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Magazin 2017_03

Eine Anthologie zum 5. Jubiläum. Kuratiert von Lissan, Leralya, Nederlandfreak und welcome home.

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Text<br />

© Meret (*2000)<br />

G R Ü N E<br />

F A H R -<br />

R Ä D E R<br />

S P R E -<br />

C H E N<br />

N I C H T<br />

www.schreibdichfrei.net/texte/text/727<br />

Dunkle, strubbelig frisierte Haare, dunkle Augen, markante<br />

Kinn- und Wangenknochen, eine gerade Nase und ein<br />

unheimlich cooles Lächeln.<br />

Ja, so möchte ich gerne aussehen. Stattdessen: Dicke<br />

Backen, abstehende Ohren, braunblonde Hängehaare und<br />

eine Kartoffelnase. Kein Wunder, dass ich nicht beliebt bin.<br />

Die Jungen finden mich zu wenig cool, die Mädchen zu wenig<br />

süss. Süss finden sie eh nur den Manuel. Manuel hat dunkle,<br />

strubbelig frisierte Haare, dunkle Augen, markante Kinnund<br />

Wangenknochen, eine gerade Nase und ein unheimlich<br />

cooles Lächeln. Und er ist farbenblind. Aber das hat mit<br />

seinem Aussehen gar rein nichts zu tun.<br />

Wie gesagt, ich habe keine Freunde. Und wer keine Freunde<br />

hat, sucht sich welche. Ich habe einen Freund gefunden.<br />

Einen unheimlich guten Freund. Er wohnt bei uns im Keller.<br />

Nein, keine Angst, wir halten keine Menschen in unserem<br />

Keller gefangen. Dort unten ist niemand, nur mein Fahrrad.<br />

Ja, richtig. Mein Freund ist ein Fahrrad.<br />

• veröffentlicht • 26. März 2013 •<br />

68 69<br />

Grüne Fahrräder sprechen nicht<br />

Montagmorgen. Ich hasse Montagmorgen. Dann hat man<br />

noch volle fünf Tage vor sich, an denen man immer nur<br />

gehänselt wird. Ausserdem scheint die Regenwahrscheinlichkeit<br />

an einem Montagmorgen besonders hoch zu sein.<br />

Auch heute regnet es wieder einmal Bindfäden. Stöhnend<br />

schiebe ich mein Fahrrad durch eine Pfütze. Ja, richtig. Ich<br />

nehme mein Fahrrad immer mit zur Schule, auch wenn sie<br />

nur zwei Minuten zu Fuss von zu Hause entfernt ist. Und ja,<br />

auch richtig, ich fahre nie darauf. Ich bin nämlich furchtbar<br />

unsportlich. „Ach weisst du. Die anderen sind immer so<br />

gemein zu mir. Vor allem Manuel.“ Leise erzähle ich meinem

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