Gebäude der Mineralogen<br />
und Geologen im Institutsviertel<br />
geht es, vorbei an rohem Beton,<br />
hinab in das Zentrale Sammellager<br />
(ZSL) – die gefährlichste Einrichtung<br />
der Universität. Daran erinnern<br />
Warnhinweise, Signalleuchten<br />
und Gefahrensymbole wie Totenköpfe,<br />
die hier unten fast an jedem<br />
Gegenstand prangen. Hier werden<br />
feste und flüssige Gefahrstoffe aller<br />
Temperaturklassen angeliefert,<br />
umgefüllt und zwischengelagert,<br />
bis Fachfirmen die Stoffe entsorgen.<br />
Der Keller ist einer der vielen Arbeitsplätze<br />
von Dr. Jürgen Steck,<br />
dem Leiter der unterirdischen Führung.<br />
Da er viel Zeit unter der Erde<br />
verbringt, ist er bei Freunden und<br />
Kollegen auch als „der U-Boot-<br />
Kapitän“ bekannt, eigentlich ist<br />
Steck aber Chemiker und als Leiter<br />
der Stabsstelle Umweltschutz auch<br />
für das Entsorgungslager zuständig.<br />
Bevor die zentrale Entsorgungsstelle<br />
2001 in Betrieb genommen<br />
wurde, verfügte jedes Universitätsgebäude,<br />
das mit Gefahrstoffen<br />
arbeitete, über ein eigenes Lager.<br />
Dies war im Vergleich zur heutigen<br />
Die verborgene Universität<br />
Gefährliche Chemikalien, Hightech und lange Gänge: Unter dem Institusviertel geht es fast so geschäftig zu<br />
wie an der Oberfläche<br />
Lösung mit einem erheblichen logistischen<br />
und finanziellen Mehraufwand<br />
verbunden.<br />
Zu den gefährlichsten Stoffen zählt<br />
etwa der hoch entzündliche und<br />
leicht flüchtige Diethyläther, der<br />
in den Laboren als Lösungsmittel<br />
eingesetzt wird. Entsprechend<br />
hoch sind die Arbeitsschutz- und<br />
Sicherheitsbestimmungen. Zum<br />
Dr. Jürgen Steck, Leiter der Stabstelle Umweltschutz, im Zentralen<br />
Entsorgungslager<br />
Infrastruktur- und Versorgungskanal unter dem Institutsviertel<br />
Schutz vor Explosionen dürfen im<br />
laufenden Betrieb keine Schuhe mit<br />
leitenden Sohlen getragen werden.<br />
Elektrische Geräte wie Handys und<br />
Herzschrittmacher sind ebenfalls<br />
Tabu, denn elektrische Signale können<br />
wie Funken, zur Entzündung<br />
von Gasen führen.<br />
Der Keller wurde aus hocharmiertem<br />
Beton erbaut, die Wände<br />
sind mit Stahl und Kunstfasern<br />
verstärkt. Jeder Raum des Entsorgungslagers<br />
hält dadurch einem<br />
Feuer in seinem Inneren mindestens<br />
anderthalb Stunden stand –<br />
genug Zeit für die Feuerwehr, die<br />
im Entsorgungslager regelmäßig<br />
den Ernstfall probt. Bisher habe es<br />
noch nie gebrannt, merkt Dr. Steck<br />
nicht ohne Stolz an. Im absoluten<br />
Notfall würde die mechanische<br />
Löschanlage den Raum nach einem<br />
mehrstufigen, lauten Warnsignal<br />
mit CO² fluten. Jedem Feuer, aber<br />
auch jedem Lebewesen, würde das<br />
unter einem Druck von 200 Bar in<br />
die Räume gepresste Gas den Sauerstoff<br />
entziehen.<br />
Das Zentrale Sammellager wird<br />
indessen nicht allein von der Universität<br />
genutzt. Aufgrund seiner<br />
vorbildhaften Ausstattung und Kapazitäten<br />
liefern auch andere chemische,<br />
biologische oder medizinische<br />
Einrichtungen aus Freiburg<br />
und dem Umland ihre Sonderabfälle<br />
hier an.<br />
Doch nicht nur reine Chemikalien<br />
werden im zentralen Entsorgungslager<br />
angeliefert, auch verunreinigte<br />
Feststoffe wie Glasabfälle oder<br />
Pinzettenspritzen werden hier zur<br />
Verbrennung gesammelt. „Nach einer<br />
Firma, die uns garantiert, dass<br />
die Stoffströme in Europa bleiben<br />
und nicht etwa in Asien oder Afrika<br />
landen, mussten wir lange suchen“,<br />
erklärt Dr. Steck, der auch den Arbeitskreis<br />
„Nachhaltige Universität“<br />
leitet, „aber das war uns und<br />
dem Rektorat ein wichtiges Anliegen.“<br />
Die „Neutra“<br />
Der nächste Stopp führt unter das<br />
Chemiehochhaus in der Albertstraße.<br />
Im Keller befindet sich die<br />
zentrale Abwasseraufbereitungsanlage,<br />
auch Neutra genannt, an die<br />
alle Labore des Institutsviertels<br />
angeschlossen sind. Während Gifte<br />
oder hormonell verunreinigtes Wasser<br />
im Zentralen Entsorgungslager<br />
landen, werden hier saure oder basische<br />
Lösungen neutralisiert.<br />
Bevor das Wasser die vier riesigen,<br />
jeweils 25.000 Liter fassenden<br />
Tanks erreicht, wird es auf Gifte<br />
untersucht und sein pH-Wert ermittelt.<br />
Anhand des Wertes wird die<br />
Menge der Säure oder Lauge bestimmt,<br />
die vonnöten ist, um einen<br />
pH-Wert zwischen sechs und zehn<br />
herzustellen. Das so neutralisierte<br />
Wasser genügt den Ansprüchen der<br />
Kläranlagen und kann somit, nach<br />
erneuter Messung der Werte, in das<br />
allgemeine Abwassersystem abgeleitet<br />
werden.<br />
Während die Reaktoren aus den 70er<br />
Jahren stammen, ist die Prozesssteuerung<br />
auf dem aktuellen Stand der<br />
Technik. Die Anlage läuft vollautomatisch,<br />
für den Fall dass Störungen<br />
auftreten, gibt es einen Bereitschaftsdienst.<br />
„Wir kennen die Arbeitszeiten<br />
der Chemiker nicht, daher wissen wir<br />
auch nicht, wann wir mit welchem<br />
Aufkommen zu rechnen haben“, erklärt<br />
Dr. Steck. „Dafür arbeiten wir<br />
hier mit zwei redundanten Straßen,<br />
die 200.000 Liter pro Stunde neutralisieren<br />
können. Die Uni legt großen<br />
Wert darauf, dass das Abwasser allen<br />
Verordnungen genügt.“<br />
Der Atombunker<br />
Neutralisationsanlage im Keller des Chemiehochhauses<br />
Vom Zentrum für Neurowissenschaften<br />
aus gelangen wir hinab in<br />
den ehemaligen Atomschutzbunker<br />
der Universität. Die massive Bunkertür<br />
erinnert noch an den Zweck<br />
des Kellers, im Inneren ist er jedoch<br />
seit 15 Jahren weitestgehend<br />
demontiert. Vier Funktionsträger<br />
der Universität – wer zu den Privilegierten<br />
zählte, ist nicht mehr bekannt<br />
– hätten hier theoretisch einen<br />
Atomschlag überleben können.<br />
Mittels einer Kurbel konnte gefilterte<br />
Frischluft in den ca. 20 Quadratmeter<br />
kleinen Raum gepumpt werden,<br />
davon abgesehen beschränkten sich<br />
Ausstattung und Komfort auf ein<br />
Plumpsklo und einen Tisch sowie<br />
jeweils vier Stühle und Feldbetten.<br />
Bis zu vier Wochen hätten die Auserkorenen<br />
im Ernstfall auf engstem<br />
Raum verbringen können. Was sie<br />
danach in einer atomar verstrahlten<br />
Stadt hätten ausrichten sollen, ist<br />
ebenfalls nicht überliefert.<br />
Heute befindet sich im ehemaligen<br />
Bunkerraum eine Brandmeldezentrale<br />
und ein Switch des Rechenzentrums.<br />
Der Infrastukturkanal<br />
Die unterirdische Tour mit Dr. Steck<br />
führt uns weiter in die ehemalige<br />
Pathologie. „Auch wenn es nicht<br />
SPEZIAL<br />
so aussieht, dieser Eingang ist eigentlich<br />
internationalen Topwissenschaftlern<br />
vorbehalten“ scherzt Dr.<br />
Steck am Eingang in das FRIAS,<br />
dem Freiburg Institut for Advanced<br />
Studies. Von hier aus gelangen wir<br />
in den Infrastruktur- und Versorgungskanal,<br />
dem längsten Keller der<br />
Universität. Unter dem Institutsviertel<br />
bildet er fast einen geschlossenen<br />
Ring, nur ein Teilstück wartet noch<br />
auf seine Fertigstellung. An den<br />
Wänden und im Boden des Kanals<br />
verlaufen Rohre und Leitungen, sie<br />
sind Teil des hier installierten Kühlkreislaufs.<br />
Von der Klimatisierung der Räume,<br />
über die Kühlung der Server des<br />
Rechenzentrums bis hin zur Anwendung<br />
im Rahmen von Experimenten,<br />
sind diverse universitäre Einrichtungen<br />
auf Kühlung angewiesen.<br />
Früher wurde die Kälte direkt im<br />
jeweiligen Gebäude und meist elektrisch<br />
erzeugt. Mit dem Kanal verfolgt<br />
die Universität das Ziel, alle<br />
Gebäude im Institutsviertel mit diesem<br />
einen Kühlkreislauf zu versorgen<br />
– und damit sowohl Energie zu<br />
sparen als auch allen Forschenden<br />
ideale Bedingungen zu bieten.<br />
In einer Abzweigung des Kanals<br />
macht sich ein Doppelturboverdichter<br />
seit 2012 die Kälte des<br />
Grundwassers zu nutzen. Über einen<br />
Wärmeübertrager gelangt die<br />
Kälte in der Kreislauf. Die hocheffiziente<br />
Kühlmaschine verbraucht<br />
dabei kein Grundwasser, sie „leiht“<br />
es sich nur und gibt es, etwas aufgewärmt,<br />
zurück.<br />
Bevor die Maschine 2012 in Betrieb<br />
ging, wurde in Laboren noch mit<br />
fließendem Leitungswasser gekühlt<br />
– was einerseits eine enorme Wasserverschwendung<br />
bedeutete, sich<br />
gleichzeitig aber nicht annähernd<br />
so gut steuern ließ, wie der heutige<br />
Kühlkreislauf. Heute ist das Verwenden<br />
von Trinkwasser zur Kühlung<br />
an der Universität verboten.<br />
Für die Zukunft plant die Universität,<br />
ein Blockheizkraftwerk im<br />
Versorgungskanal unterzubringen.<br />
Die Vorteile von solcherlei Infrastruktur<br />
in einem begehbaren Kanal:<br />
„Für Wartungen, Reparaturen<br />
und Erweiterungen müssen nicht<br />
erst Bagger anrücken und die Straße<br />
aufreißen. Außerdem hoffen wir auf<br />
Synergieeffekte, wenn alle Gebäude<br />
miteinander verbunden sind“.<br />
Über der Erde lässt sich nicht ansatzweise<br />
erahnen, was im Institutsviertel<br />
unter der Erde vor sich<br />
geht. Die von Dr. Steck, dem U-<br />
Boot-Kapitän der Uni Freiburg, gewährten<br />
Einblicke sind spektakulär<br />
und zeigen vor allem folgendes: mit<br />
welchem Hochdruck und Innovationen<br />
die Universität auch unter der<br />
Erde daran arbeitet, Forschung und<br />
Lehre nachhaltig zu gestalten.<br />
Valentin Heneka<br />
UNIversalis-Zeitung<br />
Für Universität und Hochschulen in Freiburg<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Helmut Schlieper<br />
Christel Jockers<br />
Verlag:<br />
Art Media Verlagsgesellschaft mbH<br />
Auerstr. 2 • 79108 Freiburg<br />
Telefon: 07 61 / 72 072<br />
Fax: 07 61 / 74 972<br />
e-mail: redaktion@kulturjoker.de<br />
Redaktionsleitung:<br />
Christel Jockers<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Jens Bodemer<br />
Dr. Cornelia Frenkel<br />
Valentin Heneka<br />
Marion Klötzer<br />
Georg Rüdiger<br />
Dr. Friederike Zimmermann<br />
u.a.<br />
Grafik:<br />
Christian Oehms<br />
Günther Hieber<br />
Satz:<br />
Barbara Becker<br />
Druck:<br />
Rheinpfalz Verlag und Druckerei<br />
GmbH & Co. KG, Ludwigshafen<br />
Der Nachdruck von Texten und den vom<br />
Verlag gestalteten Anzeigen nur mit ausdrücklicher<br />
Genehmigung des Verlages.
