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Die richtige Dosis finden - Die neue Quadriga

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46_48_Jagnow:Layout 1 20.08.2010 10:06 Uhr Seite 46<br />

Energieeffiziente Haustechnik<br />

<strong>Die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Dosis</strong> <strong>finden</strong><br />

Autoren:<br />

Kati Jagnow,<br />

Ingenieurbüro für Energieberatung,<br />

Braunschweig<br />

<strong>Die</strong>ter Wolff,<br />

Ostfalia Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften, Wolfenbüttel<br />

Es besteht<br />

Regelungsbedarf<br />

Im Niedrigenergiehaus sind<br />

kleine und kleinste Heizleis -<br />

tungen (heute nach Norm<br />

„Heizlasten“ genannt) zu verzeichnen:<br />

20 bis 40 W/m 2<br />

Wohnfläche im Auslegungsfall,<br />

also bei – 10 bis -14°C.<br />

Im Durchschnitt (mittlerer<br />

Teillastfall) wird sogar nur<br />

etwa ein Drittel davon benötigt.<br />

Besitzt die Hülle Passivhausniveau<br />

oder wird eine<br />

Lüftung mit Wärmerückgewinnung<br />

in den Räumen eingesetzt,<br />

verstärkt sich diese<br />

Tendenz. Das Heizsystem ist<br />

daher immer weniger der<br />

Außentemperatur und immer<br />

mehr inneren und solaren Lasten<br />

unterworfen. <strong>Die</strong>s verschärft<br />

sich in Räumen mit<br />

hohem Fensterflächenanteil in<br />

Süd-, Ost- oder Westausrichtung.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung der zentralen<br />

