08.12.2012 Aufrufe

Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft

Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft

Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Deutsches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bankwirtschaft</strong><br />

Schriftenreihe<br />

Band 6<br />

Kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen als volkswirtschaftlicher<br />

Stabilisierungsfaktor <strong>in</strong> der Russischen<br />

Föderation – aktuelle Entwicklung und Zukunftsaussichten<br />

Abstract der Arbeit<br />

von<br />

Sandra <strong>Bleck</strong><br />

herausgegeben von Henrik Schütt<br />

Während <strong>in</strong> Europa und den USA fast 99 Prozent aller Unternehmen "Mittelständler"<br />

s<strong>in</strong>d, wird die russische Wirtschaft von mächtigen Energiekonzernen dom<strong>in</strong>iert. Kle<strong>in</strong>e<br />

und mittelständische Unternehmen gibt es dort bislang kaum. Angesichts der Endlichkeit<br />

von Rohstoffen und der Kenntnis der Problematik e<strong>in</strong>seitig entwickelter Volkswirtschaften<br />

ist <strong>Russland</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong> nachhaltiges Wirtschaftswachstum gezwungen, se<strong>in</strong>e derzeitige<br />

Wirtschaftsstruktur neu zu überdenken. So sprach sich der russische Präsident<br />

Medwedew bereits 2008 <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Förderung des Mittelstandes aus. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund<br />

wird untersucht, wie sich kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen (<strong>KMU</strong>) <strong>in</strong> der<br />

russischen Wirtschaft entwickelt haben. Neben der Strukturanalyse des russischen<br />

<strong>KMU</strong>-Sektors werden polit-historische H<strong>in</strong>tergründe aufgezeigt, deren Auswirkungen<br />

sich <strong>in</strong> der heutigen Situation niederschlagen. Abschließend wird e<strong>in</strong> Ausblick <strong>in</strong> die<br />

mögliche Zukunft der russischen Unternehmenslandschaft gegeben.<br />

Zitation:<br />

<strong>Bleck</strong>, Sandra (2011):<br />

Kle<strong>in</strong>- und mittelständische Unternehmen als volkswirtschaftlicher Stabilisierungsfaktor<br />

<strong>in</strong> der Russischen Föderation – aktuelle Entwicklung und Zukunftsaussichten<br />

In: <strong>Deutsches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bankwirtschaft</strong> – Schriftenreihe, Band 6 (02/2011)<br />

ISSN 1869-635X erhältlich unter:<br />

http://www.deutsches-<strong>in</strong>stitut-bankwirtschaft.de/schriftenreihe.html


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis ...............................................................................................................III<br />

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................IV<br />

Tabellenverzeichnis......................................................................................................................V<br />

1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................................................1<br />

2 Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen........................................................3<br />

3 Mittelständische Unternehmen als e<strong>in</strong> Teil der russischen Wirtschaft.................................5<br />

3.1 Geschichte...................................................................................................................5<br />

3.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen ...........7<br />

3.3 Aktuelle Situation - Anzahl und Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ..........................9<br />

3.4 <strong>Russland</strong>s Mittelstandpolitik und politische Visionen..............................................13<br />

3.5 Probleme kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen...........................................................16<br />

4 Entwicklung der ausländischen Direkt<strong>in</strong>vestitionen ..........................................................24<br />

5 Ursachenanalyse – Strukturelle Probleme..........................................................................26<br />

5.1 Strukturelle Defizite des russischen Bankensystems ................................................27<br />

5.2 Korruption.................................................................................................................29<br />

5.3 Konzentration auf Rohstoffexporte statt nachhaltiges Wirtschaften.........................31<br />

6 Lösungsansätze...................................................................................................................36<br />

6.1 TRANSFORM-Nachfolgeprogramm: Deutsch-Russische Förderprogramme .........36<br />

6.2 Implementierung von Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitutionen..................................38<br />

7 Fazit....................................................................................................................................41<br />

Literaturverzeichnis....................................................................................................................43<br />

Internetverzeichnis .....................................................................................................................45<br />

II


Abkürzungsverzeichnis<br />

BIP - Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

BPI - Bribe Payers Index<br />

CPI - Corruption Perception Index<br />

EU - Europäische Union<br />

KfW - Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

<strong>KMU</strong> - Kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen<br />

MoU - Memorandum of Understand<strong>in</strong>g<br />

VEB - Vnesheconombank<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

IV<br />

Seite<br />

Abbildung 1 Entwicklung <strong>in</strong> den Jahren 1991 bis 2008 ..................................................... 7<br />

Abbildung 2 Bestandszusammensetzung Mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> 2008 ......... 10<br />

Abbildung 3 Verteilung der <strong>KMU</strong>-Anzahl nach Branchen <strong>in</strong> 2008 ................................. 11<br />

Abbildung 4 Regionale Aufteilung der russischen Föderation <strong>in</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>heiten. 12<br />

Abbildung 5 Hauptprobleme der <strong>KMU</strong> bei ihrer Geschäftstätigkeit ................................ 17<br />

Abbildung 6 F<strong>in</strong>anzierungsquellen <strong>für</strong> die Unternehmensgründung................................ 18<br />

Abbildung 7 F<strong>in</strong>anzierungsquellen bestehender <strong>KMU</strong>..................................................... 19<br />

Abbildung 8 In Anspruch genommene Kreditz<strong>in</strong>ssätze der <strong>KMU</strong> ................................... 20<br />

Abbildung 9 Index of Economic Freedom: Indexwerte und Platzierungen 2009............. 24<br />

Abbildung 10 Entwicklung und Struktur ausländischer Investitionen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>............ 25<br />

Abbildung 11 Exportstruktur der Russischen Föderation von 1995 – 1997....................... 33<br />

Abbildung 12 Sondervermögen der Russischen Föderation............................................... 35


Tabellenverzeichnis<br />

V<br />

Seite<br />

Tabelle 1: <strong>KMU</strong> Def<strong>in</strong>ition Europa und <strong>Russland</strong> im Vergleich ........................................ 4<br />

Tabelle 2: <strong>KMU</strong> Anteil nach Verwaltungse<strong>in</strong>heiten ......................................................... 12<br />

Tabelle 3: Corruption-Perception-Index der russischen Föderation 1998 bis 2009 .......... 30<br />

Tabelle 4: Außenhandelsbilanz der Russischen Föderation .............................................. 32


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

1<br />

Kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen (<strong>KMU</strong>) spielen weltweit e<strong>in</strong>e große Rolle und s<strong>in</strong>d<br />

somit auch <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung <strong>Russland</strong>s von hoher Bedeutung.<br />

In Deutschland zum Beispiel bilden <strong>KMU</strong> das Rückgrat der Wirtschaft. Sie machen<br />

99,7% am Gesamtunternehmensbestand aus, bieten Arbeitsplätze <strong>für</strong> 70% aller Be-<br />

schäftigten und erwirtschaften rund 40% des Gesamtumsatzes umsatzsteuerpflichtiger<br />

Unternehmen. 1 In <strong>Russland</strong> ist dieser Wirtschaftssektor jedoch sehr jung und bef<strong>in</strong>det<br />

sich derzeit noch <strong>in</strong> der Entwicklung. Das jährliche Wirtschaftswachstum von rund 7% 2<br />

basiert hauptsächlich auf den E<strong>in</strong>nahmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor. Der<br />

Beitrag von <strong>KMU</strong> ist bislang kaum von Bedeutung, soll aber bis zum Jahr 2012 stärker<br />

<strong>in</strong> den Fokus geraten. Um auch <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong> stabiles Wirtschaftswachstum zu erzie-<br />

len, ist e<strong>in</strong>e stärkere Diversifikation der Produktionsstruktur durch Förderung von Wirt-<br />

schaftssektoren außerhalb des Energie- und Rohstoffsektors e<strong>in</strong>e der wichtigsten Auf-<br />

gaben der russischen Wirtschaftspolitik.<br />

Seitens der Regierung wurden <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht bereits mehrfach Maßnahmen ange-<br />

kündigt und diese zum Teil auch umgesetzt. Die russische Wirtschaft ist jedoch nach<br />

wie vor geprägt von Großkonzernen, Monopolisten und Staatshold<strong>in</strong>gs. Wie sich die<br />

aktuelle Situation genau gestaltet, welche Ursachen diesem Zustand zugrunde liegen<br />

und welche Zukunftsaussichten kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmen zuge-<br />

schrieben werden, soll Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit se<strong>in</strong>.<br />

Die Idee zu dieser Arbeit entwickelte sich bei der wissenschaftlichen Ause<strong>in</strong>anderset-<br />

zung mit dem Bankensystem der Russischen Föderation und se<strong>in</strong>en strukturellen Defi-<br />

ziten. 3 Die dort erlangten Kenntnisse warfen die Frage auf, wie sich die Wirtschaft<br />

<strong>Russland</strong>s ohne e<strong>in</strong> stabiles Bankensystem f<strong>in</strong>anziert und welche Auswirkungen die<br />

starke Unterkapitalisierung des Bankensektors auf die Unternehmenslandschaft hat. In<br />

Komb<strong>in</strong>ation mit den regelmäßigen Medienberichten der russischen Regierung, den<br />

<strong>KMU</strong> Anteil verdoppeln zu wollen, entstand großes Interesse, dieses Thema detailliert<br />

zu untersuchen, um e<strong>in</strong> fundiertes Bild über die Umsetzungsmöglichkeiten dieses Vor-<br />

habens zu erarbeiten..<br />

1 Vgl. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (2009), (siehe Internetverzeichnis).<br />

2 In Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise wurde 2009 e<strong>in</strong> negatives BIP-Wachstum von 7,9% verzeichnet.<br />

Für 2010 wird jedoch wieder mit e<strong>in</strong>em positiven Wachstum gerechnet.<br />

3 Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009)


2<br />

Die vorliegende Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mitt-<br />

lerer Unternehmen erfolgt und anschließend auf die Rolle der <strong>KMU</strong> als Teil der russi-<br />

schen Wirtschaft e<strong>in</strong>gegangen wird. Da <strong>Russland</strong> noch heute stark von se<strong>in</strong>er politi-<br />

schen Vergangenheit geprägt ist, wird darauf gesondert e<strong>in</strong>gegangen. Weitere Schwer-<br />

punkte des dritten Abschnittes s<strong>in</strong>d die volkswirtschaftliche Bedeutung, Anzahl und<br />

Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>, um dem Leser e<strong>in</strong> Bild über die aktuelle Situation zu<br />

verschaffen. Anschließend wird auf die politischen Visionen der russischen Regierung<br />

zur angestrebten Stärkung der <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gegangen. Anhand öffentlicher Unternehmens-<br />

befragungen und Statistiken wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Unterpunkt untersucht, welche<br />

Probleme und Hemmnisse aus Sicht der Unternehmer existieren.<br />

E<strong>in</strong> bereits bekanntes Problem ist aus unterschiedlichen Gründen der Zugang zu Kapi-<br />

tal. Welche Rolle dabei ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen spielen ist die Kernfrage des<br />

vierten Gliederungspunktes.<br />

Nachdem dem Leser die aktuelle Lage und vorhandene Probleme des <strong>KMU</strong>-Sektors<br />

dargestellt wurden, erfolgt im fünften Gliederungspunkt die Ursachenanalyse, wobei<br />

auf ausgewählte wesentliche strukturelle Probleme der russischen Volkswirtschaft e<strong>in</strong>-<br />

gegangen wird. Da Kapital der Grundbauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unternehmensgründung ist, wird<br />

im ersten Unterpunkt auf die strukturellen Defizite des russischen Bankensystems e<strong>in</strong>-<br />

gegangen. Als weitere systemrelevante Problemstellung wurde die exponierte Wirt-<br />

schaftskrim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong>sbesondere unter dem Aspekt der Korrumpierbarkeit ausgewählt.<br />

Auch die Struktur der russischen Wirtschaft und die damit verbundene Konzentration<br />

auf Rohstoffexporte wirken sich negativ auf die <strong>KMU</strong>-Entwicklung aus und s<strong>in</strong>d daher<br />

Untersuchungsgegenstand des dritten Unterpunktes.<br />

Im sechsten Gliederungspunkt wird auf mögliche Lösungsansätze e<strong>in</strong>gegangen. Der<br />

erste Ansatz ist e<strong>in</strong> deutsch-russisches Kooperationsprojekt, welches bereits seit mehre-<br />

ren Jahren zwischen <strong>Russland</strong> und der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt wird.<br />

Untersucht werden der konkrete Inhalt, die Wirkungsfunktion und Perspektiven dieser<br />

Maßnahme. In e<strong>in</strong>em zweiten Ansatz soll e<strong>in</strong> Versuch unternommen werden, eigen-<br />

ständig e<strong>in</strong> Modell zu entwickeln, durch das auf unkonventionelle Weise Anreize zu<br />

Existenzgründung geschaffen werden können.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Fazit wird die Arbeit dann abgerundet und die aktuelle Lage des russischen<br />

<strong>KMU</strong>-Sektors sowie se<strong>in</strong>e Zukunftsaussichten abschließend beurteilt.


3<br />

Als besonderer Schwierigkeitsgrad bei der Anfertigung dieser Arbeit erwies sich die<br />

Recherche nach geeignetem statistischem Zahlenmaterial zur Beurteilung der Lage.<br />

Zwar existieren zu diesem Thema zahlreiche russische und <strong>in</strong>ternationale Publikatio-<br />

nen, darunter e<strong>in</strong>ige Befragungen und Bestandsaufnahmen, die Angaben zum <strong>KMU</strong>-<br />

Bestand differieren jedoch je nach Quelle (u.a. aufgrund des großen Anteils der Schat-<br />

tenwirtschaft und abweichender Methodik bei der Datenerhebung). Um sicher zu ge-<br />

hen, dass die Daten konsequent auf gleiche Art und Weise erhoben wurden, wird daher<br />

(sofern möglich) auf das Föderale Amt staatlicher Statistiken (Rosstat) und das<br />

„OPORA ROSSIJ - Informationsportal kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen“ 4<br />

als Quelle verwiesen. Die herangezogenen Publikationen lagen <strong>in</strong> den Sprachen<br />

deutsch, englisch oder russisch vor. Der besseren Vergleichbarkeit halber wurden alle<br />

Angaben <strong>in</strong> Euro bzw. Dollar umgerechnet. Die Grundlage bilden die von der Deut-<br />

schen Bundesbank und Russischen Zentralbank veröffentlichten Wechselkurse<br />

RUB/EUR und RUB/USD.<br />

2 Def<strong>in</strong>ition kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen<br />

Der Begriff „Mittelstand” wird von den unterschiedlichsten <strong>Institut</strong>ionen aus Politik<br />

und Wirtschaft verwendet. Oftmals liegt dabei jedoch e<strong>in</strong> unterschiedlicher Def<strong>in</strong>itions-<br />

rahmen zu Grunde, was zu Irritationen und Missverständnissen führt. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Def<strong>in</strong>ition <strong>für</strong> den Wirtschaftsbereich der kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen existiert<br />

nicht bzw. differiert je nach Staat und nationaler Ebene. Grundsätzlich kann e<strong>in</strong>e Kate-<br />

gorisierung nach der qualitativen und quantitativen Abgrenzungsmethode erfolgen.<br />

Bei der qualitativen (ord<strong>in</strong>alen) Abgrenzung wird versucht mittels Merkmalkatalog<br />

deskriptive Kriterien vorzugeben, die auf den Mittelstand zutreffen könnten. Umso<br />

mehr Kriterien erfüllt werden, desto deutlicher die Abgrenzung zum Großunternehmen.<br />

Die alle<strong>in</strong>ige Anwendung dieser Methodik ist jedoch sehr subjektiv und führt nicht zu<br />

e<strong>in</strong>deutigen Ergebnissen.<br />

Bei der quantitativen (kard<strong>in</strong>alen) Abgrenzung werden h<strong>in</strong>gegen betriebswirtschaftliche<br />

Kennzahlen genutzt, die <strong>in</strong> der Regel den Jahresabschlüssen entnommen werden kön-<br />

nen. Die Europäische Kommission hat im Zuge dieser bekannten Abgrenzungsproble-<br />

matik 2005 e<strong>in</strong>deutige Abgrenzungskriterien vorgegeben: Umsatz, Bilanzsumme und<br />

4 ОПОРА РОССИИ - Информационный портал малого и среднего предпринимательства


4<br />

Anzahl der Mitarbeiter 5 . Diese Kriterien f<strong>in</strong>den <strong>in</strong>ternational Anwendung, jedoch mit<br />

unterschiedlichen Schwellenwerten.<br />

Um <strong>KMU</strong> als Objekt und Mittelpunkt dieser Arbeit zweifelsfrei identifizieren zu kön-<br />

nen, ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Def<strong>in</strong>ition notwendig. Diese ist im Föderalen Gesetz N209-FZ<br />

„Über die Entwicklung des kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmertums <strong>in</strong> der rus-<br />

sischen Föderation“ 6 (verabschiedet am 24. Juni 2007), verankert.<br />

Dort erfolgt durch die quantitative Abgrenzungsmethodik e<strong>in</strong>e überschneidungsfreie<br />

Def<strong>in</strong>ition der Begriffe: Microunternehmen, Kle<strong>in</strong>unternehmen, mittlere Unternehmen<br />

und Großunternehmen. Im Gegensatz zu der europäischen Def<strong>in</strong>ition werden hier nur<br />

zwei Kriterien vorgegeben, die jedoch beide erfüllt werden müssen, so dass <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

die Wahlmöglichkeit zwischen dem zweiten und dritten Kriterium entfällt.<br />

Mitarbeiteranzahl,<br />

und<br />

entweder<br />

Jahresumsatz<br />

oder<br />

Bilanzsumme<br />

Mittlere Unternehmen Kle<strong>in</strong>unternehmen Microunternehmen<br />

EU <strong>Russland</strong> EU <strong>Russland</strong> EU <strong>Russland</strong><br />

< 250 < 250 < 50 < 100 < 10 < 15<br />

< 50<br />

Mio. EUR<br />

< 43 Mio.<br />

EUR<br />

< 25,5<br />

Mio. EUR<br />

-<br />

< 10<br />

Mio. EUR<br />

< 10 Mio.<br />

EUR<br />

< 10,2<br />

Mio. EUR<br />

-<br />

< 10<br />

Mio. EUR<br />

< 2 Mio.<br />

EUR<br />

< 1,5<br />

Mio. EUR<br />

Tab. 1: „<strong>KMU</strong> Def<strong>in</strong>ition Europa und <strong>Russland</strong> im Vergleich“ 7<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Daten der Europäischen Kommission und dem Föderalen Gesetz<br />

N209-FZ.<br />

Um der Kategorie „<strong>KMU</strong>“ zugeordnet zu werden, darf außerdem nach § 4 Abs.1 Satz 1<br />

N209-FZ die Staatsbeteiligung, Beteiligung gesellschaftlicher Organisationen und ju-<br />

ristischer Personen an dem Unternehmen 25% nicht übersteigen. 8<br />

5<br />

Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.) (2006), S. 14, siehe Internetverzeichnis.<br />

6<br />

Федеральный закон N 209-ФЗ „О развитии малого и среднего предпринимательства в<br />

Российской Федерации“.<br />

7<br />

Wechselkurs per 02.07.2010: 1 EUR = 39,178 RUB.<br />

8<br />

Föderales Gesetz N209-FZ „Über die Entwicklung des kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmertums<br />

<strong>in</strong> der russischen Föderation“.<br />

-


5<br />

Während die Schwellenwerte <strong>für</strong> die Mitarbeiteranzahl identisch s<strong>in</strong>d, weichen die<br />

Wertgrenzen <strong>für</strong> den Jahresumsatz stark vone<strong>in</strong>ander ab. Unternehmen mit e<strong>in</strong>em Jah-<br />

resumsatz über 25,5 Mio. EUR zählen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nicht mehr als <strong>KMU</strong>. Die Grenze<br />

von 50 Mio. EUR ist damit <strong>in</strong> Europa doppelt so hoch angesetzt. Folglich ist bei Ver-<br />

gleichen mit Europa zu berücksichtigen, dass die Anzahl der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> auf<br />

