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Höxter Kurier 480

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<strong>Höxter</strong>-<strong>Kurier</strong> Nr. <strong>480</strong> 8. Oktober 2016 Seite 3<br />

Einst war er prächtig, schön und einzigartig,<br />

der Felsenkeller in <strong>Höxter</strong>.<br />

Übrig geblieben ist davon nur noch<br />

eine hässliche Ruine, die im Inneren<br />

wegen Einsturzgefahr eine Gefahr<br />

für Leib und Leben birgt. Genau<br />

zehn Jahre nach dem Großbrand<br />

hat sich die Natur das Gelände des<br />

Felsenkellers zurück geholt. Es gibt<br />

nun Hoffnung, dass die alte Brandruine<br />

endlich verschwindet: Vor etwa<br />

sieben Wochen hat die Norddeutsche<br />

Landesbank Hannover die Zwangsversteigerung<br />

des sogenannten „F-<br />

Kellers“ beantragt.<br />

Zwangsversteigerung<br />

beantragt<br />

Auch ein Gutachter soll mit einem<br />

Wertgutachten beauftragt worden<br />

sein, sagt Jochen Lott aus Bielefeld.<br />

Der 76-jährige Bielefelder möchte<br />

die Ruine beseitigen lassen und in<br />

Wohngebäude auf dem Grundstück<br />

investieren. Lott lebte zwischen 1950<br />

und 1958 in <strong>Höxter</strong>. Den Felsenkeller<br />

kennt er sehr gut, er hat dort viele<br />

Schulfeste gefeiert. Für ihn sei es<br />

eine Herzensangelegenheit, endlich<br />

einen Schlussstrich unter die Angelegenheit<br />

zu ziehen, sagte Lott. Lange<br />

möchte er aber nicht mehr warten,<br />

bis das Grundstück endlich zum<br />

Verkauf steht, er werde schließlich<br />

nicht jünger, sagte Jochen Lott.<br />

Das Grundstück ist verschuldet.<br />

Sechs Gläubiger warten auf ihr Geld<br />

und hoffen auf den Verkauf, erklärte<br />

Lott. Er ist aber zuversichtlich, dass<br />

die Angelegenheit nun in Schwung<br />

kommt. Allerdings stand schon<br />

im Februar 2007 die Überschrift<br />

„Trümmer des Ballhauses werden<br />

Ende März abgefahren – neues<br />

Bauland entsteht“ in einer Zeitung<br />

veröffentlicht. Es bleibt zu hoffen,<br />

dass es nun endlich soweit ist und<br />

nicht mehr lange dauert, bis die<br />

Ruine beseitigt ist. Die Abtragung<br />

der Ruine würde geschätzt 80.000<br />

Euro kosten, ergänzt Lott.<br />

Vor fast genau 10 Jahren, am 17.<br />

Oktober um kurz nach vier Uhr<br />

morgens, wurden die Nachbarn des<br />

Felsenkellers durch lautes Knacken<br />

und Knistern wach. Da loderten die<br />

Flammen bereits aus dem Dachstuhl.<br />

Viel zu retten gab es aufgrund des<br />

mangelnden Brandschutzes des 170<br />

Jahre alten Gebäudekomplexes von<br />

der Feuerwehr aber nicht mehr. Das<br />

Feuer rannte blitzartig durch die alte<br />

Festhalle aus Fachwerk, die komplett<br />

mit Holz ausgekleidet war. Aufgrund<br />

der gut brennenden Bausubstanz war<br />

der Feuerwehreinsatz auch nach<br />

Stunden noch nicht beendet. Es<br />

Der Felsenkeller in <strong>Höxter</strong> im Oktober 2016<br />

Zwangsversteigerung ist beantragt<br />

Das Bild entstand im August diesen Jahres, die Ruine hat sich die Natur geholt.<br />

