Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft
Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft
Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft
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<strong>Deutsches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bankwirtschaft</strong><br />
Schriftenreihe<br />
Band 6<br />
Kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen als volkswirtschaftlicher<br />
Stabilisierungsfaktor <strong>in</strong> der Russischen<br />
Föderation – aktuelle Entwicklung und Zukunftsaussichten<br />
Abstract der Arbeit<br />
von<br />
Sandra <strong>Bleck</strong><br />
herausgegeben von Henrik Schütt<br />
Während <strong>in</strong> Europa und den USA fast 99 Prozent aller Unternehmen "Mittelständler"<br />
s<strong>in</strong>d, wird die russische Wirtschaft von mächtigen Energiekonzernen dom<strong>in</strong>iert. Kle<strong>in</strong>e<br />
und mittelständische Unternehmen gibt es dort bislang kaum. Angesichts der Endlichkeit<br />
von Rohstoffen und der Kenntnis der Problematik e<strong>in</strong>seitig entwickelter Volkswirtschaften<br />
ist <strong>Russland</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong> nachhaltiges Wirtschaftswachstum gezwungen, se<strong>in</strong>e derzeitige<br />
Wirtschaftsstruktur neu zu überdenken. So sprach sich der russische Präsident<br />
Medwedew bereits 2008 <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Förderung des Mittelstandes aus. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />
wird untersucht, wie sich kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen (<strong>KMU</strong>) <strong>in</strong> der<br />
russischen Wirtschaft entwickelt haben. Neben der Strukturanalyse des russischen<br />
<strong>KMU</strong>-Sektors werden polit-historische H<strong>in</strong>tergründe aufgezeigt, deren Auswirkungen<br />
sich <strong>in</strong> der heutigen Situation niederschlagen. Abschließend wird e<strong>in</strong> Ausblick <strong>in</strong> die<br />
mögliche Zukunft der russischen Unternehmenslandschaft gegeben.<br />
Zitation:<br />
<strong>Bleck</strong>, Sandra (2011):<br />
Kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen als volkswirtschaftlicher Stabilisierungsfaktor<br />
<strong>in</strong> der Russischen Föderation – aktuelle Entwicklung und Zukunftsaussichten<br />
In: <strong>Deutsches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bankwirtschaft</strong> – Schriftenreihe, Band 6 (02/2011)<br />
ISSN 1869-635X erhältlich unter:<br />
http://www.deutsches-<strong>in</strong>stitut-bankwirtschaft.de/schriftenreihe.html
Inhaltsverzeichnis<br />
Abkürzungsverzeichnis ...............................................................................................................III<br />
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................IV<br />
Tabellenverzeichnis......................................................................................................................V<br />
1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................................................1<br />
2 Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen........................................................3<br />
3 Mittelständische Unternehmen als e<strong>in</strong> Teil der russischen Wirtschaft.................................5<br />
3.1 Geschichte...................................................................................................................5<br />
3.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen ...........7<br />
3.3 Aktuelle Situation - Anzahl und Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ..........................9<br />
3.4 <strong>Russland</strong>s Mittelstandpolitik und politische Visionen..............................................13<br />
3.5 Probleme kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen...........................................................16<br />
4 Entwicklung der ausländischen Direkt<strong>in</strong>vestitionen ..........................................................24<br />
5 Ursachenanalyse – Strukturelle Probleme..........................................................................26<br />
5.1 Strukturelle Defizite des russischen Bankensystems ................................................27<br />
5.2 Korruption.................................................................................................................29<br />
5.3 Konzentration auf Rohstoffexporte statt nachhaltiges Wirtschaften.........................31<br />
6 Lösungsansätze...................................................................................................................36<br />
6.1 TRANSFORM-Nachfolgeprogramm: Deutsch-Russische Förderprogramme .........36<br />
6.2 Implementierung von Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitutionen..................................38<br />
7 Fazit....................................................................................................................................41<br />
Literaturverzeichnis....................................................................................................................43<br />
Internetverzeichnis .....................................................................................................................45<br />
II
Abkürzungsverzeichnis<br />
BIP - Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />
BPI - Bribe Payers Index<br />
CPI - Corruption Perception Index<br />
EU - Europäische Union<br />
KfW - Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />
<strong>KMU</strong> - Kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />
MoU - Memorandum of Understand<strong>in</strong>g<br />
VEB - Vnesheconombank<br />
III
Abbildungsverzeichnis<br />
IV<br />
Seite<br />
Abbildung 1 Entwicklung <strong>in</strong> den Jahren 1991 bis 2008 ..................................................... 7<br />
Abbildung 2 Bestandszusammensetzung Mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> 2008 ......... 10<br />
Abbildung 3 Verteilung der <strong>KMU</strong>-Anzahl nach Branchen <strong>in</strong> 2008 ................................. 11<br />
Abbildung 4 Regionale Aufteilung der russischen Föderation <strong>in</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>heiten. 12<br />
Abbildung 5 Hauptprobleme der <strong>KMU</strong> bei ihrer Geschäftstätigkeit ................................ 17<br />
Abbildung 6 F<strong>in</strong>anzierungsquellen <strong>für</strong> die Unternehmensgründung................................ 18<br />
Abbildung 7 F<strong>in</strong>anzierungsquellen bestehender <strong>KMU</strong>..................................................... 19<br />
Abbildung 8 In Anspruch genommene Kreditz<strong>in</strong>ssätze der <strong>KMU</strong> ................................... 20<br />
Abbildung 9 Index of Economic Freedom: Indexwerte und Platzierungen 2009............. 24<br />
Abbildung 10 Entwicklung und Struktur ausländischer Investitionen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>............ 25<br />
Abbildung 11 Exportstruktur der Russischen Föderation von 1995 – 1997....................... 33<br />
Abbildung 12 Sondervermögen der Russischen Föderation............................................... 35
Tabellenverzeichnis<br />
V<br />
Seite<br />
Tabelle 1: <strong>KMU</strong> Def<strong>in</strong>ition Europa und <strong>Russland</strong> im Vergleich ........................................ 4<br />
Tabelle 2: <strong>KMU</strong> Anteil nach Verwaltungse<strong>in</strong>heiten ......................................................... 12<br />
Tabelle 3: Corruption-Perception-Index der russischen Föderation 1998 bis 2009 .......... 30<br />
Tabelle 4: Außenhandelsbilanz der Russischen Föderation .............................................. 32
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
1<br />
Kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) spielen weltweit e<strong>in</strong>e große Rolle und s<strong>in</strong>d<br />
somit auch <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung <strong>Russland</strong>s von hoher Bedeutung.<br />
In Deutschland zum Beispiel bilden <strong>KMU</strong> das Rückgrat der Wirtschaft. Sie machen<br />
99,7% am Gesamtunternehmensbestand aus, bieten Arbeitsplätze <strong>für</strong> 70% aller Be-<br />
schäftigten und erwirtschaften rund 40% des Gesamtumsatzes umsatzsteuerpflichtiger<br />
Unternehmen. 1 In <strong>Russland</strong> ist dieser Wirtschaftssektor jedoch sehr jung und bef<strong>in</strong>det<br />
sich derzeit noch <strong>in</strong> der Entwicklung. Das jährliche Wirtschaftswachstum von rund 7% 2<br />
basiert hauptsächlich auf den E<strong>in</strong>nahmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor. Der<br />
Beitrag von <strong>KMU</strong> ist bislang kaum von Bedeutung, soll aber bis zum Jahr 2012 stärker<br />
<strong>in</strong> den Fokus geraten. Um auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> stabiles Wirtschaftswachstum zu erzie-<br />
len, ist e<strong>in</strong>e stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirt-<br />
schaftssektoren außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors e<strong>in</strong>e der wichtigsten Auf-<br />
gaben der russischen Wirtschaftspolitik.<br />
Seitens der Regierung wurden <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht bereits mehrfach Maßnahmen ange-<br />
kündigt und diese zum Teil auch umgesetzt. Die russische Wirtschaft ist jedoch nach<br />
wie vor geprägt von Großkonzernen, Monopolisten und Staatshold<strong>in</strong>gs. Wie sich die<br />
aktuelle Situation genau gestaltet, welche Ursachen diesem Zustand zugrunde liegen<br />
und welche Zukunftsaussichten kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmen zuge-<br />
schrieben werden, soll Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit se<strong>in</strong>.<br />
Die Idee zu dieser Arbeit entwickelte sich bei der wissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>anderset-<br />
zung mit dem Bankensystem der Russischen Föderation und se<strong>in</strong>en strukturellen Defi-<br />
ziten. 3 Die dort erlangten Kenntnisse warfen die Frage auf, wie sich die Wirtschaft<br />
<strong>Russland</strong>s ohne e<strong>in</strong> stabiles Bankensystem f<strong>in</strong>anziert und welche Auswirkungen die<br />
starke Unterkapitalisierung des Bankensektors auf die Unternehmenslandschaft hat. In<br />
Komb<strong>in</strong>ation mit den regelmäßigen Medienberichten der russischen Regierung, den<br />
<strong>KMU</strong> Anteil verdoppeln zu wollen, entstand großes Interesse, dieses Thema detailliert<br />
zu untersuchen, um e<strong>in</strong> fundiertes Bild über die Umsetzungsmöglichkeiten dieses Vor-<br />
habens zu erarbeiten..<br />
1 Vgl. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (2009), (siehe Internetverzeichnis).<br />
2 In Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise wurde 2009 e<strong>in</strong> negatives BIP-Wachstum von 7,9% verzeichnet.<br />
Für 2010 wird jedoch wieder mit e<strong>in</strong>em positiven Wachstum gerechnet.<br />
3 Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009)
2<br />
Die vorliegende Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mitt-<br />
lerer Unternehmen erfolgt und anschließend auf die Rolle der <strong>KMU</strong> als Teil der russi-<br />
schen Wirtschaft e<strong>in</strong>gegangen wird. Da <strong>Russland</strong> noch heute stark von se<strong>in</strong>er politi-<br />
schen Vergangenheit geprägt ist, wird darauf gesondert e<strong>in</strong>gegangen. Weitere Schwer-<br />
punkte des dritten Abschnittes s<strong>in</strong>d die volkswirtschaftliche Bedeutung, Anzahl und<br />
Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>, um dem Leser e<strong>in</strong> Bild über die aktuelle Situation zu<br />
verschaffen. Anschließend wird auf die politischen Visionen der russischen Regierung<br />
zur angestrebten Stärkung der <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gegangen. Anhand öffentlicher Unternehmens-<br />
befragungen und Statistiken wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Unterpunkt untersucht, welche<br />
Probleme und Hemmnisse aus Sicht der Unternehmer existieren.<br />
E<strong>in</strong> bereits bekanntes Problem ist aus unterschiedlichen Gründen der Zugang zu Kapi-<br />
tal. Welche Rolle dabei ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen spielen ist die Kernfrage des<br />
vierten Gliederungspunktes.<br />
Nachdem dem Leser die aktuelle Lage und vorhandene Probleme des <strong>KMU</strong>-Sektors<br />
dargestellt wurden, erfolgt im fünften Gliederungspunkt die Ursachenanalyse, wobei<br />
auf ausgewählte wesentliche strukturelle Probleme der russischen Volkswirtschaft e<strong>in</strong>-<br />
gegangen wird. Da Kapital der Grundbauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unternehmensgründung ist, wird<br />
im ersten Unterpunkt auf die strukturellen Defizite des russischen Bankensystems e<strong>in</strong>-<br />
gegangen. Als weitere systemrelevante Problemstellung wurde die exponierte Wirt-<br />
schaftskrim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong>sbesondere unter dem Aspekt der Korrumpierbarkeit ausgewählt.<br />
Auch die Struktur der russischen Wirtschaft und die damit verbundene Konzentration<br />
auf Rohstoffexporte wirken sich negativ auf die <strong>KMU</strong>-Entwicklung aus und s<strong>in</strong>d daher<br />
Untersuchungsgegenstand des dritten Unterpunktes.<br />
Im sechsten Gliederungspunkt wird auf mögliche Lösungsansätze e<strong>in</strong>gegangen. Der<br />
erste Ansatz ist e<strong>in</strong> deutsch-russisches Kooperationsprojekt, welches bereits seit mehre-<br />
ren Jahren zwischen <strong>Russland</strong> und der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt wird.<br />
Untersucht werden der konkrete Inhalt, die Wirkungsfunktion und Perspektiven dieser<br />
Maßnahme. In e<strong>in</strong>em zweiten Ansatz soll e<strong>in</strong> Versuch unternommen werden, eigen-<br />
ständig e<strong>in</strong> Modell zu entwickeln, durch das auf unkonventionelle Weise Anreize zu<br />
Existenzgründung geschaffen werden können.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Fazit wird die Arbeit dann abgerundet und die aktuelle Lage des russischen<br />
<strong>KMU</strong>-Sektors sowie se<strong>in</strong>e Zukunftsaussichten abschließend beurteilt.
