ELTERN - KED
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ELTERN - KED
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Ich will meinem Kind helfen, die<br />
religiösen Traditionen des christlichen<br />
Abendlandes zu verstehen. Warum läuten<br />
die Glocken? Weshalb hängt Jesus<br />
am Kreuz? Was feiern wir zu Ostern? Die<br />
Antworten darauf gehören ebenso zur<br />
religiösen Erziehung wie das Versprechen,<br />
das Eltern und Paten mit der Taufe<br />
geben: Wir wollen unserem Kind christliche<br />
Werte vermitteln. Rücksichtnahme,<br />
Hilfsbereitschaft, Sorge für Kranke und<br />
Schwache. Eine Ethik, die in kindgerechten<br />
Geschichten wie der vom barmherzigen<br />
Samariter (Lukas 10, 29-37)<br />
eine klare Richtung bietet.<br />
Ich will meinem Kind die Geborgenheit<br />
christlicher Rituale vermitteln. Sie bieten<br />
Heranwachsenden, die täglich von neuen<br />
Eindrücken überflutet werden, Halt und<br />
Orientierung. Wenn ich unseren einjährigen<br />
Sohn abends ins Bett bringe, zeichne<br />
ich ihm mit dem Finger ein Kreuz auf<br />
die Stirn. „Schlaf gut, Gott segne dich.“ Ist<br />
das Kind älter, können Gebete den Tagesablauf<br />
mitgestalten: Im Tischgebet dankt<br />
die Familie Gott und bekennt, dass<br />
Wachsen und Gedeihen nicht in Menschenhand<br />
liegen. Beten Eltern gemeinsam<br />
mit ihrem Kind, zeigen sie ihm:<br />
Selbst große Menschen müssen ihr Leben<br />
nicht alleine schaffen, sondern können es<br />
in Gottes Hand legen. Erwachsene tun<br />
sich oft schwer mit einem frei formulierten<br />
Gebet. Kinder bringen ihre Sorgen und<br />
Fragen unbefangen vor Gott. Im Gebet<br />
können sie eigene Ängste formulieren<br />
und so überschaubar machen.<br />
Die Zeit der eigenen<br />
Entscheidungen kommt später<br />
Ich will mit meinem Kind auch meine<br />
eigenen religiösen Vorstellungen neu<br />
durchdenken. Wenn Kinder ins Fragealter<br />
kommen, brechen für Eltern andere<br />
Zeiten an. Alles muss hinterfragt werden.<br />
Doch manchmal haben auch Erwachsene<br />
keine Antwort. „Wohin geht mein Kaninchen,<br />
wenn es tot ist?“ Wo Eltern auf<br />
solche Fragen mit ihrem persönlichen<br />
Glauben antworten, hat religiöse Erziehung<br />
ihren Platz mitten im Alltag. „Ich<br />
weiß nicht, wohin dein Kaninchen geht.<br />
Aber ich glaube, dass es ihm sehr gut<br />
geht, da, wo es jetzt ist. Vielleicht ist es im<br />
Himmel? Wie stellst du dir den vor?“ Wer<br />
offen ist, sich berühren zu lassen, geht<br />
den einen oder anderen Frageweg mit<br />
seinem Kind gemeinsam. Staunt über<br />
Antworten. Wird für einen Moment selbst<br />
wieder Kind. Ich will meinem Kind den<br />
Halt einer kirchlichen Gemeinschaft<br />
geben. In unserer Nachbargemeinde<br />
steht im Eingangsbereich der Kirche ein<br />
Baum. Daran hängen Fotos aller Täuflinge<br />
aus dem jeweiligen Kirchenjahr.<br />
Viele Eltern sind davon fasziniert: Schon<br />
als Baby werden ihre Kinder Teil einer<br />
Gemeinschaft, die sie beim Aufwachsen<br />
begleitet und ihnen den Rücken stärkt. Im<br />
gemeinsamen Singen und Spielen im<br />
Kindergottesdienst oder an Kinderbibeltagen<br />
erleben Kinder diese Gemeinschaft<br />
spielerisch.<br />
Das sind meine Antworten an unsere<br />
kritischen Freunde. Mein Kind taufen zu<br />
lassen heißt für mich, dass ich ihm ein<br />
echtes Plus mit auf den Weg geben kann.<br />
Es darf darauf vertrauen, dass Gott bei<br />
ihm ist. Johannes Rau gehörte einer<br />
anderen Generation an als ich. Doch<br />
auch er hatte Antworten:<br />
Wenn Menschen meiner Generation<br />
mich fragen, was sie denn weitergeben<br />
sollten, dann sage ich ihnen dies:<br />
Sagt euren Kindern, dass euer Leben<br />
ist dem Lebenswillen Gottes.<br />
Sagt ihnen, dass euer Mut geliehen war<br />
von der Zuversicht Gottes.<br />
Sagt ihnen, dass eure Verzweiflung<br />
geborgen war in der Gegenwart des<br />
Schöpfers.<br />
Sagt ihnen, dass wir auf den Schultern<br />
unserer Mütter und Väter stehen.<br />
Sagt ihnen, dass wir ohne innere<br />
Heimat<br />
keine Reisen unternehmen können.<br />
Denn<br />
wer nirgendwo zu Hause ist, der kann<br />
auch keine Nachbarn haben.<br />
Mein Kind soll Nachbarn haben. Und ein<br />
Zuhause, das weiter reicht als das Elternhaus.<br />
Solange mein Sohn klein ist, ent-<br />
scheide ich in allen Bereichen seines<br />
Lebens für ihn – stellvertretend. Was er zu<br />
Essen bekommt, dass er sich die Zähne<br />
putzt, in welche Schule er gehen wird. Die<br />
Zeit der eigenen Entscheidungen kommt<br />
später. Dann kann er auch sagen, ob er<br />
meiner Religion angehören will. Doch um<br />
für oder gegen etwas zu sein, sollte er<br />
wissen, womit er es zu tun hat. Deswegen<br />
kann ich meinen kritischen Freunden<br />
auch antworten: Nur was mir vertraut ist,<br />
kann ich ablehnen oder annehmen.<br />
entnommen der Zeitschrift „Andere Zeiten – Magazin<br />
zum Kirchenjahr“, Heft 1/2009<br />
<strong>ELTERN</strong>forum 3-2009<br />
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