20 JAGD IN TIROL ➜ 2/2003
2/2003 JAGD IN TIROL 21 ➜ Schrebergärtner Sie kennen sie sicher, die fanatischen und begeisterten Kleingärtner. Irgendwo haben sie ein kleines Stück Garten ergattert und gestalten es nach ihren Wünschen. Salat, Bohnen, Kraut und ähnliches Gemüse allein genügen nicht! Zucchini, Kürbisse, Pfefferoni, Tomaten und Paprika müssen es sein. Daneben blühen die schönsten und seltensten Blumen und Sträucher. Und so mancher pflegt seine Rosen mit einer Hingabe, die sich seine Frau wünschen würde. Ein kleiner Rasen gehört dazu, dessen Pflege viel Zeit und Geld verschlingt. Auch ein kleines Feuchtbiotop mit Wasserpflanzen erfreut und beschäftigt den Besitzer. Aus einem neckischen Steinfrosch sprudelt das Wasser und Goldfische tummeln sich unter den Seerosen. Das Gartenhäuschen dient bei Gott nicht der Aufbewahrung der Gartengeräte, nein - es ist für viele Monate das Wohnzimmer des Besitzers. Ihr Garten ist zu ihrer zweiten geliebten Heimat geworden. Ich bewundere sie schon deshalb, da ich keinen grünen Daumen habe und mein Rasen eher einem Unkrautdschungel gleicht, in dem Moos und Gänseblümchen prächtig gedeihen. Was haben aber die Schrebergärtner mit den Jägern zu tun? Wenn ich in so manches kleine Jagdrevier komme, werde ich an sie erinnert. Mit viel Eifer werden vom Jagdpächter und seinen Helfern Salzlecken eingerichtet, die sich aber natürlich nicht unter einem Baum oder Felsen befinden. Für jeden Salzbrocken wurde ein eigenes kleines Häuschen nach den Entwürfen des Jägers von einem Tischler angefertigt. Mit viel Liebe wurden diese Gebilde dann vom Jäger gestrichen und aufgestellt. Die Ansitzeinrichtungen sind wahre Kunstwerke an Zimmermannsarbeit. Deren Einrichtung ist entsprechend bequem und zweckmäßig. Gestrichen wurden sie natürlich auch noch. Zu finden sind sie an allen möglichen und unmöglichen Stellen im Revier. Kleine Fütterungen mit allen technischen Raffinessen sollen die Rehe erfreuen. Die Umzäunung besteht natürlich aus gehobelten Latten, weil die angeblich länger halten. Ich habe allerdings den Verdacht, dass das allein den Rehen dienen soll. Sie dürfen sich ja keinen „Schiefer“ einziehen. Wildäcker und Wildwiesen werden umgegraben, gedüngt, verbessert und gepflegt. Vielleicht verirrt sich doch einmal ein Stück Rotwild in diese Revierecke. Auf einer freien Almfläche werden Wildobstbäume gesetzt. Im Frühjahr begeistert die Baumblüte fast so wie im Bozner Unterland. Ein Feuchtbiotop fehlt natürlich nicht. Jede vorhandene Suhle wird mit viel Liebe und Eifer gestaltet. Wo es möglich ist, wird ein Teich angelegt und sogar Seerosen gepflanzt. Deren Blüten werden aber nur den allerbesten Freunden gezeigt. Die Luderplätze sind wahre Kunstwerke an Erfindungsreichtum. Alle Rezepte, die man irgendwo gelesen oder erfahren hat, werden ausprobiert und verwirklicht. Hoffentlich wissen das dann die Füchse zu schätzen. Versteckte Jagdsteige führen zu Sitzgelegenheiten. Regelmäßig werden sie von Laub, Steinen und dürren Zweigen gesäubert. Der Jäger ist jede freie Minute im Revier und pflegt die Einrichtungen. Viel Geld und Arbeit erfordert das. Aber, er hat ein Musterrevier! Immer schleppt er dabei einen prallen Rucksack mit. Gefüllt ist er mit Hammer, Zange, Axt, Fuchsschwanz, einem Sortiment Nägel und einem kleinen Spaten. Irgendwann braucht er vielleicht jeden dieser Gegenstände. Glauben Sie mir, alle diese Dinge wurden nicht von mir erfunden! Ich habe sie in - zwar verschiedenen Revieren - alle gesehen. Viele wurden mir auch mit berechtigtem Stolz gezeigt. Sollte sich jetzt der eine oder andere Leser wieder erkannt haben, so darf er nicht böse sein. Ich bewundere die Jäger, die ihr Revier pflegen wie einen Garten. Ihr Revier ist zu ihrer zweiten geliebten Heimat geworden. Manchmal sollten wir aber unser Tun selbstkritisch mit einem Lächeln überdenken. Das wünscht sich wieder einmal die Jagadistl