8 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016Sommer<br />
Der Blick geht nach vorne<br />
Die Freiburger Musikhochschule feiert 70-jähriges Jubiläum mit einem Festakt und einer Gala – enge<br />
Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität im neu gegründeten<br />
„Freiburger Lehr-und Forschungszentrum Musik“<br />
Die Bühne im Konzertsaal der<br />
Freiburger Musikhochschule ist<br />
bis auf den letzten Quadratmeter<br />
ausgefüllt. Neben Chor und Symphonieorchester<br />
umrahmen auch<br />
die Big Band, ein Blockflötenensemble<br />
und mehrere Solisten den<br />
Festakt zum 70-jährigen Jubiläum.<br />
Konzertfach- und Schulmusikstudierende<br />
sind dabei vereint. Die<br />
gesamte Breite der renommierten<br />
Ausbildungsstätte soll an diesem<br />
Morgen musikalisch zu erleben<br />
sein. Der Festakt beginnt mit einer<br />
transparenten Interpretation<br />
des Eröffnungschors von Johann<br />
Sebastian Bachs Kantate „Wachet<br />
auf, ruft uns die Stimme“ unter der<br />
Leitung von Frank Markowitsch.<br />
Auch beim allerersten Konzert in<br />
der neu gegründeten Freiburger<br />
Musikhochschule im Juni 1946<br />
wurde das Werk aufgeführt. Zu<br />
den Interpreten gehörten damals<br />
Fritz Neumeyer am Cembalo und<br />
Margarete von Winterfeld (Sopran),<br />
die spätere Gesangslehrerin<br />
von Fritz Wunderlich.<br />
Den Titel der Kantate versteht<br />
Rektor Rüdiger Nolte dabei durchaus<br />
als Leitmotiv für die Feierlichkeiten:<br />
„Zunächst wollten wir<br />
vermeiden, bei einem Jubiläum nur<br />
zurückzuschauen. Zum anderen<br />
müssen sich meiner Meinung nach<br />
alle deutschen Musikhochschulen<br />
neu orientieren. In Freiburg speziell<br />
möchten wir einen Studiengang<br />
entwickeln, der die musikalische<br />
Ausbildung auf hohem Niveau<br />
belässt, aber breiter ausgerichtet<br />
ist. Vor allem die Musikpädagogik<br />
wird wichtiger. Den Jazz- und<br />
Popbereich haben wir gezielt mit<br />
einer zweiten Professur gestärkt.“<br />
Auch im Festakt ist das zu hören,<br />
wenn die Big Band bei „Wake<br />
up!“ des jungen Freiburger Schulmusikerstudenten<br />
Adrian Goldner<br />
das Festivalmotto in ein grooviges<br />
Gewand kleidet oder am Ende zu<br />
den Fotos aus siebzig Jahren Musikhochschulgeschichte<br />
Kompositionen<br />
der Filmmusikklasse von<br />
Cornelius Schwehr ebenfalls im<br />
Big Band-Sound (Leitung: Axel<br />
Beim Festakt der Freiburger Musikhochschule zum 70jährigen Jubiläum war die gesamte musikalische Breite<br />
der renommierten Ausbildungsstätte zu erleben<br />
Alle Fotos: SWR Sinfonieorchester<br />
Kühn) erklingen. Das Gründungsjahr<br />
1946 ist für Rüdiger Nolte<br />
bemerkenswert: „Ein Jahr nach<br />
dem Kriegsende, das den totalen<br />
materiellen, moralischen und<br />
auch kulturellen Zusammenbruch<br />
für Deutschland bedeutete, hat<br />
der damalige Oberbürgermeister<br />
Wolfgang Hoffmann die Idee, eine<br />
Musikhochschule unter der Leitung<br />
von Gustav Scheck zu gründen.<br />
Diese Prioritätensetzung ist,<br />
wenn man das mit heute vergleicht,<br />
mehr als ungewöhnlich. Immerhin<br />
mussten im zerstörten Freiburg<br />
11.000 Wohnungen gebaut werden.<br />
Dass man in einer solchen Situation<br />
sagt: ‚Wir brauchen Kultur, wir<br />
brauchen Musik, um zu überleben‘<br />
– das spricht mich sehr an. Deshalb<br />
haben wir auch entschieden,<br />
unseren Konzertsaal in Wolfgang-<br />
Hoffmann-Saal umzubenennen“.<br />
Für den Festakt konnte Nolte mit<br />
Hans-Martin Linde sogar einen Studenten<br />
der ersten Jahre als Redner<br />
gewinnen. Im September 1947 hatte<br />
Linde in Freiburg ein Flötenstudium<br />
bei Gustav Scheck begonnen<br />
und Koryphäen wie den Musikwissenschaftler<br />
Reinhold Hammerstein<br />
oder Paul Hindemith als Gastdozent<br />
erlebt. Anschaulich berichtet er von<br />
Hamsterfahrten ins ländliche Umland,<br />
um Kartoffeln für eine warme<br />
Mahlzeit im Gasthaus zu besorgen.<br />
Die Freiburger Musikhochschule<br />
wurde ursprünglich als rein städtische<br />
Einrichtung gegründet. Erst<br />
1948 kam das Land Baden als Mitverwalter<br />
hinzu, ehe dann 1963 die<br />
vollständige Übergabe an das Land<br />
Baden-Württemberg vollzogen<br />
wurde. Wichtige Professorinnen<br />
und Professoren der ersten Jahre<br />
waren Edith Picht-Axenfeld und<br />
Carl Seemann (Klavier), Harald<br />
Genzmer (Komposition) und Konrad<br />
Lechner (Musiktheorie, Chorleitung,<br />
Viola da Gamba). Später<br />
sorgten Persönlichkeiten wie Rainer<br />
Kussmaul (Violine), Aurèle Nicolet<br />
(Flöte), Heinz Holliger (Oboe) oder<br />
Bryan Ferneyhough (Komposition)<br />
für den erstklassigen Ruf der Freiburger<br />
Musikhochschule.<br />
Mit der Gründung des Instituts<br />
für Neue Musik unter Wolfgang<br />
Fortner im Jahr 1965 sorgte man<br />
für ein offenes, experimentelles<br />
Klima, aus dem in den 1980er<br />
Jahren mit dem Ensemble Recherche,<br />
dem Ensemble Aventure<br />
und dem Ensemble SurPlus gleich<br />
drei wichtige Formationen der<br />
Neuen-Musik-Szene hervorgingen.<br />
Aber auch das Freiburger<br />
Barockorchester wurde 1987 von<br />
Petra Müllejans, Gottfried von<br />
der Goltz und Thomas Hengelbrock,<br />
alles Studenten von Rainer<br />
Kussmaul, im Umfeld der Freiburger<br />
Musikhochschule gegründet.<br />
Wichtige Wegmarken waren<br />
der Neubau der Musikhochschule<br />
1984 und die Gründungen der<br />
Institute für historische Aufführungspraxis,<br />
Musiktheater und des<br />
„Freiburger Instituts für Musikermedizin“<br />
(alle 2004), das gemeinsam<br />
mit der Medizinischen Fakultät<br />
und dem Universitätsklinikum<br />
der Albert-Ludwigs-Universität<br />
betrieben wird. Heute bietet die<br />
Freiburger Musikhochschule für<br />
506 Studentinnen und Studenten<br />
aus 47 Ländern eine breite Palette<br />
an künstlerischen, pädagogischen<br />
und wissenschaftlichen Ausbildungen.<br />
Nach den harten Auseinandersetzungen<br />
in Baden-Württemberg zwischen<br />
den fünf Musikhochschulen<br />
in Stuttgart, Mannheim, Karlsruhe,<br />
Trossingen und Freiburg haben sich<br />
die Gemüter wieder beruhigt. „Die<br />
Wogen haben sich geglättet und die<br />
Ergebnisse sind zufriedenstellend“,
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 9<br />
sagt Rüdiger Nolte (65), der im<br />
nächsten Jahr in den Ruhestand<br />
geht. „ Auch die Atmosphäre zwischen<br />
den Musikhochschulen hat<br />
sich entspannt – das konnte ich<br />
gerade auf der jüngsten Rektorenkonferenz<br />
erleben.“ Den Dialog in<br />
Gang gesetzt hat Wissenschaftsministerin<br />
Theresia Bauer, die in ihrer<br />
Rede von den Musikhochschulen<br />
neben der Bewahrung des kulturellen<br />
Erbes auch eine Schwerpunktsetzung<br />
auf Vermittlungsarbeit und<br />
kultureller Bildung erwartet.<br />
Für eine stärkere Profilierung<br />
der Musikhochschulen wurden<br />
fünf neue Landeszentren konzipiert,<br />
von denen die hiesige Hochschule<br />
das „Freiburger Lehr- und<br />
Forschungszentrum Musik“ erhält,<br />
das gemeinsam mit der Albert-<br />
Ludwigs-Universität betrieben<br />
wird und Ende des Jahres seine<br />
Arbeit aufnimmt. Für den Zeitraum<br />
von fünf Jahren finanziert das Land<br />
Baden-Württemberg zwei zusätzliche<br />
Stellen – in Freiburg eine für<br />
Musikermedizin (Mittelbaustelle)<br />
und eine für praxisorientierte Musikvermittlung<br />
(Professur). Insgesamt<br />
fünfzehn Professoren aus<br />
den Bereichen Musikpädagogik,<br />
Musiktheorie, Musikwissenschaft<br />
und Musikermedizin werden das<br />
Landeszentrum betreuen. Man erhofft<br />
sich dadurch eine noch engere<br />
Verbindung von Theorie und<br />
Praxis und längerfristig auch neue<br />
Kombinationen mit Fächern wie<br />
Soziologie oder Informatik. Unabhängig<br />
davon soll auch die künstlerische<br />
Ausbildung reformiert<br />
werden. Im Fach Gitarre wird nun<br />
der genreübergreifende Unterricht<br />
betont. Innerhalb der Klavierausbildung<br />
soll künftig mehr Raum<br />
sein für Improvisation und den<br />
Jazz/Popbereich.<br />
Für Konstantin Dupelius, einer<br />
der beiden politischen Sprecher des<br />
Asta, ist die Musikhochschule Freiburg<br />
damit auf dem richtigen Weg.<br />
„Das Berufsbild des Pianisten hat<br />
sich einfach in den letzten Jahren<br />
sehr verändert. Neben den instrumentalen<br />
Fähigkeiten sind auch<br />
pädagogische gefragt. Wir müssen<br />
uns im Berufsleben breit aufstellen“.<br />
Gerade im Jazz-und Popbereich<br />
sieht er noch Luft nach oben.<br />
„Entsprechende Kurse werden stark<br />
belegt. Hier müsste die Hochschule<br />
noch mehr machen.“<br />
Dass für Schulmusiker bislang<br />
noch keine Angebote bezüglich<br />
einer Jazzchor-Ausbildung bestehen,<br />
verwundert etwas, zumal mit<br />
dem Freiburger Jazzchor unter der<br />
Leitung von Bertrand Gröger ein<br />
Spitzenensemble vor Ort ist. Zumindest<br />
hat man mit Fola Dada<br />
eine Dozentin für Jazzgesang engagiert.<br />
Auch in der Jubiläumsgala<br />
am Abend ist der Pop/Jazz-Bereich<br />
mit der Formation „Snarky Puppy“<br />
um die Sängerin und Keyboarderin<br />
Laura Bollack, der Electronic<br />
Urban Music um Thomas Wiebe<br />
und dem Männerquartett „Herrengedeck“<br />
vertreten, das mit einer<br />
anspruchsvollen A-Cappella-Version<br />
von Stings „Fields Of Gold“<br />
überzeugt.<br />
Den stärksten Eindruck hinterlässt<br />
das Schlagzeugensemble von<br />
Professor Bernhard Wulff mit einer<br />
faszinierend-groovenden Version<br />
von Iannis Xenakis‘ „Rebonds B“.<br />
Aber auch Oper und Operette wird<br />
gegeben. Der Kopfsatz von Mendelssohns<br />
Oktett in Es-Dur erklingt<br />
in einer Fassung für Streichorchester.<br />
Ein Brass-Ensemble trifft auf<br />
Mitglieder des SWR-Sinfonieorchesters,<br />
die der Musikhochschule<br />
mit Wagners „Siegfried-Idyll“ ein<br />
Geburtstagsständchen darbringen.<br />
Am Ende der gelungenen Gala führt<br />
eine Marching Band das Publikum<br />
ins Foyer, wo die Geburtstagsparty<br />
erst richtig losgeht.<br />
Georg Rudiger
10 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />
„Er insistierte auf (…) der lebendigen<br />
Rede gegen die Funktionärsfloskeln,<br />
gegen das Reden in Schlagzeilen.<br />
Auf die in Widersprüchen<br />
sich bewegende Dynamik des Meinens<br />
komme es an.“<br />
„[Er] war das Gesicht des Widerstands<br />
gegen die reißende Zeit einer unmenschlichen<br />
Epoche.“<br />
Gert Ueding zu Ernst Bloch<br />
Die „utopischen Stoffe, aus denen<br />
die Erde besteht“, sind noch nicht<br />
aufgezehrt, dass wir sie aber nicht<br />
finden, das gehe auf unsere möglicherweise<br />
verkümmerte Wahrnehmungsweise<br />
zurück, die zu sehr der<br />
Gegenwart verhaftet sei. Das ist ein<br />
bekannter Gedanke aus dem „Geist<br />
der Utopie“ des Philosophen Ernst<br />
Bloch (1885-1977), über den soeben<br />
das eindringliche Porträt „Wo noch<br />
niemand war“. Erinnerungen an<br />
Ernst Bloch erschienen ist, verfasst<br />
von seinem ehemaligen Assistenten<br />
und Schüler Gert Ueding. Das Buch<br />
ist ein Stück Wissenschafts- und<br />
Zeitgeschichte sowie eine Hommage<br />
an den legendären Erzähler, Redner,<br />
Vordenker und leidenschaftlichen<br />
Pfeifenraucher Ernst Bloch.<br />
Gert Ueding (*1942), der bis 2009<br />
Hoffnung, Utopie, aufrechter Gang<br />
Ordinarius für Allgemeine Rhetorik<br />
an der Universität Tübingen war, hat<br />
ein gutes Gedächtnis und eine feine<br />
Beobachtungsgabe. Es gelingt ihm,<br />
Bloch als Menschen zu schildern,<br />
der mit Haut und Haar seinem Denken<br />
verbunden war; dieses verstand<br />
sich wesentlich als prozesshaft und<br />
