08.12.2012 Aufrufe

Bulletin - Deutscher Museumsbund

Bulletin - Deutscher Museumsbund

Bulletin - Deutscher Museumsbund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ISSN 1438-0595<br />

Initiativen, Ideen, Inspiration:<br />

Vermittlungsangebote auf<br />

www.museumbildet.de<br />

Die engagierte Vermittlungsarbeit der Museen verdient<br />

Aufmerksamkeit! Diese so einfache wie wichtige Überzeugung<br />

liegt dem Projekt KulturGut vermitteln – Museum bildet! zu<br />

Grunde. Die Pilotphase des durch den Beauftragten der<br />

Bundesregierung für Kultur und Medien und die Deutsche Bank<br />

Stiftung geförderten Projektes fand am 14. Dezember 2010 mit<br />

einer Veranstaltung ihren vorläufigen Abschluss.<br />

Ein großer Dank des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es und der beteiligten<br />

Kooperationspartner, dem Bundesverband Museumspädagogik,<br />

dem Institut für Museumsforschung, Kinder<br />

zum Olymp!, der Bildungsinitiative der Kulturstiftung der<br />

Länder und der Kunsthalle Emden – geht an die über 1.000<br />

Museen, die sich von Ende April bis August dieses Jahres<br />

an der bundesweiten Online-Erhebung zur Bildungs- und<br />

Vermittlungsarbeit beteiligt haben. Rund 800 Museen haben<br />

ausführliche, statistisch auswertbare Angaben zu den räumlichen,<br />

personellen und finanziellen Rahmenbedingungen ihrer<br />

Vermittlungsarbeit, zum Programmspektrum und vielem mehr<br />

eingetragen. Außerdem liegen uns über 900 Beschreibungen<br />

von Vermittlungsangeboten für unterschiedliche Zielgruppen<br />

vor. Teilgenommen haben kleine und große Museen aller<br />

Sparten aus der gesamten Bundesrepublik, so dass sich ein<br />

repräsentativer Schnitt durch die Museumslandschaft ergibt.<br />

Das ist ein toller Erfolg, der dem ganz und gar nicht selbstverständlichen<br />

Engagement der teilnehmenden Museen zu<br />

verdanken ist. Dieses verdient besondere Anerkennung, da<br />

sie sich weder von technischen, strukturellen noch zeitlichen<br />

Erschwernissen, die das Ausfüllen des Fragebogens zum Teil<br />

mit sich gebracht hat, haben abhalten lassen. Der Fragebogen<br />

konnte der Heterogenität der deutschen Museumslandschaft<br />

mit sehr kleinen sowie mit sehr großen Einrichtungen nicht<br />

immer gerecht werden. Als Online-Erhebung konzipiert<br />

haben wir Neuland betreten und sahen sowohl uns als auch<br />

die Teilnehmer vor verschiedenste Herausforderungen gestellt.<br />

Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle konn-<br />

<strong>Bulletin</strong><br />

Ausgabe 4 / 10<br />

ten in zahlreichen Telefonaten und E-Mail-Korrespondenzen die<br />

meisten Steine aus dem Weg geräumt werden, so dass nun<br />

eine aussagekräftige Auswertung möglich ist.<br />

Das Ergebnis der Erhebung ist ein Datenschatz, der auf der<br />

neu gestalteten Website www.museumbildet.de öffentlich zugänglich<br />

ist: in Form einer Datenbank mit Vermittlungsprojekten<br />

sowie mit ersten statistischen Ergebnissen. Eine ausführliche<br />

Auswertung der Daten folgt 2011.<br />

Die Datenbank als Ideen- und Erfahrungspool soll zu einem<br />

lebendigen und ständig erweiterbarem Forum werden, in<br />

dem neben Leuchtturmprojekten andere, funkelnde Vermittlungsangebote<br />

kleiner wie großer Museen in Deutschland ihren<br />

Auftritt erhalten. Wir freuen uns darauf, sie kennenzulernen,<br />

und laden alle Museen schon jetzt sehr herzlich ein, erstmals<br />

oder weiterhin neue Bildungs- und Vermittlungsangebote einzustellen.<br />

Und wir laden alle Interessierten ein, sich von der<br />

Kreativität und der Qualität der Vermittlungsangebote begeistern<br />

und inspirieren zu lassen.<br />

Dr. Volker Rodekamp<br />

Präsident<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Museumsbund</strong><br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 1


Fachgruppen und Arbeitskreise<br />

Geschichtsmuseen<br />

Die Herbsttagung der Fachgruppe Geschichtsmuseen zum Thema<br />

„Vermittlung – zentrales Thema professioneller Museumsarbeit“<br />

vom 13. bis 15. November in Lörrach und Basel war mit 91<br />

Teilnehmern gut besucht. Nach der Begrüßung durch Dr. Jochen<br />

Schicht, Leiter des Fachbereiches Kultur und Medien der Stadt<br />

Lörrach und Dr. Michael Hütt, Präsident des Museumsverbands<br />

Baden-Württemberg, erinnerte Fachgruppensprecher Markus<br />

Moehring daran, dass die Tagung eine Reihe von vier Tagungen<br />

zu den Museumsstandards beendet. Den ersten Tagungskomplex<br />

leitete Dr. Astrid Pellengahr (Stadtmuseum Kaufbeuren) und<br />

unterstrich die zentrale Bedeutung des Themas Vermitteln im<br />

Museum. In ihrem sehr grundsätzlichen Referat „Zu Studienund<br />

Bildungszwecken, zu Freude, Spaß und Genuss – Das<br />

Museum als Ort des Lernens und Vergnügens, der Begegnung<br />

und Inspiration“ verwies Prof. Dr. Gisela Weiß auf die historisch<br />

schon frühzeitige Orientierung musealer Sammlungen auf<br />

die Vermittlung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Im Folgenden<br />

schlug Prof. Weiß einen Bogen über die Diskussionen der<br />

1970er und 1980er Jahre bis in die Gegenwart. Die damalige<br />

Diskussion unter dem Schlagwort „Lernort contra Musentempel“<br />

wurde in den 1990er Jahren vor allem durch Inszenierungen<br />

und szenographische Formen verdrängt. Obwohl dem Museum<br />

eine gewisse Deutungshoheit zugesprochen werde, heiße<br />

Ausstellen immer auch „zur Diskussion stellen“. Der folgende<br />

Beitrag „Kriterien guter Bildungs- und Vermittlungsarbeit.<br />

Zwischenbilanz und Ausblick“ von Dr. Hannelore Kunz-Ott<br />

(Vor sitzende des Bundesverbandes Museumspädagogik und<br />

Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern) verwies<br />

auf die Publikation von 2008 „Qualitätskriterien für Museen:<br />

Bildungs- und Vermittlungsarbeit“ (abrufbar unter www.<br />

museumsbund.de ➞ Publikationen ➞ Leitfäden) als praxisorientierte<br />

Handreichung und stellte insgesamt sieben Aspekte in<br />

den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Zentraler Leitgedanke sei,<br />

dass Vermittlung und Bildung integraler Bestandteil der Museen<br />

sein müsse.<br />

In den folgenden Beiträgen wurden nun konkrete Formen<br />

der Vermittlung aus verschiedenen Museen vorgestellt. Dabei<br />

erwies es sich als Vorteil, dass der Tagungsort im Dreiländereck<br />

auch spannende Einblicke in Museen in der Schweiz und in<br />

Frankreich bot. Zunächst stellte Susanne Gessner (Historisches<br />

Museum Frankfurt/Main) am Samstag aber noch das Konzept<br />

der Neugestaltung des Historischen Museums in Frankfurt<br />

„Von Anfang an dabei! Zur Neukonzeption des Stadtlabors im<br />

2 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

historischen museum frankfurt“ vor. Als Leiter des Museums<br />

am Burghof führte Markus Moehring in Geschichte und Ver-<br />

mittlungsangebote des gastgebenden Museums am Burghof<br />

ein. Nach dem Empfang durch Oberbürgermeisterin Gudrun<br />

Heute- Bluhm bestand Gelegenheit zur Besichtigung des Museums<br />

depots und der Ausstellungen, deren Besonderheit in ihrer<br />

trinationalen Ausrichtung und Mitmachorientiertheit liegt.<br />

Am Sonntagvormittag moderierte Dr. Anke Hufschmidt (LWL<br />

Freilichtmuseum Hagen) die rege Diskussion. Astrid Wolters<br />

(Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf) machte in ihrem<br />

Beitrag „Eine andere Sicht – perspektivisches Schreiben als<br />

Vermittlungsmethode“ auf eine spezielle Vermittlungsmethode<br />

aufmerksam. Gefion Apel (LWL-Freilichtmuseum Detmold) berichtete<br />

in ihrem Beitrag „Bühnereif! Westfalen – Wisconsin<br />

und zurück – ein Projekt mit dem Landestheater Detmold im<br />

LWL-Freilichtmuseum Detmold“ über die Zusammenarbeit<br />

mit einem Theater. Pascal Meyer stellte das Schweizerische<br />

Landesmuseum in Zürich vor und hielt einen eindrucksvollen<br />

Vortrag über „Inszenierte Geschichte im Nationalmuseum –<br />

Wege der Vermittlung“. Als Beispiel aus dem nahen Frankreich<br />

thematisierte Dr. Monique Fuchs „Das Historische Museum in<br />

Straßburg. Gedanken über die Möglichkeiten, die Geschichte<br />

einer Stadt mit Objekten darzustellen und zu vermitteln“.<br />

In der Fachgruppensitzung wurde noch einmal ausführlich das<br />

Arbeitspapier „Nachhaltiges Sammeln. Ein Positionspapier<br />

zum Sammeln und Abgeben von Museumsgut“ diskutiert. Mit<br />

großer Mehrheit beschloss die Fachgruppe, dem Vorstand<br />

des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es folgende Änderung des<br />

Positionspapiers der Geschichtsmuseen zukommen zu lassen:<br />

„Unter dem Einfluss der aktuellen Entwicklungen der öffentlichen<br />

Haushalte (z. B.: Einführung der Doppik) und der damit<br />

verbunden Gefahr für die historisch wertvollen Sammlungen<br />

der Geschichtsmuseen verbietet sich aus Sicht der Fachgruppe<br />

Geschichtsmuseen der Verkauf von Sammlungsobjekten“.<br />

Die Tagung endete mit einer Exkursion nach Basel. Dominik<br />

Wunderlin, stellvertretender Direktor des Museums der Kulturen,<br />

informierte über die reiche Basler Museumsszene. Dr. Burkard<br />

v. Roda, Direktor des Historischen Museums Basel, stellte dessen<br />

reiche Sammlungen vor und lud die Gäste zum abschließenden<br />

Empfang.<br />

Der nächste Fachgruppentag findet am 11. Mai. 2011 in Magdeburg<br />

statt, die nächste Herbsttagung wird vom 12. bis zum 14.<br />

November 2011 im Stadtmuseum Berlin durchgeführt.<br />

Kurzbericht von Steffen Krestin, den vollständigen Beitrag<br />

finden Sie unter www.museumsbund.de/de/fachgruppen_<br />

arbeitskreise/geschichtsmuseen_fg/themen/berichte.


Fachgruppensprecher:<br />

Markus Moehring<br />

Museum am Burghof<br />

Basler Straße 140<br />

79540 Lörrach<br />

Tel.: 07621 / 91937-0<br />

Fax: 07621 / 919372-0<br />

M.Moehring@loerrach.de<br />

Weitere Ansprechpartner der Fachgruppe finden Sie unter<br />

www.museumsbund.de (➞ Fachgruppen & Arbeitskreise).<br />

Kulturhistorische Museen<br />

und Kunstmuseen<br />

Zur Herbsttagung der Fachgruppe Kulturhistorische Museen<br />

und Kunstmuseen Museen im Deutschen <strong>Museumsbund</strong> am 8.<br />

November 2010 widmeten sich die Mitglieder im Staatlichen<br />

Museum Schwerin dem Thema „Museumsdepot – Konzepte<br />

und Realisierungen“. Als Referenten hatte die Fachgruppe<br />

den Architekten Prof. Volker Staab, Berlin und den Leitenden<br />

Museumsdirektor der Städtischen Museen Freiburg, Dr. Tilmann<br />

von Stockhausen, eingeladen, die beide aus ihrer Sicht über<br />

ihre Erfahrungen zum Thema Depotneubauten referierten. Die<br />

Fachgruppe griff damit ein Thema auf, dass erstmals auf der<br />

Fachgruppensitzung im Rahmen der Jahrestagung des Deutschen<br />

<strong>Museumsbund</strong>es 2008 in Emden Interesse geweckt hatte, u. a.<br />

