zds#41
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OSTER<br />
STRASSE<br />
530 Meter lange Straße in der Neustadt zwischen dem<br />
Neuen Markt und dem Buntentorsteinweg. zweigeteilt durch die<br />
vierspurige Friedrich-Ebert-Straße<br />
vor 1944<br />
2016<br />
Recherche & Text: Philipp Jarke<br />
Fotos: Carl Schünemann Verlag Bremen (vor 1944); Hartmuth Bendig (2016)<br />
Ursprünglicher Zweck des Rolandbrunnens in<br />
der Neustadt: Pferdetränke<br />
Zahl der Standorte des Brunnens seit 1737: 3<br />
Höhe des über den Brunnen wachenden kleinen<br />
Rolands, in Metern: 1,28<br />
Höhe der Roland-Statue in der Altstadt, in Metern:<br />
5,47<br />
Ursprung der Piepe: Rest des Neustadtgrabens<br />
Ursprung des Namens: Die Uferform erinnerte<br />
manche an eine Pfeife<br />
Größe, in Hektar: 1<br />
Maximale Tiefe, in Metern: 1,9<br />
Von Anglern gemeldete Fischarten in der Piepe:<br />
Aal, Barsch, Hecht, Karpfen, Rotauge, Schleie<br />
Größe der Verkaufsfläche des Kiosks an der Piepe,<br />
in Quadratmetern: 10<br />
Zahl der Einbrüche in den Kiosk, im Jahr 2015: 9<br />
Kältester Ort der Welt: östliches Polarplateau<br />
nahe dem Südpol<br />
Tiefste dort gemessene Temperatur: −93,2 °C<br />
Kältester Ort in Bremen-Neustadt: Kältekammer<br />
des Roten-Kreuz-Krankenhauses<br />
Temperatur in der Kältekammer: −110 °C<br />
Zweck der Kältetherapie: Linderung von Schmerzen<br />
und Rheumabeschwerden<br />
Wenig bekannte Funktion des Osterquartiers:<br />
Ausgangspunkt politischer Karrieren<br />
Hauptberuf des späteren Reichspräsidenten<br />
Friedrich Ebert von 1894 bis 1899: Wirt der Kneipe<br />
„Zur guten Hilfe“ in der Brautstraße<br />
Standort des Elternhauses des späteren Bürgermeisters<br />
Henning Scherf: im östlichen Teil der<br />
Osterstraße<br />
Neuer Name des Deutschen Hausfrauenbundes:<br />
DHB – Netzwerk Haushalt, Berufsverband der<br />
Haushaltsführenden<br />
Grund für die Namensänderung 2009: Stärkere<br />
Rolle der Männer in Erziehung und Hausarbeit<br />
Zahl der weiblichen Vorsitzenden in den Bremer<br />
Verbänden, Fachgruppen und im Bildungswerk: 8<br />
Zahl der männlichen Kollegen: 0<br />
Die Osterstraße war im 17. Jahrhundert Teil einer<br />
Fernstraße, die von Bremen zum Kattenturm,<br />
nach Arsten und bis nach Osnabrück führte. Als<br />
der Dreißigjährige Krieg ausbrach, entschloss sich<br />
Bremen, auch das linke Weserufer gegen feindliche<br />
Armeen zu schützen: Ab 1623 hob man einen<br />
Wassergraben aus und errichtete den Festungswall<br />
und insgesamt acht Bastionen. Der Graben<br />
konnte nur mittels einer Zugbrücke überquert<br />
werden. Das Tor der Brücke war bunt bemalt und<br />
wurde namensgebend für den Buntentorsteinweg,<br />
von dem man über die Zugbrücke zur Osterstraße<br />
gelangte, über die es in einem großen Bogen ins<br />
Zentrum der Neustadt ging, zum Neuen Markt.<br />
Schon 1796 beschloss Bremen, die Befestigungsanlage<br />
wieder zu entfernen. Militärisch war<br />
sie nur noch wenig hilfreich und sie nahm kostbaren<br />
innenstadtnahen Platz ein. Also wurden Wälle<br />
und Mauern ab 1805 abgetragen. Das Buntentor<br />
blieb noch bis 1861 stehen, der Graben wurde<br />
größtenteils zugeschüttet. Ein Überbleibsel ist die<br />
Piepe, die anfänglich noch eine Verbindung zur<br />
kleinen Weser hatte.<br />
Die Neustadt war lange ein Bremen zweiter<br />
Klasse. Die Bewohner waren nicht wahlberechtigt,<br />
hatten keine eigene Interessenvertretung und<br />
durften den Zünften nicht beitreten. Unter den<br />
Einwohnern waren daher viele zunftungebundene<br />
Gewerbetreibende wie Schuster, Lumpensammler<br />
und Zigarrenmacher. Von rechts der Weser schaute<br />
man abfällig auf das Gebiet um die Osterstraße:<br />
Dort ging man nicht hin.<br />
Die Neustädter aber hatten ihren Stolz. Sie<br />
stellten 1737 ihren eigenen Roland auf. Die Neustädter<br />
Variante ist zwar kleiner als das Original<br />
der Altstadt, war damals aber ebenso ein Sinnbild<br />
für Freiheit und Bürgerrechte.<br />
Der Bremer Rat ignorierte jahrzehntelang die<br />
Forderung nach Gleichstellung. Stattdessen verlegte<br />
er den ungeliebten, stinkenden Schweinemarkt<br />
vom Domshof auf den Neuen Markt – ohne<br />
die Neustädter vorher zu befragen.<br />
Der kleine Roland sollte 77 Jahre alt werden,<br />
ehe die Neustädter schließlich doch noch das große,<br />
altstädtische Bürgerrecht erwarben und dem<br />
Bürgerkonvent beitreten durften.