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60 passion<br />
adam <strong>The</strong> <strong>Magazine</strong> 61<br />
Weniger ist mehr<br />
So bekannt die Marke McLaren in der Formel 1, so wenig populär sind die Modelle<br />
für die Strasse. Ein echter Frevel findet jeder, der mal einen fahren durfte.<br />
Text Wilma Fasola<br />
Photos Copyrights: McLaren<br />
Mann fragt: „Was ist das für ein Auto?“ Frau antwortet: „Für<br />
diesen Tag meines.“ Und dann habe ich freundlich gelächelt<br />
und die Männer auf dem Trottoir zurückgelassen. So erstaunt<br />
wie ahnungslos in Bezug auf die Marke des Autos. Ich habe einfach<br />
den Gaspedal durchgetreten, zumindest so weit, wie es auf<br />
Schweizer Strassen ohne Begleiterscheinungen von Blaulicht<br />
oder Spätfolgen möglich war. Die Höchstgeschwindigkeit von<br />
333 km/h habe ich so natürlich nicht erreicht. Doch auch im<br />
entschleunigten Tempo röhrt es und fühlt sich grossartig an.<br />
Orgasmus war gestern. Denn 650 PS unter dem Hinterteil<br />
zu haben, macht Frau zum Wiederholungstäter. Denn der<br />
McLaren 650S ist ein cooles Teil und das nicht zuletzt, weil er ein<br />
recht unbekannter Verkehrsteilnehmer ist. Während Ferrari,<br />
Lamborghini und selbst eine Corvette kaum noch für Aufregung<br />
sorgen, ist der Hochleistungs-Sportwagen aus der britischen<br />
Sportwagen-Schmiede McLaren ein Selfie-King. Jeder will ein<br />
Foto, einmal anfassen und am liebsten natürlich einsteigen.<br />
Doch sorry, an diesem Tag habe ich keinen Mitfahrer geduldet.<br />
Es gab nur ihn und mich. Und die Strasse natürlich.<br />
Orange war er, mein Partner. Die Hausfarbe von McLaren und<br />
sicher auch ein Grund, warum man uns so nachschaute. Bereits<br />
beim Einsteigen durfte ich erfahren, dass der 650S kein<br />
Sportwagen wie jeder andere ist. Ich brauchte ein wenig Platz,<br />
damit die Schmetterlingstüren beim Öffnen nicht den Nachbarn<br />
touchieren. Doch einmal offen, empfing mich das Innere mit<br />
jedem Komfort. Automatisch fuhr der Sitz zurück und das Cockpit<br />
selbst ist dezent gehalten. Es braucht nur wenige Sekunden,<br />
um es zu verstehen. Auf unzähligen Hebeln und Knöpfchen hat<br />
man mit Blick auf den Fahrspass verzichtet. Es geht ums Fahren,<br />
nicht Studieren. Das Siebengang-Getriebe funktioniert ausserdem<br />
automatisch, kann auf Wunsch aber in den manuellen<br />
Modus geschalten werden.<br />
Ich fuhr an diesem Tag automatisch, was den Fahrspass jedoch<br />
in keiner Form minderte. Der 3,8-Liter V8-Motor lief zuverlässig,<br />
die Formel-1-Technik funktionierte perfekt und an jeder<br />
Ampel war ich der Hit. Von der Tankstelle will ich gar nicht<br />
reden. Ich jedenfalls habe an diesem Tag zum ersten Mal erlebt,<br />
dass der Tankwart mir die Tankfüllung gratis offerierte, wenn<br />
ich ihn einmal ans Steuer lassen würde. Aber auch hier habe ich<br />
gelächelt, gezahlt und freundlich zum Abschied gewunken. Die<br />
einzige Ausnahme: Ich habe ihm verraten, unter welcher Marke<br />
mein PS-starker Freund zu finden ist.