Regelung (Vorlauftemperatur<br />

nach Außentemperatur oder<br />

Temperatur eines Referenzraumes)<br />

wird davon überlagert,<br />

dass eine perfekte dezentrale<br />

Regelung immer wichtiger<br />

wird. Im Zusammenspiel mit<br />

der Dynamik des eingesetzten<br />

–46–<br />

Was bei Heizflächen im Niedrigenergiehaus zu beachten ist<br />

Viel hilft viel – nach diesem Prinzip wurden jahrzehntelang<br />

Heizflächen eingebaut. Doch bei Gebäuden mit geringen<br />

Heizlasten muss anders vorgegangen werden, da ansonsten<br />

schnell unbehagliche Heizsituationen durch Übertemperaturen<br />

entstehen können. Welche Aspekte dabei betrachtet werden<br />

müssen, lesen Sie im zweiten Teil unsere Serie „Energieeffiziente<br />

Heiztechnik“<br />

Heizsystems kommt es auch<br />

wesentlich darauf an wie die<br />

Wärme übertragen wird, ob<br />

z.B. von der trägen Fußbodenheizung,<br />

über schwere Stahloder<br />

sogar alte Gussradiatoren,<br />

schnell reagierende Plattenheizkörper<br />

mit Konvektionsblechen<br />

bis hin zur flinken<br />

Luftheizung.<br />

Flächenheizungen maßvoll<br />

einsetzen<br />

Flächenheizungen haben es<br />

im Niedrigenergiehaus schwer,<br />

wenn sie schwer und träge<br />

sind. Zudem hängt die präzise<br />

Wärmeabgabe einer Flächenheizung<br />

von der genauen<br />

Oberflächentemperatur bzw.<br />

dem Temperaturunterschied<br />

zum Raum ab. Bei etwa 1 Kelvin<br />

Temperaturunterschied<br />

emittiert die Fläche 10 W/m 2 .<br />

Für die im ersten Teil der Serie<br />

beschriebenen Niedrigenergie-<br />

und Passivhäuser ergeben<br />

sich maximale Heizlas -<br />

ten von 40 bis 10 W/m 2 . <strong>Die</strong><br />

sind mit 4 bis nur 1 K Temperaturunterschied<br />

zwischen<br />

Heizoberfäche und Raumluft<br />

zu decken. <strong>Die</strong> Temperaturen<br />

im Netz müssen extrem gering<br />

und die Verlegeabstände der<br />

Rohre im Boden zudem sehr<br />

weit sein. Im Jahresmittel dritteln<br />

sich die notwenigen Übertemperaturen<br />

etwa (1,5 bis<br />

0,3 K!). Das ist mit konventioneller<br />

Reglertechnik kaum genau<br />

einzuhalten. Daraus leiten<br />

sich folgende Empfehlungen<br />

ab:<br />

• Flächenheizungen dürfen<br />

eigentlich nicht mehr vollflächig<br />

verlegt werden.<br />

Wird die wärmeabgebende<br />

Fläche verkleinert (Aussparen<br />

des Randbereichs von Räu-<br />

men), kann die Oberflächentemperatur<br />

etwas höher sein.<br />

• Es dürfen keine schweren<br />

Estriche verwendet werden,<br />

damit die Oberfläche flinker<br />

wird.<br />

<strong>Die</strong>s führt jedoch zusammen<br />

mit dem großen Verlegeabstand<br />

dazu, dass die Lage der<br />

Rohre im Fußboden recht<br />

deutlich zu spüren ist, weil die<br />

ausgleichende Masse fehlt<br />

(Temperaturwelligkeit auf der<br />

Oberfläche).<br />

• Außerdem müssen hochwertige<br />

elektronische Regler<br />

eingesetzt werden.<br />

Trotzdem wird eine Flächenheizung<br />

im Niedrigenergieoder<br />

Passivhaus voraussichtlich<br />

von Phasen der lokalen<br />

Überwärmung begleitet sein.<br />

Damit müssen die Nutzer umgehen<br />

können. Ein Mehrverbrauch<br />

- der relativ hoch sein<br />

kann - ist dann zwar vorhanden.<br />

Weil das Heizkostenniveau<br />

insgesamt sehr niedrig<br />

ist, ist er in absoluten Zahlen<br />

gering, schlägt daher nicht so<br />

sehr auf den Geldbeutel.<br />

<strong>Die</strong> Schweizer [Schmid u.a.<br />

1999] empfehlen den Verzicht<br />

auf eine konventionelle Fußbodenheizung,<br />

wenn der Fens -<br />

terflächenanteil 30 Prozent<br />

der beheizten Fläche überschreitet.<br />

4/2010<br />

Abb.1:<br />

Heizsysteme in Niedrigenergiehäusern<br />

sind immer weniger der Außentemperatur<br />

und immer mehr inneren und<br />

solaren Lasten unterworfen, vor allem<br />

bei hohen Fensterflächenanteilen in<br />

Süd-, Ost- oder Westausrichtung. Das<br />

hat Folgen für die Auswahl und Auslegung<br />

der Heizkkörper oder -flächen.<br />

Das Konvektorprinzip stößt<br />

an Grenzen<br />

Der Einsatz von Konvektoren<br />

in Gebäuden und Räumen<br />

mit geringen Heizlasten ist<br />

noch weitaus kritischer. Konvektoren<br />

leben von dem Prinzip<br />

des Auftriebs. Luft strömt<br />

an den Konvektorblechen vorbei,<br />

wird erwärmt, steigt auf<br />

und zieht von unten frische<br />

Luft nach. Das alles funktioniert<br />

- wie beim Schornstein -<br />

sehr gut, wenn die Konvektoren<br />

eine hohe Temperatur haben.<br />

Das Konvektorprinzip<br />

reagiert sensibel auf zu niedrige<br />

Vorlauftemperaturen.