auch in Verbindung mit den Um- und Neubauten von Museen<br />

aktuell und in den kommenden Jahren, um nötiges Wissen besser<br />

zu bündeln und in einen intensiveren Erfahrungsaustausch<br />

zu kommen.<br />

In einem einleitenden Kurzreferat beschrieb Dr. Dirk Blübaum<br />

die derzeitige Situation in Schwerin: die Planungen für ein zukünftiges<br />

Zentraldepot, das das Staatliche Museum Schwerin<br />

zusammen mit dem Amt für Kultur- und Denkmalpflege und<br />

dem Landeshauptarchiv nutzen soll. Herr Blübaum legte dabei<br />

dar, dass aufgrund der nun für die Schweriner Sammlung vorliegenden<br />

Kenntnisse über die benötigten Depotflächenfrühere<br />

Planungen, die ein Depot im Innenhof des Museums vorsahen,<br />

nicht mehr realisiert werden können. Damals war man von rund<br />

1800 Quadratmetern benötigter Depotfläche ausgegangen.<br />

Inzwischen ist bekannt, dass eine zentralisierte Lagerung des<br />

gesamten Bestandes – außer dem des Kupferstichkabinetts –<br />

rund 4500 Quadratmeter verlangt.<br />

Prof. Volker Staab, der bereits den Neubau des Neuen<br />

Museums in Nürnberg und das Museum Sammlung Schäfer in<br />

Schweinfurt realisiert hat sowie augenblicklich den Um- und<br />

Neubau des LWL-Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte<br />

in Münster, den Umbau der Neuen Galerie in Kassel und<br />

einen Museumsneubau in Ahrenshoop verantwortet, informierte<br />

in seinem Vortrag über den von ihm realisierten Neubau<br />

des Zentraldepots im Albertinum in Dresden und stellte anschaulich<br />

dar, welche baulichen und gestalterischen Folgen<br />

die Einbringung des Depots in die Dachgeschossebene nach<br />

sich zog. So waren es in erster Linie statische Probleme, die<br />

dazu führten, dass letzten Endes der gesamte Baukörper angefasst<br />

und in Teilen saniert werden musste. Der durch den<br />

eingehängten Depotneubau entstandene Innenhof hat sich<br />

binnen kurzer Zeit zu einem zentralen Ort innerhalb des<br />

Museums entwickelt. Diese zentrale Halle ermöglicht die neue<br />

Verortung von Museumshop und Kasse sowie die Nutzung für<br />

Vorträge und Konzerte. In dem eingehängten Depotgeschoss<br />

selber befinden sich in der obersten Etage Werkstätten, die<br />

dadurch Tageslichteinfall haben, während in der Etage unter<br />

den Werkstätten das fensterlose Gemäldedepot platziert wurde.<br />

So war die Schaffung eines 2.000 qm großen Gemäldedepots<br />

mit Bauteiltemperierung mit einer Zuwachsplanung für 30 Jahre<br />

möglich. Weitere Depots befinden sich im Altbau, wobei diese<br />

aufgrund des fehlenden Platzes als Schaudepots in den<br />

Rundgang durch die Sammlungen eingebaut wurden.<br />

Die Antikensammlung soll später ausgelagert werden und ist<br />

zurzeit in einer Art „Schaudepot“ im Erdgeschoss eingelagert.<br />

Ein Möbeldepot konnte gar nicht mehr in dem Gebäude<br />

untergebracht werden, so dass dafür später eine externe Lösung<br />

gefunden werden muss. Um eine möglichst optimale Ausnutzung<br />

der zur Verfügung stehenden Fläche zu erreichen, wurde das<br />

Gemäldedepot zusammen mit einem Fachplaner geplant, um so<br />

zu gewährleisten, dass der beschränkte Platz möglichst effizient<br />

ausgenutzt werden kann. Um die Folgekosten im Griff zu behalten,<br />

sind neben dem Depot nur wenige weitere Flächen klimatisiert:<br />

Werkstätten und die Galerie der Neuen Meister. Durch<br />

die „Deckelung“ des Innenhofs dürfte sich auch die Klimabilanz<br />

des gesamten Gebäudes positiv verändern, weil die ehemaligen<br />

Außenfassenden des Innenhofes durch den Depoteinbau zu<br />

innenliegenden Wänden wurden.<br />

Dr. Tilmann von Stockhausen berichtete in seinem Vortrag<br />

von einem diametral gelagerten Ansatz. Da die fünf in dem<br />

Städtischen Amt zusammengefassten Museen über zahlreiche,<br />

verstreut liegende und konservatorisch unzureichende Depots<br />

verfügten, wurde der Entschluss gefasst, für alle Museen ein<br />

zentrales Depot zu errichten. Mit Unterstützung der Beratungsfirma<br />

k3 Artservice wurden unterschiedliche Szenarien<br />

durchgespielt, anhand derer gegenüber der Politik dargelegt<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 3


werden konnte, dass ein Depotneubau finanziell günstiger sei,<br />

als einen Altbau zu ertüchtigen. Die Gesamtkosten in Höhe von<br />

7 Mio. EUR werden – außerhalb des städtischen Haushaltes<br />

– durch die „Freiburger Stadtbau“ (als städtische GmbH eine<br />

„Tochter“ der Stadt), die zugleich Investor und Bauherr ist, finanziert.<br />

Das als Passivhaus geplante Depot konnte deshalb<br />

ohne Architektenwettbewerb realisiert werden (Spatenstich<br />

Dez. 2010, geplante Fertigstellung 2012). Mit dem Bau wurden<br />

die Freiburger Architekten Pfeiffer und Kuhn beauftragt,<br />

die auf Passivbauten spezialisiert sind. Das Universalklima<br />

(ohne Klimaanlage, nur Befeuchtung der Umluftrotationsverfahren)<br />

funktioniert durch starke Dämmung, Wände ohne<br />

Fenster sowie einen stark eingeschränkten Zugang der<br />

Räumlichkeiten.<br />

Das Museumsamt und zwei weitere Mieter des Depots<br />

tilgen in den kommenden 30 Jahren über Mietzahlungen die<br />

Investitionssumme, so dass danach das dann abgeschriebene<br />

Gebäude in das Eigentum der Stadt fällt. Wegen der<br />

hohen Grundstückskosten in der Freiburger Innenstadt wird<br />

der Depotneubau an den Stadtrand in Richtung Autobahn<br />

verlegt. Dort verfügt die Stadt über eine noch unbebaute<br />

Immobilie, die infrastrukturell für die Anlage eines Depots geeignet<br />

ist. Auf dem Dach des Null-Energie-Hauses wird eine<br />

Photovoltaik-Anlage installiert werden, die das Depot quasi<br />

autark machen soll. Um weitere Kosten zu sparen, wurde auf<br />

eine Feuerlöschanlage verzichtet. Bei einer Gesamtfläche von<br />

5.100 qm und Gesamtkosten von ca. 7 Mio. EUR ergibt sich<br />

ein qm-Preis von 1.349 EUR pro qm (ohne Einrichtung der<br />

Werkstätten). Es ergibt sich ein Mietpreis von 7 EUR pro qm.<br />

Die Depotfläche ist auf 25 % Zuwachs angelegt.<br />

Die Kosten der Machbarkeitsstudie und des Pflichtenbuches betragen<br />

ca. 30.000 EUR.<br />

Neben den Depoteinheiten verfügt das Gebäude auch über<br />

Werkstätten, wobei diese nur von eigenen oder fremden<br />

Restautoren in dem Fall genutzt werden, wenn Depotstücke<br />

bearbeitet werden. Die eigentlichen Restaurierungswerkstätten<br />

befinden sich dezentral in den einzelnen Museen. Um die<br />

Exponate zwischen dem Depot und den Werkstätten hin und<br />

her zu transportieren, soll ein fester Shuttle-Dienst eingerichtet<br />

werden, der zweimal pro Woche verkehren soll.<br />

Im Anschluss berichtete Hermann Arnhold von der ICOM -Jahrestagung<br />

„Ethik des Sammelns“ vom 23. bis 25. September 2010<br />

in Leipzig. Im Zentrum der Tagung stand das Selbstverständnis<br />

der Museen im Umgang mit ihren Sammlungen. Die<br />

Diskussionen wurden durch die zu Beginn der Tagung bekannt<br />

gewordene drohende Schließungen des Altonaer Museums in<br />

Hamburg (vorerst abgewendet) und des Naturkundemuseums<br />

4 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

in Leipzig und die damit verbundene Gefahr der Aufgabe von<br />

zum Teil jahrhundertalter Sammlungsgeschichte. Ein weiterer<br />

Schwerpunkt war die Gestalt(ung) von Sammlungskonzepten,<br />

die sich immer mehr Museen als Grundlage von Sammeln,<br />

Bewahren, Erforschen und Erwerben geben. Unter dem Titel<br />

„Weiter endlos sammeln. Wege zu einer Empfehlung zur<br />

Sammlungsqualifizierung“ stellte Hans Lochmann u. a. den<br />

Leitfaden des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es „Nachhaltiges<br />

Sammeln“ vor, der Empfehlungen für den verantwortungsbewussten<br />

Umgang mit Museumssammlungen gibt. Kontrovers<br />

wurde der im Leitfaden ausgeführte Begriff des „Entsammelns“<br />

diskutiert, mit dem die Abgabe oder gar der Verkauf von<br />

Sammlungsgut gemeint ist, das vermeintlich keinen Platz mehr<br />

in der Sammlung hat. Der Leitfaden kann unter dem folgenden<br />

Link heruntergeladen werden: www.museumsbund.de/<br />

de/publikationen/online_publikationen. Das nächste Treffen<br />

der Fachgruppe ist für den 11. Mai 2011 im Rahmen der<br />

Jahrestagung des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es geplant.<br />

Fachgruppensprecher<br />

Dr. Dirk Blübaum<br />

Direktor Staatliches Museum Schwerin<br />

Staatliches Museum Schwerin<br />

Alter Garten 3<br />

19055 Schwerin<br />

Tel.: 0385 / 5958-0<br />

Fax: 0385 / 5630-90<br />

info@museum-schwerin.de<br />

Dr. Hermann Arnhold<br />

Leiter<br />

LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte<br />

Domplatz 10<br />

48143 Münster<br />

Tel.: 0251 / 5907-01<br />

Fax: 0251 / 5907-210<br />

landesmuseum@lwl.org<br />

Technikhistorische Museen<br />

Im Rahmen der Herbsttagung der Fachgruppe Technikhistorische<br />

Museen im Deutschen <strong>Museumsbund</strong> am 30. September und<br />

1. Oktober 2010 in Goslar, referierte Thomas Schleper,<br />

LVR-Industriemuseum, Schauplatz Oberhausen, zum Thema<br />

„Feuerländer“ oder Vom Unbehagen in der Industriekultur“.<br />

Auszüge aus dem Vortrag können hier nachgelesen werden:


Thesen zur „Industriekultur“ als Geschäftsmodell<br />

1. Die Diskussion über die „Industriekultur“ ist im vollen<br />

Gange. Es geht nach einer grandiosen Auf- und Ausbauphase<br />

ihrer institutionellen Verankerung, die sich vor allem in den<br />

mittlerweile zahlreichen Gründungen von Industriemuseen<br />

niedergeschlagen hat, nunmehr darum, Betriebstauglichkeit und<br />

Drittmittelkompatibilität zu gewährleisten. Bei den ernüchternden<br />

Anstrengungen zugunsten nachhaltiger Geschäftstüchtigkeit<br />

mag hilfreich sein, sich noch einmal zu vergewissern, welchem<br />

Geist sich die „Industriekultur“ einmal verdankte. Der<br />

war nämlich, wenn auch nicht einheitlich, so doch grenzüberschreitend<br />

wie kritisch gegen ein Establishment von tradierter<br />

Kunstgeschichte, betagter Denkmalpflege und verstaubter<br />

Museumsarbeit, alles Ableger einer „affirmativen Kultur“<br />

(Herbert Marcuse), gewendet.<br />

2. Am Anfang stand die Vokabel des (industriegesellschaftlichen)<br />

„Alltags“, die, instruiert von einer sozialgeschichtlich informierten,<br />

zugleich interdisziplinär operierenden Volkskunde, kritisch<br />

gegen die bürgerlich-feierliche Auffassung von Kunst und Kultur<br />

ins Feld geführt wurde. Der affine Terminus „Industriekultur“<br />

(Hermann Glaser, Tilmann Buddensieg, Henning Rogge) lag<br />

in der Spur des schon seit den frühen 1970er Jahren kursierenden<br />

Begriffs der „Soziokultur“ (Hermann Glaser). Alltags-,<br />

Sozio- und Industriekultur wurden in der Folge kulturpolitisch<br />

wirksam in Umlauf gebracht. Roland Günter sprach gar vom<br />

„Sozialschutz“, als es gelang, den Denkmalbegriff auch kämpferisch<br />

auf Fabrik, Arbeitswelt und auf Arbeitersiedlungen<br />

wie Eisenheim in Oberhausen zu erweitern. Während auch<br />

noch das politisierende Theorem einer „zweiten Kultur“ die<br />

Runde machte, sandte das bevölkerungsstärkste Bundesland<br />

innovative Impulse aus: Es wurden die Westfälischen und<br />

Rheinischen Industriemuseen mit dezentralen Häusern in ehemalige<br />

Fabrikanlagen, möglichst samt Innenausstattung und<br />

Infrastruktur, Schritt für Schritt eröffnet.<br />

3. Als Feindbilder für die programmatische Demokratisierung<br />

von Denkmalpflege und Museumsarbeit standen auf institutioneller<br />

Seite die etablierten Kunstmuseen und, ihnen ideologisch<br />

folgend, das auf „Meisterwerke der Technik“ konzentrierte<br />

Deutsche Museum in München zur Verfügung. Die damit<br />

noch gepflegten Ideale des Guten, Wahren und Schönen<br />

waren nur kompensatorische Rückzugspositionen gegenüber<br />

den Rationalisierungswellen des bundesrepublikanischen<br />

Aufbauelans, der sich vor allem in einem rücksichtslosen<br />

Bauwirtschaftsfunktionalismus offenbarte und Imperative einer<br />

abstrakt gewordenen „Leistungsgesellschaft“ bescherte.<br />

Zu dieser Zeit entwickelte Jürgen Habermas seine „Theorie<br />

des kommunikativen Handels“ (1981), die das Unbehagen<br />

in der ökonomisch so erfolgreichen Massendemokratie auf<br />

den Konflikt zwischen der aufgeklärten Rationalität subjektiver<br />

„Lebenswelt“ und objektiv-instrumentellen Systemansprüchen<br />

zurückführte. Diese Theorie erlaubt aber noch immer, arrivierte<br />

Praktiken der „Industriekultur“ fundiert zu kritisieren bzw.<br />

weiterzuentwickeln. Denn die Tendenzen zur systemischen<br />

„Kolonialisierung der Lebenswelt“ haben unter Stichworten wie<br />

globale Ökonomisierung, digitale Medialisierung oder maximal-invasive<br />

Bürokratisierung mit ihrer „völlig entpersönlichten<br />

Übermacht“ (Hans Magnus Enzensberger) eher zugenommen.<br />

Kultur verkommt zur affirmativen Dekoration, wenn sie sich<br />

nicht ihres Potenzials zur kritischen Subjektivierung erinnert. Es<br />

gilt noch immer, „Gegenpositionen“ (Claus Peymann) zu beziehen<br />

– auch wenn sich Feindbilder verändert haben sollten.<br />

4. So dürfte, stärker als bislang schon geschehen, auch die<br />

Kunst nicht bloß wegen ihrer Begabung zur Emotionalisierung<br />

geschätzt, sondern dem strategischen Repertoire einer erneuerten<br />

„Industriekultur“ zugerechnet werden. Denn zum einen<br />

ist die ehemalige Frontstellung zur so genannten „Sesselkunst“<br />

(Hermann Glaser) als kulturellem Hochamt durch eine von<br />

Marcel Duchamp schon vor dem Ersten Weltkrieg initiierte, seit<br />

den 1960er Jahren über Cage, Beuys, Paik und Co. intensivierte<br />

Problematisierung des Kunstbegriffs relativiert geworden.<br />

Davon nicht unbeeinflusst hat eine, wenn auch graduell different<br />

erfolgreiche, republikanische Infizierung der gesamtem<br />

Kulturlandschaft stattgefunden. Hilmar Hoffmanns Losung von<br />

1979 „Kultur für alle“ blieb eben nicht ohne Folgen. Drittens<br />

nähern sich gerade auch Industriemuseen in ihrer archivarischen<br />

wie exponierenden Praxis quasi-künstlerischen Attitüden.<br />

Ihre Formen der Subjektivierung bräuchten sich durchaus nicht<br />

erst dem erweiterten Kunstbegriff zwischen Dada, Nouveau<br />

Réalisme, Arte Povera, Minimal oder Pop Art anzudienen.<br />

Und schließlich legt die Besucherforschung nahe, dass sich<br />

die Publika nicht mehr unbedingt so spartenorientiert verhalten<br />

wie die in ihren Vorgaben verharrenden und auf tradierte<br />

Profilstilisierung setzenden Institutionen.<br />

5. Nicht nur ließe sich über ihre alltagstaugliche Erweiterung<br />

alle Kunst erst recht – statt als Mittel der Distinktionsbildung –<br />

als Medium der reflexiven Verständigung des Menschen und<br />

der Gesellschaft über sich selbst verstehen. Die eher auf breiteren<br />

Empfang angelegte „Industriekultur“ könnte helfen, die kritischen<br />

Qualitäten gegen Verzerrungen der „Kunstmarkt-Kunst“<br />

(Eduard Beaucamp) multiperspektivisch zu verteidigen und<br />

demokratisch zu vermitteln – ob nun in Häusern der Geschichte<br />

oder der Kunst. Taugt die so erweiterte „Industriekultur“ womöglich<br />

zu einem neuen Geschäftsmodell?<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 5


