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gesund<br />

leben<br />

LUFT<br />

„Wem seine<br />

Gesundheit lieb<br />

und teuer ist, der<br />

biete das Mögliche<br />

auf, dass er in<br />

reiner Luft seine<br />

Zeit zubringt. “<br />

Sebastian Kneipp<br />

INE LUFTVERÄNDERUNG<br />

TUT GUT. Meist sagt man es<br />

nur so: Luftveränderung –<br />

und meint bloß einen anderen<br />

Ort. Aber wie wäre es,<br />

wenn dieser Ort nicht nur<br />

andere, sondern bessere Luft<br />

zu bieten hätte? Nicht nur ein anderes<br />

Klima, sondern ein anerkanntes Heilklima?<br />

Dann wären der bloße Aufenthalt<br />

dort und jeder Atemzug eine Wohltat für<br />

den Körper. Wie eine Medizin, die einen<br />

einfach umgibt. Ohne unerwünschte Nebenwirkungen.<br />

Es gibt solche besonderen<br />

Orte, elf davon in Bayern. Sie dürfen<br />

sich „Heilklimatischer Kurort“ nennen.<br />

Die Vergabe dieses Qualitätssiegels ist an<br />

strenge Kriterien gebunden. Das „Heilklima“<br />

wird regelmäßig vom Deutschen<br />

Wetterdienst überprüft, es gelten besondere<br />

Umwelt- und Lärmschutzauflagen.<br />

HEILKLIMA – WAS IST DAS?<br />

Aber was genau macht ein Klima zum<br />

Heilklima? „Klima wird von vielen verschiedenen<br />

Faktoren beeinflusst. Dazu<br />

gehören vor allem die Luftqualität, aber<br />

auch die Sonneneinstrahlung und thermische<br />

Reize“, erklärt Simone Reiter,<br />

Klimatherapeutin und Gesundheitswissenschaftlerin<br />

bei GaPa Tourismus. „Es<br />

gibt sogenannte Belastungsfaktoren, wie<br />

z. B. schadstoffhaltige Luft, Nebel oder<br />

auch Schwüle, und sogenannte Schonfaktoren,<br />

wie z. B. reine Luft, Allergenarmut<br />

und thermisch ausgeglichene Bedingungen.<br />

Bei uns in Garmisch-Partenkirchen<br />

herrschen vorwiegend sogenannte Reizfaktoren,<br />

wie eine verstärkte Abkühlung<br />

durch eben niedrige Temperaturen in der<br />

Nacht, häufig frische Winde und eine<br />

erhöhte Intensität der Sonneneinstrahlung,<br />

bedingt durch die Höhe über dem<br />

Meeresspiegel. Heilklima ist nun nichts<br />

anderes als ein Klima, bei dem die Belastungsfaktoren<br />

auf lange Sicht nur minimal<br />

sind, hingegen stimulierende Reize<br />

bzw. Schonfaktoren überwiegen.“<br />

In unserer komfortablen Umgebung haben<br />

wir verlernt, uns solchen stimulierenden<br />

Klimareizen anzupassen. Wenn uns<br />

zu kalt ist, drehen wir die Heizung auf,<br />

wenn es regnet, bleiben wir lieber drinnen.<br />

Aber beim Heilklima, da sollten wir raus.<br />

Und tief einatmen. Doch das allein reicht<br />

nicht. „Die Erfolge sind besser, wenn man<br />

sie mit Bewegung kombiniert“, weiß<br />

Simone Reiter.<br />

RAUS AUS DER KOMFORTZONE:<br />

KLIMAREIZE NUTZEN<br />

Deshalb werden in Garmisch-Partenkirchen<br />

Heilklima-Wanderungen angeboten.<br />

„Wir sind der einzige Kurort<br />

in Deutschland, der die heilklimatische<br />

Bewegungstherapie als ambulante Kurmaßnahme<br />

mit den gesetzlichen Krankenkassen<br />

