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Infodienst_Schweißaufsicht Aktuell_Ausgabe 9

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<strong>Ausgabe</strong> 09/2016<br />

<strong>Infodienst</strong> <strong>Schweißaufsicht</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

www.schweissaufsicht-aktuell.info<br />

AUS- & WEITERBILDUNG » 5<br />

Qualifikation zum Metall-Schutzgasschweißer<br />

nach DVS-Standard<br />

ist weltweit gültig.<br />

ARBEITSSCHUTZ »6<br />

Novellierte Arbeitsstättenverordnung<br />

ist am 02.12.16 in<br />

Kraft getreten.<br />

GEFAHRSTOFFE » 7<br />

Es liegt eine neu überarbeitete<br />

Fassung der Richtlinie VDI/<br />

DVS 6005 vor.<br />

MEDIEN-WELT » 8<br />

Die neue App von DVS Media<br />

liefert für jede Schweißaufgabe<br />

eine gültige Prüfbezeichnung.<br />

Editorial<br />

Schweißtechnische Qualifizierung von Flüchtlingen<br />

Flüchtlinge im „Mangelberuf<br />

Schweißer“<br />

– passt das?<br />

Die Meinungen über die<br />

„richtige“ Flüchtlingspolitik<br />

gehen weit auseinander.<br />

Einig sind sich in<br />

einer Hinsicht jedoch alle: Von gravierender<br />

Bedeutung ist es, Menschen mit sicherer<br />

Bleibeperspektive zu integrieren,<br />

vor Allem auch in den Arbeitsmarkt.<br />

Als <strong>Schweißaufsicht</strong> tragen Sie auch die<br />

Verantwortung für den Einsatz von für die<br />

jeweilige Fertigungsaufgabe geeignetem<br />

Personal. Zunehmend ist aber genau dieses<br />

Personal zur Mangelware geworden.<br />

Liegt da nicht der Gedanke nahe, dass<br />

sich auch unter den nach Deutschland<br />

geflüchteten Menschen potenzielle Arbeitnehmer<br />

finden, die zur Lösung dieses<br />

Problems beitragen können?<br />

Das mittelständische Unternehmen Reuther<br />

STC in Fürstenwalde (Kreis Oder-Spree)<br />

setzt auf zukunftsweisende Technologien<br />

und produziert Türme und Komponenten<br />

für Windkraftanlagen. Neue Wege geht die<br />

Firma jedoch nicht nur in der Technologie,<br />

sondern auch bei der Personalgewinnung.<br />

So wurden bereits im letzten Jahr 14<br />

Flüchtlinge im Bereich der Schweißtechnik<br />

angelernt und qualifiziert – vier von ihnen<br />

konnten anschließend auch als Produktionshelfer<br />

übernommen werden. Die vier jungen<br />

Flüchtlinge erhielten des Weiteren interne<br />

und externe Weiterschulungsmaßnahmen.<br />

» weiter auf Seite 2<br />

Neuerungen DIN EN ISO 15012-4: 2016<br />

Foto: Reuther STC, Fürstenwalde<br />

Genau diese Gedanken hat sich auch die<br />

Firma Reuther STC gemacht. Einen Bericht<br />

über diesen Selbstversuch finden<br />

Sie in der vorliegenden <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Vielleicht auch ein Weg für Ihr Unternehmen?<br />