46_48_Jagnow:Layout 1 20.08.2010 10:06 Uhr Seite 47<br />

4/2010 –47–<br />

Abb. 2:<br />

Konvektorheizkörper – Kritisch bei zu<br />

geringen Netztemperaturen.<br />

Mindestwerte von etwa 50 bis<br />

55°C sollten eingehalten werden.<br />

Alternativ werden zusätzliche<br />

raumweise Gebläse<br />

benötigt. Damit sind Konvektoren<br />

nicht die geeigneten<br />

Heizsysteme für Niedrigenergie-<br />

und Passivhäuser.<br />

Auch in der Modernisierung<br />

sind sie kritisch. Wenn die benötigten<br />

Heizlasten z.B. durch<br />

verbesserte Dämmung sinken,<br />

müsste auch die Temperatur<br />

im Netz gesenkt werden. Das<br />

erfordert den Einsatz von Zusatzgebläsen,<br />

deren Nachrüstbarkeit<br />

nicht überall gegeben<br />

ist. Alternativ wird die installierte<br />

Heizfläche verkleinert,<br />

z.B. durch teilweisen Rückbau.<br />

Das funktioniert beispielsweise<br />

in Schulen gut, wenn mehrere<br />

Heizflächen pro Raum vorhanden<br />

sind. Nach der gezielten<br />

Abtrennung von einzelnen<br />

Heizflächen vom Netz (aber<br />

kein Ausbau wegen der Optik),<br />

können die restlichen<br />

Konvektoren mit hoher Temperatur<br />

weiterbetrieben werden.<br />

Es bleibt aber das Pro-<br />

blem der hohen Wärmeverlus -<br />

te des Netzes durch hohe Vorlauftemperaturen.<br />

<strong>Die</strong> anderen heute üblichen<br />

Heizkörpertypen, z.B. Plattenheizkörper,<br />

auch Röhrenradiatoren<br />

und bedingt Stahlradiatoren,<br />

lassen sich dagegen<br />

problemlos zur Beheizung von<br />

Niedrigenergiegebäuden verwenden.<br />

Spreizung und Mittelwert<br />

müssen passen<br />

Bei einer Neudimensionierung<br />

wird immer wieder gefragt,<br />

ob die Heizflächen eher<br />

groß dimensioniert werden bei<br />

geringem Temperaturniveau<br />

(Vorlauf/ Rücklauf: 50/30° C<br />

bis 55/45° C) oder ob man den<br />

umgekehrten Fall anstrebt mit<br />

hohem Temperaturniveau und<br />

kleineren Heizflächen (65/45°<br />

C bis 70/50° C). Wobei der<br />

Übergang von „groß“ zu<br />

„klein“ nirgends genau definiert<br />

ist. Es sind zwei Hauptmerkmale<br />

der Paarung zu bedenken:<br />

ihr Mittelwert und<br />

ihre Spreizung (Temperaturdifferenz<br />

zwischen Vorlauf<br />

und Rücklauf).<br />

Hohe Mittelwerte führen zu<br />

kleinen Heizflächen, kleine<br />

Mittelwerte zu großen Heizflächen.<br />

Es lassen sich damit<br />

folgende acht Typen klassifizieren<br />

(Tab. 1).<br />

Vorteile von hohen Vorlauftemperaturen:<br />

die Nutzer spüren<br />

die Wärme und eine verstellte<br />

Heizkurve lässt die<br />

Über versorgung nicht ins Un-<br />

Tabelle. 1: Geeignete Heizsysteme für energieeffiziente NEH in Abhängigkeit von den mittleren Systemtemperaturen und<br />

der Spreizung von Vor- und Rücklauf.<br />

Spreizung Mittelwert Typisch für<br />

1 klein klein, etwa 50/40°C Brennwertheizung mit Therme, Brennwertheizung mit Kessel<br />

2 klein mittel, etwa 60/50°C Brennwertheizung mit Therme<br />

3 mittel klein, etwa 55/35° C Brennwertheizung mit Kessel, Wärmepumpen<br />

4 mittel mittel, etwa 65/45° C Brennwertheizung mit Kessel, Niedertemperaturheizung und BHKW<br />