3<br />
Als besonderer Schwierigkeitsgrad bei der Anfertigung dieser Arbeit erwies sich die<br />
Recherche nach geeignetem statistischem Zahlenmaterial zur Beurteilung der Lage.<br />
Zwar existieren zu diesem Thema zahlreiche russische und <strong>in</strong>ternationale Publikatio-<br />
nen, darunter e<strong>in</strong>ige Befragungen und Bestandsaufnahmen, die Angaben zum <strong>KMU</strong>-<br />
Bestand differieren jedoch je nach Quelle (u.a. aufgrund des großen Anteils der Schat-<br />
tenwirtschaft und abweichender Methodik bei der Datenerhebung). Um sicher zu ge-<br />
hen, dass die Daten konsequent auf gleiche Art und Weise erhoben wurden, wird daher<br />
(sofern möglich) auf das Föderale Amt staatlicher Statistiken (Rosstat) und das<br />
„OPORA ROSSIJ - Informationsportal kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen“ 4<br />
als Quelle verwiesen. Die herangezogenen Publikationen lagen <strong>in</strong> den Sprachen<br />
deutsch, englisch oder russisch vor. Der besseren Vergleichbarkeit halber wurden alle<br />
Angaben <strong>in</strong> Euro bzw. Dollar umgerechnet. Die Grundlage bilden die von der Deut-<br />
schen Bundesbank und Russischen Zentralbank veröffentlichten Wechselkurse<br />
RUB/EUR und RUB/USD.<br />
2 Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen<br />
Der Begriff „Mittelstand” wird von den unterschiedlichsten <strong>Institut</strong>ionen aus Politik<br />
und Wirtschaft verwendet. Oftmals liegt dabei jedoch e<strong>in</strong> unterschiedlicher Def<strong>in</strong>itions-<br />
rahmen zu Grunde, was zu Irritationen und Missverständnissen führt. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
Def<strong>in</strong>ition <strong>für</strong> den Wirtschaftsbereich der kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen existiert<br />
nicht bzw. differiert je nach Staat und nationaler Ebene. Grundsätzlich kann e<strong>in</strong>e Kate-<br />
gorisierung nach der qualitativen und quantitativen Abgrenzungsmethode erfolgen.<br />
Bei der qualitativen (ord<strong>in</strong>alen) Abgrenzung wird versucht mittels Merkmalkatalog<br />
deskriptive Kriterien vorzugeben, die auf den Mittelstand zutreffen könnten. Umso<br />
mehr Kriterien erfüllt werden, desto deutlicher die Abgrenzung zum Großunternehmen.<br />
Die alle<strong>in</strong>ige Anwendung dieser Methodik ist jedoch sehr subjektiv und führt nicht zu<br />
e<strong>in</strong>deutigen Ergebnissen.<br />
Bei der quantitativen (kard<strong>in</strong>alen) Abgrenzung werden h<strong>in</strong>gegen betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahlen genutzt, die <strong>in</strong> der Regel den Jahresabschlüssen entnommen werden kön-<br />
nen. Die Europäische Kommission hat im Zuge dieser bekannten Abgrenzungsproble-<br />
matik 2005 e<strong>in</strong>deutige Abgrenzungskriterien vorgegeben: Umsatz, Bilanzsumme und<br />
4 ОПОРА РОССИИ - Информационный портал малого и среднего предпринимательства
4<br />
Anzahl der Mitarbeiter 5 . Diese Kriterien f<strong>in</strong>den <strong>in</strong>ternational Anwendung, jedoch mit<br />
unterschiedlichen Schwellenwerten.<br />
Um <strong>KMU</strong> als Objekt und Mittelpunkt dieser Arbeit zweifelsfrei identifizieren zu kön-<br />
nen, ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition notwendig. Diese ist im Föderalen Gesetz N209-FZ<br />
„Über die Entwicklung des kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmertums <strong>in</strong> der rus-<br />
sischen Föderation“ 6 (verabschiedet am 24. Juni 2007), verankert.<br />
Dort erfolgt durch die quantitative Abgrenzungsmethodik e<strong>in</strong>e überschneidungsfreie<br />
Def<strong>in</strong>ition der Begriffe: Microunternehmen, Kle<strong>in</strong>unternehmen, mittlere Unternehmen<br />
und Großunternehmen. Im Gegensatz zu der europäischen Def<strong>in</strong>ition werden hier nur<br />
zwei Kriterien vorgegeben, die jedoch beide erfüllt werden müssen, so dass <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
die Wahlmöglichkeit zwischen dem zweiten und dritten Kriterium entfällt.<br />
Mitarbeiteranzahl,<br />
und<br />
entweder<br />
Jahresumsatz<br />
oder<br />
Bilanzsumme<br />
Mittlere Unternehmen Kle<strong>in</strong>unternehmen Microunternehmen<br />
EU <strong>Russland</strong> EU <strong>Russland</strong> EU <strong>Russland</strong><br />
< 250 < 250 < 50 < 100 < 10 < 15<br />
< 50<br />
Mio. EUR<br />
< 43 Mio.<br />
EUR<br />
< 25,5<br />
Mio. EUR<br />
-<br />
< 10<br />
Mio. EUR<br />
< 10 Mio.<br />
EUR<br />
< 10,2<br />
Mio. EUR<br />
-<br />
< 10<br />
Mio. EUR<br />
< 2 Mio.<br />
EUR<br />
< 1,5<br />
Mio. EUR<br />
Tab. 1: „<strong>KMU</strong> Def<strong>in</strong>ition Europa und <strong>Russland</strong> im Vergleich“ 7<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Europäischen Kommission und dem Föderalen Gesetz<br />
N209-FZ.<br />
Um der Kategorie „<strong>KMU</strong>“ zugeordnet zu werden, darf außerdem nach § 4 Abs.1 Satz 1<br />
N209-FZ die Staatsbeteiligung, Beteiligung gesellschaftlicher Organisationen und ju-<br />
ristischer Personen an dem Unternehmen 25% nicht übersteigen. 8<br />
5<br />
Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.) (2006), S. 14, siehe Internetverzeichnis.<br />
6<br />
Федеральный закон N 209-ФЗ „О развитии малого и среднего предпринимательства в<br />
Российской Федерации“.<br />
7<br />
Wechselkurs per 02.07.2010: 1 EUR = 39,178 RUB.<br />
8<br />
Föderales Gesetz N209-FZ „Über die Entwicklung des kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmertums<br />
<strong>in</strong> der russischen Föderation“.<br />
-
5<br />
Während die Schwellenwerte <strong>für</strong> die Mitarbeiteranzahl identisch s<strong>in</strong>d, weichen die<br />
Wertgrenzen <strong>für</strong> den Jahresumsatz stark vone<strong>in</strong>ander ab. Unternehmen mit e<strong>in</strong>em Jah-<br />
resumsatz über 25,5 Mio. EUR zählen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nicht mehr als <strong>KMU</strong>. Die Grenze<br />
von 50 Mio. EUR ist damit <strong>in</strong> Europa doppelt so hoch angesetzt. Folglich ist bei Ver-<br />
gleichen mit Europa zu berücksichtigen, dass die Anzahl der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> auf<br />
Grund dieser Def<strong>in</strong>ition grundsätzlich ger<strong>in</strong>ger ausfällt.<br />
3 Mittelständische Unternehmen als e<strong>in</strong> Teil der russischen Wirtschaft<br />
3.1 Geschichte<br />
Über Jahrhunderte haben mittelständische Unternehmen <strong>in</strong> der russischen Wirtschaft<br />
im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften ke<strong>in</strong>e signifikante Rolle gespielt.<br />
Seit Gründung der Sowjetunion 1922 wurde das Land entsprechend kommunistischer<br />
Wertevorstellungen regiert und somit durch e<strong>in</strong>e sozialistische Planwirtschaft geprägt.<br />
Grundlage dieser über 70 Jahre praktizierten Wirtschaftsordnung waren die Wirt-<br />
schafts- und Gesellschaftstheorien von Karl Marx und Friedrich Engels. Ihre Kritik am<br />
marktwirtschaftlichen System besteht <strong>in</strong> der Ansicht, dass privates Eigentum immer<br />
e<strong>in</strong>e Form der ökonomischen Ausbeutung <strong>in</strong> sich birgt, da der Arbeiter ke<strong>in</strong>en Eigen-<br />
tum an der eigenen Arbeit besitzt, sondern <strong>in</strong> Abhängigkeit von Kapitalgebern arbeitet<br />
und lebt. E<strong>in</strong>e gerechte Gesellschaftsordnung ohne Klassenbildung ist daher nur durch<br />
Abschaffung des Privateigentums zu Gunsten des Gesellschaftseigentums möglich.<br />
Vorhandene Produktionsmittel wurden folglich nationalisiert und die Planung der Wirt-<br />
schaft erfolgte zentral durch die Regierung mittels Vorgabe von Fünfjahresplänen. 9 Die<br />
politische und wirtschaftliche Lage <strong>Russland</strong>s war aus heutiger Sicht im Wesentlichen<br />
durch folgende strukturelle Schwierigkeiten geprägt: 10<br />
� e<strong>in</strong> außerordentlich hohes Maß an Zentralisierung und Monopolisierung der Pro-<br />
duktion durch die Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>zelner Großunternehmen <strong>in</strong> den meisten Produkti-<br />
onszweigen;<br />
� die weitgehende Abschottung gegenüber den Weltmärkten;<br />
� die weite Verbreitung von Korruption und Schwarzmarkt;<br />
� das Fehlen e<strong>in</strong>es Verwaltungs- und Zivilrechts, sowie<br />
9 1928 – 32 erster Fünfjahresplan, 1933 – 37 zweiter Fünfjahresplan.<br />
10 Vgl.Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 9.
6<br />
� e<strong>in</strong>e durch Fehlallokation verzerrte Wirtschaftsstruktur, gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>seitige und überproportionale Entwicklung des Investitionsgütersektors und der<br />
Schwer<strong>in</strong>dustrie, bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Konsumgüterbereichs.<br />
Die Entwicklung e<strong>in</strong>es privatwirtschaftlichen Unternehmertums war unter diesen Um-<br />
ständen ausgeschlossen. Erst mit der Auflösung der Sowjetunion am 31.12.1991 kam<br />
es nach und nach zur Privatisierung von ehemaligem Staatseigentum. Durch die Libera-<br />
lisierung der Preise, Entkoppelung von Lohn- und zentralen Planvorgaben durch den<br />
Staat begann <strong>Russland</strong> mit der Implementierung e<strong>in</strong>er marktwirtschaftlichen Wirt-<br />
schaftsordnung. Unabd<strong>in</strong>gbarer Teil e<strong>in</strong>es solchen Systemwandels ist die Entwicklung<br />
und Förderung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen. Die russische Regierung<br />
hat diesem Wirtschaftssektor daher e<strong>in</strong>en hohen volkswirtschaftlichen Stellenwert bei-<br />
gemessen und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet. Mit der Regie-<br />
rungsverordnung „Über erstrangige Maßnahmen zur Entwicklung und staatlichen Un-<br />
terstützung des Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmertums <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>“ vom 11. Mai 1993<br />
wurde die staatliche Förderung des Mittelstandes zu e<strong>in</strong>er festen Komponente der russi-<br />
schen Wirtschaftspolitik. 11<br />
Die zu diesem Zeitpunkt fehlende marktwirtschaftliche Erfahrung sowie die politische<br />
Instabilität stellten allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> kaum überw<strong>in</strong>dbares H<strong>in</strong>dernis dar. „Die Etablierung<br />
dieses noch jungen Wirtschaftssektors <strong>in</strong> Rußland, der <strong>in</strong> der Gesellschaft erst um Ak-<br />
zeptanz kämpfen muß, ist nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch e<strong>in</strong>e gewaltige<br />
Aufgabe, die erhebliche materielle und <strong>in</strong>tellektuelle Ressourcen erfordert. Es handelt<br />
sich um e<strong>in</strong>e regelrechte Revolution, da sich im Grunde die ganze Gesellschaft verän-<br />
dern muß. Die ideologisch bestimmten Vorurteile aus der Zeit „uravnilovka“<br />
(„Gleichmacherei“) s<strong>in</strong>d im Denken der Bevölkerung noch bemerkenswert tief verwur-<br />
zelt.“ 12<br />
Dennoch entstand im Rahmen der ersten durchgeführten Liberalisierungsmaßnahmen<br />
zunächst e<strong>in</strong>e Art „Gründungsfieber“. Die Anzahl der <strong>KMU</strong>, der <strong>in</strong> ihnen Beschäftigten<br />
und der Anteil am BIP nahm rasant zu. So stieg die Zahl der <strong>KMU</strong> von 268.000 im Jahr<br />
1991 auf 865.000 im Jahr 1993. Die Zahl der Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum<br />
von 5,4 auf 8,6 Mio. und der Anteil am BIP erhöhte sich auf 15,5% (1991: 11,3%). 13<br />
Durch die Marktliberalisierung kam es anfänglich zu hohen Inflationsraten bei anhal-<br />
11 Vgl. Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S. 3, siehe Internetverzeichnis.<br />
12 Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S.2, siehe Internetverzeichnis.<br />
13 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 58.
7<br />
tend hoher privater Nachfrage nach Konsumgütern und privaten Dienstleistungen.<br />
Durch die folgende Hyper<strong>in</strong>flation kam es dann zur Entwertung der Spare<strong>in</strong>lagen und<br />
zum Abs<strong>in</strong>ken des Reale<strong>in</strong>kommens, sodass sich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die<br />
<strong>KMU</strong> deutlich verschlechterten. In Folge dessen war die Anzahl der <strong>KMU</strong> von 1994<br />
bis 1996 wieder leicht rückläufig (siehe Abb. 1). 14 Mit Fortschreiten des Transformati-<br />
onsprozesses kam es dann ab 1996 zu e<strong>in</strong>er Stabilisierung des Bestandes. Die langfris-<br />
tige Entwicklung des <strong>KMU</strong> Bestandes seit Beg<strong>in</strong>n des Transformationsprozesses ist <strong>in</strong><br />
der nachfolgen Grafik dargestellt.<br />
Abb. 1.: „<strong>KMU</strong>-Entwicklung <strong>in</strong> den Jahren 1991 bis 2008“<br />
Quelle: Eigene Darstellung, nach Statistiken verschiedener Jahrgänge, Föderales Amt staatlicher Statis-<br />
tiken [Федеральная служба государственной статистики] (2009).<br />
3.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen<br />
Die volkswirtschaftliche Bedeutung und somit die Notwendigkeit von <strong>KMU</strong> ist <strong>in</strong> ent-<br />
wickelten Marktwirtschaften und Transformationsländern grundsätzlich gleich. Trans-<br />
formationsökonomien weisen jedoch Besonderheiten auf, die den Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>KMU</strong>-<br />
Sektors besonders erforderlich machen. <strong>KMU</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer unternehmerischen Tätig-<br />
keit sehr flexibel und können sich somit schnell der wechselnden Nachfrage anpassen.<br />
Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage Nischen, d.h. spezifische Bedürfnisse zu erfüllen und leisten damit<br />
e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Befriedigung der Nachfrage. In der Zeit der Anpas-<br />
sungskrise 15 trugen Kle<strong>in</strong>unternehmen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> erheblich zur Schaffung neuer Ar-<br />
14 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S.60.<br />
15 Bezeichnung der Phase nach dem Zerfall der Sowjetunion. Die Krise resultierte aus dem Übergang<br />
e<strong>in</strong>er Zentralverwaltungswirtschaft zu e<strong>in</strong>em marktwirtschaftlichen System.
8<br />
beitsplätze und somit zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes und zur Generierung von<br />
E<strong>in</strong>kommen bei. Sollte die russische Regierung im Rahmen der angekündigten Moder-<br />
nisierungsoffensive den Anteil der Groß<strong>in</strong>dustrie zugunsten des <strong>KMU</strong>-Sektors senken<br />
und somit Arbeitsplätze abbauen, können die <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>e wichtige Auffangfunktion<br />
übernehmen. Im Gegensatz zu den großen Monopolen leisten <strong>KMU</strong> außerdem e<strong>in</strong>en<br />
wesentlichen Beitrag zur Stimulation unternehmerischer Aktivitäten, da sie mit anderen<br />
Marktteilnehmern um Marktanteile konkurrieren und somit den Wettbewerb im Wirt-<br />
schaftsleben etablieren. Um sich am Markt behaupten zu können, s<strong>in</strong>d die stetige Auf-<br />
deckung neuer Geschäftsfelder und Entwicklung von Produkt<strong>in</strong>novationen erforderlich,<br />
wodurch <strong>KMU</strong> die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur vorantreiben. E<strong>in</strong>e ebenso<br />
wichtige Bedeutung haben <strong>KMU</strong> bei der Herausbildung und Festigung e<strong>in</strong>er Mittel-<br />
schicht, <strong>in</strong> dem sie die Bildung e<strong>in</strong>er Zivilgesellschaft fördern und somit zur politischen<br />
Stabilität beitragen. 16 „H<strong>in</strong>zu kommt ihre stabilisierende Wirkung <strong>in</strong> Wirtschaften, die<br />
im Zuge der Globalisierung immer stärker mit Außenrisiken konfrontiert werden.“ 17<br />
Bei der Bewertung des E<strong>in</strong>flusses kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen auf das Wirt-<br />
schaftwachstum gibt es zwei theoretische Standpunkte. Nach der statischen Betrach-<br />
tungsweise s<strong>in</strong>d nur große Unternehmen effizient. Ihr Vorteil ergibt sich aus der Fähig-<br />
keit Skalenerträge zu generieren. Kle<strong>in</strong>e Unternehmen können auf Grund ihrer Größe<br />
nur zu Durchschnittskosten produzieren, die folglich höher s<strong>in</strong>d, als bei Großunterneh-<br />
men. Nach der statischen Betrachtungsweise verursachen kle<strong>in</strong>e Unternehmen daher<br />
Effizienzverluste <strong>für</strong> die Gesamtwirtschaft.<br />
Nach der dynamischen Betrachtungsweise h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Unternehmen gegen-<br />
über großen Unternehmen effizienter. Durch ihr Entstehen und Ausscheiden aus dem<br />
Markt sorgen <strong>KMU</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e ständige Dynamisierung des Marktes. In Schumpeters<br />
Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung spielt diese Dynamik e<strong>in</strong>e entscheidende<br />
Rolle. Die ständig wiederholte Zerstörung des erreichten unternehmerischen Gleichge-<br />
wichts durch unternehmerische Tätigkeit ermöglicht es, die Wirtschaft stets auf e<strong>in</strong><br />
höheres Niveau zu br<strong>in</strong>gen, denn diese „schöpferische Zerstörung“ verlangt e<strong>in</strong>e konti-<br />
nuierlich erneute wirtschaftliche Anpassung. 18 Nach dieser Ansicht werden besonders<br />
durch kle<strong>in</strong>e Unternehmen wirtschaftliche Effizienzgew<strong>in</strong>ne generiert.<br />
16 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 13.<br />
17 Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 19.<br />
18 Vgl. Stolper, W.F.; Seidel, C. (Hrsg.) (1985), S. 38.
9<br />
Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e optimale Allokation der Ressourcen und e<strong>in</strong>e stabile Volkswirt-<br />
schaft ist auf Grund der beschriebenen Vor- und Nachteile das Zusammenspiel kle<strong>in</strong>er<br />
und großer Unternehmen. Während große Unternehmen über den Vorteil steigender<br />
Skalenerträge und ger<strong>in</strong>ger Produktionsstückkosten verfügen, nutzen kle<strong>in</strong>e Unterneh-<br />
men ihre Fähigkeit auf die Änderung der Nachfrage oder Preise flexibel reagieren zu<br />
können. Durch Arbeitsteilung zwischen Kle<strong>in</strong>- und Großunternehmen profitieren beide<br />
Kategorien jeweils von den Vorteilen des anderen. E<strong>in</strong>e übliche Methode zur Effizienz-<br />
steigerung der Großunternehmen ist das verstärkte Outsourcen e<strong>in</strong>zelner Unterneh-<br />
mensbereiche und die Vergabe von Unteraufträgen, die nicht <strong>in</strong> ihrem Kernkompetenz-<br />
bereich liegen. <strong>KMU</strong> s<strong>in</strong>d dabei wegen ihrer Flexibilität und Spezialisierung als Partner<br />
<strong>für</strong> große Firmen <strong>für</strong> die Effizienz der Arbeit und bessere Betreuung der Kunden von<br />
großer Bedeutung. Die Symbiose zwischen großen Unternehmen und <strong>KMU</strong> dient somit<br />
der gesamtwirtschaftlichen Effizienzsteigerung.<br />
In Europa ist der <strong>KMU</strong>-Sektor bereits gut entwickelt und leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Bei-<br />
trag zur Wirtschaftsleistung der jeweiligen Mitgliedstaaten. <strong>KMU</strong> stellen 67,4% der<br />
verfügbaren Arbeitsplätze bereit und haben e<strong>in</strong>en Anteil von 57,9% am BIP. 19 Von der<br />
aktuellen Situation <strong>in</strong> Europa ist der russische <strong>KMU</strong>-Sektor jedoch noch weit entfernt.<br />
Wie genau sich die Situation gestaltet und welche politischen Ziele gesetzt wurden, soll<br />
<strong>in</strong> den anschließenden Gliederungspunkten erörtert werden.<br />
3.3 Aktuelle Situation - Anzahl und Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
Die <strong>in</strong> diesem Abschnitt bezogenen Daten wurden von dem staatlichen Statistikamt der<br />
Russischen Föderation „Rosstat“ bezogen. Auf Grund der Existenz e<strong>in</strong>es großen illega-<br />
len Sektors, der sogenannten „Schattenwirtschaft“, ist zu berücksichtigen, dass die hier<br />
präsentierten Zahlenangaben unter Umständen von der Realität abweichen. Unter-<br />
schiedlichen Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Schattenwirtschaft bei 15% bis<br />
45% des BIP. 20 Die Zahlen geben dennoch e<strong>in</strong>en groben Anhalt über die derzeitige<br />
Situation und Tendenzen.<br />
In <strong>Russland</strong> agieren <strong>in</strong>sgesamt 1.361.837 <strong>KMU</strong> (Bestand Ende 2008). Ihr Anteil am<br />
BIP beläuft sich auf 20%. 21 Betrachtet man die Zusammensetzung nach Micro-, Kle<strong>in</strong>-<br />
19<br />
Vgl. European Commission - Eurostat (2006), siehe Internetverzeichnis.<br />
20<br />
Vgl. Außenwirtschaft Österreich (2009), S. 8.<br />
21<br />
Vgl. Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (2010), S.2, siehe Internetverzeichnis.