war nicht primär an Resultaten orientiert.<br />
Gerade dieser Stil, zu dem das<br />
Erzählen gehörte, bescherte Bloch<br />
volle Vorlesungen. Es muss einmalig<br />
gewesen sein, ihm beim Denken zuzuhören,<br />
wenn er „Zeitungsdeutsch<br />
und Bibelton, Märchenwendung und<br />
Lapidar-Floskel zusammenspannte,<br />
(…) Redewendungen gegen den<br />
Strich bürstete, Sprichwörter verballhornte,<br />
klassische Zitate parodierte“.<br />
Er war kein Professor, der im monotonen<br />
Tonfall, mit gesenktem Kopf,<br />
routinemäßig seinen Stoff vom Papier<br />
las, sondern der geborene Redner.<br />
Das bestätigen alle Berichte über<br />
sein Auftreten, seine Wirkung und<br />
seinen buchstäblich pädagogischen<br />
Eros. Ging es um philosophische<br />
Dinge im engeren Sinne, dann war<br />
er bestimmt und nachdenklich; rekurrierte<br />
er in seinen Ausführungen<br />
auf Kunst und Literatur, dann wurde<br />
er mäandernd und oft enthusiastisch.<br />
Was ihn so anziehend und gleichzeitig<br />
respekteinflößend machte,<br />
fragt sich Gert Ueding und schreibt:<br />
„Wo noch niemand war“. Erinnerungen an Ernst Bloch<br />
„Es war das Gesicht des Widerstands<br />
gegen die reißende Zeit einer<br />
unmenschlichen Epoche.“ Dem kulturellen<br />
Leben der jungen Bundesrepublik<br />
verschaffte Bloch Weltruf; er<br />
war ein Zeuge des 20. Jahrhunderts<br />
und bedeutende Personen kreuzen<br />
seinen Weg, darunter Brecht, Weill,<br />
Eisler, Klemperer, Kracauer und<br />
Lukács – zudem Margarete Susmann,<br />
Hugo Ball, Hans Meyer und<br />
Walter Jens.<br />
Ernst Bloch erreichte das Alter<br />
von 92 Jahren, obwohl ihm das Leben<br />
viel zugemutet hatte. Nach dem<br />
Studium in München und Würzburg<br />
lebte er in Berlin. 1932 erschien sein<br />
Werk „Erbschaft dieser Zeit“. 1933<br />
begab er sich ins Exil: nach Zürich,<br />
Wien, Paris, Prag und 1938 in die<br />
USA, er kann 1949 nach Deutschland<br />
zurückkehren und nimmt eine<br />
Professur in Leipzig an. Seine Kritik<br />
am SED-Regime führt jedoch rasch<br />
zu Lehr- und Publikationsverbot und<br />
zu giftigen Auseinandersetzungen<br />
mit der Kultusbürokratie. Während<br />
des Mauerbaus 1961 hält er sich in<br />
Westdeutschland zu einer Vortragsreise<br />
auf und beschließt zu bleiben.<br />
Dank einiger Fürsprecher, vor<br />
allem der Buchhändlerin Julie Gastl<br />
und dem Rektor der Universität (Theodor<br />
Eschenburg) erhält er schließlich<br />
eine Gastprofessur in Tübingen.<br />
Ernst und Karola Bloch<br />
© Ernst-Bloch-Zentrum / Ernst-Bloch-Archiv, Ludwigshafen<br />
Studenten laufen ihm in Scharen zu.<br />
Seine Philosophie setzte auf die Fähigkeiten<br />
des Denkens und des Widerspruchs<br />
gegen alles, was herrschen<br />
und niederzwingen will. Individuelles<br />
Rückgrat sah Bloch als Voraussetzung<br />
für demokratische Entwicklungen.<br />
Das stand in scharfem Kontrast zum<br />
Klima der Nachkriegszeit, in dem<br />
man dem Ende der Nazidiktatur mit<br />
Verdrängung und denkfeindlichem<br />
Arbeitspathos begegnete.<br />
1966 hielt er in der Frankfurter<br />
Paulskirche eine Rede gegen die<br />
Notstandsgesetze. Nach den Anfeindungen<br />
in der DDR schlug<br />
ihm auch in der BRD damals viel<br />
Borniertheit entgegen, an die sich<br />
Viele heute nicht mehr erinnern<br />
wollen: Zahlreiche NS-Täter saßen<br />
in der Regierungsverantwortung,<br />
häufig wurde die Pressefreiheit<br />
angegriffen (der „Spiegel“<br />
etwa wegen angeblichem „Landesverrat“).<br />
Emigranten, etwa<br />
Willy Brandt, Marlene Dietrich<br />
und Heinrich Mann, konnten als<br />
unerwünschte Vaterlandsverräter<br />
diffamiert werden. Theateraufführungen<br />
von Brecht und<br />
Hochhuth („Der Stellvertreter“)<br />
wurden schikaniert; Arno Schmidt<br />
und Günter Grass galten als<br />
Pornographen. In Schulen und<br />
Familien herrschte Dumpfheit<br />
und Unterdrückung des Denkens,<br />
die Justiz war korrupt und verlogen.<br />
Und wer sich für revolutionärdemokratische<br />
Autoren interessierte,<br />
erhielt den Rat „nach drüben zu gehen“.<br />
Liberalere Tendenzen kamen<br />
erst nach und nach zum Zuge. Ernst<br />
Bloch hatte Verständnis für die Studentenbewegung,<br />
widersprach aber<br />
den kunstfeindlichen Plattitüden des<br />
Vulgärmarxismus ebenso wie einer<br />
weit verbreiteten kleinbürgerlichen<br />
Verachtung der Intellektuellen. Sein<br />
Ideal war die undogmatische, nichtautoritäre<br />
Persönlichkeit, die über<br />
den Tellerrand hinausblickt.<br />
Ernst-Bloch-Zentrum in Ludwigshafen<br />
In seiner Geburtsstadt Ludwigshafen<br />
am Rhein besteht seit über zehn<br />
Jahren das Ernst-Bloch-Zentrum,<br />
das mit einer ständigen Ausstellung<br />
über sein Leben und Werk informiert.<br />
Im Untergeschoss ist Blochs<br />
Arbeitszimmer aus der Tübinger Zeit<br />
(1961-1977) mit dem originalen Inventar<br />
rekonstruiert; durch eine begehbare<br />
Glasdecke ist es von oben<br />
einsehbar. Drei Bereiche definieren<br />
die Einrichtung: Archiv, Ausstellung<br />
und Zukunftsforum. Sie dient der<br />
wissenschaftlichen Forschung und<br />
widmet sich als Veranstaltungsort<br />
aktuellen Fragen.<br />
Die Ausstellung bietet über sogenannte<br />
Satelliten einen Zugang<br />
zu Ernst Blochs Themen: Hoffnung<br />
(Utopie und Zukunft), Aufrechter<br />
Gang (Zivilcourage, Bürgergesellschaft),<br />
Künste (Musik, Literatur,<br />
Kunst, Architektur, Design), Naturallianz<br />
(Ökologie, technische Utopien,<br />
Weltraumforschung), Heimat<br />
(kulturelle Identität, Migrationsfragen,<br />
Exil), Arbeitskultur (Zukunft der<br />
Arbeit, Bildung, Informationsgesellschaft),<br />
Religion (Interreligiöse Fragen,<br />
Glauben, Atheismus). Die Themen<br />
werden als veränderbar verstanden,<br />
offen für das „Noch-Nicht“,<br />
weshalb die Satelliten auf Rädern<br />
stehen, bestückt mit transparenten<br />
Modulen und multimedialen<br />
Techniken, die auf das Bloch-<br />
Informations-und Such-System<br />
(BISS) mit PC-Arbeitsplätzen<br />
hinleiten. Blochs Denken dreht<br />
sich um „alle Menschenträume<br />
von einem besseren Leben“ und<br />
die Trotzmacht des Geistes, d.h.<br />
dessen Fähigkeit eine bewusste<br />
Anstrengung zu unternehmen,<br />
auch „das Hoffen zu lernen“, da<br />
sich sonst Ratlosigkeit ausbreite.<br />
Er setzte zudem, gerade in schwierigen<br />
gesellschaftlichen Lagen,<br />
auf die persönliche Freundschaft<br />
und erachtete Utopien als notwendig,<br />
um politisch-sozialen Aufgaben<br />
ihre Richtung zu geben. „Das<br />
Prinzip Hoffnung“, „Spuren“ und<br />
„Experimentum Mundi“ gehören<br />
zu seinen Hauptwerken. Seit<br />
1985 wird im dreijährigen Turnus der<br />
Ernst-Bloch-Preis vergeben; ein jährlicher<br />
Höhepunkt ist die „Zukunftsrede“.<br />
Cornelia Frenkel<br />
● Gert Ueding. Wo noch niemand<br />
war. Erinnerungen an Ernst Bloch.<br />
Klöpfer & Meyer. 2016<br />
● Ernst-Bloch-Zentrum. Walzmühlstr.<br />
63 D–67061 Ludwigshafen.<br />
0621/504 2202. www.bloch.de
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 11<br />
Spieglein, Spieglein in der Stadt<br />
Freiburg im Glück: Die neue UB erweist sich als echtes Juwel<br />
Freiburg hat nun eine aus 500 Spiegelelementen verglaste Unibliothek<br />
Foto: Sandra Meyndt<br />
„Lernt ihr noch oder chillt ihr<br />
schon?“, möchte die Autorin im<br />
bekannten Ikea-Werbe-Slogan den<br />
in der neuen Unibibliothek Studierenden<br />
zurufen. Diese haben ihren<br />
neuen Lerntempel im ersten Jahr<br />
seiner Inbetriebnahme mehr als bestätigt<br />
und in Beschlag genommen.<br />
Vielmehr gelangte dieser Ort zu<br />
solcher Beliebtheit und Attraktivität,<br />
dass er, was seine Arbeitsplätze<br />
anbelangt, von Anfang an aus allen<br />
Nähten platzte.<br />
Wen wundert’s? Schon beim Betreten<br />
des Foyers findet man sich in<br />
einem weitläufigen lichten Raum<br />
wieder, der sowohl nach außen<br />
als auch innen in alle Richtungen<br />
freie Sicht bietet. Eine anmutig<br />
geschwungene Info- und Ausleihtheke<br />
aus hellem Holz nimmt das<br />
raffinierte Spiel mit der Perspektive<br />
auf. Elegantes Mobiliar sorgt in den<br />
oberen Bereichen für klare Raumstrukturen,<br />
lädt im Parlatorium zum<br />
Verweilen ein oder verführt in den<br />
geschmackvoll eingerichteten Lesesälen<br />
zum Arbeiten.<br />
Lesewellness, Wohlfühlfaktor…<br />
Befinde ich mich wirklich in einer<br />
öffentlichen Bibliothek? Ungläubig<br />
sieht sich die Autorin um. Und fragt<br />
sich: Ist eine derart ausgestattete Bibliothek<br />
vielleicht das Zugeständnis<br />
an die zahlenmäßig schwache Generation,<br />
an den demografischen<br />
Wandel? Auf der anderen Seite<br />
scheinen die jungen Leute, wenn<br />
sie das neue Terrain mit ihren<br />
Notebooks eher pragmatisch in<br />
Beschlag nehmen, dieses hochwertige<br />
Ambiente gar nicht besonders<br />
wahrzunehmen. Da wird nicht etwa<br />
begeistert durchs neue Gebäude flaniert.<br />
Gleichwohl ist mit Sicherheit<br />
davon auszugehen, dass sich diese<br />
wunderbar ausgestattete UB regelrecht<br />
inspirierend auf deren Lernerfolge<br />
auswirken wird.<br />
Und damit entspricht sie voll und<br />
ganz den Anforderungen, die man<br />
heute an eine (Universitäts-)Bibliothek<br />
stellt. Wie auch Wohnhäuser<br />
oder Kultstätten lassen sich Bibliotheken<br />
durch die gesamte Menschheitsgeschichte<br />
nachweisen. Seit jeher<br />
kommt diesen also eine immense<br />
gesellschaftliche Bedeutung zu.<br />
Keine andere Bildungs- oder Kultureinrichtung<br />
erreicht einen so hohen<br />
Anteil der Bevölkerung aller Alters-,<br />
Sozial- und Bildungsschichten. Sie<br />
sind Archiv und Sammelbecken für<br />
Wissen, Kompetenz und Lehre, bieten<br />
freien Zugang zu Informationen<br />
und dienen der Kommunikation.<br />
Dennoch sind Überlegungen<br />
und Strategien zur Erbauung einer<br />
zukunftsfähigen Bibliothek stets<br />
ein abenteuerliches Unterfangen.<br />
Und so war auch die Planung dieser<br />
Bibliothek ein sehr komplexes<br />
Vorhaben – zumal es sich hierbei<br />
um eine Universitätsbibliothek mit<br />
(naturgemäß) großem Zulauf handelt<br />
– und stellte an die Leitende<br />
Direktorin Antje Kellersohn und<br />
Karl-Heinz Bühler, den Leiter des<br />
Universitätsbauamts Freiburg, hohe<br />
Anforderungen, denn sie mussten in<br />
Vor der Unibliothek<br />
enger Verzahnung mit dem zuständigen<br />
Architekten Heinrich Degelo<br />
stets das Ganze im Blick behalten.<br />
Hierzu zählte als erste Priorität<br />
die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität<br />
des Bibliotheksgebäudes.<br />
Das bedeutet, die Anordnung der<br />
Arbeits- und Dienstleistungsbereiche<br />
sollte in der Gestaltung<br />
möglichst offen bleiben. Möglichst<br />
große freie Flächen sollten geschaffen<br />
werden, damit die verschiedenen<br />
Abteilungen, Ausgabetheken,<br />
Bücherregale, Leseplätze oder andere<br />
Funktionen der Bibliothek je<br />
nach Zukunftsbedarf und ohne kostspielige<br />
bauliche Änderungen auch<br />
in einen beliebigen anderen Gebäudeteil<br />
versetzt werden können. Auf<br />
diese Weise bleibt die ganze Fläche<br />
multifunktional bespielbar.<br />
Dabei folgten sie der Grundidee,<br />
die Arbeitsplätze aus dem Innenbereich<br />
nach den Außenseiten hin und<br />
umgekehrt die jeweiligen Buchbestände<br />
ins Zentrum der Etage zu<br />
verlagern. Frappierend ist, dass der<br />
Neubau trotz seines um 20 Prozent<br />
verringerten Volumens weitläufiger<br />
und luftiger wirkt als der bisherige<br />
Bau. Das liegt daran, dass sich<br />
mit seinen 30.600 Quadratmetern<br />