5 mittel<br />

hoch, etwa 70/55<br />

oder 75/55° C<br />

Niedertemperaturheizung und BHKW, Fernwärme, Wärmepumpen<br />

6 groß klein, etwa 60/30° C Brennwertheizung mit Kessel, Fernwärme<br />

7 groß mittel, etwa 70/40° C Fernwärmesysteme<br />

8 groß hoch, etwa 80/50° C im Niedrigenergiegebäude nicht typisch<br />

Energieeffiziente Haustechnik<br />

endliche wachsen. Der Vorteil<br />

kleiner Rücklauftemperaturen<br />

bzw. Mitteltemperaturen ist,<br />

dass der Brennwerteffekt besser<br />

genutzt werden kann. Für<br />

Fernwärme braucht man<br />

große Spreizungen. Für Wärmepumpen<br />

sind niedrige Vorlauf-<br />

bzw. Mitteltemperaturen<br />

erforderlich, um eine gute Arbeitszahl<br />

zu erzielen.<br />

Heizkörpertemperaturen<br />

nicht frei wählbar<br />

Im Neubau wird folgendermaßen<br />

ausgewählt:<br />

• der Bedarf des Raumes wird<br />

festgestellt (maximale Heizlast),<br />

• eine Temperaturpaarung<br />

Vor- und Rücklauf wird<br />

festgelegt (für den Tag der<br />

maximalen Heizlast),<br />

• aus dem Katalog wird ein<br />

Heizkörper gewählt, der so<br />

viel Fläche hat, dass er mit<br />

den Wunschtemperaturen<br />

die notwendige Leistung abgibt.<br />

<strong>Die</strong>ses Vorgehen sei in Neubau<br />

auch weiterhin empfohlen.<br />

Bei der Sanierung von Gebäuden<br />

ist der Vorgang ein<br />

anderer. Es liegen normalerweise<br />

zwei der drei Eingangsgrößen<br />

bereits fest: der <strong>neue</strong><br />

Bedarf des Raumes (Heizlast)<br />

und die Fläche bzw. die<br />

Normleistung des Heizkörpers<br />

(wie vor der Sanierung). Damit<br />

ist die dritte Größe nicht<br />

mehr frei wählbar. <strong>Die</strong> Heizkörpertemperaturen<br />

ergeben<br />

sich daraus!<br />

Der Heizkörper muss nach<br />

der Modernisierung des Hauses<br />

eine bestimmte mittlere<br />

Heizwassertemperatur aufweisen,<br />

damit die bereits installierte<br />

Fläche den vorhandenen<br />

Raum ausreichend erwärmt.<br />

<strong>Die</strong>ser Mittelwert aus Vorund<br />

Rücklauftemperatur wird<br />

dem Planer vordiktiert (z.B.<br />

50° C). Er hat nur noch die<br />

Freiheit, eine Vorlauftemperatur<br />

zu wählen (z.B. 60° C oder<br />

70° C). <strong>Die</strong> Rücklauftemperatur<br />

ergibt sich dann automatisch<br />

(hier entweder etwa 40°<br />

C oder etwa 30° C). <strong>Die</strong> Rücklauftemperatur<br />

in einer Anlage<br />

kann also nicht festgelegt


46_48_Jagnow:Layout 1 20.08.2010 10:06 Uhr Seite 48<br />

Energieeffiziente Haustechnik<br />

Abb. 3:<br />

<strong>Die</strong>se Temperaturspreizung zwischen<br />

Vorlauf (60°C) und Rücklauf (52°C)<br />

bietet noch gerade akzeptable Auslegungstemperaturen<br />

für ein System<br />

mit Brennwerttherme.<br />

Abb. 4<br />

<strong>Die</strong>se Heizkörperregelung eignet sich<br />

nicht für das NEH. Zwei Heizkörper<br />

mit je einem Thermos tatventil in einem<br />

Raum verleiten zur Fehlbedienung.<br />

Soll hier der Sollwert verringert<br />

werden, müssen beide Ventile bedient<br />

werden, sonst gleicht ein Heizkörper<br />

den anderen aus.<br />

werden. Sie wird nur indirekt<br />

beeinflusst durch die Wahl der<br />

Vorlauftemperatur bzw. der<br />

Spreizung. Nicht jede Temperatur<br />

ist möglich. Sie muss so<br />

hoch sein, dass alle Räume<br />

warm werden.<br />

Sanierungsfall:<br />

Bestandsaufnahme und<br />

Neudimensionierung<br />

Das Verhältnis der installierten<br />

Heizkörperfläche bzw.<br />

Normleistung zum Bedarf<br />

(Heizlast) des jeweiligen Raumes<br />

ist allerdings nicht überall<br />

gleich. Räume profitieren<br />

unterschiedlich von einer<br />

(nachträglichen) Dämmung<br />

bzw. einem Austausch der<br />

Fenster. Auch vor der Dämmung<br />

sind häufig nicht alle<br />

Heizkörper gleichmäßig dimensioniert.<br />

Das führt dazu,<br />

dass die Räume eines Hauses<br />

jeweils unterschiedliche Mitteltemperaturen<br />

benötigen<br />

–48–<br />

und demzufolge auch unterschiedlicheRücklauftemperaturen<br />