Grund dieser Def<strong>in</strong>ition grundsätzlich ger<strong>in</strong>ger ausfällt.<br />

3 Mittelständische Unternehmen als e<strong>in</strong> Teil der russischen Wirtschaft<br />

3.1 Geschichte<br />

Über Jahrhunderte haben mittelständische Unternehmen <strong>in</strong> der russischen Wirtschaft<br />

im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften ke<strong>in</strong>e signifikante Rolle gespielt.<br />

Seit Gründung der Sowjetunion 1922 wurde das Land entsprechend kommunistischer<br />

Wertevorstellungen regiert und somit durch e<strong>in</strong>e sozialistische Planwirtschaft geprägt.<br />

Grundlage dieser über 70 Jahre praktizierten Wirtschaftsordnung waren die Wirt-<br />

schafts- und Gesellschaftstheorien von Karl Marx und Friedrich Engels. Ihre Kritik am<br />

marktwirtschaftlichen System besteht <strong>in</strong> der Ansicht, dass privates Eigentum immer<br />

e<strong>in</strong>e Form der ökonomischen Ausbeutung <strong>in</strong> sich birgt, da der Arbeiter ke<strong>in</strong>en Eigen-<br />

tum an der eigenen Arbeit besitzt, sondern <strong>in</strong> Abhängigkeit von Kapitalgebern arbeitet<br />

und lebt. E<strong>in</strong>e gerechte Gesellschaftsordnung ohne Klassenbildung ist daher nur durch<br />

Abschaffung des Privateigentums zu Gunsten des Gesellschaftseigentums möglich.<br />

Vorhandene Produktionsmittel wurden folglich nationalisiert und die Planung der Wirt-<br />

schaft erfolgte zentral durch die Regierung mittels Vorgabe von Fünfjahresplänen. 9 Die<br />

politische und wirtschaftliche Lage <strong>Russland</strong>s war aus heutiger Sicht im Wesentlichen<br />

durch folgende strukturelle Schwierigkeiten geprägt: 10<br />

� e<strong>in</strong> außerordentlich hohes Maß an Zentralisierung und Monopolisierung der Pro-<br />

duktion durch die Dom<strong>in</strong>anz e<strong>in</strong>zelner Großunternehmen <strong>in</strong> den meisten Produkti-<br />

onszweigen;<br />

� die weitgehende Abschottung gegenüber den Weltmärkten;<br />

� die weite Verbreitung von Korruption und Schwarzmarkt;<br />

� das Fehlen e<strong>in</strong>es Verwaltungs- und Zivilrechts, sowie<br />

9 1928 – 32 erster Fünfjahresplan, 1933 – 37 zweiter Fünfjahresplan.<br />

10 Vgl.Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 9.


6<br />

� e<strong>in</strong>e durch Fehlallokation verzerrte Wirtschaftsstruktur, gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong>seitige und überproportionale Entwicklung des Investitionsgütersektors und der<br />

Schwer<strong>in</strong>dustrie, bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Konsumgüterbereichs.<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>es privatwirtschaftlichen Unternehmertums war unter diesen Um-<br />

ständen ausgeschlossen. Erst mit der Auflösung der Sowjetunion am 31.12.1991 kam<br />

es nach und nach zur Privatisierung von ehemaligem Staatseigentum. Durch die Libera-<br />

lisierung der Preise, Entkoppelung von Lohn- und zentralen Planvorgaben durch den<br />

Staat begann <strong>Russland</strong> mit der Implementierung e<strong>in</strong>er marktwirtschaftlichen Wirt-<br />

schaftsordnung. Unabd<strong>in</strong>gbarer Teil e<strong>in</strong>es solchen Systemwandels ist die Entwicklung<br />

und Förderung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen. Die russische Regierung<br />

hat diesem Wirtschaftssektor daher e<strong>in</strong>en hohen volkswirtschaftlichen Stellenwert bei-<br />

gemessen und entsprechende Unterstützungsmaßnahmen e<strong>in</strong>geleitet. Mit der Regie-<br />

rungsverordnung „Über erstrangige Maßnahmen zur Entwicklung und staatlichen Un-<br />

terstützung des Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmertums <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>“ vom 11. Mai 1993<br />

wurde die staatliche Förderung des Mittelstandes zu e<strong>in</strong>er festen Komponente der russi-<br />

schen Wirtschaftspolitik. 11<br />

Die zu diesem Zeitpunkt fehlende marktwirtschaftliche Erfahrung sowie die politische<br />

Instabilität stellten allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> kaum überw<strong>in</strong>dbares H<strong>in</strong>dernis dar. „Die Etablierung<br />

dieses noch jungen Wirtschaftssektors <strong>in</strong> Rußland, der <strong>in</strong> der Gesellschaft erst um Ak-<br />

zeptanz kämpfen muß, ist nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch e<strong>in</strong>e gewaltige<br />

Aufgabe, die erhebliche materielle und <strong>in</strong>tellektuelle Ressourcen erfordert. Es handelt<br />

sich um e<strong>in</strong>e regelrechte Revolution, da sich im Grunde die ganze Gesellschaft verän-<br />

dern muß. Die ideologisch bestimmten Vorurteile aus der Zeit „uravnilovka“<br />

(„Gleichmacherei“) s<strong>in</strong>d im Denken der Bevölkerung noch bemerkenswert tief verwur-<br />

zelt.“ 12<br />

Dennoch entstand im Rahmen der ersten durchgeführten Liberalisierungsmaßnahmen<br />

zunächst e<strong>in</strong>e Art „Gründungsfieber“. Die Anzahl der <strong>KMU</strong>, der <strong>in</strong> ihnen Beschäftigten<br />

und der Anteil am BIP nahm rasant zu. So stieg die Zahl der <strong>KMU</strong> von 268.000 im Jahr<br />

1991 auf 865.000 im Jahr 1993. Die Zahl der Beschäftigten stieg im gleichen Zeitraum<br />

von 5,4 auf 8,6 Mio. und der Anteil am BIP erhöhte sich auf 15,5% (1991: 11,3%). 13<br />

Durch die Marktliberalisierung kam es anfänglich zu hohen Inflationsraten bei anhal-<br />

11 Vgl. Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S. 3, siehe Internetverzeichnis.<br />

12 Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S.2, siehe Internetverzeichnis.<br />

13 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 58.


7<br />

tend hoher privater Nachfrage nach Konsumgütern und privaten Dienstleistungen.<br />

Durch die folgende Hyper<strong>in</strong>flation kam es dann zur Entwertung der Spare<strong>in</strong>lagen und<br />

zum Abs<strong>in</strong>ken des Reale<strong>in</strong>kommens, sodass sich die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die<br />

<strong>KMU</strong> deutlich verschlechterten. In Folge dessen war die Anzahl der <strong>KMU</strong> von 1994<br />

bis 1996 wieder leicht rückläufig (siehe Abb. 1). 14 Mit Fortschreiten des Transformati-<br />

onsprozesses kam es dann ab 1996 zu e<strong>in</strong>er Stabilisierung des Bestandes. Die langfris-<br />

tige Entwicklung des <strong>KMU</strong> Bestandes seit Beg<strong>in</strong>n des Transformationsprozesses ist <strong>in</strong><br />

der nachfolgen Grafik dargestellt.<br />

Abb. 1.: „<strong>KMU</strong>-Entwicklung <strong>in</strong> den Jahren 1991 bis 2008“<br />

Quelle: Eigene Darstellung, nach Statistiken verschiedener Jahrgänge, Föderales Amt staatlicher Statis-<br />

tiken [Федеральная служба государственной статистики] (2009).<br />

3.2 Volkswirtschaftliche Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung und somit die Notwendigkeit von <strong>KMU</strong> ist <strong>in</strong> ent-<br />

wickelten Marktwirtschaften und Transformationsländern grundsätzlich gleich. Trans-<br />

formationsökonomien weisen jedoch Besonderheiten auf, die den Aufbau e<strong>in</strong>es <strong>KMU</strong>-<br />

Sektors besonders erforderlich machen. <strong>KMU</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer unternehmerischen Tätig-<br />

keit sehr flexibel und können sich somit schnell der wechselnden Nachfrage anpassen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage Nischen, d.h. spezifische Bedürfnisse zu erfüllen und leisten damit<br />

e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Befriedigung der Nachfrage. In der Zeit der Anpas-<br />

sungskrise 15 trugen Kle<strong>in</strong>unternehmen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> erheblich zur Schaffung neuer Ar-<br />

14 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S.60.<br />

15 Bezeichnung der Phase nach dem Zerfall der Sowjetunion. Die Krise resultierte aus dem Übergang<br />

e<strong>in</strong>er Zentralverwaltungswirtschaft zu e<strong>in</strong>em marktwirtschaftlichen System.


8<br />

beitsplätze und somit zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes und zur Generierung von<br />

E<strong>in</strong>kommen bei. Sollte die russische Regierung im Rahmen der angekündigten Moder-<br />

nisierungsoffensive den Anteil der Groß<strong>in</strong>dustrie zugunsten des <strong>KMU</strong>-Sektors senken<br />

und somit Arbeitsplätze abbauen, können die <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>e wichtige Auffangfunktion<br />

übernehmen. Im Gegensatz zu den großen Monopolen leisten <strong>KMU</strong> außerdem e<strong>in</strong>en<br />

wesentlichen Beitrag zur Stimulation unternehmerischer Aktivitäten, da sie mit anderen<br />

Marktteilnehmern um Marktanteile konkurrieren und somit den Wettbewerb im Wirt-<br />

schaftsleben etablieren. Um sich am Markt behaupten zu können, s<strong>in</strong>d die stetige Auf-<br />

deckung neuer Geschäftsfelder und Entwicklung von Produkt<strong>in</strong>novationen erforderlich,<br />

wodurch <strong>KMU</strong> die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur vorantreiben. E<strong>in</strong>e ebenso<br />

wichtige Bedeutung haben <strong>KMU</strong> bei der Herausbildung und Festigung e<strong>in</strong>er Mittel-<br />

schicht, <strong>in</strong> dem sie die Bildung e<strong>in</strong>er Zivilgesellschaft fördern und somit zur politischen<br />

Stabilität beitragen. 16 „H<strong>in</strong>zu kommt ihre stabilisierende Wirkung <strong>in</strong> Wirtschaften, die<br />

im Zuge der Globalisierung immer stärker mit Außenrisiken konfrontiert werden.“ 17<br />

Bei der Bewertung des E<strong>in</strong>flusses kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen auf das Wirt-<br />

schaftwachstum gibt es zwei theoretische Standpunkte. Nach der statischen Betrach-<br />

tungsweise s<strong>in</strong>d nur große Unternehmen effizient. Ihr Vorteil ergibt sich aus der Fähig-<br />

keit Skalenerträge zu generieren. Kle<strong>in</strong>e Unternehmen können auf Grund ihrer Größe<br />

nur zu Durchschnittskosten produzieren, die folglich höher s<strong>in</strong>d, als bei Großunterneh-<br />

men. Nach der statischen Betrachtungsweise verursachen kle<strong>in</strong>e Unternehmen daher<br />

Effizienzverluste <strong>für</strong> die Gesamtwirtschaft.<br />

Nach der dynamischen Betrachtungsweise h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e Unternehmen gegen-<br />

über großen Unternehmen effizienter. Durch ihr Entstehen und Ausscheiden aus dem<br />

Markt sorgen <strong>KMU</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e ständige Dynamisierung des Marktes. In Schumpeters<br />

Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung spielt diese Dynamik e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle. Die ständig wiederholte Zerstörung des erreichten unternehmerischen Gleichge-<br />

wichts durch unternehmerische Tätigkeit ermöglicht es, die Wirtschaft stets auf e<strong>in</strong><br />

höheres Niveau zu br<strong>in</strong>gen, denn diese „schöpferische Zerstörung“ verlangt e<strong>in</strong>e konti-<br />

nuierlich erneute wirtschaftliche Anpassung. 18 Nach dieser Ansicht werden besonders<br />

durch kle<strong>in</strong>e Unternehmen wirtschaftliche Effizienzgew<strong>in</strong>ne generiert.<br />

16 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 13.<br />

17 Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 19.<br />

18 Vgl. Stolper, W.F.; Seidel, C. (Hrsg.) (1985), S. 38.


9<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e optimale Allokation der Ressourcen und e<strong>in</strong>e stabile Volkswirt-<br />

schaft ist auf Grund der beschriebenen Vor- und Nachteile das Zusammenspiel kle<strong>in</strong>er<br />

und großer Unternehmen. Während große Unternehmen über den Vorteil steigender<br />

Skalenerträge und ger<strong>in</strong>ger Produktionsstückkosten verfügen, nutzen kle<strong>in</strong>e Unterneh-<br />

men ihre Fähigkeit auf die Änderung der Nachfrage oder Preise flexibel reagieren zu<br />

können. Durch Arbeitsteilung zwischen Kle<strong>in</strong>- und Großunternehmen profitieren beide<br />

Kategorien jeweils von den Vorteilen des anderen. E<strong>in</strong>e übliche Methode zur Effizienz-<br />

steigerung der Großunternehmen ist das verstärkte Outsourcen e<strong>in</strong>zelner Unterneh-<br />

mensbereiche und die Vergabe von Unteraufträgen, die nicht <strong>in</strong> ihrem Kernkompetenz-<br />

bereich liegen. <strong>KMU</strong> s<strong>in</strong>d dabei wegen ihrer Flexibilität und Spezialisierung als Partner<br />

<strong>für</strong> große Firmen <strong>für</strong> die Effizienz der Arbeit und bessere Betreuung der Kunden von<br />

großer Bedeutung. Die Symbiose zwischen großen Unternehmen und <strong>KMU</strong> dient somit<br />

der gesamtwirtschaftlichen Effizienzsteigerung.<br />

In Europa ist der <strong>KMU</strong>-Sektor bereits gut entwickelt und leistet e<strong>in</strong>en wichtigen Bei-<br />

trag zur Wirtschaftsleistung der jeweiligen Mitgliedstaaten. <strong>KMU</strong> stellen 67,4% der<br />

verfügbaren Arbeitsplätze bereit und haben e<strong>in</strong>en Anteil von 57,9% am BIP. 19 Von der<br />

aktuellen Situation <strong>in</strong> Europa ist der russische <strong>KMU</strong>-Sektor jedoch noch weit entfernt.<br />

Wie genau sich die Situation gestaltet und welche politischen Ziele gesetzt wurden, soll<br />

<strong>in</strong> den anschließenden Gliederungspunkten erörtert werden.<br />

3.3 Aktuelle Situation - Anzahl und Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

Die <strong>in</strong> diesem Abschnitt bezogenen Daten wurden von dem staatlichen Statistikamt der<br />

Russischen Föderation „Rosstat“ bezogen. Auf Grund der Existenz e<strong>in</strong>es großen illega-<br />

len Sektors, der sogenannten „Schattenwirtschaft“, ist zu berücksichtigen, dass die hier<br />

präsentierten Zahlenangaben unter Umständen von der Realität abweichen. Unter-<br />

schiedlichen Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Schattenwirtschaft bei 15% bis<br />

45% des BIP. 20 Die Zahlen geben dennoch e<strong>in</strong>en groben Anhalt über die derzeitige<br />

Situation und Tendenzen.<br />

In <strong>Russland</strong> agieren <strong>in</strong>sgesamt 1.361.837 <strong>KMU</strong> (Bestand Ende 2008). Ihr Anteil am<br />

BIP beläuft sich auf 20%. 21 Betrachtet man die Zusammensetzung nach Micro-, Kle<strong>in</strong>-<br />

19<br />

Vgl. European Commission - Eurostat (2006), siehe Internetverzeichnis.<br />

20<br />

Vgl. Außenwirtschaft Österreich (2009), S. 8.<br />

21<br />

Vgl. Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (2010), S.2, siehe Internetverzeichnis.


10<br />

und mittleren Unternehmen, wird deutlich, dass sich die <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> registrierten mit-<br />

telständischen Unternehmen zu fast 80% aus Microunternehmen, rund 20% kle<strong>in</strong>en<br />

Unternehmen und lediglich zu e<strong>in</strong>em Prozent aus mittleren Unternehmen zusammen-<br />

setzen. Diese Aufteilung gestaltet sich <strong>in</strong> Deutschland und der EU ähnlich und ist daher<br />

als gewöhnlich zu bewerten. 22<br />

Abb. 2: „Bestandszusammensetzung Mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> 2008“,<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken vom Föderalen Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />

служба государственной статистики] (2009).<br />

Der Beitrag zu e<strong>in</strong>em stabilen Arbeitsmarkt ist bislang nur ger<strong>in</strong>g ausgeprägt, denn <strong>in</strong><br />

der Summe stellen die <strong>KMU</strong> 25% der Arbeitsplätze bereit, was etwas mehr als e<strong>in</strong>em<br />

Drittel des europäischen Niveaus entspricht. 23<br />

Bei der Verteilung der <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Wirtschaftsbereichen ist unübersehbar,<br />

dass das Branchenprofil vom Handel geprägt ist. Gestärkt wird dieser Bereich <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere durch das rasante Wachstum der Reale<strong>in</strong>kommen 24 der vergangenen Jahre, das<br />

sich auf Grund des gestiegenen Konsums <strong>in</strong> dem hohen Umsatz wiederspiegelt. 25<br />

22<br />

Vgl. Schweizerisches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen an der Universität St. Gallen (<strong>KMU</strong>-<br />

HSG) (2010), S. 6, siehe Internetverzeichnis.<br />

23<br />

Vgl. Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной статистики]<br />

(2009).<br />

24<br />

2009 ist das Reale<strong>in</strong>kommen erstmals auf Grund der Wirtschaftskrise gesunken (-2,8%).<br />

25<br />

Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.


11<br />

Abb. 3: „Verteilung <strong>KMU</strong>-Anzahl nach Branchen <strong>in</strong> 2008“<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken vom Föderalen Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />

служба государственной статистики] (2009).<br />

Mit e<strong>in</strong>em Anteil von 17,9% folgt an zweiter Stelle die Vermietung und Erbr<strong>in</strong>gung<br />

von Dienstleistungen <strong>in</strong> der Immobilienbranche. Der Anteil des verarbeitenden Gewer-<br />

bes ist mit 11,2% nur schwach ausgeprägt und im Vergleich zu den Vorjahren leicht<br />

rückläufig (2003: 13,3%). Trotz der territorialen Größe <strong>Russland</strong>s ist auffallend, dass<br />

der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sehr ger<strong>in</strong>g ist. Wesentliche Gründe <strong>für</strong> die<br />

schwache Stellung von <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d trotz des formal abgeschlosse-<br />

nen Privatisierungsprozesses nicht gesicherte Eigentumsrechte an Grund und Boden.<br />

Als <strong>in</strong>sgesamt problematisch erweist sich der ertragreiche Rohstoff- und Energiesektor.<br />

Da dort überdurchschnittliche E<strong>in</strong>nahmen zu erzielen s<strong>in</strong>d, besteht <strong>für</strong> russische Inves-<br />

toren kaum Anlass <strong>in</strong> andere Wirtschaftszweige zu <strong>in</strong>vestieren. Diese Branche wird<br />

jedoch von großen und größtenteils staatlichen Unternehmen dom<strong>in</strong>iert, sodass dieser<br />

Sektor <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> ke<strong>in</strong> potentielles Geschäftsfeld darstellt. 26<br />

Die regionale Verteilung der <strong>KMU</strong> zeigt e<strong>in</strong>e starke Konzentration von Unternehmen<br />

<strong>in</strong> der Zentralregion (30,6%) mit dem Kernbereich Moskau (20%) sowie im Wolgage-<br />

biet mit (18,7%). Unterentwickelt s<strong>in</strong>d dagegen das Uralgebiet (6,9%) und die Fernost-<br />

region (4,1%). Im langfristigen Vergleich zum Jahr 1996 ist e<strong>in</strong>e zunehmende Ansied-<br />

lung von <strong>KMU</strong> <strong>in</strong> den Föderationskreisen Nord-West <strong>Russland</strong> und dem Wolgagebiet<br />

26 Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.