10<br />
und mittleren Unternehmen, wird deutlich, dass sich die <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> registrierten mit-<br />
telständischen Unternehmen zu fast 80% aus Microunternehmen, rund 20% kle<strong>in</strong>en<br />
Unternehmen und lediglich zu e<strong>in</strong>em Prozent aus mittleren Unternehmen zusammen-<br />
setzen. Diese Aufteilung gestaltet sich <strong>in</strong> Deutschland und der EU ähnlich und ist daher<br />
als gewöhnlich zu bewerten. 22<br />
Abb. 2: „Bestandszusammensetzung Mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> 2008“,<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken vom Föderalen Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />
служба государственной статистики] (2009).<br />
Der Beitrag zu e<strong>in</strong>em stabilen Arbeitsmarkt ist bislang nur ger<strong>in</strong>g ausgeprägt, denn <strong>in</strong><br />
der Summe stellen die <strong>KMU</strong> 25% der Arbeitsplätze bereit, was etwas mehr als e<strong>in</strong>em<br />
Drittel des europäischen Niveaus entspricht. 23<br />
Bei der Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Wirtschaftsbereichen ist unübersehbar,<br />
dass das Branchenprofil vom Handel geprägt ist. Gestärkt wird dieser Bereich <strong>in</strong>sbe-<br />
sondere durch das rasante Wachstum der Reale<strong>in</strong>kommen 24 der vergangenen Jahre, das<br />
sich auf Grund des gestiegenen Konsums <strong>in</strong> dem hohen Umsatz wiederspiegelt. 25<br />
22<br />
Vgl. Schweizerisches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen an der Universität St. Gallen (<strong>KMU</strong>-<br />
HSG) (2010), S. 6, siehe Internetverzeichnis.<br />
23<br />
Vgl. Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной статистики]<br />
(2009).<br />
24<br />
2009 ist das Reale<strong>in</strong>kommen erstmals auf Grund der Wirtschaftskrise gesunken (-2,8%).<br />
25<br />
Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.
11<br />
Abb. 3: „Verteilung <strong>KMU</strong>-Anzahl nach Branchen <strong>in</strong> 2008“<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken vom Föderalen Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />
служба государственной статистики] (2009).<br />
Mit e<strong>in</strong>em Anteil von 17,9% folgt an zweiter Stelle die Vermietung und Erbr<strong>in</strong>gung<br />
von Dienstleistungen <strong>in</strong> der Immobilienbranche. Der Anteil des verarbeitenden Gewer-<br />
bes ist mit 11,2% nur schwach ausgeprägt und im Vergleich zu den Vorjahren leicht<br />
rückläufig (2003: 13,3%). Trotz der territorialen Größe <strong>Russland</strong>s ist auffallend, dass<br />
der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sehr ger<strong>in</strong>g ist. Wesentliche Gründe <strong>für</strong> die<br />
schwache Stellung von <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d trotz des formal abgeschlosse-<br />
nen Privatisierungsprozesses nicht gesicherte Eigentumsrechte an Grund und Boden.<br />
Als <strong>in</strong>sgesamt problematisch erweist sich der ertragreiche Rohstoff- und Energiesektor.<br />
Da dort überdurchschnittliche E<strong>in</strong>nahmen zu erzielen s<strong>in</strong>d, besteht <strong>für</strong> russische Inves-<br />
toren kaum Anlass <strong>in</strong> andere Wirtschaftszweige zu <strong>in</strong>vestieren. Diese Branche wird<br />
jedoch von großen und größtenteils staatlichen Unternehmen dom<strong>in</strong>iert, sodass dieser<br />
Sektor <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> ke<strong>in</strong> potentielles Geschäftsfeld darstellt. 26<br />
Die regionale Verteilung der <strong>KMU</strong> zeigt e<strong>in</strong>e starke Konzentration von Unternehmen<br />
<strong>in</strong> der Zentralregion (30,6%) mit dem Kernbereich Moskau (20%) sowie im Wolgage-<br />
biet mit (18,7%). Unterentwickelt s<strong>in</strong>d dagegen das Uralgebiet (6,9%) und die Fernost-<br />
region (4,1%). Im langfristigen Vergleich zum Jahr 1996 ist e<strong>in</strong>e zunehmende Ansied-<br />
lung von <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> den Föderationskreisen Nord-West <strong>Russland</strong> und dem Wolgagebiet<br />
26 Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.
12<br />
zu verzeichnen. Der <strong>KMU</strong>-Anteil im bereits 1996 unterentwickelten Uralgebiet ist h<strong>in</strong>-<br />
gegen weiter auf 6,9 % gesunken.<br />
Abb. 4: „Regionale Aufteilung der russischen Föderation <strong>in</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>heiten“<br />
Quelle: Eigene Darstellung.<br />
Wirtschaftsregion<br />
Anteil an der <strong>KMU</strong> Gesamtzahl <strong>in</strong> %<br />
1996 2008 Veränderung<br />
Zentrale föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 30,5 30,6 + 0,1<br />
davon <strong>in</strong> Moskau und Region Moskau 20,0 20,0 0<br />
Nord-westliche föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 12,5 15,1 + 2,6<br />
Südliche föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 12,5 10,8 - 1,7<br />
Wolgagebiet 12,5 18,7 + 6,2<br />
Uralgebiet 10,6 6,9 - 3,7<br />
Sibirische föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 15,7 13,8 - 1,9<br />
Fernöstliche Verwaltungse<strong>in</strong>heit 5,0 4,1 - 0,9<br />
Tab. 2: „<strong>KMU</strong> Anteil nach Verwaltungse<strong>in</strong>heiten“<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken von Rosstat, verschiedene Jahrgänge. 27<br />
Problematisch an der teilweise sehr kle<strong>in</strong>en <strong>KMU</strong>-Populationen ist der häufig fehlende<br />
Wettbewerbsdruck. <strong>KMU</strong>, die ihre Waren und Dienstleistungen <strong>in</strong> regional konkur-<br />
renzlosen Regionen produzieren, unterliegen nur ger<strong>in</strong>gem Qualitäts- und Kostendruck<br />
und tragen somit zu Wohlfahrtsverlusten bei.<br />
27 Die Darstellung der Daten aus 2009 ist derzeit nicht möglich, da diese durch das statistische Bundes-<br />
amt Rosstat bislang nicht publiziert wurden.
13<br />
Die sehr unterschiedliche regionale Verteilung der <strong>KMU</strong> ist auf unterschiedliche Ursa-<br />
chen zurückzuführen. Die Bed<strong>in</strong>gungen der e<strong>in</strong>zelnen Regionen gestalten sich sehr<br />
unterschiedlich und wirken sich entsprechend auf das Geschäftsklima aus. Das Vor-<br />
handense<strong>in</strong> bestimmter Eigenschaften wie hohe E<strong>in</strong>wohneranzahl, große und entwi-<br />
ckelte Industrie, sowie Küstennähe, s<strong>in</strong>d dabei nicht die entscheidenden Faktoren. Dies<br />
belegen die Regionen Nizhegogorodzkaya Region 28 , Gebiet Tscheljab<strong>in</strong>sk 29 und Kras-<br />
nodar 30 . Sie verfügen über die aufgezählten Eigenschaften, bei e<strong>in</strong>er russlandweiten<br />
Untersuchung der Standortattraktivität belegten sie <strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g jedoch nur die h<strong>in</strong>teren<br />
Plätze. 31 Als wesentlich erweist sich der Zugang zu den drei elementaren Ressourcen<br />
bzw. Produktionsfaktoren: Arbeit (Humankapital), Kapital (Bereitstellung von Kredi-<br />
ten) und Boden (Verfügbarkeit von Grundstücken und Immobilien) im Zusammenspiel<br />
mit den genannten Standortfaktoren.<br />
3.4 <strong>Russland</strong>s Mittelstandpolitik und politische Visionen<br />
„Unsere Ziele heute s<strong>in</strong>d neben e<strong>in</strong>em qualitativen Wirtschaftswachstum auch die<br />
Transformation der gesamten sozialen Struktur unserer Gesellschaft, e<strong>in</strong>schließlich der<br />
Förderung des sich schnell entwickelnden Mittelstandes. Nur der Mittelstand kann zu<br />
e<strong>in</strong>er stabilen Säule <strong>für</strong> die Entwicklung der Demokratie und <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltige Ent-<br />
wicklung <strong>in</strong>sgesamt werden.“ 32 , so die Worte des russischen Präsidenten Medwedew.<br />
Die russische Regierung strebt e<strong>in</strong>en Umbau der Wirtschaft an, weg von staatlich kon-<br />
trollierten Großstrukturen und der Konzentration auf den Rohstoffsektor. Im Mittel-<br />
punkt stehen die Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung des Mittelstandes. 33<br />
Ziel ist es, <strong>Russland</strong> zu e<strong>in</strong>er wissensbasierten Ökonomie zu führen. 34 Dieses Ziel ist<br />
Schwerpunkt der von Medwedew aufgestellten Modernisierungsagenda. Diese be<strong>in</strong>hal-<br />
tet die gezielte Stimulierung der Marktkräfte zur Schaffung makroökonomischer Stabi-<br />
lität, die Stärkung des Wettbewerbs und den Abbau adm<strong>in</strong>istrativer Barrieren. 35 Bud-<br />
getmittel der Regierung sollen <strong>in</strong> den folgenden Jahren verstärkt <strong>für</strong> die Modernisie-<br />
28<br />
Нижегогородзкая область<br />
29<br />
Челябинская область<br />
30<br />
Краснодарский край<br />
31<br />
Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 5, siehe Internetverzeichnis.<br />
32<br />
Medwedew, Dimitri A. (2008), (siehe Internetverzeichnis).<br />
33<br />
Vgl. Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
34 Vgl. ebenda.<br />
35 Vgl. Willershausen, Florian (2010), siehe Internetverzeichnis.
14<br />
rungsstrategie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Durch die Förderung von Innovationen und die Stär-<br />
kung e<strong>in</strong>zelner Wirtschaftsbereiche (IT-, Pharma-, Telekommunikation- und Mediz<strong>in</strong>-<br />
technik) sollen alternative E<strong>in</strong>nahmequellen geschaffen werden um somit die Abhän-<br />
gigkeit vom Rohstoffsektor zu reduzieren. 36<br />
Um dieses Ziel zu erreichen wurden <strong>in</strong> der Vergangenheit unterstützende Maßnahmen<br />
versprochen, bislang jedoch nur partiell umgesetzt.<br />
E<strong>in</strong>e der realisierten Maßnahmen ist die Verabschiedung e<strong>in</strong>es wichtigen Gesetzes zur<br />
Förderung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen: Föderales Gesetzt № 209-FЗ „Über die<br />
Entwicklung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> der Russischen Föderati-<br />
on“ 37 . Dabei handelt es sich um die Neuauflage des gleichnamigen Gesetzes von 1995.<br />
Das neue Gesetz sieht unter anderem Regelungen zur vere<strong>in</strong>fachten Vermittlung von<br />
Bankkrediten, die E<strong>in</strong>richtung von Förderfonds <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>betriebe sowie Exportförde-<br />
rung von mittelständischen Unternehmen (z.B. f<strong>in</strong>anziell geförderte Beteiligung an<br />
Messen) vor. 38<br />
Des Weiteren wurde am 31.06.2010 e<strong>in</strong> Dekret „Über zusätzliche Maßnahmen der<br />
staatlichen Unterstützung von kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen <strong>in</strong> Jahr 2010“ erlas-<br />
sen. Der russische M<strong>in</strong>isterpräsident Wladimir Put<strong>in</strong> erklärt dort die Bereitstellung von<br />
Bundeshaushaltsmitteln <strong>in</strong> Höhe von fünf Milliarden Rubel (ca. 138,9 Mio. EUR). Die-<br />
se sollen 2010 über die e<strong>in</strong>zelnen Haushalte <strong>in</strong> Form von staatlichen Subventionen zur<br />
Unterstützung von kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen e<strong>in</strong>gesetzt werden. 39 In welcher<br />
Höhe den e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Gelder zur Subventionierung zur Verfügung stehen<br />
wird nicht erläutert.<br />
Die f<strong>in</strong>anziellen Zuwendungen und gesetzgebenden Aktivitäten der Vergangenheit dür-<br />
fen aber nicht zu dem Schluss führen, dass sich die Situation der <strong>KMU</strong> zwangsläufig<br />
verbessert. Verabschiedete Gesetze bleiben oft nur auf dem Papier, da die notwendigen<br />
Realisierungsmechanismen fehlen. Diese These wird bestätigt durch die Umfrage des<br />
russischen Informationsportals <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> „OPORA ROSSIJ“ zu der Wirkung verab-<br />
36 Vgl. Willershausen, Florian (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
37 N 209-ФЗ "О развитии малого и среднего предпринимательства в Российской Федерации"<br />
38 Vgl. Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2007), siehe Internetverzeichnis.<br />
39 Постановление Правительства РФ от 21 июня 2010 г. N 460 «О дополнительных мерах<br />
государственной поддержки субъектов малого и среднего предпринимательства в 2010 году»
15<br />
schiedeter Gesetze 40 zur Mittelstandsförderung. Es wurden rund 900 Unternehmer nach<br />
ihrer E<strong>in</strong>schätzung befragt: 41<br />
45 % der Befragten f<strong>in</strong>den, dass sich durch die Umsetzung der Gesetze <strong>in</strong> den Regio-<br />
nen und Unternehmenslandschaft nichts geändert hat.<br />
25 % bewerten die Wirkung der durchgesetzten Rechtsvorschriften als negativ,<br />
5 % sogar als extrem negativ.<br />
20 % betrachten die Wirkung der Maßnahmen als <strong>in</strong>sgesamt positiv.<br />
5 % enthielten sich.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt das Informationsdefizit, da viele Unternehmen von den staatlichen Un-<br />
terstützungsmaßnahmen nichts wissen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em langfristigem Abgleich von politischer Zielstellung und ihrer Erfüllung lässt<br />
sich erkennen, dass die e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmen auch <strong>in</strong> der Vergangenheit nicht die<br />
gewünschte Wirkung erzielt haben. So zum Beispiel die politischen Ziele <strong>für</strong> 1998:<br />
„Die von der Regierung festgelegten Entwicklungspläne bis zum Jahr 1998 sehen e<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>tensives Wachstum von kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmen vor. Die Zahl<br />
der Betriebe soll sich verdoppeln und auf 2 bis 2,5 Mio. steigen. Ihr Anteil am Brutto-<br />
<strong>in</strong>landsprodukt soll 25% erreichen ...“ 42 Wie <strong>in</strong> dem vorangegangenen Abschnitt aus-<br />
führlicher dargestellt wurde, wurden diese Ziele auch zehn Jahre später im Jahr 2008<br />
nicht erreicht.<br />
Im Rahmen der Verwirklichung der Pläne <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>Russland</strong>s bis 2020 wird<br />
beabsichtigt, den <strong>KMU</strong>-Anteil auf 60% des BIPs zu erhöhen. 43 Das bedeutet aus heuti-<br />
ger Sicht e<strong>in</strong>e Verdreifachung <strong>in</strong> nur zehn Jahren.<br />
Somit stellt sich neben der Frage nach der Ursache <strong>für</strong> die Soll-Ist Abweichung die<br />
Frage, wie realistisch die neuen <strong>in</strong> der Modernisierungsagenda angeführten Ziele s<strong>in</strong>d.<br />
Auffällig ist wie bereits angeführt die schlechte Datenlage und allgeme<strong>in</strong>e Verfügbar-<br />
keit statistischen Zahlenmaterials. Bislang s<strong>in</strong>d durch das Föderale Amt staatlicher Sta-<br />
tistiken ke<strong>in</strong>e vollständigen Zahlenreihen zu der Entwicklung mittelständischer Unter-<br />
nehmen zu erhalten. Dieser Zustand wird zum Teil durch Bürokratieabbau gerechtfer-<br />
tigt, den die Unternehmer e<strong>in</strong>forderten, da die hohe adm<strong>in</strong>istrative Belastung kritisiert<br />
40<br />
Gesetzt № 209-FЗ (Vgl. Fußnote 36), Gesetzt № 149-FЗ, Gesetzt № 162-FЗ<br />
41<br />
Vgl.: OPORA (2010 b), siehe Internetverzeichnis.<br />
42<br />
Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S. 2, siehe Internetverzeichnis.<br />
43<br />
Vgl. Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (2010), S. 3, siehe Internetverzeichnis.