abrechnen darf. Bei uns ist<br />

sozusagen ‚Wandern auf Rezept‘ möglich.“<br />

Doch auch Gäste ohne Rezept<br />

dürfen mit. Nach einer kurzen Begrüßung<br />

und der Routenerklärung wird der<br />

Puls gemessen. Der optimale Trainingspuls<br />

liegt bei 60 bis 75% des Maximalpulses.<br />

„Neben dem Ausdauertraining<br />

soll beim Heilklima-Wandern der Körper<br />

wieder lernen, sich mit Klimareizen<br />

auseinanderzusetzen. Hierzu sagen wir<br />

unseren Teilnehmern, sie sollen sich so<br />

kleiden, dass ihnen kühl, aber nicht kalt<br />

ist. Die Körperschale sollte etwas kühler<br />

sein als das Behaglichkeitsempfinden.<br />

Zudem nutzen wir für diese thermischen<br />

Reize Gebirgsbäche und Kneipp-Anlagen.<br />

Zwischendurch werden immer wieder<br />

Trink- und Erholungspausen gemacht<br />

und der Puls wird kontrolliert. An geeigneten<br />

Stellen und bei dem richtigen Wetter<br />

nutzen wir zudem unsere schönen<br />

Aussichtsbänke, um uns einem dosierten<br />

Sonnenbad auszusetzen“, beschreibt die<br />

Klimatherapeutin Reiter den Ablauf<br />

einer Wanderung.<br />

FOTO: TEGERNSEER TAL TOURISMUS GMBH<br />

SONNE, SALZ UND HOHE BERGE<br />

Schöne Tage gibt es auch in Bad Reichenhall,<br />

einem der sonnenreichsten Gebiete<br />

Deutschlands. Berge umrahmen das bayerische<br />

Staatsbad und halten die feuchten<br />

westlichen und die kalten nördlichen<br />

Winde ab. Hier setzt man mehr auf die<br />

klimatischen Schonfaktoren, die geradezu<br />

poetisch beschrieben werden: „Dieses<br />

nie zu heiße, nie zu kalte, zu feuchte<br />

oder zu trockene Klima mit den sanften,<br />

rücksichtsvollen Übergängen ist gerade<br />

für Atemwegspatienten so förderlich. Die<br />

Milde wirkt hier nicht drückend, sie erfährt<br />

durch Luftströmungen, die an den<br />

Bergen abwärts streichen, fortgesetzt Auffrischung.<br />

Die Berge stemmen sich gegen<br />

Wind, Sturm und Nebel, von Süden<br />

fällt breit ein Lichtstrom ein.“ Der Medizinprofessor<br />

Max Joseph Oertl prägte<br />

Ende des 19. Jahrhunderts den Begriff<br />

„Terrainkur“ und schickte den Hochadel<br />

zum wohldosierten Wandern in die<br />

Berge – weil es der Gesundheit dient.<br />

Die historischen Wege wurden weiterentwickelt:<br />

Heute führen über 60 Touren<br />

zu den schönsten Zielen rund um<br />

Bad Reichenhall.<br />

Ein besonderes Extra für die Atemwege<br />

bietet das Freiluft-Inhalatorium Gradierhaus<br />

im Kurgarten: Hier liegt Salz in<br />

der Luft. Feinste Alpensolepartikel<br />

dringen bis in die Verästelungen der<br />

Bronchien vor und wirken wohltuend.<br />

DIE PERFEKTE TOUR FINDEN<br />

Im Naturpark Nagelfluhkette in Oberstaufen<br />

gibt es kurze, sanfte Routen, die<br />

über befestigte Wege führen. Wer dabei<br />

von Natur- und Landschaftsführer Theo<br />

begleitet wird, verpasst auch die kleinen<br />

Geheimnisse am Wegesrand nicht. Theo<br />

ist auch Klimatherapeut. Er zeigt, wie gesundes<br />

Wandern funktioniert, und lockert<br />

Körper und Seele mit Dehn- und<br />