12<br />

zu verzeichnen. Der <strong>KMU</strong>-Anteil im bereits 1996 unterentwickelten Uralgebiet ist h<strong>in</strong>-<br />

gegen weiter auf 6,9 % gesunken.<br />

Abb. 4: „Regionale Aufteilung der russischen Föderation <strong>in</strong> Verwaltungse<strong>in</strong>heiten“<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Wirtschaftsregion<br />

Anteil an der <strong>KMU</strong> Gesamtzahl <strong>in</strong> %<br />

1996 2008 Veränderung<br />

Zentrale föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 30,5 30,6 + 0,1<br />

davon <strong>in</strong> Moskau und Region Moskau 20,0 20,0 0<br />

Nord-westliche föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 12,5 15,1 + 2,6<br />

Südliche föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 12,5 10,8 - 1,7<br />

Wolgagebiet 12,5 18,7 + 6,2<br />

Uralgebiet 10,6 6,9 - 3,7<br />

Sibirische föderale Verwaltungse<strong>in</strong>heit 15,7 13,8 - 1,9<br />

Fernöstliche Verwaltungse<strong>in</strong>heit 5,0 4,1 - 0,9<br />

Tab. 2: „<strong>KMU</strong> Anteil nach Verwaltungse<strong>in</strong>heiten“<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken von Rosstat, verschiedene Jahrgänge. 27<br />

Problematisch an der teilweise sehr kle<strong>in</strong>en <strong>KMU</strong>-Populationen ist der häufig fehlende<br />

Wettbewerbsdruck. <strong>KMU</strong>, die ihre Waren und Dienstleistungen <strong>in</strong> regional konkur-<br />

renzlosen Regionen produzieren, unterliegen nur ger<strong>in</strong>gem Qualitäts- und Kostendruck<br />

und tragen somit zu Wohlfahrtsverlusten bei.<br />

27 Die Darstellung der Daten aus 2009 ist derzeit nicht möglich, da diese durch das statistische Bundes-<br />

amt Rosstat bislang nicht publiziert wurden.


13<br />

Die sehr unterschiedliche regionale Verteilung der <strong>KMU</strong> ist auf unterschiedliche Ursa-<br />

chen zurückzuführen. Die Bed<strong>in</strong>gungen der e<strong>in</strong>zelnen Regionen gestalten sich sehr<br />

unterschiedlich und wirken sich entsprechend auf das Geschäftsklima aus. Das Vor-<br />

handense<strong>in</strong> bestimmter Eigenschaften wie hohe E<strong>in</strong>wohneranzahl, große und entwi-<br />

ckelte Industrie, sowie Küstennähe, s<strong>in</strong>d dabei nicht die entscheidenden Faktoren. Dies<br />

belegen die Regionen Nizhegogorodzkaya Region 28 , Gebiet Tscheljab<strong>in</strong>sk 29 und Kras-<br />

nodar 30 . Sie verfügen über die aufgezählten Eigenschaften, bei e<strong>in</strong>er russlandweiten<br />

Untersuchung der Standortattraktivität belegten sie <strong>in</strong> Rank<strong>in</strong>g jedoch nur die h<strong>in</strong>teren<br />

Plätze. 31 Als wesentlich erweist sich der Zugang zu den drei elementaren Ressourcen<br />

bzw. Produktionsfaktoren: Arbeit (Humankapital), Kapital (Bereitstellung von Kredi-<br />

ten) und Boden (Verfügbarkeit von Grundstücken und Immobilien) im Zusammenspiel<br />

mit den genannten Standortfaktoren.<br />

3.4 <strong>Russland</strong>s Mittelstandpolitik und politische Visionen<br />

„Unsere Ziele heute s<strong>in</strong>d neben e<strong>in</strong>em qualitativen Wirtschaftswachstum auch die<br />

Transformation der gesamten sozialen Struktur unserer Gesellschaft, e<strong>in</strong>schließlich der<br />

Förderung des sich schnell entwickelnden Mittelstandes. Nur der Mittelstand kann zu<br />

e<strong>in</strong>er stabilen Säule <strong>für</strong> die Entwicklung der Demokratie und <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e nachhaltige Ent-<br />

wicklung <strong>in</strong>sgesamt werden.“ 32 , so die Worte des russischen Präsidenten Medwedew.<br />

Die russische Regierung strebt e<strong>in</strong>en Umbau der Wirtschaft an, weg von staatlich kon-<br />

trollierten Großstrukturen und der Konzentration auf den Rohstoffsektor. Im Mittel-<br />

punkt stehen die Diversifizierung der Wirtschaft und die Förderung des Mittelstandes. 33<br />

Ziel ist es, <strong>Russland</strong> zu e<strong>in</strong>er wissensbasierten Ökonomie zu führen. 34 Dieses Ziel ist<br />

Schwerpunkt der von Medwedew aufgestellten Modernisierungsagenda. Diese be<strong>in</strong>hal-<br />

tet die gezielte Stimulierung der Marktkräfte zur Schaffung makroökonomischer Stabi-<br />

lität, die Stärkung des Wettbewerbs und den Abbau adm<strong>in</strong>istrativer Barrieren. 35 Bud-<br />

getmittel der Regierung sollen <strong>in</strong> den folgenden Jahren verstärkt <strong>für</strong> die Modernisie-<br />

28<br />

Нижегогородзкая область<br />

29<br />

Челябинская область<br />

30<br />

Краснодарский край<br />

31<br />

Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 5, siehe Internetverzeichnis.<br />

32<br />

Medwedew, Dimitri A. (2008), (siehe Internetverzeichnis).<br />

33<br />

Vgl. Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

34 Vgl. ebenda.<br />

35 Vgl. Willershausen, Florian (2010), siehe Internetverzeichnis.


14<br />

rungsstrategie e<strong>in</strong>gesetzt werden. Durch die Förderung von Innovationen und die Stär-<br />

kung e<strong>in</strong>zelner Wirtschaftsbereiche (IT-, Pharma-, Telekommunikation- und Mediz<strong>in</strong>-<br />

technik) sollen alternative E<strong>in</strong>nahmequellen geschaffen werden um somit die Abhän-<br />

gigkeit vom Rohstoffsektor zu reduzieren. 36<br />

Um dieses Ziel zu erreichen wurden <strong>in</strong> der Vergangenheit unterstützende Maßnahmen<br />

versprochen, bislang jedoch nur partiell umgesetzt.<br />

E<strong>in</strong>e der realisierten Maßnahmen ist die Verabschiedung e<strong>in</strong>es wichtigen Gesetzes zur<br />

Förderung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen: Föderales Gesetzt № 209-FЗ „Über die<br />

Entwicklung kle<strong>in</strong>er und mittelständischer Unternehmen <strong>in</strong> der Russischen Föderati-<br />

on“ 37 . Dabei handelt es sich um die Neuauflage des gleichnamigen Gesetzes von 1995.<br />

Das neue Gesetz sieht unter anderem Regelungen zur vere<strong>in</strong>fachten Vermittlung von<br />

Bankkrediten, die E<strong>in</strong>richtung von Förderfonds <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>betriebe sowie Exportförde-<br />

rung von mittelständischen Unternehmen (z.B. f<strong>in</strong>anziell geförderte Beteiligung an<br />

Messen) vor. 38<br />

Des Weiteren wurde am 31.06.2010 e<strong>in</strong> Dekret „Über zusätzliche Maßnahmen der<br />

staatlichen Unterstützung von kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen <strong>in</strong> Jahr 2010“ erlas-<br />

sen. Der russische M<strong>in</strong>isterpräsident Wladimir Put<strong>in</strong> erklärt dort die Bereitstellung von<br />

Bundeshaushaltsmitteln <strong>in</strong> Höhe von fünf Milliarden Rubel (ca. 138,9 Mio. EUR). Die-<br />

se sollen 2010 über die e<strong>in</strong>zelnen Haushalte <strong>in</strong> Form von staatlichen Subventionen zur<br />

Unterstützung von kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen e<strong>in</strong>gesetzt werden. 39 In welcher<br />

Höhe den e<strong>in</strong>zelnen Regionen die Gelder zur Subventionierung zur Verfügung stehen<br />

wird nicht erläutert.<br />

Die f<strong>in</strong>anziellen Zuwendungen und gesetzgebenden Aktivitäten der Vergangenheit dür-<br />

fen aber nicht zu dem Schluss führen, dass sich die Situation der <strong>KMU</strong> zwangsläufig<br />

verbessert. Verabschiedete Gesetze bleiben oft nur auf dem Papier, da die notwendigen<br />

Realisierungsmechanismen fehlen. Diese These wird bestätigt durch die Umfrage des<br />

russischen Informationsportals <strong>für</strong> <strong>KMU</strong> „OPORA ROSSIJ“ zu der Wirkung verab-<br />

36 Vgl. Willershausen, Florian (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

37 N 209-ФЗ "О развитии малого и среднего предпринимательства в Российской Федерации"<br />

38 Vgl. Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2007), siehe Internetverzeichnis.<br />

39 Постановление Правительства РФ от 21 июня 2010 г. N 460 «О дополнительных мерах<br />

государственной поддержки субъектов малого и среднего предпринимательства в 2010 году»


15<br />

schiedeter Gesetze 40 zur Mittelstandsförderung. Es wurden rund 900 Unternehmer nach<br />

ihrer E<strong>in</strong>schätzung befragt: 41<br />

45 % der Befragten f<strong>in</strong>den, dass sich durch die Umsetzung der Gesetze <strong>in</strong> den Regio-<br />

nen und Unternehmenslandschaft nichts geändert hat.<br />

25 % bewerten die Wirkung der durchgesetzten Rechtsvorschriften als negativ,<br />

5 % sogar als extrem negativ.<br />

20 % betrachten die Wirkung der Maßnahmen als <strong>in</strong>sgesamt positiv.<br />

5 % enthielten sich.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt das Informationsdefizit, da viele Unternehmen von den staatlichen Un-<br />

terstützungsmaßnahmen nichts wissen.<br />

Bei e<strong>in</strong>em langfristigem Abgleich von politischer Zielstellung und ihrer Erfüllung lässt<br />

sich erkennen, dass die e<strong>in</strong>geleiteten Maßnahmen auch <strong>in</strong> der Vergangenheit nicht die<br />

gewünschte Wirkung erzielt haben. So zum Beispiel die politischen Ziele <strong>für</strong> 1998:<br />

„Die von der Regierung festgelegten Entwicklungspläne bis zum Jahr 1998 sehen e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>tensives Wachstum von kle<strong>in</strong>en und mittelständischen Unternehmen vor. Die Zahl<br />

der Betriebe soll sich verdoppeln und auf 2 bis 2,5 Mio. steigen. Ihr Anteil am Brutto-<br />

<strong>in</strong>landsprodukt soll 25% erreichen ...“ 42 Wie <strong>in</strong> dem vorangegangenen Abschnitt aus-<br />

führlicher dargestellt wurde, wurden diese Ziele auch zehn Jahre später im Jahr 2008<br />

nicht erreicht.<br />

Im Rahmen der Verwirklichung der Pläne <strong>für</strong> die Entwicklung <strong>Russland</strong>s bis 2020 wird<br />

beabsichtigt, den <strong>KMU</strong>-Anteil auf 60% des BIPs zu erhöhen. 43 Das bedeutet aus heuti-<br />

ger Sicht e<strong>in</strong>e Verdreifachung <strong>in</strong> nur zehn Jahren.<br />

Somit stellt sich neben der Frage nach der Ursache <strong>für</strong> die Soll-Ist Abweichung die<br />

Frage, wie realistisch die neuen <strong>in</strong> der Modernisierungsagenda angeführten Ziele s<strong>in</strong>d.<br />

Auffällig ist wie bereits angeführt die schlechte Datenlage und allgeme<strong>in</strong>e Verfügbar-<br />

keit statistischen Zahlenmaterials. Bislang s<strong>in</strong>d durch das Föderale Amt staatlicher Sta-<br />

tistiken ke<strong>in</strong>e vollständigen Zahlenreihen zu der Entwicklung mittelständischer Unter-<br />

nehmen zu erhalten. Dieser Zustand wird zum Teil durch Bürokratieabbau gerechtfer-<br />

tigt, den die Unternehmer e<strong>in</strong>forderten, da die hohe adm<strong>in</strong>istrative Belastung kritisiert<br />

40<br />

Gesetzt № 209-FЗ (Vgl. Fußnote 36), Gesetzt № 149-FЗ, Gesetzt № 162-FЗ<br />

41<br />

Vgl.: OPORA (2010 b), siehe Internetverzeichnis.<br />

42<br />

Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a), S. 2, siehe Internetverzeichnis.<br />

43<br />

Vgl. Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (2010), S. 3, siehe Internetverzeichnis.


16<br />

wird. In Folge dessen wurde auf die Erhebung e<strong>in</strong>zelner Daten verzichtet. Ab 2010 ist<br />

die Statistikbehörde Rosstat jedoch von der Regierung beauftrag worden, durch Imple-<br />

mentierung statistischer Instrumente Daten über <strong>KMU</strong> zu erfassen. 44 Daraus ist per-<br />

spektivisch e<strong>in</strong>e Verbesserung der Informationslage zu erwarten. Andererseits wirft<br />

sich die Frage auf, welche Erfolgsaussichten bei der Umsetzung der aufgeführten Maß-<br />

nahmen angenommen wurden, wenn ke<strong>in</strong>e umfassende Bewertung der aktuellen Situa-<br />

tion aufgrund fehlender bzw. unvollständiger Empirie stattgefunden hat.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass trotz der Vielzahl verabschiedeter Fördermaß-<br />

nahmen und Gesetze die <strong>KMU</strong>-Politik bisher noch nicht die erwartete Wirkung entfal-<br />

tet hat. Die Identifizierung der Hemmnisse erweist sich als äußerst schwierig, da sie<br />

sich nicht nur auf den Bereich der Wirtschaft erstrecken, sondern vielmehr auf gesamt-<br />

wirtschaftlich strukturelle Schwierigkeiten zurückzuführen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Teil dieser<br />

Hemmnisse soll <strong>in</strong> dem nachfolgenden Abschnitt erörtert werden. Dabei wird auf die <strong>in</strong><br />

Umfragen als wesentlich bezeichneten Probleme e<strong>in</strong>gegangen.<br />

3.5 Probleme kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen<br />

In der nachstehenden Abbildung erfolgt e<strong>in</strong>e Aufführung der wesentlichen Probleme,<br />

mit denen sich die Unternehmer der russischen <strong>KMU</strong> konfrontiert sehen. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Monitor<strong>in</strong>gs durch OPORA ROSSIJ wurden rund 5.500 Manager und Eigentümer<br />

von <strong>KMU</strong> aus 40 Regionen und unterschiedlichen Branchen befragt. 45<br />

44 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010a), siehe Internetverzeichnis.<br />

45 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 4, siehe Internetverzeichnis.


17<br />

Abb. 5: „Hauptprobleme der <strong>KMU</strong> bei ihrer Geschäftstätigkeit“ [„Наиболее серезные препятствия“]<br />

Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 21.<br />

Aus dieser Umfrage wird deutlich, dass <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> starker Fachkräftemangel<br />

herrscht. Universitäten und Hochschulen bilden zwar gute Akademiker aus, doch s<strong>in</strong>d<br />

russische Absolventen <strong>für</strong> das tatsächliche Arbeitsleben häufig nicht vorbereitet. Der<br />

Grund da<strong>für</strong> ist die Trennung zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung. E<strong>in</strong><br />

duales Bildungssystem, bei dem die Ausbildung an e<strong>in</strong>er Berufsschule und parallel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Betrieb stattf<strong>in</strong>det, gibt es <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nicht. 46 Da durch e<strong>in</strong>e Restrukturierung<br />

des Bildungssystems ke<strong>in</strong>e sofortige Verbesserung zu erzielen ist, hat die russische<br />

Regierung mit Wirkung zum 01. Juli 2010 Änderungen des Föderalen Gesetzes „Über<br />

den rechtlichen Status ausländischer Bürger <strong>in</strong> der Russischen Föderation“ vorgenom-<br />

men. 47 Diese Änderungen betreffen die Liberalisierung und Vere<strong>in</strong>fachung der Ertei-<br />

lung von Arbeitsgenehmigungen <strong>für</strong> ausländische Fachkräfte mit hoher Qualifikation.<br />

Um langfristig jedoch ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit von ausländischem Fachpersonal zu schaf-<br />

fen, ist e<strong>in</strong>e Reform des Bildungssystems unumgänglich. Im April 2008 führte die stra-<br />

tegische Arbeitsgruppe Berl<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>s der hochrangigsten Gremien <strong>für</strong> die deutsch-<br />

russische Wirtschaftsbeziehung, erste Gespräche über e<strong>in</strong> Pilotprojekt zur Implementie-<br />

46 Vgl. <strong>Russland</strong>journal (2008a), siehe Internetverzeichnis.<br />

47 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (2010b), siehe Internetverzeichnis.


18<br />

rung des dualen Bildungssystems <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>. 48 Im Falle der Umsetzung könnte die<br />

Situation auf dem russischen Arbeitsmarkt dadurch nachhaltig verbessert werden.<br />

An zweiter Stelle monierten die Unternehmer den schlechten Zugang zu f<strong>in</strong>anziellen<br />

Ressourcen. Die F<strong>in</strong>anzierungsbedürfnisse differenzieren nach dem Entwicklungsgrad<br />

der Unternehmung. Somit beanspruchen Unternehmensgründer andere Kapitalquellen<br />

als Unternehmer, die den laufenden Geschäftsbetrieb f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Abb. 6: „F<strong>in</strong>anzierungsquellen <strong>für</strong> Unternehmensgründung“<br />

Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 24.<br />

Die primäre Kapitalquelle <strong>für</strong> Unternehmensgründungen s<strong>in</strong>d Eigenmittel der Unter-<br />

nehmensgründer (75%). An zweiter Stelle folgt mit nur 14% die Inanspruchnahme be-<br />

reitgestellter Mittel durch private Investoren. Bankkredite h<strong>in</strong>gegen spielen nur e<strong>in</strong>e<br />

nachrangige Rolle. Personalkredite treten mit 13% noch ger<strong>in</strong>gfügig häufiger auf, als<br />

Firmenkredite (11%). Der Grund da<strong>für</strong> liegt dar<strong>in</strong>, dass Kredite an natürliche Personen<br />

leichter zugänglich und auch preiswerter s<strong>in</strong>d, als Firmenkredite. Das Volumen der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Personalkredite liegt <strong>in</strong> der Regel jedoch unter dem der Firmenkredite. Fast<br />

ke<strong>in</strong>e Bedeutung hat die Gründungsf<strong>in</strong>anzierung über Kredite von Nichtbanken (6%)<br />

und staatliche Unterstützung (3%). Mögliche Ursachen hier<strong>für</strong> können Intransparenz<br />

und schlechter Zugang wegen fehlender Prozessformalisierung se<strong>in</strong>. Von der <strong>in</strong><br />

Deutschland und besonders <strong>in</strong> Amerika weit verbreitetet F<strong>in</strong>anzierung über Venture<br />

Capital Fonds wird <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> bislang noch ke<strong>in</strong> Gebrauch gemacht.<br />

48 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (Hrsg.) (2008), siehe Internetverzeichnis.


