Facetten November 2015

Gastbeitrag
Ein Beispiel zum Nachahmen
Gute Zusammenarbeit zwischen Sozialamt und Sozialgruppe
Am 1. Februar 2014 habe ich die Nachfolge
von Detlev Ruchhöft angetreten und bin
als Leiterin des Kasseler Sozialamtes für die
Versorgung einer Vielzahl Kasseler Menschen
verantwortlich. Seit vielen Jahren besteht zwischen
der Sozialgruppe Kassel e. V. und dem
Sozialamt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Das vielfältige Angebot des Vereins trägt
dazu bei, die Versorgung der Bürgerinnen und
Bürger im Alter sicherzustellen, aber auch
Menschen mit einer Behinderung zu fördern.
Aufgrund der demografischen Entwicklung
nehmen die vielschichtigen Bedürfnisse der
älteren Bürgerinnen und Bürger einen besonderen
Stellenwert ein. Ziel ist es, optimale,
aber auch finanzierbare Lebensbedingungen
zu schaffen. Zum Beispiel mit der Konzeption
des Seniorenzentrums Unterneustadt
hat der Verein es geschafft, sich vom ,klassischen
Pflegeheim’ zu verabschieden und für
80 Menschen moderne Hausgemeinschaften
anzubieten. Qualifizierte und engagierte
Fachkräfte versorgen die Bewohnerinnen
und Bewohner in angenehmer Atmosphäre.
In den acht Hausgemeinschaften leben
an Altersdemenz erkrankte Menschen, die
dank einer besonderen Betreuung am gemeinschaftlichen
Leben teilhaben können.
Die große Empfangshalle, die gemütlich eingerichteten
Gemeinschaftsbereiche und die
lichtdurchfluteten Einzelzimmer mit eigenem
Bad erinnern eher an einen Hotelbetrieb mit
einem Wellnessangebot als an ein Altenheim
– ein Beispiel zum Nachahmen.
Die durch die UN-Behindertenrechtskonvention
im Jahr 2006 geforderte gleichberechtigte
Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen
Leben, in Hessen 2012 durch
den Aktionsplan mit Zielen und Maßnahmen
konkretisiert, ist leider noch keine Realität
geworden. Die Einrichtungen des Vereins
Sozialgruppe Kassel, wie die Kasseler Werkstatt,
tragen aber bereits seit vielen Jahren
dazu bei, benachteiligte Menschen in ein
Arbeitsleben einzubinden, ihr Selbstbewusstsein
damit zu stärken und sie dadurch am
gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.
Ich wünsche mir für die Zukunft die Fortsetzung
der guten Zusammenarbeit und dass
die Sozialgruppe Kassel weiterhin so erfolgreich
für das Wohl der von ihr betreuten
Menschen eintritt!
Ute Pähns (Leiterin des Sozialamtes)
Liebe Leserinnen und Leser,
Intro
wo immer Menschen miteinander sprechen, arbeiten,
denken oder aktiv werden, entstehen: Beziehungen. Im
Miteinander bilden sich auch soziokulturelle Wertvorstellungen.
Respekt, Toleranz und Akzeptanz kommen
nicht von allein, sie müssen im Beziehungsgefüge erarbeitet
werden – leider manchmal sogar hart. Daran, was
und wie viel man bereit ist, in Beziehungen hineinzugeben,
lässt sich besonders die Wichtigkeit der Werte Qualität
und Nachhaltigkeit messen. Hat eine Beziehung für
mich einen hohen Wert, investiere ich Zeit, Engagement
und die eigene Persönlichkeit. Den Erfolg sozialer Arbeit
spürt man an der Qualität und Intensität des Gebens.
Arbeite ich nur eine Zeit ab oder bewirke ich bewusst Beziehungen,
Vertrauen und Verlässlichkeit? Soziale Arbeit
kommt nicht aus ohne ein Bekenntnis zum Menschen
und den Beziehungen auf Augenhöhe.
In der Sozialgruppe Kassel e. V. spielen Beziehungen eine
große Rolle. Und diese Beziehungen haben zahlreiche
Facetten, manche sind offensichtlich, manche erkennt
man erst, wenn man etwas genauer hinschaut.
Viel Spaß beim Lesen der 29. Ausgabe der facetten wünscht
Gerald Reißmann (Vorsitzender des Vorstands)
November 2015 | Facetten 29 3