zugleich die Nutzfläche mit heute<br />
insgesamt 1.800 Arbeitsplätzen<br />
vergrößert hat. Zu den zentralen<br />
Problemen in stark besuchten Bibliotheken<br />
mit weitgehend offener<br />
Bauweise zählt immer auch der Geräuschpegel,<br />
der durch akustische<br />
Maßnahmen an Einrichtungsgegenständen,<br />
Fußböden oder Decken<br />
eingedämmt werden kann.<br />
Ein Café im Erdgeschoss trägt<br />
den kommunikativen wie leiblichen<br />
Foto: Sandra Meyndt<br />
Bedürfnissen der Nutzer Rechnung.<br />
Ab dem ersten Obergeschoss sind<br />
die Etagen dann zweigeteilt: Im südlichen<br />
Teil befinden sich die Lesesäle,<br />
an denen es sich ruhig arbeiten<br />
lässt. Im nördlichen Teil erstreckt<br />
sich vom ersten bis zum fünften<br />
Obergeschoss das sogenannte Parlatorium<br />
mit den Gruppenarbeitsplätzen,<br />
die mit gemütlichen Sofaecken<br />
oder Sesseln und z.T. sogar<br />
mit Bildschirmen ausgestattet sind.<br />
Wie der Name schon sagt, darf dort<br />
geredet werden. Durch diese kompakte<br />
Anordnung ergeben sich nicht<br />
zuletzt auch kürzere Wege.<br />
Die Verwaltung mit der Direktion<br />
sind im fünften Obergeschoss<br />
angesiedelt, das sechste Stockwerk<br />
beherbergt die Haustechnik. Im ersten<br />
Untergeschoss befindet sich<br />
der Ausleihbereich (früher Freihandmagazin)<br />
mit 700.000 Bänden<br />
und Selbstverbucher-Terminals sowie<br />
eine Fahrradgarage. Die beiden<br />
anderen Untergeschosse fungieren<br />
weiterhin als Magazin, aus denen<br />
Bücher nur bestellt werden können.<br />
Zwingend zählte natürlich auch<br />
der demographische Wandel, der<br />
unsere Bildungs- und Kulturlandschaft<br />
der nächsten Jahrzehnte sehr<br />
stark prägen wird, zu den notwendigen<br />
Überlegungen der Verantwortlichen.<br />
Unsere immer älter<br />
werdende und zugleich zahlenmäßig<br />
schrumpfende Gesellschaft<br />
wird auch für die Bibliotheken der<br />
Zukunft zu einer echten Herausforderung.<br />
Glaubte man hingegen noch vor<br />
wenigen Jahren, Bibliotheken gälten<br />
im digitalen Zeitalter als veraltet<br />
oder gar überflüssig, so erleben<br />
wir heute im Gegenteil einen regelrechten<br />
Boom im Bibliotheksbau.<br />
Zugleich verlagern sich mehr und<br />
mehr die Aufgaben einer öffentlichen<br />
Bibliothek als reinem Bildungsort<br />
und Wissenschaftsstätte<br />
hin zu Räumen für Austausch und<br />
Kommunikation – und damit richtet<br />
sich auch der Fokus zunehmend<br />
auf deren Aufenthaltsqualität. So<br />
gilt es beim Erbauen öffentlicher<br />
Bibliotheken eine Art Gratwanderung<br />
zwischen einem allgemein<br />
zugänglichen Wohnzimmer und<br />
einem öffentlichen Arbeitszimmer<br />
zu meistern. Speziell dem Austausch<br />
unter den Studierenden wird<br />
zunehmend Bedeutung beigemessen,<br />
viel mehr als etwa noch vor<br />
zwanzig Jahren.<br />
Ja, sie hat sich schon sehr verändert,<br />
die altehrwürdige Bibliothek<br />
– und bestimmt nicht zuletzt<br />
aufgrund der allgemeinen Internet-<br />
Vereinsamung, die auf der ganzen<br />
Welt um sich greift. Nun hat Freiburg<br />
also eine aus 500 Spiegelelementen<br />
verglaste Universitätsbibliothek<br />
– mit einem Bestand von<br />
über drei Millionen gedruckter<br />
Medien die größte Bibliothek Südbadens<br />
und eine der vier größten<br />
Bibliotheken innerhalb Baden-<br />
Württembergs –, die zudem optische<br />
wie auch gesellschaftliche<br />
Transparenz bietet und dadurch<br />
nicht mehr nur zwischen den verschiedenen<br />
Fakultäten, den verschiedenen<br />
Altersstufen, sondern<br />
vielleicht künftig auch zwischen<br />
den verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
zu vermitteln vermag.<br />
Friederike Zimmermann<br />
Stress mit dem Vermieter ?<br />
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Wir können weiterhelfen.<br />
Mieterverein Regio Freiburg e.V<br />
Marchstr. 1<br />
79106 Freiburg<br />
Telefon: 0761 - 20270-0<br />
Fax: 0761 - 20270-70<br />
www.mieterverein-regio-freiburg.de
12 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />
Es gibt Momente im Leben, die<br />
mit ihrem Glanz alles überstrahlen,<br />
was schlecht oder einfach nur belanglos<br />
ist. Und es gibt Momente,<br />
die ein ganzes Leben zu überschatten<br />
vermögen. Beides – das besonders<br />
Schöne oder das besonders<br />
Schlimme – findet in der Regel seinen<br />
Niederschlag in Geschichten<br />
oder Gedichten. Jene Szenen aber,<br />
die aus der Banalität des Alltags<br />
gegriffen sind, erscheinen es häufig<br />
nicht wert erzählt zu werden. Dabei<br />
sind sie es, die die wahren Bilder<br />
des Lebens zeichnen, mit all seinen<br />
Höhen und Tiefen.<br />
Solche Momente sind es, die<br />
im Erzählband „Einladung nach<br />
Rumänien“ (Hg. Elsa Lüder) ihre<br />
Schlaglichter auf die Realität eines<br />
Landes werfen, das der „Kenntnis<br />
des Lesers“ trotz der Öffnung nach<br />
1989 noch weithin verschlossen<br />
ist, wie es in der Einleitung heißt.<br />
Darum ist die im Titel formulierte<br />
„Einladung nach Rumänien“ durchaus<br />
mehrdeutig aufzufassen:<br />
Zum einen ist sie das Angebot<br />
an die deutschen Leserinnen und<br />
Leser, aus der Perspektive vorwiegend<br />
jüngerer Erzähler am<br />
rumänischen Leben teilzuhaben<br />
und dadurch die Menschen ein<br />
wenig kennenzulernen. Zum anderen<br />
ist sie aber auch eine Aufforderung,<br />
mit all den guten wie schlechten<br />
Klischees über Land und Leute<br />
endlich aufzuräumen und sich dem<br />
melancholischen Witz in den Erzählungen<br />
zu stellen.<br />
Dann nämlich wird man mit einer<br />
unsäglichen Lust am Lesen belohnt,<br />
die diese vielfältigen Bilder aus unterschiedlichen<br />
Zeiten unweigerlich<br />
auslösen. Ist doch der Perspektivwechsel<br />
zwischen den zeitgenössischen<br />
Autoren und den wenigen<br />
Texten „älterer“ Meister besonders<br />
Absurditäten des Alltags<br />
Überaus großes Lesevergnügen: Der Erzählband „Einladung nach Rumänien“<br />
aufschlussreich, da letztere<br />
den Bodensatz abbilden, aus<br />
dem die Jungen hervorgegangen<br />
sind.<br />
Die Wende von 1990<br />
brachte in Rumänien „nicht<br />
nur die seit langem ersehnte<br />
Freiheit“ mit sich, sondern<br />
auch „die Bürde, damit umzugehen“.<br />
Häufig ist vom<br />
„Unglück, das die Revolution<br />
mit sich brachte“ die<br />
Rede, denn wie immer bei<br />
einer Revolution wurden<br />
auch hier nicht nur ungeliebte<br />
überkommene Werte zerschlagen,<br />
sondern mit ihnen<br />
auch geliebte alte Bräuche<br />
über Bord geworfen. Dieses<br />
Thema, jener Wandel von alt<br />
nach neu, die Zerrissenheit<br />
zwischen Melancholie und<br />
Zuversicht, dieser Schwebezustand<br />
zwischen einem<br />
Nicht-Mehr und dem Noch-<br />
Nicht ist in nahezu allen Geschichten<br />
dieser Sammlung<br />
deutlich spürbar.<br />
Ausgewählt wurden neben<br />
den „Klassikern“ Ion Luca<br />
Caragiale, Alexandru Macedonski<br />
oder Calistrat Hogaş<br />
vorwiegend unbekannte junge<br />
Autorinnen und Autoren<br />
Rumäniens, deren Texte von<br />
Studierenden der Literaturund<br />
Sprachwissenschaft der<br />
Freiburger Universität, deren<br />
Fakultät auch die Herausgeberin<br />
Elsa Lüder angehört,<br />
mit (man darf es so ausdrücken)<br />
großer Feinheit und<br />
einer offenkundigen Liebe<br />
zur rumänischen Sprache<br />
übersetzt wurden. Auch ein Text<br />
des aus Rumänien stammenden<br />
und in Freiburg wohlbekannten Lyrikers<br />
und Universitätsprofessors<br />
Paul Miron ist darunter; eine zärtliche<br />
Liebeserklärung an das eigene<br />
Volk, die zugleich einen Hauch von<br />
Schwermut verströmt.<br />
Es sind Momente, die vorbeihuschen<br />
wie zufällig aus einem Leben<br />
gegriffen, irgendwo in diesem<br />
Land, das so viele Ethnien und<br />
noch mehr Gesichter hat. Es<br />
ist, als zoomte jemand einen<br />
beliebigen kleinen Flecken<br />
dieses Landes heran, um<br />
diesen dann für den Leser<br />
auszuleuchten. Zum Beispiel<br />
in der Geschichte über<br />
den kleinen Tănase, der Gedenktafelschriftsteller<br />
wurde<br />
(Daniela Gherghina) und somit<br />
mit Inbrunst sein ganzes<br />
Leben dem Verfassen von<br />
blumig-illustren Trauertexten<br />
verschrieb, die (kenntlich<br />
durch Schrägstellung der<br />
Buchstaben) die Erzählung<br />
immer wieder durchkreuzen<br />
– ein wunderbar komisches<br />
kleines Universum inmitten<br />
von Bukarest.<br />
Andere Erzählungen haben<br />
fast dokumentarischen<br />
Charakter, schildern die<br />
Vergeblichkeit des mühseligen<br />
Alltags. Daneben gibt<br />
es auch beispielhafte schöne<br />
Ereignisse, etwa als eine Sozialarbeiterin<br />
ein behindertes<br />
Kind adoptiert und ihm so zu<br />
einem menschenwürdigen<br />
Dasein verhilft (Dan Lungu,<br />
„Der Bub“).<br />
Auffällig ist ein gewisses<br />
Selbstverständnis, das den<br />
älteren Erzählungen noch<br />
anhaftet. Eine Art rumänischer<br />
Identität, die wie<br />
ein intaktes Mosaik anmutet.<br />
Hier ist noch Raum für<br />
Idylle. Diese scheint sich in<br />
den späteren Geschichten<br />
verloren zu haben, da die<br />
verschiedenen Löcher im<br />
Mosaik schmerzhaft zutage<br />
treten. Beschrieben wird ein „Land,<br />
in dem wir nicht mehr wussten, wer<br />
wir sind, das wir so oft mit Verdruss<br />
betrachteten, das wir empfanden,<br />
wie ein notwendiges Übel, wie Fusel<br />
oder eine Zigarette ohne Filter<br />
– ein Land, in dem Gut und Böse<br />
so ineinander übergehen, dass man<br />
nie weiß, woran man ist.“ (Călin<br />
Torsan, „Die Leierkastenmänner“)<br />
Sinnbildlich zeigt die junge Adina<br />
Popesca in ihrer Geschichte („Barbu<br />
Marilena“) anhand der Klassenhierarchie<br />
in einer Grundschule die<br />
Gebräuche von Bevorzugung und<br />
Bestechung auf. Es menschelt eben<br />
überall. Auch in Sorin Ion Stoicas<br />
augenzwinkernder Beschreibung<br />
einer „Dörfliche(n) Berichterstattung<br />
eines Fußballspiels“, die diese<br />
Situation so köstlich lebensnah<br />
einzufangen vermochte. Oder in<br />
der selbstironischen Schilderung<br />
eines Besuchs von Bandmusikern<br />
in Deutschland (Călin Torsans), wobei<br />
der Blick des Rumänen auf die<br />
deutschen Gastgeber mehr über sein<br />
Volk verrät als es die umgekehrte<br />
Sichtweise je vermocht hätte.<br />
Die Absurditäten des Alltags ans<br />
Licht zu holen – dafür erweisen sich<br />
die Rumänen wahrlich als Spezialisten.<br />
Immer wieder fühlt man sich<br />
an den Satiriker Ephraim Kishon<br />
oder die grotesken Geschichten Daniil<br />
Charms erinnert. Ihr Humor war<br />
seit jeher die bewährte Wunderwaffe<br />
der Rumänen gegen all die Zwänge<br />
und Einschränkungen, die das<br />
Volk Jahrhunderte lang aushalten<br />
musste und zum großen Teil noch<br />
heute aushalten muss. Wie stellte<br />
schon Michelangelo lakonisch fest:<br />
„Aus dem Leide schöpft die Kunst<br />
die erhabensten Eingebungen.“<br />
Elsa Lüder (Hg.): „Einladung<br />
nach Rumänien. Klassische und<br />
moderne Erzählungen“, 33 Texte<br />
und AutorInnen, 356 Seiten, Edition<br />
Noack & Block, ISBN: 978-3-<br />
86813-032-4, 19,80 Euro.<br />
Friederike Zimmermann<br />
Emotionales Grundnahrungsmittel<br />
„Musik mit Leib und Seele“: Ein Plädoyer von Claudia Spahn und Bernhard Richter<br />
Es gibt nur wenige Dinge in<br />
unserem Leben, die uns derart beglücken<br />
oder beeinflussen wie die<br />
Musik. Sie begleitet uns überall, sei<br />
es im Supermarkt oder im Restaurant,<br />
zu Hause beim Kochen oder<br />
im Wald beim Joggen, im Aufzug<br />
oder in der Warteschleife beim Telefonieren.<br />
Dennoch sind sich die<br />
Wenigsten ihrer wahren Bedeutung<br />