19<br />

In der nachstehenden Grafik erfolgt e<strong>in</strong>e Darstellung der Kapitalquellen <strong>für</strong> die laufen-<br />

de Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung. Besonders bedeutend s<strong>in</strong>d hier die Mittel privater Inves-<br />

toren und Firmenkredite.<br />

Abb. 7: „F<strong>in</strong>anzierungsquellen bestehender <strong>KMU</strong>“<br />

Quelle: OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 25.<br />

Das <strong>in</strong> Deutschland weit verbreitete Leas<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> nur ger<strong>in</strong>gfügig <strong>in</strong> An-<br />

spruch genommen. Die F<strong>in</strong>anzierungssituation kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen un-<br />

terscheidet sich somit <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> deutlich von der europäischen. In Europa steht die<br />

F<strong>in</strong>anzierung durch Bankkredite an erster Stelle, den zweiten Platz belegt Leas<strong>in</strong>g und<br />

staatliche Fördergelder spielen ebenfalls e<strong>in</strong>e signifikante Rolle. 49 Als Erklärung <strong>für</strong><br />

diese Situation ist anzuführen, dass die Unternehmer nur selten bei ihrer Bank nach<br />

Krediten fragen, da sie Angst haben mit der Bank e<strong>in</strong>e Abhängigkeit e<strong>in</strong>zugehen und es<br />

daher vorziehen die eigenen f<strong>in</strong>anziellen Reserven auszuschöpfen oder Unterstützung<br />

bei Familie und Bekannten e<strong>in</strong>zuholen. Die Angst und das Misstrauen seitens der Un-<br />

ternehmer werden durch jene gestärkt, die sich an Banken gewendet haben und verge-<br />

bens Zeit und Geld <strong>in</strong> die Antragsstellung <strong>in</strong>vestierten. Bei e<strong>in</strong>er Umfrage durch<br />

OPORA gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, dass ihre Kreditanfrage abgelehnt<br />

wurde. Der am häufigsten benannte Grund s<strong>in</strong>d fehlende Sicherheiten der Unterneh-<br />

mer. 50<br />

Insgesamt erweist es sich auf dem russischen Kreditmarkt als sehr schwierig preiswert<br />

Kredite mit kurzfristiger Laufzeit aufzunehmen. Ebenfalls schwierig erweist sich die<br />

Aufnahme langfristiger Gelder. Besonders hoch ist h<strong>in</strong>gegen die Verfügbarkeit von<br />

49 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010a), S. 24, siehe Internetverzeichnis.<br />

50 Vgl. ebenda, S. 6, siehe Internetverzeichnis.


20<br />

Krediten mit Laufzeiten über sechs Monate und unter drei Jahren. 51 Aufgrund dieser<br />

Marktsituation ist die Z<strong>in</strong>sspanne der Kreditangebote sehr groß. In der nachstehenden<br />

Grafik wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 2007 durchgeführten Umfrage ermittelt, zu welcher Nom<strong>in</strong>alver-<br />

z<strong>in</strong>sung den <strong>KMU</strong> Kapital bereitgestellt wurde. Auf e<strong>in</strong>e Darstellung aktueller Z<strong>in</strong>ssät-<br />

ze wurde verzichtet, da sich die Situation <strong>in</strong> Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise tendenziell<br />

verschlechtert hat und derzeit von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Kreditklemme gesprochen<br />

wird.<br />

Abb. 8: „In Anspruch genommene Kreditz<strong>in</strong>ssätze der <strong>KMU</strong>“<br />

Quelle: eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), S. 29.<br />

Es wird deutlich, dass mehr als die Hälfte der Kredite zu Z<strong>in</strong>ssätzen über 15% p.a. he-<br />

rausgegeben wurden. Nur 5% der Befragten gab an e<strong>in</strong>en Kredit mit e<strong>in</strong>em Z<strong>in</strong>ssatz<br />

unter 9% erhalten zu haben. Aus europäischer Sicht sche<strong>in</strong>t es zunächst äußerst unwirt-<br />

schaftlich zu diesen Konditionen Kapital aufzunehmen. Aufgrund der hohen Inflations-<br />

raten <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ist der Realz<strong>in</strong>s jedoch ger<strong>in</strong>g bis negativ. Mit 8,8% war die Inflation<br />

im Jahr 2009 <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> fast achtmal so hoch wie die der Europäischen Union (EU)<br />

(1,4%) und erreichte dabei dennoch e<strong>in</strong>en historischen Tiefstand. 52 Durch die niedrige<br />

Realverz<strong>in</strong>sung ist e<strong>in</strong>e Kreditaufnahme aus Sicht der Unternehmer wirtschaftlich att-<br />

raktiv, jedoch kann davon nicht profitiert werden, sofern die geforderten Kreditsicher-<br />

heiten nicht gestellt werden können.<br />

Oft liegt dies jedoch nicht daran, dass die Unternehmer nicht über die entsprechenden<br />

Sicherheiten verfügen, sondern an ungeklärten Eigentumsverhältnissen. „Bei der klei-<br />

nen Privatisierung <strong>in</strong> den Jahren 1992-1994 war das Eigentum an Grund und Boden<br />

zunächst <strong>in</strong> staatlicher Hand verblieben, so dass der Zugang zu Gewerberäumen nicht<br />

51 Vgl. The U.S. Russia Center for Entrepreneurship (2008), S. 3, f..<br />

52 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskamme (AHK) (2009), siehe Internetverzeichnis.


21<br />

marktimmanent gelöst werden konnte. Bis heute ist noch ke<strong>in</strong>e effektive und rationelle<br />

Nutzung von föderalem, Gebiets- und kommunalem Eigentum gewährleistet. Die Pri-<br />

vatisierung von Grund und Boden ist <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Regionen unterschiedlich gere-<br />

gelt und unterschiedlich weit vorangekommen.“ 53 E<strong>in</strong> großer Teil des Vermögens <strong>in</strong><br />

<strong>Russland</strong> ist somit nicht offiziell registriert. E<strong>in</strong>e Übertragung von Eigentum bzw. die<br />

Bereitstellung von Kreditsicherheiten ist aber nur dann möglich, wenn klare Eigen-<br />

tumsverhältnisse vorliegen. E<strong>in</strong> wichtiges Thema der staatlichen Unterstützung von<br />

<strong>KMU</strong> muss daher die Eigentumsbildung se<strong>in</strong>, um ihnen die Sicherung von Krediten zu<br />

erleichtern. Wie die Umfrage zeigt, stellen nicht nur die ungeklärten Eigentumsverhält-<br />

nisse, sondern auch die allgeme<strong>in</strong>e Verfügbarkeit von Produktionsflächen und Gewer-<br />

beräumen e<strong>in</strong> grundsätzliches Problem dar. Auf Grund des schwierigen Zugangs zu<br />

dem überwiegend noch staatlichen, regionalen und kommunalen Grundeigentum nut-<br />

zen (Groß-) Unternehmen und <strong>Institut</strong>ionen, die e<strong>in</strong>e Verfügungsgewalt über Grundei-<br />

gentum besitzen, diese zur Weitervermietung, vielfach zu überhöhten Preisen. 54 Neben<br />

den hohen Mietpreisen kritisieren die Unternehmer auch die willkürliche Festsetzung<br />

und ständige Änderung der Pachthöhe, den nicht funktionierenden Immobilienmarkt,<br />

die schleppende Bearbeitung der Pachtanträge durch Behörden und die Notwendigkeit<br />

Bestechungsgelder an die bearbeitenden Beamten zu zahlen. 55<br />

Um diesen Missstand zu beseitigen wurden 1998 durch die Moskauer Regierung preis-<br />

günstige Gewerbemieten e<strong>in</strong>geführt. Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus, da die ge-<br />

förderten Flächen zu überhöhten Preisen untervermietet wurden und das Mietniveau<br />

daher <strong>in</strong>sgesamt nicht gesenkt wurde. Im Zuge der Korruptionsbekämpfung wurde die-<br />

se Förderung dann 2003 wieder e<strong>in</strong>gestellt. 56<br />

An fünfter Stelle sehen die Unternehmer der <strong>KMU</strong> die bürokratischen Barrieren als<br />

H<strong>in</strong>dernis. Nach Angaben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> tätigen Consult<strong>in</strong>g Firma bedarf es bei-<br />

spielsweise <strong>für</strong> die Eröffnung e<strong>in</strong>es Restaurants 250 unterschiedlicher Unterschriften<br />

von unterschiedlichen Beamten und Behörden. 57 Neben der Vielzahl an Antragsformu-<br />

laren werden Unternehmen <strong>in</strong> erheblichem Umfang verpflichtet Statistiken zu führen<br />

und an e<strong>in</strong>zelne Behörden Auskunft zu erteilen, wodurch e<strong>in</strong> hoher adm<strong>in</strong>istrativer<br />

Aufwand entsteht. Kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen s<strong>in</strong>d davon oft überpro-<br />

53 Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 91.<br />

54 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 93.<br />

55 Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

56 Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 91, f..<br />

57 Vgl. Al<strong>in</strong>ga Consult<strong>in</strong>g Group (2008), siehe Internetverzeichnis.


22<br />

portional betroffen, da die entstehenden Grenzkosten zur Überw<strong>in</strong>dung bürokratischer<br />

Hürden und der Erfüllung rechtlicher Vorschriften erst mit zunehmender Betriebsgröße<br />

abnehmen. H<strong>in</strong>zu kommen die Unterf<strong>in</strong>anzierung der Verwaltungsorgane und die<br />

schlechte Entlohnung der Beamten, wodurch Bestechlichkeit und Willkür gefördert<br />

werden. 58 In e<strong>in</strong>er Rede vor der Föderalversammlung zur Lage der Nation im Novem-<br />

ber 2008 kritisierte der Präsident Medwedew die Bürokratie und bezeichnete diese als<br />

Hemmschuh <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en grundlegenden Wandel <strong>in</strong> Staat und Gesellschaft. Sie schränke<br />

die Freiheiten des E<strong>in</strong>zelnen und autonomes Handeln massiv e<strong>in</strong> und beh<strong>in</strong>dere so die<br />

Innovations- und Entwicklungsfähigkeit <strong>Russland</strong>s. Um dem entgegenzuwirken kün-<br />

digte er e<strong>in</strong> umfassendes Programm <strong>in</strong>nerer Reformen an. 59 Erforderliche Maßnahmen<br />

zur Beseitigung adm<strong>in</strong>istrativer H<strong>in</strong>dernisse s<strong>in</strong>d vor allem die Vere<strong>in</strong>fachung der An-<br />

tragsverfahren, Begrenzung adm<strong>in</strong>istrativer Kontrollen sowie die Zusammenfassung<br />

verschiedener Kontrollvorgänge zu maximal e<strong>in</strong>er Betriebsprüfung pro Jahr und auch<br />

die Erhöhung der Beamtenbesoldung zum Korruptionsabbau.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Umfrage nicht aufgeführtes, aber im Rahmen dieser Arbeit strittiges The-<br />

ma, ist das russische Steuersystem. In e<strong>in</strong>er weiteren Monitor<strong>in</strong>g-Umfrage im März<br />

2009 durch OPORA gaben 17% der Befragten an, die hohe Steuerbelastung als wesent-<br />

liches Problem bei der Ausübung ihrer Geschäftstätigkeit zu empf<strong>in</strong>den. 60 Andere<br />

Quellen h<strong>in</strong>gegen beschreiben das russische Steuersystem von der Struktur und den<br />

Steuersätzen als dem deutschen weit überlegen. 61 Dieser Widerspruch lässt sich nicht<br />

e<strong>in</strong>deutig erklären, da die herangezogenen Quellen als gleichwertig zuverlässig zu be-<br />

werten s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> möglicher Erklärungsansatz ist, dass die Unternehmer die durch sie zu<br />

leistenden Steuerzahlungen im Vergleich zu den vom Staat bereitgestellten Transfer-<br />

leistungen als zu hoch und ungerechtfertigt empf<strong>in</strong>den. Steuern werden jedoch als<br />

Geldleistung ohne Anspruch auf <strong>in</strong>dividuelle Gegenleistung def<strong>in</strong>iert.<br />

Bei genauerer Untersuchung des russischen Steuersystems konnte die Aussage der<br />

zweiten Quelle bestätigt werden. Das russische Steuersystem sieht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung aller<br />

Steuere<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> drei Gruppen vor: Föderale Steuern, regionale Steuern und lokale<br />

(kommunale) Steuern. 62 Das Verfahren und die Grundsätze der Besteuerung (Steuer-<br />

satz, Besteuerungsobjekt und Vergünstigungen) legt die jeweilige staatliche Verwal-<br />

58<br />

Vgl. Haase, Rolf H.; Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005), S. 86.<br />

59<br />

Vgl. Deutscher Bundestag (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

60<br />

Vgl. OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010c), S. 5, siehe Internetverzeichnis.<br />

61<br />

Vgl. <strong>Russland</strong>journal (2008b), siehe Internetverzeichnis.<br />

62<br />

Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.


23<br />

tungsebene fest, der das Besteuerungsrecht zugewiesen ist. 63 Die E<strong>in</strong>kommenssteuer ist<br />

derzeit mit 13% festgesetzt und die Gew<strong>in</strong>nsteuer 64 wurde zur Entlastung der Unter-<br />

nehmer am 01.01.2009 von 24% auf 20% herabgesenkt. 65 Desweiteren sieht das Steu-<br />

ergesetz Sonderregelungen <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e Unternehmen vor. Seit 2002 gibt es im russischen<br />

Steuergesetzbuch die Möglichkeit <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmer vom sogenannten „vere<strong>in</strong>fach-<br />

ten Steuerverfahren“ Gebrauch zu machen. Das bedeutet e<strong>in</strong>e niedrigere Steuerlast und<br />

e<strong>in</strong>e Erleichterung der Steuerkorrespondenz. 66 Aufgrund der niedrigen Ertragsschwel-<br />

lenwerte machten bislang aber nur 15% der russischen <strong>KMU</strong> von dieser Möglichkeit<br />

Gebrauch. Um besonders Kle<strong>in</strong>unternehmern <strong>in</strong> der wirtschaftlich schwierigen Zeit<br />

Hilfe zu leisten wurde am 01.01.2010 e<strong>in</strong> Änderungsgesetz verabschiedet. Von dem<br />

vere<strong>in</strong>fachten Steuersystem profitieren nun Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbei-<br />

tern und e<strong>in</strong>em Ertrag, der 60 Mio. RUB (1,5 Mio. EUR) pro Jahr nicht übersteigt (Er-<br />

tragsschwelle bis 31.12.2009: 20 Mio. RUB (0,5 Mio. EUR)). 67<br />

Um das Ausmaß und die Auswirkungen der geschilderten Probleme im <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich zu bewerten, ist <strong>in</strong> der nachfolgenden Grafik der „Index of Economic Free-<br />

dom“ ausgewählter Volkswirtschaften dargestellt. Der Index of Economic Freedom<br />

bewertet über ausgewählte statistische Indikatoren und Indizes zehn Wirtschaftsberei-<br />

che: Geschäftsumfeld (staatliche Regulierung grundlegender unternehmerischer Tätig-<br />

keiten), Handel, Steuern, Staatse<strong>in</strong>mischung (direkte staatliche Wirtschaftsaktivität),<br />

Geldpolitik, Investitionen, Banksystem, Eigentumsrechte, Freiheit von Korruption,<br />

Arbeitsmarkt. Die Bewertung aller Indikatoren erfolgt auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 bis 100,<br />

wobei 100 die bestmögliche Bewertung darstellt. Der Indexwert wird als e<strong>in</strong>facher<br />

Durchschnitt der zehn Indikatorenwerte gebildet. 68 Bewertet wurden <strong>in</strong>sgesamt 179<br />

Länder. Mit Platz 143 und e<strong>in</strong>em Indexwert von 50,3 bildet <strong>Russland</strong> das Schlusslicht<br />

<strong>in</strong> der Kategorie „Mostly unfree“ (50 < Indexwert > 59,9).<br />

63<br />

Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

64<br />

Diese entspricht im Wesen der deutschen Körperschaftssteuer. 2% werden an das föderale Budget,<br />

18% an das jeweilige Föderationssubjekt (Region) entrichtet.<br />

65<br />

Vgl. Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

66<br />

Vgl. Germany Trade & Invest (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

67<br />

Vgl. ebenda.<br />

68<br />

Vgl. Heritage Foundation & Wall Street Journal (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.


Abb. 9: „Index of Economic Freedom: Indexwerte und Platzierungen 2009”<br />

Quelle: eigene Darstellung nach Statistiken von The Heritage Foundation & Wallstreet Journal.<br />

24<br />

Besonders schlecht schloss <strong>Russland</strong> <strong>in</strong> den Bereichen Geschäftsumfeld (52,2), Bank-<br />

system (40), Investitionen (25,0), Eigentumsrechte (25,0) und Freiheit von Korruption<br />

(21,0) ab. Lediglich im Steuerbereich liegt <strong>Russland</strong> mit e<strong>in</strong>em Indikatorenwert von<br />

82,3 über dem <strong>in</strong>ternationalen Durchschnitt (75,4). Als Begründung werden die niedri-<br />

gen Steuersätze angeführt und <strong>in</strong>sbesondere die positive Wirkung der Gew<strong>in</strong>nsteuer-<br />

senkung.<br />

4 Entwicklung der ausländischen Direkt<strong>in</strong>vestitionen<br />

Als weiterer Aspekt soll <strong>in</strong> diesem Abschnitt nun das Investitionsverhalten bzw. die<br />

Investitionsbereitschaft aus dem Ausland anhand der getätigten Direkt<strong>in</strong>vestitionen<br />

untersucht werden.<br />

„Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen … s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester Bestandteil e<strong>in</strong>es offenen, leis-<br />

tungsfähigen, <strong>in</strong>ternationalen Wirtschaftssystems und e<strong>in</strong>e wichtige Triebkraft der<br />

Entwicklung.“ 69 , so die Def<strong>in</strong>ition der OECD.<br />

Betrachtet man die Attraktivität <strong>Russland</strong>s als Investitionsstandort <strong>für</strong> ausländische<br />

Investoren bzw. Unternehmen mit Expansionsvorhaben ist festzustellen, dass <strong>Russland</strong><br />

im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich wenig ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen anzieht. Im Rah-<br />

69 OECD (2002), siehe Internetverzeichnis.


25<br />

men der aufgeführten Modernisierungsagenda hat sich die russische Regierung daher<br />

die Priorität gesetzt, das Investitionsklima deutlich zu verbessern. 70<br />

Erste Erfolge s<strong>in</strong>d bereits zu verzeichnen, denn <strong>Russland</strong> wird zunehmend zu e<strong>in</strong>em<br />

Land mit stabilem Investitionsklima. Abgesehen von dem Jahr 2009 und den Folgen<br />

der F<strong>in</strong>anzmarktkrise ist <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong> Anstieg der ausländischen Direkt<strong>in</strong>-<br />

vestitionen zu verzeichnen.<br />

Um Anreize <strong>für</strong> Investoren zu schaffen, spielt die jeweilige Landespolitik e<strong>in</strong>e ent-<br />

scheidende Rolle. E<strong>in</strong>e transparente effiziente Politik, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>vestitionsfreundliches Um-<br />

feld sowie personelle und <strong>in</strong>stitutionelle Voraussetzungen müssen da<strong>für</strong> gewährleistet<br />

werden. <strong>Russland</strong> erfüllt diese Anforderungen bislang nur teilweise. Das starke Wirt-<br />

schaftswachstum und <strong>in</strong>sbesondere <strong>Russland</strong>s Rohstoffvorkommen sorgen dennoch <strong>für</strong><br />

hohe Investitionen aus dem Ausland. Der nachstehenden Abbildung ist die genaue<br />

Entwicklung und Struktur zu entnehmen.<br />

Die Gesamtlänge der Balken gibt Auskunft über die Höhe des Gesamtvolumens aus-<br />

ländischer Investitionen <strong>in</strong> dem jeweiligen Jahr. Mit Hilfe der farblichen Abgrenzung<br />

erfolgt die Kennzeichnung der Zusammensetzung aus Direkt<strong>in</strong>vestitionen, Portfolio<strong>in</strong>-<br />

vestitionen und „sonstigen“.<br />

Abb. 10: Entwicklung und Struktur ausländischer Investitionen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

Quelle: Eigene Darstellung, Federal State Statistik Service.<br />

70 Vgl. Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.


26<br />

Die Entwicklung und wirtschaftlichen Konsequenzen der Investitionszuflüsse s<strong>in</strong>d je-<br />

doch umstritten. Gemäß Angaben der russischen Statistikbehörde Rosstat s<strong>in</strong>d im ers-<br />

ten Quartal 2010 13,1 Mrd. USD Auslands<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> die russische Wirtschaft<br />

geflossen. Das s<strong>in</strong>d 9,3% mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Anteil an Direkt<strong>in</strong>vesti-<br />

tionen macht davon aber lediglich 20% aus, die Portfolio<strong>in</strong>vestitionen 2,2% und die<br />

