Vertriebenenlager in Brandenburg 1945 - 1953 - Brandenburgische ...
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5. Das <strong>Vertriebenenlager</strong> Fürstenwalde<br />
5.1. Vorgeschichte<br />
Von 1871 bis 1873 entstand <strong>in</strong> Fürstenwalde e<strong>in</strong> Zweigwerk der <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
ansässigen P<strong>in</strong>tsch-Werke. Deren Gründer Julius P<strong>in</strong>tsch wurde seit 1852 im<br />
Berl<strong>in</strong>er Adressbuch als Klempner und Gasmesserfabrikant geführt und stellte<br />
Gaszähler, Eisenbahnbeleuchtung und Seezeichen her. Die Firma P<strong>in</strong>tsch<br />
war bis <strong>1945</strong> nach OSRAM der zweitgrößte Glühlampenproduzent des<br />
Deutschen Reiches. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion,<br />
wie bei vielen anderen Betrieben, auf kriegsnotwendige Fertigungen<br />
umgestellt. Die große Anzahl der jüngeren Mitarbeiter erhielt ihren<br />
Gestellungsbefehl zur Wehrmacht und die entstandenen Lücken wurden mit<br />
„Fremdarbeitern", Kriegsgefangenen etc. gefüllt. 1944 beschäftigte das<br />
P<strong>in</strong>tsch-Werk 11.200 Arbeitskräfte, darunter 3.000 so genannte „Fremdarbeiter"<br />
und 400 Kriegsgefangene. Auf dem Gelände der P<strong>in</strong>tsch-Werke<br />
errichtete die Organisation Todt 99 und das Oberkommando der Kriegsmar<strong>in</strong>e<br />
für diese Zwangsarbeiter e<strong>in</strong> großes Barackenlager. Das Kriegsende erlebte<br />
das Werk nahezu unbeschädigt. Wie überall <strong>in</strong> der Sowjetischen Besatzungszone<br />
begann man auch <strong>in</strong> Fürstenwalde mit der Demontage der Produktionsanlagen.<br />
100<br />
Das ehemalige Barackenlager für Kriegsgefangene und „Fremdarbeiter“<br />
wurde ab 1946 zum <strong>Vertriebenenlager</strong> umfunktioniert. Laut Verfügung des<br />
Umsiedleramtes <strong>Brandenburg</strong>, vom 13.5.1946, erfolgte der Beschluss e<strong>in</strong><br />
<strong>Vertriebenenlager</strong> <strong>in</strong> Fürstenwalde zu schaffen, das für die Aufnahme ehemaliger<br />
Kriegsgefangener vorgesehen war. 101 Am 19.6.1946 wurde an das<br />
Umsiedleramt <strong>Brandenburg</strong> gemeldet, dass das Lager zu 80% aufnahmebereit<br />
sei. 102 Zum 27.6.1946 erfolgte die Meldung: „das Quarantänelager ist<br />
ab sofort bezugsfertig für ca. 2.000 Personen, ausbaufähig für ca. 4.000<br />
Personen.“ 103<br />
5.2. Aufbau des <strong>Vertriebenenlager</strong>s und Lagermitarbeiter<br />
Das ehemalige Ausländerlager der Firma P<strong>in</strong>tsch bestand nach dem<br />
Lagerplan aus 15 Holz- und 17 Ste<strong>in</strong>baracken. 104 Das <strong>Vertriebenenlager</strong><br />
unterteilte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unre<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Zone. Der unre<strong>in</strong>e Teil (Zone<br />
I) diente der Aufnahme der Vertriebenen und der ersten Des<strong>in</strong>fektion. Nach<br />
erfolgter Des<strong>in</strong>fizierung wurden die Personen <strong>in</strong> das re<strong>in</strong>e Lager weitergeleitet,<br />
das sich noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> zwei Zonen aufteilte (Zone II und Zone III). Am<br />
27.6.1946 erfolgte e<strong>in</strong>e erste Besichtigung durch das Landratsamt Lebus.<br />
Die Baracken waren gründlich gesäubert und des<strong>in</strong>fiziert worden und machten<br />
somit e<strong>in</strong>en ordentlichen E<strong>in</strong>druck. Auch außerhalb der Baracken<br />
herrschten hygienisch e<strong>in</strong>wandfreie Zustände. Die Küche verfügte über neun<br />
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