für unser Leben überhaupt bewusst.<br />
Durch die Bilderflut in den Medien<br />
verkümmert die Fähigkeit des Hörens<br />
immer mehr. So ist eine Verlagerung<br />
von der sprachlich-auditiven<br />
hin zur visuellen Information<br />
zu beobachten, eine Verschiebung<br />
vom Wort zum Bild – vom Ohr zum<br />
Auge.<br />
Aus diesem Grund verfassten<br />
Claudia Spahn und Bernhard Richter,<br />
seit zehn Jahren Leiter des Freiburger<br />
Instituts für Musikermedizin<br />
(FIM), ihr neuestes Buch „Musik<br />
mit Leib und Seele. Was wir mit<br />
Musik machen und sie mit uns“.<br />
Musikalisches Empfinden sei eine<br />
Art „emotionales Grundnahrungsmittel“,<br />
lautet ihr leidenschaftliches<br />
Credo, das Hören, respektive die<br />
Musik elementar für viele Prozesse<br />
im Körper. Man denke nur an deren<br />
stimmungsaufhellende Wirkung.<br />
Das Ohr als direkter Zugang zur<br />
Seele fungiere wie eine Art emotionales<br />
Tor.<br />
Daher sei es ihnen ein „Herzensanliegen“,<br />
das Thema Musik<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
zu beleuchten: „Musik schafft<br />
Raum für Muße und Kreativität,<br />
Musizieren fördert Gemeinschaft<br />
und Gesundheit, Musik vermittelt<br />
die kulturelle Identität der Gesellschaft<br />
– und mit Musik ist das Leben<br />
einfach schöner“, schwärmt<br />
Claudia Spahn im Vorwort und<br />
stellt dem Leser in zehn Essays in<br />
Aussicht, „welche wichtigen Funktionen<br />
Musik gerade heute in unserem<br />
kulturellen Leben einnimmt,<br />
weshalb die Stimme der Spiegel der<br />
Seele ist und warum Rituale auf der<br />
Bühne wichtig sind“. Und Bernhard<br />
Richter zeigt sich überzeugt: „Egal<br />
ob Berufsmusiker, begeisterter<br />
Musikliebhaber oder passionierter<br />
Badewannensänger – dieses Buch<br />
richtet sich an alle, die neugierig<br />
darauf sind, was Musik uns alles<br />
zu bieten hat, und die sich einen<br />
Alltag ohne Musik nicht vorstellen<br />
können.“<br />
Nun wurde über das Phänomen<br />
Musik schon viel geforscht und geschrieben,<br />
doch wirklich beschreiben<br />
lässt es sich nicht. Allein deren<br />
parallele Entwicklung zur Sprache<br />
ist ein weites Feld, kurzum, an<br />
diesem Thema haben sich schon<br />
viele kompetente Wissenschaftler<br />
die Zähne ausgebissen. Warum es<br />
also nicht einmal von einer anderen<br />
Seite aus beleuchten, sagten sich<br />
die beiden Autoren, und zwar von<br />
„Leib und Seele“ aus. Zweifellos<br />
ein interessanter Ansatz, den die<br />
beiden Autoren kraft ihrer Mehrfachkompetenzen<br />
– beide studierten<br />
Musik und Medizin – verfolgen.<br />
Schließlich waren Musik und Gesundheit<br />
schon für<br />
die deutsche Mystikerin,<br />
Äbtissin und<br />
Heilkundlerin Hildegard<br />
von Biengen<br />
aus dem 11. Jahrhundert<br />
untrennbar<br />
verbunden.<br />
Freudig erwartet<br />
der Leser nun einen<br />
so leidenschaftlichen<br />
wie erhellenden Diskurs.<br />
Ersteren bekommt<br />
er auch, doch<br />
fällt dieser leider etwas<br />
unsortiert aus.<br />
So lautet etwa das<br />
Kapitel 5: „Mozarts<br />
›Zauberflöte‹ - die<br />
Kraft der Musik“.<br />
Es folgen im Kapitel<br />
6 „Das Ohr – Tor<br />
zur Seele“, sowie<br />
in Kapitel 7 „›Hoppe,<br />
hoppe Reiter‹<br />
- Musik und Spracherwerb“–<br />
und so<br />
weiter. Flammende<br />
Plädoyers wechseln<br />
sich ab mit pseudowissenschaftlichen<br />
Exkursen. Berühmte Sänger<br />
aller musikalischen Genres (Elvis<br />
Presley, Maria Callas…), allseits<br />
bekannte Soundtracks („Dschungelbuch“),<br />
Arien und Komponisten<br />
(Mozarts „Zauberflöte“…)<br />
kommen aufs Tapet, gespickt mit<br />
biologischen und evolutionstheoretischen<br />
Theorien. All diese Ausführungen<br />
weisen jedoch keine einzige<br />
Fußnote auf, die das Ganze etwa<br />
nachvollziehbar machten.<br />
Hie und da flackert beim Lesen<br />
Interesse auf, als es zum Beispiel<br />
um die Stimme Christina Aguileras<br />
und die musikalischen Elemente der<br />
Sprache – genannt Prosodie – geht:<br />
„Zum Teil singt sie die<br />
Töne sehr behaucht, zum<br />
Teil sehr rau, eine kräftige<br />
Beltingstimme wechselt<br />
mit einer ›schwachen‹,<br />
kindlich anmutenden Kopfstimme<br />
ab; […] Emotional<br />
entsteht so ein Gefühls-chaos<br />
– man weiß nicht mehr,<br />
ob der Beschützer- oder der<br />
Don Juan-Instinkt angesprochen<br />
wird.“ Gespannt<br />
möchte man nun wissen,<br />
was diese stimmliche Mode<br />
unter den heutigen Pop-<br />
Sängerinnen zu bedeuten<br />
hat, was sie aussagt über<br />
die Verfassung unserer Jugend,<br />
über die heutige Zeit<br />
– schließlich lässt sich eine<br />
Zeit durch nichts besser<br />
rekapitulieren als durch<br />
die sie prägende Musik…<br />
Aber nein, nichts, der Inhalt<br />
biegt ab und verliert sich<br />
wieder in Allgemeinplätzen<br />
wie: „Die Stimme ist<br />
als Ausdrucksorgan neben<br />
der sehr variablen Prosodie<br />
gleichzeitig auch Träger unserer<br />
Persönlichkeit.“<br />
Das Buch vermag also nicht, was<br />
die Musik vermag: Es versetzt uns<br />
in keinen Rausch, die ekstatischen<br />
Momente beglückender Erkenntnis<br />
bleiben aus. Immer wieder wird<br />
zwar ein Thema philosophisch angerissen.<br />
Sobald es aber spannend<br />
wird, verweisen die Autoren auf<br />
eine weiterführende Lektüre, deren<br />
Quelle dann im Anhang aufgeführt<br />
ist. Mehr und mehr beschleicht einen<br />
das Gefühl, als verweigerten<br />
sich die Texte regelrecht in eine<br />
Materie einzutauchen.<br />
Diese Essays sind Spaziergänge<br />
ohne klaren Hinweis, wohin die Gedanken<br />
tragen werden. Stattdessen<br />
wechseln die Autoren hin und her<br />
zwischen subjektiver Anschauung<br />
und vermeintlich objektiver Fakten<br />
und genügen sich in ihren gedanklichen<br />
Ausschweifungen selbst. Einen<br />
wissenschaftlichen Anspruch<br />
stellten sie an sich auch gar nicht,<br />
„unterhaltsam und kurzweilig“<br />
sollte die Lektüre sein, die Auswahl<br />
der Themen zwanglos. Das Ganze<br />
wurde denn auch in durchaus vergnüglichem<br />
Stil verfasst, dessen<br />
schwärmerischer Grundton sicherlich<br />
den ein oder anderen zu fesseln<br />
vermag.<br />
„Musik mit Leib und Seele – Was<br />
wir mit Musik machen und sie mit<br />
uns“ von Claudia Spahn und Bernhard<br />
Richter, Schattauer Verlag,<br />
ISBN: 978-3794531295, 232 Seiten,<br />
10 Abb. 19,99 Euro.<br />
Friederike Zimmermann
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 13<br />
Frauen in der Kunst des 20. Jahrhunderts<br />
Neue Ausstellungen, Kataloge, Bücher<br />
Hannah Höch: „Entartet“ - Eine Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim zeigt noch bis 14. August 2016 die Retrospektive „Hannah Höch.<br />
Revolutionärin der Kunst“<br />
Frauen in der Kunst? Man gehe<br />
durch ein beliebiges Museum und<br />
stelle fest: Fast alle ausgestellten<br />
Bilder stammen von Männern und<br />
Frauen müssen nackt sein, um in<br />
die heiligen Hallen zu gelangen.<br />
Mit solchen Feststellungen haben<br />
die sogenannten „Guerilla Girls“<br />
in den 1980er Jahren die Kunstszene<br />
provoziert. Bereits im Jahrzehnt<br />
vorher gab es Versuche,<br />
die Dominanz der Männer in der<br />
Kunst aufzubrechen: Sie erhalten<br />
die meisten Ausstellungen, so erzielen<br />
ihre Werke Höchstpreise<br />
und sie besetzen die Mehrzahl der<br />
Professuren an den Akademien.<br />
Und all dies spielt sich auf einem<br />
gesellschaftlichen Sektor ab, der<br />
sich als unkonventionell versteht?<br />
Erst seit dem 20. Jahrhundert<br />
werden Künstlerinnen zunehmend<br />
wahrgenommen und Vorurteile allmählich<br />
abgebaut; da sie lange unterschätzt<br />
wurden, sind aber viele<br />
ihrer Werke verloren gegangen<br />
oder nie gezeigt worden. In den<br />
letzten zwei Jahren hat man verschiedene<br />
neue Anläufe gemacht,<br />
um diesbezügliche Ausstellungen<br />
zu organisieren. Diese sind mit viel<br />
Recherche-Aufwand verbunden,<br />
weshalb die gleichzeitig entstehenden<br />
Publikationen, die Unbekanntes<br />
oft erstmals dokumentieren, sehr<br />
wichtig sind. Unter dem Titel „Die<br />
Malweiber von Paris. Deutsche<br />
Künstlerinnen im Aufbruch“ hat die<br />
Kunsthistorikerin Kathrin Umbach<br />
kürzlich für das Edwin Scharff Museum<br />
in Neu-Ulm eine Ausstellung<br />
erarbeitet, die danach in Aschaffenburg<br />
gezeigt wurde - ein ausgezeichneter<br />
Katalog ist geblieben.<br />
Die „Malweiber“<br />
Noch um 1900 war verpönt, dass<br />
eine Frau Malerin oder Bildhauerin<br />
werden wollte. Nur in Paris<br />
belächelte man die sogenannten<br />
„Malweiber“- so der Titel einer Karikatur<br />
von Bruno Paul im „Simplicissimus“<br />
- damals nicht. Deshalb<br />
wurde die Stadt zum Sehnsuchtsziel<br />
für Künstlerinnen aus aller Welt, die<br />
u.a. zu den Akademien Colarossi,<br />
Grande-Chaumière und Julian pilgerten.<br />
Hier durften sie gemeinsam<br />
mit Männern in „classes mixtes“<br />
malen, der Anatomie- und Aktunterricht<br />
stand allen offen; das war<br />
in Deutschland zu dieser Zeit noch<br />
undenkbar, hier hatten Frauen erst<br />
ab 1919 Zugang zu den Akademien.<br />
Wer sich vorher der Konvention<br />
widersetzte, brach nach Paris auf,<br />
etwa Paula Modersohn-Becker.<br />
Dort hatte, neben den genannten<br />
Akademien, Henri Matisse (1869-<br />
1954) 1908 eine private „Académie“<br />
gegründet, die etwa von den<br />
Malerinnen Annemarie Kruse,<br />
Marg Moll und Martha Bernstein<br />
besucht wurde. Zudem gab Auguste<br />
Rodin in seinem Atelier Unterricht,<br />
Käthe Kollwitz besuchte ihn oft;<br />
Rodin hat auch das Werk der Bildhauerin<br />
Clara Westhoff geprägt.<br />
Letztere besuchte – ebenso wie<br />
Ida Gerhardi und Maria Slavona -<br />
einen Anatomiekurs in der École<br />
des Beaux-Arts. Die Pionierinnen<br />
des Aktzeichnens trugen jedoch<br />
selbst noch lange, hochgeschlossene<br />
Kleider – und mitunter einen<br />
modernen Hut. Für Künstlerinnen,<br />
die an der Wende zum 20. Jahrhundert<br />
dem erzkonservativen deutschen<br />
Kaiserreich zu entkommen<br />
suchten, war Paris ein Leuchtturm<br />
für die unterschiedlichsten Zielsetzungen,<br />
die etwa im Café du Dôme<br />
am Boulevard Montparnasse debattiert<br />
wurden. Zwar existierten in<br />
München und Stuttgart kleine Privatschulen<br />
und Damenakademien,<br />
die Aufnahme von Frauen hing<br />
jedoch von der Zahlungsfähigkeit<br />
und Erlaubnis eines männlichen<br />
Vormunds ab. Oder war es ausreichend,<br />
jung und hübsch zu sein?<br />
So sah noch 1930 der Kunstkritiker<br />
Julius Meier-Graefe die Bedeutung<br />
von Frauen in der Kunst.<br />
1971 beantwortete die Kunsthistorikerin<br />
Linda Nochlin die Frage,<br />
warum es so wenig große Künstlerinnen<br />
gegeben hat, mit der einfachen<br />
Antwort: Es fehlten einfach<br />
die Voraussetzungen, da Frauen<br />
lange zu keiner künstlerischen<br />
Ausbildung zugelassen waren. Ausnahmen,<br />
die sich meist besonderen<br />
Vätern verdanken, hat es gegeben,<br />
etwa Elisabeth Vigée-Le Brun, Angelika<br />
Kauffmann (1741-1895),<br />
Rosa Bonheur (1822-1899), Mary<br />
Cassat (1844-1926) und Berthe<br />
Morisot (1841-1895); letztere war<br />
an allen Ausstellungen der Impressionisten<br />
beteiligt.<br />
Künstlerinnen auf dem Weg in<br />
die Moderne<br />
Allen Hindernissen zum Trotz<br />
wächst um die Wende zum 20.<br />
Jahrhundert eine Generation von<br />
Künstlerinnen, die sich parallel zum<br />
etablierten Betrieb eine fundierte<br />
Bildung verschaffte und gleichzeitig<br />
am Weg der deutschen Kunst<br />
in die Moderne mitwirkte; die bekanntesten<br />