übrigen „sonstigen“ Investitionen betragen 77,8%. Diese „sonstigen“ bewirken jedoch<br />

negative Effekte, da sie kurzfristig s<strong>in</strong>d und e<strong>in</strong>em nachhaltigen stabilen Wachstum<br />

entgegen wirken. 71 Zu der Gesamthöhe der Kapitalflüsse ist anzumerken, dass nach<br />

E<strong>in</strong>schätzung der russischen Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> „mehr als die Hälfte der ausländi-<br />

schen Investitionen ohneh<strong>in</strong> russische Gelder seien, die über Offshore-Gesellschaften<br />

wieder <strong>in</strong>s Land gelangten.“ 72<br />

Um die Entwicklung <strong>in</strong>ländischer <strong>KMU</strong> zu fördern, neue Märkte und e<strong>in</strong>e entsprechen-<br />

de Infrastruktur zu schaffen, kann die gezielte Ansprache ausländischer Investoren po-<br />

sitiv unterstützend wirken. Zur nachhaltigen Verbesserung des Investitionsklimas und<br />

somit der Stabilisierung der russischen Volkswirtschaft bedarf es allerd<strong>in</strong>gs umfangrei-<br />

cher Reformen. Diese bef<strong>in</strong>den sich nach unterschiedlichen Aussagen der Regierung<br />

bereits <strong>in</strong> Planung. Vorgesehen ist e<strong>in</strong> ganzheitlicher Ansatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Modernisierungs-<br />

agenda zur Verbesserung des Investitionsklimas. E<strong>in</strong>schränkungen <strong>für</strong> ausländische<br />

Unternehmen sollen abgeschafft werden und die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wur-<br />

den bereits verbessert. Weitere Maßnahmen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gesetzesentwurf im März<br />

2010 dem Parlament vorgelegt. Die Verabschiedung war <strong>für</strong> das zweite Quartal vorge-<br />

sehen, genauere Informationen liegen derzeit noch nicht vor. In dem Entwurf s<strong>in</strong>d<br />

Steuererleichterungen, e<strong>in</strong>e Reduzierung adm<strong>in</strong>istrativer Hemmnisse sowie die Ent-<br />

wicklung öffentlich privater Partnerschaften vorgesehen. 73<br />

5 Ursachenanalyse – Strukturelle Probleme<br />

Der Anteil von <strong>KMU</strong> an der Gesamtwirtschaftsleistung ist bislang sehr ger<strong>in</strong>g. Sowohl<br />

im In-, als auch im Ausland werden die weit verbreitete Korruption, e<strong>in</strong>e überbordende<br />

Bürokratie und die ger<strong>in</strong>ge Leistungsfähigkeit des russischen Bankensystems moniert.<br />

In dem nachfolgenden Abschnitt erfolgt daher e<strong>in</strong>e Untersuchung der Ursachenschwer-<br />

punkte.<br />

71 Vgl. RIA NOVOSTI (2010b), siehe Internetverzeichnis.<br />

72 Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.) (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

73 Vgl. PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010), siehe Internetverzeichnis.


27<br />

5.1 Strukturelle Defizite des russischen Bankensystems<br />

Banken s<strong>in</strong>d „Wirtschaftsbetriebe, die Dienstleistungen rund ums Geld erbr<strong>in</strong>gen. Sie<br />

nehmen fremde Gelder an (E<strong>in</strong>lagengeschäft) und leiten diese Mittel <strong>in</strong> Form von Dar-<br />

lehen an die Wirtschaft weiter (Kreditgeschäft). Neben dieser F<strong>in</strong>anzmittlerfunktion<br />

besteht die Hauptaufgabe der Banken dar<strong>in</strong>, die Wirtschaft mit Zahlungsmitteln zu ver-<br />

sorgen und den baren sowie den unbaren Zahlungsverkehr abzuwickeln.“ 74 Volkswirt-<br />

schaftlich betrachtet werden den Banken drei wesentliche Funktionen zugeteilt. Die<br />

Losgrößentransformation, <strong>in</strong> dem die Banken e<strong>in</strong>en Ausgleich schaffen zwischen dem<br />

Angebot vieler kle<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>lagen und der Nachfrage nach großen Krediten. Die Fristen-<br />

transformation, das heißt die Transformation kurzfristiger E<strong>in</strong>lagen zu langfristigen<br />

Ausleihungen und die Risikotransformation, da Banken über gebündeltes Kredit Know-<br />

how verfügen und somit Spar- und Kreditbedürfnisse entsprechend der Risikobereit-<br />

schaft vermitteln können. 75<br />

Banken verfügen folglich über e<strong>in</strong>e wichtige Stabilitätsfunktion <strong>für</strong> die Wirtschaft,<br />

denn diese ist auf e<strong>in</strong>e reibungslose Geldversorgung und störungsfreien Zahlungsver-<br />

kehr angewiesen. Besonders kle<strong>in</strong>e und mittelständische Unternehmen s<strong>in</strong>d auf die mit-<br />

tel- und langfristige Kapitalbereitstellung von Banken angewiesen, so dass die Ent-<br />

wicklung von <strong>KMU</strong> stark von der Stabilität des russischen Bankensektors abhängig ist.<br />

Insgesamt gilt der russische Bankensektor mit 1.049 Banken (Stand 2009) als ‚under-<br />

banked‘ und lässt sich <strong>in</strong> drei Kategorien unterteilen. Zur ersten und wichtigsten <strong>in</strong><br />

<strong>Russland</strong> zählen die großen staatlich kontrollierten Banken wie Sberbank, Gazprom-<br />

bank und Vneshtorgbank. Durch die Beteiligung des Staates genießen diese <strong>Institut</strong>e<br />

enorme Wettbewerbsvorteile und dom<strong>in</strong>ieren den russischen Bankensektor. Die vier<br />

größten Staatsbanken verfügen über 40% der Gesamtbankenaktiva und 52% der E<strong>in</strong>la-<br />

gen. 76 Die zweite Kategorie s<strong>in</strong>d Privatbanken. Ihr Marktanteil ist ger<strong>in</strong>g und die<br />

Mehrheit der <strong>Institut</strong>e ist stark unterkapitalisiert. Die Marktkapitalisierung der größten<br />

600 Privatbanken beträgt lediglich 1,5 Mrd. EUR. 77 Die dritte Kategorie besteht aus<br />

ausländischen Banken wie Targobank und UnicreditBank, deren Tätigkeit durch staat-<br />

liche Reglementierungen stark e<strong>in</strong>geschränkt ist. Sie agieren zu 100% mit ausländi-<br />

74<br />

Vgl. Deutsche Bundesbank (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

75<br />

Vgl. Olsen, Michael (2005), S. 15 f. .<br />

76<br />

Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009), S.16.<br />

77<br />

Vgl. The U.S. Russia Center for Entrepreneurship (Hrsg.) (2008), S. 2, siehe Internetverzeichnis.


28<br />

schem Kapital und haben somit im Vergleich zu lokalen Banken Zugang zu günstigem<br />

Kapital. H<strong>in</strong>zu kommt die Expertise und Erfahrung im Bereich der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Charakteristik des russischen Bankensektors ist die regionale Verteilung<br />

der Banken. 57% der Banken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zentralrussland angesiedelt und die <strong>in</strong>sgesamt die<br />

Hälfte <strong>in</strong> Moskau (50,5%) 78 . Diese Region stellt damit e<strong>in</strong>e Ausnahme dar, denn die<br />

restlichen Gebiete <strong>Russland</strong>s s<strong>in</strong>d mit bis zu 300.000 E<strong>in</strong>wohner pro Bankstandort stark<br />

underbanked. 79 Daraus ergeben sich <strong>für</strong> Regionen und dort ansässigen <strong>KMU</strong> erhebliche<br />

F<strong>in</strong>anzierungsprobleme.<br />

Die große Mehrheit russischer Banken hat jedoch ke<strong>in</strong>, oder nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Interesse<br />

an der Kreditvergabe <strong>für</strong> <strong>KMU</strong>. 80 Diese sogenannte Kreditvergaberesistenz ist auf un-<br />

terschiedliche Gründe zurückzuführen 81 :<br />

Fehlender Kreditvergabeanreiz. Die Kreditvergabe an <strong>KMU</strong> gilt als e<strong>in</strong> sehr risikobe-<br />

haftetes Geschäftsfeld. Das Hauptproblem besteht dar<strong>in</strong>, dass kle<strong>in</strong>e Unternehmen auf<br />

Grund fehlender Sicherheiten <strong>für</strong> die Banken e<strong>in</strong> hohes Zahlungsunfähigkeitsrisiko<br />

bergen. Banken legen gemäß ihrer Geschäftsstrategie fest, welches Risiko sie bereit<br />

s<strong>in</strong>d zu akzeptieren und welche zu erwartende Rendite dem gegenüber stehen soll. Im<br />

Falle der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> wird das Risiko als besonders hoch wahrge-<br />

nommen. Des Weiteren verfolgen viele russische Banken den Leitgedanken, dass es<br />

e<strong>in</strong>facher und rentabler sei e<strong>in</strong>en großen Kredit zu vergeben, anstelle vieler kle<strong>in</strong>er<br />

Kredite. In der Praxis tritt es häufig auf, dass die Kosten und der Arbeitsaufwand ähn-<br />

lich hoch s<strong>in</strong>d, wodurch der Fokus auf rentable Großkredite gestärkt wird. Dies wider-<br />

spricht jedoch der zugeteilten Losgrößentransformationsfunktion. Viele Großbanken<br />

haben sich außerdem aus ihrer sowjetischen F<strong>in</strong>anzierungstradition heraus auf das<br />

Klientel großer ehemaliger staatlicher Unternehmen spezialisiert. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />

kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen ist daher kaum von Bedeutung. Auf Grund der<br />

mangelnden Erfahrung fehlt es zudem an entsprechendem Kredit Know-How im Be-<br />

reich der <strong>KMU</strong>-F<strong>in</strong>anzierung. 82<br />

Das erwähnte Problem der Kreditbesicherung besteht dar<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong>sbesondere bei der<br />

Gewährung von Firmenkrediten die Bereitstellung von Sicherheiten obligatorisch ist.<br />

78 Vgl. <strong>Bleck</strong>, Sandra (2009), S. 15.<br />

79 Genaue Verteilung siehe Anhang: „regionale Verteilung der Banken nach Föderationskreisen (Stand<br />

01.04.2009)<br />

80 Vgl. Barre, Xavier (2005), S. 9.<br />

81 Vgl. ebenda, S. 10.<br />

82 Vgl. ebenda., S. 10.


29<br />

Banken akzeptieren da<strong>für</strong> vorrangig Immobilien oder werthaltige Vermögensgüter. Die<br />

Akzeptanz von Garantien, Bürgschaften oder Wertpapieren ist h<strong>in</strong>gegen ger<strong>in</strong>g ausge-<br />

prägt. Diesen Anforderungen können nur wenige Unternehmer gerecht werden, denn<br />

häufig werden Sicherheiten bis zu e<strong>in</strong>er Höhe von 200% des Darlehensbetrages ver-<br />

langt. Die Banken sichern sich damit vor den Kosten im Falle der Sicherheitenverwer-<br />

tung ab. Die entstehenden Kosten betragen etwa 40% des Wertes der gestellten Sicher-<br />

heiten (5% <strong>für</strong> außergerichtliche Kosten, 15% <strong>für</strong> die Gerichtskosten und 20% Steu-<br />

ern). 83<br />

E<strong>in</strong> weiterer Grund <strong>für</strong> die Kreditvergaberesistenz s<strong>in</strong>d die hohen Eigenkapitalkosten.<br />

In Anlehnung an die Eigenkapitalvorschriften des Baseler Ausschuss <strong>für</strong> Bankenauf-<br />

sicht s<strong>in</strong>d auch russische Banken durch die Zentralbank verpflichtet, Kredite nach ih-<br />

rem Ausfallrisiko zu raten und entsprechende Reserven zu bilden. Durch die bereits<br />

problematische Unterkapitalsierung des Bankensektors ist die Bereitschaft der Banken<br />

dementsprechend ger<strong>in</strong>g, <strong>für</strong> dieses aus ihrer Sicht unattraktive Geschäftsfeld, zusätzli-<br />

ches Kapital zu b<strong>in</strong>den.<br />

Nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft wurden im Jahr 2007<br />

„lediglich e<strong>in</strong> Prozent der potentiellen Anfragen der <strong>KMU</strong> nach Krediten von Banken<br />

befriedigt.“ 84 Diese starke Abweichung von Angebot und Nachfrage zeigt, dass das<br />

russische Bankensystem se<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzmittlerfunktion besonders im Bereich der <strong>KMU</strong>-<br />

F<strong>in</strong>anzierung nicht gerecht wird. Daraus resultieren Effizienzverluste und die Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>stabilen Wirtschaft.<br />

5.2 Korruption<br />

Korruption ist <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> Problem, von dem weitgehend alle Wirtschaftsbereiche<br />

betroffen s<strong>in</strong>d. Wie der Corruption-Perception-Index (CPI) statistisch belegt, weist das<br />

Rechtsschutzsystem <strong>Russland</strong>s noch heute gravierende Mängel auf, die Nährboden <strong>für</strong><br />

Krim<strong>in</strong>alität und Korruption bieten. „Der CPI Punktwert e<strong>in</strong>es Landes gibt das Ausmaß<br />

der Korruption im öffentlichen Sektor wieder, so wie sie von Geschäftsleuten und Ex-<br />

perten wahrgenommen wird. Die Skala reicht dabei von 10 (weitestgehend ke<strong>in</strong>e Kor-<br />

ruption) bis 0 (sehr korrupt).“ 85 In Abhängigkeit vom Jahr der Veröffentlichung wur-<br />

83 Vgl. Barre, Xavier (2005), S. 11.<br />

84 Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2007), siehe Internetverzeichnis.<br />

85 Vgl. Transparency International (2008), S. 5 siehe Internetverzeichnis.


30<br />

den Länder weltweit <strong>in</strong> bis zu 190 Ränge klassifiziert, wobei die Korruption mit auf-<br />

steigendem Rang zunimmt.<br />

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

CPI 2,4 2,4 2,1 2,3 2,7 2,7 2,8 2,4 2,5 2,3 2,1 2,2<br />

Rang 76 82 82 79 71 86 90 126 121 143 147 146<br />

…von 85 99 90 91 102 144 145 158 163 179 190 180<br />

Tab. 3: Corruption-Perception-Index der russischen Föderation 1998 bis 2009.<br />

Quelle: eigene Darstellung nach Statistiken von Transparency International, verschiedene Jg.<br />

Es ist offensichtlich, dass <strong>Russland</strong> nicht nur <strong>in</strong> der Vergangenheit, sondern noch heute<br />

weltweit zu den korruptesten Ländern der Welt gehört. Im Laufe der dargestellten Jahre<br />

schwankte der CPI nur leicht, erreichte jedoch nie die 3 Punkte Marke. Deutschland im<br />

Vergleich wurde 2009 mit 8 Punkten bewertet und bef<strong>in</strong>det sich zusammen mit Irland<br />

auf Rang 14. <strong>Russland</strong> h<strong>in</strong>gegen teilt sich Rang 146 (2,2 Punkte) zusammen mit Kenia,<br />

Sierra-Leone und Zimbabwe. Das Schlusslicht bildet Somalia auf Rang 180 mit e<strong>in</strong>em<br />

CPI von 1,1. 86 Als Reaktion auf die jährliche Veröffentlichung des CPIs und der nega-<br />

tiven Entwicklung <strong>Russland</strong>s gestand die Regierung 2005 erstmals e<strong>in</strong>, dass Korruption<br />

nach wie vor e<strong>in</strong> existierendes Problem darstellt und unter der Regierung Put<strong>in</strong>s (2000<br />

bis 2008) sogar gewachsen ist. 87 Zur Verbesserung der Situation wurden daraufh<strong>in</strong><br />

Antikorruptions-Konventionen der UN und des Europarates implementiert 88 sowie <strong>in</strong>-<br />

ternationalen Vere<strong>in</strong>igungen wie beispielsweise der „Group of States aga<strong>in</strong>st Corrupti-<br />

on“ (GRECO) beigetreten. 89 Der daraus erwartete Erfolg blieb bislang aus. Die Ent-<br />

wicklung des CPIs seit 2005 lässt auf e<strong>in</strong>e weitere Verschlechterung schließen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Indikator <strong>für</strong> das vorherrschende Korruptionsproblem <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> ist der<br />

Bribe Payers Index (BPI). Er bewertet die führenden Exportstaaten h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Bereitschaft ihrer Unternehmen im Ausland Bestechungsgelder an ranghohe Amtsträ-<br />

ger <strong>in</strong> zentralen Schwellenländern zu zahlen. Die Bewertungsskala reicht auch hier<br />

wieder von 10 (weitestgehend ke<strong>in</strong>e Bereitschaft) bis 0 (sehr hohe Bereitschaft). 90 Bei<br />

86<br />

Vgl. Transparency International (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

87<br />

Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 2.<br />

88<br />

Bsp.: UN-Konvention gegen Korruption, Konvention des Europarats über strafrechtliche Verantwor-<br />

tung <strong>für</strong> Korruption.<br />

89 Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 2.<br />

90 Vgl. Transparency International (2008), S. 5, siehe Internetverzeichnis.


31<br />

der BPI-Ermittlung <strong>für</strong> das Jahr 2008 belegte <strong>Russland</strong> mit 5,7 Punkten, direkt h<strong>in</strong>ter<br />

Ch<strong>in</strong>a (6,5), Mexiko (6,6) und Indien (6,8) den letzten Platz. 91<br />

Besonders stark ausgeprägt ist die Korrumpierbarkeit der Beamten des russischen<br />

Rechtsschutzsystems, wie die Anzahl der e<strong>in</strong>geleiteten Strafverfahren wegen Korrupti-<br />

onsdelikten belegt. 92 Korruption stellt somit e<strong>in</strong>es der fundamentalsten Probleme Russ-<br />

lands dar, da sie jegliche Lösungsansätze und Systemreformierungen zunichte macht<br />

und erheblich zur Instabilität der Wirtschaft beiträgt.<br />

Besonders Kle<strong>in</strong>unternehmen s<strong>in</strong>d aber auf e<strong>in</strong> zuverlässiges stabiles Umfeld angewie-<br />

sen, das sowohl durch vertrauenswürdige Geschäftspartner, als auch durch vertrauens-<br />

würdige staatliche <strong>Institut</strong>ionen gekennzeichnet ist. Dies war auch Thema bei dem Pe-<br />

tersburger Dialog 2008 und auch hier kündigte der Präsident Medwedew Maßnahmen<br />

zur Stärkung der russischen Rechtsstaatlichkeit an: „Unsere Aktivitäten <strong>in</strong> der Wirt-<br />

schaft werden auch weiterh<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er sukzessiven, systematischen Verbesserung des<br />

Geschäftsklimas und dem Abbau von überflüssigen Verwaltungsbarrieren basieren, auf<br />

der Beseitigung von Korruption, die <strong>in</strong> unserem Land e<strong>in</strong> wirklich ernst zunehmendes<br />

Problem darstellt, auf maximaler Förderung kle<strong>in</strong>er Unternehmer …, und selbstver-<br />

ständlich auf der Stärkung von Recht und Gesetz <strong>in</strong> der Gesellschaft und im Staat so-<br />

wie auf dem Aufbau e<strong>in</strong>er effizienten und unabhängigen Gerichtsbarkeit.“ 93<br />

5.3 Konzentration auf Rohstoffexporte statt nachhaltiges Wirtschaften<br />

„<strong>Russland</strong> ist e<strong>in</strong>er der größten Energieproduzenten der Welt und verfügt mit fast ei-<br />

nem Viertel der Weltgasreserven (23,4%), ca. 6,3% der Weltölreserven und den zweit-<br />

größten Kohlereserven (19%) über bedeutende Ressourcen. <strong>Russland</strong> kommt <strong>für</strong> 19,6%<br />

der Weltgasförderung und 12,4% der Weltölförderung auf. Die mangelnde Diversifizie-<br />

rung der russischen Wirtschaft führt zu e<strong>in</strong>er überproportional hohen Abhängigkeit der<br />

