Kursbuch Agrarwende 2050
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Speisen. Während Lebensmittel überwiegend online gekauft werden, profiliert sich der<br />
Einzelhandel durch Spezialisierung und Beratung.<br />
Für die nächsten zehn Jahre identifiziert das Zukunftsinstitut (2015) folgende Ernährungstrends:<br />
Den Flexitariern gehört die Zukunft. Sie essen deutlich weniger Fleisch und Wurst, dafür mehr<br />
Gemüse und Getreideprodukte. Urbanes Gärtnern als starker Food-Trend hat viel Potenzial für<br />
den Lebensmittelhandel, die Gastronomie, städtische Architektur und Privathaushalte (z.B.<br />
supermarktintegrierte Gemüsegewächshäuser, Aquaponik auf Dächern). Immer mehr<br />
Supermärkte öffnen ihr Sortiment für „Misfits“ (Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern). Neue<br />
Ratgeber und Kochbücher animieren zu einem anderen Umgang mit Essensresten und jenen<br />
Teilen von Fleisch und Gemüse, die bisher im Abfall landeten.<br />
Konsumverhalten<br />
Lebensqualität, qualitatives Wachstum und nachhaltiger Wohlstand sind global wichtige<br />
normative, zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Trends bis 2030. Der Diskurs über<br />
Wachstumsalternativen wird weiter an Bedeutung gewinnen (VDI & ISI, 2014). Mit den<br />
negativen Folgen des Massenkonsums in westlichen Industrieländern hinterfragen immer mehr<br />
Menschen den ökologischen und auch den sozialen „Fußabdruck“ ihrer Aktivitäten.<br />
Konsumkritik und konsumleichtere Lebensstile nehmen zu, eine Suffizienzdebatte wird geführt<br />
(VDI & ISI, 2014). Werbung wird noch stärker als bisher mit „Sinn“ aufgeladen durch eine<br />
Verknüpfung des Produkts mit Sozial- oder Umweltversprechen, Vorbildern oder durch die<br />
Suggestion eines „einzig wahren“ Lebensstils. Konsum hat einen zunehmend Status gebenden<br />
Einfluss. Werbung wird digitalisiert und personalisiert; die Konsumbedürfnisse werden immer<br />
häufiger online befriedigt (UBA, 2014b).<br />
Ländlicher Raum<br />
Einerseits sind zahlreiche deutsche Dörfer in ihrem Bestehen bedroht und viele werden bis<br />
2030 von der Landkarte verschwinden. Andererseits haben Dörfer das Potenzial zu Pilot-Orten,<br />
z. B. für kostengünstige, dezentrale Abwassersysteme, kleine Schulen mit neuen Lernformen<br />
oder für eine Mischung aus mobilen und zentralen Gesundheitsdienstleistungen. Dörfer könnten<br />
zu Vorreitern für die Gestaltung der Post-Wachstumsgesellschaft werden (VDI & ISI, 2014).<br />
4.3 Flächennutzung<br />
Der tägliche Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsflächen betrug in 2014 rund 73<br />
Hektar. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2020 den Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag<br />
zu reduzieren (BMUB, 2014e). Projektionen mit dem Modell Panta Rhei Regio zeigen jedoch,<br />
dass der tägliche Flächenverbrauch bis 2030 nur auf rund 45 Hektar pro Tag zurückgehen und<br />
damit das gesetzte Nachhaltigkeitsziel nicht erreicht werden wird (BBSR, 2012; 2014).<br />
Der Siedlungszuwachs geht zu Lasten von Landwirtschaftsflächen. Böden mit hoher<br />
Ertragsfähigkeit sind von Umwidmungen überproportional betroffen (Goetzke & Hoymann,<br />
2014). Dies geschieht sowohl in Wachstumsregionen als auch in strukturschwächeren<br />
Regionen (BBSR, 2014).<br />
Der Bevölkerungsrückgang in ländlichen Regionen führt nicht dazu, dass Flächen aus der landund<br />
forstwirtschaftlichen Nutzung fallen. Die prägenden Landnutzungen Land- und<br />
Forstwirtschaft werden wesentlich von agrar- und energiepolitischen bzw. ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen bestimmt, weniger von demografischen Faktoren. Die Nutzungsintensität<br />
<strong>Kursbuch</strong> <strong>Agrarwende</strong> <strong>2050</strong> – ökologisierte Landwirtschaft in Deutschland“ Seite 24