Entspannungsübungen auf.<br />

Der Heilklimapark Tölzer Land setzt<br />

ganz auf Wissenschaft und moderne<br />

Technik: Er bietet gesundheitsbewussten<br />

Wanderern 37 verschiedene Klima-Routen<br />

von insgesamt rund 340 Kilometern<br />

Länge. Zur Routenplanung stehen vier<br />

computergestützte „Biomonitore“ bereit:<br />

Auf Basis örtlicher Klimadaten kombinieren<br />

sie Informationen zu Wetterlage,<br />

Ozonwerten oder Wind zu ganz aktuellen<br />

Routenempfehlungen. Unter Berücksichtigung<br />

der eigenen Leistungsfähigkeit<br />

kann sich der Wanderer damit je nach<br />

Tageszeit und Wetterlage seine perfekte<br />

Klima-Tour zusammenstellen. Gehetzt<br />

wird unterwegs nicht, die bei der Vermessung<br />

der Wanderwege zugrunde<br />

gelegte Heilklima-Gehgeschwindigkeit<br />

beträgt 3 km/h.<br />

Zum exklusiven Kreis der Heilklimatischen<br />

Kurorte gehört Bischofsgrün im<br />

Fichtelgebirge. Durch die verschiedenen<br />

Höhenlagen sind in Bischofsgrün und<br />

Umgebung alle Klimatherapien möglich.<br />

Im Ort selbst kann man vom Schonklima<br />

profitieren, in den Wäldern ist das<br />

Klima mäßig reizend. Das die Abwehrkräfte<br />

stärkende Reizklima findet man<br />

auf den Kammlagen des Fichtelgebirges<br />

in 900 Metern Höhe.<br />

ALLERGIKER ATMEN AUF<br />

Auf den 1000 Höhenmetern der Ortsteile<br />

Ober- und Unterjoch im Heilklimatischen<br />

Kurort Bad Hindelang atmen auch Allergiker<br />

auf, denn hier findet man so gut<br />

wie keine Pollen und Hausstaubmilben.<br />

Der Kurort in den Allgäuer Hochalpen<br />

hat eine äußerst saubere Luft mit niedrigen<br />

Feinstaub- und Schadstoffwerten<br />

und ist als „allergikerfreundliche Kommune“<br />

zertifiziert. Die Kombination aus<br />

den verschiedenen Reizstufen des Bergklimas<br />

und der sauberen Luft bewirken<br />

schon bei einem kurzen Besuch spürbare<br />

gesundheitliche Vorteile.<br />

Heilklima ist also nicht gleich Heilklima:<br />

Mal schont es, mal reizt es. Immer<br />

tut es gut. Und wenn es den ganzen Tag<br />

regnet? Ist das dann auch noch Heilklima?<br />

„Natürlich“, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin<br />

Simone Reiter. „Bei<br />

Regen sind die thermischen Reize sogar<br />

noch etwas besser.“<br />

HEILKLIMA<br />

Was ist es? Reine, gesunde Luft ist Medizin<br />

für die Atemwege, Temperaturreize<br />

bringen den Körper in Schwung.<br />

Wogegen hilft es? Funktionelle Herz-,<br />

Kreislauf-, Koronar- und Stoffwechselerkrankungen,<br />

Erkrankungen der Atemwege,<br />

Hautirritationen, Allergien.<br />

Wo ist es in Bayern zu finden? Berchtesgaden-Königssee,<br />

Bischofsgrün, Eging<br />

am See, Fischen im Allgäu, Garmisch-<br />

Partenkirchen, Bad Heilbrunn, Bad<br />

Hindelang, Pfronten, Oberstaufen,<br />

Oberstdorf, Scheidegg, Bad Wiessee/<br />

Tegernsee, Bad Tölz.<br />

18 Verlags-Sonderveröffentlichung<br />

Verlags-Sonderveröffentlichung 19

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