Wirtschaftsentwicklung von den E<strong>in</strong>nahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas.“ 94 Ent-<br />

sprechend stark wurde <strong>Russland</strong> von dem globalen E<strong>in</strong>bruch der Rohstoffnachfrage als<br />

Folge der F<strong>in</strong>anzmarktkrise getroffen, denn das starke Wirtschaftswachstum resultierte<br />

vorwiegend aus den <strong>in</strong> der Vergangenheit hohen Rohstoffpreisen. <strong>Russland</strong>s Ressour-<br />

cenreichtum ist somit Grundlage <strong>für</strong> das stetig steigende BIP und das steigende E<strong>in</strong>-<br />

91 Vgl. ebenda, S.5.<br />

92 Vgl. Schmidt, Diana (2006), S. 17.<br />

93 Medwedew, Dimitri A. (2008), (siehe Internetverzeichnis).<br />

94 Auswärtiges Amt (2010), siehe Internetverzeichnis.


32<br />

kommen der Bevölkerung. Daraus ergibt sich e<strong>in</strong> außenwirtschaftliches Paradoxon, das<br />

auch als „Holländische Krankheit“ (Dutch disease) beschrieben wird. Entstanden ist<br />

dieser Begriff <strong>in</strong> den 1960er Jahren, als vor der niederländischen Küste große Erdgas-<br />

vorkommen gefunden wurden. Nach Entdeckung des Gron<strong>in</strong>ger Gasfeldes blühte die<br />

Erdgas<strong>in</strong>dustrie auf, doch als der Boom vorüber war, ist die Wirtschaft e<strong>in</strong>gebrochen. 95<br />

Auch <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> besteht die Gefahr, dass die E<strong>in</strong>nahmen aus den Rohstoffexporten die<br />

Antriebskräfte <strong>für</strong> die wirtschaftliche Entwicklung des Landes schwächen. Zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal führen die Mehre<strong>in</strong>nahmen aus den Rohstoffexporten dazu, dass die Löhne <strong>in</strong><br />

<strong>Russland</strong> steigen. Dadurch wird der Konsum angekurbelt (siehe Entwicklung der Bran-<br />

che Handel), wovon wiederum die B<strong>in</strong>nenkonjunktur profitiert. Durch den Export<br />

kommt es außerdem zu starken Außenhandelsüberschüssen. Diese verursachen e<strong>in</strong>e<br />

Währungsaufwertung des Rubels, da durch den ansteigenden Export Devisen <strong>in</strong>s Land<br />

kommen, deren Umtausch die Aufwertung verursacht. 96 H<strong>in</strong>zu kommt der währungs-<br />

stärkende E<strong>in</strong>fluss ausländischer Kapitalzuflüsse, die seit 2007 jedoch wieder rückläu-<br />

fig s<strong>in</strong>d (siehe Gliederungspunkt 5).<br />

Saldo aus Import und Export<br />

(<strong>in</strong> Mrd. USD)<br />

Gold- und Devisenreserven<br />

(<strong>in</strong> Mrd. USD)<br />

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

+46 +60 +85 +118 +156 +152 +180<br />

37 48 77 124 182 479 427<br />

Tab. 4: „Außenhandelsbilanz der Russischen Föderation“<br />

Quelle: Eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehnung an Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (2009).<br />

Durch diese Entwicklung konnte <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Auslandsschulden tilgen<br />

und e<strong>in</strong> erhöhtes Wohlstandsniveau erreichen. Da sich natürliche Ressourcen im Ver-<br />

gleich zum Erlös mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand fördern und ausführen lassen, besteht an die-<br />

ser Stelle die Gefahr andere Wirtschaftszweige zu vernachlässigen. Betrachtet man die<br />

Entwicklung der russischen Exportstruktur ist neben dem Anstieg des Exportvolumens<br />

e<strong>in</strong> enormer Anstieg des Rohstoffanteils zu erkennen.<br />

95 Vgl. Horn, Karen (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

96 Vgl. Jochen Steffens (2008), siehe Internetverzeichnis.


33<br />

Abb. 11: „Exportstruktur der Russischen Föderation von 1995 – 1997“<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken von Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная<br />

служба государственной статистики] (2010).<br />

Andere exportorientierte Industrien h<strong>in</strong>gegen stagnieren nahezu, da die steigende Wäh-<br />

rung dazu führt, dass es <strong>für</strong> die <strong>in</strong>ländische Industrie schwieriger wird ihre Produkte auf<br />

dem Weltmarkt zu verkaufen. 97 Normalerweise würde e<strong>in</strong> starker Wirtschaftssektor<br />

auch andere Industrien (Zuliefer<strong>in</strong>dustrien, etc.) antreiben. Rohstoffförder<strong>in</strong>dustrien<br />

stellen dabei aber e<strong>in</strong>e Ausnahme dar, da sie nur wenig mit anderen Wirtschaftszwei-<br />

gen verflochten s<strong>in</strong>d. Investitionen, die sich zum Aufbau der Förderkapazitäten im<br />

Rohstoffsektor konzentrieren, führen somit kaum zu Folge<strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong> andere Sek-<br />

toren. 98 Ohne staatliche Interventionen kann dies im worst case dazu führen, dass die<br />

gesamte Produktion des Landes e<strong>in</strong>bricht. E<strong>in</strong>e derartige Entwicklung ist <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

bislang nicht zu verzeichnen, da neben dem Rohstoffsektor andere Branchen e<strong>in</strong> leich-<br />

tes Wachstum vorweisen. 99<br />

Das besondere Risiko der Holländischen Krankheit <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> besteht h<strong>in</strong>gegen im<br />

Rent Seek<strong>in</strong>g. Die hohen Rohstoffe<strong>in</strong>nahmen wecken Begehrlichkeiten verschiedener<br />

Interessengruppen und führen zu e<strong>in</strong>er Bildung von stark vernetzten Strukturen, die das<br />

Geld unter sich aufteilen, was wiederum dazu führt, dass die E<strong>in</strong>nahmen nur <strong>in</strong> die<br />

Hände von Wenigen fallen. 100 Rent seek<strong>in</strong>g ist vorwiegend durch ausgeprägte Korrup-<br />

tion und den Mangel historisch gewachsener rechtsstaatlicher Strukturen möglich und<br />

97 Vgl. Steffens, Jochen (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

98 Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S.5, siehe Internetverzeichnis.<br />

99 Vgl. Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (2010), siehe Internetverzeichnis.<br />

100 Vgl. Steffens, Jochen (2008), siehe Internetverzeichnis.


34<br />

führt dazu, dass das Geld nicht mehr der Allgeme<strong>in</strong>heit zu Gute kommt. Für politisch<br />

e<strong>in</strong>flussreiche Gruppen entstehen damit zusätzliche Anreize, den Aufbau e<strong>in</strong>er effizien-<br />

ten, demokratischen und rechtsstaatlichen Kontrolle zu verh<strong>in</strong>dern. 101 Wie stark Russ-<br />

land von der Holländischen Krankheit betroffen ist, lässt sich nicht e<strong>in</strong>deutig ermitteln.<br />

Deutlicher Indikator ist jedoch die <strong>in</strong> Punkt 5.2 dargestellte Entwicklung des Corrupi-<br />

on-Perception-Index der e<strong>in</strong>e mangelnde Regierungsqualität besche<strong>in</strong>igt. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Indikator ist der <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> relativ hohe G<strong>in</strong>i-Koeffizient. Dieser dient als Maßzahl <strong>für</strong><br />

die Verteilung und ist mit e<strong>in</strong>em Wert von 37,5 im Vergleich zu Deutschland (28,3)<br />

relativ hoch und lässt auf e<strong>in</strong>e <strong>für</strong> Rent Seek<strong>in</strong>g typische Ungleichverteilung des<br />

Wohlstandes schließen. 102 Langfristig ist jedoch e<strong>in</strong>e leichte Verbesserung zu erkennen,<br />

da der Wert <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> im Jahr 2000 noch bei 45,6 lag. 103<br />

E<strong>in</strong>e weitere typische Ersche<strong>in</strong>ung der Holländischen Krankheit ist die systematische<br />

Vernachlässigung von Bildungsaktivitäten. 104 Auf der e<strong>in</strong>en Seite klagen russische Un-<br />

ternehmen zwar über e<strong>in</strong>en hohen Fachkräftemangel, durch den das Wirtschaftswachs-<br />

tum geschwächt wird, auf der anderen Seite aber lässt e<strong>in</strong>e Alphabetisierungsrate von<br />

99,4 % 105 und die steigende Anzahl von Hochschulen und Universitäten sowie immat-<br />

rikulierter Studenten 106 (trotz demographischen Wandel) darauf schließen, dass e<strong>in</strong> Teil<br />

der Rohstoffgew<strong>in</strong>ne nachhaltig <strong>in</strong> Bildung <strong>in</strong>vestiert wird.<br />

Unter Berücksichtigung der aufgeführten Faktoren ist davon auszugehen, dass Russ-<br />

land durchaus als gefährdet e<strong>in</strong>zustufen ist, jedoch bereits Maßnahmen ergriffen wur-<br />

den, die zur volkswirtschaftlichen Stabilisierung beitragen. Ähnlich wie Norwegen hat<br />

die russische Regierung e<strong>in</strong>en Stabilisierungsfonds <strong>für</strong> den Fall s<strong>in</strong>kender Staatse<strong>in</strong>-<br />

nahmen durch s<strong>in</strong>kende Weltmarktpreise <strong>für</strong> Erdöl geschaffen. Dieser Staatsfonds<br />

(Sondervermögen) wurde 2004 als Reaktion auf die Erfahrungen aus der Rubelkrise<br />

1998 aufgelegt. 107 Im Jahr 2008 wurde der Fonds <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Reservefonds und e<strong>in</strong>en<br />

Wohlstandsfonds aufgeteilt. Durch den Reservefonds hat <strong>Russland</strong> e<strong>in</strong> Instrument ge-<br />

schaffen, sich vor den wirtschaftlichen Auswirkungen schwankender Ölpreise zu schüt-<br />

101<br />

Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S. 8, siehe Internetverzeichnis.<br />

102<br />

Vgl. United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

103<br />

Vgl. United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2004), S. 189, siehe Internetverzeichnis.<br />

104<br />

Vgl. Bardt, Hubertus (2005), S.10, siehe Internetverzeichnis.<br />

105<br />

Vgl. Amnesty International (Hrsg.) (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

106<br />

Vgl. Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной статистики]<br />

(2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

107<br />

Vgl. M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2007), siehe Internetverzeichnis.


35<br />

zen. Liegt der Preis pro Barrel über 50 USD fließen die Mehre<strong>in</strong>nahmen dem Fonds<br />

zu. 108 Liegt der Preis darunter werden aus den angesparten Reserven Staatsausgaben<br />

f<strong>in</strong>anziert. Die Vermögensentwicklung <strong>in</strong> der nachfolgenden Abbildung zeigt e<strong>in</strong>en<br />

starken Anstieg bis 2009 und die anschließende Inanspruchnahme der Mittel um die<br />

Wirtschaft nach der F<strong>in</strong>anzmarktkrise zu stabilisieren.<br />

Abb. 12: „Sondervermögen der Russischen Föderation“<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach Statistiken des M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2010a)<br />

(2010b).<br />

Der Reservefondsbestand von 137,09 Mrd. USD Anfang 2009 wird voraussichtlich bis<br />

Ende 2010 vollständig aufgebraucht se<strong>in</strong>. 109 Im günstigsten Fall zeigen die durchge-<br />

führten Reformen und Regierungsmaßnahmen dann ihre ersten Wirkungen. Ausge-<br />

schlossen ist, dass die russische Wirtschaft bis zum Jahresende so diversifiziert ist, dass<br />

s<strong>in</strong>kende Rohstoffpreise durch die Gew<strong>in</strong>ne anderer Branchen vollständig kompensiert<br />

werden können. Desto besser die anderen Wirtschaftszweige e<strong>in</strong>schließlich dem <strong>KMU</strong>-<br />

Sektor jedoch gefördert und unterstützt werden, desto resistenter wird die russische<br />

Wirtschaft gegenüber vorübergehenden Preise<strong>in</strong>brüchen aufgestellt se<strong>in</strong>. Gleichzeitig<br />

erhöht sich durch die Stärkung anderer Wirtschaftsektoren die Abwehrfähigkeit gegen<br />

die Holländische Krankheit.<br />

E<strong>in</strong>e der bereits langjährig durchgeführten Maßnahmen zur Unterstützung des <strong>KMU</strong>-<br />

Sektors soll nun <strong>in</strong> dem nachfolgenden Absatz erläutert werden.<br />

108 Vgl. <strong>Russland</strong>.RU (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

109 Vgl. RIA NOVOSTI (2010a), siehe Internetverzeichnis.


6 Lösungsansätze<br />

36<br />

6.1 TRANSFORM-Nachfolgeprogramm: Deutsch-Russische Förderprogramme<br />

Um die ehemals kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas bei dem Aufbau von<br />

Demokratie und sozialer Marktwirtschaft zu unterstützen, gründete die deutsche Bun-<br />

desregierung 1993 das „TRANSFORM-Beratungsprogramm“ dem sich 2005 das<br />

„TRANSFORM-Nachfolgeprogramm“ anschloss. Ziel des Programmes ist die Unter-<br />

stützung bei dem Umbau von autoritärer Plan- h<strong>in</strong> zu demokratischer und rechtsstaatli-<br />

cher Marktwirtschaft. Die Motivation dieses Programmes beruht auf dem Interesse der<br />

Bundesregierung am Erfolg des Transformationsprozesses und der Stärkung wirtschaft-<br />

licher und politischer Beziehungen mit den Partnerländern. „Das TRANSFORM-<br />

Nachfolgeprogramm greift die besonderen Erfahrungen des ostdeutschen Wende-<br />

Prozesses sowie die Stärken der Beratungswirtschaft <strong>in</strong> Deutschland auf. Die Beratung<br />

beruht daher auf dem erfolgreichen Modell der sozialen Marktwirtschaft mit der offe-<br />

nen, durch e<strong>in</strong>en hohen Wettbewerbsgrad gekennzeichneten Wirtschaft und e<strong>in</strong>em breit<br />

ausgelegten sozialen Sicherungssystem, der Erfahrung aus dem Aufbau und den Ent-<br />

wicklungen nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung und den Stärken e<strong>in</strong>es föderalen Staatsauf-<br />

baus.“ 110 Besonders im Fokus steht die Förderung des Unternehmenssektors durch die<br />

Förderung mittelständischer Strukturen und die Kreditvergabe <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e und mittlere<br />

Unternehmen. Die Gestaltung der jeweiligen Maßnahmen erfolgt zielgerichtet und län-<br />

derspezifisch. Zuletzt kam es im April 2010 zur Unterzeichnung des „Memorandum of<br />

Understand<strong>in</strong>g (MoU) zum „Deutsch-Russischen Programm <strong>für</strong> Innovationen und Mo-<br />

dernisierung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen“ zwischen der KfW Entwicklungsbank<br />

und der russischen Förderbank Vnesheconombank (VEB). Vorgesehen ist die Förde-<br />

rung von Innovation und Modernisierung der mittelständischen Wirtschaft <strong>Russland</strong>s.<br />

„Das Förderengagement der KfW Entwicklungsbank erfolgt im Rahmen des<br />

TRANSFORM-Nachfolgeprogramms der Bundesregierung. … . Das MoU sieht vor,<br />

dass von der KfW zu vergebende Kredite <strong>in</strong> Höhe von <strong>in</strong>sgesamt 100 Mio. EUR mit<br />

e<strong>in</strong>er Garantie durch die VEB besichert werden.“ 111 Die Vergabe der Kredite erfolgt<br />

durch die KfW an Partnerbanken <strong>in</strong> <strong>Russland</strong>, die anschließend im Hausbankenverfah-<br />

ren die Mittel an ihre mittelständischen Kunden weiterleiten. Das F<strong>in</strong>anzierungsdefizit<br />

durch e<strong>in</strong>heimische Banken wird somit anteilig kompensiert. E<strong>in</strong> ähnliches Abkommen<br />

110 Vgl. KfW Entwicklungsbank (Hrsg.) (2009 b), siehe Internetverzeichnis.<br />

111 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2010), siehe Internetverzeichnis.


37<br />

wurde bereits 2009, ebenfalls im Rahmen des TRANSFORM-Nachfolgeprogramms,<br />

von der KfW unterzeichnet. Dort stellte die KfW <strong>für</strong> die „Deutsch-Russische Initiative<br />

zur F<strong>in</strong>anzierung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen“ <strong>in</strong>sgesamt 200 Millionen Euro<br />

(abgesichert durch Garantien der VEB) <strong>für</strong> die Mittelstandsf<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong> <strong>Russland</strong><br />

zur Verfügung. 112 Um die Gelder effizient e<strong>in</strong>zusetzen, werden die Partnerbanken nach<br />

vorgegebenen Kriterien ausgewählt. Dazu gehören e<strong>in</strong> großes Filialnetz, starker regio-<br />

naler Bezug sowie guter Zugang zur Zielgruppe „kle<strong>in</strong>e und mittelständischen Unter-<br />

nehmen“.<br />

Die herausgegebenen Kredite stellen ke<strong>in</strong>e Subventionen dar, sondern müssen verz<strong>in</strong>st<br />

zurückgezahlt werden. Entgegen den von <strong>in</strong>ländischen Banken geschilderten Proble-<br />

men ist die Ausfallrate nach Angaben der KfW jedoch sehr ger<strong>in</strong>g. Im Jahr 2008 wur-<br />

den rund 2,5 % der Schuldner säumig und die Ausfallrate lag bei circa 0,5 %. 113<br />

Zusätzlich zu der f<strong>in</strong>anziellen Unterstützung leistet die KfW Entwicklungsbank geziel-<br />

ten Know-How Transfer durch Beratungsmaßnahmen <strong>in</strong> den Themenbereichen <strong>KMU</strong>-<br />

Förderung und F<strong>in</strong>anzsystementwicklung. 114 Um auf die spezifischen Bedürfnisse der<br />

<strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gehen zu können, nachfrageorientierte F<strong>in</strong>anzprodukte auf den Markt zu br<strong>in</strong>-<br />

gen und Personalkompetenz zu entwickeln, bietet die KfW entsprechende Fortbil-<br />

dungsmaßnahmen an, deren F<strong>in</strong>anzierung durch das Bundeswirtschafts- und Bundesfi-<br />

nanzm<strong>in</strong>isterium erfolgt. 115<br />

Die Zusammenarbeit mit der Bundesrepublik Deutschland wird auch <strong>in</strong> Zukunft im<br />

Rahmen der deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehung e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zur Sta-<br />

bilisierung der russischen Wirtschaft leisten. Derzeit liegt der Deutschen Bundesregie-<br />

rung e<strong>in</strong> Antrag des Deutschen Bundestages vor, <strong>in</strong> dem gefordert wird mit <strong>Russland</strong><br />

e<strong>in</strong>e Modernisierungspartnerschaft e<strong>in</strong>zugehen. 116 Dar<strong>in</strong> fordert der Bundestag die<br />

Bundesregierung <strong>in</strong> Punkt 14 auf: „den russischen Präsidenten bei se<strong>in</strong>en Bemühungen<br />

zur Modernisierung des Bildungssystems, der staatlichen Verwaltung, zur Stärkung der<br />

Me<strong>in</strong>ungs- und Pressefreiheit und zur Schaffung e<strong>in</strong>er unabhängigen Justiz und Wirt-<br />

schaft im S<strong>in</strong>ne der Modernisierungspartnerschaft zu unterstützen.“ 117<br />

112 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2009 a), siehe Internetverzeichnis.<br />

113 Vgl. Heilwagen, Oliver (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

114 Vgl. KfW Entwicklungsbank (2009 a), siehe Internetverzeichnis.<br />

115 Vgl. Heilwagen, Oliver (2008), siehe Internetverzeichnis.<br />

116 Vgl. Deutscher Bundestag (2010), S. 1, siehe Internetverzeichnis.<br />

117 Deutscher Bundestag (2010), S. 4, siehe Internetverzeichnis.


6.2 Implementierung von Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitutionen<br />

38<br />

Im Rahmen der vorangegangenen Abschnitte wurde auf die relevanten Probleme, die<br />

aktuelle Situation und Entwicklung russischer <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>gegangen. Während große<br />

