magazin - Dr. Walter Wallmann
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Finanzen<br />
Frankfurt wird die Krise meistern<br />
Perspektiven für den Frankfurter Haushalt 2010/11<br />
Die Folgen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise sind auch in Frankfurt am Main spürbar. In diesem und<br />
im nächsten Jahr ist im städtischen Haushalt nur noch mit Gewerbesteuer-Einnahmen von jeweils rund 1 Mrd.<br />
Euro zu rechnen. Das sind pro Jahr 600 Mio. Euro weniger, als noch 2007 und 2008 eingingen – und immer noch<br />
etwa 300 Mio. Euro weniger als im Haushaltsplan 2009 vorgesehen.<br />
Entsprechend groß war für alle Beteiligten<br />
die Herausforderung bei den Chefgesprächen<br />
und Magistratsklausuren<br />
zum Doppelhaushalt 2010/11. Die<br />
grundsätzliche Einsicht in die schwierige<br />
Finanzlage war zwar bei allen vorhanden<br />
und auf den Anmeldelisten<br />
zum Etat befanden sich auch keine<br />
„Wunschschlösser“. Dennoch fi el es in<br />
einigen Ressorts nicht ganz leicht, die<br />
Liste der angemeldeten Projekte noch<br />
einmal zu durchforsten und neue Prioritäten<br />
zu setzen.<br />
An Bildung führt kein Weg vorbei: Auch in der Krise investiert die<br />
Koalition in die Zukunft der Kinder. Bild: dpa<br />
Es zeichnet sich ab, dass die Stadt mindestens<br />
zwei fi nanziell schwierige Jahre<br />
überstehen muss. Das zwingt zu großer<br />
Haushaltsdisziplin. Nach wie vor kann<br />
ich nicht ausschließen, dass im Laufe<br />
des Jahres noch eine Haushaltssperre<br />
erforderlich sein wird.<br />
Klar ist aber trotz der Wirtschaftskrise,<br />
dass es keine Abstriche bei den sozialen<br />
Leistungen geben wird. Gerade<br />
die freiwilligen sozialen Leistungen<br />
sind es, die für eine liberale und weltoffene<br />
Stadt wichtig sind. Ob es der<br />
Ausbau der Kinderbetreuung, die<br />
Sanierung der Schulen, der Bau von<br />
Jugendtreffs und Sportanlagen oder<br />
des Wohnungsbau ist – immer geht es<br />
dabei um die Ziele, das Bildungsangebot<br />
zu optimieren, Frankfurt zur<br />
bundesweit führenden Familienstadt<br />
auszubauen und, nicht minder wichtig,<br />
die Zukunftschancen für die Kinder<br />
und Jugendlichen zu verbessern und<br />
die erfolgreiche Integrationsarbeit der<br />
Koa lition weiterzuführen.<br />
Zur unmittelbaren Bewältigung der<br />
Folgen der Finanzkrise kann die Stadt<br />
Frankfurt am Main in diesem Jahr<br />
immerhin eine Gesamtsumme von<br />
rund 570 Mio. Euro zur Verfügung<br />
stellen. Auf 400 Mio. Euro belaufen<br />
sich die geplanten Investitionsvorhaben<br />
im städtischen Etat, hinzu kommen<br />
169 Mio. Euro durch die Konjunkturprogramme<br />
von Bund und Land<br />
Hessen. Vor allem kleine und mittlere<br />
Firmen in Frankfurt und der Region<br />
sollen von den Projekten profi tieren. In<br />
Von<br />
Uwe Becker<br />
Stadtkämmerer<br />
diesen Wochen werden die ersten Vorhaben<br />
ausgeschrieben, so dass mit<br />
Auftragsvergaben noch vor der Sommerpause<br />
zu rechnen ist. Die beiden<br />
Konjunkturprogramme stellen an die<br />
Stadtverwaltung erhebliche zusätzliche<br />
Anforderungen, so dass auch<br />
einige zusätzliche Stellen geschaffen<br />
werden mussten. Es zeigt sich jedoch<br />
bereits, dass die Verwaltung den Aufgaben<br />
gewachsen ist.<br />
Auch im Doppelhaushalt 2010/11 werden<br />
die städtischen Investitionen auf<br />
hohem Niveau stabilisiert. Es bleibt<br />
dabei, dass die Stadt Frankfurt antizyklisch<br />
reagiert. Dies bedeutet andererseits,<br />
dass auch nach einer Erholung<br />
der Konjunktur der Spielraum für<br />
zusätzliche Ausgaben sehr begrenzt<br />
bleiben wird. Es stehen also weitere<br />
Jahre der Haushaltskonsolidierung<br />
bevor. Wie wichtig diese Politik ist,<br />
zeigt sich gerade jetzt, da die Stadt<br />
Frankfurt am Main aufgrund der soliden<br />
Finanzpolitik der vergangenen Jahre,<br />
des Schuldenabbaus, der restriktiven<br />
Haushaltsführung und einer zurückhaltenden<br />
Ausgabenpolitik der schwarzgrünen<br />
Koalition selbst diese schwere<br />
Krise meistern wird. Dass dies angesichts<br />
des größten Konjunktureinbruchs<br />
in der Geschichte der Bundesrepublik<br />
mit enormen Neuverschuldungen des<br />
Bundes und der Länder auch in Frankfurt<br />
nicht ohne neue Schulden möglich<br />
sein wird, erfordert erst recht für die<br />
Zeit nach der Krise ein klares Bekenntnis<br />
zu zusätzlichen deutlichen Sparbemühungen.