16<br />
wird. In Folge dessen wurde auf die Erhebung e<strong>in</strong>zelner Daten verzichtet. Ab 2010 ist<br />
die Statistikbehörde Rosstat jedoch von der Regierung beauftrag worden, durch Imple-<br />
mentierung statistischer Instrumente Daten über <strong>KMU</strong> zu erfassen. 44 Daraus ist per-<br />
spektivisch e<strong>in</strong>e Verbesserung der Informationslage zu erwarten. Andererseits wirft<br />
sich die Frage auf, welche Erfolgsaussichten bei der Umsetzung der aufgeführten Maß-<br />
nahmen angenommen wurden, wenn ke<strong>in</strong>e umfassende Bewertung der aktuellen Situa-<br />
tion aufgrund fehlender bzw. unvollständiger Empirie stattgefunden hat.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass trotz der Vielzahl verabschiedeter Fördermaß-<br />
nahmen und Gesetze die <strong>KMU</strong>-Politik bisher noch nicht die erwartete Wirkung entfal-<br />
tet hat. Die Identifizierung der Hemmnisse erweist sich als äußerst schwierig, da sie<br />
sich nicht nur auf den Bereich der Wirtschaft erstrecken, sondern vielmehr auf gesamt-<br />
wirtschaftlich strukturelle Schwierigkeiten zurückzuführen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Teil dieser<br />
Hemmnisse soll <strong>in</strong> dem nachfolgenden Abschnitt erörtert werden. Dabei wird auf die <strong>in</strong><br />
Umfragen als wesentlich bezeichneten Probleme e<strong>in</strong>gegangen.<br />
3.5 Probleme kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen<br />
In der nachstehenden Abbildung erfolgt e<strong>in</strong>e Aufführung der wesentlichen Probleme,<br />
mit denen sich die Unternehmer der russischen <strong>KMU</strong> konfrontiert sehen. Im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gs durch OPORA ROSSIJ wurden rund 5.500 Manager und Eigentümer<br />
von <strong>KMU</strong> aus 40 Regionen und unterschiedlichen Branchen befragt. 45<br />
44 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010a), siehe Internetverzeichnis.<br />
45 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 4, siehe Internetverzeichnis.
17<br />
Abb. 5: „Hauptprobleme der <strong>KMU</strong> bei ihrer Geschäftstätigkeit“ [„Наиболее серезные препятствия“]<br />
Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 21.<br />
Aus dieser Umfrage wird deutlich, dass <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> starker Fachkräftemangel<br />
herrscht. Universitäten und Hochschulen bilden zwar gute Akademiker aus, doch s<strong>in</strong>d<br />
russische Absolventen <strong>für</strong> das tatsächliche Arbeitsleben häufig nicht vorbereitet. Der<br />
Grund da<strong>für</strong> ist die Trennung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung. E<strong>in</strong><br />
duales Bildungssystem, bei dem die Ausbildung an e<strong>in</strong>er Berufsschule und parallel <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Betrieb stattf<strong>in</strong>det, gibt es <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nicht. 46 Da durch e<strong>in</strong>e Restrukturierung<br />
des Bildungssystems ke<strong>in</strong>e sofortige Verbesserung zu erzielen ist, hat die russische<br />
Regierung mit Wirkung zum 01. Juli 2010 Änderungen des Föderalen Gesetzes „Über<br />
den rechtlichen Status ausländischer Bürger <strong>in</strong> der Russischen Föderation“ vorgenom-<br />
men. 47 Diese Änderungen betreffen die Liberalisierung und Vere<strong>in</strong>fachung der Ertei-<br />
lung von Arbeitsgenehmigungen <strong>für</strong> ausländische Fachkräfte mit hoher Qualifikation.<br />
Um langfristig jedoch ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von ausländischem Fachpersonal zu schaf-<br />
fen, ist e<strong>in</strong>e Reform des Bildungssystems unumgänglich. Im April 2008 führte die stra-<br />
tegische Arbeitsgruppe Berl<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>s der hochrangigsten Gremien <strong>für</strong> die deutsch-<br />
russische Wirtschaftsbeziehung, erste Gespräche über e<strong>in</strong> Pilotprojekt zur Implementie-<br />
46 Vgl. <strong>Russland</strong>journal (2008a), siehe Internetverzeichnis.<br />
47 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (2010b), siehe Internetverzeichnis.
18<br />
rung des dualen Bildungssystems <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>. 48 Im Falle der Umsetzung könnte die<br />
Situation auf dem russischen Arbeitsmarkt dadurch nachhaltig verbessert werden.<br />
An zweiter Stelle monierten die Unternehmer den schlechten Zugang zu f<strong>in</strong>anziellen<br />
Ressourcen. Die F<strong>in</strong>anzierungsbedürfnisse differenzieren nach dem Entwicklungsgrad<br />
der Unternehmung. Somit beanspruchen Unternehmensgründer andere Kapitalquellen<br />
als Unternehmer, die den laufenden Geschäftsbetrieb f<strong>in</strong>anzieren.<br />
Abb. 6: „F<strong>in</strong>anzierungsquellen <strong>für</strong> Unternehmensgründung“<br />
Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 24.<br />
Die primäre Kapitalquelle <strong>für</strong> Unternehmensgründungen s<strong>in</strong>d Eigenmittel der Unter-<br />
nehmensgründer (75%). An zweiter Stelle folgt mit nur 14% die Inanspruchnahme be-<br />
reitgestellter Mittel durch private Investoren. Bankkredite h<strong>in</strong>gegen spielen nur e<strong>in</strong>e<br />
nachrangige Rolle. Personalkredite treten mit 13% noch ger<strong>in</strong>gfügig häufiger auf, als<br />
Firmenkredite (11%). Der Grund da<strong>für</strong> liegt dar<strong>in</strong>, dass Kredite an natürliche Personen<br />
leichter zugänglich und auch preiswerter s<strong>in</strong>d, als Firmenkredite. Das Volumen der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Personalkredite liegt <strong>in</strong> der Regel jedoch unter dem der Firmenkredite. Fast<br />
ke<strong>in</strong>e Bedeutung hat die Gründungsf<strong>in</strong>anzierung über Kredite von Nichtbanken (6%)<br />
und staatliche Unterstützung (3%). Mögliche Ursachen hier<strong>für</strong> können Intransparenz<br />
und schlechter Zugang wegen fehlender Prozessformalisierung se<strong>in</strong>. Von der <strong>in</strong><br />
Deutschland und besonders <strong>in</strong> Amerika weit verbreitetet F<strong>in</strong>anzierung über Venture<br />
Capital Fonds wird <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> bislang noch ke<strong>in</strong> Gebrauch gemacht.<br />
48 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (Hrsg.) (2008), siehe Internetverzeichnis.
19<br />
In der nachstehenden Grafik erfolgt e<strong>in</strong>e Darstellung der Kapitalquellen <strong>für</strong> die laufen-<br />
de Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung. Besonders bedeutend s<strong>in</strong>d hier die Mittel privater Inves-<br />
toren und Firmenkredite.<br />
Abb. 7: „F<strong>in</strong>anzierungsquellen bestehender <strong>KMU</strong>“<br />
Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 25.<br />
Das <strong>in</strong> Deutschland weit verbreitete Leas<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nur ger<strong>in</strong>gfügig <strong>in</strong> An-<br />
spruch genommen. Die F<strong>in</strong>anzierungssituation kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen un-<br />
terscheidet sich somit <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> deutlich von der europäischen. In Europa steht die<br />
F<strong>in</strong>anzierung durch Bankkredite an erster Stelle, den zweiten Platz belegt Leas<strong>in</strong>g und<br />
staatliche Fördergelder spielen ebenfalls e<strong>in</strong>e signifikante Rolle. 49 Als Erklärung <strong>für</strong><br />
diese Situation ist anzuführen, dass die Unternehmer nur selten bei ihrer Bank nach<br />
Krediten fragen, da sie Angst haben mit der Bank e<strong>in</strong>e Abhängigkeit e<strong>in</strong>zugehen und es<br />
daher vorziehen die eigenen f<strong>in</strong>anziellen Reserven auszuschöpfen oder Unterstützung<br />
bei Familie und Bekannten e<strong>in</strong>zuholen. Die Angst und das Misstrauen seitens der Un-<br />
ternehmer werden durch jene gestärkt, die sich an Banken gewendet haben und verge-<br />
bens Zeit und Geld <strong>in</strong> die Antragsstellung <strong>in</strong>vestierten. Bei e<strong>in</strong>er Umfrage durch<br />
OPORA gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass ihre Kreditanfrage abgelehnt<br />
wurde. Der am häufigsten benannte Grund s<strong>in</strong>d fehlende Sicherheiten der Unterneh-<br />
mer. 50<br />
Insgesamt erweist es sich auf dem russischen Kreditmarkt als sehr schwierig preiswert<br />
Kredite mit kurzfristiger Laufzeit aufzunehmen. Ebenfalls schwierig erweist sich die<br />
Aufnahme langfristiger Gelder. Besonders hoch ist h<strong>in</strong>gegen die Verfügbarkeit von<br />
49 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010a), S. 24, siehe Internetverzeichnis.<br />
50 Vgl. ebenda, S. 6, siehe Internetverzeichnis.
20<br />
Krediten mit Laufzeiten über sechs Monate und unter drei Jahren. 51 Aufgrund dieser<br />
Marktsituation ist die Z<strong>in</strong>sspanne der Kreditangebote sehr groß. In der nachstehenden<br />
Grafik wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 2007 durchgeführten Umfrage ermittelt, zu welcher Nom<strong>in</strong>alver-<br />
z<strong>in</strong>sung den <strong>KMU</strong> Kapital bereitgestellt wurde. Auf e<strong>in</strong>e Darstellung aktueller Z<strong>in</strong>ssät-<br />
ze wurde verzichtet, da sich die Situation <strong>in</strong> Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise tendenziell<br />
verschlechtert hat und derzeit von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Kreditklemme gesprochen<br />
wird.<br />
Abb. 8: „In Anspruch genommene Kreditz<strong>in</strong>ssätze der <strong>KMU</strong>“<br />
Quelle: eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 29.<br />
Es wird deutlich, dass mehr als die Hälfte der Kredite zu Z<strong>in</strong>ssätzen über 15% p.a. he-<br />
rausgegeben wurden. Nur 5% der Befragten gab an e<strong>in</strong>en Kredit mit e<strong>in</strong>em Z<strong>in</strong>ssatz<br />
unter 9% erhalten zu haben. Aus europäischer Sicht sche<strong>in</strong>t es zunächst äußerst unwirt-<br />
schaftlich zu diesen Konditionen Kapital aufzunehmen. Aufgrund der hohen Inflations-<br />
raten <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ist der Realz<strong>in</strong>s jedoch ger<strong>in</strong>g bis negativ. Mit 8,8% war die Inflation<br />
im Jahr 2009 <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> fast achtmal so hoch wie die der Europäischen Union (EU)<br />
(1,4%) und erreichte dabei dennoch e<strong>in</strong>en historischen Tiefstand. 52 Durch die niedrige<br />
Realverz<strong>in</strong>sung ist e<strong>in</strong>e Kreditaufnahme aus Sicht der Unternehmer wirtschaftlich att-<br />
raktiv, jedoch kann davon nicht profitiert werden, sofern die geforderten Kreditsicher-<br />
heiten nicht gestellt werden können.<br />
Oft liegt dies jedoch nicht daran, dass die Unternehmer nicht über die entsprechenden<br />
Sicherheiten verfügen, sondern an ungeklärten Eigentumsverhältnissen. „Bei der klei-<br />
nen Privatisierung <strong>in</strong> den Jahren 1992-1994 war das Eigentum an Grund und Boden<br />
zunächst <strong>in</strong> staatlicher Hand verblieben, so dass der Zugang zu Gewerberäumen nicht<br />
51 Vgl. The U.S. Russia Center for Entrepreneurship (2008), S. 3, f..<br />
52 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskamme (AHK) (2009), siehe Internetverzeichnis.
21<br />
marktimmanent gelöst werden konnte. Bis heute ist noch ke<strong>in</strong>e effektive und rationelle<br />
Nutzung von föderalem, Gebiets- und kommunalem Eigentum gewährleistet. Die Pri-<br />
vatisierung von Grund und Boden ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Regionen unterschiedlich gere-<br />
gelt und unterschiedlich weit vorangekommen.“ 53 E<strong>in</strong> großer Teil des Vermögens <strong>in</strong><br />
<strong>Russland</strong> ist somit nicht offiziell registriert. E<strong>in</strong>e Übertragung von Eigentum bzw. die<br />
Bereitstellung von Kreditsicherheiten ist aber nur dann möglich, wenn klare Eigen-<br />
tumsverhältnisse vorliegen. E<strong>in</strong> wichtiges Thema der staatlichen Unterstützung von<br />
<strong>KMU</strong> muss daher die Eigentumsbildung se<strong>in</strong>, um ihnen die Sicherung von Krediten zu<br />
erleichtern. Wie die Umfrage zeigt, stellen nicht nur die ungeklärten Eigentumsverhält-<br />
nisse, sondern auch die allgeme<strong>in</strong>e Verfügbarkeit von Produktionsflächen und Gewer-<br />
beräumen e<strong>in</strong> grundsätzliches Problem dar. Auf Grund des schwierigen Zugangs zu<br />
dem überwiegend noch staatlichen, regionalen und kommunalen Grundeigentum nut-<br />
zen (Groß-) Unternehmen und <strong>Institut</strong>ionen, die e<strong>in</strong>e Verfügungsgewalt über Grundei-<br />
gentum besitzen, diese zur Weitervermietung, vielfach zu überhöhten Preisen. 54 Neben<br />
den hohen Mietpreisen kritisieren die Unternehmer auch die willkürliche Festsetzung<br />
und ständige Änderung der Pachthöhe, den nicht funktionierenden Immobilienmarkt,<br />
die schleppende Bearbeitung der Pachtanträge durch Behörden und die Notwendigkeit<br />
Bestechungsgelder an die bearbeitenden Beamten zu zahlen. 55<br />
Um diesen Missstand zu beseitigen wurden 1998 durch die Moskauer Regierung preis-<br />
günstige Gewerbemieten e<strong>in</strong>geführt. Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus, da die ge-<br />
förderten Flächen zu überhöhten Preisen untervermietet wurden und das Mietniveau<br />
daher <strong>in</strong>sgesamt nicht gesenkt wurde. Im Zuge der Korruptionsbekämpfung wurde die-<br />
se Förderung dann 2003 wieder e<strong>in</strong>gestellt. 56<br />
An fünfter Stelle sehen die Unternehmer der <strong>KMU</strong> die bürokratischen Barrieren als<br />
H<strong>in</strong>dernis. Nach Angaben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> tätigen Consult<strong>in</strong>g Firma bedarf es bei-<br />
spielsweise <strong>für</strong> die Eröffnung e<strong>in</strong>es Restaurants 250 unterschiedlicher Unterschriften<br />
von unterschiedlichen Beamten und Behörden. 57 Neben der Vielzahl an Antragsformu-<br />
laren werden Unternehmen <strong>in</strong> erheblichem Umfang verpflichtet Statistiken zu führen<br />
und an e<strong>in</strong>zelne Behörden Auskunft zu erteilen, wodurch e<strong>in</strong> hoher adm<strong>in</strong>istrativer<br />
Aufwand entsteht. Kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen s<strong>in</strong>d davon oft überpro-<br />
