Vertriebenenlager in Brandenburg 1945 - 1953 - Brandenburgische ...
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Davon waren bis zu 70% Altersschwache, Kranke und z.T. geistig beh<strong>in</strong>derte<br />
Personen. Viele dieser Menschen war hilfs- und pflegebedürftig und<br />
musste <strong>in</strong> Altersheimen und Pflegeanstalten untergebracht werden. Die meisten<br />
waren zwischen 60 und 90 Jahren alt. Nach Schätzungen waren nur<br />
15% gesund, und <strong>in</strong>folge ihres Alters nur bed<strong>in</strong>gt arbeitsfähig. Der Gesundheitszustand<br />
wurde im Allgeme<strong>in</strong>en als gut bis befriedigend beschrieben,<br />
akute fieberhafte Erkrankungen waren nicht festgestellt worden. Von den 69<br />
K<strong>in</strong>dern gaben zehn an, Vollwaisen zu se<strong>in</strong>, ferner befanden sich zwölf<br />
Bl<strong>in</strong>de sowie 40 bis 50 geistig beh<strong>in</strong>derte Personen darunter. 138<br />
Auf Befehl der Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration <strong>in</strong> Deutschland und<br />
der Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration Potsdam wurde am 21.10.1947 e<strong>in</strong>e<br />
Kontrolle bezüglich der „W<strong>in</strong>terfestmachung“ des <strong>Vertriebenenlager</strong>s<br />
Fürstenwalde durchgeführt. Es wurde festgestellt, dass sich alle Baracken<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der Bedachung, der Verglasung und der Beleuchtung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
w<strong>in</strong>terfesten Zustand befanden. Die Wege des Lagers waren ausreichend<br />
befestigt, sodass e<strong>in</strong>e Verschlammung während der Regenperiode nicht zu<br />
befürchten war. Decken waren <strong>in</strong> ausreichender Zahl vorhanden. Hier gab es<br />
sogar e<strong>in</strong>en Überbestand, von 2.100 Schlafdecken gegenüber e<strong>in</strong>er zugelassenen<br />
Lagerkapazität von 2.000 Personen. Anders sah es <strong>in</strong> der Krankenpflege<br />
aus. Das Lager besaß für das Krankenrevier nur zehn Bettbezüge,<br />
durch die große Anzahl der kranken Vertriebenen wurden aber dr<strong>in</strong>gend 50<br />
Bettbezüge benötigt. Als e<strong>in</strong> weiteres Beispiel für die schlechte Versorgungslage<br />
sei angeführt, dass es immer noch ke<strong>in</strong>e Strohsäcke gab. Für die<br />
Unterkunftsbaracken gab es nur loses Stroh. Strohsäcke waren nur für das<br />
Krankenrevier vorhanden. Ferner fehlten im Lager noch Essschüsseln sowie<br />
für die Schuhmacherei Sohlenmaterial und Nähgarn. 139 Das Jahr 1948 sah<br />
e<strong>in</strong>en weiteren kont<strong>in</strong>uierlichen Ausbau und e<strong>in</strong>e Verschönerung des Lagers<br />
vor. Im April wurde dazu gemeldet: „Das Lager macht <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>en<br />
tadellosen sauberen und e<strong>in</strong>wandfreien E<strong>in</strong>druck. Insbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Verschönerung <strong>in</strong> Form von Anpflanzungen seien wesentliche Fortschritte<br />
gemacht worden, wie die grüne Rasenfläche,… e<strong>in</strong>e Kanalisation zur<br />
Abwässerung und Fäkalienabführung sei im Bau.“ 140<br />
Insgesamt befand sich das Lager mit Unterkunftsbaracken, Waschräumen,<br />
Entlausungsanlage, Küche, Vorratsraum, Sanitätsstation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „tadellosen<br />
Zustand“ und gab zu Beanstandungen ke<strong>in</strong>en Anlass. Die Versorgung<br />
der Sanitätsstation mit Medikamenten und Spenden war ausreichend. Die<br />
Beschaffung der Lebensmittel erfolgte reibungslos. Es wurde lediglich der<br />
Wunsch zum Ausdruck gebracht, für die werdenden bzw. stillenden Mütter<br />
und Kle<strong>in</strong>stk<strong>in</strong>der im Lager e<strong>in</strong>e Zusatzernährung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er täglich zu<br />
verabreichenden Milchsuppe zu gewähren. E<strong>in</strong> entsprechender Antrag wurde<br />
durch die Wirtschaftsabteilung der Abteilung Umsiedler und Heimkehrer<br />
an die Abteilung Handel und Versorgung gestellt. Im Lager befanden sich zu<br />
diesem Zeitpunkt u.a. 80 Vertriebene, die als E<strong>in</strong>zelgänger von der Polizei<br />
aufgegriffen worden waren, außerdem noch drei Heimkehrer vom letzen<br />
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