Ihr<br />

Paul R. Hoene<br />

Verlagsleiter DVS Media GmbH<br />

Beim Schweißen und bei artverwandten<br />

Verfahren entstehen Rauch und Gase, die<br />

für die Gesundheit des Menschen schädlich<br />

sein können, wenn sie eingeatmet werden.<br />

Deshalb ist eine möglichst ständige Kontrolle<br />

dieser Emissionen notwendig, damit die<br />

Schweißer unbehelligt ihrer Arbeit nachgehen<br />

können. Die wirkungsvollste Methode<br />

hierbei ist sicherlich, die Abgase schon direkt<br />

in der Nähe ihrer Entstehungsquelle zu<br />

erfassen, bevor sie in den Atmungsbereich<br />

des Mitarbeiters gelangen. Da die mit dieser<br />

Aufgabe verbundene (Ent-)Lüftungsanlage<br />

genau an den Arbeitszweck angepasst sein<br />

muss, ist es nötig, dass sie exakt festgelegten<br />

Bedingungen an die Herstellung, den<br />

Werkstoff und ihre Gestaltung entspricht<br />

und bei fehlerhafter Funktion auch vor Gefahrenmomenten<br />

warnt.<br />

» weiter auf Seite 3


<strong>Ausgabe</strong> 09/2016<br />

Schweißtechnische Qualifizierung von Flüchtlingen<br />

» Fortsetzung von Seite 1<br />

Weitere vier Asylbewerber begannen im September<br />

dieses Jahres mit einer Ausbildung<br />

zum Anlagenmechaniker bzw. Fachkraft<br />

für Lagerlogistik. Somit zeigt die Reuther<br />

STC einen erfolgreichen Weg auf, wie die<br />

Wirtschaft zur Integration von Flüchtlingen<br />

beitragen und gleichzeitig davon profitieren<br />

kann. Geschäftsführer Finn Melgaard wurde<br />

für sein besonderes Engagement bei der Integration<br />

von Flüchtlingen im April 2016 mit<br />

der Medaille des Landtages Brandenburg<br />

zur Anerkennung von Verdiensten für das<br />

Gemeinwesen ausgezeichnet. Im November<br />

2015 belegte die Reuther STC beim bundesweiten<br />

„Deichmann-Förderpreis für Integration“<br />

für ihr vorbildliches Engagement in der<br />

Kategorie „Berufliche Förderung durch Unternehmen“<br />

den 2. Platz.<br />

Gerold Brunken, der im brandenburgischen<br />

Betrieb für Personal und Finanzen verantwortlich<br />

ist, berichtet, dass die Reuther STC<br />

in den vergangenen Jahren stark gewachsen<br />

sei und nun rund 300 Beschäftigte habe. Er<br />

suche ständig nach Fachkräften, insbesondere<br />

Schweißer und Schlosser. Von Jahr zu Jahr<br />

sei es immer schwieriger geworden, geeignete<br />

Lehrlinge zu finden. Daher sei die Idee<br />

entstanden, dieses Pilotprojekt gemeinsam<br />

mit der Gesellschaft für Arbeit und Soziales<br />

(Gefas) ins Leben zu rufen. Die Resonanz war<br />

unerwartet hoch, erzählt er. Zwanzig Flüchtlinge<br />

hätten sich sofort gemeldet, er habe aber<br />

nur 14 nehmen können. „Mehr ging organisatorisch<br />

nicht“, bedauert Brunken. Zunächst<br />

wurden die Flüchtlinge im Rahmen eines<br />

dreimonatigen Lehrgangs mit den Grundzügen<br />

des Schweißens vertraut gemacht. Anschließend<br />

folgten weitere drei Monate mit<br />

Theorie und Praxisübungen. Beim Schweißen<br />

zeige sich recht schnell, ob jemand über<br />

handwerkliches Geschick und Talent verfüge.<br />

Selbstverständlich müssten auch die theoretischen<br />

Kenntnisse inklusive der Vorgaben für<br />

die Arbeitssicherheit vermittelt werden. Nach<br />

der „Grundausbildung“ sei es dann eine Frage<br />

der täglichen Übung und Weiterqualifizierung,<br />

um den gewünschten Standard zu erreichen.<br />

» Gerold Brunken (Firma Reuther STC, Fürstenwalde) mit einem Teilnehmer des Qualifizierungs-<br />

Projektes<br />

Wie Brunken weiter ausführt, waren alle Beteiligten<br />

überrascht, wie erfolgreich das Projekt<br />

war: „Die Jungs waren hochmotiviert und<br />

haben sich sehr klug angestellt. Ursprünglich<br />

hatten wir gesagt, dass wir zufrieden sind,<br />

wenn wir einen von ihnen übernehmen können.<br />

Es lief aber so gut, dass wir vier übernommen<br />

und weiterqualifiziert haben. Später<br />

konnten wir vier weiteren die Möglichkeit<br />

geben, eine komplette Ausbildung bei uns zu<br />

starten.“<br />

Die Kosten für die ersten Qualifizierungsmaßnahmen<br />

im letzten Jahr habe Reuther zunächst<br />

selbst getragen, jedoch brachten auch<br />

die Gefa und die FAW (Fortbildungsakademie<br />

der Wirtschaft) Leistungen in dieses Pilotprojekt<br />

ein. Dem zweiten Qualifizierungsprojekt<br />

in diesem Jahr wurde dem Ausbildungsstart<br />

ein sechsmonatiges Praktikum vorangestellt.<br />

Hierfür gab es eine den gesetzlichen Regelungen<br />

entsprechende kleine Vergütung für die<br />

Praktikanten, die über Drittmittel aufgebracht<br />

wurde. Des Weiteren wurden und werden<br />

Lernhilfen, z. B. für den Deutsch- und Mathematikunterricht,<br />

von staatlicher Seite bezahlt.<br />

Hinsichtlich des bürokratischen Aufwandes<br />

ergänzt Brunken: „Klar muss man die gesetzlichen<br />

Vorschriften einhalten, und dies ist auch<br />

mit einem gewissen Aufwand verbunden. Die<br />

Ausländerbehörden und das Arbeitsamt werden<br />

eingeschaltet und müssen einverstanden<br />

sein. Wenn man aber mit einem Träger, wie<br />

wir mit der Gefas, zusammenarbeitet, der<br />

sich um die verwaltungstechnischen Angelegenheiten,<br />

wie Aufenthaltsgenehmigung und<br />

die Erlaubnis für ein Praktikum, kümmert,<br />

dann hat man als Unternehmer relativ wenig<br />

Aufwand.“ Sein Tipp ist daher, sich einen<br />

Partner zu suchen, der mit den gesetzlichen<br />

Vorgaben bzw. verwaltungstechnischen Maßnahmen<br />

vertraut ist und auch die entsprechenden<br />

Ansprechpartner in den jeweiligen<br />

Behörden kennt.<br />

Weitere Informationen:<br />

Gerold Brunken,<br />

T +49 (0)3361/694-969<br />

brunken@reuther-stc.com<br />

www.reuther-stc.com<br />

Foto: Reuther STC, Fürstenwalde<br />

» Hubert Pelc, Düsseldorf<br />

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