Fachgruppensprecherin:<br />

Dr. Rita Müller<br />

Sächsisches Industriemuseum<br />

Zwickauer Straße 119<br />

09112 Chemnitz<br />

Tel.: 0371 / 3676133<br />

Fax: 0371 / 3676141<br />

rita.mueller@saechsisches-industriemuseum.de<br />

Weitere Ansprechpartner der Fachgruppe finden Sie unter<br />

www.museumsbund.de (➞ Fachgruppen & Arbeitskreise).<br />

Dokumentation<br />

Vom 11. bis 13. Oktober 2010 fand in Berlin die Herbsttagung<br />

der Fachgruppe Dokumentation im Deutschen <strong>Museumsbund</strong><br />

statt. Wie die Jahre zuvor, war die Fachgruppe im Konrad<br />

Zuse-Institut zu Gast. An der Vorbereitung der Tagung war das<br />

Institut für Museumsforschung beteiligt. An drei Tagen konnten<br />

ca. 150 Teilnehmer ein breites Spektrum von 22 Vorträgen<br />

über nationale und internationale Projekte erleben.<br />

Die Fachgruppensprecherin Monika Hagedorn-Saupe eröffnete<br />

das Herbsttreffen mit einem Bericht über die aktuellen<br />

Entwicklungen bei Europeana und der Deutschen Digitalen<br />

Bibliothek, gefolgt von einem Beitrag Giuliana De Francescos<br />

vom italienischen Kulturministerium über das ATHENA-Projekt<br />

und Linked Heritage.<br />

Danach stellte das Landesamt für Archäologie Sachsen ein<br />

DFG-Projekt zum Versuch der automatisierten Klassifikation<br />

von archäologischen Gefäßen vor. Es folgen zwei sehr unterschiedlich<br />

ausgerichtete Webpräsentationen: Die web3D-<br />

Präsentation der Gemäldegalerie Alter Meister in Dresden<br />

„Dresden Gallery“ und das neue Museumsportal „Sachsens<br />

Museen entdecken“. Wie auf jeder Herbsttagung gab es<br />

ein halbtägiges Treffen der verschiedenen Arbeitsgruppen<br />

der Fachgruppe mit Diskussio nen und eigenen themenbezogenen<br />

Vorträgen. Während in der AG „Multimedia“<br />

Präsentationen zu museumsbezogenen Mobile-Apps und<br />

dem aktuellen Medienkonzept des jüngst in Köln eröffneten<br />

Rautenstrauch Joest Museum vorgestellt wurden, ist in der AG<br />

„Datenaustausch“ beispielhaft ein Mapping mit dem LIDO-<br />

Format durchgeführt worden. Darüber hatten sich die AG<br />

„Regelwerke“ und AG „Sammlungsverwaltung“ getroffen,<br />

die abschließend zusammen mit den andern Arbeitsgruppen<br />

über ihre Tätigkeit berichteten. Mehrere Vorträge am Dienstag<br />

waren verschiedenen Aspekten der Digitalisierung gewidmet:<br />

6 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

der Digitalisierung analoger Tonträger, der Möglichkeiten und<br />

Gefahren bei der Digitalisierung von visuellen Kultur- oder<br />

Bibliotheksgut, sowie der Digitalisierung von Musik instru men ten.<br />

Dem aktuellen Sachstandsbericht über das Harvestingformat<br />

LIDO (museumsdat) folgte eine Arbeit über dessen Anwendungsmöglichkeiten<br />

im Rahmen des Leihverkehrs. Neben<br />

der neuen bayerischen Online Datenbank der Landesstelle<br />

für nichtstaatliche Museen in Bayern wurden die Archiv- und<br />

Bestanddatenbank des Saarlandmuseums und die digitale<br />

Erfassung der Sammlungsbestände der Stiftung Preußische<br />

Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg der Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Um kontrolliertes Vokabular und Sacherschließung<br />

ging es am Morgen des dritten Tagungstages. Einem Beitrag<br />

zum „Information Retrieval“ beim Wortnetz Kultur des LVR,<br />

folgten Präsentationen zum Thesaurus und Sacherschließung<br />

im Jüdischen Museum Berlin und zum Stand der Entwicklung<br />

eines archäologischen Objektbezeichnungs-Vokabulars.<br />

Den Abschluss der Tagung bildete der Themenschwerpunkt<br />

Webpräsentationen und Portale. So wurde über das mehrsprachige<br />

ArtWeb der Uni Credit Group, über Museum-Digital, das<br />

Kulturportal-Nordwest und aktuelle Entwicklungen bei www.<br />

euromuse.net berichtet.<br />

Die Tagungsbeiträge stehen zum Nachlesen für interessierte<br />

Kollegen auf der Webseite www.museumsbund.de im Archiv<br />

der Fachgruppe Dokumentation bereit.<br />

Auf dem nächsten Treffen der Fachgruppe Dokumentation, die<br />

am 11. Mai 2011 während der Jahrestagung des Deutschen<br />

<strong>Museumsbund</strong>es in Magdeburg stattfinden wird, soll u. a. ausführlich<br />

über die im November 2010 stattgefundene Tagung<br />

des internationalen Dokumentation-Komitees CIDOC auf der<br />

ICOM-Generalkonferenz in Shanghai berichtet werden.<br />

Martina Krug<br />

Stellvertretende Fachgruppensprecherin<br />

Städt. Museum Hann. Münden<br />

Fachgruppensprecherin:<br />

Prof. Monika Hagedorn-Saupe<br />

Institut für Museumsforschung<br />

In der Halde 1<br />

14195 Berlin<br />

Tel.: 030 / 8301-460<br />

Fax: 030 / 8301-504<br />

m.hagedorn@smb.spk-berlin.de<br />

Weitere Ansprechpartner der Fachgruppe finden Sie unter<br />

www.museumsbund.de (➞ Fachgruppen & Arbeitskreise).


Arbeitskreis Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Mehr als vierzig Mitglieder des Arbeitskreises Presse- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit folgten der Einladung des Arbeitskreises,<br />

des Neuen Museums Nürnberg, des Staatlichen Museums für<br />

Kunst und Design und des Museums für Kommunikation zur<br />

diesjährigen Herbsttagung. Vom 25. bis 27. November 2010<br />

widmeten sich der Arbeitskreis in Referaten und Diskussionen<br />

dem Thema „Networking zwischen Kultur und Tourismus“ und<br />

aktuellen Arbeitskreisfragen. Museen sind Publikums magneten,<br />

jährlich besuchen Tausende die Ausstellungen und Events und<br />

dokumentieren damit nicht nur ihr Interesse an Kunst und Kultur,<br />

sondern auch deren hohe wirtschaftliche Bedeutung. Museen<br />

sind deutschlandweit zu einem harten Standortfaktor geworden,<br />

Kunst und Kultur sind der Inhalt, ohne den touristisches<br />

Standortmarketing nicht mehr auskommt.<br />

Wie aber steht es um die konkrete Zusammenarbeit von Tour<br />

i s m u s e x p e r t e n u n d M u s e u m s l e u t e n ? D i e s e F r a g e s o l l t e m i t<br />

Experten diskutiert werden.<br />

Ulrich Keinath, Geschäftsführer der Kultur und Tourismus marketing<br />

GmbH projekt2508, bietet seit Jahren Full-Service Dienstleistungen<br />

für Kultur und Tourismus, die Projekt gruppe berät und<br />

bietet maßgeschneiderte Lösungen. Herr Keinath offerierte den<br />

Museen, aber auch Kulturregionen und Städten Unterstützung<br />

bei der Konzeption und Umsetzung von Marketing- und Kommunikationsstrategien.<br />

Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der Congress-und Touris muszentrale<br />

Nürnberg, berichtete über die Kooperation zwischen<br />

Stadtmarketing und Museen in puncto Tourismus – eine von<br />

alle Museen bereits praktizierte und für das Kulturmarketing<br />

unerläss liche Zusammenarbeit.<br />

Ina Paulus, Leiterin des „Führungsnetz Museumspädagogischer<br />

Dienst Aschaffenburg“ entwickelte Konzepte für Museumsführungen<br />

und stellte beispielhaft dar, wie die Zusammenarbeit<br />

der Museen Aschaffenburgs mit externen museumspädagogischen<br />

Kräften funktioniert.<br />

Was wünschen sich Reiseveranstalter von Museen? Service- Reisen<br />

Gießen, ein Großhändler, der Städtetouren, Studien- und Kultur<br />

reisen für Busunternehmer in ganz Deutschland und in Europa<br />

zusammenstellt, konnte für ein Referat gewonnen werden.<br />

Bernd Hollstein analysierte die gegenwärtige Situation und<br />

entwickelte neue Ansätze für zukünftig noch erfolgreichere<br />

Kooperationen.<br />

Eva Martin, Leiterin der Öffentlichkeits- und Pressearbeit im Neuen<br />

Museum Nürnberg, und Dr. Vera Losse, Verantwortliche für<br />

Öffentlichkeitsarbeit im Museum für Kommunikation Nürnberg,<br />

stellten das Projekt Museumszeitung in Nürnberg vor, eine gemeinsame<br />

Publikation der Nürnberger Museen zu ihren Aktivitäten, die<br />

seit 2002 vier Mal im Jahr örtlichen Tageszeitungen beiliegt.<br />

Dr. Vera Losse referierte auch über den mit der Eröffnung des<br />

neuen Museums für Kommunikation einhergehenden „Umbau“ der<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Die Ausstellung des Museums wurde zwischen<br />

April und Oktober 2010 komplett umgestaltet, das Museum<br />

war in der Zeit geschlossen. Frau Losse thematisierte unter anderem<br />

die Planungen vor und während der Bauphase und die damit<br />

verbundenen Herausforderungen für die Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Andreas Stolte, Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Heinz Nixdorf MuseumsForum, zeigte anhand seiner<br />

praktischen Erfahrungen mit Presseverteilern, wie Journalisten-<br />

Kontakte verwaltet werden können und bot wertvolle Impulse<br />

für die eigene Arbeit.<br />

Heidemarie Otto<br />

Stellvertretende Arbeitskreissprecherin<br />

Staatliches Museum Schwerin<br />

Sprecherin:<br />

Marion Junker<br />

Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg<br />

Am Kiekeberg 1<br />

21224 Rosengarten<br />

Tel.: 040 / 79017612<br />

Fax: 040 / 7926464<br />

junker@kiekeberg-museum.de<br />

Weitere Ansprechpartner des Arbeitskreises finden Sie unter<br />

www.museumsbund.de (➞ Fachgruppen und Arbeitskreise).<br />

Arbeitskreis Volontariat<br />

Herbsttagung 2010 in Mannheim<br />

Unter dem Titel „Quo vadis Volontariat? – Standort und<br />

Perspektiven“ fand am 8. und 9. Oktober 2010 eine Arbeitstagung<br />

im TECHNOSEUM in Mannheim statt. Die etwa 40<br />

Teilnehmer setzten sich zur Hälfte aus Volontären und Vertretern<br />

von Museumsverbänden, Volontärsbetreuern an Museen und<br />

Museumsleitern zusammen.<br />

Das erste museumsübergreifende Fortbildungsprogramm für<br />

Volontäre rief der Geschäftsführer des Museumsverbands für<br />

Niedersachsen und Bremen, Hans Lochmann, bereits 1993 ins<br />

Leben. Sein Modell, vier Fortbildungsveranstaltungen in zwei<br />

Jahren zu den Themen Museumsmanagement, Sammeln und<br />

Bewahren, Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik sowie<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 7


Ausstellen anzubieten, hat sich bewährt. Der baden-württembergische<br />

Museumsverband übernahm dieses Konzept Ende<br />

der 1990er Jahre. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen<br />

Museen in Bayern hat unlängst einen ähnlichen Zyklus begonnen.<br />

Diese Veranstaltungen können auch von Volontären aus<br />

anderen Bundesländern besucht werden.<br />

Die Qualifizierung in den Museen ist sehr verschieden. Zunächst<br />

forderte Dr. Helmut Gold, nicht von einer „Ausbildung“, sondern<br />

von einer „Fortbildung“ zu sprechen. Volontäre seien vollständig<br />

ausgebildete Wissenschaftler, die am Museum keine<br />

„zweite“ Ausbildung erhielten, sondern praktisch fortgebildet<br />

würden. Im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main<br />

lege er großen Wert darauf, dass die Volontäre ein Projekt von<br />

Anfang an bis zum Ende begleiteten und zum Teil selbständig<br />

durchführten. Schon in seinen Stellenausschreibungen verweist<br />

das Museum auf den „Leitfaden für das wissenschaftliche<br />

Volontariat“ (2009) des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es (abrufbar<br />

unter www.museumsbund.de ➞ Publikationen ➞ Leitfäden).<br />

Im TECHNOSEUM in Mannheim findet ein monatliches Fortbildungs<br />

programm statt, das sich am Kanon der „Grund sätze für die<br />

Beschäftigung von wissenschaftlichen Kräften als Volontä rin-<br />

nen / Volontäre an Museen“ der Kultusministerkonferenz (Stand<br />

1999) orientiert. Dabei steht jeweils für einen Nachmittag ein<br />

wichtiger Teil der Museumsarbeit auf dem Programm. Der Museums<br />

direktor Prof. Dr. Hartwig Lüdtke gestaltet vierteljährlich eine<br />

Sitzung, bei der aktuelle Fragen besprochen werden. Bis auf<br />

wenige Ausnahmen sind die Volontäre der übrigen Mannheimer<br />

Museen zu den Veranstaltungen ebenfalls eingeladen.<br />

Am Historischen Museum der Pfalz Speyer organisieren<br />

die Volontäre einmal pro Woche eine hausinterne Fort bildungsveranstaltung.<br />