Städte wie Moskau, St. Petersburg oder Samara sich wirtschaftlich positiv entwickelt<br />

haben und den Lebensstandard westlicher Nationen vorweisen, s<strong>in</strong>d große Gebiete<br />

<strong>Russland</strong>s stark unterentwickelt. Dies belegt unter anderem die regionale Verteilung<br />

der <strong>KMU</strong> (siehe Kapitel 3.3). Viele der geplanten und bereits umgesetzten Maßnahmen<br />

wie Steuererleichterungen und ausländische F<strong>in</strong>anzierungskooperationen s<strong>in</strong>d vorwie-<br />

gend darauf ausgerichtet bereits bestehende <strong>KMU</strong> zu stärken. Parallel dazu sollten je-<br />

doch auch Anreize zur Unternehmensgründung geschaffen werden. Die Hemmnisse<br />

s<strong>in</strong>d je nach Region und deren Entwicklungsgrad sehr unterschiedlich. Oft mangelt es<br />

an dem Zugang zu e<strong>in</strong>em der grundlegenden Produktionsfaktoren Boden, Kapital oder<br />

Arbeit, wodurch die Geschäftsaufnahme unmöglich wird.<br />

Die Verfügbarkeit von Grund und Boden ist aus den <strong>in</strong> Abschnitt 3.5 erläuterten Prob-<br />

lemen (ungeklärte Eigentumsverhältnisse) häufig e<strong>in</strong>geschränkt. Der zweite Faktor<br />

Kapital wird <strong>in</strong> der Regel durch Banken bereitgestellt. Der russische Bankensektor<br />

weist jedoch große Defizite auf (siehe Abschnitt 5.1), die unter anderem dazu führen,<br />

dass die meisten Gebiete <strong>Russland</strong>s underbanked s<strong>in</strong>d. In vielen Regionen gibt es folg-<br />

lich ke<strong>in</strong>e Banken durch die Kapital bereitgestellt werden kann. Lediglich der Dritte<br />

Faktor Arbeit ist fast une<strong>in</strong>geschränkt verfügbar, da der Unternehmensgründer selbst<br />

tätig se<strong>in</strong> bzw. Angestellte beschäftigen kann. Personalbeschaffungsprobleme treten<br />

jedoch dann auf, wenn spezielle Qualifikationen <strong>für</strong> die Ausübung der Tätigkeit erfor-<br />

derlich s<strong>in</strong>d (Fachkräftemangel).<br />

In dem nachfolgenden Ansatz soll nun der Versuch unternommen werden e<strong>in</strong> Lö-<br />

sungsmodell zu entwickeln, welches durch die Implementierung e<strong>in</strong>er bislang nicht<br />

existenten <strong>Institut</strong>ion e<strong>in</strong>e Verbesserung der beschriebenen Situation bewirkt. Das Mo-<br />

dell ist auf die Unterstützung wenig entwickelter Regionen konzipiert und soll die Un-<br />

ternehmensgründung durch Bereitstellung von Produktionsfaktoren fördern. Da es sich<br />

nicht um e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>gültigen Ansatz handelt, werden bestimmte Annahmen<br />

zugrunde gelegt. Im Rahmen dieser Arbeit ist nicht möglich diesen Ansatz vollumfäng-<br />

lich mit allen volkswirtschaftlichen Wechselwirkungen zu erörtern. Es soll jedoch e<strong>in</strong><br />

alternativer Ansatz zu den bisher umgesetzten Maßnahmen skizziert werden.


39<br />

E<strong>in</strong>e Umfrage des russischen Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stitutes Levada ergab, dass 60%<br />

der Bevölkerung den Zerfall der Sowjetunion bedauern. 118 Daraus lässt sich ableiten,<br />

dass e<strong>in</strong> Großteil der Bevölkerung die Zeit vor dem Zerfall als positiv beurteilt und e<strong>in</strong>e<br />

hohe Akzeptanz gegenüber den damaligen Wirtschaftsformen vorweist. Lediglich 28%<br />

gaben an den Zerfall nicht zu bedauern, was impliziert, dass weniger als e<strong>in</strong> Drittel der<br />

Bevölkerung sich <strong>in</strong> dem heutigen <strong>Russland</strong> besser gestellt fühlt. Die übrigen 12% der<br />

Befragten enthielten sich.<br />

Da der Erfolg von Lösungskonzepten stark von der Akzeptanz der Adressaten und Be-<br />

teiligten abhängt ist es s<strong>in</strong>nvoll, auf etwas Akzeptanzerprobtes aufzubauen.<br />

Ausgangspunkt ist hier<strong>für</strong> die <strong>in</strong> der Sowjetunion verbreitete Barterwirtschaft. Diese<br />

beschreibt e<strong>in</strong>e besondere Wirtschaftsform, die <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> im Laufe des Transforma-<br />

tionsprozesses entstand. In dieser Zeit existierten zwar e<strong>in</strong>erseits marktwirtschaftliche<br />

<strong>Institut</strong>ionen, andererseits aber viele Wirtschaftssubjekte, e<strong>in</strong>schließlich des Staates<br />

selbst, die nicht nach marktkonformen Gesetzen und Regeln wirtschafteten. 119 E<strong>in</strong> we-<br />

sentliches Merkmal ist dabei die Demonetarisierung weiter Teile der Volkswirtschaft,<br />

da sich wirtschaftliche Transaktionen auf Tauschgeschäfte von Gütern oder Dienstleis-<br />

tungen beschränken. Bartergeschäfte s<strong>in</strong>d folglich entgeltlose Handelstransaktionen.<br />

Durch e<strong>in</strong>e abgewandelte Form der Barterwirtschaft könnten sich Unternehmensgrün-<br />

der oder bestehende Firmen durch nicht monetäre Tauschtransaktionen gegenseitig<br />

unterstützen bzw. Starthilfe leisten. Im Gegensatz zur klassischen Barterwirtschaft sol-<br />

len <strong>in</strong> diesem Modell jedoch nicht ausschließlich fertige Endprodukte gebartert werden,<br />

sondern e<strong>in</strong> Austausch von Produktionsfaktoren stattf<strong>in</strong>den. Es wird davon ausgegan-<br />

gen, dass <strong>in</strong> jeder Region Marktteilnehmer existieren, die e<strong>in</strong>e Unternehmung gründen<br />

wollen, denen aber m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er der drei Produktionsfaktoren fehlt. Da sowohl die<br />

Kapitalaufnahmemöglichkeiten, als auch der offizielle Erwerb von Eigentum stark e<strong>in</strong>-<br />

geschränkt s<strong>in</strong>d, stehen diese Optionen <strong>in</strong> dem Model nicht zur Verfügung. Die Markt-<br />

teilnehmer können den fehlenden Faktor folglich nur über Kooperationen und den Aus-<br />

tausch der ihnen zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren beschaffen.<br />

Um die zusätzliche Stärkung der Schattenwirtschaft zu vermeiden ist es unbed<strong>in</strong>gt er-<br />

forderlich, diesen Prozess auf regionaler Ebene zentral zu steuern und zu kontrollieren.<br />

In der Sowjetunion wurden Bartergeschäfte oft über lange Tauschketten abgewickelt,<br />

118 Vgl. Levada Zentrum (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

119 Vgl. Dolud, Olena (2001), S. 5.


40<br />

die durch e<strong>in</strong>e sehr ger<strong>in</strong>ge Transparenz und e<strong>in</strong>en hohen Zeitaufwand <strong>für</strong> die Suche<br />

der Kettenmitglieder und <strong>für</strong> die Abstimmung aller Details der Lieferung gekennzeich-<br />

net waren. 120 Die daraus resultierenden Transaktionskosten s<strong>in</strong>d jedoch so hoch, dass es<br />

aus Sicht der Unternehmer attraktiver ist, e<strong>in</strong>e zentrale Vermittlerorganisation e<strong>in</strong>zube-<br />

ziehen. In den e<strong>in</strong>zelnen Regionen müssen folglich zentrale „Kooperationsvermitt-<br />

lungs<strong>in</strong>stitutionen“ bereitgestellt werden. Interessierte Unternehmer können sich dort<br />

registrieren lassen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenbank h<strong>in</strong>terlegen, welche Produktionsfaktoren sie<br />

haben und was ihnen <strong>für</strong> die Geschäftsaufnahme fehlt. Die <strong>Institut</strong>ion kann dann an-<br />

hand der Informationen über Angebot und Nachfrage potentielle Kooperationspartner<br />

ermitteln und zusammen führen. Sie übernimmt dabei die organisatorische Leitung<br />

sowie die Steuerungs- und Kontrollfunktion. Um den Nutzen e<strong>in</strong>er solchen E<strong>in</strong>richtung<br />

zu maximieren, sollte dabei e<strong>in</strong>e Beschränkung ausschließlich auf die klassischen Pro-<br />

duktionsfaktoren vermieden werden. Vorstellbar ist auch e<strong>in</strong> Tausch von Rohstoffen<br />

oder Fertigerzeugnissen gegen die Bereitstellung von Arbeitskraft. Ebenso die Produk-<br />

tion „auf Kredit“ im Tausch gegen Dienstleistungsverpflichtungen wie zum Beispiel<br />

Reparatur und Wartung von Produktionsmasch<strong>in</strong>en. Dabei ist zu beachten, dass die<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>en passenden Kooperationspartner zu f<strong>in</strong>den mit zunehmenden<br />

Spezialisierungsgrad des Austauschgutes s<strong>in</strong>kt. Der Erfolg dieses Modells hängt haupt-<br />

sächlich davon ab, wie viele Unternehmer sich registrieren lassen, denn mit steigender<br />

Mitgliederanzahl steigt die Anzahl potentieller Kooperationskomb<strong>in</strong>ationen. Durch die<br />

gezielte Informationsauswertung der Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitution besteht die<br />

Möglichkeit Informationsasymmetrien zu reduzieren und den Marktteilnehmern somit<br />

e<strong>in</strong>en Anreiz zur Registrierung zu schaffen.<br />

Bei e<strong>in</strong>er erfolgreichen Umsetzung können auf diesem Weg durch Kooperationen Exis-<br />

tenzen gegründet werden, die ohne dieses Modell nicht über die nötigen Ressourcen<br />

verfügt hätten. Gel<strong>in</strong>gt es durch diese Anreizfunktion wirtschaftliche Micro- und<br />

Kle<strong>in</strong>unternehmen anzusiedeln, resultieren daraus weitere positive volkswirtschaftliche<br />

Wechselwirkungen.<br />

In Abhängigkeit von der konkreten Ausgestaltung birgt dieses Modell aber auch erheb-<br />

liche volkswirtschaftliche Risiken. Die Gefahr der <strong>in</strong>stitutionellen Unterstützung<br />

nichtmonetärer Tauschtransaktionen besteht dar<strong>in</strong>, aufgebaute marktwirtschaftliche<br />

Strukturen zu zerstören. Es muss sichergestellt werden, dass Marktakteure, die nicht an<br />

120 Vgl. Dolud, Olena (2001), S. 17.


41<br />

diesem Modell teilnehmen, nicht schlechter gestellt werden, als die Teilnehmer. Die<br />

größte Gefahr liegt dar<strong>in</strong>, dass Geld durch die Förderung des Gütertausches se<strong>in</strong>e Funk-<br />

tion als anerkanntes Tausch- und Wertaufbewahrungsmittel verliert.<br />

Die Funktionsweise e<strong>in</strong>er sogenannten Kooperationsvermittlungs<strong>in</strong>stitution müsste im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es Pilotprojektes unter strenger Aufsicht und Kontrolle erprobt werden. In<br />

e<strong>in</strong>em kont<strong>in</strong>uierlichen Verbesserungsprozess müssen Probleme erkannt und beseitigt<br />

werden, um nach Ablauf der Testphase über Erfolg oder Misserfolg urteilen zu können.<br />

7 Fazit<br />

Im Verlauf der vergangenen 19 Jahre konnten sich zunehmend kle<strong>in</strong>e und mittelständi-<br />

sche Unternehmen etablieren. Dennoch s<strong>in</strong>d <strong>KMU</strong> nach <strong>in</strong>ternationalem Vergleichs-<br />

maßstab <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> stark unterrepräsentiert und haben neben den Großunternehmen<br />

e<strong>in</strong>en schwierigen Stand. Unter Berücksichtigung der e<strong>in</strong>zelnen Untersuchungsergeb-<br />

nisse ist aber davon auszugehen, dass der russische <strong>KMU</strong>-Sektor besser aufgestellt ist,<br />

als es <strong>in</strong> den Medien kommuniziert wird. Dabei s<strong>in</strong>d zwei wesentliche Faktoren zu be-<br />

rücksichtigen. Zum e<strong>in</strong>en ist die Anzahl der <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> tätigen <strong>KMU</strong>, und damit ihr<br />

Anteil an der Wirtschaftsleistung, aufgrund der <strong>für</strong> <strong>Russland</strong> gültigen Def<strong>in</strong>itionskrite-<br />

rien ger<strong>in</strong>ger als <strong>in</strong> Europa. Bei e<strong>in</strong>er Abweichung des Schwellenwertes <strong>für</strong> den Jahres-<br />

umsatz von 25 Mio. EUR fallen <strong>in</strong> Europa deutlich mehr Unternehmen <strong>in</strong> die Kategorie<br />

kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen, als es <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> der Fall ist. Des Weiteren gibt es<br />

<strong>in</strong> <strong>Russland</strong> offensichtliche Schwierigkeiten bei der statistischen Datenerhebung. Dies<br />

ist zum e<strong>in</strong>en methodischen Problemen geschuldet, vorwiegend jedoch auf die stark<br />

ausgeprägte Schattenwirtschaft zurückzuführen. Berücksichtigt man also die Anzahl<br />

der <strong>KMU</strong>, die aus def<strong>in</strong>itorischen Gründen nicht e<strong>in</strong>bezogen werden und den Anteil der<br />

<strong>in</strong> der Schattenwirtschaft tätigen <strong>KMU</strong>, so kann davon ausgegangen werden, dass der<br />

<strong>KMU</strong>-Anteil (nach europäischer Def<strong>in</strong>ition) höher ist, als angenommen.<br />

Dennoch ist die weitere Stärkung dieses Sektors <strong>für</strong> die volkswirtschaftliche Stabilisie-<br />

rung <strong>Russland</strong> von großer Bedeutung. Um von den gesamtwirtschaftlichen Vorteilen<br />

e<strong>in</strong>es starken <strong>KMU</strong>-Sektors zu profitieren, steht die Regierung vor der Herausforderung<br />

e<strong>in</strong> attraktives Geschäftsumfeld zu schaffen und auf die Bedürfnisse der <strong>KMU</strong> e<strong>in</strong>zu-<br />

gehen. Tut sie dies nicht, bleibt <strong>Russland</strong>s Rohstoffabhängigkeit bestehen und erhebli-<br />

che Wachstumschancen gehen verloren. Auch wenn <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e stetige<br />

Zunahme der <strong>KMU</strong> zu verzeichnen war, so ist der russische Markt geprägt von struktu-


42<br />

rellen Problemen, die das Wachstum e<strong>in</strong>dämmen. Als wesentliche Markte<strong>in</strong>tritts-<br />

hemmnisse gelten organisatorische Probleme (Anforderungen und adm<strong>in</strong>istrative Bar-<br />

rieren, Korruption), f<strong>in</strong>anzielle Probleme (Defizite im Bankensystem) und Versor-<br />

gungsprobleme (Eigentumsrechte, Immobilien und Personalbeschaffung). Trotz der<br />

Verbesserung verschiedener Regelwerke und e<strong>in</strong>geleiteter Fördermaßnahmen mangelt<br />

es häufig an der erfolgswirksamen Umsetzung. Solange es <strong>Russland</strong> nicht gel<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong>e<br />

strukturellen Probleme zu beseitigen, werden durchgeführte Maßnahmen auch <strong>in</strong> Zu-<br />

kunft nicht die volle Wirkung zeigen können. Die von Medwedew <strong>in</strong>itiierte Moderni-<br />

sierungsoffensive erweckt jedoch den E<strong>in</strong>druck, dass <strong>Russland</strong> sich se<strong>in</strong>er Lage durch-<br />

aus bewusst ist und großes Interesse an der Reformierung zu e<strong>in</strong>er stabilen marktwirt-<br />

schaftlichen Volkswirtschaft hat. Trotz fehlender Erfahrungen im Bereich der <strong>KMU</strong>-<br />

Förderung ist anhand der Regierungsaktivitäten erkennbar, dass dieser Sektor sehr ernst<br />

genommen wird. Die Bedeutung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen als volkswirt-<br />

schaftlicher Stabilisierungsfaktor wurde schon lange erkannt, jedoch wird es noch e<strong>in</strong>i-<br />

ge Jahre dauern, bis sich <strong>Russland</strong> sich aus se<strong>in</strong>er Rohstoffabhängigkeit befreit und auf<br />

e<strong>in</strong>e diversifizierte Wirtschaft mit hohen <strong>KMU</strong>-Anteil umgestellt hat.


43<br />

Literaturverzeichnis<br />

Außenwirtschaft Österreich (AWO) (2009):<br />

Exportbericht <strong>Russland</strong>, Bayern 2009.<br />

Barre, Xavier (2005):<br />

Problems of SME F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Russia, <strong>in</strong>: Russian-European Centre for Eco-<br />

nomic Policy (RECEP) (Hrsg.), Moskau 2005.<br />

<strong>Bleck</strong>, Sandra (2009):<br />

Das Bankensystem der Russischen Föderation – e<strong>in</strong>e Zwischenbilanz, <strong>in</strong>: Deut-<br />

sches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bankwirtschaft</strong> – Schriftenreihe, Band 3 (12/2009).<br />

Dolud, Elena (2001):<br />

Die russische Barterwirtschaft – Historische Wurzeln und transformationsbe-<br />

d<strong>in</strong>gte Determ<strong>in</strong>anten, <strong>in</strong>: Arbeitspapiere und Materialien Forschungsstelle Ost-<br />

europa Nr. 24, Bremen 2001.<br />

Hasse, Rolf H. und Kunze, Cornelie (Hrsg.) (2005):<br />

Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> – Stiefk<strong>in</strong>der oder Stabilisierungs-<br />

faktor? Schriftenreihe des Zentrums <strong>für</strong> Internationale Wirtschaftsbeziehungen<br />

der Universität Leipzig, Leipzig 2005.<br />

Olsen, Michael (2005):<br />

Bank<strong>in</strong>g Supervision – European experience and russian practice. In: Delega-<br />

tion of the European Commission to Russia (Hrsg.): EU- Russia cooperation<br />

programme, 23. September 2005.<br />

Schmidt, Diana (2006):<br />

Korruption, <strong>in</strong>: <strong>Russland</strong> Analysen, Nr. 120, Forschungsstelle Osteuropa,<br />

01.12.2006.


44<br />

Stolper, W.F. und Seidel, C. (Hrsg.) (1985):<br />

Schumpeters politische und wirtschaftspolitische Schriften, <strong>in</strong>: Schumpeter, A.<br />

Joseph: Aufsätze zur Wirtschaftspolitik, Tüb<strong>in</strong>gen 1985.