liefern.<br />

<strong>Die</strong>s ist zu beachten, wenn<br />

Wärmeerzeuger und sonstige<br />

Komponenten der Anlagentechnik<br />

wie Pumpen, voreinstellbare<br />

Thermostatventile<br />

u.ä. für die Modernisierung<br />

gewählt werden. Zunächst ist<br />

für jeden Raum (!) der Heizlastbedarf<br />

zu berechnen, dann<br />

sind die installierten Heizkörper<br />

raumweise aufzunehmen<br />

(Normheizkörperleistung).<br />

Danach ist der ungünstigste<br />

Raum festzustellen und die<br />

Vorlauftemperatur so zu wählen,<br />

dass dieser Raum ausreichend<br />

warm wird. Anschließend<br />

sind für alle Räume die<br />

unterschiedlichen Rücklauftemperaturen<br />

zu bestimmen.<br />

Schließlich sind Vorlauftemperatur<br />

und ein Mittelwert der<br />

Rücklauftemperatur des Hauses<br />

bekannt.<br />

Dann erst kann die Entscheidung<br />

getroffen werden,<br />

ob z.B. ein Brennwertkessel<br />

oder eine Wärmepumpe überhaupt<br />

ohne Tausch von Heizflächen<br />

in Betracht kommt.<br />

Falls nicht ist der Austausch<br />

einzelner Heizflächen sinnvoll.<br />

Für Energiekonzeptersteller<br />

gilt daher: Muss bereits<br />

vor der eigentlichen Fachplanung<br />

TGA über das <strong>neue</strong> Anlagensystem<br />

entschieden werden,<br />

ist zumindest zu bedenken,<br />

dass im Zuge der Konzeptumsetzung<br />

ggf. einzelne<br />

bis schlimmstenfalls alle Heizflächen<br />

getauscht werden<br />

müssen.<br />

Wenn zweierlei Heizflächen<br />

eingesetzt werden<br />

<strong>Die</strong> Kombination von zwei<br />

Heizflächenarten in einem Gebäude,<br />

d.h. Fußbodenheizung<br />

und Heizkörperheizungen,<br />

lässt sich wegen des unterschiedlichen<br />

Temperatur -<br />

niveaus nur mit zwei Pumpen<br />

realisieren. <strong>Die</strong>se klassische<br />

Neubauvariante erfordert mehr<br />

Pumpenstrom als bei nur einer<br />

Heizflächenart, ist ansonsten<br />

jedoch ein gängiges, funktionierendes<br />

Prinzip – aber nur<br />

solange die Räu me jeweils<br />

nur eine der beiden Heizflächenarten<br />

aufweisen.<br />

4/2010<br />

Werden beide Heizflächen<br />

in einem Raum installiert,<br />

scheitert dieses System in der<br />

Praxis meist an einer vernünftigen<br />

Regelung, die eindeutig<br />

definiert, wer Grundlast- und<br />

Spitzenerzeuger ist. In Niedrigenergiegebäuden<br />

ist der<br />

Verzicht auf solche Kombinationen<br />

anzuraten.<br />

Da sowieso vielmehr kleine<br />

Wärmeleistungen pro Raum<br />

benötigt werden, fallen die<br />

Volumenströme eher gering<br />

aus. Wird die Heizlast dann<br />

noch auf zwei Systeme verteilt,<br />

bewirken die geringen<br />

Heizwassermengen oft eine<br />

schlechte Regelbarkeit.<br />

Kritisch ist auch die Verwendung<br />

von zwei Heizkörpern<br />

mit je einem Thermostatventil<br />

in einem Raum. Soll<br />

hier der Sollwert verringert<br />

werden, müssen beide Ventile<br />

bedient werden, sonst gleicht<br />

ein Heizkörper den anderen<br />

aus. Oder die zweite Heizfläche<br />

wird bewusst fast ausgestellt<br />

und nur bei Engpässen<br />

manuell in Betrieb genommen.<br />

In Gebäuden mit kleiner<br />

Heizlast reicht ein Heizkörper<br />

pro Raum – dies spart Kosten<br />

und verbessert die Regelbarkeit.<br />

Alternativ können mehrere<br />

Heizflächen in einem<br />

Raum (z.B. größerem Wohnund<br />

Essbereich) von einem<br />

Thermostatventil aus geregelt<br />

werden.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Heizflächen eines Nie -<br />

drigenergiegebäudes und zugehörige<br />

Regler müssen mit<br />

Bedacht gewählt werden, damit<br />

die Einsparpotentiale des<br />

hoch wärmegedämmten Baukörpers<br />

im realen Betrieb<br />

auch genutzt werden können.<br />

Sonst drohen Mehrkosten im<br />

laufenden Betrieb. �<br />

Literaturverweise<br />

[Schmid u.a. 1999] Schmid, C. et al;<br />

Heizung, Lüftung, Elektrizität; vdf und<br />

Teubner; Zürich und Stuttgart; 1999.

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