Außerdem gibt es die Möglichkeit, an<br />

einem gemeinsam mit der Universität Heidelberg und durch<br />

den Museumsdirektor Prof. Dr. Alexander Koch veranstalteten<br />

Seminarprogramm teilzunehmen. Dieses sei aber auf die<br />

Studierenden abgestimmt und werde daher mitunter als zu<br />

oberflächlich empfunden, wie Sabrina Busse berichtete. Hieran<br />

knüpfte sich die Frage an, wann die „Sättigungsgrenze“ von<br />

schulisch organisierten Qualifikationsmaßnahmen erreicht sei.<br />

Die Vergütung der Volontariate gestaltet sich nach wie vor uneinheitlich.<br />

Der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> und ICOM Deutschland<br />

haben hier schon vor Jahren die Empfehlung ausgesprochen,<br />

die Hälfte von TVöD E 13 zu bezahlen. Letzten Sommer schloss<br />

sich die Kultusministerkonferenz dieser Empfehlung an. In einigen<br />

Bundesländern erhalten die Volontäre an staatlichen<br />

Museen nun diesen Satz. Besonders bei kommunalen Museen<br />

besteht jedoch noch die Tendenz, weiterhin nur Anwärterbezüge<br />

(ca. 1050 Euro brutto) zu gewähren.<br />

8 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

Anja Schaluschke regte an, eine „Initiative faires Volontariat“<br />

als Pendant zur „Initiative faires Praktikum“ ins Leben zu rufen.<br />

Dadurch wollen die Museumsverbände dazu beitragen, die<br />

Qualität des Museumsvolontariats zu verbessern. Hieraus ein<br />

konkretes Projekt zu erarbeiten, wird ein Schwerpunkt des<br />

Arbeitskreises sein.<br />

„Zentrum und Peripherie“ – Einladung zur 21. Bun-<br />

des volontärstagung 2011 in Albstadt<br />

Die 21. Bundesvolontärstagung vom 8. bis 10. April 2011<br />

widmet sich der Museumsarbeit im Spannungsfeld zwischen<br />

„Zentrum und Peripherie“.<br />

Museen prägen ihre Städte und Regionen und vermitteln deren<br />

kulturelle Identität. Gleichzeitig sind die Größe der Häuser und<br />

deren geographische Verortung grundlegende Faktoren, die<br />

die Arbeit beeinflussen. Im Zentrum der Tagung sollen Fragen<br />

nach den spezifischen Eigenschaften, Problemen und Chancen<br />

großer und kleiner Häuser sowie Museen in Metropolen, an<br />

der Peripherie oder in ländlichen Regionen stehen. Auch innerhalb<br />

der Arbeitsfelder eines Museumsbetriebs lässt sich<br />

das Spannungsfeld zwischen „zentral“ und „peripher“ ausmachen,<br />

sei es in der Polarität von Depot und Schauraum, in der<br />

Auswahl der Exponate und der Inszenierung von Ausstellungen<br />

oder im Umgang mit der Sammlung.<br />

Der peripher gelegene Tagungsort Albstadt ist Programm:<br />

gelegen auf der schwäbischen Alb bietet es mit seinen sie-<br />

ben Museen eine besondere Kulturlandschaft. Neben<br />

den Fachvorträgen werden Führungen, Museumsbesuche,<br />

Diskussionsveranstaltungen und Workshops in Albstadt sowie<br />

Exkursionen nach Tübingen, Reutlingen und Marbach<br />

das Programm ergänzen. Volontärinnen und Volontäre<br />

sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Praxis und Theorie des<br />

Museumswesens sind herzlich eingeladen, sich für Vorträge,<br />

mit Themenvorschlägen oder Ideen und Programmwünschen<br />

bis spätestens 15.01.2011 zu melden.<br />

Kontakt: Dr. Philipp Aumann, philipp.aumann@verwaltung.<br />

uni-tuebingen.de, Tel.: 07071/29 76439.<br />

Anmeldungen zur Tagung bitte an: bundesvolotagung2011@<br />

googlemail.com, Ansprechpartnerin vor Ort: Jeannette<br />

Brabenetz M. A., Jeannette.Brabenetz@albstadt.de, Tel.:<br />

07431/160 -1473. Nähere Informationen zur Tagung in Kürze<br />

auch unter www.bundesvolontaerstagung.de.<br />

Auf der Bundesvolontärstagung findet auch die Vollversammlung<br />

des Arbeitskreises Volontariat sowie die Wahl der Sprecherinnen<br />

und Sprecher statt.


Neue Mitglieder<br />

Der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> hat folgende Institutionen und Personen als neue Mitglieder aufgenommen:<br />

•<br />

Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln, Köln<br />

• Kreismuseum Wewelsburg, Büren<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Ute Christina Bauer, Berlin<br />

Annegret Behrens, Leipzig<br />

Steffen Bollmann, Berlin<br />

Catherine Bourdon, Berlin<br />

Anja Brien, Berlin<br />

Sarah Day, Berlin<br />

Jürgen Dünnwald, Berlin<br />

Anne Eichholz, München<br />

Christina Esche, Herford<br />

Jana Haeckel, Berlin<br />

Heike Hausmann, Neuried<br />

Arno Helwig, Berlin<br />

Meike Herdes, Berlin<br />

Bettina Herrmann, Deutsch Evern<br />

Thea Hirschkorn, Reckenneusig<br />

Yella Hoepfner, Berlin<br />

Annabelle Hornung, Frankfurt am Main<br />

Anja Huber, Gaggenau<br />

Carolin Keim, Schwarzach am Main<br />

Ineke Klosterkemper, Düsseldorf<br />

Danny Könnicke, Sangerhausen<br />

•<br />

Bruno Lehmann, Berlin<br />

Sprecherin Museen<br />

Vanessa Sigalas<br />

Bröhan-Museum<br />

Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus<br />

(1889 – 1939)<br />

Schloßstraße 1 a<br />

14059 Berlin<br />

Tel.: 030 / 326906-25<br />

projekt@broehan-museum.de<br />

Sprecherin Restaurierung<br />

Ute Koch<br />

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten<br />

Abteilung Schlösser und Sammlungen<br />

Postfach 601462<br />

14414 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 9694 -148<br />

u.koch@spsg.de<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Ines Linder, Berlin<br />

Hans-Ulrich Lüders, Berlin<br />

Arne Maibohm, Berlin<br />

Miloslav Man, Passau<br />

Svenja Milski, Münster<br />

Paulina Mitental, Frankfurt am Main<br />

Daniela Ostermann, Berlin<br />

Dr. Wolfgang Pledl, München<br />

Viola Rosenau, Berlin<br />

Steve Saebelfeld, Rosenheim<br />

Andreas Scherer, Villach<br />

Simone Schiefke, Berlin<br />

Jutta Schmidt, Bremen<br />

Christian Schmidt, Leipzig<br />

Corinna Seibt, Bonn<br />

Dr. Gilla Simon, München<br />

Ilse-Dore Steffens, Hannover<br />

Sabine Steinhoff, Berlin<br />

Lena Strauch, Oldenburg<br />

Johannes Vorberg, Wetter/Ruhr<br />

Philipp Weber, Soltau<br />

Theresia Weber, Berlin<br />

Nora Wegner, Fellbach<br />

• Regine Wöhler, Mannheim<br />

Stand: 5. 11. 2010<br />

Sprecherin Denkmalpflege<br />

Luise Bohley<br />

Landesdenkmalamt Berlin<br />

Klosterstraße 47<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: 030 / 9027- 3606<br />

luise.bohley@senstadt.berlin.de<br />

Sprecher Verwaltungsangelegenheiten<br />

Daniel Römer<br />

TECHNOSEUM<br />

Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim<br />

Abteilung Sammlungen<br />

Museumsstraße 1<br />

68165 Mannheim<br />

Tel.: 0621 / 4298-832<br />

Daniel.Roemer@technoseum.de<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 9


Arbeitskreis Migration<br />

Erstes Herbsttreffen des Arbeitskreises Migration<br />

Am 26. und 27. Oktober 2010 traf sich der Arbeitskreis<br />

Migration im Deutschen <strong>Museumsbund</strong> zu seinem ersten<br />

Herbsttreffen in Dortmund.<br />

Der einführende Vortrag zu Lebenswelten sowie kulturellen<br />

Präferenzen und Gewohnheiten von Migranten von Meral<br />

Cerci, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik NRW,<br />

musste krankheitsbedingt leider ausgefallen. Die Ergebnisse<br />

der Studie werden weiter unten zusammengefasst.<br />

Den ersten Teil des Treffens nahmen Präsentationen von aktuell<br />

laufenden Projekten ein:<br />

1. Anja Dauschek, Leiterin des im Aufbau befindlichen Stadtmuseums<br />

Stuttgart, stellte ein Internetportal zum Sammeln<br />

von Objekten der Migrationsgeschichte vor. Der steigenden<br />

Nachfrage nach Ausstellungen zu Migrationsthemen steht<br />

ein generell defizitäres Angebot an Exponaten gegenüber.<br />

Bestände zur Migrationsgeschichte sind in Stadtmuseen<br />

meist nicht vorhanden, obwohl Migrationsgeschichte oft eine<br />

städtische Geschichte ist. Das Internetportal www.migrations<br />

geschichte.de will die Bemühungen der Museen um den Auf- und<br />

Ausbau von Sammlungsbeständen zur Migrationsgeschichte<br />

vernetzen und bündeln. Die Idee zum Portal ergab sich in<br />

Folge der internationalen Tagung „Museum & Migration“<br />

Berlin 2008. Anja Dauschek, Stadtmuseum Stuttgart, Rainer<br />

Ohliger, Netzwerk Migration in Europa e. V. und Dietmar<br />

Osses, LWL-Industriemuseum, initiierten das Konzept für einen<br />

Arbeitsverbund und das Internetportal. Getragen wird die<br />

Realisierung des Portals vom Stadtmuseum Stuttgart im Rahmen<br />

einer Projektfinanzierung durch die Robert-Bosch-Stiftung.<br />

Dreizehn Museen initiieren in der nächsten Zeit Sammlungsprojekte<br />

vor Ort und stellen die wichtigsten Ergebnisse ihrer<br />

Arbeit im virtuellen Depot des Internetportals vor. Gleichzeitig<br />

bietet das Portal auch aufbereitete Hintergrundinformationen<br />

zur Migrationsgeschichte und den grundlegenden Formen<br />

der Migration sowie Materialien für den Unterricht an. Mit<br />

der Möglichkeit, aus dem virtuellen Depotbestand eigene<br />

Sammlungen zusammen zu stellen, eignet sich das Portal auch<br />

für den Einsatz in Unterricht und Bildung. Begleitet werden die<br />

Erstellung des Portals und die Sammlungen vor Ort durch den<br />

Arbeitsverbund der dreizehn Museen, die sich in regelmäßigen<br />

Arbeitstreffen über Konzepte, Strategien und Erfahrungen<br />

austauschen.<br />

Nach einem ersten gezielten Sammlungsprojekt des Stadtmuseums<br />

Stuttgart im Dezember und Einstellen von weiteren<br />

10 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

Beispielen durch die beteiligten Museen soll die Pilotversion<br />

des Portals im Februar 2011 erstellt und auf einer Arbeitstagung<br />

diskutiert werden. Die Freischaltung ist für das Frühjahr geplant.<br />

Der Arbeitsverbund und das Portal sind offen für weitere<br />

Mit arbeit.<br />

Kontakt: Anja Dauschek, anja.dauschek@stuttgart.de<br />

2. Jana Golombek vom Westfälischen Landesmuseum für<br />

Industriekultur / LWL-Industriemuseum präsentierte das Projekt<br />

„Exponat Migration“, ein Internetportal zu Migrationsaus<br />

stellungen. Gegenwärtig werden vor allem auf lokaler<br />

und regionaler Ebene zunehmend Migrations aus stellungen<br />

realisiert. Oft wird auch von der Politik der Wunsch an die<br />

Museen herangetragen, anlässlich von Jahrestagen oder<br />

besonderen Anlässen Ausstellungen zu Zuwanderung und<br />

Migration zu erstellen. Entsprechend ist ein steigender Bedarf<br />

an Erfahrungsaustausch, Kooperationen und Vernetzung festzustellen.<br />

Hier will das Portal „Exponat Migration“ als Plattform<br />

für Fachleute und interessierte Laien Informationen anbieten und<br />

die Möglichkeit zur Vernetzung und für Kooperationen geben.<br />

Das Portal stellt Dauerausstellungen, Wechselausstellungen und<br />

geplante Ausstellungsprojekte zu Migrationsthemen vor. Zentrale<br />

Aspekte sind die Idee und das Konzept der Ausstellung,<br />

die Erfahrungen bei der Vorbereitung, Durchführung und<br />

Ende der Aus stellung, sowie Vermittlungsangebote und Begleitprogramm.<br />

Das Portal gibt die Möglichkeit, Blicke in die<br />

Aus stellung und herausragende Exponate zu präsentieren.<br />

Die Benennung von Ansprechpartnern und eine Literaturliste<br />

runden das Angebot ab. Eine Linkliste vernetzt das Portal mit<br />

anderen Portalen zum Sammeln, Vermitteln sowie zu Museen<br />

und Communities.<br />

Gegenwärtig befindet sich das Portal mit drei Dauerausstellungen,<br />

zehn Wechselausstellungen und einer projektierten<br />

Ausstellung in der Erprobungsphase. Ende des Jahres 2010<br />

soll das Portal freigeschaltet werden unter www.migrationausstellen.de.<br />

Weitere Partner, die ihre Ausstellung im Portal vorstellen wollen,<br />

sind herzlich eingeladen. Der Erfassungsbogen für Ausstellungen<br />

ist online abrufbar unter: www.museumsbund.de/<br />

de/fachgruppen_arbeitskreise/migration_ak/themen.<br />

Kontakt: Jana Golombek, LWL-Industriemuseum, jana.<br />

golombek@lwl.org.<br />

3. Sarah Metzler vom Deutschen <strong>Museumsbund</strong> stellte die<br />

Internet-Datenbank „KulturGut vermitteln – Museum bildet!“<br />

zur musealen Vermittlungsarbeit vor (siehe auch Editorial dieser<br />

<strong>Bulletin</strong>-Ausgabe).