53 Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 91.<br />
54 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 93.<br />
55 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
56 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 91, f..<br />
57 Vgl. Al<strong>in</strong>ga Consult<strong>in</strong>g Group (2008), siehe Internetverzeichnis.
22<br />
portional betroffen, da die entstehenden Grenzkosten zur Überw<strong>in</strong>dung bürokratischer<br />
Hürden und der Erfüllung rechtlicher Vorschriften erst mit zunehmender Betriebsgröße<br />
abnehmen. H<strong>in</strong>zu kommen die Unterf<strong>in</strong>anzierung der Verwaltungsorgane und die<br />
schlechte Entlohnung der Beamten, wodurch Bestechlichkeit und Willkür gefördert<br />
werden. 58 In e<strong>in</strong>er Rede vor der Föderalversammlung zur Lage der Nation im Novem-<br />
ber 2008 kritisierte der Präsident Medwedew die Bürokratie und bezeichnete diese als<br />
Hemmschuh <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en grundlegenden Wandel <strong>in</strong> Staat und Gesellschaft. Sie schränke<br />
die Freiheiten des E<strong>in</strong>zelnen und autonomes Handeln massiv e<strong>in</strong> und beh<strong>in</strong>dere so die<br />
Innovations- und Entwicklungsfähigkeit <strong>Russland</strong>s. Um dem entgegenzuwirken kün-<br />
digte er e<strong>in</strong> umfassendes Programm <strong>in</strong>nerer Reformen an. 59 Erforderliche Maßnahmen<br />
zur Beseitigung adm<strong>in</strong>istrativer H<strong>in</strong>dernisse s<strong>in</strong>d vor allem die Vere<strong>in</strong>fachung der An-<br />
tragsverfahren, Begrenzung adm<strong>in</strong>istrativer Kontrollen sowie die Zusammenfassung<br />
verschiedener Kontrollvorgänge zu maximal e<strong>in</strong>er Betriebsprüfung pro Jahr und auch<br />
die Erhöhung der Beamtenbesoldung zum Korruptionsabbau.<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Umfrage nicht aufgeführtes, aber im Rahmen dieser Arbeit strittiges The-<br />
ma, ist das russische Steuersystem. In e<strong>in</strong>er weiteren Monitor<strong>in</strong>g-Umfrage im März<br />
2009 durch OPORA gaben 17% der Befragten an, die hohe Steuerbelastung als wesent-<br />
liches Problem bei der Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit zu empf<strong>in</strong>den. 60 Andere<br />
Quellen h<strong>in</strong>gegen beschreiben das russische Steuersystem von der Struktur und den<br />
Steuersätzen als dem deutschen weit überlegen. 61 Dieser Widerspruch lässt sich nicht<br />
e<strong>in</strong>deutig erklären, da die herangezogenen Quellen als gleichwertig zuverlässig zu be-<br />
werten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> möglicher Erklärungsansatz ist, dass die Unternehmer die durch sie zu<br />
leistenden Steuerzahlungen im Vergleich zu den vom Staat bereitgestellten Transfer-<br />
leistungen als zu hoch und ungerechtfertigt empf<strong>in</strong>den. Steuern werden jedoch als<br />
Geldleistung ohne Anspruch auf <strong>in</strong>dividuelle Gegenleistung def<strong>in</strong>iert.<br />
Bei genauerer Untersuchung des russischen Steuersystems konnte die Aussage der<br />
zweiten Quelle bestätigt werden. Das russische Steuersystem sieht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung aller<br />
Steuere<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> drei Gruppen vor: Föderale Steuern, regionale Steuern und lokale<br />
(kommunale) Steuern. 62 Das Verfahren und die Grundsätze der Besteuerung (Steuer-<br />
satz, Besteuerungsobjekt und Vergünstigungen) legt die jeweilige staatliche Verwal-<br />
58<br />
Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 86.<br />
59<br />
Vgl. Deutscher Bundestag (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
60<br />
Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010c), S. 5, siehe Internetverzeichnis.<br />
61<br />
Vgl. <strong>Russland</strong>journal (2008b), siehe Internetverzeichnis.<br />
62<br />
Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.
23<br />
tungsebene fest, der das Besteuerungsrecht zugewiesen ist. 63 Die E<strong>in</strong>kommenssteuer ist<br />
derzeit mit 13% festgesetzt und die Gew<strong>in</strong>nsteuer 64 wurde zur Entlastung der Unter-<br />
nehmer am 01.01.2009 von 24% auf 20% herabgesenkt. 65 Desweiteren sieht das Steu-<br />
ergesetz Sonderregelungen <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e Unternehmen vor. Seit 2002 gibt es im russischen<br />
Steuergesetzbuch die Möglichkeit <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmer vom sogenannten „vere<strong>in</strong>fach-<br />
ten Steuerverfahren“ Gebrauch zu machen. Das bedeutet e<strong>in</strong>e niedrigere Steuerlast und<br />
e<strong>in</strong>e Erleichterung der Steuerkorrespondenz. 66 Aufgrund der niedrigen Ertragsschwel-<br />
lenwerte machten bislang aber nur 15% der russischen <strong>KMU</strong> von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch. Um besonders Kle<strong>in</strong>unternehmern <strong>in</strong> der wirtschaftlich schwierigen Zeit<br />
Hilfe zu leisten wurde am 01.01.2010 e<strong>in</strong> Änderungsgesetz verabschiedet. Von dem<br />
vere<strong>in</strong>fachten Steuersystem profitieren nun Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbei-<br />
tern und e<strong>in</strong>em Ertrag, der 60 Mio. RUB (1,5 Mio. EUR) pro Jahr nicht übersteigt (Er-<br />
tragsschwelle bis 31.12.2009: 20 Mio. RUB (0,5 Mio. EUR)). 67<br />
Um das Ausmaß und die Auswirkungen der geschilderten Probleme im <strong>in</strong>ternationalen<br />
Vergleich zu bewerten, ist <strong>in</strong> der nachfolgenden Grafik der „Index of Economic Free-<br />
dom“ ausgewählter Volkswirtschaften dargestellt. Der Index of Economic Freedom<br />
bewertet über ausgewählte statistische Indikatoren und Indizes zehn Wirtschaftsberei-<br />
che: Geschäftsumfeld (staatliche Regulierung grundlegender unternehmerischer Tätig-<br />
keiten), Handel, Steuern, Staatse<strong>in</strong>mischung (direkte staatliche Wirtschaftsaktivität),<br />
Geldpolitik, Investitionen, Banksystem, Eigentumsrechte, Freiheit von Korruption,<br />
Arbeitsmarkt. Die Bewertung aller Indikatoren erfolgt auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 bis 100,<br />
wobei 100 die bestmögliche Bewertung darstellt. Der Indexwert wird als e<strong>in</strong>facher<br />
Durchschnitt der zehn Indikatorenwerte gebildet. 68 Bewertet wurden <strong>in</strong>sgesamt 179<br />
Länder. Mit Platz 143 und e<strong>in</strong>em Indexwert von 50,3 bildet <strong>Russland</strong> das Schlusslicht<br />
<strong>in</strong> der Kategorie „Mostly unfree“ (50 < Indexwert > 59,9).<br />
63<br />
Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
64<br />
Diese entspricht im Wesen der deutschen Körperschaftssteuer. 2% werden an das föderale Budget,<br />
18% an das jeweilige Föderationssubjekt (Region) entrichtet.<br />
65<br />
Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
66<br />
Vgl. Germany Trade & Invest (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
67<br />
Vgl. ebenda.<br />
68<br />
Vgl. Heritage Foundation & Wall Street Journal (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.
Abb. 9: „Index of Economic Freedom: Indexwerte und Platzierungen 2009”<br />
Quelle: eigene Darstellung nach Statistiken von The Heritage Foundation & Wallstreet Journal.<br />
24<br />
Besonders schlecht schloss <strong>Russland</strong> <strong>in</strong> den Bereichen Geschäftsumfeld (52,2), Bank-<br />
system (40), Investitionen (25,0), Eigentumsrechte (25,0) und Freiheit von Korruption<br />
(21,0) ab. Lediglich im Steuerbereich liegt <strong>Russland</strong> mit e<strong>in</strong>em Indikatorenwert von<br />
82,3 über dem <strong>in</strong>ternationalen Durchschnitt (75,4). Als Begründung werden die niedri-<br />
gen Steuersätze angeführt und <strong>in</strong>sbesondere die positive Wirkung der Gew<strong>in</strong>nsteuer-<br />
senkung.<br />
4 Entwicklung der ausländischen Direkt<strong>in</strong>vestitionen<br />
Als weiterer Aspekt soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt nun das Investitionsverhalten bzw. die<br />
Investitionsbereitschaft aus dem Ausland anhand der getätigten Direkt<strong>in</strong>vestitionen<br />
untersucht werden.<br />
„Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen … s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester Bestandteil e<strong>in</strong>es offenen, leis-<br />
tungsfähigen, <strong>in</strong>ternationalen Wirtschaftssystems und e<strong>in</strong>e wichtige Triebkraft der<br />
Entwicklung.“ 69 , so die Def<strong>in</strong>ition der OECD.<br />
Betrachtet man die Attraktivität <strong>Russland</strong>s als Investitionsstandort <strong>für</strong> ausländische<br />
Investoren bzw. Unternehmen mit Expansionsvorhaben ist festzustellen, dass <strong>Russland</strong><br />
im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich wenig ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen anzieht. Im Rah-<br />
69 OECD (2002), siehe Internetverzeichnis.
25<br />
men der aufgeführten Modernisierungsagenda hat sich die russische Regierung daher<br />
die Priorität gesetzt, das Investitionsklima deutlich zu verbessern. 70<br />
Erste Erfolge s<strong>in</strong>d bereits zu verzeichnen, denn <strong>Russland</strong> wird zunehmend zu e<strong>in</strong>em<br />
Land mit stabilem Investitionsklima. Abgesehen von dem Jahr 2009 und den Folgen<br />
der F<strong>in</strong>anzmarktkrise ist <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong> Anstieg der ausländischen Direkt<strong>in</strong>-<br />
vestitionen zu verzeichnen.<br />
Um Anreize <strong>für</strong> Investoren zu schaffen, spielt die jeweilige Landespolitik e<strong>in</strong>e ent-<br />
scheidende Rolle. E<strong>in</strong>e transparente effiziente Politik, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>vestitionsfreundliches Um-<br />
feld sowie personelle und <strong>in</strong>stitutionelle Voraussetzungen müssen da<strong>für</strong> gewährleistet<br />
werden. <strong>Russland</strong> erfüllt diese Anforderungen bislang nur teilweise. Das starke Wirt-<br />
schaftswachstum und <strong>in</strong>sbesondere <strong>Russland</strong>s Rohstoffvorkommen sorgen dennoch <strong>für</strong><br />
hohe Investitionen aus dem Ausland. Der nachstehenden Abbildung ist die genaue<br />
Entwicklung und Struktur zu entnehmen.<br />
Die Gesamtlänge der Balken gibt Auskunft über die Höhe des Gesamtvolumens aus-<br />
ländischer Investitionen <strong>in</strong> dem jeweiligen Jahr. Mit Hilfe der farblichen Abgrenzung<br />
erfolgt die Kennzeichnung der Zusammensetzung aus Direkt<strong>in</strong>vestitionen, Portfolio<strong>in</strong>-<br />
vestitionen und „sonstigen“.<br />
Abb. 10: Entwicklung und Struktur ausländischer Investitionen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
Quelle: Eigene Darstellung, Federal State Statistik Service.<br />
70 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.
26<br />
Die Entwicklung und wirtschaftlichen Konsequenzen der Investitionszuflüsse s<strong>in</strong>d je-<br />
doch umstritten. Gemäß Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat s<strong>in</strong>d im ers-<br />
ten Quartal 2010 13,1 Mrd. USD Auslands<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die russische Wirtschaft<br />
geflossen. Das s<strong>in</strong>d 9,3% mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Anteil an Direkt<strong>in</strong>vesti-<br />
tionen macht davon aber lediglich 20% aus, die Portfolio<strong>in</strong>vestitionen 2,2% und die<br />
übrigen „sonstigen“ Investitionen betragen 77,8%. Diese „sonstigen“ bewirken jedoch<br />
negative Effekte, da sie kurzfristig s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>em nachhaltigen stabilen Wachstum<br />
entgegen wirken. 71 Zu der Gesamthöhe der Kapitalflüsse ist anzumerken, dass nach<br />
E<strong>in</strong>schätzung der russischen Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> „mehr als die Hälfte der ausländi-<br />
schen Investitionen ohneh<strong>in</strong> russische Gelder seien, die über Offshore-Gesellschaften<br />
wieder <strong>in</strong>s Land gelangten.“ 72<br />
Um die Entwicklung <strong>in</strong>ländischer <strong>KMU</strong> zu fördern, neue Märkte und e<strong>in</strong>e entsprechen-<br />
de Infrastruktur zu schaffen, kann die gezielte Ansprache ausländischer Investoren po-<br />
sitiv unterstützend wirken. Zur nachhaltigen Verbesserung des Investitionsklimas und<br />
somit der Stabilisierung der russischen Volkswirtschaft bedarf es allerd<strong>in</strong>gs umfangrei-<br />
cher Reformen. Diese bef<strong>in</strong>den sich nach unterschiedlichen Aussagen der Regierung<br />
bereits <strong>in</strong> Planung. Vorgesehen ist e<strong>in</strong> ganzheitlicher Ansatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Modernisierungs-<br />
agenda zur Verbesserung des Investitionsklimas. E<strong>in</strong>schränkungen <strong>für</strong> ausländische<br />
Unternehmen sollen abgeschafft werden und die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wur-<br />
den bereits verbessert. Weitere Maßnahmen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesetzesentwurf im März<br />
2010 dem Parlament vorgelegt. Die Verabschiedung war <strong>für</strong> das zweite Quartal vorge-<br />
sehen, genauere Informationen liegen derzeit noch nicht vor. In dem Entwurf s<strong>in</strong>d<br />
Steuererleichterungen, e<strong>in</strong>e Reduzierung adm<strong>in</strong>istrativer Hemmnisse sowie die Ent-<br />
wicklung öffentlich privater Partnerschaften vorgesehen. 73<br />
5 Ursachenanalyse – Strukturelle Probleme<br />
Der Anteil von <strong>KMU</strong> an der Gesamtwirtschaftsleistung ist bislang sehr ger<strong>in</strong>g. Sowohl<br />
im In-, als auch im Ausland werden die weit verbreitete Korruption, e<strong>in</strong>e überbordende<br />
Bürokratie und die ger<strong>in</strong>ge Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems moniert.<br />
In dem nachfolgenden Abschnitt erfolgt daher e<strong>in</strong>e Untersuchung der Ursachenschwer-<br />
punkte.<br />
71 Vgl. RIA NOVOSTI (2010b), siehe Internetverzeichnis.<br />
72 Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
73 Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.
27<br />
5.1 Strukturelle Defizite des russischen Bankensystems<br />
Banken s<strong>in</strong>d „Wirtschaftsbetriebe, die Dienstleistungen rund ums Geld erbr<strong>in</strong>gen. Sie<br />
nehmen fremde Gelder an (E<strong>in</strong>lagengeschäft) und leiten diese Mittel <strong>in</strong> Form von Dar-<br />
lehen an die Wirtschaft weiter (Kreditgeschäft). Neben dieser F<strong>in</strong>anzmittlerfunktion<br />
besteht die Hauptaufgabe der Banken dar<strong>in</strong>, die Wirtschaft mit Zahlungsmitteln zu ver-<br />
sorgen und den baren sowie den unbaren Zahlungsverkehr abzuwickeln.“ 74 Volkswirt-<br />
schaftlich betrachtet werden den Banken drei wesentliche Funktionen zugeteilt. Die<br />
Losgrößentransformation, <strong>in</strong> dem die Banken e<strong>in</strong>en Ausgleich schaffen zwischen dem<br />
Angebot vieler kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>lagen und der Nachfrage nach großen Krediten. Die Fristen-<br />
transformation, das heißt die Transformation kurzfristiger E<strong>in</strong>lagen zu langfristigen<br />
Ausleihungen und die Risikotransformation, da Banken über gebündeltes Kredit Know-<br />
how verfügen und somit Spar- und Kreditbedürfnisse entsprechend der Risikobereit-<br />
schaft vermitteln können. 75<br />
Banken verfügen folglich über e<strong>in</strong>e wichtige Stabilitätsfunktion <strong>für</strong> die Wirtschaft,<br />
denn diese ist auf e<strong>in</strong>e reibungslose Geldversorgung und störungsfreien Zahlungsver-<br />
kehr angewiesen. Besonders kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen s<strong>in</strong>d auf die mit-<br />
tel- und langfristige Kapitalbereitstellung von Banken angewiesen, so dass die Ent-<br />
wicklung von <strong>KMU</strong> stark von der Stabilität des russischen Bankensektors abhängig ist.<br />
Insgesamt gilt der russische Bankensektor mit 1.049 Banken (Stand 2009) als ‚under-<br />
banked‘ und lässt sich <strong>in</strong> drei Kategorien unterteilen. Zur ersten und wichtigsten <strong>in</strong><br />
<strong>Russland</strong> zählen die großen staatlich kontrollierten Banken wie Sberbank, Gazprom-<br />
bank und Vneshtorgbank. Durch die Beteiligung des Staates genießen diese <strong>Institut</strong>e<br />
enorme Wettbewerbsvorteile und dom<strong>in</strong>ieren den russischen Bankensektor. Die vier<br />
größten Staatsbanken verfügen über 40% der Gesamtbankenaktiva und 52% der E<strong>in</strong>la-<br />
gen. 76 Die zweite Kategorie s<strong>in</strong>d Privatbanken. Ihr Marktanteil ist ger<strong>in</strong>g und die<br />
Mehrheit der <strong>Institut</strong>e ist stark unterkapitalisiert. Die Marktkapitalisierung der größten<br />
600 Privatbanken beträgt lediglich 1,5 Mrd. EUR. 77 Die dritte Kategorie besteht aus<br />
ausländischen Banken wie Targobank und UnicreditBank, deren Tätigkeit durch staat-<br />
liche Reglementierungen stark e<strong>in</strong>geschränkt ist. Sie agieren zu 100% mit ausländi-<br />
74<br />
Vgl. Deutsche Bundesbank (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
75<br />
Vgl. Olsen, Michael (2005), S. 15 f. .<br />
76<br />
Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009), S.16.<br />
77<br />
Vgl. The U.S. Russia Center for Entrepreneurship (Hrsg.) (2008), S. 2, siehe Internetverzeichnis.