sollte Tage dauern, bis die letzten<br />

Glutnester gelöscht werden. 112<br />

Feuerwehrleute haben gegen die<br />

Flammen gekämpft und dennoch<br />

verloren. Lediglich einen abgestellten<br />

Pkw mit Anhänger konnten der<br />

Feuerwehrleute damals retten.<br />

Brandermittler, die extra aus Köln<br />

nach <strong>Höxter</strong> angereist waren, gingen<br />

von Brandstiftung aus. Weil die Gebäude-Versicherung<br />

bis heute nicht<br />

gezahlt hat und wegen der Schulden<br />

hat sich auf dem 6000 Quadratmeter<br />

großen Areal bis heute nichts bewegt.<br />

Zur Geschichte des<br />

Felsenkellers<br />

Der Felsenkeller in <strong>Höxter</strong> wurde<br />

1837 von der Brauerei Oppermann<br />

errichtet worden. Generationen von<br />

<strong>Höxter</strong>anern haben hier gefeiert, ob<br />

beim Abschlussball der Tanzschule<br />

oder später bei Konzerten der<br />

Ärzte, der Toten Hosen oder vielen<br />

anderen bekannten Rockgrößen des<br />

Showgeschäftes. Das ursprüngliche<br />

Berg- und Ausflugslokal „Felsenkeller“<br />

wurde nach dem ersten verheerenden<br />

Brand im Jahr 1897 wieder<br />

neu auf- und umgebaut. Historiker<br />

gehen nicht davon aus, dass Teile des<br />

alten Gasthauses 1898 im Neubau<br />

verwendet wurden. Das Gebäude hat<br />

seinen Namen von einem dem Felsen<br />

erhalten, auf dem er errichtet wurde,<br />

in dem sich ein großer Keller befindet.<br />

Wie auch andere Felsenkeller<br />

wurde dieser Jahrzehnte zum Gären<br />

und Lagern von Bier genutzt. Wie<br />

schon das ursprüngliche Gebäude,<br />

so wurde der Felsenkeller nach 1898<br />

als Schank- und Speisewirtschaft mit<br />

Tanzstätte, Saal und Garten betrieben.<br />

Es ist überliefert, dass Besitzer<br />

Oppermann mit Hotelbesitzer Friedrich<br />

Piepenbrok beim Skatspielen<br />

in dessen Hotel „Stadt Bremen“ in<br />

<strong>Höxter</strong> ein Tauschgeschäft vornahm.<br />

So tauschte Heinz Oppermann 1920<br />

seinen Felsenkeller gegen das Hotel<br />

„Stadt Bremen“. 1925 bekam der<br />

Felsenkeller den Zusatz „Parkhaus<br />

Felsenkeller“, weil er direkt am<br />

Stadtpark von <strong>Höxter</strong> lag. Ab 1924<br />

wurde der Gesamtkomplex, bedingt<br />

durch wechselnde Eigentümer mehrfach<br />

erweitert und umgebaut, wobei<br />

die denkmalwerte Architektur eines<br />

stadtnahen Aussichts- und Festlokales<br />

der baufreudigen Zeit um 1900<br />

erhalten blieb.<br />

Während des zweiten Krieges<br />

wurde der Felsenkeller bis 1945 als<br />

Lazarett der Wehrmacht genutzt.<br />

Nach dem Krieg befand sich das<br />

Gebäude in einem sehr schlechten<br />

Zustand. Die Soldaten hatten die<br />

Möbel verheizt und der Betrieb<br />

musste gänzlich neu aufgebaut werden.<br />

Unter dem Felsenkeller gab es<br />

historische Eiskeller und Gewölbe,<br />

die bis zur heutigen Bundesstraße gereicht<br />

haben und dort auch noch heute<br />

sichtbar sind. Viele Gänge mussten<br />

wegen der Bergsicherheit mit Beton<br />

verfüllt werden. Dabei handelte es<br />

sich um die Eiskeller des 19. Jahrhunderts<br />

für das Gasthaus sowie für<br />

die Bierlager der Brauerei Krekeler.<br />

Mehrere hunderttausend Euro hatte<br />

die Verfüllung das Land gekostet.<br />

Der Felsenkeller war die damalige<br />

Party-Location schlechthin. Reiterund<br />

Bauschulfeste, Geburtstage und<br />

Fotos: Thomas Kube<br />

Hochzeiten, Karnevalsfeiern und<br />

Veranstaltungen der Schützengilde<br />

fanden dort statt. Beim Schützenfest<br />

wurden hier die Königspaare proklamiert<br />

und danach zog man vom Berg<br />

in die Stadt hinein.<br />

1976 eröffnete das Bergrestaurant<br />

Felsenkeller als eines der ersten<br />

italienischen Gasthäuser in <strong>Höxter</strong>.<br />

Sein Pächter, ein Italiener namens<br />

Azzolini, wurde damit sehr erfolgreich.<br />

Aus familiären Gründen<br />

musste er sein Lokal Anfang der 80-<br />

er Jahre allerdings aufgeben. Nach<br />

zwei weiteren Betreibern ging der<br />

Felsenkeller 1982 in den Besitz von<br />

Gabriele Brenke und Uwe Linsdorf<br />

über. Sie führten ihn als Diskothek<br />

bis zu dem vernichtenden Brand im<br />

Oktober 2006.<br />

Besonders in den 1980er und 90er<br />

Jahren hatte der Felsenkeller seine<br />

ganz besondere Bedeutung für<br />

