die bank 08-2016
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ó BETRIEBSWIRTSCHAFT<br />
Silodenken in Banken<br />
erfolgreich überwinden<br />
PROZESSMANAGEMENT Viele Programme und Methoden (z. B. Lean Management und Six Sigma)<br />
wurden bereits durchgeführt, um Banken schlanker und wettbewerbsfähiger zu machen. Um jedoch<br />
langfristig das klassische Silodenken in den Organisationen überwinden zu können, müssen Mitarbeiter<br />
lernen, prozessorientiert zu denken und zu handeln. Die Autoren haben den Langzeiterfolg einer<br />
Trainingsmethode getestet, <strong>die</strong> Mitarbeitern prozessorientiertes Denken und Handeln mithilfe eines<br />
professionellen Rollenspiels beibringen soll. Michael Leyer | Ann-Kathrin Hirzel<br />
Keywords: Prozessorientiertes<br />
Denken, Rollenspiel, Unternehmensführung,<br />
Organisation<br />
Unternehmen, <strong>die</strong> ein prozessorientiertes<br />
Unternehmensdesign haben, gelten als<br />
wettbewerbsfähiger. Durch den Fokus auf<br />
Prozesse sind <strong>die</strong>se Organisationen kundenorientierter,<br />
weisen geringere Kosten<br />
und eine höhere Ergebnisqualität auf. Die<br />
Vorteile einer Prozessorganisation können<br />
jedoch nur realisiert werden, wenn<br />
<strong>die</strong> einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens<br />
sich auch in ihrem Arbeitsalltag<br />
prozessorientiert verhalten. Im Vergleich<br />
zu einer Funktionsorientierung – auch Silodenken<br />
genannt – zeichnet sich prozessorientiertes<br />
Arbeiten durch eine starke<br />
Kundenorientierung aus. Zudem arbeiten<br />
<strong>die</strong> Mitarbeiter als Team auch über <strong>die</strong><br />
Abteilungsgrenzen hinweg zusammen.<br />
Allerdings ist dafür ein anderes Verständnis<br />
der Aufgabenerledigung bei Mitarbeitern<br />
nötig, da <strong>die</strong>se nicht losgelöst<br />
vom Ergebnis oder anderen beteiligten<br />
Kollegen erledigt werden sollen. So arbeiten<br />
Angestellte in der Kreditsachbearbeitung<br />
beispielsweise gemäß Silodenken<br />
Aufträge nach vorgegebenen Schemata<br />
ab, ohne den Kontext der Kundenbeziehung<br />
weiter zu beachten. Aufträge kommen<br />
im Posteingang des Workflowsystems<br />
an, werden bearbeitet und dann per<br />
Klick weitergegeben. Im Gegensatz dazu<br />
wird bei einer prozessorientierten Herangehensweise<br />
der Gesamtprozess im Auge<br />
behalten, eventuelle Abstimmungen mit<br />
Kollegen, z. B. im Markt, können unkompliziert<br />
vorgenommen werden.<br />
Dimensionen der Prozessorientierung<br />
Prozesse beschreiben <strong>die</strong> Abfolge aller<br />
Aktivitäten, <strong>die</strong> Ressourcen abteilungsübergreifend<br />
in einer Organisation kombinieren,<br />
um Produkte und Services zu<br />
produzieren. Prozessorientierung ist ein<br />
normatives Ideal, das <strong>die</strong> Organisation<br />
und Bearbeitung von Aufgaben entlang<br />
der wertschöpfenden Prozesskette beschreibt.<br />
Im Gegensatz zu einer Funktionsorganisation,<br />
<strong>die</strong> sich verstärkt auf <strong>die</strong><br />
einzelnen Funktionssilos fokussiert, ist<br />
eine Prozessorganisation vertikal entlang<br />
der End-to-End-Prozesse ausgerichtet.<br />
Für ein prozessorientiertes Verhalten<br />
sollten Mitarbeiter neben der Tätigkeit in<br />
ihrem eigenen Arbeitsbereich den gesamten<br />
End-to-End-Prozess kennen und sich<br />
mit ihren Kollegen entlang des gesamten<br />
Prozesses koordinieren. Um eine solche<br />
Prozessorientierung zu entwickeln und<br />
sie in <strong>die</strong> tägliche Arbeitsroutine umzusetzen,<br />
brauchen Mitarbeiter das nötige<br />
Wissen (bzgl. der Aufgaben und deren<br />
Einbettung im Prozess), <strong>die</strong> Fähigkeiten<br />
sowie den Willen (intrinsische und extrinsische<br />
Motivation), <strong>die</strong> eigene Arbeitsweise<br />
anzupassen.<br />
Das Verhalten von Mitarbeitern im<br />
Sinn einer Prozessorientierung kann mit<br />
vier Dimensionen erfasst werden:<br />
óó<br />
Prozesswissen: Um ein Unternehmen<br />
entlang der vertikal verlaufenden Prozesse<br />
zu managen, ist es nötig, dass<br />
<strong>die</strong> einzelnen Mitarbeiter den gesamten<br />
Prozess jenseits ihres eigenen Arbeitsbereichs<br />
kennen und verstehen.<br />
Ohne <strong>die</strong>ses Wissen ist es schwer für<br />
Mitarbeiter, Veränderungen im Prozess<br />
nachzuvollziehen oder Verbesserungspotenzial<br />
zu identifizieren.<br />
óó<br />
Prozessbewusstsein: Das Bewusstsein<br />
der Mitarbeiter für Kundenbedürfnisse<br />
und betriebliche Schlüsselkennzahlen<br />
ist ein weiterer Faktor der Prozessorientierung.<br />
Die Mitarbeiter sollten sich des<br />
Zusammenhangs zwischen ihren Aktivitäten<br />
im Unternehmen und dem Nutzen<br />
für den Kunden bewusst sein.<br />
óAbteilungsübergreifende ó<br />
Abstimmung:<br />
Aufgaben sollten in Absprache mit den<br />
Kollegen bearbeitet werden. Die abteilungsübergreifende<br />
Abstimmung ist dabei<br />
besonders für <strong>die</strong> Prozessorientierung<br />
wichtig. Es fördert <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
zwischen den Mitarbeitern und<br />
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