28.09.2016 Aufrufe

Vest im Leben 3

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

B U N K E R M U S E U M<br />

reste des Luftschutzbunkers, der <strong>im</strong> Jahr 1943<br />

von Kriegsgefangenen und Mitarbeitern der Zeche<br />

Emscher-Lippe errichtet wurde und heute<br />

dank bergmännischem Anstrich zum lebendigen<br />

Museum geworden ist. Lärm dringt durch<br />

die zwei langen Stollen, die Luft ist feucht, es<br />

riecht nach frisch geschweißtem Metall. In der<br />

Ferne sieht man Funken fliegen. Tatsächlich:<br />

Hier wird gearbeitet, es wird geflext, geschweißt<br />

und geschuftet. „Da bauen wir gerade<br />

das Flöz aus und einen Blindschacht nach. Das<br />

machen zwei Männer, Bernd Duschinski und<br />

Karl-Heinz Mäder, allein und in Handarbeit“, erklärt<br />

Taplikowski. „Alles hier ist in Eigenregie<br />

entstanden.“ Damit meint er unter anderem<br />

das Herausreißen und Rausschleppen von 20<br />

Tonnen altem Bodenbelag aus Beton und das<br />

Rankarren, über den Bach Tragen und Verlegen<br />

von 20 Tonnen neuem Beton. Oder das Abtransportieren<br />

von mehr als 30 Tonnen Schlamm,<br />

Holz und was sonst <strong>im</strong> Bunker lag, als er das<br />

erste Mal von Initiator Herbert Müller und seinen<br />

Kollegen geöffnet wurde. „Ins Rollen gekommen<br />

ist der Stein schon <strong>im</strong> Jahr 2006“, erklärt<br />

Taplikowski und erzählt eine Geschichte,<br />

die auch eine Dattelner Legende sein könnte.<br />

Aber hier ist sie Alltag: Besagter<br />

Initiator Müller, der schon<br />

länger mit dem Gedanken gespielt<br />

hatte, die Bergbaugeschichte<br />

Dattelns nicht in Vergessenheit<br />

geraten zu lassen,<br />

traf bei einem Spaziergang –<br />

natürlich am Kanal – den damals<br />

amtierenden Bürgermeister<br />

Wolfgang Werner.<br />

Schnell kam man ins Gespräch,<br />

dem die Idee entsprang,<br />

den ehemaligen, in<br />

keinem Archiv geführten Luftschutzbunker<br />

an der Heibeckstraße<br />

dafür zu nutzen, Bergbaugeschichte<br />

in Datteln lebendig<br />

zu machen. „Anfang<br />

2010 ging es dann tatsächlich los – der erste<br />

Vorstoß in das alte Bunkersystem gelang.“ Der<br />

Streckenausbau, der heute den beeindruckenden<br />

Eingang bildet, folgte 2011 und wurde aus<br />

„geraubtem“ Material gebaut. „Das heißt nicht,<br />

dass wir es geklaut haben, sondern dass es aus<br />

einem zurückgebauten Bergwerk kommt und<br />

sonst auf den Schrott gewandert wäre.“<br />

„Alles hier ist in Eigenregie entstanden.“<br />

Von rechts: Jürgen Taplikowski, Herbert Müller, Wilfred Popielas, Bernd Duschinski, Karl-Heinz Meder, Peter Jockheck, Andreas Schneider<br />

Nach und nach nahm das Projekt Gestalt an, <strong>im</strong>mer<br />

mehr originale Bergbaugegenstände fanden<br />

ihren Weg als Spende in das Museum. „Alles,<br />

was die Kumpel in Garagen und auf Dachböden<br />

noch rumliegen hatten, haben wir hier. Aber<br />

auch echte Förderwägen und sogar ein originales<br />

Grubenfahrrad aus der Zeche Auguste Victoria<br />

– mit einem Mutterklötzken aus zersägten<br />

Stempeln.“ Zudem lassen sich echte Modelle<br />

von riesigen Bergwerksmaschinen aus der<br />

Bergbauschule in Recklinghausen, Telefone aus<br />

alten Gruben oder ein erstaunlich gut erhaltenes<br />

Fahrmarkenbrett (ein früher Vorgänger der<br />

Stempeluhr) entdecken. Der aktuelle Bürgermeister<br />

Dattelns, André Dora, stiftete eine Statue<br />

der Bergmannspatronin Barbara, die nicht in<br />

seinem Büro verstauben sollte. Der Pastor der<br />

ortsansässigen Amanduskirche überließ den<br />

Bergmännern Bänke, die aus genau diesem<br />

Bunker stammen sollen. Neben all dem Bergwerkscharme<br />

erinnern gerade diese Bänke an<br />

die Vergangenheit der niedrigen Schächte. Taplikowski<br />

erzählt von einer Besucherin, die selber<br />

als Kind in diesem Bunker saß, als eine Bombe<br />

<strong>im</strong> Kanal einschlug, Wasser einflutete und sie<br />

mit Wasser bis zum Hals gerade noch fliehen<br />

konnte. Auch das gehört zu der Geschichte dieses<br />

Ortes, die die Männer des Vereins mit so viel<br />

Enthusiasmus und Leidenschaft erhalten.<br />

Finanzielle Unterstützung von Stadt oder Land<br />

bekommen sie dafür zwar nicht, <strong>im</strong>merhin aber<br />

einen Gestattungsvertrag, der ihnen erlaubt,<br />

sich auf dem Gelände aufzuhalten, herumzufahren,<br />

zu bauen, zu machen und zu tun. „Finanzieren<br />

tun wir uns durch Spenden. Und wir verkaufen<br />

unsere Pins und öfters steigt auch mal eine<br />

Fete hier, vom Geburtstag über den Junggesellenabschied<br />

bis zum Parteifest.“ Dazu öffnet<br />

das Museum auf Anfrage auch an Sonderterminen,<br />

auch für Gruppenführungen, Schulklassen<br />

usw. Alle Veranstaltungen in<br />

dem gemeinnützig geführten<br />

Museum stemmen die Vereinsmitglieder<br />

selbst und aus eigener<br />

Motivation. Woher die<br />

kommt? Lachend antwortet<br />

ein Bergmann be<strong>im</strong> Gruppenfotoschießen:<br />

„Einmal doof, <strong>im</strong>mer<br />

doof!“ Ein anderer erwidert:<br />

„Quatsch! Die Liebe zum<br />

Bergbau ist unsere Motivation!“<br />

St<strong>im</strong>men tut wohl vor allem<br />

eins: Einmal Bergmann,<br />

<strong>im</strong>mer Bergmann.<br />

Bunkermuseum Datteln, Heibeckstraße,<br />

Di+Do 15–17 Uhr,<br />

bunker-datteln.de<br />

...<br />

Obst • Beerenobst • Rosen • Kletterpflanzen • Laub- und Nadelgehölze •<br />

Formgehölze • Garten-Bonsai • Stauden • Saisonpflanzen • Pflanzgefäße •<br />

Gartendekoration • Dünger • Pflanzenschutz • Glaskunst • Klangspiele<br />

■<br />

GartenBaumschule Pasch<br />

Dorstener Straße 96 · 45768 Marl · Tel. 02365/ 13595<br />

Mo. – Fr. 9.00 – 18.30, Sa. 9.00 – 16.00, So. Schautag, 10 – 16 Uhr<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!