Internetverzeichnis<br />

Al<strong>in</strong>ga Consult<strong>in</strong>g Group (2008):<br />

45<br />

SMEs <strong>in</strong> Russia and Ch<strong>in</strong>a: A Comparison, 04.08.2008, abgerufen am<br />

29.07.2010,<br />

http://www.acg.ru/english/smes_<strong>in</strong>_russia_and_ch<strong>in</strong>a_a_comparison.<br />

Amnesty International (Hrsg.) (2008):<br />

<strong>Russland</strong> - Jahresbericht 2008, abgerufen am 27.07.2010,<br />

http://www.amnesty.ch/de/laender/europa-<br />

zentralasien/russland/dok/2008/russland-1/russland-1.<br />

Auswärtiges Amt (2010):<br />

Russische Föderation – Wirtschaft, 03.2010, abgerufen am 09.07.2010,<br />

http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laender<strong>in</strong>formationen/Russische<br />

Foederation/Wirtschaft.html.<br />

Bardt, Hubertus (2005):<br />

Rohstoffreichtum – Fluch oder Segen?, <strong>in</strong> IW Trends – Vierteljahresschrift zur<br />

empirischen Wirtschaftsforschung aus dem <strong>Institut</strong> der deutschen Wirtschaft<br />

Köln, 32. Jahrgang, Heft 1/2005, 02.2010, abgerufen am 26.07.2010,<br />

http://www.iwkoeln.de/Portals/0/pdf/trends01_05_3.pdf.<br />

Bundesanzeiger Verlag – AW-Portal (2010):<br />

Land des Monats Mai 2009: <strong>Russland</strong>, 05.2010, abgerufen am 22.07.2010,<br />

http://www.aw-portal.de/service1/land-des-monats/russland/.<br />

Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997a):<br />

Mittelstandsförderung <strong>in</strong> Rußland, Teil I: gesetzliche Regelungen und F<strong>in</strong>anzie-<br />

rungskonzepte, Nr. 36/1997, 09.07.1997, abgerufen am 14.07.2010,<br />

http://www.ssoar.<strong>in</strong>fo/ssoar/files/swp/analysen/AA97_36.pdf.


Bundes<strong>in</strong>stitut <strong>für</strong> ostwissenschaftliche Studien (Hrsg.) (1997b):<br />

46<br />

Mittelstandsförderung <strong>in</strong> Rußland, Teil II: Instrumente und Probleme der Imp-<br />

lementierung, Nr. 37/1997, 09.07.1997, abgerufen am 14.07.2010,<br />

http://www.ssoar.<strong>in</strong>fo/ssoar/files/swp/analysen/AA97_37.pdf.<br />

Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (Hrsg.) (2008):<br />

Moskau – Hessen, Moskau-News, Fakten und Informationen, Ausgabe Nr.<br />

01/08, 2008, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://russland.ahk.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Dokumente/Publikationen/Newslet<br />

ter/03HessenNewsletter/Hessen-newsletter1_f<strong>in</strong>al.pdf.<br />

Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (2009):<br />

Wirtschafts<strong>in</strong>dikatoren <strong>für</strong> die Russische Föderation (08/09), abgerufen am<br />

22.07.2010,<br />

http://russland.ahk.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Dokumente/Publikationen/Makrod<br />

aten/Makrodaten08_09mitgtai.pdf.<br />

Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (2010a):<br />

<strong>Russland</strong> 2009: Abschwung, Konsolidierung, Aufbruch?, 02.2010, abgerufen<br />

am 09.07.2010,<br />

http://russland.ahk.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/Dokumente/Publikationen/Jahresb<br />

erichte/Jahresbericht_2009_de.pdf.<br />

Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) (2010b):<br />

Arbeitsgenehmigung <strong>für</strong> ausländische Fachkräfte mit e<strong>in</strong>em Jahresgehalt von<br />

m<strong>in</strong>d. 2 Mio. Rubel, 2010, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://russland.ahk.de/recht/spezialisten/.<br />

Deutsche Bundesbank (2009):<br />

Glossar – Anfangsbuchtstabe B, 2009, abgerufen am 24.07.2009,<br />

http://www.bundesbank.de/bildung/bildung_glossar_b.php.


Deutscher Bundestag (2010):<br />

47<br />

Antrag der der Fraktion der SPD – Modernisierungspartnerschaft mit <strong>Russland</strong><br />

– Geme<strong>in</strong>sam Sicherheit <strong>in</strong> Europa durch stärkere Kooperation und Verflech-<br />

tung, Drucksache 17/1153, 23.03.2010, abgerufen am 24.07.2010,<br />

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/011/1701153.pdf.<br />

European Commission – Eurostat (Hrsg.) (2006):<br />

SME Country Fact Sheet Germany, 2006, abgerufen am 24.07.2010,<br />

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/european_bus<strong>in</strong>ess/special_to<br />

pics/small_medium_sized_enterprises_SMEs.<br />

Europäische Kommission (Hrsg.) (2006):<br />

Die neue <strong>KMU</strong>-Def<strong>in</strong>ition – Benutzerhandbuch und Mustererklärung,<br />

16.05.2006, abgerufen am 24.07.2010,<br />

http://ec.europa.eu/enterprise/policies/sme/files/sme_def<strong>in</strong>ition/sme_user_guide<br />

_de.pdf.<br />

Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной<br />

статистики] (2008):<br />

Bildung [Образование] – Anzahl der Universitäts- und Hochschulbesucher<br />

[Численность студентов высших учебных заведений], 2008, abgerufen am<br />

27.07.2010,<br />

http://www.gks.ru/free_doc/2008/b08_13/07-44.htm.<br />

Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной<br />

статистики] (2009):<br />

Kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen <strong>in</strong> der Russischen Föderation – 2009 [Малое и<br />

среднее предпринимательство в России - 2009г.] , 2009, abgerufen am 20.07.2010,<br />

http://www.gks.ru/bgd/regl/b09_47/Ma<strong>in</strong>.htm.


Föderales Amt staatlicher Statistiken [Федеральная служба государственной<br />

статистики] (2010):<br />

48<br />

Außenhandel [Внешняя торговля] – Exportgüterstruktur der Russischen Föde-<br />

ration [Товарная структура экспорта Российской Федерации], abgerufen am<br />

26.2010,<br />

http://www.gks.ru/free_doc/new_site/vnesh-t/pl-bl.xls<br />

Germany Trade & Invest (2009):<br />

Wirtschaftstrends <strong>Russland</strong> Jahreswechsel 2009/10, 08.12.2009, abgerufen am<br />

09.07.2010,<br />

http://www.gtai.de/DE/Content/__SharedDocs/L<strong>in</strong>ks-E<strong>in</strong>zeldokumente-<br />

Datenbanken/fachdokument.html?fIdent=MKT200912078018.<br />

Germany Trade & Invest (2010):<br />

Vere<strong>in</strong>fachtes Steuerverfahren <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen <strong>in</strong> Russ-<br />

land, 16.03.2010, abgerufen am 23.07.2010,<br />

http://www.gtai.de/fdb-SE,MKT201003158006,Google.html.<br />

Heilwagen, Oliver (2008):<br />

Kle<strong>in</strong>e Firmen ganz groß - Wie die KfW russische Kle<strong>in</strong>- und Mittelstandsun-<br />

ternehmen fördert, <strong>in</strong>: Magaz<strong>in</strong> Deutschland, 02.07.2008, abgerufen am<br />

13.07.2010,<br />

http://www.magaz<strong>in</strong>e-deutschland.de/de/wirtschaft/standort/artikelansicht/<br />

article/kle<strong>in</strong>e-firmen-ganz-gross.html.<br />

Heritage Foundation & Wall Street Journal (Hrsg.) (2010):<br />

Index of economic freedom, Frequently Asked Questions, 2010, abgerufen am<br />

23.07.2010,<br />

http://www.heritage.org/<strong>in</strong>dex/FAQ.aspx.


Horn, Karen (2008):<br />

49<br />

Warum machen Bodenschätze arm? In: Frankfurter allgeme<strong>in</strong>e Zeitung,<br />

06.06.2008, abgerufen am 26.07.2010,<br />

http://www.faz.net/s/RubB8DFB31915A443D98590B0D538FC0BEC/Doc~E8<br />

1BB168DEED642E08C48D2E25B5E5F59~ATpl~Ecommon~Scontent.html.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (2005):<br />

<strong>KMU</strong> Def<strong>in</strong>ition der Europäischen Kommission, 2005, abgerufen am<br />

05.07.2010,<br />

http://www.ifm-bonn.org/<strong>in</strong>dex.php?id=90.<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Mittelstandsforschung Bonn (2009):<br />

Schlüsselzahlen des Mittelstands <strong>in</strong> Deutschland 2007/2008, 2009, abgerufen<br />

am 05.07.2010,<br />

http://www.ifm-bonn.org/<strong>in</strong>dex.php?id=99.<br />

KfW Entwicklungsbank (Hrsg.) (2009 a):<br />

Hilfe <strong>in</strong> der Krise – Kredite <strong>für</strong> tausende kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen,<br />

21.04.2009, abgerufen am 12.07.2010,<br />

http://www.kfw-entwicklungsbank.de/DE_Home/KfW_Entwicklungsbank/ Ak-<br />

tuelles/Archiv_2008_bis_2009/Unterstuetzung_fuer_kle<strong>in</strong>e_und_mittlere_<br />

Unternehmen_<strong>in</strong>_<strong>Russland</strong>.jsp.<br />

KfW Entwicklungsbank (Hrsg.) (2009 b):<br />

Transform-Nachfolgeprogramm: Unterstützung des schwierigen Transformati-<br />

onsprozesses, 05.2009, abgerufen am 13.07.2010,<br />

http://www.kfw-entwicklungsbank.de/DE_Home/Laender_Programme_<br />

und_Projekte/Europa/Regionales_Engagement/Transform/<strong>in</strong>dex.jsp.


KfW Entwicklungsbank (Hrsg.) (2010):<br />

50<br />

KfW Entwicklungsbank fördert Innovation und Modernisierung im russischen<br />

Mittelstand, 14.04.2010, abgerufen am 12.07.2010,<br />

http://www.kfw.de/DE_Home/Presse/Pressearchiv/PDF/2010/027_D_<strong>Russland</strong><br />

_angenommen.pdf.<br />

Levada Zentrum (2009):<br />

Russen über den Zerfall der UdSSR und die Zukunft der GUS, 23.12.2009, ab-<br />

gerufen am 29.07.2010,<br />

http://www.levada.ru/press/2009122101.html.<br />

Medwedew, Dimitri A. (2008):<br />

Vortrag des Russischen Präsidenten D. A. Medwedew am 5. Juni 2008 <strong>in</strong> Ber-<br />

l<strong>in</strong>, Übersetzung aus dem Russischen im Auftrag des Petersburger Dialog e.V.,<br />

2008, abgerufen am 05.07.2010,<br />

http://www.petersburger-dialog.de/files/Rede%20Medwedew%20deutsch.pdf.<br />

M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2007):<br />

Stabilization Fund of the Russian Federation, 2007, abgerufen am 27.07.2010,<br />

http://www.m<strong>in</strong>f<strong>in</strong>.ru/en/stabfund/.<br />

M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2010a):<br />

Aggregate amount of the Reserve fund, 01.07.2010, abgerufen am 27.07.2010,<br />

http://www1.m<strong>in</strong>f<strong>in</strong>.ru/en/reservefund/statistics/amount/<strong>in</strong>dex.php?id4=5817.<br />

M<strong>in</strong>istry of F<strong>in</strong>ance of the Russian Federation (2010b):<br />

Aggregate amount of the National wealth fund, 01.07.2010, abgerufen am<br />

27.07.2010,<br />

http://www1.m<strong>in</strong>f<strong>in</strong>.ru/en/nationalwealthfund/statistics/amount/<strong>in</strong>dex.php?id4=<br />

5830.


Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.) (2010):<br />

51<br />

<strong>Russland</strong> will das Investitionsklima verbessern – Maßnahmen gegen den starken<br />

Rückgang ausländischer Kapitalflüsse, 09.02.2010, abgerufen am 07.07.2010,<br />

http://www.nzz.ch/f<strong>in</strong>anzen/nachrichten/russland_will_das_<strong>in</strong>vestitionsklima_v<br />

erbessern_1.4877927.html.<br />

OECD (2002):<br />

Übersicht: Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen zugunsten der Entwicklung - opti-<br />

maler Nutzen, m<strong>in</strong>imale Kosten, 2002, abgerufen am 07.07.2010,<br />

http://www.oecd.org/dataoecd/47/53/1959839.pdf.<br />

OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2008):<br />

Die Entwicklung kle<strong>in</strong>er und mittlerer Unternehmen <strong>in</strong> den Regionen <strong>Russland</strong>s<br />

„Index OPORA“ 2007-2008 [развитие малого и среднего<br />

предпринимательства в регионах России "Индекс ОПОРЫ" 2007 - 2008],<br />

abgerufen am 29.07.2010,<br />

www.opora.ru/up/our-efforts/files/16678.0.pdf.<br />

OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010a):<br />

Erlass an Rosstat vom 31.12.2009 Nr. 334 [Приказ Росстата от 31.12.2009<br />

№334], <strong>in</strong>: Umfangreiche Überwachung der kle<strong>in</strong>en und mittleren Unternehmen<br />

im Jahr 2011 [Сплошное статистическое наблюдение малого и среднего<br />

бизнеса в 2011г.], 12.05.2010, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://www.opora.ru/analytics/library/2010/05/12/sploshnoe-statisticheskoe-<br />

nablyudenie-malogo-i-srednego-bizne.<br />

OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010b):<br />

Fast die Hälfte der Unternehmer haben das Gefühl, die Wirkung der verb-<br />

schiedeten Gesetze sei nicht im Interesse der <strong>KMU</strong> [Почти половина<br />

предпринимателей Ставрополья не почувствовала эффекта от принятых<br />

законов в интересах МСП], 31.03.2010, abgerufen am 14.07.2010,<br />

http://www.opora.ru/press/lenta/2010/03/31/pochti-polov<strong>in</strong>a-predpr<strong>in</strong>imateley-<br />

stavropolya-ne-pochuvstvoval.


52<br />

OPORA ROSSIJ [ОПОРA РОССИИ] (2010c):<br />

Monitor<strong>in</strong>g kle<strong>in</strong>er und mitterer Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> unter den<br />

Auswirkungen der Krise: [Мониторинг состояния малого и среднего<br />

бизнеса России в условиях кризиса - 2009г.], 01.04.2010, abgerufen am<br />

29.07.2010,<br />

http://www.opora.ru/up/our-efforts/files/19920.2.doc.<br />

Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2007):<br />

Positionspapier: Die deutsch-russischen Wirtschaftsbeziehungen „Deutschland<br />

und <strong>Russland</strong>: Strategische Partner mit Zukunft“, 12.2007, abgerufen am<br />

29.07.2010,<br />

http://www.honorarkonsulatrussland.de/wirtschaftspartner_russland/.<br />

Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2008):<br />

Industrietag <strong>Russland</strong> <strong>in</strong> Elbflorenz: 500 Teilnehmer bei der Premiere,<br />

15.10.2008, abgerufen am 06.07.2010,<br />

http://www.ost-ausschuss.de/<strong>in</strong>dustrietag-russland-elbflorenz-500-teilnehmer-<br />

bei-der-premiere.<br />

Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (2009):<br />

Russiche Föderation, 06.2009, abgerufen am 09.07.2010,<br />

http://www.ost-ausschuss.de/russland.<br />

PricewaterhouseCoopers (pwc) (2010):<br />

<strong>Russland</strong>: Investitionsstandort mit Zukunft – Steuersystem, 2010, abgerufen am<br />

29.07.2010,<br />

http://www.pwc.de/portal/pub/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP0os<br />

3gDA2NPz5DgAF9nA0dPN3O_MCdnAwjQL8h2VAQAwMWhtg!!/?topNav<br />

No-<br />

de=49c4e38420924a4b&siteArea=49c4e38420924a4b&content=e56769416fd1<br />

5a6.


RIA NOVOSTI (2010a):<br />

53<br />

<strong>Russland</strong>s Reservefonds vor dem Aus - Wohlstandsfonds an der Reihe,<br />

26.04.2010, abgerufen am 27.07.2010,<br />

http://de.rian.ru/bus<strong>in</strong>ess/20100426/126064980.html.<br />

RIA NOVOSTI (2010b):<br />

„Nowyje Iswestija": Geteilte Me<strong>in</strong>ungen über <strong>Russland</strong> als Investitionsstandort,<br />

03.06.2010, abgerufen am 07.07.2010,<br />

http://de.rian.ru/analysis/20100603/126561229.html.<br />

<strong>Russland</strong>journal (2008a):<br />

<strong>Russland</strong> Wirtschaft, 2008, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://www.russlandjournal.de/wirtschaft/ratgeber/russlandgeschaeft-risiken/.<br />

<strong>Russland</strong>journal (2008b):<br />

Russische Wirtschaft: Chancen, 2008, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://www.russlandjournal.de/wirtschaft/ratgeber/russlandgeschaeft-chancen/.<br />

<strong>Russland</strong>.RU (Hrsg.) (2009):<br />

Übersicht Wirtschaft – <strong>Russland</strong> sieht Wende <strong>in</strong> der F<strong>in</strong>anzkrise, 16.09.2009,<br />

abgerufen am 27.07.2010,<br />

http://www.russland.ru/ruwir0010/morenews.php?iditem=18481.<br />

Schweizerisches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen an der Universität St.<br />

Gallen (<strong>KMU</strong>-HSG) (2010):<br />

Kle<strong>in</strong>- und Mittelunternehmen (<strong>KMU</strong>) <strong>in</strong> Forschung, Lehre und Praxis - Jahres-<br />

bericht 2009, 2010, abgerufen am 20.07.2010,<br />

http://www.kmu.unisg.ch/org/kmu/web.nsf/SysWebRessources/Jahresbericht+2<br />

009/$FILE/<strong>KMU</strong>-HSG_Jahresbericht_2009.pdf.


Staatssekretariat <strong>für</strong> Wirtschaft (2010):<br />

54<br />

Länder<strong>in</strong>formation – Russische Föderation, 06.01.2010, abgerufen am<br />

23.07.2010,<br />

http://www.seco.adm<strong>in</strong>.ch/themen/00513/00561/00564/<strong>in</strong>dex.html?lang=de&do<br />

wnlo-<br />

ad=NHzLpZig7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdIJ6<br />

fmym162dpYbUzd,Gpd6emK2Oz9aGodetmqaN19XI2IdvoaCVZ,s-.<br />

Steffens, Jochen (2008):<br />

Schwarzes Gold oder schwarze Pest? Der Ressourcenfluch, 21.08.2008, abgeru-<br />

fen am 26.07.2010,<br />

http://www.f<strong>in</strong>anznachrichten.de/nachrichten-2008-08/11576517-schwarzes-<br />

gold-oder-schwarze-pest-der-ressourcenfluch-030.htm.<br />

The U.S. Russia Center for Entrepreneurship (Hrsg.) (2008):<br />

Assessment of Obstacles to SME F<strong>in</strong>ance <strong>in</strong> Russia, June 2008, abgerufen am<br />

21.07.2010,<br />

http://www.fsshare.org/content/assessment-obstacles-sme-f<strong>in</strong>ance-russia.<br />

Transparency International (Hrsg.) (2008):<br />

Permanente Korruption <strong>in</strong> den armen Ländern führt zu e<strong>in</strong>em anhaltenden hu-<br />

manitärem Desaster, 23.09.2008, abgerufen am 22.07.2010,<br />

http://www.transparency.de/uploads/media/08-09-23-<br />

CPI2008_Pressematerial.pdf.<br />

Transparency International (2009):<br />

Corruption Perceptions Index 2009, abgerufen am 22.07.2010,<br />

http://www.transparency.org/policy_research/surveys_<strong>in</strong>dices/cpi/2009/cpi_200<br />

9_table.


United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2004):<br />

55<br />

Human Development Report 2004 - Cultural liberty <strong>in</strong> today’s diverse world,<br />

2004, abgerufen am 29.07.2010,<br />

http://hdr.undp.org/en/media/hdr04_complete.pdf.<br />

United Nations Development Programme (UNDP) (Hrsg.) (2009):<br />

Human Development Report 2009 - Economy and <strong>in</strong>equality, abgerufen am<br />

26.07.2010,<br />

http://hdrstats.undp.org/en/<strong>in</strong>dicators/161.html.<br />

Willershausen, Florian (2010):<br />

Medwedew agitiert gegen Put<strong>in</strong>s Planwirtschaft, <strong>in</strong>: Handelsblatt - Wirtschafts-<br />

politik, 30.06.2010, abgerufen am 28.07.2010,<br />

http://www.handelsblatt.com/politik/<strong>in</strong>ternational/wirtschaftspolitik-<br />

medwedjew-agitiert-gegen-put<strong>in</strong>s-planwirtschaft;2610521.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!