s'Magazin usm Ländle, 6. November 2016
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ARBEITSMARKT<br />
Gibt es Arbeit für alle,<br />
Herr Bereuter?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Bernhard Bereuter leitet ab 1. Dezember das Arbeitsmarktservice (AMS) Vorarlberg<br />
und löst damit den langjährigen Geschäftsführer Anton Strini ab, der sich in die Pension<br />
verabschiedet. Im Interview mit Emanuel Walser und Angelika Drnek erzählt Bereuter,<br />
warum es wichtig ist, als AMS-Berater einen heißen Draht zur heimischen Wirtschaft zu<br />
pflegen und was die neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt für Jobsuchendeund<br />
Jobvermittler bedeuten werden.<br />
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tisch von<br />
Bernhard<br />
AmSchreib-<br />
Bereuter<br />
steht eine kleine Bronzeskulptur,<br />
die an die weltbekannten, langgezogenen<br />
Arbeiten Alberto Giacomettis<br />
erinnert. Zwei Menschen,<br />
die sich die Hand reichen. In der<br />
jeweils anderen Hand: Ein Aktenkoffer,<br />
wohl eines der stärksten<br />
Symbole für die Zugehörigkeit<br />
zumArbeitsmarkt.<br />
Derzeit sind Sie noch Leiter der Abteilung<br />
„Service für Unternehmen“,<br />
aber ab 1. Dezember sind Sie Geschäftsführer<br />
des gesamten AMS<br />
Vorarlberg. Eine Umstellung?<br />
Daswirdessicher werden, denn da<br />
kommen einige neue Aufgaben auf<br />
mich zu: Budget, Zielplanung, Kooperationen<br />
mit den Sozialpartnern.<br />
Sicher eine Herausforderung,<br />
abereine spannende.<br />
Für gewisse Gruppen ist der Arbeitsmarkt<br />
anscheinend nicht gemacht:<br />
Menschen über 50 und ganz junge<br />
Personen etwa. Muss man sich von<br />
der Idee verabschieden, dass es für<br />
alle Arbeit gibt?<br />
Strukturell gesehen ist es sicher so,<br />
dass derArbeitsmarkt nichtfür alle<br />
Angebote hat. Einerseits gibt es<br />
hohe Anforderungen von der<br />
Wirtschaft, andererseits bringen<br />
nicht alle Jobsuchenden diese<br />
Voraussetzungen mit. Wir sehen<br />
das zum Beispiel bei Niedrigqualifizierten.<br />
Da haben nur 46 Prozent<br />
der Vorgemerkten einen<br />
Pflichtschulabschluss. Dieser Anteil<br />
wird tendenziell eher sinken.<br />
Wirhaben ja verschiedene Modelle,<br />
die zu einem Lehrabschluss<br />
führen. Gleichzeitig sinkt aber<br />
auch die Zahl der Jobangebote für<br />
Menschen mit niedriger Qualifizierung.<br />
Gerade in diesemBereich<br />
wirdverstärkt automatisiert.<br />
Michael Diettrich vom Dowas fordert<br />
genau das: Mehr Jobs für Niedrigqualifizierte.<br />
Das ist eben eine schwierige Sache.<br />
Im Bereich erweiterter Arbeitsmarkt<br />
sind wir aber in Vorarlberg<br />
gut aufgestellt. Wir haben<br />
sozialökonomische Betriebe und<br />
gemeinnützige Beschäftigungsprojekte.<br />
Dabieten wir über 800<br />
Eintrittsmöglichkeiten im Jahr.<br />
Im Vergleich zuanderen Bundesländern<br />
ist das eine starke Struktur,<br />
nur sind das eben zeitlich befristete<br />
Jobs. Unser Ziel ist die Integration.<br />
Die zweite wichtige<br />
Schiene ist die Weiterbildung, in<br />
der man sich Qualifizierungen erwerben<br />
kann. Wenn es dann immer<br />
noch nicht funktioniert, dann<br />
ist der zweite Arbeitsmarkt eine<br />
Brücke in den ersten. Ein dauerhafter<br />
zweiter Arbeitsmarkt ist<br />
meiner Meinung nach keine gute<br />
Idee. Ziel muss immer der erste<br />
Arbeitsmarkt sein.<br />
Die Arbeitswelt verändert sich rasant,<br />
sie wird flexibler und herausfordernder.<br />
Kann das jeder erbringen<br />
oder gibt es einfach keine Chancengerechtigkeit?<br />
Durch die Entwicklung auf demArbeitsmarkt<br />
verändern sich die<br />
Anforderungen. Dadurch schwindenauch<br />
die niederschwelligenBereiche,<br />
weil die Firmen das oft<br />
nicht mehr mittragen können.<br />
Nicht alle Firmen können da auch<br />
sozial denken. Ein Problem sind<br />
auch die älteren Jobsuchenden,<br />
denn da machen sich oft schon<br />
körperliche Einschränkungen<br />
breit. Bei Menschen bis 25<br />
Jahre gibt eszehn Prozent <br />
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