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KUNSTINVESTOR AUSGABE JÄNNER 2017

Kunst als Kapitalanlage AUSGABE JÄNNER 2017 Herausgeber Michael Minassian

Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE JÄNNER 2017
Herausgeber Michael Minassian

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KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />

der Theater-, Tanz- und Performanceszene im New<br />

York der 1970er Jahre. Darüber hinaus werden zwei<br />

überarbeitete historische ortsspezifische Installationen,<br />

sowie aktuelle Projekte gezeigt. Dreizehn Filme, sowie<br />

Standbilder aus diesen Werken vermitteln einen breit<br />

angelegten Einblick in Babette Mangoltes filmische<br />

Praxis. Ihre Experimentalfilme brechen mit<br />

Sehgewohnheiten und untergraben die aus dem<br />

klassischen Kino bekannte Identifikation mit den<br />

Schauspielern. Diese Herangehensweise wird<br />

besonders deutlich in The Camera: Je or La Camera: I,<br />

einem ihrer ersten Filme. Der fotografische Blick wird<br />

hier auf die Menschen und auf New York – die Stadt in<br />

der Mangolte lebt – filmisch übertragen. Die<br />

verwendete subjektive Kamera vermittelt einen<br />

konkreten Eindruck von der Beziehung zwischen der<br />

Person hinter der Kamera und ihrem Motiv, also<br />

zwischen Filmerin und Gefilmtem. In ihren<br />

Installationen entwickelt Mangolte anhand spezieller<br />

Präsentationsformen neue Möglichkeiten „der<br />

Betrachtung dessen, was Betrachten heißt“. In der<br />

Kunsthalle Wien zeigt sie auch eine neue Version der<br />

Installation Touching mit einer Auswahl von Bildern aus<br />

ihrem Archiv historischer Theater- und<br />

Performancefotografien. Diese interaktive Arbeit lädt<br />

dazu ein, die Ausdrucke auf dem Tisch zu berühren<br />

und umzuordnen, ein Bild in verschiedenen Größen zu<br />

vergleichen und es auf den Kontaktabzügen zu<br />

betrachten. Weiters zeigt die Ausstellung die<br />

bahnbrechenden Fotos, die die Künstlerin 1973 von<br />

Trisha Browns Performancestück Roof Piece gemacht<br />

hat, sowie einige aus historischen Fotografien<br />

zusammengesetzte Diptychen, die Mangoltes Interesse<br />

an einer Neubewertung der Geschichte und einer<br />

Hinterfragung der Zeit belegen. Babette Mangolte (US-<br />

Amerikanerin, *1941 in Frankreich) entdeckte 1960 mit<br />

der Nouvelle Vague das Kino für sich. 1964 wurde sie<br />

als erste Frau in die von Louis Lumière gegründete<br />

„École Nationale de la Photographie et de la<br />

Cinématographie“ aufgenommen. Ihr Interesse an<br />

experimentellen Werken führt sie 1970 auf eine Reise<br />

in die USA und in die New Yorker Filmszene, wo sie mit<br />

Tanz, Performance und Theater vertraut und Teil der<br />

vitalen Kunstszene wurde. Auf die Frage, welche Filme<br />

den größten Einfluss auf sie hatten, nennt sie Dziga<br />

Vertovs Der Mann mit der Kamera (1929) und Michael<br />

Snows Wavelength (1967): „Diese beiden Filme haben<br />

buchstäblich mein Leben verändert. Wegen des ersten<br />

wollte ich Kamerafrau werden, und der Wunsch, den<br />

zweiten zu sehen, führte mich nach New York, wo ich<br />

mich niederließ und später meine Filme machte.“<br />

Babette Mangolte war die Kamerafrau für Chantal<br />

Akermans Jeanne Dielman (1975) und News From<br />

Home (1976), wie auch für Yvonne Rainers Lives of<br />

Performers (1972) und Film about a Woman who…<br />

(1973). Über ihre Zusammenarbeit mit Chantal<br />

Akerman sagt Mangolte: „In den 70ern Feministin zu<br />

sein bedeutete nicht ‚Wir sind Frauen! Wir sind hier!‘ zu<br />

rufen. Vielmehr ging es uns darum zu zeigen, dass die<br />

Perspektive der Frau sich von der des Mannes<br />

unterscheidet. Als Frauen wollten wir andere<br />

Geschichten schreiben als die, die die jungen Männer<br />

unserer Generation interessierten, wie zum Beispiel die<br />

Nouvelle Vague Filmemacher, die Buddy-Filme und<br />

Krimis der Hollywood-Ära vor einer Pariser Kulisse<br />

nacherzählten.“ 1975 vollendet Mangolte ihren ersten<br />

Film What Maisie Knew, der im selben Jahr beim<br />

Toulon Filmfestival mit dem „Prix de la Lumière“<br />

ausgezeichnet wurde. Danach entstanden weitere<br />

wichtige Filme wie The Camera: Je or La Camera: I<br />

(1977), The Cold Eye (1980), The Sky on Location<br />

(1982), Visible Cities (1991) und Four Pieces by Morris<br />

(1993). Einer ihrer jüngsten Filme ist Seven Easy<br />

Pieces (2007), eine Dokumentation über Marina<br />

Abramovićs Neuinszenierung bedeutender Werke aus<br />

den 1970er Jahren im New Yorker Guggenheim<br />

Museum. Über ihr künstlerisches Werk hinaus ist<br />

Babette Mangolte als renommierte Essayistin bekannt.<br />

Sie veröffentlichte zahlreiche Texte, die ihre<br />

fotografische Praxis der Dokumentation von<br />

Performances analysieren. [Kunsthalle Wie.<br />

Ausstellungsdauer bis 12. Februar <strong>2017</strong>]

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