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Di Bler Nr. 58

Die zweite Ausgabe im Jahr 2016.

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<strong>Di</strong>e Zeit der Wandervögel / <strong>Di</strong>e Feuerwehr<br />

13. Seite<br />

<strong>Di</strong>e Zeit der Wandervögel<br />

<strong>Di</strong>e Feuerwehr lud zum Dorffest<br />

„Petrus hat heute ein schlechtes Timing“, befand eine Besucherin<br />

betrübt, als der Himmel pünktlich zu Beginn des Feuerwehrfestes<br />

seine Schleusen öffnete. Der Regen blieb ein beständiger<br />

Begleiter und minderte die Besucherzahl: „Es sind deutlich weniger<br />

Kinder und Erwachsene als sonst, aber wir machen einfach<br />

das Beste draus“, gab Wehrführer Volker Bartling unverzagt die<br />

Parole aus.<br />

Wer gekommen war, erlebte ein kurzweiliges Fest mit Spielen,<br />

appetitlichen Genüssen, Klönschnack und Tanz. Während sich<br />

im Nachmittag die Jüngsten auf der Hüpfburg, einem Surf-Simulator,<br />

beim Ponyreiten, bei Rundfahrten in den Feuerwehr-Fahrzeugen<br />

und später bei der Kinderdisco vergnügten, übten die<br />

Erwachsenen den richtigen Umgang mit Feuerlöschern oder<br />

stärkten sich bei Kaffee und Kuchen.<br />

Gut beschirmt trafen sich die Besucher zum Abend hin in der<br />

kleinen Budenmeile, die diesmal zwecks Lärmminderung hinter<br />

Anfang 1950 begann die Zeit der Wandervögel, das<br />

waren junge Frauen und Männer, die mit ihrem Fahrrad in<br />

den großen Ferien auf Wanderschaft fuhren. Ein beliebtes<br />

Reiseziel war damals schon Sylt. Ein Teil der damaligen<br />

Kasernenanlagen wurde als Jugendherberge genutzt und<br />

war als Unterkunft beliebt. Ich, ein Kind vom Bahnhof<br />

Morsum, wohnte mit meiner Familie im westlichen Teil des<br />

Bahnhauses gegenüber vom Bahnhof, in dem mein Opa<br />

als Bahnbeamter <strong>Di</strong>enst tat. Unser Spielplatz war das Umfeld<br />

vom Bahnhof, das erlaubte uns viele Besonderheiten<br />

wahrzunehmen wie im Sommer die Anreisen der Wandervögel.<br />

In den ersten Tagen der großen Ferien kamen<br />

zeitweise bis zu hundert Wandervögel mit dem Fahrrad<br />

an, die dann aus dem so genannten Packwagen entladen<br />

wurden. Das Reisegepäck dieser Leute bestand aus der<br />

ehemaligen Kriegsausrüstung wie Rucksack, Ranzen und<br />

Feldkochgeschirr. Es kam schon vor, dass der eine oder<br />

andere eine Gitarre oder Mundharmonika dabei hatte.<br />

Unsere Neugierde, woher sie denn mit dem Rad kamen,<br />

war groß und so hatten wir Gelegenheit genug, am Tag<br />

der Abreise während der Wartezeit auf den abfahrenden<br />

Zug mit ihnen zu reden. Während aus Zeitvertreib<br />

schon mal die Gitarre oder auch die Mundharmonika erklang,<br />

erzählten andere, woher sie kamen. Viele von ihnen<br />

kamen aus dem Ruhrgebiet, aber ich kann mich erinnern,<br />

dass auch welche aus dem Rhein-Main-Gebiet dabei<br />

waren. Es war für uns bewundernswert, dass diese großen<br />

Strecken mit dem Rad gefahren wurden, um aus dem<br />

zerstörten und gerade im Wiederaufbau befi ndlichen<br />

Deutschland kommend, ein paar schöne Tage der Erholung<br />

auf Sylt genießen zu dürfen. Reinhold Schmitz<br />

das Gerätehaus verlegt worden war. Der Regen konnte hier<br />

die Stimmung nicht trüben. „Ich komme gerne hierher, weil das<br />

ein typisch einheimisches Fest ist“, erklärte Volker Macht aus<br />

Niebüll. Auch für Rudi Thaermann aus Westerland ist der Besuch<br />

seit Jahren Usus, „denn hier kann man noch einen richtig<br />

schönen Schnack halten“.<br />

„<strong>Di</strong>e Begegnungen auf dem Fest stärken die Dorfgemeinschaft“,<br />

betonte Alfred Bartling von den Morsumer Kulturfreunden.<br />

Ebenfalls unter den wetterfesten Gästen: Morsums Pastor Ekkehard<br />

Schulz, der unterstrich: „Jeder Besucher belohnt die Mühen<br />

der Feuerwehr.“<br />

Auch beim Dorffest ein Thema: Der Brexit. Und der könnte<br />

womöglich Auswirkungen bis nach Morsum haben: „Es mehren<br />

sich Stimmen, die jetzt für einen Austritt Morsums aus der Gemeinde<br />

Sylt plädieren“, hatte Alfred Bartling in den vergangenen<br />

Tagen festgestellt.<br />

Frank Deppe<br />

Hoch zu Ross: Das Ponyreiten war ein beliebter Programmpunkt<br />

Gut beschirmt: Trotz Regen ließen sich die Besucher die Laune nicht<br />

verderben Fotos: Deppe

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