sind Paula Modersohn-<br />
Becker, Marianne von Werefkin,<br />
Gabriele Münter, Käthe Kollwitz,<br />
Sabine Lepsius, Hannah Höch,<br />
Jeanne Mammen. Sehr lang ist aber<br />
die Liste der hervorragenden Malerinnen,<br />
die relativ unbekannt blieben,<br />
darunter etwa Maria Slavona,<br />
Ida Gerhardi, Anita Rée, Helene<br />
Funke, Maria Caspar-Filser, Julie<br />
Wolfthorn, Ida Kerkovius. Eine<br />
kürzlich in der Kunsthalle Bielefeld<br />
gezeigte Ausstellung „Einfühlung<br />
und Abstraktion. Die Moderne der<br />
Frauen in Deutschland“ hat eben<br />
dieses Kunstschaffen von Frauen,<br />
vom späten 19. Jahrhundert bis zu<br />
den 1930er Jahren, aufgezeigt und<br />
einen Bogen zu späteren Positionen<br />
gespannt, etwa zu Meret Oppenheim,<br />
Maria Lassnig und Christa<br />
Näher. Ein Katalog mit Abbildungen,<br />
Biographien und Essays ist<br />
als wichtiges Dokument geblieben.<br />
Sturm-Frauen<br />
Für Künstlerinnen gab es nicht<br />
zuletzt im Ausstellungsbereich viele<br />
Hindernisse. Der Kunstkenner und<br />
Musiker Herwarth Walden, der 1910<br />
die Zeitschrift „Der Sturm“ sowie<br />
eine gleichnamige Galerie in Berlin<br />
gegründet hat, bildete in der damals<br />
männlich geprägten Kunstszene die<br />
Ausnahme. Er versammelte nicht<br />
nur Kandinsky, Marc, Chagall, Klee<br />
sowie etwa die späteren Dadaisten<br />
Hausmann und Schwitters um sich;<br />
Walden hat auch wesentlich dazu<br />
beigetragen, dass Künstlerinnen<br />
gemeinsam mit männlichen Kollegen<br />
ausstellen konnten, darunter<br />
Natalija Gontscharowa, Sonia Delaunay,<br />
Gabriele Münter, Marianne<br />
von Werefkin und die wegweisende<br />
Alexandra Exter. Diesen weiblichen<br />
Beitrag zur Kunst vor und nach dem<br />
Ersten Weltkrieg hat kürzlich die<br />
Frankfurter Kunsthalle Schirn mit<br />
der Ausstellung „Sturm-Frauen.<br />
Künstlerinnen der Avantgarde<br />
in Berlin 1910 – 1932“ erstmals<br />
konzentriert aufgearbeitet. Zudem<br />
wurde ein gewichtiger Katalog zu<br />
diesen Vertreterinnen des frühen<br />
20. Jahrhunderts ediert; deren Spektrum<br />
reicht von Expressionismus<br />
über Kubismus, Konstruktivismus<br />
bis zur Neuen Sachlichkeit. Die<br />
Dichterin Else Lasker-Schüler hat<br />
Herwarth Walden als „den größten<br />
Künstler und tiefsten Idealisten“ bezeichnet,<br />
den sie je getroffen habe.<br />
Die schwedische Künstlerin Nelly<br />
Roslund hatte übrigens zentralen<br />
Einfluss auf Waldens Ausstellungspraxis.<br />
Agieren im Künstlerpaar<br />
Viele Künstlerinnen zu Beginn<br />
des Jahrhunderts agierten im Künstlerpaar,<br />
etwa Gabriele Münter, Lebensgefährtin<br />
von Kandinsky, oder<br />
Marianne von Werefkin (1860-<br />
1938), Gefährtin von Alexej Jawlensky,<br />
wobei ihr innovatives Potential<br />
oft von Männern absorbiert<br />
wurde. Teil eines Künstlerpaares<br />
war auch Sonia Delaunay, die Textilien<br />
als Farbträger für ihre Arbeiten<br />
entdeckte. Die Französin Marcelle<br />
Cahn verschrieb sich dagegen der<br />
konstruktiven Abstraktion, ebenso<br />
die belgische Künstlerin Marthe<br />
Donas; letztere legte sich das Pseudonym<br />
„Tour Donas“ zu, um ihren<br />
weiblichen Namen zu verdecken.<br />
Auch Else Lasker-Schüler legte sich<br />
mit „Prinz Yussuf“ ein männliches<br />
Alter Ego zu, indessen Marianne<br />
von Werefkin zum Neutrum werden<br />
wollte. Das klassische Zurückstecken<br />
zugunsten von Ehemann oder<br />
Familie findet sich bei Magda Langenstrass-Uhlig,<br />
Mathilde Vollmoeller-Purrmann<br />
sowie Maria Marc.<br />
Weitere wichtige Künstlerinnen des<br />
beginnenden 20. Jahrhunderts sind:<br />
Jacoba van Heemskerck, Hilla von<br />
Rebay, Emmy Klinker und Maria<br />
Uhden; letztere verstarb sehr jung<br />
im Kindbett, wie es damals häufig<br />
vorkam.<br />
Mehrere dieser Künstlerinnen<br />
greifen mit ihren Arbeiten übrigens<br />
auf die Bühnenkunst aus, haben Marionetten<br />
geschaffen und verbinden<br />
Bewegungskonzepte mit Verwandlungslust.<br />
Insgesamt scheint der<br />
Übergang zu den angewandten und<br />
performativen Künsten bei Künstlerinnen<br />
fließender gewesen zu sein<br />
als bei ihren männlichen Kollegen,<br />
was auch damit zusammen hängt,<br />
dass ihnen Kunstgewerbeschulen<br />
und Theater eher offen standen als<br />
Akademien.<br />
Dada-Frauen<br />
2016 wird hundert Jahre Dada<br />
gefeiert, und bei dieser Gelegenheit<br />
werden auch die beteiligten<br />
Frauen besonders hervorgehoben,<br />
etwa mit der Ausstellung „Die<br />
Dada. Wie Frauen Dada prägten“.<br />
Ein gründlich recherchierter<br />
Begleitkatalog befasst sich mit<br />
Sophie Taeuber (1889-1943),<br />
Hannah Höch (1889-1978), Elsa<br />
von Freytag-Loringhoven (1874-<br />
1927), Angelika Hoerle, Céline<br />
Arnauld, Luise Straus-Ernst und<br />
anderen markanten Figuren, die als<br />
Bildende Künstlerinnen, Schriftstellerinnen,<br />
Musikerinnen, Tänzerinnen,<br />
Verlegerinnen und Musen<br />
an der Dada-Bewegung entscheidend<br />
mitwirkten. Oft standen<br />
sie im Schatten ihrer männlichen<br />
Mitstreiter, nämlich Hans Arp,
14 UNIversalis-Zeitung Sommer 2016<br />
Raoul Hausmann, Marcel Duchamp,<br />
Man Ray und Tristan Tzara<br />
– doch das Milieu bot ihnen auch<br />
eine Chance. Während die Arbeiten<br />
von Sophie Taeuber und Hannah<br />
Höch mittlerweile weltweit<br />
in Ausstellungen gezeigt werden,<br />
ist Elsa von Freytag-Loringhoven<br />
weitgehend unbekannt geblieben.<br />
Ebenso geht es der jung verstorbenen<br />
Angelika Hoerle, die sich<br />
im Kreis von Dada-Köln bewegte<br />
und nur 35 Werke hinterlassen hat.<br />
Zu ihr ist dieses Jahr eine fiktive<br />
Biographie erschienen „Die Welt<br />
zerschlagen. Die Geschichte der<br />
Dada-Künstlerin Angelika Hoerle“<br />
(Autorin Uta Bales), die das<br />
schmerzliche Schicksal dieser<br />
Künstlerin verarbeitet.<br />
Hannah Höch gehört zu den bekanntesten<br />
Dadaistinnen und wird<br />
zum 100jährigen Jubiläum mit einer<br />
Einzelausstellung bedacht, die<br />
zunächst im Kunsthaus Stade zu<br />
sehen war und aktuell in der Kunsthalle<br />
Mannheim läuft: „Vorhang auf<br />
für Hannah Höch“. Ausstellung und<br />
Katalog werfen einen neuen Blick<br />
auf Höchs Werk, indem sie Collagen<br />
von ihr zeigen, die Themen wie<br />
auf einer Theaterbühne inszenieren<br />
und sich in Form von Masken<br />
und maskenartigen Gesichtern mit<br />
männlichen und weiblichen Rollen<br />
auseinandersetzen.<br />
Eine bedeutende Dada-Protagonistin<br />
ist auch Emmy Hennings,<br />
die 1916 zusammen mit Hugo Ball<br />
das legendäre Cabaret Voltaire in<br />
Zürich gegründet hat und nach dessen<br />
frühem Tod (1927) seine Nachlassverwalterin<br />
und Biografin war.<br />
Ihre eigenen Texte, die verstreut<br />
in Zeitungen oder kleinen, längst<br />
vergriffenen Ausgaben erschienen,<br />
werden nun erstmals in einer kommentierten<br />
Studienausgabe herausgegeben<br />
und können so überhaupt<br />
entdeckt werden. Es sind spannende<br />
Texte, die nicht nur Einblick<br />
in Hennings‘ Seelenleben geben,<br />
sondern auch die Kunstszene zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts erhellen.<br />
Mit den Dada-Pionierinnen<br />
stehen übrigens viele zeitgenössische<br />
Künstlerinnen im Dialog.<br />
Germaine Richier, Ré Soupault …<br />
Frausein allein ist kein Programm,<br />
das haben sie sich alle hinter die<br />
Ohren geschrieben.<br />
Neueste Veröffentlichungen:<br />
● Katrin Umbach. Die Malweiber<br />
von Paris. Deutsche Künstlerinnen<br />
im Aufbruch. H. Gutbrod (Hg.).<br />
Gebr. Mann Verlag. Berlin 2015<br />
● Die Moderne der Frauen.<br />
Einfühlung und Abstraktion. Jutta<br />
Hülsewig-Johnen, Henrike Mund<br />
(Hg.). Kunsthalle Bielefeld. Katalog:<br />
Wienand Verlag 2015<br />
● Sturm-Frauen. Künstlerinnen<br />
der Avantgarde in Berlin 1910-<br />
1932. Ingrid Pfeiffer und Max<br />
Hollein (Hg.). Kunsthalle Schirn<br />
Frankfurt. Katalog: Wienand Verlag<br />
2015<br />
●Vorhang auf für Hannah Höch.<br />
S. Möllers, A. Schäfer u.a. (Hg.).<br />
Michael Imhof Verlag 2016<br />
● Hannah Höch. Revolutionärin<br />
der Kunst. Das Werk nach 1945.<br />
Inge Herold / Karoline Hille (Hg.).<br />
Edition Braus. Berlin 2016<br />
● Ina Boesch (Hg.). Die Dada.<br />
Wie Frauen Dada prägten. Verlag<br />
Scheidegger & Spiess. Zürich 2015<br />
● Uta Bales. Die Welt zerschlagen!<br />
Die Geschichte der Dada-<br />
Künstlerin Angelika Hoerle. Roman.<br />
Rhein-Mosel-Verlag. Zell<br />
2016<br />
● Emmy Hennings. Gefängnis<br />
- Das graue Haus - Das Haus im<br />
Schatten. Schweizerisches Literaturarchiv<br />
(Hg.). 576 S., zahlr. Abb..<br />
Wallstein Verlag. 2016<br />
● Christa Baumberger, Nicola<br />
Behrmann. Emmy Hennings Dada.<br />
Scheidegger & Spiess. Zürich 2015<br />
● Bärbel Reetz. Das Paradies<br />
war für uns. Emmy Hennings und<br />
Hugo Ball. Suhrkamp 2016<br />
● Maria Marc. „Das Herz droht<br />
mir manchmal zu zerspringen“.<br />
Mein Leben mit Franz Marc. Brigitte<br />
Roßbeck (Hg.). Siedler Verlag<br />
2016<br />
Standardwerke:<br />
● Renate Berger. Malerinnen auf<br />
dem Weg ins 20. Jahrhundert. Du-<br />
Mont Verlag 1982<br />
● Isabel Schulz. Künstlerinnen.<br />
Leben – Werk – Rezeption. Zweitausendeins.<br />
1991<br />
Cornelia Frenkel
Sommer 2016 UNIversalis-Zeitung 15<br />
„Meine Philosophie zielt einzig<br />
darauf ab, mich mit mir selbst<br />
vertraut zu machen (…), mein<br />
Unbestimmtes zu vermindern (…).“<br />
Paul Valéry<br />
Es gibt einen Anlass, den großen<br />
Europäer Paul Valéry (1871 – 1945)<br />
in Erinnerung zu rufen, nämlich<br />
eine endlich erfolgte Taschenbuchausgabe<br />
einer Auswahl seiner<br />
„Denkhefte“. Für viele Autoren ist<br />
und war er eine Referenz, so haben<br />
sich etwa André Gide, Jules Renard,<br />
Harry Graf Kessler, Thomas Mann,<br />
Elias Canetti und Hannah Arendt<br />
auf diesen Autor bezogen, für den<br />
geistige Arbeit auf Übung, Widerspruch<br />
und Selbstreflexion beruht.<br />
Aber Valérys Interesse galt auch<br />
der Krise der europäischen Kultur<br />
und den deutsch-französischen Beziehungen<br />
während und zwischen<br />
den beiden Weltkriegen. In Berlin<br />
sprach er 1926 vor prominentem<br />
Publikum über die Freiheit des<br />
Denkens und Europas Verantwortung<br />
für den Frieden. Er war Mitglied<br />
der Academie Française, viele<br />
Jahre Präsident des P.E.N.-Clubs<br />
und wirkte im Völkerbund mit.<br />
Auf der Suche nach Eigenständigkeit<br />
hat er sein Gehirn wie eine<br />
Wiese abgegrast, um es mit seinem<br />
eigenen Bild zu sagen. Damit steht<br />
er in der französischen Tradition<br />
einer Form des Schreibens, deren<br />
Möglichkeiten erstmals Michel de<br />
Montaigne erkundet hat: ein skeptisches<br />
Reflektieren, das nicht unbedingt<br />
zu allgemeinverbindlicher<br />
„Ich grase meine Gehirnwiese ab“<br />
Erkenntnis führt, aber doch zu Aufschlüssen<br />
darüber, wie das Denken<br />
funktioniert. Um seinen Innenraum<br />
in ruhiger Aufrichtigkeit zu inspizieren,<br />
hat Paul Valéry über ein<br />
halbes Jahrhundert lang seine sogenannten<br />
„Cahiers“ geführt. Vor<br />
fünf Jahren ist daraus eine Auswahl<br />
– unter dem Titel „Ich grase meine<br />
Gehirnwiese ab“ – in der Anderen<br />
Bibliothek ediert worden. Der Band<br />
liegt nun als Taschenbuch vor.<br />
„Die meisten tummeln sich an<br />
der Oberfläche ihrer Natur.<br />
Manche tauchen nackt ein. Andere<br />
mit Tauchgerät.“<br />
Paul Valéry<br />
„Cahiers - Denkhefte“<br />
In 263 einfachen Schulheften, die<br />
er über fünfzig Jahre hinweg führte<br />
(1894-1945), entwickelte Valéry<br />
eine kritische Aufmerksamkeit für<br />
