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gesund<br />

leben<br />

ERDE<br />

Laufen ist<br />

Leben<br />

Im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums hat die Uni Mainz<br />

Aktuell hält Professor Dr. Thomas<br />

Wessinghage den deutschen Rekord<br />

über 1500 und 2000 Meter<br />

2011/12 eine repräsentative Befragung von 10.000 Probanden zu<br />

ihrem Sportverhalten durchgeführt: Insgesamt 53,2 % der Deutschen<br />

über 16 Jahre treiben aktiv Sport, 19 Millionen joggen. Professor<br />

Dr. Thomas Wessinghage ist selbst Profi-Läufer, Arzt und Laufexperte.<br />

1982 war er Europameister über 5000 Meter und 22-mal Deutscher<br />

Meister. 2008 übernahm Wessinghage als Ärztlicher Direktor die<br />

drei Medical Park Rehabilitations-Kliniken am Tegernsee<br />

Wie meditativ ist Laufen wirklich?<br />

Das hängt einzig und allein vom Läufer<br />

und der Art seines Laufens ab. Je mehr<br />

Anstrengung und Atemlosigkeit ein<br />

Läufer erfährt, desto weniger kann er<br />

sich während der Bewegung entspannen.<br />

Viele Anfänger kämpfen gegen den<br />

Drang, stehen zu bleiben, aber Kampf<br />

hat nichts mit Meditation zu tun. Dann<br />

wäre leichtes und langsames Laufen<br />

oder auch Spazieren besser. Der meditative<br />

Aspekt hat nichts mit der Laufgeschwindigkeit<br />

zu tun.<br />

Ab welcher Geschwindigkeit sprechen<br />

Sie von Laufen?<br />

Sobald beide Beine in der Luft sind, gibt<br />

es eine Flugphase. Die ist definitionsgemäß<br />

die Voraussetzung fürs Laufen.<br />

Im Moment sind die sogenannten<br />

Füßlinge sehr im Trend. Was halten<br />

Sie davon?<br />

Diese Art Schuhe bieten lediglich einen<br />

Schutz der Fußsohle, z. B. vor spitzen<br />

Steinen. Sonst nichts – keine Dämpfung,<br />

keine Fersensprengung (Absatz). Prinzipiell<br />

ist das Barfußlaufen sinnvoll, denn<br />

naturhistorisch ist der Bewegungsapparat<br />

des Menschen dazu geschaffen.<br />

Bei welchen Symptomen sollte man<br />

sein Training unterbrechen?<br />

Immer wenn Schmerz ins Spiel kommt,<br />

sollte das Training abgebrochen werden.<br />

Das gilt auch, wenn man sehr stark<br />

außer Atem ist oder die Beine schwer<br />

werden. Übrigens: Ein Muskelkater am<br />

nächsten Tag ist kein Zeichen für ein<br />

gutes Training, sondern für eine Überforderung<br />

der Muskulatur.<br />

Wie viel Training ist gesund?<br />

Die Dosis des Ausdauertrainings ist<br />

stark abhängig vom Trainingszustand<br />

der jeweiligen Person. Einmal ist<br />

keinmal, zweimal wöchentlich hilft, in<br />

Form zu bleiben. Wenn man aber einen<br />

Fortschritt erzielen möchte, sollte man<br />

drei- bis viermal pro Woche trainieren.<br />

Es kann sehr hilfreich sein, die Verbesserungen<br />

festzuhalten, beispielsweise<br />

in einem kleinen Notizbuch (oder auch<br />

digital). So kann man sich an jedem<br />

kleinen „Fort-Schritt“ freuen.<br />

Wie lange sollte ein Training dauern?<br />

Als Optimum zwischen Aufwand und<br />

Wirkung werden heute ca. 40 Minuten<br />

dreimal pro Woche angesehen. Ein<br />

leichtes Belastungsgefühl darf dabei<br />

gern entstehen, z. B. in Form des Gefühls,<br />

dass man sich anschließend gern ein<br />

wenig hinsetzt – zum Ausruhen.<br />

Reicht Lauftraining, um richtig fit zu<br />

werden oder zu sein?<br />

Ausdauertraining kann das Leben verlängern.<br />

Krafttraining macht es besser<br />

(weniger Schmerzen, bessere Mobilität).<br />

Ich empfehle daher beides. Krafttraining<br />

z. B. dreimal die Woche für 10 bis<br />

15 Minuten. Das kann man wunderbar<br />

zu Hause machen: Es gibt eine Vielzahl<br />

von Übungen für Arme, Beine und den<br />

Rumpf, die zu den eigenen Schwächen<br />

passen (und sie beseitigen). Dazu kann<br />

man, muss aber nicht, in ein Fitness-<br />

Studio gehen. Denken Sie nur an die<br />

guten alten Liegestütze. Als Einstiegsvariante<br />

kann man diese auch auf<br />

Händen und Knien ausführen und sich<br />

langsam steigern.<br />

Gibt es eine optimale Tageszeit fürs<br />

Training?<br />

Ja! Aber sie ist für jeden Menschen unterschiedlich.<br />

Das findet man ganz einfach<br />

heraus, indem man mal morgens<br />

und mal abends läuft.<br />

Gibt es eine ebenso sportliche Alternative<br />

zum Laufen – gerade wenn man<br />

Gewicht verlieren möchte?<br />

Bewegung an sich ist die Antwort auf<br />

die Frage nach dem Wundermittel gegen<br />

Übergewicht. Welche Art von Bewegung,<br />

ist zweitrangig. Aber einfacher als auf<br />

den eigenen zwei Beinen geht’s nun mal<br />

nicht (Beispiel Radfahren: Sie benötigen<br />

den zwei- bis dreifachen Zeitaufwand<br />

für den gleichen Effekt).<br />

Kann jeder Mensch laufen/joggen?<br />

Prinzipiell ja! Man muss ja nicht gleich<br />

schnell laufen. Auch zügiges Gehen unterstützt<br />

das Allgemeinbefinden, den<br />

Kreislauf, die geistigen Funktionen, das<br />

Immunsystem. „Ohne Bewegung ist<br />

alles nichts“, sagte schon der Philosoph<br />

Arthur Schopenhauer.<br />

FOTO: MEDICAL PARK, THOMAS PLETTENBERG<br />

32 Verlags-Sonderveröffentlichung<br />

Verlags-Sonderveröffentlichung 33

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