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04 Editorial BESTplus<br />

LIEBE LESERINNEN UND LESER ...<br />

In den USA kam es immer wieder zu wundersamen politischen<br />

Phänomenen. Dort trieb es regelmäßig völlig ungeeignete und<br />

größenwahnsinnige Figuren in die Politik. Der letzte und lächerlichste<br />

Wanna-be-Präsident war Donald Trump, der dann<br />

tatsächlich die Wahl gewann. Unglaublich! Der Mann, der sich<br />

mit seinen scharfen Forderungen zur amerikanischen Asylpolitik,<br />

dem Mauerbau zu Mexiko, seinen sexistischen Äußerungen,<br />

einer geopolitischen Unwissenheit und seinen kuriosen<br />

öffentlichen Machtspielchen im Wahlkampf eher zur Witzfigur<br />

machte als zu einem ernsthaften Präsidentschaftskandidaten,<br />

hat Weltanschauungen, die bei uns in Deutschland nur vom<br />

rechten äußeren Rand propagiert werden.<br />

Ach...<br />

ist das<br />

nicht dieser<br />

Donald<br />

Dumb?<br />

© Paolo Calleri<br />

Trump,<br />

er heisst<br />

Donald<br />

Trump.<br />

In den USA ist alles käuflich, sogar der Präsidenten-Titel. Jeweils<br />

mehr als eine Milliarde Dollar hatten Trump und Clinton bis<br />

zum Wahltag ausgegeben. So teuer war ein US-Wahlkampf<br />

noch nie, und noch nie waren die Kandidaten so unbeliebt. Die<br />

Amerikaner fühlen sich von ihren politischen Eliten nicht mehr<br />

repräsentiert. Welch ein Wunder in einem verrotteten Rechtssystem,<br />

in dem schwerreiche Mörder durch den „Einkauf“ der<br />

besten Anwälte einen Freispruch erlangen (s. O.J. Simpson), Gerichtsverfahren<br />

