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die bank 08-2016

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FINANZMARKT ó<br />

Preußische Bank, 50 Taler vom 31. Juli 1846 (145 x 101 mm)<br />

Die 1846 errichtete Preußische Haupt-Bank war <strong>die</strong> Zentral<strong>bank</strong> Preußens im frühen Industriezeitalter.<br />

Sie erwies sich auch in schwierigen Zeiten, wie der Handels- und Bankenkrise 1857, als stabil<br />

und handlungsfähig, sodass sie de facto über Preußen hinaus Zentral<strong>bank</strong>funktionen wahrnahm.<br />

Ihre Banknoten in Stückelungen von 10 bis 500 Taler tauschte sie auf Verlangen jederzeit in vollwertiges<br />

Bargeld ein, damals silberne Taler.<br />

ten<strong>bank</strong> hatte gründen dürfen, <strong>die</strong> vier<br />

Jahre später in einer Spekulationsblase<br />

zusammenbrach, waren Banknoten in<br />

Misskredit geraten.<br />

Die Nachfrage der preußischen Wirtschaft<br />

nach Banknoten war jedenfalls im<br />

18. Jahrhundert gering, sodass der Banknotenumlauf<br />

der Königlichen Giro- und<br />

Lehn-Banco bescheiden blieb. Ein weiterer<br />

Grund mag <strong>die</strong> im Alltag wenig praktische<br />

Bankwährung gewesen sein. Denn<br />

Preisverschiebungen der Edelmetalle<br />

führten zu einem unbequemen Umrechnen.<br />

Die Banknote zu 10 Pfund Banco beispielsweise<br />

galt in „Kurantmünze“, dem<br />

im Alltag genutzten Silbergeld, 13 Taler<br />

und 3 Groschen. Insgesamt sollen nicht<br />

mehr als 7.103 Banknoten im Wert von<br />

gut 1,3 Mio. Taler ausgegeben worden<br />

sein, von denen Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

noch etwa <strong>die</strong> Hälfte umlief. Wesentlich<br />

stärker entwickelte sich dagegen das<br />

Depositengeschäft der Staats<strong>bank</strong>. Die<br />

verzinsten Depositeneinlagen stiegen<br />

kontinuierlich von 1,6 Mio. Taler 1770 auf<br />

10 Mio. Taler 1780/81 und weiter bis auf<br />

knapp 33 Mio. Taler 1804. 3 Auf der Aktivseite<br />

nahm <strong>die</strong> Vergabe hypothekarisch<br />

gesicherter Darlehen neben dem Wechselund<br />

Lombardgeschäft kräftig zu.<br />

Während der Eroberungskriege Napoleons<br />

zu Beginn des 19. Jahrhunderts,<br />

insbesondere nach der Niederlage Preußens<br />

1806, geriet <strong>die</strong> Bank in finanzielle<br />

Schwierigkeiten. Einleger zogen Depositen<br />

in großem Umfang ab. Bis 1811 sank<br />

der Depositenbestand um gut ein Drittel<br />

auf nur noch knapp 21 Mio. Taler. Der<br />

Staat musste <strong>die</strong> Bank stützen. Die Banknotenausgabe<br />

wurde 1806 eingestellt.<br />

Stattdessen ging der preußische Staat<br />

zur Ausgabe sogenannter Tresorscheine<br />

über, eine Form von ungedecktem staatlichem<br />

Papiergeld.<br />

Den Anforderungen und dem erheblich<br />

steigenden Finanzierungsbedarf der<br />

aufstrebenden Wirtschaft im Industriezeitalter<br />

des 19. Jahrhunderts konnte <strong>die</strong><br />

angeschlagene Staats<strong>bank</strong> nicht genügen.<br />

Sie wurde 1846 saniert und in eine<br />

Aktiengesellschaft umgewandelt. Das<br />

Eigenkapital wurde massiv aufgestockt,<br />

das Grundkapital der Bank von zunächst<br />

10 Mio. Taler stellten nun zu 90 Prozent<br />

private Aktionäre. Der preußische Staat<br />

beschränkte sich auf eine Minderheitsbeteiligung,<br />

behielt aber maßgeblichen<br />

Führungseinfluss, da er das Direktorium<br />

der Bank bestellte. 4<br />

Die neue „Preußische Bank“ (eigentlich<br />

„Preußische Haupt-Bank“) erhielt<br />

eine neue Bankordnung und ein Notenausgaberecht<br />

von zunächst 21 Mio. Taler,<br />

das sie von Anfang an ausgiebig nutzte.<br />

1856 wurde <strong>die</strong> Notenbeschränkung aufgehoben,<br />

und <strong>die</strong> Bank konnte ihr Banknotengeschäft<br />

nach den Bedürfnissen<br />

der Wirtschaft ausrichten. Dabei musste<br />

sie freilich, wie damals allgemein üblich,<br />

ihre in den Zahlungsverkehr gegebenen<br />

Banknoten zu mindestens einem Drittel<br />

durch Edelmetall decken. In der Praxis<br />

war <strong>die</strong> Deckungsquote meistens deutlich<br />

höher. Auch in schwierigen Zeiten,<br />

wie beispielsweise der Handels- und<br />

Bankenkrise 1857, gelang es der Preußischen<br />

Bank, ihre Banknoten jederzeit auf<br />

fl Selbst in der Deflationsphase 1882 bis 1886 sank der Diskontsatz<br />

nicht unter drei Prozent. Trotz des Preisverfalls wuchs das Sozialprodukt<br />

dabei um insgesamt mehr als zehn Prozent.<br />

Verlangen einzulösen. Sie genoss einen<br />

guten Ruf als solide Noten<strong>bank</strong> und<br />

übernahm über Preußen hinaus Zentral<strong>bank</strong>funktionen<br />

für andere deutsche<br />

Länder. Ihre Banknoten kursierten in<br />

vielen Teilen Deutschlands.<br />

Neben der Preußischen Bank gab es in<br />

Deutschland – nach einer Noten<strong>bank</strong>en-<br />

<strong>08</strong>.<strong>2016</strong> <strong>die</strong><strong>bank</strong> 27

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