s'Magazin usm Ländle, 6. November 2016
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ARBEITSMARKT<br />
FORTSETZUNG<br />
körperliche Einschränkungen, bei 25<br />
bis 45 Jahre alten Personen sind es<br />
20 Prozent, und bei den über 45-Jährigen<br />
sind esbereits 40 Prozent. Die<br />
Herausforderung<br />
ist natürlich größer,<br />
wenn Alter, körperliche Einschränkung<br />
und mangelnde Qualifizierung<br />
zusammenkommen.<br />
Ist das Angebot des AMS zur Integration<br />
bereits auf diese Herausforderungen<br />
zugeschnitten?<br />
Das Geld ist sicher sinnvoll eingesetzt.<br />
Was ich gut finde, sind die arbeitsplatznahen<br />
Qualifizierungen.<br />
Das Unternehmen entscheidet sich<br />
für eine Person, und dann kann man<br />
daran gehen, die fehlenden Qualifizierungen<br />
nachzuholen – angepasst<br />
an den Arbeitsplatz. Weniger werden<br />
die Kurse für eine bestimmte Qualifizierung<br />
für Personen, die noch gar<br />
kein Jobangebot haben.<br />
Die Arbeit ist nicht nur ein Versorgungsposten,<br />
sondern steht auch für<br />
vieles mehr. Sollte man Ihrer Meinung<br />
davon abgehen, die Arbeit zu besteuern<br />
und stattdessen in Richtung Ressourcen-Steuer<br />
gehen?<br />
Gerade bei den niedrigen Einkommen<br />
müsste es eine größere Entlastung<br />
geben. Der Kollektivvertrag ist<br />
in manchen Branchen doch recht<br />
niedrig angesetzt, da wäre es wichtig,<br />
wenn mehr Geld zur Verfügung stehen<br />
würde. Dieses Geld ginge inden<br />
direkten Konsum. Das Einkommen<br />
sollte wirklich existenzsichernd sein.<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Es gibt eine Debatte über Mindestsicherung<br />
und Arbeit, die nicht satt<br />
macht. Sind Sie für eine Deckelung der<br />
Mindestsicherung?<br />
Ich denke nicht, dass die Mindestsicherung<br />
so hoch ist, dass die Motivation<br />
zu arbeiten darunter leidet.<br />
Wichtig ist aber die Einstellung zur<br />
Arbeit an sich. Die sollte sicherlich<br />
einen höheren Stellenwert haben, als<br />
etwa Mindestsicherung zu beziehen.<br />
Aber das ist eine individuelle Einstellungssache.<br />
Wie erleben Sie denn die Motivation<br />
der Klienten beim AMS?<br />
Der weit größere Teil ist hoch motiviert.Esgibt<br />
ja ganzunterschiedliche<br />
Gründe, warum sie aus den Arbeitsmarkt<br />
gefallen sind. Und es kann unterschiedlich<br />
lange dauern, bis jemand<br />
wieder hineinfindet. Natürlich<br />
gibt esauch andere, deren Interesse<br />
an einer neuen Stelle nicht sehr groß<br />
ist. Da schauen wir aber ganz besonders<br />
darauf. Darum gibt es ja Vereinbarungen<br />
mit unseren Kunden, die<br />
auch eingehalten werden müssen.<br />
Und das geht quer durch, esgibt keine<br />
spezielle Gruppe, die weniger motiviertist<br />
als eine andere.<br />
Lassen Sie sich noch vonden Geschichten<br />
hinter den Zahlen berühren?<br />
Natürlich bekommt man diese Geschichten<br />
mit. Nur ist das eben etwas,<br />
das der Gegenwart oder Vergangenheit<br />
angehört –und unser Blick geht<br />
ganz stark indie Zukunft.<br />
Braucht es mehr individuelle Beratung<br />
im AMS und damit auch mehr Personal?<br />
Die Beratungen nehmen sicherlich<br />
Der designierte AMS-Landesgeschäftsführer<br />
BernhardBereuter im Gespräch mit Angelika<br />
Drnek und Emanuel Walser.<br />
Geboren 1973, nach der MaturaWeiterbildung in Human Resources,<br />
KeyAccount und Betriebswirtschaft.Berufliche Stationen<br />
beim AMS als Stellvertretender Landesgeschäftsführer<br />
(2009), als Leiter der Abteilung Service für Unternehmen<br />
(2005) und davor als Berater.Verheiratet,dreiKinder.<br />
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zu. Man muss sich die Problemlage<br />
genau ansehen und dann einen Plan<br />
entwerfen,wie es weitergehen könnte<br />
– fallgebezogen. Wir haben bereits<br />
mehr Personal bekommen, andererseits<br />
wird es eine neue Jobplattform<br />
geben, die effizienter sein soll. So<br />
werden auch Ressourcen für die Beratung<br />
frei.Und wasganz wichtig ist:<br />
Kontakte zur heimischen Wirtschaft.<br />
Durch diese Kontakte können wir<br />
vielenChancen bieten, die sie auf sich<br />
gestellt nicht hätten. Als Berater ist<br />
es natürlich einfacher, wenn man mit<br />
den Personalverantwortlichen der<br />
großen Firmenauf Du und Du ist.<br />
Wie sehen Sie die Integration der<br />
Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt? Ist<br />
das machbar?<br />
Im kommenden Jahr haben wir ein<br />
Angebot für Jugendliche, das zum<br />
Hauptschulabschluss und schließlich<br />
zu einer Lehre führen soll. Wasmedial<br />
stark transportiert wurde, war,<br />
dass mit denFlüchtlingen so vielegut<br />
qualifizierte Arbeitskräfte kommen.<br />
Das stimmt so nicht. Und die Integrationauch<br />
von Erwachsenen in den<br />
Arbeitsmarkt geht einfach nicht so<br />
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