28<br />
schem Kapital und haben somit im Vergleich zu lokalen Banken Zugang zu günstigem<br />
Kapital. H<strong>in</strong>zu kommt die Expertise und Erfahrung im Bereich der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Charakteristik des russischen Bankensektors ist die regionale Verteilung<br />
der Banken. 57% der Banken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zentralrussland angesiedelt und die <strong>in</strong>sgesamt die<br />
Hälfte <strong>in</strong> Moskau (50,5%) 78 . Diese Region stellt damit e<strong>in</strong>e Ausnahme dar, denn die<br />
restlichen Gebiete <strong>Russland</strong>s s<strong>in</strong>d mit bis zu 300.000 E<strong>in</strong>wohner pro Bankstandort stark<br />
underbanked. 79 Daraus ergeben sich <strong>für</strong> Regionen und dort ansässigen <strong>KMU</strong> erhebliche<br />
F<strong>in</strong>anzierungsprobleme.<br />
Die große Mehrheit russischer Banken hat jedoch ke<strong>in</strong>, oder nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse<br />
an der Kreditvergabe <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>. 80 Diese sogenannte Kreditvergaberesistenz ist auf un-<br />
terschiedliche Gründe zurückzuführen 81 :<br />
Fehlender Kreditvergabeanreiz. Die Kreditvergabe an <strong>KMU</strong> gilt als e<strong>in</strong> sehr risikobe-<br />
haftetes Geschäftsfeld. Das Hauptproblem besteht dar<strong>in</strong>, dass kle<strong>in</strong>e Unternehmen auf<br />
Grund fehlender Sicherheiten <strong>für</strong> die Banken e<strong>in</strong> hohes Zahlungsunfähigkeitsrisiko<br />
bergen. Banken legen gemäß ihrer Geschäftsstrategie fest, welches Risiko sie bereit<br />
s<strong>in</strong>d zu akzeptieren und welche zu erwartende Rendite dem gegenüber stehen soll. Im<br />
Falle der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> wird das Risiko als besonders hoch wahrge-<br />
nommen. Des Weiteren verfolgen viele russische Banken den Leitgedanken, dass es<br />
e<strong>in</strong>facher und rentabler sei e<strong>in</strong>en großen Kredit zu vergeben, anstelle vieler kle<strong>in</strong>er<br />
Kredite. In der Praxis tritt es häufig auf, dass die Kosten und der Arbeitsaufwand ähn-<br />
lich hoch s<strong>in</strong>d, wodurch der Fokus auf rentable Großkredite gestärkt wird. Dies wider-<br />
spricht jedoch der zugeteilten Losgrößentransformationsfunktion. Viele Großbanken<br />
haben sich außerdem aus ihrer sowjetischen F<strong>in</strong>anzierungstradition heraus auf das<br />
Klientel großer ehemaliger staatlicher Unternehmen spezialisiert. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />
kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen ist daher kaum von Bedeutung. Auf Grund der<br />
mangelnden Erfahrung fehlt es zudem an entsprechendem Kredit Know-How im Be-<br />
reich der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung. 82<br />
Das erwähnte Problem der Kreditbesicherung besteht dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>sbesondere bei der<br />
Gewährung von Firmenkrediten die Bereitstellung von Sicherheiten obligatorisch ist.<br />
78 Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009), S. 15.<br />
79 Genaue Verteilung siehe Anhang: „regionale Verteilung der Banken nach Föderationskreisen (Stand<br />
01.04.2009)<br />
80 Vgl. Barre, Xavier (2005), S. 9.<br />
81 Vgl. ebenda, S. 10.<br />
82 Vgl. ebenda., S. 10.
29<br />
Banken akzeptieren da<strong>für</strong> vorrangig Immobilien oder werthaltige Vermögensgüter. Die<br />
Akzeptanz von Garantien, Bürgschaften oder Wertpapieren ist h<strong>in</strong>gegen ger<strong>in</strong>g ausge-<br />
prägt. Diesen Anforderungen können nur wenige Unternehmer gerecht werden, denn<br />
häufig werden Sicherheiten bis zu e<strong>in</strong>er Höhe von 200% des Darlehensbetrages ver-<br />
langt. Die Banken sichern sich damit vor den Kosten im Falle der Sicherheitenverwer-<br />
tung ab. Die entstehenden Kosten betragen etwa 40% des Wertes der gestellten Sicher-<br />
heiten (5% <strong>für</strong> außergerichtliche Kosten, 15% <strong>für</strong> die Gerichtskosten und 20% Steu-<br />
ern). 83<br />
E<strong>in</strong> weiterer Grund <strong>für</strong> die Kreditvergaberesistenz s<strong>in</strong>d die hohen Eigenkapitalkosten.<br />
In Anlehnung an die Eigenkapitalvorschriften des Baseler Ausschuss <strong>für</strong> Bankenauf-<br />
sicht s<strong>in</strong>d auch russische Banken durch die Zentralbank verpflichtet, Kredite nach ih-<br />
rem Ausfallrisiko zu raten und entsprechende Reserven zu bilden. Durch die bereits<br />
problematische Unterkapitalsierung des Bankensektors ist die Bereitschaft der Banken<br />
dementsprechend ger<strong>in</strong>g, <strong>für</strong> dieses aus ihrer Sicht unattraktive Geschäftsfeld, zusätzli-<br />
ches Kapital zu b<strong>in</strong>den.<br />
Nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft wurden im Jahr 2007<br />
„lediglich e<strong>in</strong> Prozent der potentiellen Anfragen der <strong>KMU</strong> nach Krediten von Banken<br />
befriedigt.“ 84 Diese starke Abweichung von Angebot und Nachfrage zeigt, dass das<br />
russische Bankensystem se<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzmittlerfunktion besonders im Bereich der <strong>KMU</strong>-<br />
F<strong>in</strong>anzierung nicht gerecht wird. Daraus resultieren Effizienzverluste und die Gefahr<br />
e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>stabilen Wirtschaft.<br />
5.2 Korruption<br />
Korruption ist <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> Problem, von dem weitgehend alle Wirtschaftsbereiche<br />
betroffen s<strong>in</strong>d. Wie der Corruption-Perception-Index (CPI) statistisch belegt, weist das<br />
Rechtsschutzsystem <strong>Russland</strong>s noch heute gravierende Mängel auf, die Nährboden <strong>für</strong><br />
Krim<strong>in</strong>alität und Korruption bieten. „Der CPI Punktwert e<strong>in</strong>es Landes gibt das Ausmaß<br />
der Korruption im öffentlichen Sektor wieder, so wie sie von Geschäftsleuten und Ex-<br />
perten wahrgenommen wird. Die Skala reicht dabei von 10 (weitestgehend ke<strong>in</strong>e Kor-<br />
ruption) bis 0 (sehr korrupt).“ 85 In Abhängigkeit vom Jahr der Veröffentlichung wur-<br />
83 Vgl. Barre, Xavier (2005), S. 11.<br />
84 Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2007), siehe Internetverzeichnis.<br />
85 Vgl. Transparency International (2008), S. 5 siehe Internetverzeichnis.
30<br />
den Länder weltweit <strong>in</strong> bis zu 190 Ränge klassifiziert, wobei die Korruption mit auf-<br />
steigendem Rang zunimmt.<br />
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
CPI 2,4 2,4 2,1 2,3 2,7 2,7 2,8 2,4 2,5 2,3 2,1 2,2<br />
Rang 76 82 82 79 71 86 90 126 121 143 147 146<br />
…von 85 99 90 91 102 144 145 158 163 179 190 180<br />
Tab. 3: Corruption-Perception-Index der russischen Föderation 1998 bis 2009.<br />
Quelle: eigene Darstellung nach Statistiken von Transparency International, verschiedene Jg.<br />
Es ist offensichtlich, dass <strong>Russland</strong> nicht nur <strong>in</strong> der Vergangenheit, sondern noch heute<br />
weltweit zu den korruptesten Ländern der Welt gehört. Im Laufe der dargestellten Jahre<br />
schwankte der CPI nur leicht, erreichte jedoch nie die 3 Punkte Marke. Deutschland im<br />
Vergleich wurde 2009 mit 8 Punkten bewertet und bef<strong>in</strong>det sich zusammen mit Irland<br />
auf Rang 14. <strong>Russland</strong> h<strong>in</strong>gegen teilt sich Rang 146 (2,2 Punkte) zusammen mit Kenia,<br />
Sierra-Leone und Zimbabwe. Das Schlusslicht bildet Somalia auf Rang 180 mit e<strong>in</strong>em<br />
CPI von 1,1. 86 Als Reaktion auf die jährliche Veröffentlichung des CPIs und der nega-<br />
tiven Entwicklung <strong>Russland</strong>s gestand die Regierung 2005 erstmals e<strong>in</strong>, dass Korruption<br />
nach wie vor e<strong>in</strong> existierendes Problem darstellt und unter der Regierung Put<strong>in</strong>s (2000<br />
bis 2008) sogar gewachsen ist. 87 Zur Verbesserung der Situation wurden daraufh<strong>in</strong><br />
Antikorruptions-Konventionen der UN und des Europarates implementiert 88 sowie <strong>in</strong>-<br />
ternationalen Vere<strong>in</strong>igungen wie beispielsweise der „Group of States aga<strong>in</strong>st Corrupti-<br />
on“ (GRECO) beigetreten. 89 Der daraus erwartete Erfolg blieb bislang aus. Die Ent-<br />
wicklung des CPIs seit 2005 lässt auf e<strong>in</strong>e weitere Verschlechterung schließen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Indikator <strong>für</strong> das vorherrschende Korruptionsproblem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ist der<br />
Bribe Payers Index (BPI). Er bewertet die führenden Exportstaaten h<strong>in</strong>sichtlich der<br />
Bereitschaft ihrer Unternehmen im Ausland Bestechungsgelder an ranghohe Amtsträ-<br />
ger <strong>in</strong> zentralen Schwellenländern zu zahlen. Die Bewertungsskala reicht auch hier<br />
wieder von 10 (weitestgehend ke<strong>in</strong>e Bereitschaft) bis 0 (sehr hohe Bereitschaft). 90 Bei<br />
86<br />
Vgl. Transparency International (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
87<br />
Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 2.<br />
88<br />
Bsp.: UN-Konvention gegen Korruption, Konvention des Europarats über strafrechtliche Verantwor-<br />
tung <strong>für</strong> Korruption.<br />
89 Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 2.<br />
90 Vgl. Transparency International (2008), S. 5, siehe Internetverzeichnis.
31<br />
der BPI-Ermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2008 belegte <strong>Russland</strong> mit 5,7 Punkten, direkt h<strong>in</strong>ter<br />
Ch<strong>in</strong>a (6,5), Mexiko (6,6) und Indien (6,8) den letzten Platz. 91<br />
Besonders stark ausgeprägt ist die Korrumpierbarkeit der Beamten des russischen<br />
Rechtsschutzsystems, wie die Anzahl der e<strong>in</strong>geleiteten Strafverfahren wegen Korrupti-<br />
onsdelikten belegt. 92 Korruption stellt somit e<strong>in</strong>es der fundamentalsten Probleme Russ-<br />
lands dar, da sie jegliche Lösungsansätze und Systemreformierungen zunichte macht<br />
und erheblich zur Instabilität der Wirtschaft beiträgt.<br />
Besonders Kle<strong>in</strong>unternehmen s<strong>in</strong>d aber auf e<strong>in</strong> zuverlässiges stabiles Umfeld angewie-<br />
sen, das sowohl durch vertrauenswürdige Geschäftspartner, als auch durch vertrauens-<br />
würdige staatliche <strong>Institut</strong>ionen gekennzeichnet ist. Dies war auch Thema bei dem Pe-<br />
tersburger Dialog 2008 und auch hier kündigte der Präsident Medwedew Maßnahmen<br />
zur Stärkung der russischen Rechtsstaatlichkeit an: „Unsere Aktivitäten <strong>in</strong> der Wirt-<br />
schaft werden auch weiterh<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er sukzessiven, systematischen Verbesserung des<br />
Geschäftsklimas und dem Abbau von überflüssigen Verwaltungsbarrieren basieren, auf<br />
der Beseitigung von Korruption, die <strong>in</strong> unserem Land e<strong>in</strong> wirklich ernst zunehmendes<br />
Problem darstellt, auf maximaler Förderung kle<strong>in</strong>er Unternehmer …, und selbstver-<br />
ständlich auf der Stärkung von Recht und Gesetz <strong>in</strong> der Gesellschaft und im Staat so-<br />
wie auf dem Aufbau e<strong>in</strong>er effizienten und unabhängigen Gerichtsbarkeit.“ 93<br />
5.3 Konzentration auf Rohstoffexporte statt nachhaltiges Wirtschaften<br />
„<strong>Russland</strong> ist e<strong>in</strong>er der größten Energieproduzenten der Welt und verfügt mit fast ei-<br />
nem Viertel der Weltgasreserven (23,4%), ca. 6,3% der Weltölreserven und den zweit-<br />
größten Kohlereserven (19%) über bedeutende Ressourcen. <strong>Russland</strong> kommt <strong>für</strong> 19,6%<br />
der Weltgasförderung und 12,4% der Weltölförderung auf. Die mangelnde Diversifizie-<br />
rung der russischen Wirtschaft führt zu e<strong>in</strong>er überproportional hohen Abhängigkeit der<br />
Wirtschaftsentwicklung von den E<strong>in</strong>nahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas.“ 94 Ent-<br />
sprechend stark wurde <strong>Russland</strong> von dem globalen E<strong>in</strong>bruch der Rohstoffnachfrage als<br />
Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise getroffen, denn das starke Wirtschaftswachstum resultierte<br />
vorwiegend aus den <strong>in</strong> der Vergangenheit hohen Rohstoffpreisen. <strong>Russland</strong>s Ressour-<br />
cenreichtum ist somit Grundlage <strong>für</strong> das stetig steigende BIP und das steigende E<strong>in</strong>-<br />
91 Vgl. ebenda, S.5.<br />
92 Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 17.<br />
93 Medwedew, Dimitri A. (2008), (siehe Internetverzeichnis).<br />
94 Auswärtiges Amt (2010), siehe Internetverzeichnis.
32<br />
kommen der Bevölkerung. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> außenwirtschaftliches Paradoxon, das<br />
auch als „Holländische Krankheit“ (Dutch disease) beschrieben wird. Entstanden ist<br />
dieser Begriff <strong>in</strong> den 1960er Jahren, als vor der niederländischen Küste große Erdgas-<br />
vorkommen gefunden wurden. Nach Entdeckung des Gron<strong>in</strong>ger Gasfeldes blühte die<br />
Erdgas<strong>in</strong>dustrie auf, doch als der Boom vorüber war, ist die Wirtschaft e<strong>in</strong>gebrochen. 95<br />
Auch <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> besteht die Gefahr, dass die E<strong>in</strong>nahmen aus den Rohstoffexporten die<br />
Antriebskräfte <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung des Landes schwächen. Zunächst<br />
e<strong>in</strong>mal führen die Mehre<strong>in</strong>nahmen aus den Rohstoffexporten dazu, dass die Löhne <strong>in</strong><br />
<strong>Russland</strong> steigen. Dadurch wird der Konsum angekurbelt (siehe Entwicklung der Bran-<br />
che Handel), wovon wiederum die B<strong>in</strong>nenkonjunktur profitiert. Durch den Export<br />
kommt es außerdem zu starken Außenhandelsüberschüssen. Diese verursachen e<strong>in</strong>e<br />
Währungsaufwertung des Rubels, da durch den ansteigenden Export Devisen <strong>in</strong>s Land<br />
kommen, deren Umtausch die Aufwertung verursacht. 96 H<strong>in</strong>zu kommt der währungs-<br />
stärkende E<strong>in</strong>fluss ausländischer Kapitalzuflüsse, die seit 2007 jedoch wieder rückläu-<br />
fig s<strong>in</strong>d (siehe Gliederungspunkt 5).<br />
Saldo aus Import und Export<br />
(<strong>in</strong> Mrd. USD)<br />
Gold- und Devisenreserven<br />
(<strong>in</strong> Mrd. USD)<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
+46 +60 +85 +118 +156 +152 +180<br />
37 48 77 124 182 479 427<br />
Tab. 4: „Außenhandelsbilanz der Russischen Föderation“<br />
Quelle: Eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (2009).<br />
Durch diese Entwicklung konnte <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Auslandsschulden tilgen<br />
und e<strong>in</strong> erhöhtes Wohlstandsniveau erreichen. Da sich natürliche Ressourcen im Ver-<br />
gleich zum Erlös mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand fördern und ausführen lassen, besteht an die-<br />
ser Stelle die Gefahr andere Wirtschaftszweige zu vernachlässigen. Betrachtet man die<br />
Entwicklung der russischen Exportstruktur ist neben dem Anstieg des Exportvolumens<br />