Kontakt und Information: <strong>Deutscher</strong> <strong>Museumsbund</strong>, museum<br />

bildet@museumsbund.de, www.museumbildet.de. Weitere<br />

Eingaben von Angeboten sind herzlich willkommen.<br />

4. Natalie Bayer, freie Kulturwissenschaftlerin aus München<br />

und Projektmitarbeiterin des Stadtmuseums Kaufbeuren, stellte<br />

die Erfahrungen aus dem schule@museum­Projekt „Identi tätsprojekte“,<br />

einer Zusammenarbeit des Stadtmuseums Kaufbeuren<br />

mit der Gustav-Leutelt-Schule in Kaufbeuren vor. Die Gustav-<br />

Leutelt-Schule ist eine Hauptschule im Stadt teil Neugablonz,<br />

der wesentlich durch die Zuwanderung von Flüchtlingen<br />

und Vertrieben aus dem Sudetenland in der unmittel baren<br />

Nachkriegszeit sowie durch Spätaussiedler und Flüchtlinge von<br />

den 1990er Jahren bis zur Gegenwart geprägt ist.<br />

Die Entscheidung von Stadtmuseum, Museumsverein und<br />

Hauptschule zu einem Kooperationsprojekt stieß in der Stadt<br />

teilweise auf Verwunderung, da vielen die Zusammenarbeit mit<br />

einem Gymnasium gewohnter zu sein schien.<br />

Ziel der Museumsarbeit war im Sinne der Partizipation, nicht ein<br />

Projekt über, sondern mit Menschen mit Migrationshintergrund<br />

zu realisieren. Als gemeinsames Thema, zu denen alle Beteiligten<br />

einen Zugang haben können, wurde die Freizeit von<br />

Jugendlichen gewählt. Zentral dabei war der lokale Zugang<br />

und nicht die Herkunft der Beteiligten.<br />

Das Projekt wurde im Wesentlichen während der Unterrichtszeit<br />

der Schule innerhalb eines Halbjahres mit einer Stunde wöchentlich<br />

realisiert.<br />

Die Jugendlichen konnten nach Anleitung durch das Museum<br />

selbständig ihre Freizeit und das Freizeitverhalten von Ju gend -<br />

lichen in vorhergehenden Zeiten erforschen, Objekte sammeln,<br />

katalogisieren und in einer abschließenden Ausstellung in<br />

der Stadthalle präsentieren. Ergebnisse und Erfahrungen der<br />

Jugendlichen wurden in der Ausstellung einer Filmdokumentation<br />

präsentiert, in der die Beteiligten mit ihrer eigenen Stimme zu<br />

Wort kamen. Die Dokumentation und die gesammelten Exponate<br />

sollen in den Bestand des Stadtmuseums eingehen und zum Teil<br />

in die Dauerausstellung integriert werden.<br />

Die Erfahrungen mit dem Projekt zeigen, dass eine zielgruppenorientierte<br />

Ansprache und Begleitung von hoher Bedeutung<br />

für Mitarbeit und Teilhabe sind – Migration muss aber nicht das<br />

zentrale Thema sein.<br />

Kontakt: Stadtmuseum Kaufbeuren, Kaisergäßchen 12, 87600<br />

Kaufbeuren / Natalie Bayer, natalie@tokki.cc.<br />

Der zweite Teil des Herbsttreffens des Arbeitskreises Migration<br />

im Deutschen Museumbund diente der Koordination der weiteren<br />

Arbeit. Großer Bedarf besteht nach einer Definition<br />

der Begrifflichkeiten, die u. a. wegen der teilweise hitzi-<br />

gen politischen Diskurse über Zuwanderung und Migration<br />

oft missverständlich konnotiert werden. Entsprechend sollen<br />

bis zur Jahrestagung des <strong>Museumsbund</strong>es im Mai 2011<br />

Arbeitsdefinitionen entworfen werden, die die weitere Arbeit<br />

auf eine gemeinsame Grundlage stellen.<br />

Angestrebt wird bis dahin auch die Ausformulierung eines<br />

„Mission Statements“ auf Grundlage des Memorandums<br />

„Museum – Migration – Kultur – Integration“ (vgl. <strong>Bulletin</strong><br />

1 / 2010), das als Richtlinie für die weitere Arbeit dienen<br />

kann.<br />

In Arbeitsgruppen zu Kulturpolitik und Mission Statement des<br />

Arbeitskreises, zum Ausstellen und zum Vermitteln wurde die<br />

Herausforderungen und Ziele für die Museumsarbeit in den<br />

jeweiligen Bereichen diskutiert.<br />

Gemeinsamer Ansatz aller Arbeitsgruppen war die Erkenntnis,<br />

dass die Realität der Einwanderungsgesellschaft einen Perspektivwechsel<br />

und eine Neuorientierung der Museumsarbeit<br />

in allen Bereichen erfordert. Ziel ist ein partizipatives und<br />

inklusives Museum, dass Teilhabe aller gesellschaftlichen<br />

Gruppen fördert und Integration als wechselseitigen Prozess<br />

versteht. Dazu müssen Zugänge erleichtert und geöffnet werden.<br />

Notwendig für diesen Prozess ist die Entwicklung der<br />

interkulturellen Kompetenz – bei den Besuchern wie auch in der<br />

Mitarbeiterschaft der Museen.<br />

Wie kann die weitere Arbeit des Arbeitskreises aussehen?<br />

Fachspezifische Tagungen verschiedener Anbieter im Oktober,<br />

November und Dezember 2010 können weitere Impulse für die<br />

Debatte liefern. Informationen zu den Veranstaltungen finden<br />

sich auf den Internetseiten des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es unter<br />

www.museumsbund.de.<br />

Für die Bereiche Sammeln, Ausstellen, Vermitteln und Kulturpolitik<br />

sollen bis Mai 2011 Zielvorstellungen und mögliche<br />

Maßnahmen formuliert werden. Die Ergebnisse der<br />

Arbeit des AK Migration sollen möglichst 2012 in Form von<br />

Handlungsempfehlungen vorgelegt werden. Wichtig für die<br />

weitere Arbeit ist jedoch die Ausstattung mit den notwendigen<br />

Ressourcen. Ein entsprechender „Antrag Migration“ für<br />

2011 / 2012 wurde beim Beauftragten der Bundesregierung für<br />

Kultur und Medien gestellt. Der Antrag befindet sich noch in<br />

Bearbeitung.<br />

Der Arbeitskreis Migration wird sein Treffen im Rahmen der<br />

Jahrestagung des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es vom 8. bis 11.<br />

Mai 2011 in Magdeburg so terminieren, dass allen interessierten<br />

Mitgliedern die Teilnahme ermöglicht wird. Zeitliche<br />

Überschneidungen mit den Treffen anderer Arbeitskreise und<br />

Fachgruppen sollen vermieden werden.<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 11


Der Arbeitskreis Migration steht weiterhin allen interessierten<br />

Mitgliedern des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>s offen.<br />

Lebenswelten und Milieus der Menschen mit Migrations<br />

hintergrund in Deutschland und NRW. Ergebnisse<br />

der Repräsen tativuntersuchung 2009.<br />

Die Studie verfolgt den sozialwissenschaftlichen Ansatz der<br />

Sinus-Milieus und untersucht zum ersten Mal Lebenswelten<br />

und Lebensstile von Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund.<br />

Ausgangspunkt der repräsentativen Studie ist<br />

das Land NRW. Ziel war das „unverfälschte Kennenlernen und<br />

Verstehen der Alltagswelt von Migrantinnen und Migranten,<br />

ihrer Wertorientierungen, Lebensziele, Wünsche und Zukunftserwartungen“.<br />

Als wesentliches Ergebnis der Studie ist festzuhalten, dass<br />

sich die Lebenswelten und Milieus von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

weniger nach ethnischer Herkunft als vielmehr<br />

nach ihren Wertvorstellungen, Lebensstilen und ästhetischen<br />

Vorlieben unterscheiden.<br />

Insgesamt identifizierte die Studie acht wesentliche Milieus,<br />

denen Menschen mit Migrationshintergrund zuzuordnen sind.<br />

Diese Lebenswelten sind modellhaft, und in der Praxis gibt<br />

es keine ausschließlichen und starren Grenzen zwischen diesen<br />

Lebenswelten. Dabei sind die Unterschiede zwischen den<br />

Milieus größer und damit die gesamte Gruppe deutlich vielgestaltiger,<br />

als bei Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte.<br />

Als Milieus gelten: das religiös-verwurzelte Milieu, das traditionelle<br />

Gastarbeitermilieu, das entwurzelte Milieu, das statusorientierte<br />

Milieu, das adaptive Integrationsmilieu, das hedonistisch-subkulturelle<br />

Milieu, das multikulturelle Performer-Milieu<br />

und das intellektuelle-kosmopolitische Milieu.<br />

Insgesamt stellt die Studie fest, dass der Einfluss religiöser<br />

Traditionen bei Migranten offenbar weithin überschätzt wird.<br />

Nur im religiös-verwurzelten Milieu, in dem Muslime deutlich<br />

überrepräsentiert sind, spielt die religiöse Lebenswelt<br />

und Praxis eine dominante Rolle. Ähnliches findet sich aber<br />

auch bei anderen Religionen, zum Beispiel bei fundamentalistischen<br />

Christen aller Prägungen. Anders herum formuliert: In<br />

allen anderen Milieus findet sich ein breites ethnisches und<br />

konfessionelles Spektrum. Die meisten Migranten verstehen<br />

sich zudem als Angehörige der multiethnischen deutschen<br />

Gesellschaft.<br />

Integrationsdefizite werden dabei wahrgenommen, allerdings<br />

erweisen sie sich meist als ein soziales Phänomen:<br />

Benachteiligung und Ausgrenzung empfinden Menschen mit<br />

und ohne Migrationsgeschichte. Die meisten Migranten kennen<br />

und schätzen den Wert der Bildung. Sie sind oft deutlich<br />

12 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

leistungsbereiter und bildungszuversichtlicher als Menschen<br />

mit ausschließlich deutschen Wurzeln.<br />

Als Fazit hält die Studie fest: „Insgesamt zeigen die Ergebnisse<br />

dieser Untersuchung, dass die in Deutschland lebenden<br />

Menschen mit Migrationshintergrund nicht völlig anders und<br />

nicht alle gleich sind. Es gibt tatsächlich Gruppen, die den<br />

weit verbreiteten Negativ-Klischees entsprechen. Aber es sind<br />

kleine, schrumpfende Gruppen, die meistens nicht über größere<br />

Einflussmöglichkeiten verfügen. Die Unterschiede zwischen<br />

den am weitesten voneinander entfernten Lebenswelten<br />

sind bei den Migrantenmilieus wesentlich größer als bei<br />

der Gesamtbevölkerung. Das heißt, wir haben es bei den<br />

Einwanderern mit Milieus zu tun, die auf der einen Seite von<br />

vormodernen bäuerlichen Traditionen, auf der anderen von<br />

den soziokulturell modernsten Einstellungen geprägt sind.<br />

Beide Extreme spielen in der Gesamtbevölkerung kaum eine<br />

Rolle. Legt man die Milieus der Gesamtbevölkerung und der<br />

Migranten schematisch übereinander, zeigen sich aber auch<br />

viele Ähnlichkeiten oder Gemeinsamkeiten, die sich in den<br />

Milieubezeichnungen wiederfinden.“<br />

Entsprechend dieses Befundes sind auch die Formen, Vorlieben<br />

und Wünsche von Migranten in Bezug auf Nutzung und<br />

Teilhabe an Kultur differenziert zu betrachten.<br />

Während das religiös-verwurzelte Milieu eher Wert legt auf<br />

die Bewahrung der kulturellen Identität und das traditionelle<br />

Milieu sich stark an der Kultur des Herkunftslands orientiert<br />

zeigt, schätzt das entwurzelte Milieu vor allem die allge meine<br />

Popularkultur. Angehöriger des hedonistisch-sub kulturellen<br />

Milieus bevorzugen die Jugend- und Popkultur, während das statusorientierte<br />

Milieu Kulturangebote vor allem zur Entspannung<br />

und Unterhaltung, weniger zur Identitäts bestimmung nutzt. Das<br />

adaptive Milieu zeigt insgesamt eine aufgeschlossene Haltung<br />

zu Kulturangebote mit einer Präferenz für „harmonische“<br />

Angebote. Das multikulturelle Performer- Milieu folgt in der<br />

Kulturnutzung souverän dem Lustprinzip und nutzt die gesamt<br />

Breite des Kulturangebots. Für Angehörige des intellektuell-kosmopolitischen<br />

Milieus hat Kultur eine wichtige, oft identitätsprägende<br />

Rolle. Sie haben vielfältige kulturelle Interessen und sind<br />

oft selbst als Kulturagenten oder Künstler tätig.<br />

Insgesamt stellt die Studie fest: „Einwanderer möchten sich<br />

in Kunst und Kultur stärker repräsentiert sehen. Menschen mit<br />

Migrationshintergrund signalisieren hohes Interesse an Kunst<br />

und Kultur, sofern ihnen überzeugende Identifikationsangebote<br />

gemacht werden. Ihre Lebenserfahrungen sollten sich in den<br />

Inhalten, sie selbst wollen sich in den Akteuren spiegeln.“<br />

Die komplette Studie ist abrufbar im Internet unter http://<br />

interkulturpro.de/ik_pdf/Sinus-Studie_2009.pdf


Sprecher<br />

Dietmar Osses<br />

Arbeitskreis Migration im Deutschen <strong>Museumsbund</strong><br />

LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum<br />

Günnigfelder Straße 251<br />

44793 Bochum<br />

Tel.: 0234 / 61 00 874<br />

Fax: 0234 / 61 00 869<br />

dietmar.osses@lwl.org<br />

Weitere Ansprechpartner des Arbeitskreises finden Sie unter<br />

www.museumsbund.de (➞ Fachgruppen und Arbeitskreise).<br />

Europa<br />

Das LEM­Projekt: Ein Museumsnetzwerk in Europa<br />

In den vergangenen Jahren haben sich Netzwerke auf europäischer<br />

Ebene weiterentwickelt. Sie sind professioneller und<br />

strukturierter geworden, besonders in den Bereichen Musik und<br />

Theater – wesentlich weniger trifft dies leider für den Bereich<br />

Museum oder den des kulturellen Erbes zu. Als Ausnahme<br />

kann hier NEMO gesehen werden, das einzige Netzwerk auf<br />

europäischer Ebene, das nationale Museumsorganisationen<br />

repräsentiert und sowohl für die Dachorganisationen als<br />

auch für die Museen selbst arbeitet. NEMO ist assoziierter<br />

Partner eines europäischen Projektes im Museumsbereich, das<br />

seit dem 1. November 2010 über das Grundtvig-Programm<br />

(EU-Bildungsprogramm für Lebenslanges Lernen) für drei Jahre<br />

gefördert wird: Ziel von LEM – Das lernende Museum – ist<br />

es, ein Netzwerk von Museen und anderen Einrichtungen des<br />

kulturellen Erbes, die im Bereich des Lebenslangen Lernens<br />

aktiv sind, im europäischen Raum aufzubauen. Mit 23 Partnern<br />

aus 17 Ländern, darunter der Deutsche <strong>Museumsbund</strong>, möchte<br />

LEM die Museen dabei unterstützen, die Ziele, die in der 2020<br />

Agenda der EU festgehalten sind, zu einer wissensbasierten<br />

Gesellschaft in Europa beizutragen, zu erreichen.<br />

Museen müssen sich den Herausforderungen der Zukunft stellen,<br />

nicht nur als Ort des Lernens genutzt, sondern selbst lernende<br />

Organisationen zu werden. Das heißt: Lernen vom Umfeld, von<br />

der Öffentlichkeit, von Interessensgemeinschaften und anderen<br />

Akteuren, Allianzen bilden und gemeinsam die europäischen<br />

Richtlinien erreichen.<br />

LEM wird in diesem Zusammenhang<br />

• Erwachsenenbildung in Museen fördern,<br />

• Soziale und ökonomische Vorteile der (Erwachsenen-)<br />

Bildung in Museen erforschen und sichtbar machen,<br />

• Bildung selbst auch im Museum zum Thema zu machen („Das<br />

lernende Museum“) und Verbindungen zwischen Museen<br />

und mit Erwachsenenbildungsinstitutionen stärken,<br />

• Neue und potentielle Besuchergruppen mit Lernangeboten<br />

an das Museum binden (Migranten, Bürgerschaftliches<br />

Engagement, u. a.),<br />

• Informationen über die Strategien des Lebenslangen Lernens<br />

auf europäischer und deutscher Ebene verbreiten und<br />

• Aktivitäten, Trainings und Methoden erarbeiten, um struktu-<br />

riert zu lernen und Aktivitäten in der kulturellen Bildung zu<br />

entwerfen.<br />

Die Ergebnisse der Aktivitäten werden über internationale<br />

Konferenzen, Workshops und Publikationen sowie über die<br />

Internetseite www.lemproject.eu der europäischen Museumsgemeinschaft<br />

zugänglich gemacht.<br />

Als Projektpartner versteht es der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> als<br />

seine Aufgabe, die Aktivitäten des Netzwerkes nicht nur auf<br />

europäischer Ebene umzusetzen, sondern im Besonderen auch<br />

für die deutsche Museumslandschaft anzupassen und für diese<br />

aufzubereiten, so dass die im Netzwerk erarbeiteten Ergebnisse<br />

und Kontakte für die deutschen Museen nutzbar gemacht<br />

werden können.<br />

Weitere Informationen: www.lemproject.eu.<br />

Julia Pagel<br />

Projekte<br />

Internationaler Museumstag – Museen, unser Gedächtnis!<br />

„Wer entscheidet heute, an was wir uns morgen erinnern werden?“<br />

fragt die UNESCO seit 1992 in ihrem Programm „Memory<br />

of the World“ – „Gedächtnis der Menschheit“. Der Internationale<br />

Museumstag 2011 greift diese Frage auf und lädt alle Museen<br />

ein, sich mit besonderen Aktionen zum Motto "Museen, unser<br />

Gedächtnis!" (Museum and Memory) zu beteiligen!<br />

Erneut steht der Internationale Museumstag unter der Schirmherrschaft<br />

des amtierenden Bundesratspräsidenten. In 2011<br />

ist somit die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen,<br />

Hannelore Kraft, die Schirmherrin des Ereignisses. Weitere<br />

Informationen erhalten Sie in der Geschäftsstelle des Deutschen<br />

<strong>Museumsbund</strong>es sowie unter www.museumstag.de.<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 13


