Magazin 2017_03

Text
© V.A.L.I__22 (*2000)
D I E
R E G E N -
T R O P -
F E N
www.schreibdichfrei.net/texte/text/3012
Ich sitze im Auto und betrachte die Regentropfen auf der
Fensterscheibe. Eigentlich ist es nur Wasser. Aber ich sehe
darin etwas anderes. Ich sehe Möglichkeiten, Möglichkeiten
was heute Abend noch geschieht. Nur ein einziger Tropfen
bleibt bestehen, die anderen verdunsten. Ich betrachte
einen Tropfen. Ist es dieser welcher bestehen bleibt? Ich
sehe ihn mir genau an.
Man verlangt nach mir. Man ruft nach mir. Sie ruft nach mir.
Und ich, ich komme. Bin bei einem Dutzend Menschen aber
sehe nur sie. Um mich herum tausende Wörter aber ich höre
nur sie. Warum ist sie überhaupt da? Ich weiss es nicht aber
ich bin zu glücklich, um mich mit dieser Frage zu quälen. Wir
gehen weiter, Seite an Seite. Ich sehe sie beinahe jeden Tag
und sie erscheint mir jedes Mal noch schöner. Wir kommen
an. Wir trinken, lachen und bleiben beieinander. Wir halten
uns.
• veröffentlicht • am 6. November 2016 •
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Die Regentropfen
Und der Tropfen ist fort. Er konnte sich nicht auf der Scheibe
halten. Ich schlucke schwer, schlucke mir den Frust hinunter.
Warum spiele ich mir im Kopf immer wieder Dinge durch die
sowieso nie passieren werden? Sie wird nicht nach mir rufen.
Sie wird nicht bei mir sein und sie wird sich nicht an mir halten.
Ich werde nicht gehen. Nein, stattdessen werde ich einen
Text schreiben, der vor Selbstmitleid trieft, welches ich nicht
einmal verdient habe. Und sie? Nur eine von vielen. Ich fühle
mich wie in einem Labyrinth und jeder Weg scheint der falsche
zu sein. Ich bin verwirrt und weiss nicht einmal wieso. Vier auf
einmal tauchen auf und keine wird bei mir sein. Ich werde von
Gefühlen hin und her gerissen, aber werde bei keinem Ziel
ankommen. Ist das Ziel noch so fern, dass ich es nicht einmal
sehe?