e<strong>in</strong> enormer Anstieg des Rohstoffanteils zu erkennen.<br />
95 Vgl. Horn, Karen (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
96 Vgl. Jochen Steffens (2008), siehe Internetverzeichnis.
33<br />
Abb. 11: „Exportstruktur der Russischen Föderation von 1995 – 1997“<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken von Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />
служба государственной статистики] (2010).<br />
Andere exportorientierte Industrien h<strong>in</strong>gegen stagnieren nahezu, da die steigende Wäh-<br />
rung dazu führt, dass es <strong>für</strong> die <strong>in</strong>ländische Industrie schwieriger wird ihre Produkte auf<br />
dem Weltmarkt zu verkaufen. 97 Normalerweise würde e<strong>in</strong> starker Wirtschaftssektor<br />
auch andere Industrien (Zuliefer<strong>in</strong>dustrien, etc.) antreiben. Rohstoffförder<strong>in</strong>dustrien<br />
stellen dabei aber e<strong>in</strong>e Ausnahme dar, da sie nur wenig mit anderen Wirtschaftszwei-<br />
gen verflochten s<strong>in</strong>d. Investitionen, die sich zum Aufbau der Förderkapazitäten im<br />
Rohstoffsektor konzentrieren, führen somit kaum zu Folge<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> andere Sek-<br />
toren. 98 Ohne staatliche Interventionen kann dies im worst case dazu führen, dass die<br />
gesamte Produktion des Landes e<strong>in</strong>bricht. E<strong>in</strong>e derartige Entwicklung ist <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
bislang nicht zu verzeichnen, da neben dem Rohstoffsektor andere Branchen e<strong>in</strong> leich-<br />
tes Wachstum vorweisen. 99<br />
Das besondere Risiko der Holländischen Krankheit <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> besteht h<strong>in</strong>gegen im<br />
Rent Seek<strong>in</strong>g. Die hohen Rohstoffe<strong>in</strong>nahmen wecken Begehrlichkeiten verschiedener<br />
Interessengruppen und führen zu e<strong>in</strong>er Bildung von stark vernetzten Strukturen, die das<br />
Geld unter sich aufteilen, was wiederum dazu führt, dass die E<strong>in</strong>nahmen nur <strong>in</strong> die<br />
Hände von Wenigen fallen. 100 Rent seek<strong>in</strong>g ist vorwiegend durch ausgeprägte Korrup-<br />
tion und den Mangel historisch gewachsener rechtsstaatlicher Strukturen möglich und<br />
97 Vgl. Steffens, Jochen (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
98 Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S.5, siehe Internetverzeichnis.<br />
99 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />
100 Vgl. Steffens, Jochen (2008), siehe Internetverzeichnis.
34<br />
führt dazu, dass das Geld nicht mehr der Allgeme<strong>in</strong>heit zu Gute kommt. Für politisch<br />
e<strong>in</strong>flussreiche Gruppen entstehen damit zusätzliche Anreize, den Aufbau e<strong>in</strong>er effizien-<br />
ten, demokratischen und rechtsstaatlichen Kontrolle zu verh<strong>in</strong>dern. 101 Wie stark Russ-<br />
land von der Holländischen Krankheit betroffen ist, lässt sich nicht e<strong>in</strong>deutig ermitteln.<br />
Deutlicher Indikator ist jedoch die <strong>in</strong> Punkt 5.2 dargestellte Entwicklung des Corrupi-<br />
on-Perception-Index der e<strong>in</strong>e mangelnde Regierungsqualität besche<strong>in</strong>igt. E<strong>in</strong> weiterer<br />
Indikator ist der <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> relativ hohe G<strong>in</strong>i-Koeffizient. Dieser dient als Maßzahl <strong>für</strong><br />
die Verteilung und ist mit e<strong>in</strong>em Wert von 37,5 im Vergleich zu Deutschland (28,3)<br />
relativ hoch und lässt auf e<strong>in</strong>e <strong>für</strong> Rent Seek<strong>in</strong>g typische Ungleichverteilung des<br />
Wohlstandes schließen. 102 Langfristig ist jedoch e<strong>in</strong>e leichte Verbesserung zu erkennen,<br />
da der Wert <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> im Jahr 2000 noch bei 45,6 lag. 103<br />
E<strong>in</strong>e weitere typische Ersche<strong>in</strong>ung der Holländischen Krankheit ist die systematische<br />
Vernachlässigung von Bildungsaktivitäten. 104 Auf der e<strong>in</strong>en Seite klagen russische Un-<br />
ternehmen zwar über e<strong>in</strong>en hohen Fachkräftemangel, durch den das Wirtschaftswachs-<br />
tum geschwächt wird, auf der anderen Seite aber lässt e<strong>in</strong>e Alphabetisierungsrate von<br />
99,4 % 105 und die steigende Anzahl von Hochschulen und Universitäten sowie immat-<br />
rikulierter Studenten 106 (trotz demographischen Wandel) darauf schließen, dass e<strong>in</strong> Teil<br />
der Rohstoffgew<strong>in</strong>ne nachhaltig <strong>in</strong> Bildung <strong>in</strong>vestiert wird.<br />
Unter Berücksichtigung der aufgeführten Faktoren ist davon auszugehen, dass Russ-<br />
land durchaus als gefährdet e<strong>in</strong>zustufen ist, jedoch bereits Maßnahmen ergriffen wur-<br />
den, die zur volkswirtschaftlichen Stabilisierung beitragen. Ähnlich wie Norwegen hat<br />
die russische Regierung e<strong>in</strong>en Stabilisierungsfonds <strong>für</strong> den Fall s<strong>in</strong>kender Staatse<strong>in</strong>-<br />
nahmen durch s<strong>in</strong>kende Weltmarktpreise <strong>für</strong> Erdöl geschaffen. Dieser Staatsfonds<br />
(Sondervermögen) wurde 2004 als Reaktion auf die Erfahrungen aus der Rubelkrise<br />
1998 aufgelegt. 107 Im Jahr 2008 wurde der Fonds <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Reservefonds und e<strong>in</strong>en<br />
Wohlstandsfonds aufgeteilt. Durch den Reservefonds hat <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> Instrument ge-<br />
schaffen, sich vor den wirtschaftlichen Auswirkungen schwankender Ölpreise zu schüt-<br />
101<br />
Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S. 8, siehe Internetverzeichnis.<br />
102<br />
Vgl. United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
103<br />
Vgl. United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2004), S. 189, siehe Internetverzeichnis.<br />
104<br />
Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S.10, siehe Internetverzeichnis.<br />
105<br />
Vgl. Amnesty International (Hrsg.) (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
106<br />
Vgl. Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной статистики]<br />
(2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
107<br />
Vgl. M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2007), siehe Internetverzeichnis.
35<br />
zen. Liegt der Preis pro Barrel über 50 USD fließen die Mehre<strong>in</strong>nahmen dem Fonds<br />
zu. 108 Liegt der Preis darunter werden aus den angesparten Reserven Staatsausgaben<br />
f<strong>in</strong>anziert. Die Vermögensentwicklung <strong>in</strong> der nachfolgenden Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en<br />
starken Anstieg bis 2009 und die anschließende Inanspruchnahme der Mittel um die<br />
Wirtschaft nach der F<strong>in</strong>anzmarktkrise zu stabilisieren.<br />
Abb. 12: „Sondervermögen der Russischen Föderation“<br />
Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken des M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2010a)<br />
(2010b).<br />
Der Reservefondsbestand von 137,09 Mrd. USD Anfang 2009 wird voraussichtlich bis<br />
Ende 2010 vollständig aufgebraucht se<strong>in</strong>. 109 Im günstigsten Fall zeigen die durchge-<br />
führten Reformen und Regierungsmaßnahmen dann ihre ersten Wirkungen. Ausge-<br />
schlossen ist, dass die russische Wirtschaft bis zum Jahresende so diversifiziert ist, dass<br />
s<strong>in</strong>kende Rohstoffpreise durch die Gew<strong>in</strong>ne anderer Branchen vollständig kompensiert<br />
werden können. Desto besser die anderen Wirtschaftszweige e<strong>in</strong>schließlich dem <strong>KMU</strong>-<br />
Sektor jedoch gefördert und unterstützt werden, desto resistenter wird die russische<br />
Wirtschaft gegenüber vorübergehenden Preise<strong>in</strong>brüchen aufgestellt se<strong>in</strong>. Gleichzeitig<br />
erhöht sich durch die Stärkung anderer Wirtschaftsektoren die Abwehrfähigkeit gegen<br />
die Holländische Krankheit.<br />
E<strong>in</strong>e der bereits langjährig durchgeführten Maßnahmen zur Unterstützung des <strong>KMU</strong>-<br />
Sektors soll nun <strong>in</strong> dem nachfolgenden Absatz erläutert werden.<br />
108 Vgl. <strong>Russland</strong>.RU (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
109 Vgl. RIA NOVOSTI (2010a), siehe Internetverzeichnis.
6 Lösungsansätze<br />
36<br />
6.1 TRANSFORM-Nachfolgeprogramm: Deutsch-Russische Förderprogramme<br />
Um die ehemals kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas bei dem Aufbau von<br />
Demokratie und sozialer Marktwirtschaft zu unterstützen, gründete die deutsche Bun-<br />
desregierung 1993 das „TRANSFORM-Beratungsprogramm“ dem sich 2005 das<br />
„TRANSFORM-Nachfolgeprogramm“ anschloss. Ziel des Programmes ist die Unter-<br />
stützung bei dem Umbau von autoritärer Plan- h<strong>in</strong> zu demokratischer und rechtsstaatli-<br />
cher Marktwirtschaft. Die Motivation dieses Programmes beruht auf dem Interesse der<br />
Bundesregierung am Erfolg des Transformationsprozesses und der Stärkung wirtschaft-<br />
licher und politischer Beziehungen mit den Partnerländern. „Das TRANSFORM-<br />
Nachfolgeprogramm greift die besonderen Erfahrungen des ostdeutschen Wende-<br />
Prozesses sowie die Stärken der Beratungswirtschaft <strong>in</strong> Deutschland auf. Die Beratung<br />
beruht daher auf dem erfolgreichen Modell der sozialen Marktwirtschaft mit der offe-<br />
nen, durch e<strong>in</strong>en hohen Wettbewerbsgrad gekennzeichneten Wirtschaft und e<strong>in</strong>em breit<br />
ausgelegten sozialen Sicherungssystem, der Erfahrung aus dem Aufbau und den Ent-<br />
wicklungen nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung und den Stärken e<strong>in</strong>es föderalen Staatsauf-<br />
baus.“ 110 Besonders im Fokus steht die Förderung des Unternehmenssektors durch die<br />
Förderung mittelständischer Strukturen und die Kreditvergabe <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e und mittlere<br />
Unternehmen. Die Gestaltung der jeweiligen Maßnahmen erfolgt zielgerichtet und län-<br />
derspezifisch. Zuletzt kam es im April 2010 zur Unterzeichnung des „Memorandum of<br />
Understand<strong>in</strong>g (MoU) zum „Deutsch-Russischen Programm <strong>für</strong> Innovationen und Mo-<br />
dernisierung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen“ zwischen der KfW Entwicklungsbank<br />
und der russischen Förderbank Vnesheconombank (VEB). Vorgesehen ist die Förde-<br />
rung von Innovation und Modernisierung der mittelständischen Wirtschaft <strong>Russland</strong>s.<br />
„Das Förderengagement der KfW Entwicklungsbank erfolgt im Rahmen des<br />
TRANSFORM-Nachfolgeprogramms der Bundesregierung. … . Das MoU sieht vor,<br />
dass von der KfW zu vergebende Kredite <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt 100 Mio. EUR mit<br />
e<strong>in</strong>er Garantie durch die VEB besichert werden.“ 111 Die Vergabe der Kredite erfolgt<br />
durch die KfW an Partnerbanken <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>, die anschließend im Hausbankenverfah-<br />
ren die Mittel an ihre mittelständischen Kunden weiterleiten. Das F<strong>in</strong>anzierungsdefizit<br />
durch e<strong>in</strong>heimische Banken wird somit anteilig kompensiert. E<strong>in</strong> ähnliches Abkommen<br />
110 Vgl. KfW Entwicklungsbank (Hrsg.) (2009 b), siehe Internetverzeichnis.<br />
111 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2010), siehe Internetverzeichnis.
37<br />
wurde bereits 2009, ebenfalls im Rahmen des TRANSFORM-Nachfolgeprogramms,<br />
von der KfW unterzeichnet. Dort stellte die KfW <strong>für</strong> die „Deutsch-Russische Initiative<br />
zur F<strong>in</strong>anzierung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen“ <strong>in</strong>sgesamt 200 Millionen Euro<br />
(abgesichert durch Garantien der VEB) <strong>für</strong> die Mittelstandsf<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />
zur Verfügung. 112 Um die Gelder effizient e<strong>in</strong>zusetzen, werden die Partnerbanken nach<br />
vorgegebenen Kriterien ausgewählt. Dazu gehören e<strong>in</strong> großes Filialnetz, starker regio-<br />
naler Bezug sowie guter Zugang zur Zielgruppe „kle<strong>in</strong>e und mittelständischen Unter-<br />
nehmen“.<br />
Die herausgegebenen Kredite stellen ke<strong>in</strong>e Subventionen dar, sondern müssen verz<strong>in</strong>st<br />
zurückgezahlt werden. Entgegen den von <strong>in</strong>ländischen Banken geschilderten Proble-<br />
men ist die Ausfallrate nach Angaben der KfW jedoch sehr ger<strong>in</strong>g. Im Jahr 2008 wur-<br />
den rund 2,5 % der Schuldner säumig und die Ausfallrate lag bei circa 0,5 %. 113<br />
Zusätzlich zu der f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung leistet die KfW Entwicklungsbank geziel-<br />
ten Know-How Transfer durch Beratungsmaßnahmen <strong>in</strong> den Themenbereichen <strong>KMU</strong>-<br />
Förderung und F<strong>in</strong>anzsystementwicklung. 114 Um auf die spezifischen Bedürfnisse der<br />
<strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gehen zu können, nachfrageorientierte F<strong>in</strong>anzprodukte auf den Markt zu br<strong>in</strong>-<br />
gen und Personalkompetenz zu entwickeln, bietet die KfW entsprechende Fortbil-<br />
dungsmaßnahmen an, deren F<strong>in</strong>anzierung durch das Bundeswirtschafts- und Bundesfi-<br />
nanzm<strong>in</strong>isterium erfolgt. 115<br />
Die Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland wird auch <strong>in</strong> Zukunft im<br />
Rahmen der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehung e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Sta-<br />
bilisierung der russischen Wirtschaft leisten. Derzeit liegt der Deutschen Bundesregie-<br />
rung e<strong>in</strong> Antrag des Deutschen Bundestages vor, <strong>in</strong> dem gefordert wird mit <strong>Russland</strong><br />
e<strong>in</strong>e Modernisierungspartnerschaft e<strong>in</strong>zugehen. 116 Dar<strong>in</strong> fordert der Bundestag die<br />
Bundesregierung <strong>in</strong> Punkt 14 auf: „den russischen Präsidenten bei se<strong>in</strong>en Bemühungen<br />
zur Modernisierung des Bildungssystems, der staatlichen Verwaltung, zur Stärkung der<br />
Me<strong>in</strong>ungs- und Pressefreiheit und zur Schaffung e<strong>in</strong>er unabhängigen Justiz und Wirt-<br />
schaft im S<strong>in</strong>ne der Modernisierungspartnerschaft zu unterstützen.“ 117<br />
112 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2009 a), siehe Internetverzeichnis.<br />
113 Vgl. Heilwagen, Oliver (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
114 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2009 a), siehe Internetverzeichnis.<br />
