Gesundheitsmagazin 2016
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4 <strong>Gesundheitsmagazin</strong><br />
MUTTERGLÜCK MIT<br />
STARTSCHWIERIGKEITEN<br />
Die Geburteines Kindes ist mit einer Vielzahl vonVeränderungen<br />
verbunden. In aller Regel wirddie Klaviatur der Gefühle schon vom Beginn<br />
der Schwangerschaftanherauf und heruntergespielt. Dann ist der neue<br />
Erdenbürgerendlichdaund alles scheinbar perfekt. Dochwas tun, wenn<br />
sichdas grosse Glücksogar nicht einstellen mag?<br />
Dr. med. Daniel Bindernagel<br />
Leitender Arzt der KJPD St.Gallen<br />
übernahm vor über zehn Jahren die<br />
Babysprechstunde für Babys und<br />
Kleinkinder von 0bis 3Jahren und<br />
ihre Eltern. Er ist Facharzt für Kinderund<br />
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie.<br />
Die Kinder- und Jugendpsychiatrischen<br />
Dienste St.Gallen<br />
(KJPD) helfen Kindern,<br />
Jugendlichen und ihren Familien<br />
bei psychischen und<br />
psychosozialen Schwierigkeiten.<br />
Die Institution wird<br />
von einer Stiftung getragen<br />
und feiert <strong>2016</strong> das 50-jährige<br />
Bestehen. Die über 100<br />
Mitarbeitenden der KJDP<br />
St.Gallen erfüllen mit ihrer<br />
wertvollen Arbeit einen Leistungsauftrag<br />
der Kantone<br />
St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden<br />
und Appenzell<br />
Innerrhoden. Der Hauptsitz<br />
der KJPD ist im Herzen der<br />
St.Galler Altstadt. Weitere<br />
Standorte sind in Heerbrugg,<br />
Sargans, Uznach, Wattwil und<br />
Wil.<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrische<br />
Dienste<br />
St.Gallen (KJPD)<br />
Brühlgasse 35/37<br />
9004 St.Gallen<br />
Telefon 071 243 45 45<br />
www.kjpd-sg.ch<br />
Jede dritte Frau hat nach der Geburt Anpassungsprobleme,<br />
bei jeder sechsten frisch gebackenen<br />
Mutter wird eine postpartale (= nach der<br />
Geburt eines Kindes) Depression diagnostiziert.<br />
Auch Väter können erkranken.<br />
Wenn der Babyblues zur<br />
Depression wird<br />
Das Leben mit einem neu geborenen Baby ist in<br />
seiner Intensität unvergleichlich. Doch zum Staunen<br />
über das Wunder des Lebens gesellen sich<br />
meist eine ganze Reihe noch nicht vertrauter<br />
Herausforderungen. Neben der oftmals neu zu<br />
findenden familiären Situation und gesellschaftlichen<br />
Position, muss sich nicht nur die Beziehung<br />
der Eltern zueinander sondern auch die<br />
Verbindung der Eltern zum Kind erst aufbauen.<br />
Treten hier plötzlich und unerwartet Fremdheitsgefühle<br />
auf, kann die Elternbeziehung auf<br />
eine Belastungsprobe gestellt werden. Wenn<br />
Schuldgefühle nicht angesprochen werden können,<br />
droht die psychische Belastung anzuhalten<br />
und sich so zu einer Depression zu entwickeln.<br />
Anhaltender Schlafmangel verschlimmert diese<br />
Situation. Fachleute berichten neben den bekannten<br />
depressiven Symptomen auch von rational<br />
nicht begründbaren Ängsten, sich<br />
aufdrängenden unangenehmen Gedanken (z.B.<br />
dem Kind könne etwas Schlimmes passieren) oder<br />
extremer Unsicherheit. Das Spektrum von Faktoren,<br />
die das Risiko für die Entwicklung einer<br />
postpartalen Depression erhöhen können, reichen<br />
von früheren depressiven Phasen, Frühgeburt,<br />
körperlicher Erschöpfung, wenig Unterstützung<br />
durch den Partner und anderer Familienmitglieder,hohe<br />
Ansprüche an sich selbst bis<br />
hin zum exzessiven Schreien des Babys über einen<br />
langen Zeitraum hinweg.<br />
Oftmals fehlt sowohl im persönlichen und<br />
gesellschaftlichen Umfeld das Verständnis für<br />
Ausmass und Tragweite von Problemen junger<br />
Mütter und Väter. Jedoch kann eine unbehandelte<br />
postpartale Depression die Eltern-Kind-Beziehung<br />
und die längerfristige Entwicklung vom<br />
Kind nachhaltig schaden.<br />
Was kann man tun?<br />
Betroffene Eltern, an erster Stelle Mütter, sollten<br />
sich möglichst früh Unterstützung holen. Dies<br />
kann bereits in der Schwangerschaft nötig werden.<br />
Klingt der «Babyblues» innerhalb von zwei<br />
Wochen nicht ab, sollte die Mutter das Thema<br />
mit einer Vertrauensperson ansprechen und<br />
gegebenenfalls Hilfe aufsuchen. Eine engmaschige<br />
Vernetzung von Gynäkologie, Hebammen,<br />
Gynäkopsychiatrie, Kinderarzt, MütterundVäterberatung,anderenBeratungsstellenund<br />
den KJPD St.Gallen ist eine gute Voraussetzung<br />
für effektive Hilfestellungen.<br />
Wo gibt es Hilfe?<br />
Das Team der Babysprechstunde besteht aus erfahrenen<br />
Psychologen und Ärzten mit einer Fachausbildung<br />
im Säuglings- und Kleinkindbereich.<br />
Die Behandlung wird in der Regel von der Krankenkasse<br />
übernommen.<br />
Anmeldung für persönliche Beratungstermine<br />
unter Telefon 071 243 45 45. Montags und donnerstags<br />
kann man sich von 11 bis 12 Uhr kostenlos<br />
im Rahmen der Telefonsprechstunde unter<br />
Tel. 071 243 45 90 beraten lassen. Broschüre<br />
zum Download unter ww.kjpd-sg.ch/kontakt/<br />
informations-broschueren/