die bank 08-2016
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ó FINANZMARKT<br />
Erstens sollen ausländische Beteiligungen<br />
am Bankenkapital in Russland<br />
50 Prozent nicht übersteigen. Diese Regelung<br />
hat zurzeit keine entscheidende<br />
Bedeutung, da <strong>die</strong> ausländische Beteiligungsquote<br />
momentan im Bereich von<br />
25 Prozent liegt. Eine deutliche Steigerung<br />
ist in der nächsten Zeit kaum zu<br />
erwarten. Jedoch wird damit auch eine<br />
Expansion ausländischer Banken auf<br />
dem russischen Markt in der Zukunft<br />
beschränkt.<br />
Zweitens ist das Betreiben von Filialen<br />
ausländischer Banken in Russland verboten.<br />
Filialen können der Kontrolle der<br />
Russischen Zentral<strong>bank</strong> nicht unterliegen.<br />
Ausländische Kreditinstitute haben<br />
damit nur <strong>die</strong> Möglichkeit, durch Beteiligungen<br />
oder durch <strong>die</strong> Gründung von<br />
Tochtergesellschaften in den russischen<br />
Markt einzutreten. Jedoch sollte <strong>die</strong>se<br />
Einschränkung ebenfalls keine allzu<br />
große Bedeutung haben. Auch vor dem<br />
WTO-Beitritt Russlands gab es keine<br />
ausländischen Bankfilialen.<br />
Drittens muss <strong>die</strong> Geschäftsführung<br />
von Tochtergesellschaften ausländischer<br />
Banken <strong>die</strong> russische Sprache im notwendigen<br />
Umfang beherrschen. Diese<br />
Regelung soll eine entsprechende Kontrolle<br />
der ausländischen Bankaktivitäten<br />
in Russland ermöglichen.<br />
nanzierungsmöglichkeiten über <strong>die</strong> dort<br />
vorhandenen, hoch entwickelten Kapitalmärkte.<br />
Damit können sie Kredite unter<br />
günstigeren Konditionen anbieten.<br />
Außerdem verfügen <strong>die</strong> ausländischen<br />
Banken regelmäßig über eine höhere Eigenkapitalausstattung<br />
und sind damit<br />
besser in der Lage, kapital- und risikointensive<br />
Projekte bei großen Kunden zu<br />
finanzieren. Dadurch könnten sie für<br />
viele russische Unternehmen im Vergleich<br />
zu russischen Banken attraktiver<br />
werden. Zusätzlich besitzen ausländische<br />
Banken seit längerem existierende und<br />
höher entwickelte Risikomanagementsysfl<br />
Ausländische Kreditinstitute haben damit nur <strong>die</strong> Möglichkeit, durch<br />
Beteiligungen oder durch <strong>die</strong> Gründung von Tochtergesellschaften in<br />
den russischen Markt einzutreten.<br />
Fazit<br />
Es scheinen offensichtlich durch <strong>die</strong> genannten<br />
Vereinbarungen einige Hürden<br />
für den Zugang von außen zum russischen<br />
Bankenmarkt aufgebaut zu sein.<br />
Trotzdem steht zu erwarten, dass es in<br />
den nächsten Jahren (mindestens aber<br />
längerfristig) zu einer deutlichen Belebung<br />
des Wettbewerbs zwischen russischen<br />
und ausländischen Banken in<br />
Russland kommt. Dabei haben <strong>die</strong> ausländischen<br />
Banken – auch deutsche – a<br />
priori gewisse Vorteile. So besitzen<br />
westeuropäische und nordamerikanische<br />
Banken in der Regel bessere Refi-<br />
1<br />
Kreditorganisationen in Russland<br />
teme. Dies ist ebenfalls als Vorteil am russischen<br />
Markt zu interpretieren.<br />
In jedem Fall sollten zunehmende Aktivitäten<br />
ausländischer Banken in Russland<br />
als positiver Faktor (mindestens in<br />
einer längerfristigen Perspektive) betrachtet<br />
werden. Der Wettbewerb bringt<br />
weitere Impulse für <strong>die</strong> Entwicklung des<br />
gesamten Finanzsektors. Das Eintreten<br />
ausländischer Banken in den russischen<br />
Markt sollte auch <strong>die</strong> Attraktivität Russlands<br />
für ausländische Investitionen<br />
steigern, denn es ist bekannt, dass ausländische<br />
Banken Unternehmen aus ihren<br />
Heimatländern entsprechend begleiten.<br />
Insgesamt ist ein weiteres Engagement<br />
ausländischer Banken auf dem<br />
russischen Markt ein wesentlicher Beitrag<br />
zur Integration Russlands in <strong>die</strong><br />
globalisierende Weltwirtschaft. Hier bieten<br />
sich auch Chancen für <strong>die</strong> deutsche<br />
Kreditwirtschaft.<br />
ó<br />
Autoren: Prof. Dr. Grigorii Feigin ist Professor<br />
für Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität<br />
St. Petersburg, Russland, Prof. Dr. Mario<br />
Straßberger ist Professor für Finanzwirtschaft<br />
und Finanz<strong>die</strong>nstleistungen an der Hochschule<br />
Zittau/Görlitz.<br />
2010 2013 2015<br />
Gesamtzahl der Kreditorganisationen 1178 1094 1056<br />
davon Banken 1124 1027 984<br />
Nicht<strong>bank</strong>en 54 67 72<br />
Kreditorganisationen mit ausländischer<br />
Beteiligung<br />
226 244 231<br />
davon mit 100% -Beteiligung 82 73 76<br />
Quelle: The Central Bank of the Russian Federation (Hrsg.), Review of the Banking Sector of the Russian Federation, 2010-2015,<br />
http://www.cbr.ru.<br />
24 <strong>die</strong><strong>bank</strong> <strong>08</strong>.<strong>2016</strong>