durch gekaufte bzw. unter Druck gesetzte Geschworene<br />

manipuliert werden, die Waffenlobby sagt, wo es<br />

langgeht und zu häufig mal ein Afro-Amerikaner durch die<br />

Kugel eines Cops (auch gern mal in den Rücken) das zeitliche<br />

segnet. Die 70jährige Macho-Föhnwelle hat nun die Aufgabe,<br />

eine zum Zirkus verkommene Demokratie wieder auf Vordermann<br />

zu bringen. Ob die das schafft, ist zweifelhaft.<br />

Wer dachte, um Präsident zu werden, müsse man wahnsinnig<br />

intelligent, ein bisschen charmant und ein politisches Genie<br />

sein, der irrt. Denn wie Donald Trump Präsident geworden ist,<br />

kann es im Prinzip in Zukunft jeder werden, der genug Kohle<br />

auf dem Konto hat. Das klingt verrückt, ist aber wahr. In Amerika<br />

kann sich jeder, der möchte, um das Präsidentschaftsamt<br />

bewerben, solange er Mitglied einer großen Partei ist. Sich<br />

mit ein bisschen Schmiergeld in der Partei nach vorne zu mauscheln<br />

hilft natürlich, ist aber nicht zwingend notwendig. Es<br />

würde aber auch ausreichen, genügend Spenden einzutreiben.<br />

Das ist wohl der Grund dafür, dass immer wieder Pappnasen<br />

mit völlig abgedrehten Ideen die amerikanische Politik aufmischen<br />

wollen.<br />

Donald Trump hatte sich im wohl schmutzigsten Wahlkampf<br />

aller Zeiten die größte Mühe gegeben, seine Untauglichkeit für<br />

das Amt des US-Präsidenten unter Beweis zu stellen. Aber der<br />

US-Kongress wird den Präsidenten in seine Schranken weisen.<br />

So ist z.B. ein militärischer Alleingang ohne Zustimmung des<br />

Kongresses gottseidank ausgeschlossen.<br />

Eklig und abstoßend waren die Worte, mit denen Trumps Prahlerei<br />

zu sexuellen Übergriffen kommentiert wurden. Das Video,<br />

in dem er sich damit rühmt, Frauen einfach drauflos zu küssen<br />

oder ihnen zwischen die Beine zu greifen, hat einen zentralen<br />

Aspekt hervorgehoben, der in all den Debatten um sexuelle<br />

Belästigung und Übergriffe immer wieder vergessen wird: dass<br />

es dabei keineswegs hauptsächlich um sexuelle Anziehung<br />

geht, sondern um Macht.<br />

*<br />

Tja, die Sache mit den Präsidentschaften. Bei uns ist der BuPrä<br />

Staatsoberhaupt und erster Repräsentant des Staates. Er wird<br />

in Wirklichkeit kaum ernst genommen und gilt als Platzhalter<br />

und Empfangsdame der Bundeskanzlerin für diplomatische<br />

Angelegenheiten. Das heißt, das Amt ist eigentlich Nebensache,<br />

der große Teil der Bevölkerung kennt ihn nicht oder<br />

braucht ihn nicht; manche nennen ihn despektierlich nur den<br />

“in der Gegend rumstehenden Grüß-August”, dessen Villa so<br />

viel wert ist wie ganz Moldawien.<br />

Was hatten wir aber auch schon für Gestalten auf der nach<br />

unten offenen Lübke-Scala: Einen wandernden SA-Mann, eine<br />

beleidigte Leberwurst und das (lt. D. Wischmeyer) “Kleinbürger-Pärchen<br />

auf Extasy mit weniger Glamour als ein Eimer<br />

Wandfarbe”. Bereits vier Präsidenten wurden grausame Opfer<br />

der Medien, schließlich sind Flugtickets oder heimliche Kredite<br />

ja nicht im Sinne des Wohles der Menschen. Auch das Privatleben<br />

des Bundespräsidenten, oder besser gesagt, seiner Ehefrau,<br />

der "First Lady", spricht sich in den Lieblingsblättchen der<br />

deutschen Oma rum, die Satiriker lachen und der Bundespräsident<br />

schämt sich, dass sein Amt so verschmäht wird. Soll<br />

doch ein Anderer dieses Drecksgeschäft machen: Mit ziemlich<br />

unwichtigen Hampelmännern aus aller Welt chatten, immer<br />

schön die Hände schütteln, auf seinen Anzug von Armani achten<br />

und ein paar Reden halten, die sowieso keinen interessieren.<br />

Und zurücktreten. Ist ja seit einigen Jahren voll im Trend.<br />

Nun hat der dicke Siggi seinen allseits beliebten Kollegen<br />

Frank-Waltraud Steinmeier erfolgreich weggelobt, damit er<br />

ihm als Kanzlerkandidat nicht in die Quere kommt. Da wurden<br />

Lammert und Schäuble genannt – aber auch die Damen von<br />

der Leyen und Kramp-Karrenbauer waren im Gespräch. Sogar<br />

der Ex-Richter aus dem Unterschichten-TV Alexander Hold<br />

wurde für die Freien Wähler ins Rennen um das höchste deutsche<br />

Amt geschickt. Außer Kretschmann sollten noch der<br />

Sprachkünstler Ede Steuber und seine CSU-Kollegin Gerda Hasselfeldt<br />

sowie Gregor Gysi infrage kommen. Leid tut’s mir schon<br />

um einen der fähigsten Außenminister,<br />

den wir je hatten.<br />

Jetzt haben Sie die Wahl: Mit den Geschenken,<br />

die jetzt für das Fest besorgt<br />

werden müssen.<br />

Schöne Weihnachten und einen guten<br />

Rutsch wünscht Ihnen Ihr<br />

Wolfgang Streich (Herausgeber)

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