115 Vgl. Heilwagen, Oliver (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />
116 Vgl. Deutscher Bundestag (2010), S. 1, siehe Internetverzeichnis.<br />
117 Deutscher Bundestag (2010), S. 4, siehe Internetverzeichnis.
6.2 Implementierung von Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitutionen<br />
38<br />
Im Rahmen der vorangegangenen Abschnitte wurde auf die relevanten Probleme, die<br />
aktuelle Situation und Entwicklung russischer <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gegangen. Während große<br />
Städte wie Moskau, St. Petersburg oder Samara sich wirtschaftlich positiv entwickelt<br />
haben und den Lebensstandard westlicher Nationen vorweisen, s<strong>in</strong>d große Gebiete<br />
<strong>Russland</strong>s stark unterentwickelt. Dies belegt unter anderem die regionale Verteilung<br />
der <strong>KMU</strong> (siehe Kapitel 3.3). Viele der geplanten und bereits umgesetzten Maßnahmen<br />
wie Steuererleichterungen und ausländische F<strong>in</strong>anzierungskooperationen s<strong>in</strong>d vorwie-<br />
gend darauf ausgerichtet bereits bestehende <strong>KMU</strong> zu stärken. Parallel dazu sollten je-<br />
doch auch Anreize zur Unternehmensgründung geschaffen werden. Die Hemmnisse<br />
s<strong>in</strong>d je nach Region und deren Entwicklungsgrad sehr unterschiedlich. Oft mangelt es<br />
an dem Zugang zu e<strong>in</strong>em der grundlegenden Produktionsfaktoren Boden, Kapital oder<br />
Arbeit, wodurch die Geschäftsaufnahme unmöglich wird.<br />
Die Verfügbarkeit von Grund und Boden ist aus den <strong>in</strong> Abschnitt 3.5 erläuterten Prob-<br />
lemen (ungeklärte Eigentumsverhältnisse) häufig e<strong>in</strong>geschränkt. Der zweite Faktor<br />
Kapital wird <strong>in</strong> der Regel durch Banken bereitgestellt. Der russische Bankensektor<br />
weist jedoch große Defizite auf (siehe Abschnitt 5.1), die unter anderem dazu führen,<br />
dass die meisten Gebiete <strong>Russland</strong>s underbanked s<strong>in</strong>d. In vielen Regionen gibt es folg-<br />
lich ke<strong>in</strong>e Banken durch die Kapital bereitgestellt werden kann. Lediglich der Dritte<br />
Faktor Arbeit ist fast une<strong>in</strong>geschränkt verfügbar, da der Unternehmensgründer selbst<br />
tätig se<strong>in</strong> bzw. Angestellte beschäftigen kann. Personalbeschaffungsprobleme treten<br />
jedoch dann auf, wenn spezielle Qualifikationen <strong>für</strong> die Ausübung der Tätigkeit erfor-<br />
derlich s<strong>in</strong>d (Fachkräftemangel).<br />
In dem nachfolgenden Ansatz soll nun der Versuch unternommen werden e<strong>in</strong> Lö-<br />
sungsmodell zu entwickeln, welches durch die Implementierung e<strong>in</strong>er bislang nicht<br />
existenten <strong>Institut</strong>ion e<strong>in</strong>e Verbesserung der beschriebenen Situation bewirkt. Das Mo-<br />
dell ist auf die Unterstützung wenig entwickelter Regionen konzipiert und soll die Un-<br />
ternehmensgründung durch Bereitstellung von Produktionsfaktoren fördern. Da es sich<br />
nicht um e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>gültigen Ansatz handelt, werden bestimmte Annahmen<br />
zugrunde gelegt. Im Rahmen dieser Arbeit ist nicht möglich diesen Ansatz vollumfäng-<br />
lich mit allen volkswirtschaftlichen Wechselwirkungen zu erörtern. Es soll jedoch e<strong>in</strong><br />
alternativer Ansatz zu den bisher umgesetzten Maßnahmen skizziert werden.
39<br />
E<strong>in</strong>e Umfrage des russischen Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stitutes Levada ergab, dass 60%<br />
der Bevölkerung den Zerfall der Sowjetunion bedauern. 118 Daraus lässt sich ableiten,<br />
dass e<strong>in</strong> Großteil der Bevölkerung die Zeit vor dem Zerfall als positiv beurteilt und e<strong>in</strong>e<br />
hohe Akzeptanz gegenüber den damaligen Wirtschaftsformen vorweist. Lediglich 28%<br />
gaben an den Zerfall nicht zu bedauern, was impliziert, dass weniger als e<strong>in</strong> Drittel der<br />
Bevölkerung sich <strong>in</strong> dem heutigen <strong>Russland</strong> besser gestellt fühlt. Die übrigen 12% der<br />
Befragten enthielten sich.<br />
Da der Erfolg von Lösungskonzepten stark von der Akzeptanz der Adressaten und Be-<br />
teiligten abhängt ist es s<strong>in</strong>nvoll, auf etwas Akzeptanzerprobtes aufzubauen.<br />
Ausgangspunkt ist hier<strong>für</strong> die <strong>in</strong> der Sowjetunion verbreitete Barterwirtschaft. Diese<br />
beschreibt e<strong>in</strong>e besondere Wirtschaftsform, die <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> im Laufe des Transforma-<br />
tionsprozesses entstand. In dieser Zeit existierten zwar e<strong>in</strong>erseits marktwirtschaftliche<br />
<strong>Institut</strong>ionen, andererseits aber viele Wirtschaftssubjekte, e<strong>in</strong>schließlich des Staates<br />
selbst, die nicht nach marktkonformen Gesetzen und Regeln wirtschafteten. 119 E<strong>in</strong> we-<br />
sentliches Merkmal ist dabei die Demonetarisierung weiter Teile der Volkswirtschaft,<br />
da sich wirtschaftliche Transaktionen auf Tauschgeschäfte von Gütern oder Dienstleis-<br />
tungen beschränken. Bartergeschäfte s<strong>in</strong>d folglich entgeltlose Handelstransaktionen.<br />
Durch e<strong>in</strong>e abgewandelte Form der Barterwirtschaft könnten sich Unternehmensgrün-<br />
der oder bestehende Firmen durch nicht monetäre Tauschtransaktionen gegenseitig<br />
unterstützen bzw. Starthilfe leisten. Im Gegensatz zur klassischen Barterwirtschaft sol-<br />
len <strong>in</strong> diesem Modell jedoch nicht ausschließlich fertige Endprodukte gebartert werden,<br />
sondern e<strong>in</strong> Austausch von Produktionsfaktoren stattf<strong>in</strong>den. Es wird davon ausgegan-<br />
gen, dass <strong>in</strong> jeder Region Marktteilnehmer existieren, die e<strong>in</strong>e Unternehmung gründen<br />
wollen, denen aber m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er der drei Produktionsfaktoren fehlt. Da sowohl die<br />
Kapitalaufnahmemöglichkeiten, als auch der offizielle Erwerb von Eigentum stark e<strong>in</strong>-<br />
geschränkt s<strong>in</strong>d, stehen diese Optionen <strong>in</strong> dem Model nicht zur Verfügung. Die Markt-<br />
teilnehmer können den fehlenden Faktor folglich nur über Kooperationen und den Aus-<br />
tausch der ihnen zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren beschaffen.<br />
Um die zusätzliche Stärkung der Schattenwirtschaft zu vermeiden ist es unbed<strong>in</strong>gt er-<br />
forderlich, diesen Prozess auf regionaler Ebene zentral zu steuern und zu kontrollieren.<br />
In der Sowjetunion wurden Bartergeschäfte oft über lange Tauschketten abgewickelt,<br />
118 Vgl. Levada Zentrum (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />
119 Vgl. Dolud, Olena (2001), S. 5.
40<br />
die durch e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Transparenz und e<strong>in</strong>en hohen Zeitaufwand <strong>für</strong> die Suche<br />
der Kettenmitglieder und <strong>für</strong> die Abstimmung aller Details der Lieferung gekennzeich-<br />
net waren. 120 Die daraus resultierenden Transaktionskosten s<strong>in</strong>d jedoch so hoch, dass es<br />
aus Sicht der Unternehmer attraktiver ist, e<strong>in</strong>e zentrale Vermittlerorganisation e<strong>in</strong>zube-<br />
ziehen. In den e<strong>in</strong>zelnen Regionen müssen folglich zentrale „Kooperationsvermitt-<br />
lungs<strong>in</strong>stitutionen“ bereitgestellt werden. Interessierte Unternehmer können sich dort<br />
registrieren lassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank h<strong>in</strong>terlegen, welche Produktionsfaktoren sie<br />
haben und was ihnen <strong>für</strong> die Geschäftsaufnahme fehlt. Die <strong>Institut</strong>ion kann dann an-<br />
hand der Informationen über Angebot und Nachfrage potentielle Kooperationspartner<br />
ermitteln und zusammen führen. Sie übernimmt dabei die organisatorische Leitung<br />
sowie die Steuerungs- und Kontrollfunktion. Um den Nutzen e<strong>in</strong>er solchen E<strong>in</strong>richtung<br />
zu maximieren, sollte dabei e<strong>in</strong>e Beschränkung ausschließlich auf die klassischen Pro-<br />
duktionsfaktoren vermieden werden. Vorstellbar ist auch e<strong>in</strong> Tausch von Rohstoffen<br />
oder Fertigerzeugnissen gegen die Bereitstellung von Arbeitskraft. Ebenso die Produk-<br />
tion „auf Kredit“ im Tausch gegen Dienstleistungsverpflichtungen wie zum Beispiel<br />
Reparatur und Wartung von Produktionsmasch<strong>in</strong>en. Dabei ist zu beachten, dass die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>en passenden Kooperationspartner zu f<strong>in</strong>den mit zunehmenden<br />
Spezialisierungsgrad des Austauschgutes s<strong>in</strong>kt. Der Erfolg dieses Modells hängt haupt-<br />
sächlich davon ab, wie viele Unternehmer sich registrieren lassen, denn mit steigender<br />
Mitgliederanzahl steigt die Anzahl potentieller Kooperationskomb<strong>in</strong>ationen. Durch die<br />
gezielte Informationsauswertung der Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitution besteht die<br />
Möglichkeit Informationsasymmetrien zu reduzieren und den Marktteilnehmern somit<br />
e<strong>in</strong>en Anreiz zur Registrierung zu schaffen.<br />
Bei e<strong>in</strong>er erfolgreichen Umsetzung können auf diesem Weg durch Kooperationen Exis-<br />
tenzen gegründet werden, die ohne dieses Modell nicht über die nötigen Ressourcen<br />
verfügt hätten. Gel<strong>in</strong>gt es durch diese Anreizfunktion wirtschaftliche Micro- und<br />
Kle<strong>in</strong>unternehmen anzusiedeln, resultieren daraus weitere positive volkswirtschaftliche<br />
Wechselwirkungen.<br />
In Abhängigkeit von der konkreten Ausgestaltung birgt dieses Modell aber auch erheb-<br />
liche volkswirtschaftliche Risiken. Die Gefahr der <strong>in</strong>stitutionellen Unterstützung<br />
nichtmonetärer Tauschtransaktionen besteht dar<strong>in</strong>, aufgebaute marktwirtschaftliche<br />
Strukturen zu zerstören. Es muss sichergestellt werden, dass Marktakteure, die nicht an<br />
120 Vgl. Dolud, Olena (2001), S. 17.
41<br />
diesem Modell teilnehmen, nicht schlechter gestellt werden, als die Teilnehmer. Die<br />
größte Gefahr liegt dar<strong>in</strong>, dass Geld durch die Förderung des Gütertausches se<strong>in</strong>e Funk-<br />
tion als anerkanntes Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel verliert.<br />
Die Funktionsweise e<strong>in</strong>er sogenannten Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitution müsste im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>es Pilotprojektes unter strenger Aufsicht und Kontrolle erprobt werden. In<br />
e<strong>in</strong>em kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozess müssen Probleme erkannt und beseitigt<br />
werden, um nach Ablauf der Testphase über Erfolg oder Misserfolg urteilen zu können.<br />
7 Fazit<br />
Im Verlauf der vergangenen 19 Jahre konnten sich zunehmend kle<strong>in</strong>e und mittelständi-<br />
sche Unternehmen etablieren. Dennoch s<strong>in</strong>d <strong>KMU</strong> nach <strong>in</strong>ternationalem Vergleichs-<br />
maßstab <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> stark unterrepräsentiert und haben neben den Großunternehmen<br />
e<strong>in</strong>en schwierigen Stand. Unter Berücksichtigung der e<strong>in</strong>zelnen Untersuchungsergeb-<br />
nisse ist aber davon auszugehen, dass der russische <strong>KMU</strong>-Sektor besser aufgestellt ist,<br />
als es <strong>in</strong> den Medien kommuniziert wird. Dabei s<strong>in</strong>d zwei wesentliche Faktoren zu be-<br />
rücksichtigen. Zum e<strong>in</strong>en ist die Anzahl der <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> tätigen <strong>KMU</strong>, und damit ihr<br />
Anteil an der Wirtschaftsleistung, aufgrund der <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> gültigen Def<strong>in</strong>itionskrite-<br />
rien ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> Europa. Bei e<strong>in</strong>er Abweichung des Schwellenwertes <strong>für</strong> den Jahres-<br />
umsatz von 25 Mio. EUR fallen <strong>in</strong> Europa deutlich mehr Unternehmen <strong>in</strong> die Kategorie<br />
kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen, als es <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> der Fall ist. Des Weiteren gibt es<br />
<strong>in</strong> <strong>Russland</strong> offensichtliche Schwierigkeiten bei der statistischen Datenerhebung. Dies<br />
ist zum e<strong>in</strong>en methodischen Problemen geschuldet, vorwiegend jedoch auf die stark<br />
ausgeprägte Schattenwirtschaft zurückzuführen. Berücksichtigt man also die Anzahl<br />
der <strong>KMU</strong>, die aus def<strong>in</strong>itorischen Gründen nicht e<strong>in</strong>bezogen werden und den Anteil der<br />
<strong>in</strong> der Schattenwirtschaft tätigen <strong>KMU</strong>, so kann davon ausgegangen werden, dass der<br />
<strong>KMU</strong>-Anteil (nach europäischer Def<strong>in</strong>ition) höher ist, als angenommen.<br />
Dennoch ist die weitere Stärkung dieses Sektors <strong>für</strong> die volkswirtschaftliche Stabilisie-<br />
rung <strong>Russland</strong> von großer Bedeutung. Um von den gesamtwirtschaftlichen Vorteilen<br />
e<strong>in</strong>es starken <strong>KMU</strong>-Sektors zu profitieren, steht die Regierung vor der Herausforderung<br />
e<strong>in</strong> attraktives Geschäftsumfeld zu schaffen und auf die Bedürfnisse der <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>zu-<br />
gehen. Tut sie dies nicht, bleibt <strong>Russland</strong>s Rohstoffabhängigkeit bestehen und erhebli-<br />
che Wachstumschancen gehen verloren. Auch wenn <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e stetige<br />
Zunahme der <strong>KMU</strong> zu verzeichnen war, so ist der russische Markt geprägt von struktu-
42<br />
rellen Problemen, die das Wachstum e<strong>in</strong>dämmen. Als wesentliche Markte<strong>in</strong>tritts-<br />
hemmnisse gelten organisatorische Probleme (Anforderungen und adm<strong>in</strong>istrative Bar-<br />
rieren, Korruption), f<strong>in</strong>anzielle Probleme (Defizite im Bankensystem) und Versor-<br />
gungsprobleme (Eigentumsrechte, Immobilien und Personalbeschaffung). Trotz der<br />
Verbesserung verschiedener Regelwerke und e<strong>in</strong>geleiteter Fördermaßnahmen mangelt<br />
es häufig an der erfolgswirksamen Umsetzung. Solange es <strong>Russland</strong> nicht gel<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e<br />
strukturellen Probleme zu beseitigen, werden durchgeführte Maßnahmen auch <strong>in</strong> Zu-<br />
kunft nicht die volle Wirkung zeigen können. Die von Medwedew <strong>in</strong>itiierte Moderni-<br />
sierungsoffensive erweckt jedoch den E<strong>in</strong>druck, dass <strong>Russland</strong> sich se<strong>in</strong>er Lage durch-<br />
aus bewusst ist und großes Interesse an der Reformierung zu e<strong>in</strong>er stabilen marktwirt-<br />
schaftlichen Volkswirtschaft hat. Trotz fehlender Erfahrungen im Bereich der <strong>KMU</strong>-<br />
Förderung ist anhand der Regierungsaktivitäten erkennbar, dass dieser Sektor sehr ernst<br />
genommen wird. Die Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen als volkswirt-<br />
schaftlicher Stabilisierungsfaktor wurde schon lange erkannt, jedoch wird es noch e<strong>in</strong>i-<br />
ge Jahre dauern, bis sich <strong>Russland</strong> sich aus se<strong>in</strong>er Rohstoffabhängigkeit befreit und auf<br />
e<strong>in</strong>e diversifizierte Wirtschaft mit hohen <strong>KMU</strong>-Anteil umgestellt hat.
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