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Bleck KMU in Russland - Deutsches Institut für Bankwirtschaft

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E<strong>in</strong>e Umfrage des russischen Me<strong>in</strong>ungsforschungs<strong>in</strong>stitutes Levada ergab, dass 60%<br />

der Bevölkerung den Zerfall der Sowjetunion bedauern. 118 Daraus lässt sich ableiten,<br />

dass e<strong>in</strong> Großteil der Bevölkerung die Zeit vor dem Zerfall als positiv beurteilt und e<strong>in</strong>e<br />

hohe Akzeptanz gegenüber den damaligen Wirtschaftsformen vorweist. Lediglich 28%<br />

gaben an den Zerfall nicht zu bedauern, was impliziert, dass weniger als e<strong>in</strong> Drittel der<br />

Bevölkerung sich <strong>in</strong> dem heutigen <strong>Russland</strong> besser gestellt fühlt. Die übrigen 12% der<br />

Befragten enthielten sich.<br />

Da der Erfolg von Lösungskonzepten stark von der Akzeptanz der Adressaten und Be-<br />

teiligten abhängt ist es s<strong>in</strong>nvoll, auf etwas Akzeptanzerprobtes aufzubauen.<br />

Ausgangspunkt ist hier<strong>für</strong> die <strong>in</strong> der Sowjetunion verbreitete Barterwirtschaft. Diese<br />

beschreibt e<strong>in</strong>e besondere Wirtschaftsform, die <strong>in</strong> <strong>Russland</strong> im Laufe des Transforma-<br />

tionsprozesses entstand. In dieser Zeit existierten zwar e<strong>in</strong>erseits marktwirtschaftliche<br />

<strong>Institut</strong>ionen, andererseits aber viele Wirtschaftssubjekte, e<strong>in</strong>schließlich des Staates<br />

selbst, die nicht nach marktkonformen Gesetzen und Regeln wirtschafteten. 119 E<strong>in</strong> we-<br />

sentliches Merkmal ist dabei die Demonetarisierung weiter Teile der Volkswirtschaft,<br />

da sich wirtschaftliche Transaktionen auf Tauschgeschäfte von Gütern oder Dienstleis-<br />

tungen beschränken. Bartergeschäfte s<strong>in</strong>d folglich entgeltlose Handelstransaktionen.<br />

Durch e<strong>in</strong>e abgewandelte Form der Barterwirtschaft könnten sich Unternehmensgrün-<br />

der oder bestehende Firmen durch nicht monetäre Tauschtransaktionen gegenseitig<br />

unterstützen bzw. Starthilfe leisten. Im Gegensatz zur klassischen Barterwirtschaft sol-<br />

len <strong>in</strong> diesem Modell jedoch nicht ausschließlich fertige Endprodukte gebartert werden,<br />

sondern e<strong>in</strong> Austausch von Produktionsfaktoren stattf<strong>in</strong>den. Es wird davon ausgegan-<br />

gen, dass <strong>in</strong> jeder Region Marktteilnehmer existieren, die e<strong>in</strong>e Unternehmung gründen<br />

wollen, denen aber m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er der drei Produktionsfaktoren fehlt. Da sowohl die<br />

Kapitalaufnahmemöglichkeiten, als auch der offizielle Erwerb von Eigentum stark e<strong>in</strong>-<br />

geschränkt s<strong>in</strong>d, stehen diese Optionen <strong>in</strong> dem Model nicht zur Verfügung. Die Markt-<br />

teilnehmer können den fehlenden Faktor folglich nur über Kooperationen und den Aus-<br />

tausch der ihnen zur Verfügung stehenden Produktionsfaktoren beschaffen.<br />

Um die zusätzliche Stärkung der Schattenwirtschaft zu vermeiden ist es unbed<strong>in</strong>gt er-<br />

forderlich, diesen Prozess auf regionaler Ebene zentral zu steuern und zu kontrollieren.<br />

In der Sowjetunion wurden Bartergeschäfte oft über lange Tauschketten abgewickelt,<br />

118 Vgl. Levada Zentrum (2009), siehe Internetverzeichnis.<br />

119 Vgl. Dolud, Olena (2001), S. 5.

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