Beitrag<br />

„Die Stille erzählt die Kunst“<br />

Für Gehörlose zugängliche Gegenwartskunst<br />

Die Abteilung für Museumspädagogik des italienischen<br />

Schloss Rivoli, Museum für Gegenwartskunst, und die Turiner<br />

Gehörloseneinrichtung haben ein weltweit einzigartiges<br />

Projekt umgesetzt, um Gehörlosen einen Zugang zur zeitgenössischen<br />

Kunst zu ermöglichen. Beobachtungen auf<br />

der Kasseler documenta 2007, die zahlreiche Besucher mit<br />

Gehörproblemen hatte, führten spontan zur Frage: Fördern<br />

wir in unserem Land eigentlich den Zugang dieser Menschen<br />

zur Kultur? Eine Untersuchung ergab, dass die italienischen<br />

Gebärdensprache (LIS) keine Zeichen für die Gegenwartskunst<br />

besitzt.<br />

Abhilfe sollte das Projekt „Die Stille erzählt die Kunst“ schaffen,<br />

das gemeinsam und partnerschaftlich umgesetzt und betreut<br />

wurde von der Kulturmanagerin Catterina Seia, Anna Pironti,<br />

(Leiterin der Abteilung für Museumspädagogik von Schloss<br />

Rivoli), sowie Enrico Dolza (Servicekoordinator der Turiner<br />

Gehörloseneinrichtung). Eine Arbeitsgruppe aus Gehörlosen<br />

und Nicht-Gehörlosen wurde eingerichtet, zu der neben einer<br />

Linguistin auch der gehörlose Gebärdensprachdozenten<br />

Luciano Candela gehörte.<br />

Ausgangspunkt war unser Verständnis des Museums als<br />

Bildungsstätte, als Ort der sozialen Einbindung, als einen für<br />

Dialog und Konfrontation offenen Raum. In diesem Sinn entwickeln<br />

wir mit dem Anspruch, das Kulturerbe des Museums<br />

allen zugänglich zu machen, verschiedene Projekte beispielsweise<br />

für Gehörlose, für Sehbehinderte sowie für Menschen mit<br />

motorischen Behinderungen.<br />

Das Projekt „Die Stille erzählt die Kunst“ zielt auf eine Anerkennung<br />

der Eigenheiten und Wirksamkeit einer Sprache innerhalb<br />

eines Interaktion und Integration einbeziehenden Modells,<br />

das Unterschiede respektiert und aufnimmt, ohne sie zu verleugnen.<br />

Dieses einzigartige Projekt war eine außergewöhnliche,<br />

fachlich wie menschlich bereichernde und intensive Erfahrung.<br />

Als Mitarbeiterin der Museumspädagogik absolvierte ich eine<br />

Grundausbildung in LIS, die auch das Erleben der Gehörlosigkeit<br />

selbst umfasste. Parallel dazu machte ich erste Führungen für<br />

Gehörlose im Museum für Gegenwartskunst Schloss Rivoli und<br />

auf der Internationalen Messe für Gegenwartskunst Artissima<br />

14: eine echte Herausforderung, zumal es sich für die meisten<br />

Teilnehmer um die allererste Begegnung mit Gegenwartskunst<br />

handelte. Es entwickelte sich eine dauerhafte Bindung an eine<br />

Gruppe Gehörloser, die anschließend regelmäßig das Schloss<br />

Rivoli besuchten.<br />

14 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

Bei allen direkten Begegnungen mit der Gegenwartskunst<br />

haben gehörlose Vermittler und Dolmetscher eine wichtige Rolle<br />

gespielt, um an Ort und Stelle erste Hypothesen zu der in der<br />

Gebärdensprache LIS fehlenden Fachterminologie auf zustellen.<br />

Der nächste Schritt bestand im Erfassen eines in Makrokategorien<br />

unterteilten Grundwortschatzes zur Ge gen warts kunst<br />

(Kunstströmungen, Techniken und Materialien, Typologien).<br />

Der Wortschatz wurde den Gehörlosen anschließend in einer<br />

Reihe von Interviews vorgelegt, um das Vorhandensein der<br />

entsprechenden Zeichen für jeden Ausdruck zu überprüfen.<br />

Die Auswertung der Antworten ergab Fälle vorhandener und<br />

fehlender sowie unangemessener Übersetzungszeichen. Nach<br />

den Interviews leiteten wir für alle 80 ausgewählten Ausdrücke<br />

einen langwierigen linguistischen Schöpfungsprozess ein: mithilfe<br />

ikonografischen Materials wurde zunächst die Bedeutung<br />

jedes Ausdrucks genau geklärt und kontextualisiert. Danach<br />

wurde jedes neue Übersetzungszeichen von den gehörlosen<br />

Experten ausgearbeitet und vorgeschlagen. LIS zeichnet sich<br />

durch eine starke Bildhaftigkeit aus; in vielen Fällen gaben die<br />

in der Kunst vorhandenen optischen Metaphern daher nützliche<br />

Anstöße zur Kreation der Zeichen. Komplexer gestaltete sich<br />

hingegen das Verfahren bei Ausdrücken wie „Abstraktismus“:<br />

den Begriff Abstraktion und den Ausdruck mit der Etikettierung<br />

„-ismus“ sowie seine Kontextualisierung in der Kunstszene des<br />

20. Jahrhunderts verständlich zu machen, war eine ausgesprochen<br />

spannende Herausforderung. Schließlich wurde jedes<br />

Zeichen einer Kohärenzkontrolle bezüglich des ursprünglichen<br />

Ausdrucks unterzogen sowie einer „Transparenzprüfung“<br />

innerhalb der Arbeitsgruppe und mithilfe Angehöriger der<br />

Gebärdensprachgemeinschaft, um den Verständlichkeitsgrad<br />

zu messen.<br />

Jedes Zeichen wurde von uns mit einer Reihe im Schnellschussverfahren<br />

aufgenommener Fotos dokumentiert: eine<br />

Hommage an die Chronofotografie, die ein Festhalten des<br />

Augenblicks ermöglicht, um die einzelnen Phasen einer<br />

Bewegung – in unserem Fall der des Gebärdensprechers – in<br />

der Abfolge aufzuzeigen. Mit Hinblick auf die Veröffentlichung<br />

wurden diejenigen Aufnahmen ausgewählt, die linguistisch<br />

signifikante, zur Rekonstruktion der Zeichenartikulation notwendige<br />

Phasen zeigen.<br />

Mit großer Freude präsentieren wir die in unserer Arbeit entstandenen<br />

neuen LIS-Zeichen in einem Wörterbuch, das in Italienisch<br />

und auch in Englisch vorliegt. Wir freuen uns darauf,<br />

die Methodologie mit Kollegen in aller Welt teilen zu können<br />

und stehen für Kooperationen und neue Partnerschaften<br />

gerne zur Verfügung; es ist wünschenswert, dass die vorliegende<br />

Arbeit sich als Anreiz für andere Institutionen erweist und


Ein Kompetenzforum von europäischer Stahlkraft gewinnt<br />

weiter an Bedeutung für die beteiligten Branchenkreise –<br />

EXPONATEC COLOGNE 2011<br />

Die EXPONATEC COLOGNE (16. – 18.11.2011) ist als inter-<br />

nationale Fachmesse für Museen, Konservierung und Kultur-<br />

erbe das Trendbarometer innovativer Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für Museen im 21. Jahrhundert. Dabei ist sie zum Einen<br />

klassisch technisch in ihrer Ausrichtung, gibt gleich zeitig aber<br />

auch Architekten, Museumsplanern, Gestaltern und Designern<br />

eine Plattform für die Präsentation von zeit gemäß ausgerichteten<br />

innovativen Ausstellungskonzepten im 21. Jahrhundert.<br />

Als Informations- und Kommunikationsplatt form schafft die<br />

EXPONATEC COLOGNE zudem Raum für den Dialog<br />

zwischen Kultur und Kommerz im Markt selbst. Innovation<br />

meets heritage zur EXPONATEC COLOGNE in Köln.<br />

in den Gebärdensprachen der einzelnen Länder neue Wege<br />

aufzeigt.<br />

Dementsprechend soll die vorliegende Veröffentlichung nicht als<br />

Schlusspunkt aufgefasst werden, sondern als Ausgangspunkt<br />

und Ausdruck künftiger Projekte in einer zukunftsgewandten,<br />

von immer neuen Anreizen getragenen Entwicklung.<br />

Brunella Manzardo, Projektforscherin Zugänglichkeit der<br />

Gegen wartskunst für Gehörlose Abteilung für Museumspädagogik<br />

Museum für Gegenwartskunst Schloss Rivoli<br />

Piazza Mafalda di Savoia, 10098 Rivoli (Turin), Italien<br />

Tel.: 0039 / 011- 9565214<br />

b.manzardo@castellodirivoli.org<br />

Termine<br />

Das Symposium „Wie man sich Freunde schafft …“ der AG<br />

Freundeskreise in der Stiftung Zukunft Berlin findet am 21.<br />

Januar 2011 bereits zum fünften Mal statt. Unter dem Titel<br />

“ So geht es nicht weiter: Kultur in der Finanzkrise“ werden nicht<br />

nur die finanziellen und strukturellen Folgen der Finanzkrise<br />

auf die bundesdeutschen Kulturinstitutionen und ihre Förderund<br />

Freundeskreise untersucht, sondern sollen auch konkrete<br />

Handlungsoptionen für die Politik entwickelt werden. Weitere<br />

Informationen unter Stiftung Zukunft Berlin, Frau Ulrike Petzold,<br />

Tel.: 030 / 26392290, www.freundeskreise-kultur.de.<br />

Angebotsbereiche der EXPONATEC COLOGNE<br />

Neubau und Umbau, Personaldienstleister, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Besucherforschung und -orientierung, Ausstellungsgestaltung,<br />

Design, Ausstellungsplanung, Haus- und<br />

Ausstellungstechnik, Medien, Eingangs- und Ausgangsbereich,<br />

Museumsshop, Museumsgastronomie, Sicherheit und<br />

Transport, Verwaltungsbedarf, Restaurierung, Konservierung,<br />

Präparation, Materialuntersuchungen,<br />

Weiterbildung und Institutionen.<br />

www.exponatec.de<br />

Vom 17. bis 19. Februar 2011 bietet die Bundesakademie<br />

für kulturelle Bildung Wolfenbüttel in Berlin das 2 ½-tägige<br />

Wochenendseminar „Führen und Begleiten in Museen und<br />

Ausstellungen – Praxis Berlin“ an. Weitere Informationen und<br />

Anmeldung mit dem Betreff „mc2 Zusatz Berlin 2011“ unter<br />

sabine.oehlmann@bundesakademie.de.<br />

„Bewegte Räume“ lautet der Titel des Szenographie-Kollo quiums,<br />

welches als Fortsetzung der Reihe „Szenographie in Ausstellungen<br />

und Museen“ in der DASA vom 26. bis 28. Januar 2011 in<br />

Dortmund veranstaltet wird. Wie und inwie weit Ausstellungen<br />

ihre Vermittlung in der Bewegung im Raum entfalten, ist Inhalt<br />

des Expertentreffs. Anmeldung und Informationen: Ivonne Bohne-<br />

Iserlohe, Tel.: 0231 / 9071- 2480, bohne-iserlohe.ivonne@baua.<br />

bund.de, www.dasa-dortmund.de/Szenografie.<br />

Varia<br />

Ausstellungsangebot<br />

1949, 1989 / 90, 1961 – die Jubiläen um die doppelte deutsche<br />

Nachkriegsgeschichte sind in den Medien und der öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit anhaltend präsent. Jenseits aktueller<br />

Anlässe gilt das Interesse des Publikums vor allem dem Alltag in<br />

der DDR. Einen für Ost und West gleichermaßen aufschlussreichen<br />

Blick in den DDR-Alltag bietet die Ausstellung „abc des<br />

Ostens. 26 Objektgeschichten“. In ihr werden entlang des<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 15


