die bank 08-2016
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FINANZMARKT ó<br />
Reichs<strong>bank</strong>, 1000 Reichsmark vom 11. Oktober 1924 (190 x 95 mm)<br />
Aufgrund der Währungsgesetze vom 30. August 1924 gab <strong>die</strong> Reichs<strong>bank</strong><br />
nach der verheerenden Hyperinflation neue Banknoten in neuer Währung<br />
von 10 bis 1.000 Reichsmark aus. Trotz offizieller Gold-Devisen-Deckung<br />
war ein Eintausch der Banknoten in Gold nicht mehr möglich. Die Reichs<strong>bank</strong>note<br />
zu 1.000 Reichsmark entsprach dem mehrfachen durchschnittlichen<br />
Monatseinkommen eines Angestellten oder Beamten.<br />
noten umtauschen und „nach Bedürfnis<br />
ihres Verkehrs“ Banknoten ausgeben.<br />
Zugleich war auch sie verpflichtet, ihre<br />
Banknoten zum vollen Nennwert einzutauschen<br />
und für mindestens ein Drittel<br />
der ausgegebenen Reichs<strong>bank</strong>noten im<br />
Wesentlichen Gold vorzuhalten. Der<br />
Rest musste durch diskontierte Wechsel,<br />
für <strong>die</strong> „in der Regel drei, mindestens<br />
aber zwei als zahlungsfähig bekannte<br />
Verpflichtete haften“ mit höchstens drei<br />
Monaten Laufzeit gedeckt werden.<br />
„Das wichtigste Aktivgeschäft der Noten<strong>bank</strong>en<br />
ist <strong>die</strong> Wechseldiskontirung“, heißt<br />
es dementsprechend auch in dem von der<br />
Reichs<strong>bank</strong> aus Anlass ihres 25-jährigen<br />
Bestehens herausgegebenen Jubiläumsband.<br />
Dem Diskontsatz kam große geldpolitische<br />
Bedeutung als Leitzins zu. Er<br />
schwankte im Zeitalter der Goldwährung<br />
in Deutschland (1876 bis 1914) zwischen<br />
3,0 und 7,5 Prozent. Selbst in der Deflationsphase<br />
1882 bis 1886, als <strong>die</strong> Verbraucherpreise<br />
in Deutschland um gut zehn<br />
Prozent fielen, sank der Diskontsatz nicht<br />
unter drei Prozent. 9 Die deutsche Wirtschaft<br />
geriet dennoch in keine Depression.<br />
Trotz des Preisverfalls wuchs das Sozialprodukt<br />
in den Jahren 1882 bis 1886 um insgesamt<br />
mehr als zehn Prozent. 10<br />
Ihre eigene Rolle und ihr Aufgabengebiet<br />
sah <strong>die</strong> Führung der Reichs<strong>bank</strong> wie<br />
folgt: „Die Reichs<strong>bank</strong> ist der letzte Rückhalt<br />
des inneren deutschen Geldverkehrs.<br />
Sie befriedigt jede Steigerung des an sie<br />
herantretenden Geldbedarfs aus eigenen<br />
Mitteln durch eine Vermehrung ihrer Notenausgabe,<br />
(…) während sie auf der anderen<br />
Seite durch <strong>die</strong> Festsetzung ihres<br />
Diskontsatzes den Geldbegehr regulirt<br />
und einer allzu starken Ausdehnung ihres<br />
Notenumlaufs entgegenwirkt.“ 11 Geldwertstabilität<br />
als Ziel geldpolitischer<br />
Maßnahmen oder ein Anstreben einer Inflationsrate<br />
von knapp unter zwei Prozent,<br />
wie es Politik der EZB ist, wäre der<br />
Reichs<strong>bank</strong> fremd gewesen.<br />
Gesetzliche Zahlungsmittel<br />
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren<br />
Banknoten in Deutschland keine gesetzlichen<br />
Zahlungsmittel. Sie wurden es erst<br />
1910, und das galt auch nur für <strong>die</strong> Reichs<strong>bank</strong>noten.<br />
Grundsätzlich mussten Banknoten<br />
jedoch weiterhin auf Verlangen des<br />
Inhabers von der Noten<strong>bank</strong> in Gold eingelöst<br />
werden. Die Deutschen schätzten<br />
ihre Goldmünzen, <strong>die</strong> bis zum Ersten<br />
Weltkrieg den Zahlungsverkehr bestimmten.<br />
Während im Schnitt der Bevölkerung<br />
pro Kopf im Jahr 1913 weniger als eine<br />
einzige Banknote zur Verfügung stand,<br />
waren es immerhin vier Goldmünzen<br />
(Zehn- und Zwanzigmarkstücke). 12<br />
fl Nach dem Bankgesetz von 1875 war <strong>die</strong> Reichs<strong>bank</strong> für <strong>die</strong> Regelung<br />
des Geldumlaufs „im gesammten Reichsgebiete“ verantwortlich.<br />
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im<br />
Sommer 1914 bedeutete eine Zäsur für <strong>die</strong><br />
Zentral<strong>bank</strong>. Die Einlösungspflicht für<br />
Banknoten in Gold wurde direkt zu<br />
Kriegsbeginn aufgehoben. Was als vorübergehende<br />
Maßnahme gedacht war –<br />
wie 1870/71 erhofften <strong>die</strong> Deutschen einen<br />
schnellen Sieg – geriet zur Abkehr<br />
vom klassischen Goldstandard. Die Goldmünzen<br />
verschwanden für immer aus<br />
dem deutschen Zahlungsverkehr.<br />
Das Deutsche Reich finanzierte nun<br />
einen immer größer werdenden Teil des<br />
Staatshaushalts über Kreditaufnahmen.<br />
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