<strong>Höxter</strong>: Er war der Jugendtreffpunkt<br />

der Stadt und sehr beliebt bei den<br />

Jugendlichen. Hier begegneten sich<br />

pro Wochenende bis zu 2500 Gäste<br />

laut Uwe Linsdorf. Seit Beginn des<br />

Diskothekenbetriebes wurden hier<br />

nahezu 600 Konzerte veranstaltet.<br />

Topstars brachten die Generationen<br />

zusammen: Ärzte, Prinzen, Tote<br />

Hosen, Fury in the Slaughterhouse,<br />

Wishbone Ash, Anne Clark, Jürgen<br />

Drews, Commodores, Alexis Korner,<br />

Lucilectric, Liquido, Jazzkantine<br />

oder Django Edwards rockten die<br />

Keller-Bühne. Das Ballhaus wurde<br />

in einem Atemzug mit großen Konzerthallen<br />

wie dem Hunky Dory in<br />

Detmold oder dem PC 69 in Bielefeld<br />

genannt.<br />

TKu<br />

„Der Hellseher – SOKO HX“ erscheint als erster<br />

Kriminalroman im Verlag Jörg Mitzkat<br />

Kommissar Brixmeier<br />

ermittelt in <strong>Höxter</strong><br />

In <strong>Höxter</strong> verschwindet die Tochter eines angesehenen Geschäftsmannes.<br />

Kriminalhauptkommissar Erwin Brixmeier ist alles andere als begeistert,<br />

„für irjendwelche verzogenen Luxusblagen dat Kindermädchen zu spielen“.<br />

Dann wird dem ostwestfälischen Original mit Oberkommissarin Katja von<br />

Sternberg auch noch eine junge Kollegin zur Seite gestellt, die so gar nicht<br />

zum antiquierten Frauenbild Brixmeiers passt. Zwar bleiben Reibereien<br />

zwischen den beiden Ermittlern nicht aus, aber der Fall des verschwundenen<br />

Mädchens bekommt durch den Erpresserbrief eines Entführers eine eigene<br />

Dynamik. Als schließlich eine Tote entdeckt wird, muss das Ermittlerteam<br />

alle Register ziehen…<br />

Mit Kriminalhauptkommissar Brixmeier hat der Autor Norbert Radler ein<br />

echtes ostwestfälisches Original geschaffen. Erwin Brixmeier ermittelt im<br />

ersten Krimi des Verlages zunächst im Fall einer vermissten Tochter eines<br />

bekannten <strong>Höxter</strong>aner Geschäftsmannes. Dieser Fall trifft das ostwestfälische<br />

Urgestein zunächst weniger hart als die Tatsache, dass ihm eine junge<br />

Kollegin zur Seite gestellt wird – Katja von Sternberg passt so gar nicht<br />

zum antiquierten Frauenbild Brixmeiers. Doch als die beiden Ermittler<br />

übersinnliche Hilfe erhalten, bekommt der Fall eine überraschende Wendung<br />

und der Geschlechterkampf tritt schnell in den Hintergrund.<br />

„Der Hellseher – SOKO HX“, Norbert Radler, Verlag Jörg Mitzkat, 13x19<br />

cm, broschiert, 400 S., 14,80 Euro, ISBN 978-3-95954-019-3.<br />

Vortrag zu Salutogenese und seelische Gesundheit<br />

Was hält psychisch gesund? Was<br />

kann ich dafür tun?<br />

Zum Vortrag „Salutogenese und<br />

seelische Gesundheit – Was hält<br />

psychisch gesund? Was kann ich<br />

dafür tun?“ lädt der „Verein der<br />

Angehörigen psychisch Kranker des<br />

Kreises <strong>Höxter</strong> e.V.“ am Donnerstag,<br />

13. Oktober 2016 um 18.00 Uhr auf<br />

die Station für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

des St. Josef Hospital<br />

Bad Driburg ein.<br />

Viele Menschen sind unsicher,<br />

wenn ein Angehöriger oder Bekannter<br />

an einer psychischen Erkrankung<br />

erkrankt. Oft empfindet<br />

man die psychischen Erkrankungen<br />

als „Stigma“. Immer noch werden<br />

Betroffene in der Gesellschaft als<br />

störend angesehen. Oft sieht man<br />

in ihnen auch potentielle Straftäter.<br />

Dem ist aber nicht so. Es gibt viele<br />

Krankheitsbilder. Jeder hat ein Recht<br />

darüber zu reden und mehr darüber<br />

zu erfahren. Erfahrungen kann man<br />

am besten im persönlichen Gespräch<br />

austauschen. Für ein erfolgreiches<br />

Miteinander durch die Krankheit,<br />

sind Angehörige wichtig. „Haben<br />

Sie Mut und kommen Sie zu unserem<br />

Vortrag.“ Die Referentin Beate<br />

Wagner, Ärztin der psychiatrischen<br />

Abteilung, wird nach ihrem Vortrag<br />

Fragen beantworten und auch die<br />

Mitglieder des Vereins, als Angehörige<br />

mit langjähriger Erfahrung,<br />

freuen sich auf das persönliche Gespräch.<br />

Weitere Informationen unter<br />

Tel.: 05233/7201 oder E-Mail: apk.<br />

kreishxev@gmx.de.<br />

Während des Brandes am 17. Oktober 2006.<br />

Der Felsenkeller nach dem verheerenden Brand von 2006.

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