1, 2, 3 ... sorgenfrei !<br />

Die Vitrinenbörse ist online.<br />

Die Situation ist hinlänglich bekannt: auf der einen Seite<br />

stellt sich in einem Museum nach einer großen Wechselausstellung<br />

häufig die Frage „Was machen wir jetzt mit den<br />

ganzen Ausstellungseinbauten?“ und auf der anderen Seite<br />

gibt es Museen und Aus stellungshäuser, die händeringend<br />

nach akzeptablen Vitrinen suchen.<br />

Für diese Fälle bietet der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> ab sofort<br />

die Möglichkeit einer Online-Börse. Unter www.museums<br />

bund.de/de/aktuelles/vitrinenboerse können Museen<br />

Vitrinen und Ausstellungsmobiliar einstellen, das sie abgegeben<br />

möchten – und natürlich kann hier auch gestöbert und<br />

gesucht werden, ob vielleicht genau das dabei ist, was Ihr<br />

Museum gerade benötigt. Die „Vitrinenbörse“ geht zurück<br />

auf eine Initiative des Arbeits kreises Ausstellungsplanung.<br />

Der Deutsche Museums bund begrüßt es, wenn die Vitrinen<br />

für Selbst abholer kostenlos angeboten werden, um insbesondere<br />

finanzschwache Einrichtungen zu unterstützen.<br />

Alphabets 26 objektbezogene Tiefenbohrungen in unterschiedliche<br />

Bereiche der DDR präsentiert. „Leitfossilien“ sind der<br />

Ausgangspunkt für Erkundungen in der Wirtschafts-, Kultur-,<br />

Konsum- und Sozialgeschichte, die einen detaillierten wie vergleichenden<br />

Einblick in den DDR-Alltag eröffnen. Die Ausstellung wird<br />

vom Eisenhüttenstädter „Dokumentationszentrum Alltags kultur der<br />

DDR“ interessierten Museen zur Übernahme ange boten. Sie umfasst<br />

700 Objekte und benötigt eine Aus stellungsfläche von 200<br />

bis 250 Quadratmetern. Das Team des Dokumentationszentrums<br />

übernimmt die Planung, den Auf- und Abbau der Ausstellung<br />

gegen Übernahme der entstehenden Kosten. Für Werbemittel<br />

stehen Gestaltungsvorlagen zur Verfügung. Ein Katalog von 62<br />

Seiten Umfang dokumentiert die Ausstellung in Bild und Text. Die<br />

Ausstellung ist ab März 2011 verfügbar.<br />

Bei Interesse bitte wenden an das Dokumentationszentrum,<br />

Dr. Andreas Ludwig, Tel.: 03364 / 417355, info@alltagskulturddr.de.<br />

Neuer Webauftritt der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche /<br />

­forschung<br />

Die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche / -forschung unterstützt<br />

u. a. Museen, Bibliotheken und Archive bei der Identifizierung<br />

von Kulturgütern in ihren Sammlungen und Beständen, die<br />

während der Zeit des Nationalsozialismus den rechtmäßigen<br />

Eigentümern entzogen wurden. Auf den neuen Internetseiten der<br />

Forschungsstelle finden Sie u. a. alle Informationen rund um die<br />

Antragsstellung: www.arbeitsstelle-provenienzforschung.de.<br />

16 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

Jubiläumswebseite zum 60. Geburtstag des Deutschen Meeresmuseums<br />

Im Jahr 2011 wird der 60. Geburtstag des Deutschen Meeresmuseums<br />

von dem Projekt „365 Entdeckungen“ begleitet. Die<br />

Webseite www.365-entdeckungen.de ermöglicht anlässlich dieses<br />

Jubiläums einen Blick in die Sammlungs- und Tierbestände<br />

der vier Standorte sowie in die Archive des Deutschen Meeresmuseums.<br />

Seit Oktober 2010 gibt es in Stuttgart ein neues Museum,<br />

das „Junge Schloss. Das Kindermuseum in Stuttgart“. Unter<br />

Mitwirkung eines Kinderbeirats wurde es als Institution des<br />

Landesmuseums Württemberg im Alten Schloss in Stuttgart<br />

konzipiert und eingerichtet. Weitere Informationen: Bettina<br />

Laser, Projekt „Junges Schloss. Das Kindermuseum in Stuttgart“,<br />

Marketing und Presse, Altes Schloss, Schillerplatz 6, 70173<br />

Stuttgart, Tel.: 0711 / 89535171, www.junges-schloss.de.<br />

Einen Bericht zum „Jungen Schloss“ lesen Sie in der aktuellen<br />

Ausgabe der Museumskunde, die im Januar 2011 erscheint.<br />

Hannover: Umfassende Unterstützung für Museen besiegelt<br />

Die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur,<br />

Professor Dr. Johanna Wanka, und der Oberbürgermeister der<br />

Landeshauptstadt Hannover, Stephan Weil, haben kürzlich im<br />

Sprengel Museum Hannover den „Sprengel-Vertrag" und den<br />

„Museum im Schloss Herrenhausen-Vertrag" unterzeichnet. Beide<br />

Verträge regeln die Finanzierung der Museen durch Land und<br />

Stadt sowie die Zusammenarbeit beider Ver trags parteien zum<br />

Beispiel bei Fragen des Museumsbetriebs und des Budgets. Mit<br />

dem „Sprengel-Vertrag" wird der alte Ver trag von 1974 an heuti-<br />

ge Anforderungen eines modernen Mu seums betriebs angepasst.<br />

Eine wesentliche Neuregelung ist die Finanzierung des Museums<br />

über einen Grundbetrag: Beide Vertrags par teien zahlen jähr-<br />

lich 2.426.000 Euro für Personal und den lau fen den Betrieb.<br />

Weiterhin werden die Kompetenzen der Ver waltungskommission<br />

ausgeweitet. In das mit Vertretern von Land und Stadt paritätisch<br />

besetzte Gremium fallen grundsätz liche Fragen des<br />

Museumsbetriebs, der Konzeption und der An kaufs politik.<br />

Mit dem „Museum im Schloss Herrenhausen-Vertrag" fördert<br />

das Land die Einrichtung eines Museums im künftigen Schloss<br />

Herrenhausen. Das Land und die Landeshauptstadt Hannover<br />

werden jeweils eine Million Euro investieren. Neben einer<br />

Dauerausstellung zum Themenkomplex Leibniz und seiner Zeit<br />

wird im Museum Schloss Herrenhausen im Jahr 2014 auch<br />

die Landesausstellung „300 Jahre Personalunion Hannover-<br />

Großbritannien" stattfinden. Weitere Informationen unter www.<br />

sprengel-museum.de.


Ask a Curator­Projekt<br />

340 Museen und Galerien aus 23 Ländern nahmen am 1. Sep-<br />

tember an dem Twitter-Event „Ask a Curator Tag“ teil. Via Twitter<br />

konnte jeder dem Kurator seiner Wahl Fragen stellen – in<br />

140 Zeichen. Ab Februar 2011 geht das Projekt in die 2. Runde.<br />

Jim Richardson, Initiator des Projekts, entwickelt eine neue<br />

Plattform mit der Möglichkeit Kuratoren weltweit dauerhaft zu<br />

befragen. In ihren Video-Antworten haben die Kuratoren die<br />

Möglichkeit einen Blick in Ausstellungen oder auf Exponate<br />

zu gewähren. Informationen über das Starterpaket für teilnehmende<br />

Museen, Kontaktadressen, Bilder von der neuen<br />

Website und ein Interview mit Jim Richardson finden Sie unter<br />

www.ausstellungen-einstellungen.de/ask-a-curator-platform.<br />

Korrekturen im Verzeichnis „Die Museumskarte – Freier Eintritt<br />

in Museen“<br />

Ebenfalls freien Eintritt gewähren folgende Museen<br />

• Archäologisch-Ökologisches Zentrum Albersdorf (AÖZA)<br />

Bahnhofstraße 23<br />

25767 Albersdorf<br />

http://neues.aoeza.de<br />

• Umspannwerk Recklinghausen<br />

Museum Strom und Leben<br />

Uferstraße 2 – 4<br />

45663 Recklinghausen<br />

www.umspannwerk-recklinghausen.de<br />

• Bröhan-Museum<br />

Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus<br />

Schloßstraße 1 a<br />

14059 Berlin<br />

www.broehan-museum.de<br />

Der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> bittet seine Mitglieder, Änderungen<br />

von Adressen / Eintrittsregelungen der Geschäftsstelle unter<br />

office@museumsbund.de mitzuteilen.<br />

Tagungsbeiträge<br />

Jahrestagung des Netzwerks Unternehmensmuseen<br />

Vom 11. bis 12. November 2010 trafen sich auf Einladung<br />

des Heinz Nixdorf MuseumsForums rund 50 Vertreter von<br />

Unternehmensmuseen in Deutschland zur 8. Jahrestagung des<br />

Netzwerks Unternehmensmuseen (Network Company Museums)<br />

in Paderborn.<br />

Das Programm befasste sich im theoretischen Teil mit der<br />

„Muse ali sierung der Gesellschaft am Beispiel des Mercedes-<br />

Benz Museums Stuttgart“ (Sarah Krautheim) und den „Unternehmensmuseen<br />

zwischen Werbung und Information“<br />

(Hanswalter Dobbelmann, Dr. Franz Hebestreit, Dr. Barbara<br />

Hölschen, Thomas Huth, Norbert Ryska). Der Projekt-Teil umfasste<br />

die Vorstellung des „Heinz Nixdorf MuseumsForum“<br />

(Dr. Kurt Beiersdörfer), des „Porzellanmuseum Fürstenberg“<br />

(Thomas Krüger), des „Museum für Lackkunst“ (Julia Kroker) sowie<br />

die „Veranstaltungen des DB Museums im Jubi lä ums jahr“<br />

(Lothar Döbert). Weitere Vorträge präsentierten die „Pla nungen<br />

zum DFB-Museum“ (Dr. Martin Wörner) sowie die Möglichkeiten<br />

des „Biography Marketing am Beispiel einer neuen Datenbank<br />

zu Heinz Nixdorf“ (Dr. Christian Berg). Den internationalen<br />

Part übernahm Herr Jun Shimoyamada mit der Vorstellung des<br />

„Sony Center“ in Tokyo.<br />

Kunst der Vermittlung – Vermittlung der Kunst. Plattform<br />

Museen<br />

Fachtagung der Stiftung Genshagen und des Bundesverbandes<br />

der deutschen Kinder- und Jugendmuseen mit Unterstützung des<br />

Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)<br />

vom 13. bis 15. Oktober 2010 im Schloss Genshagen:<br />

Weit weg vom Kleben und Basteln – Die Stiftung Genshagen<br />

regt europäischen Dialog zur Kunstvermittlung an<br />

Wer im Museum „Monster“ schreit und dabei auf eine Statue<br />

zeigt, die ein Bildungsbürger als künstlerisch wertvoll erkennt,<br />

wird rausgeschmissen. Wahrscheinlich nicht nur, wenn er in ein<br />

britisches Museum geht und Kind ist. Aber dann auf jeden Fall.<br />

So passierte es einer Journalistin, die zusammen mit ihrem Kind<br />

im Museum war und die Begebenheit mit einer Mischung aus Wut<br />

und Erstaunen in der Londoner Zeitung „Guardian“ beschrieb.<br />

Dort las sie Graham Black und war ebenso wütend. Denn Black,<br />

britischer Museumsberater und Dozent für „Public History and<br />

Heritage Management“ an der Nottingham Trent University,<br />

England, wirbt für ein Museum, in dem nicht nur das Fotografieren<br />

erlaubt ist, sondern das seine Besucher als eine „Gemeinschaft<br />

von Nutzern“ begreift, familienfreundlich ist und sein Ziel darin<br />

sieht, „ein Ort im Herzen der Gemeinschaft zu werden“.<br />

Graham Blacks Geschichte vom störenden Kind im Museum, die<br />

in Abwandlungen jeder kennt, der mit Museumsarbeit zu tun hat<br />

oder schon einmal mit Kindern im Museum war, berichtete der<br />

Brite auf der Tagung zur „Kunst der Vermittlung – Vermittlung<br />

der Kunst. Plattform Museum“, die Mitte Oktober in Genshagen<br />

bei Berlin stattfand. Eingeladen hatte die „Stiftung Genshagen,<br />

Berlin-Brandenburgisches Institut für Deutsch-Französische<br />

Zusammenarbeit in Europa“, die ihre Hauptaufgaben in der<br />

Kunst- und Kulturvermittlung sowie im „Europäischen Dialog“<br />

zwischen Politik und Zivilgesellschaft sieht.<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 17