sein Denken und die eigene Person.<br />
Fast täglich, beginnend zwischen<br />
fünf und sechs Uhr morgens, notierte<br />
er Gedanken, Widerreden,<br />
Wahrnehmungen und fragte sich,<br />
wie er sein Leben bewusst zu führen<br />
vermöchte. Viele Themen ergänzte<br />
er durch Zeichnungen und<br />
Aquarelle, mittels Studien von Personen,<br />
Landschaften, Portraits und<br />
Gegenständen.<br />
Er suchte in der Formel „CEM“<br />
(Corps-Esprit-Monde) zu erfassen,<br />
in welchem Spannungsfeld er sich<br />
im Dialog mit der Welt bewegte. Ein<br />
philosophisches System, „in dem<br />
Der Schriftsteller Paul Valéry und seine „Cahiers“<br />
der Körper des Menschen<br />
nicht eine grundlegende<br />
Rolle spielt“, hielt er für<br />
misslungen; der Geist sei<br />
„ein Moment der Antwort<br />
des Körpers auf die Welt“.<br />
Valéry wollte Spezialist<br />
für sich selbst werden<br />
und vertraute dabei auf<br />
keine Autorität. Indem er<br />
sich rückhaltlos des eigenen<br />
Verstandes bediente,<br />
zeigt er sich als Vertreter<br />
des antiken Skeptizismus,<br />
der französischen Moralisten<br />
und der europäischen<br />
Aufklärung. Sogar<br />
„Dummheiten“ wollte er<br />
nicht achtlos vorübergehen<br />
lassen, diese sagten<br />
oft mehr über uns als „unsere<br />
besten Werke“.<br />
Postum (1957 – 1961)<br />
wurden die „Cahiers“ zunächst<br />
in 29 faksimilierten<br />
Bänden ediert. Die auf<br />
Deutsch vorliegende Auswahl<br />
geht auf eine sechsbändige<br />
Edition zurück,<br />
die von den Romanisten<br />
- und wichtigsten deutschen<br />
Valéry-Forschern – Hartmut<br />
Köhler und Jürgen Schmidt-Radefeldt<br />
übersetzt und herausgegeben<br />
wurde. Textgrundlage dieser ersten<br />
deutschen Edition sind die in<br />
der „Bibliothèque de la Pléiade“<br />
erschienenen „Cahiers“, die circa<br />
ein Zehntel des Ausgangsmaterials<br />
umfassen.<br />
Valérys „Denkhefte“ gelten als<br />
wesentliches intellektuelles Experiment<br />
der Moderne. Es sind keine<br />
Tagebücher, die aktuell autobiographisches<br />
Geschehen notieren, sondern<br />
Protokolle einer beharrlichen<br />
geistigen Suchbewegung. Zunächst<br />
vermischen sich in den fortlaufend<br />
geschriebenen Heften alle Themen,<br />
später wurden diese in dreißig<br />
Rubriken geordnet und etwa<br />
betitelt: Ego, Sprache,<br />
Philosophie, System,<br />
Psychologie, Sensibilität,<br />
Gedächtnis, Zeit,<br />
Traum, Bewusstsein,<br />
Aufmerksamkeit, Das<br />
Ich und die Person,<br />
Eros, Gladiator, Mathematik,<br />
Wissenschaft,<br />
Geschichte<br />
und Politik, Kunst und<br />
Ästhetik, Poesie, Literatur.<br />
Thomas Stölzel,<br />
der die vorliegende<br />
Auswahl besorgt hat<br />
und im einleitenden<br />
Essay die geistigen<br />
Konturen Valérys skizziert,<br />
schreibt: „Die<br />
Rubriken sind so arrangiert,<br />
dass jede einzelne<br />
jeweils die volle<br />
Zeitspanne der „Cahiers“<br />
durchläuft und<br />
also neben der thematischen<br />
Ordnung auch<br />
noch die Chronologie<br />
der Denk-, Probier-,<br />
Such- und Erkenntniswege“<br />
nachvollziehbar<br />
macht.<br />
Kindheit und Jugend hatte Paul<br />
Valéry (1871 – 1945) in Sète verbracht,<br />
bereits in jungen Jahren<br />
zeichnete er und verfasste Lyrik;<br />
dann studierte er Jura in Montpellier.<br />
1892 zieht er nach Paris und<br />
heiratet. Zuvor war er infolge einer<br />
alptraumartigen Liebeskrise in<br />
Genua von der Lyrik abgekommen<br />
und wandte sich der Architektur zu.<br />
In dem Essay „Einführung in die<br />
Methode des Leonardo da Vinci“<br />
(1885) legt Valéry sein Ideal geistiger<br />
Arbeit dar, das im systematischen<br />
Forschen besteht. Diesem<br />
Anliegen geht er in verschiedenen<br />
Formen nach, etwa mit dem Prosazyklus<br />
„Monsieur Teste“ oder<br />
mit dem Poem „Die junge Parze“<br />
(1917), das an Stéphane Mallarmés<br />
„Poésie pure“ anknüpft.<br />
Ästhetische Idee und leibliches<br />
Dasein sind für Valéry untrennbar,<br />
dieses Grundpostulat behandelt er<br />
1921 in dem Dialog „Eupalinos oder<br />
der Architekt“ (Rainer Maria Rilke<br />
hat den Text damals sofort ins Deutsche<br />
übersetzt); 1922 verabschiedet<br />
er sich mit dem Gedicht-band<br />
„Charmes“ von der Lyrik und verfasst<br />
zunehmend Essays zu Ästhetik,<br />
Kultur, Politik und ist häufig auf Vortragsreisen.<br />
Bis zu seinem Lebensende<br />
beschäftigte ihn die dramatische<br />
Szenenfolge „Mon Faust“, die von<br />
einem neuen „Mephistopheles“ handelt,<br />
der beobachtet, was sich der<br />
Mensch an abstoßenden Extremen<br />
zumuten lässt; nicht von ungefähr<br />
verfasst während der deutschen<br />
Besatzung Frankreichs im Zweiten<br />
Weltkrieg. Kurz danach schloss dieser<br />
wichtige Europäer die Augen, die<br />
er vorher – mit Gewinn für die Nachwelt<br />
– weit geöffnet hatte.<br />
Paul Valéry: Ich grase meine<br />
Gehirnwiese ab. S. Fischer Verlag,<br />
Frankfurt am Main 2016; 365 S.,<br />
12,99 €<br />
Cornelia Frenkel<br />
Angesteckt vom Theatervirus<br />
Im Gespräch: Lena Schuler und Sebastian Heinricht vom neu gegründeten Theater POWse<br />
Theater POWse<br />
„Kreative Prozesse im Team“, so<br />
das Ziel der neugegründeten Theatergruppe<br />
POWse vom Start-<br />
Up-Zentrum Grünhof e.V. in der<br />
Belfortstraße. Mit Arthur Millers<br />
Flüchtlingsdrama „Ein Blick von<br />
der Brücke“ feierten sie im April<br />
mit fünf ausverkauften Vorstellungen<br />
rauschende Premiere, ihre<br />
zweite Produktion ist für November<br />
geplant. Die beiden Organisatoren<br />
Lena Schuler und Sebastian<br />
Heinricht sprachen mit Marion<br />
Klötzer über ihre Visionen, Pläne<br />
und Erfahrungen.<br />
UNIversalis: Freie Theatergruppen<br />
gibt es in Freiburg jede Menge,<br />
viele davon sind studentische Ensembles.<br />
Was reizte euch daran, das<br />
Theater POWse zu gründen?<br />
Lena: Der Theatervirus hat mich<br />
schon ewig gepackt, ich bin da seit<br />
vielen Jahren aktiv: Während der<br />
Schulzeit leitete ich selbst eine Theatergruppe,<br />
habe Regie bei einem<br />
Kindermusical geführt und immer<br />
wieder geschauspielert. Aktuell<br />
studiere ich im zehnten Semester<br />
Deutsch und Geschichte auf Lehramt.<br />
Die bestehenden Gruppen interessierten<br />
mich nicht so: Ich hatte<br />
viel mehr Lust wieder was Eigenes<br />
zu machen, ohne Casting, ohne Vorgaben.<br />
Und ich wollte nicht nur mit<br />
Studenten spielen, sondern in einer<br />
möglichst gemischten Gruppe.<br />
Sebastian: Bei mir war das ähnlich:<br />
In Heilbronn habe ich selbst<br />
ein Stück geschrieben, nun bin ich<br />
frischgebackener Grundschullehrer<br />
und wollte sehr gern wieder Theater<br />
machen. Als Lena und ich im Mai<br />
die Idee hatten, eine eigene Gruppe<br />
zu gründen, war ich sofort Feuer<br />
und Flamme. Zumal ich schon länger<br />
im Grünhof engagiert bin und<br />
sich dort für uns optimale Bedingungen<br />
boten: Ein Probe- und Aufführungsort,<br />
dem ein interessiertes<br />
Netzwerk angeschlossen ist, das<br />
uns Tipps und Unterstützung bei<br />
Pressekontakten und Marketing anbietet.<br />
Lena: Unser Plan war es, ein Stück<br />
über das Flüchtlingsthema zu machen.<br />
Erst hatten wir sogar angedacht,<br />
selbst eines zu schreiben.<br />
Jedenfalls war die Resonanz riesig:<br />
Auf unsere Zettel in Cafés, Uni und<br />
Bibliothek kamen dann vierzig ganz<br />
unterschiedliche Leute zum ersten<br />
Treffen in den Grünhof, darunter<br />
auch zwei Flüchtlinge. Letztendlich<br />
blieben fünfzehn im Alter zwischen<br />
19 und 32 Jahren fest in der Gruppe,<br />
manche mit und manche ohne Theatererfahrung.<br />
Die meisten davon<br />
sind auch bei der zweiten Inszenierung<br />
mit dabei.<br />
UNIversalis: Eine bunt gemischte<br />
Truppe mit ganz unterschiedlichen<br />
Vorstellungen und Vorerfahrungen<br />
Theater POWse<br />
Ansprechpartner: Lena Schuler,<br />
Sebastian Heinricht<br />
Email: schuler-lena@web.de,<br />
sebastian-heinricht@web.de<br />
Treffen: immer Dienstags um<br />
20.30 Uhr im offenen<br />
Theaterraum, Grünhof<br />
– wie klappt das?<br />
Sebastian: Wir haben von Anfang<br />
an demokratisch gearbeitet, auf Augenhöhe.<br />
Wir diskutierten viel über<br />
das Stück, teilten uns in verschiedene<br />
Arbeitsgruppen auf: Dramaturgie,<br />
Technik, Licht, Bühnenbild,<br />
Requisite, Kostüme, Schauspiel,<br />
Marketing. Lena und ich als Orgateam<br />
koordinierten und versuchten<br />
den Überblick zu bewahren.<br />
Lena: Der Projektcharakter steht<br />
bei uns im Mittelpunkt – und natürlich<br />
die Menschen: Alle, die mitmachen,<br />
sollen Spaß haben. Trotzdem<br />
wurde uns ziemlich schnell<br />
klar, dass wir eine Regie brauchen:<br />
Einen Profi, der sich nur darauf<br />
konzentriert, das große Ganze im<br />
Blick zu behalten. Mit der Schauspielerin<br />
Anke Stocker fanden wir<br />
dann genau die Richtige: Es war ihr<br />
erstes Regieprojekt und ihr erstes<br />
Projekt nach der Babypause. Dank<br />
der vom Grünhof akquirierten Fördergelder<br />
war dann Ankes Mitarbeit<br />
möglich.<br />
Sebastian: Wir machten eine Art<br />
Dreierleitung, arbeiteten ihr zu,<br />
hielten ihr den Rücken frei. Aber<br />
nun brauchten wir einen klar strukturierten<br />
Zeitrahmen. Die ganze<br />
Projektphase hat dann nur zehn<br />
Wochen gedauert, der Knackpunkt<br />
waren unsere zwei Intensivwochen:<br />
Die haben mega viel Spaß gemacht,<br />
da waren wir wirklich auf einem<br />
gemeinsamen Weg. Gerade unter<br />
Druck wurde der kreative Prozess<br />
sehr intensiv.<br />
Lena: So war dann auch die Rollenverteilung<br />
ein gemeinsamer<br />
Entscheidungsprozess, der zu ungewöhnlichen<br />
Besetzungen führte:<br />
Frauen spielten Männer, unser<br />
Hauptdarsteller hatte vorher noch<br />
nie Theater gespielt. Jeder brachte<br />
sein eigenes Talent und seine Connections<br />
ein, plötzlich bekamen wir<br />
von allen Seiten Unterstützung: Der<br />
eine machte Licht, der andere Musik.<br />
Das Theater im Marienbad lieh<br />
uns umsonst seine Anlage. Wir fuhren<br />
nach Staufen und verbrachten<br />
einen ganzen Mittag im Kostümverleih<br />
Funduz, wir tüftelten am<br />
Vorhang herum, bestellten Podeste.<br />
Das war alles sehr aufregend.<br />
UNIversalis: Gibt es im Grünhof<br />
denn überhaupt einen Bühnenraum?<br />
Lena: Nein, das Drumherum ist<br />
etwas anstrengend: Wir müssen<br />
bei jedem Treffen den kompletten<br />
Raum leerräumen, um überhaupt<br />
eine Art Bühne einzurichten. Umso<br />
verblüffender ist es jedes Mal aufs<br />
Neue, wie sich das Großraumbüro<br />
dann in ein Theater verwandelt…<br />
UNIversalis: Und was plant ihr als<br />
Nächstes?<br />
Sebastian: Unser nächstes Stück<br />
soll im November Premiere haben,<br />
das ist schon klar. Also ist auch dieses<br />
Mal ein Zeitrahmen einzuhalten.<br />
Anke Stocker ist als Regisseurin<br />
wieder mit im Boot. Wir möchten<br />
passend zum Winter gerne was<br />
Böses, Gruseliges machen, eine Art<br />
modernes Psychostück, skurril und<br />
komisch. Der Entscheidungsprozess<br />
läuft gerade auf Hochtouren.<br />
Lena: Dafür brauchen wir unbedingt<br />
noch Männer. Wer Lust hat,<br />
kann sich gerne bei uns melden<br />
oder einfach zum nächsten Treffen<br />
in den Grünhof kommen.<br />
Grünhof<br />
Jahrzehntelang war der Grünhof an der Ecke Belfort-/Schnewlinstraße<br />
nahe dem Freiburger Hauptbahnhof eine Traditions- Gaststätte<br />
mit großen Portionen und kleinen Preisen. Ab 2008 gab es mehrere<br />
Pächterwechsel, ab 2011 schlossen die Pforten des denkmalgeschützten<br />
Hauses. Im November 2013 gründeten die Soziologin Martina<br />
