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ADAM - The Magazine l Summer 2016

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100 PErSPECtiVE<br />

AdAm <strong>The</strong> <strong>Magazine</strong> 101<br />

JulIan SchnabEl<br />

„hÖr auf keiNeN, weNN es um deiNe kuNst geht.“<br />

text DAmiAnA mAriAni<br />

DER mann, DER SElbST kEInE büchER lIEST, haT EInS gESchRIEbEn. langE ZEIT vERgRIffEn,<br />

ERSchEInT cvJ nun In bESOnDERER EDITIOn. JulIan SchnabEl fühRT DaRIn DuRch SEInE<br />

wERkE unD DIE vERgangEnEn DEkaDEn DER malEREI. vOR allEm abER IST cvJ EIn buch<br />

übER DIE wahRhEIT DER kunST – unD übER EInEn mITTEllOSEn JungEn, DER SIE umgEbEn<br />

vOn lEEREn pIZZaSchachTEln fInDET.<br />

Angst, Abscheu, Ekstase, liebe, ein tiefverankertes, zum Ausbrechen<br />

geborenes Gefühl von freiheit, all das kommt in einem<br />

hoch beim Anblick dieser Bilder. Julian Schnabels Erfahrungen,<br />

ausgedrückt mit Pinsel, hand, mit öl, Wachs, auf holz, leinen,<br />

mittels Scherben, mittels allem, was da ist. Schnabel lässt einen<br />

im Glauben, licht strahle aus seinen Bildern. da ist leben. Und<br />

wo leben ist, ist immer auch Kampf.<br />

es ist gut, arm zu seiN<br />

Julian Schnabel ist jung, als es ihn 1973 von texas nach new<br />

York, ins Kunstkapital des 20. Jahrhunderts zieht. Und er hat<br />

kaum Geld. doch zum Pizzaessen und Bildermalen reicht es.<br />

„Ich wEISS nIchT wIE<br />

SchÖnhEIT auSSIEhT, abER<br />

Auch wenn ihm die Utensilien für letzteres immer mal wieder<br />

ausgehen. „ich weiss, wie es ist, arm zu sein“, gesteht er,<br />

„Wie es ist, hunger zu leiden. das ist ein Vorteil. Es schenkt mir<br />

Empathie für die menschen.“ Schnabel arbeitet als taxifahrer,<br />

als Koch, schläft auf seinen Gemälden. den Job als fahrer<br />

verliert er nach einer frontalkollision um 4 Uhr morgens. Und<br />

CVJ - Nicknames of Maitre D‘s & Other Excerpts from Life Unikat in handbemaltem<br />

Leineneinband, Acryl auf Leinwand ca. CHF 6‘430.-<br />

eiN scherBeNhaufeN, der gläNzt<br />

in seiner nun wieder erschienen Autobiografie CVJ erzählt<br />

Schnabel von diesem moment, wenn ein Bild kein Bild mehr ist,<br />

Ich wEISS, wIE ES SIch<br />

er flucht. Jenen als Koch hängt er selbst an den nagel, um den<br />

europäischen Kontinent zu bereisen. italien beeindruckt ihn.<br />

Ein abgebrannter Künstler, begnadet wie er, findet Zuneigung<br />

sondern eine Erlösung. Wenn die Kunst aus einem ausbricht.<br />

Und er berichtet vom steinigen Weg zur Anerkennung, die ihm<br />

Ende der 1970er-Jahre mit seinen Plate Paintings (Bilder aus<br />

anfühlT, wEnn Ich SIE<br />

in diesem künstlerischen Chaos. Seine ersten Werke verkauft<br />

er unter Wert. manchmal will er nicht mal, aber „es gibt einen<br />

Punkt in deinem leben, an dem du es dir nicht mehr leisten<br />

bemalten tellerscherben) zuteilwird. Es ist ein schlicht grossartiges<br />

Buch, bestückt mit den bedeutendsten Werken des rundumkünstlers.<br />

denn obschon sich Schnabel vor allem als malenden<br />

gESEhEn habE.“<br />

juliaN schNaBel iN cvj.<br />

Photo Copyrights: Julian Schnabel<br />

kannst, deine Bilder nicht zu verkaufen“, sagt Schnabel. im<br />

Sommer 1978 erhält er seine erste Exhibition in der düsseldorfer<br />

Galerie dezember. der Erfolg bleibt aus. doch Schnabel<br />

boxt sich weiter durch. Er empfindet ein tiefes Bedürfnis, zu<br />

malen, als würde er ertrinken, müsste er es unterbinden. Was<br />

gut ist, denn Schnabels gefeierter durchbruch in new York ist<br />

zu diesem Zeitpunkt nur noch monate entfernt.<br />

Künstler bezeichnet, besteht der 65-Jährige doch in zahlreichen<br />

disziplinen der Kunst meisterlich: etwa in der Architektur, der<br />

fotografie, im design und film. So könnte man Schnabel durchaus<br />

auch als Philosophen verstehen, der sich über unterschiedliche<br />

Kanäle auf wundersame, wunderschöne Weise auszudrücken<br />

weiss. Alle Kunst ist Philosophie, es gibt keine Antworten,<br />

es gibt nur die Wahrheit, die jeder selbst finden muss.

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