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die bank 08-2016

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IT & KOMMUNIKATION ó<br />

Nach „Agile“ kommt<br />

„Devops“<br />

BANKEN-IT Zumindest im Privatkundengeschäft wurde zuletzt immer wieder prognostiziert,<br />

dass <strong>die</strong> klassischen Filial<strong>bank</strong>en auf Dauer nicht mit den innovativen, internetbasierten Ideen<br />

und Lösungen der FinTechs mithalten könnten – zumal ihre über Jahrzehnte gewachsene Software-Entwicklung<br />

schnelle und kundenorientierte Lösungen nicht mehr hervorbringe. Doch <strong>die</strong>ses<br />

Denken übersieht wichtige Punkte. Denn <strong>die</strong> Banken-IT ist weiter als viele denken. Prashant Kelker<br />

Keywords: Informationstechnologie,<br />

Organisation<br />

Ein Exkurs in <strong>die</strong> Automobilindustrie zeigt,<br />

warum Banken <strong>die</strong> Konkurrenz von Internet-Firmen<br />

wesentlich weniger zu fürchten<br />

haben als viele andere Branchen. Autoverkaufsportale<br />

verfügen mittlerweile über<br />

viel mehr Informationen über sämtliche<br />

Fahrzeugmodelle und <strong>die</strong> Käufer als <strong>die</strong><br />

Hersteller selbst, darunter Daten über tatsächliche<br />

Marktpreise, Preistendenzen,<br />

Käufervorlieben, Ausstattungsmerkmale<br />

und vieles mehr. Dieser Schatz an Big-Data-<br />

Informationen steht den Herstellern selbst<br />

nicht zur Verfügung, sodass sie <strong>die</strong>se für<br />

zusätzliche datengestützte Services rund<br />

um ihr eigentliches Produkt auch nicht nutzen<br />

können. Ähnliches gilt für den Entertainment-<br />

und Info-Bereich, in dem Apple<br />

und Google <strong>die</strong> Nase vorn haben und nicht<br />

<strong>die</strong> Insellösungen der Autokonzerne.<br />

Bei Banken hingegen stellt sich <strong>die</strong> Situation<br />

ganz anders dar, denn 80 Prozent des<br />

Bankgeschäfts sind letztlich Transaktionen.<br />

Und <strong>die</strong>se laufen über Hintergrundsysteme<br />

und nicht etwa über <strong>die</strong> Schirme<br />

von Smartphones oder Tablets. Das Gros<br />

der Daten verbleibt also bei den Banken,<br />

während <strong>die</strong> Erstellung mobiler Apps keine<br />

große Herausforderung mehr ist. Auch Finanzkonzerne<br />

stellen <strong>die</strong>se mittlerweile innerhalb<br />

weniger Wochen auf <strong>die</strong> Beine.<br />

FinTechs gehen in Banken auf<br />

Derzeit sind zwei Strategien im Bankenumfeld<br />

zu beobachten: Die einen Institute<br />

versuchen über eigene Easy-to-use-<br />

Angebote, Paypal & Co. das Wasser in<br />

ihren Online-Kanälen abzugraben. Die<br />

anderen kaufen <strong>die</strong> zu den eigenen Geschäftsmodellen<br />

passenden Start-ups<br />

einfach auf, wie es jüngst mehrfach geschehen<br />

ist.<br />

Doch nicht nur aufseiten der Daten<br />

(Big Data) üben Internet Companies<br />

Wettbewerbsdruck auf etablierte Großunternehmen<br />

aus, sondern auch über<br />

ihr abweichendes Vorgehen bei der Software-Entwicklung.<br />

Die jüngste Innovation<br />

in <strong>die</strong>sem Bereich nennt sich „Devops“,<br />

das steht für Development & Operations.<br />

Das Vorgehen erweitert den Ansatz<br />

der agilen Software-Entwicklung<br />

um den Betrieb. Zwar brachte „Agile“<br />

ein großes Plus an Schnelligkeit, Flexibilität<br />

und Kundenorientierung in <strong>die</strong><br />

Software-Entwicklung. Doch ihre eigentliche<br />

Bewährungsprobe bestehen auch<br />

<strong>die</strong> agil entwickelten Software-Produkte<br />

erst, wenn sie in Produktion gehen und<br />

der Markt über ihre Akzeptanz entscheidet.<br />

Wenn <strong>die</strong>ses Feedback allerdings<br />

nur zwei- oder dreimal im Jahr erfolgt,<br />

ist <strong>die</strong> während der Entwicklung gewonnene<br />

Geschwindigkeit und Kundennähe<br />

schon wieder dahin. Diese Erkenntnis<br />

führte zum Entstehen des Devops-Ansatzes,<br />

der neben der Entwicklung auch<br />

den Betrieb „agilisiert“.<br />

Software-Updates jeden Tag<br />

Devops zielt auf <strong>die</strong> radikale Verkürzung<br />

der Entwicklungszyklen, z. B. ein Update<br />

jeden Tag. Kommt eine Funktion am<br />

Markt nicht an, kann sie so am Folgetag<br />

einfach wieder abgeschaltet werden. Umgekehrt<br />

lassen sich Produktideen Schritt<br />

für Schritt erweitern, wenn sie bei den<br />

Anwendern auf Begeisterung stoßen: von<br />

der Idee in <strong>die</strong> Produktion innerhalb von<br />

24 Stunden und <strong>die</strong>s dann durchaus auch<br />

mehrmals. Dass <strong>die</strong>se kurzen Zyklen<br />

möglich sind, zeigen zahlreiche Unternehmen,<br />

darunter Google, Apple oder<br />

Amazon, <strong>die</strong> es zum Teil sogar auf mehrere<br />

Tausend Software-Releases pro Tag<br />

bringen.<br />

Wegen solcher Erfolgsgeschichten<br />

nimmt der Devops-Zug derzeit rasant<br />

Fahrt auf. Gestartet als Technologie, entwickelt<br />

sich Devops zu einer umfassend<br />

neuen Philosophie für <strong>die</strong> gesamte IT.<br />

Am Beispiel IT-Sicherheit lässt sich<br />

<strong>die</strong>s gut beobachten. Was nützen agile<br />

Entwicklung und Betrieb, wenn <strong>die</strong> Sicherheitsrichtlinien<br />

noch dem altbekannten<br />

Wasserfallmodell folgen und sich Sicherheitslücken<br />

erst nach Wochen oder<br />

Monaten schließen lassen? Demgegen-<br />

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