Was Graham Black so schön wie allgemein formulierte, hat<br />

in der täglichen Arbeit der 90 teilnehmenden Kunstvermittler<br />

aus Polen und Frankreich, Kroatien, Großbritannien, Israel, der<br />

Türkei, Italien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz,<br />

Irland und Deutschland, die sich im Schloss Genshagen trafen,<br />

allerdings eine sehr unterschiedliche Bedeutung.<br />

Denn auch wenn Dr. Maren Ziese, die die Tagung für die<br />

Stiftung Genshagen organisiert hat, feststellte: „Die Zeiten, in<br />

denen Museumspädagogik mit Kleben und Basteln gleichgesetzt<br />

wurde, sind vorbei“, müssen doch viele Museumspädagogen<br />

noch immer um feste Stellen und die selbstverständliche<br />

Anerkennung ihrer Arbeit kämpfen – nicht nur in Deutschland.<br />

Ihre Stellung im Museum wird meist nicht mit der der Kuratoren<br />

gleichgesetzt. Sie werden häufig erst spät, wenn überhaupt,<br />

in die Ausstellungsvorbereitungen einbezogen und manche<br />

fühlen sich gar als Trabanten, die geduldet und wenig anerkannt<br />

sind.<br />

Politik erkennt nachhaltigen Wert der Vermittlungsarbeit<br />

Die Zeiten des trostlosen Meckerns sind trotzdem vorbei.<br />

Denn auch wenn noch nicht jeder Museumsdirektor und<br />

Ausstellungskurator verstanden hat, dass sich die Strukturen im<br />

Museum verändern und das Museum ohne Vermittlung für Kinder<br />

und Jugendliche, ohne besucherfreundliche Aus stellungen,<br />

Publikationen und Begleitveranstaltungen ohne Zukunft ist,<br />

die Politik hat es. Kulturstaatsminister Bernd Neumann ist das<br />

Thema so wichtig, dass er die Tagung in Genshagen mit finanzierte.<br />

Denn in der Politik weiß man: „Die Wissensgesellschaft<br />

fordert das kreative Kind und das lebenslange Lernen.“<br />

Mit der Wertschätzung der Vermittlungsarbeit in Museen durch<br />

die Politik sind neue Forderungen entstanden. Die Forderung<br />

nach Gleichberechtigung von Ausstellungsmachern und Kunst -<br />

pädagogen ist nur eine. Die nach einem Museum, das sich der<br />

rasanten digitalen Entwicklung nicht verschließt, eine andere.<br />

Deshalb klingt der Satz „Die Kunstvermittlung ist in der Mitte<br />

des Museums angekommen“ noch immer wie eine Mischung<br />

aus Beschwörungsformel und Wunsch. Geht es nach den<br />

Kunstvermittlern und der Bundespolitik, so wird aus der<br />

Beschwörung demnächst mehr als „nur“ ein Erfah rungsaustausch.<br />

„Die Kulturpolitiker wenden sich der kulturellen Bildung verstärkt<br />

zu – in vielen Gesprächen beim Kulturstaatsminister spielt sie<br />

eine hervorgehobene Rolle“, berichtete Dr. Sebastian Saad,<br />

Referent bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann.<br />

Begeisterung, Bildung, Bindung: Die 50­ bis 100­Jährigen<br />

kommen immer<br />

Ein wenig erinnert der Kampf um die Anerkennung der kunstpädagogischen<br />

Arbeit an die Zeit vor etwa 15 Jahren, als die<br />

Museen langsam begriffen, dass sie in Öffentlichkeitsarbeit<br />

18 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

und Marketing investieren müssen, damit sie neben anderen<br />

Freizeitangeboten, die durch clevere Werbung immer neue<br />

Besuchergruppen für sich interessierten, bestehen konnten. Weil<br />

sie das verstanden haben, können sie heute sagen: die 50- bis<br />

100-Jährigen kommen immer. Nun müssen die Jugendlichen<br />

umworben werden, wobei es nicht nur um freien Eintritt und<br />

klassische Werbung geht, sondern um Begeisterung, Bildung,<br />

Bindung. Doch nicht nur bei der Bindung wird es schwierig.<br />

Meist haben die Vermittler nur eine einzige Chance, Jugendliche<br />

fürs Museum zu begeistern. Kommen sie mit ihrer Schulklasse,<br />

verstehen sie den Museumsbesuch oft nur als weiteren<br />

Unterrichtsstoff und nicht als Möglichkeit für neue Erfahrungen.<br />

Deshalb gehen viele Vermittler in die Schulen und lassen die<br />

Jugendlichen nicht nur selbst künstlerisch aktiv werden, sondern<br />

auch entscheiden, mit welchen Medien sie arbeiten.<br />

Die Kunstvermittler forderten auf der Genshagener Tagung,<br />

dass die Vermittlung nicht nur mehr gewürdigt und besser<br />

finanziert werde, sondern auch zentrale Räume im Museum<br />

zur Verfügung stehen sollten. All das müsse im so genannten<br />

Leitbild eines Museums festgeschrieben sein. Über solche<br />

Leitbilder, über die Bedeutung der Kunstvermittlung und über<br />

die interkulturelle Museumsarbeit soll nach dem Willen der<br />

Museumsexperten mehr und öfter diskutiert werden. Die<br />

Stiftung Genshagen wird – das stand bereits während des diesjährigen<br />

Treffens fest – sich auch in den kommenden Jahren mit<br />

diesem Thema befassen.<br />

Dem regelmäßigen Museumsbesucher mag so viel Aufwand<br />

für die Vermittlungsarbeit übertrieben scheinen, doch Graham<br />

Black machte in seinem Vortrag zu den Herausforderungen<br />

und Perspektiven der Kunst- und Kulturvermittlung des 21. Jahrhunderts<br />

noch auf einen anderen grundlegenden Wandel aufmerksam:<br />

Die Gestaltung der Freizeit. „Die Computernutzung<br />

ist in den vergangenen Jahren um 32 Prozent gestiegen, die<br />

Fernsehnutzung um neun, so dass immer weniger Menschen<br />

ihre Wohnungen in der Freizeit verlassen,“ sagte Black.<br />

Während die Tagung in Genshagen einen internationalen, vielschichtigen<br />

und sehr persönlichen Eindruck von der „Kunst der<br />

Vermittlung“ gab, wird es ab 14. Dezember unter www.museum<br />

bildet.de einen repräsentativen deutschlandweiten Einblick in<br />

diese überlebenswichtige Museums-Vermittlungs-Arbeit geben.<br />

Denn der Deutsche <strong>Museumsbund</strong> hat unter allen etwa 6.100<br />

Museen in Deutschland nach Problemen und Programmen,<br />

Finanzierungen und Zielen gefragt. Immerhin 1.219 Museen<br />

haben geantwortet, so dass, nach Einschätzung von Vera<br />

Neukirchen, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen<br />

<strong>Museumsbund</strong>es, ein „repräsentativer Einblick in alle Sparten<br />

und Bundesländer“ entstehen wird. Dann können Museen von


Ideen und Projekten anderer Museen lernen, Politiker mit einer<br />

aktuellen Statistik von der Bedeutung der Vermittlungsarbeit<br />

überzeugt werden, Kollegen sich bei Kollegen Rat holen.<br />

Kontakt: Dr. Maren Ziese, Projektleiterin, Kunst- und Kultur ver-<br />

mittlung in Europa Stiftung Genshagen Berlin-Branden burgisches<br />

Institut für Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa,<br />

Im Schloss, 14974 Genshagen, Tel.: 03378 / 80-59 -31, Fax:<br />

03378 / 87- 00 -13, www.stiftung-genshagen.de<br />

Personalia<br />

Dr. Hans­Martin Hinz wurde am 12. November 2010 auf der<br />

22. Generalkonferenz von ICOM (International Council of<br />

Museums) in Shanghai zum ersten deutschen Präsidenten<br />

von ICOM gewählt. Hans-Martin Hinz ist Mitglied der<br />

Geschäftsführung des Deutschen Historischen Museums und<br />

leitet die Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen und internationale Kontakte“ In den<br />

Jahren 2000 und 2001 war er Staatssekretär beim früheren<br />

Kultursenator des Landes Berlin, Christoph Stölzl. Von 1999<br />

bis 2004 war Hans-Martin Hinz Präsident des Deutschen<br />

Nationalkomitees von ICOM, von 2002 bis 2005 Präsident<br />

von ICOM-Europa und bis 2010 Mitglied des Exekutivrates<br />

von ICOM. Der Internationale Museumsrat zählt weltweit<br />

etwa 30.000 Mitglieder in 137 Ländern.<br />

Frank Laukötter ist seit dem 1. November 2010 neuer Direktor<br />

der Kunstsammlungen Böttcherstraße (Paula Modersohn-Becker<br />

Museum und Museum im Roselius-Haus) in Bremen.<br />

Ebenfalls seit dem 1. November 2010 steht das Museum<br />

Wiesbaden – eines der drei Hessischen Landesmuseen – unter<br />

der Leitung von Alexander Klar. Klar leitete zuvor das Emil-<br />

Schumacher-Museum in Hagen.<br />

Das Landesmuseum Mainz steht seit September 2010 unter der<br />

Leitung von Dr. Andrea Stockhammer. Ihr wissenschaftliches<br />

Profil ist durch den Schwerpunkt „Europäische Kunst der frühen<br />

Neuzeit“ gekennzeichnet. Andrea Stockhammer war wiederholt<br />

für die Österreichische Akademie der Wissenschaf ten tätig.<br />

Der stellvertretende Direktor der Berlinischen Galerie, Dr.<br />

Thomas Köhler, hat zum 1. September 2010 die Leitung des<br />

Berliner Landesmuseums für Moderne Kunst, Fotografie und<br />

Architektur übernommen. Der promovierte Kunsthistoriker trat<br />

damit die Nachfolge von Professor Jörn Merkert an, der die<br />

Berlinische Galerie seit 1987 leitete.<br />

Der Hessische Museumsverband hat auf seinem Verbandstag<br />

Anfang Oktober 2010 in Dillenburg für die nächsten vier Jahre<br />

einen neuen Verbandsvorstand gewählt. Zum Vorsitzenden<br />

des Hessischen Museumsverbandes wurde Dr. Thomas Wurzel,<br />

Geschäftsführer der Sparkassen­Kulturstiftung Hessen­Thüringen,<br />

wiedergewählt.<br />

Bei den Neuwahlen zum Vorstand anlässlich der Mitglieder-<br />

versammlung des Museumsverbands Rheinland­Pfalz e.V.<br />

wurde am 22. November 2010 der bisherige stellvertretende<br />

Vorsitzende Prof. Dr. Alexander Koch, Direktor des Historischen<br />

Museum der Pfalz in Speyer, zum neuen Vorsitzenden des<br />

Vorstands gewählt.<br />

Publikationen<br />

Rezension<br />

Winfried Bullinger, Markus Bretzel, Jörg Schmalfuß (Hg.), Urheber<br />

rechte in Museen und Archiven. Baden-Baden (Nomos Ver lagsgesellschaft)<br />

2010, 104 S., ISBN 978-3-8329-5918-0, 34 Euro.<br />

Urheberrechtliche Fragen gewinnen im Arbeitsalltag von<br />

Museen zunehmend an Bedeutung. Doch Kultureinrichtungen<br />

wollen sich eigentlich nicht mit komplexen juristischen Fragen<br />

befassen. Häufig verlassen sich die Mitarbeiter, aber auch die<br />

Verantwortlichen in den Museen darauf, alles werde „schon gut<br />

gehen“. Man hofft, gegen eine inhaltlich gute Arbeit – eine<br />

Arbeit, welche die Museen nach ihrem eigenen Selbstverständnis<br />

ja immer auch für die Urheber machen – können doch keine<br />

juristischen Vorbehalte bestehen.<br />

Doch dieser gute Glauben hilft im Ernstfall nichts. Was kulturell<br />

wichtig und richtig ist, ist deshalb noch lange nicht rechtmäßig.<br />

Arglosigkeit schützt nicht vor berechtigten Forderungen. Und<br />

auch unberechtigte Forderungen sind bedrohlicher, wenn man<br />

ihnen nichts entgegensetzen kann. Mit etwas Umsicht lassen<br />

sich jedoch die Risiken erheblich verringern.<br />

Es ist ein besonderer Verdienst der Herausgeber Winfried<br />

Bullinger, Markus Bretzel und Jörg Schmalfuß, dass es ihnen<br />

gelungen ist, auf lediglich hundert Seiten einen Überblick<br />

über das Urheberrecht und seine Bedeutung für die Arbeit von<br />

Museen und Archiven zu geben.<br />

Nach einer kurzen Einführung in die Grundlagen des Urheberrechts<br />

werden die Rechte an den Archivalien, insbesondere<br />

<strong>Bulletin</strong> 4/2010 19


an Fotomaterial und an Filmen, sowie die dafür einschlägi-<br />

gen Schutzfristen behandelt. Es folgen Ausführungen über die<br />

verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten von Archivbeständen<br />

in Museen und die Bedeutung, welche die sogenannten<br />

„Schranken“ dabei haben. Diese sind Bestimmungen des<br />

Urheber rechts, welche die sonst allumfassende Befugnis des<br />

Urhebers oder seines Rechtsnachfolgers, über die Nutzungen seines<br />

Werkes zu bestimmen, einschränken. Solche Bestimmungen<br />

gibt es auch zu Gunsten von Museen und Archiven. Ein eigenes<br />

Kapitel ist der Bildauswertung durch Museen gewidmet, wobei<br />

sich die Ausführungen hierüber nicht auf das Urheberrecht beschränken.<br />

Es folgen Praxistipps, darunter auch Checklisten für<br />

die Vertragsgestaltung.<br />

Spätestens hier wird dann das Spannungsfeld zwischen einem<br />

juristisch abgesicherten Vorgehen und der Praxis offensichtlich.<br />

In älteren Verträgen gibt es häufig keine genauen Regelungen –<br />

wenn es denn überhaupt schriftliche Vereinbarungen gibt. Auch<br />

wirkt ein Vertrag, der Nutzungsrechte klar regelt, auf so manchen<br />

Schenker abschreckend, selbst wenn er eigentlich gar<br />

nichts gegen eine „museumsnahe Nutzung“ seiner Materialien<br />

hat. Außerdem wird ein Museum – auch das hat etwas mit<br />

dem Selbstverständnis zu tun – für einen kulturhistorisch wichtigen<br />

Bestand Verantwortung übernehmen, unabhängig davon,<br />

welcher Vertrag hierüber ausgehandelt wird. Letztlich wäre es<br />

Aufgabe des Gesetzgebers, im Urheberrecht die Befugnisse<br />

von Museen und Archiven weitgehender zu regeln. Solange er<br />

es aber nicht tut, müssen und sollten sich die Museen selbst um<br />

ihre Rechte kümmern. Das schmale Büchlein kann dabei eine<br />

wichtige Hilfe sein – auch wenn der hohe Verkaufspreis der<br />

Verbreitung nicht förderlich sein wird.<br />

Dr. Paul Klimpel, Verwaltungsdirektor Deutsche Kinemathek<br />

Museum für Film und Fernsehen, Potsdamer Straße 2, 10785<br />

Berlin, Tel.: 030 / 30090314, www.deutsche-kinemathek.de.<br />

Uta Degner, Norbert Christian Wolf (Hg.), Der neue Wettstreit<br />

der Künste. Legitimation und Dominanz im Zeichen der<br />

Intermedialität, Bielefeld (transcript) 2010, 274 S., 29,80 Euro.<br />

Tobias G. Natter, Michael Fehr, Bettina Habsburg-Lothringen<br />

(Hg.) Das Schaudepot. Zwischen offenem Magazin<br />

und Inszenierung, Bielefeld (transcript) 2010, 174 Seiten,<br />

18,80 Euro.<br />

Jürgen Stöhr, Auch Theorien haben ihre Schicksale. Max<br />

Imdahl – Paul de Man – Beat Wyss. Eine Einfühlung in die<br />

Kunstgeschichtsschreibung der Moderne, Bielefeld (transcript)<br />

2010, 338 S., 31,80 Euro.<br />

20 <strong>Bulletin</strong> 4 / 2010<br />

Kristina Kratz-Kessemeier, Andrea Meyer, Bénédicte Savoy (Hg.),<br />

Museumsgeschichte. Kommentierte Quellentexte 1750 – 1950,<br />

Berlin (Reimer Verlag) 2010, 308 S., 24,90 Euro.<br />

Olaf Zimmermann, Theo Geißler (Hg.), Kulturlandschaft<br />

Deutschland: Die Provinz lebt – Aus politik + kultur 5, S. 113,<br />

9,90 Euro.<br />

Weitere Termine, Jobangebote, Kurzmitteilungen u. v. m. finden<br />

Sie auf dem Internetauftritt des Deutschen <strong>Museumsbund</strong>es unter<br />

www.museumsbund.de.<br />

<strong>Bulletin</strong> – <strong>Deutscher</strong> <strong>Museumsbund</strong> e. V.<br />

ISSN 1438-0595<br />

Herausgeber: Dr. Volker Rodekamp<br />

Redaktion: Mira Höschler, Anja Schaluschke<br />

Anschrift:<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Museumsbund</strong> e. V.<br />

Büro Berlin<br />

In der Halde 1 · 14195 Berlin<br />

Tel. 030 / 84 10 95 17 · Fax 030 / 84 10 95 19<br />

Sitz des Präsidenten:<br />

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig<br />

Böttchergäßchen 3 · 04109 Leipzig<br />

Tel. 0341 / 96 51-30 · Fax 0341 / 96 51-352<br />

office@museumsbund.de<br />

www.museumsbund.de<br />

Redaktionsschluss:<br />

Bull. 1: 15.2., Bull. 2: 15.5., Bull. 3: 15.8., Bull. 4: 15.11.<br />

Bankverbindungen:<br />

Postbank Köln<br />

Konto 800 502 · BLZ 370 100 50<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam<br />

Konto 350 202 4323 · BLZ 160 500 00<br />

Gestaltung und Design: blum DESIGN & KOMMUNIKATION GmbH<br />

Druck: CS-Druck CornelsenStürtz GmbH & Co. KG, Berlin<br />

Gefördert mit großzügiger Unterstützung durch<br />

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.<br />

Bundestages<br />

sowie der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen<br />

und der Stadt Leipzig.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!