Knittel und der Geo- Ökologe Hagen Krohn die Grünhof GmbH und<br />
eröffneten mit dieser Idee Freiburgs erste Denk- Fabrik: Vermietet<br />
werden etwa 40 Arbeitsplätze auf rund 210 Quadratmetern Co- Workspace<br />
tageweise oder länger an kreative Selbstständige und Jungunternehmer.<br />
Ziel: Eine Keimzelle für Ideen zu schaffen, eine gut vernetzte<br />
Plattform für Gründungskultur, Unternehmertum, Gemeinwohlökonomie<br />
und Kultur. Mit Hilfe von Förderprogrammen, verschiedenen<br />
Workshop-Formaten, Beratungen und Veranstaltungen unterstützt der<br />
Grünhof e.V. – Verein für gesellschaftliche Innovation Menschen und<br />
Initiativen dabei, innovative Ideen und Konzepte in folgenden Bereichen<br />
zu entwickeln und umzusetzen: Bildung, Wissenschaft und<br />
Forschung, Kunst und Kultur, Integration & Inklusion sowie bürgerschaftliches<br />
Engagement und politische Teilhabe.<br />
Angeschlossen ist das öffentliche Cafe POW mit täglichem Mittagstisch<br />
und großem Biergarten im Innenhof.<br />
Infos unter www.gruenhof.org
B3<br />
Rhein<br />
Das Outdoorcenter für die ganze Familie auf 720m 2 – Einkaufen zum Outletpreis!<br />
FREIZEIT<br />
Sportliche Mode oder modisch-sportlich<br />
– man weiß es nicht. Noch nie waren<br />
Outdoordesign und Mode so nahe<br />
zusammen. Endlich hat Mode auch<br />
Funktion. Tolle Herbst-/Winterbekleidung<br />
ohne Kompromisse. Große Auswahl<br />
an Daunen, Strick und Winterparkas. Alles<br />
funktionell und doch stadttauglich.<br />
Super Mode – super Preise!<br />
SKI & SKISERVICE<br />
Sie suchen einen Alpin- oder Langlauf-Ski<br />
der zu Ihnen passt?<br />
Werfen Sie einen Blick auf unser Sortiment<br />
– wir beraten Sie hierzu gerne.<br />
Haben Sie bereits Ski, die aber dringend<br />
einen Service benötigen?<br />
Unser Skiservice: Belag ausbessern, Bandvorschliff,<br />
Stein-Strukturschliff, Seiten- und<br />
Unterkantenschliff, Belag heiß wachsen und<br />
polieren. In eigener Skiservice-Werkstatt.<br />
WINTERSPORT-<br />
BEKLEIDUNG<br />
Hochfunktionelle Winterbekleidung für<br />
sportlich Aktive, die eine besonderen<br />
Anspruch an ihre Bekleidung haben. Wir<br />
bieten nicht nur Wetterschutz, sondern<br />
auch topmodische Kombinationen, aus<br />
zueinander passenden Bekleidungsschichten.<br />
Wintersport zum kleinen Preis.<br />
WINTERSTIEFEL<br />
Mit unserem riesigem Winterstiefelangebot<br />
sind sie bei jeder Witterung und Temperatur<br />
trocken und warm ausgestattet.<br />
Isolationswerte bis minus 50 Grad sind<br />
bei den original Kanadischen Winterstiefel<br />
kein Problem. Spezielle Sohlenprofile<br />
für Eis, Schnee und Matsch bieten den<br />
nötigen Halt. Für heimische Wälder und<br />
Wiesen, aber auch für Skigebiete bestens<br />
geeignet. Für besonders warme Füße!!<br />
Über 20 verschiedene Modelle.<br />
RUCKSÄCKE<br />
Wir bieten Ihnen eine breite Auswahl an<br />
über 30 verschiedenen Rucksack-Modellen<br />
der Top-Marke Tatonka. Tages-, Trekking-,<br />
Reise- und Touren-Rucksäcke, speziell als<br />
Damen- oder Herrenvariante, sowie<br />
Rucksäcke für Kinder. Das Besondere: Sie<br />
können gleich fertig bepackte Testrucksäcke<br />
mit realem Gewicht ausprobieren<br />
und auf unserem Parcours Probetragen.<br />
Mit unserem kompetenten Fachpersonal<br />
finden Sie schnell den optimalen Rucksack.<br />
Natürlich führen wir auch das passende<br />
Zubehör, wie Moskitoschutz-Netze, Waschbeutel,<br />
Stausäcke uvm.<br />
SCHLAFSÄCKE und ISOMATTEN<br />
Für den erholsamen Schlaf im Freien! Den richtigen Schlafsack und<br />
Matte für Ihr Outdoor-Abendteuer finden Sie in unserem großen<br />
Schlafsacktestcenter mit extra Liegebereich. Ein breites Spektrum der<br />
Top Marke Lestra steht zur Auswahl.<br />
Wählen Sie aus über 20 verschiedenen<br />
Modellen, passend für Ihre Körpergröße und<br />
den Einsatzbereich. Das Sortiment umfasst<br />
Schlafsäcke für Kinder bis zum Expeditionsschlafsack<br />
sowie Inletts und Hüttenschlafsäcke.<br />
Egal ob Daune oder Kunstfaser.<br />
Vielfach ausgezeichnete Modelle.<br />
TESTBETT IM LADEN<br />
SOFTSHELL<br />
Wer bei seinen Ausflügen weder Wind<br />
noch Wetter scheut, sollte auf die richtige<br />
atmungsaktive Jacke achten. Die Softshelljacke<br />
ist ein wahres Multitalent: ihr<br />
meist weiches Material ist elastisch und<br />
AKTION<br />
daher sehr angenehm zu tragen. Eine<br />
Softshell Jacke ist wasserabweisend und<br />
je nach Konstruktion windabweisend oder<br />
winddicht. Somit ist sie ein unverzichtbares<br />
Bekleidungsstück für Arbeit, Sport<br />
BIS 30.07.2016<br />
und Freizeit.<br />
GROSSER MUSTER- UND<br />
EINZELTEILEVERKAUF<br />
Hier finden Menschen, die gerne<br />
draußen sind nicht nur eine große<br />
Auswahl an Wander- und Trekkingschuhen<br />
sondern auch Ruck- und<br />
Schlafsäcke, Lauf-, Rad- und allgemeine<br />
Funktionskleidung (bis 8 XL).<br />
Obwohl das Geschäft mit seinen 700<br />
Quadratmetern auf Selbstbedienung<br />
ausgerichtet ist, berät auch gerne<br />
kompetentes Fachpersonal.<br />
KOMPASS SPORT versteht sich als<br />
„Haus, das die ganze Familie anspricht<br />
und alle Menschen, die gerne<br />
in der freien Natur sind“.<br />
UND VIELE WEITERE ANGEBOTE IM LADEN<br />
Hier finden Menschen, die gerne<br />
draußen sind nicht nur eine große<br />
Auswahl an Wander- und Trekkingschuhen<br />
sondern auch Ruck- und<br />
Schlafsäcke, Lauf-, Rad- und allgemeine<br />
Funktionskleidung (bis 8 XL).<br />
Kompetentes Fachpersonal berät<br />
Sie gerne in unserem Geschäft in<br />
Eimeldingen auf 700 Quadratmetern.<br />
KOMPASS SPORT versteht sich als<br />
„Haus, das die ganze Familie anspricht<br />
und alle Menschen, die gerne<br />
in der freien Natur sind“.<br />
ISOMATTEN<br />
BIS ZU 50% REDUZIERT<br />
Verschiedene Isomattenmodelle bieten die optimale Grundlage für<br />
Ihre Nacht unter freiem Himmel. Je nach Anforderungen gibt es<br />
leichte Matten, die durch Ihr kleines Packmaß punkten, oder<br />
komfortable Varianten mit erhöhtem Kopfteil oder bis zu 10 cm<br />
hohe Matten auf denen es sich königlich schlafen lässt.<br />
Auch für zwei findet sich die passende<br />
Doppelbettvariante. Auf dem Testbett können<br />
Sie Ihre Auswahl auch probeliegen.<br />
ab € 39,95<br />
AKTIONSPREIS<br />
MIT GROSSER ZELTAUSSTELLUNG<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo – Fr von 10 bis 19 Uhr<br />
Sa von 09 bis 16 Uhr<br />
FOLGE DEINEM WEG<br />
Das Outdoorcenter für die ganze Familie auf 720m 2<br />
Einkaufen zum Outletpreis!<br />
Efringen-Kirchen<br />
Efringen-Kirchen<br />
nach<br />
Freiburg<br />
nach<br />
Freiburg<br />
A5<br />
A5<br />
B3<br />
nach Basel<br />
9 km von Lörrach<br />
12 km von Basel<br />
19 km von Schopfheim<br />
65 km von Freiburg<br />
A98<br />
nach Lörrach<br />
Binzen<br />
FOLGE DEINEM WEG<br />
FUNKTIONSBEKLEIDUNG<br />
In unserem Outdoor-Center in Eimeldingen<br />
finden Sie ein großes Sortiment an Wander-<br />
und Outdoorbekleidung namhafter<br />
Hersteller für jede Witterung. Es erwartet<br />
Sie Qualität, Funktionalität und Strapazierfähigkeit<br />
kombiniert mit modernem Design<br />
zu Outlet-Preisen. Unser vielseitiges Sortiment<br />
umfasst funktionelle Bekleidung für<br />
die ganze Familie auch in besonderen<br />
Größen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />
XS – 8XL und 34 – 56, auch Sonderlängen<br />
MIT FACHBERATUNG ZUM<br />
PERFEKTEN SCHUH!<br />
Unser Schuhsortiment fängt da an, wo die<br />
Natur den Kurs bestimmt.<br />
Weg von der Straße und Spaß am Laufen<br />
abseits von Asphalt. Bei uns finden Sie<br />
über 100 verschiedene Schuhmodelle.<br />
Unser Angebot umfasst viele Bereiche:<br />
Laufen, Trailrunning, Nordic-Walking, Berg,<br />
Wandern, Trekking, Klettersteig, Hochtouren,<br />
Klettern sowie Freizeit.<br />
nach Basel<br />
A18<br />
Herren Wanderschuh<br />
ATAKAMA<br />
Der Klassiker unter den Lafuma Trekking Schuhen,<br />
geeignet für ein- bis mehrtägige Wanderung.<br />
Wasserdicht und atmungsaktiv dank Einsatz der<br />
Lafuma CLIMACTIVE®Membrane. Trittschutz im<br />
Zehenbereich aus Gummi und EVA-Fersenstütze.<br />
Die original Vibram® Sohle ist trittsicher und<br />
rutschfest auf jedem Untergrund.<br />
€ 59,95<br />
statt € 129,95<br />
SCHLAFSÄCKE<br />
BIS ZU 50% REDUZIERT<br />
Wählen Sie aus über 20 verschiedenen Modellen, passend für Ihre<br />
Körpergröße und den Einsatzbereich. Das Sortiment umfasst Schlafsäcke<br />
für Kinder bis zum Expeditions-Schlafsack<br />
sowie Inletts und Hüttenschlafsäcke.<br />
Egal ob Daune oder Kunstfaser. Vielfach<br />
ausgezeichnete Modelle. Ab 500g erhalten Sie<br />
einen ultraleichten Sommerschafsack aber auch<br />
Modelle bis –20 Grad halten Sie im Winter warm.<br />
SO FINDEN SIE UNS<br />
35 kostenlose in Parkplätze Eimeldingen direkt an am der Haus B3<br />
35 kostenlose Parkplätze direkt am Haus<br />
A98<br />
A2<br />
ab € 29,95<br />
AKTIONSPREIS<br />
ÜBERNACHTEN UNTER FREIEM HIMMEL<br />
Für die Nacht in der freien Natur oder auf dem Zeltplatz finden Sie hier<br />
die passende Ausstattung. Ob mit der Familie, allein oder zu zweit – mit<br />
einem guten Zelt macht Campen Spaß. Die Nacht unter den Sternen<br />
bietet den passenden Abschluss für alle möglichen Outdoor-Aktivitäten<br />
wie zum Beispiel beim Paddeltrip mit Freunden. Mit den preisgekrönten<br />
Artikeln von LESTRA, TATONKA und FERRINO wird das Erlebnis Natur<br />
zum Genuss.<br />
nach Lörrach<br />
Kleinbasel 9km<br />
Binzen<br />
Münchenstein 16km<br />
Möhlin 27km<br />
FUSSSCAN-ANALYSE<br />
Sie erhalten eine computergestützte<br />
Fußscan-Analyse mit modernster orthopädischer<br />
Auswertung. Die individuellen<br />
Fußwerte (Länge, Ballenbreite, Fersenbreite,<br />
Ganglinie) werden ermittelt. Mittels<br />
Druckpunktanalyse wird für beide Füße<br />
die Gewichtsverteilung bestimmt und<br />
festgestellt ob evtl. eine Fußfehlstellung<br />
wie z.B. Senkfuß, Knickfuß, Spreizfuß,<br />
Hallux Valgus oder Halux Ridigus vorliegt.<br />
Diese verursachen häufig Schmerzen,<br />
Druckstellen, Verhornungen und können<br />
die Ursache für Fehlstellungen und Schmerzen<br />
z.B. im Knie- und Hüftgelenk sowie<br />
der Wirbelsäule sein.<br />
REISEBEKLEIDUNG<br />
Ob in der Hitze der Wüste (UV-Schutz,<br />
Belüftung) oder in der Nässe Schottlands<br />
(wind-/wasserdicht), in der Kälte des<br />
Nordens (Isolation, Wärme) oder im feuchtwarmen<br />
Amazonasgebiet (Moskitoschutz)<br />
– wir bieten für jedes Reiseziel die<br />
passende Auswahl. Craghoppers Nosilife<br />
bietet nicht nur gegen Mücken und Insekten<br />
wirksamen Schutz sondern auch gegen<br />
Zecken. Bei Nosilife ist der Wirkstoff nicht<br />
wie bei anderen Herstellern von Moskitoschutzbekleidung<br />
in den Stoff eingetränkt,<br />
sondern das Mittel wird direkt in die<br />
Faser eingearbeitet und schadet damit<br />
nur den Insekten und nicht der Haut.<br />
Ideal für Reisen in Malaria-Gebiete, da es<br />
einen sicheren Schutz vor Tropenkrankheiten<br />
bietet.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag – Freitag 10 bis 19 Uhr<br />
Samstag 09 bis 16 Uhr<br />
Kompass Sport GmbH · Hauptstr. 7 · 79591 Eimeldingen<br />
Sie möchten früher über unsere Aktionswochen informiert werden? Dann erstellen Sie sich Ihre persönliche Kundenkarte und erhalten<br />
Tel. +49 7621 - 57 68 60 · info@kompass-sport.de · www.kompass-sport.de<br />
Sie alle Aktionen per E-Mail. Dieser Service ist kostenlos – nutzen Sie alle Vorteile! Mehr auf: www.kompass-sport.de<br />
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Kompass Sport GmbH · Hauptstr. 7 · 79591 Eimeldingen · Tel. +49 7621 - 57 68 60<br />
info@kompass-sport.de · www.kompass-sport.de